Titel: | Beiträge zur zeichnerischen Ausmittlung von Steuerungsgetrieben. |
Autor: | L. Baudiss |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 417 |
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Beiträge zur zeichnerischen Ausmittlung von
Steuerungsgetrieben.
Von L. Baudiss in
Wien.
Beiträge zur zeichnerischen Ausmittlung von
Steuerungsgetrieben.
Bei Ausmittlung von Steuerungen wird häufig von dem sogen. Schorchschen Diagramm Gebrauch gemacht, welches die
Bestimmung der Kreuzkopf- bezw. Kolbenstellungen bei gegebenen Kurbellagen oder
umgekehrt unter Berücksichtigung der wirklichen Schubstangenlänge gestattet.
In allgemeiner FormVergl. Seemann
„Die Müllerschen Schieberdiagramme“ und
„Z. d. V. d. I.“ 1898, S. 669. läßt sich dieses
Diagramm wie folgt darstellen:
Es sei k1 (Fig. 1) eine beliebige, ebene, krummlinige Bahn,
längs welcher ein Endpunkt a einer Geraden von
unveränderlicher Länge (der Schubstange) geführt wird, während der andere Endpunkt
b derselben die beliebige, in der Ebene von k1 liegende Bahn k2 beschreibt. Bei
Bewegung der Stange komme z.B. a nach a1, b nach b1; die Stange könnte aus der Lage ab in jene a1b1 auch in der Weise gebracht werden, daß zunächst
eine Parallelverschiebung aus der Lage ab in jene a1b'1 erfolgt, wobei alle
Stangenpunkte gleiche und gleichgerichtete Bahnen beschreiben, und hierauf eine
Drehnung in die Lage a1b1
vorgenommen wird.
Textabbildung Bd. 322, S. 417
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 322, S. 417
Fig. 2.
Es ist klar, daß man sich die Bewegung der Stange aus der Lage ab in jene a1b1 auch aus einer Drehung aus ab in die beliebige Lage ab', einer Parallel
Verschiebung von ab' nach a1b''1 und einer Drehung aus a1b''1 nach a1b1 zusammengesetzt denken kann.
Die Parallelverschiebung der Stange könnte auch längs der Bahn k2 erfolgen (Fig. 2), wobei ab
vorerst nach a'1b1 verschoben, dann um
den Punkt b1 in die
Lage a1b1
gedreht würde. Der Drehungswinkel a'1b1a1 (Fig. 2) muß
natürlich gleich dem ∡ b'1a1b1 (Fig. 1) sein.
Der Zusammenhang zwischen den zusammengehörigen Punkten der Bahn k2 (Fig. 1) und der in der Richtung ab || verschobenen Bahn k'1 bezw. k''1 (oder der Bahnen k1k'2
Fig. 2) ist demnach durch die aus den wirklichen
Bahnpunkten (a1 in Fig. 1 bezw. b1 in Fig. 2) mit der
Stangenlänge ab als Halbmesser beschriebenen
Kreisbögen, auch Projektionsbögen genannt, festgelegt; es erscheinen die beiden
Bahnen k1 und k2 (und zwar die eine
in der wirklichen, die andere in verschobener Lage) in einem krummlinigen
KoordinatensystemDiese Auffassung ist
natürlich nur dann zutreffend, wenn innerhalb des Darstellungsgebietes
Schnitte der Ordinaten untereinander nicht vorkommen. auf
einander bezogen, als dessen Abszisse eine der beiden Bahnen, als dessen Ordinaten
die erwähnten Projektionsbögen angesehen werden können.
Ein beliebiger in der Ebene von k1 und k2 liegender und mit der Stange ab starr verbundener Punkt c wird bei Bewegung der Stange längs der Bahnen k1 und k2 eine Bahn k3 beschreiben, und, wenn die Stange aus der Lage ab in jene a1b1 gebracht wird, von c
nach c1 kommen. Wird
die Bewegung der Stange wieder aus einer Parallelverschiebung von ab nach a1b'1 längs k1 (Fig. 3) und
hierauffolgender Drehung nach a1b1 zusammengesetzt gedacht, so vollführt c ebenfalls vorerst eine Verschiebung cc'1 längs k''1 und hierauf eine
Drehung um a1 und zwar
von c'1 nach c1.
Da der Drehwinkel c'1a1c1 gleich dem
Drehwinkel b'1a1b1 ist, verhalten sich
die Längen der Sehnen \overline{c'_1\,c_1} und \overline{b'_1\,b_1} wie die Halbmesser, das ist wie
\overline{a_1\,c_1} und \overline{a_1\,b_1} oder wie \overline{a\,c} und \overline{a\,b}. Die Richtungen der
beiden Sehnen c'1c1 und b'1b1 schließen, wie
leicht einzusehen, den gleichen Winkel wie die Richtungen von ac und ab ein. Denkt man
sich nun das krummlinige Dreieck cc'1c1 in der Richtung cb um
die Länge dieser Strecke parallel verschoben, so kommt c nach b, c1
nach b'1 und c1 nach c''1; dabei wird
\overline{b'_1\,c''_1}=u.\,\parallel\,\overline{c_1\,c'_1} ferner ∡ b1b'1c''1 = ∡ bac. Hieraus sowie mit Rücksicht auf die vorerwähnte
Proportion: \overline{c'_1\,c_1}\,:\,\overline{b'_1\,b_1}=\overline{a\,c}\,:\,\overline{a\,b} folgt, daß das Dreieck b'1b1c''1 dem Dreieck abc
ähnlich ist.
Die Punkte der \parallel\,\overline{c\,b} verschobenen Bahn von c werden demnach, wenn die Lage der zugehörigen Punkte
auf den Bahnen k2 und
k'1 bekannt ist, in
der Weise gefunden, daß über jeder Verbindungslinie zusammengehöriger Punkte dieser
Bahnen (d.h. den Sehnen der Projektionsbögen) Dreiecke errichtet werden, welche dem
Stangendruck abc ähnlich sind.
Um die Lage dieser Dreiecke, welche auch als „Abbildungen des
Stangendreiecks“abc bezeichnet werden mögen, unzweifelhaft festzulegen,
kann man sich die Abbildung so entstanden denken, daß z.B. das
„Stangendreick“
a1b1c1 zunächst um den
Punkt b1 in die Lage
a2b1c2 gedreht und dann das
∆ b'1b1c''1 ähnlich dem ∆ a2b1c2 verzeichnet
wird.
Da die Lage des Stangenpunktes c willkürlich gewählt
wurde, gilt die angegebene Konstruktion der Bahnpunkte für jeden (in der
Zeichenebene liegenden) mit ab starr verbundenen Punkt;
sind demnach die in einer Ebene liegenden Bahnen (k1k2) zweier Punkte (z.B. a und b) einer starren, ebenfalls in der
Ebene von k1k2 liegenden Figur
gegeben, und wird eine dieser Bahnen (z.B. k1) um den Abstand der beiden Punkte \overline{a\,b} (und
zwar in der Richtung einer Lage der Stange ab oder wie
leicht zu begründen in beliebiger Richtung) parallel verschoben (z.B. nach k'1), so werden die
Bahnen der übrigen Punkte der Figur punktweise, und zwar in entsprechend
verschobener Lage erhalten, wenn über zusammengehörigen Punkten (z.B. b1b'1) der Bahnen k2 und k'1 je eine der
bewegten ähnliche Figur verzeichnet wird.
Die Richtungen, nach welchen die einzelnen Bahnen dabei verschoben werden, schließen
miteinander dieselben Winkel ein, wie die Verbindungslinien der betreffenden Punkte
(ac...) der Figur mit jenem Punkt (b) derselben, dessen Bahn nicht verschoben wird; die
Größe der Verschiebungen ist durch die Länge der Verbindungslinien (ab, cb...) gegeben.
Textabbildung Bd. 322, S. 418
Fig. 3.
In dem Schnittpunkt b der beiden Bahnen k'1 und k2 (Fig. 3) fallen die zugehörigen Punkte der
verschobenen Bahnen aller mit ab starr verbundenen
Punkte zusammen; schneiden sich die Bahnen k'1k2 z.B. in zwei Punkten (b und d) (Fig.
4), so sind diese Schnittpunkt, daher auch die Sehne \overline{b\,d} allen
verschobenen Bahnen gemeinsam. Wählt man andere Lagen der Stange als Anfangslagen,
z.B. a1b1 oder a2b2, d.h. verschiebt man
k1 nach k''1 bezw. k'''1 usw., so erhält
man Sehnen b1d1, b2d2 usw., welche
ebenfalls allen verschobenen Bahnen gemeinsam sind.
Textabbildung Bd. 322, S. 418
Fig. 4.
Beim Kurbeltrieb, welcher bei den Kolbenmaschinen zu verschiedenen Zwecken und in
verschiedener Form verwendet wird, sind die Bahnen der Schubstangenendpunkte gerade
oder kreiförmig.
Es möge vorerst ein Kurbelgetriebe mit kreisförmiger Kreuzkopfbahn (Fig. 5) vorausgesetzt werden.
Die Schubstange befinde sich z.B. in der Lage ab,
und es werde die Kreuzkopfbahn k1 (d.h. die Bahn des Endpunktes der Schwinge o1a) parallel nach k'1 in beliebiger Richtung um den Betrag der
Schubstangenlänge verschoben; dabei gelangt der Mittelpunkt der Kreisbahn k1 nach o'1, wobei \overline{o_1\,o'_1}=\overline{a\,b} ist. Beschreibt man einen Kreis,
dessen Mittelpunkt a und dessen Halbmesser gleich \overline{a\,b} ist, so schneidet dieser Kreis die Bahn k'1 in b', den Kurbelkreis in b
und b''. Den beiden Kurbelstellungen ob und ob'', welche
bezüglich der „Zentrallinie“
ao symmetrisch liegen, entspricht die gleiche
Schwingenstellung o1a. Zieht man die Geraden bb' und b''b', so schneiden dieselben den
Kurbelkreis in den Punkten o3 und o2.
Textabbildung Bd. 322, S. 418
Fig. 5.
Die Dreiecke b'o2b und b'o3b'' sind, wie sich
leicht zeigen läßt, dem Dreieck aob ähnlich.
Wird ferner das Dreieck bb'o4 ähnlich dem Dreieck bao1 verzeichnet, so liegt, wie sich ebenfalls leicht
zeigen läßt, der Punkt o4 auf der Kreisbahn k'1. Der Linienzug o2bb'o4 stellt somit eine Abbildung des ganzen
Kurbeltriebes obao1
dar, der Schnittpunkt p der verlängerten Geraden o2b und o4b' ist demnach die
„Abbildung“ des Pols der Schubstange für die Stellung ab derselben.
Ist mit der Stange ab ein Punkt c starr verbunden, so wird der der Lage ab
entsprechende Punkt der um die Strecke cb verschobenen
Bahn von c in c' gefunden,
wenn das Dreieck b'bc' ähnlich dem Dreieck abc verzeichnet wird. Verbindet man c' mit p, so sind die
Strecken pb', pb und pc'
den augenblicklichen Geschwindigkeiten der Stangenpunkte a,
b und c proportional, p ist demnach der Scheitel des Geschwindigkeitsplanes für die Lage ab der Schubstange.
Die Richtungen der Strecken pb, pc' und pb' sind aber nicht mit den wirklichen
Geschwindigkeitsrichtungen übereinstimmend; letztere schließen mit den zugehörigen
Linien des Geschwindigkeitsplanes je dieselben Winkel ein, den pb mit der in b an den
Kurbelkreis gelegten Tangente bildet.
Soll die im Vorstehenden behandelte Konstruktion der Punktbahnen für ein
Kurbelgetriebe nach Fig. 5 angewendet werden, ist
zunächst die Bestimmung der zusammengehörigen (d.h. derselben Schubstangenlage
entsprechenden) Punkte des Kurbel- und Schwingenkreises vorzunehmen.
Dies kann z.B. mittels des Schorchschen Diagramms in der
von Seemann a. a. O. angegebenen Weise erfolgen, indem
einige Projektionskreise (z.B. L2L3L1) mit der Schubstangenlänge ab als Halbmesser aus den äußersten Punkten a0 und a'0 bezw. dem mittleren Punkt am der Schwingenbahn beschriebenFür das punktweise Ermitteln von Kreisbögen
mit großem Halbmesser kann, falls das Verzeichnen mittels des Zirkels
untunlich ist, folgende Konstruktion benutzt werden: Der zu zeichnende Kreis von
gegebenem Halbmesser R soll z.B. durch s gehen (Fig.
I), sein Mittelpunkt auf xx' liegen;
trägt man von s aus auf xx' die Strecken \overline{s\,a}=A und \overline{s\,b}=B auf, wobei eine dieser
Strecken beliebig gewählt werden kann, die andere aber aus einer der
GleichungenA=\frac{B\,R}{R+B} oder B=\frac{A\,R}{R-A}Textabbildung Bd. 322, S. 418Fig. I.bestimmt wird, errichtet ferner über \overline{a\,b} das
Dreieck abc, dessen Seitenlängen der Proportion
entsprechen \overline{a\,c}\,:\,\overline{b\,c}=A\,:\,B (wobei eine der Seiten \overline{a\,c} und \overline{b\,c}
ebenfalls beliebig gewählt werden kann), so ist c ein Punkt des Kreises. Macht man z.B. A=\frac{R}{m} wobei m eine passend zu wählende Zahl ist, so ergibt
sich B=\frac{R}{m-1}. und die gegebenen Kurbelstellungen entsprechenden Lagen der
Schwinge durch Verschieben der Bahn k'1 längs der Kreisbogen L1L2... gefunden werden (Fig.
6).
Textabbildung Bd. 322, S. 419
Fig. 6.
Bei der Verschiebung der Bahn k'1 längs der Projektionskreisbögen beschreibt der
Mittelpunkt dieser Bahn einen Kreis L0, dessen Mittelpunkt in o1 liegt und dessen
Halbmesser gleich der Stangenlänge \overline{a\,b} ist.
Denkt man sich zum Kurbelgetriebe o1abo die Glieder o1ox. und box hinzugefügt, wobei
\overline{o_1\,o_x}=\overline{a\,b} und \overline{b\,o_x}=a\,o_1, so ist in jeder Lage ab || o1ox und ao1 || box, daher sind die
Winkelausschläge der Glieder des Kurbelgetriebes o1abo für jede
Kurbelstellung dieselben wie jene des Kurbeltriebes o1oxbo. Vertauscht man
daher bei einem Kurbelgetriebe die Schwinge und die Schubstange, so bleibt die Form
des Schorchschen Diagramms dieselbe, es erfahren nur
die Abszissen und Ordinaten eine Vertauschung.
Soll für ein Kurbelgetriebe mit gerader Kreuzkopfbahn, deren Richtung beliebig, also
nicht durch den Mittelpunkt des Kurbelkreises gehend (d.h. nicht „zentral“)
angenommen wird, die Bahn eines mit der Schubstange ab
starr verbundenen Punktes c bestimmt werden, so kann in
derselben Weise wie im früheren Fall verfahren werden; es ist hier aber auch
möglich, die im Früheren behandelte, zwischen bestimmten Sehnen der Punktbahnen
bestehende Beziehung zum Verzeichnen der Bahn von c zu
benutzen.
Es sei (Fig. 7) abc eine
beliebige Lage des „Stangendreiecks“, kk' die
Richtung der Kreuzkopfbahn; zieht man im Kurbelkreis die Sehne bb' || zu kk', so ist,
wenn das Stangendreieck in die der Kurbellage ob'
entsprechende Lage a'b'c' gebracht wird,
\overline{b\,b'}=u.\,\parallel\,a\,a'=u.\,\parallel\,cc'.
Zieht man durch den Mittelpunkt o des Kurbelkreises
eine Senkrechte oo1 auf
die Richtung der Kreuzkopfbahn, so halbiert diese die Sehne bb' in bm;
verschiebt man das Stangendreieck in die Lage ambmcm, so wird am der Halbierungspunkt von aa' und cm
jener von cc' sein.
Textabbildung Bd. 322, S. 419
Fig. 7.
Führt man die gleiche Konstruktion für andere Lagen des Stangendreiecks z.B. a1b1c1, a2b2c2 usw. aus, so ergibt
sich das Mittel der Sehne der Bahn von c in c_{m_1},
c_{m_2} usw.; da hierbei die Sehnenmittelpunkte b_m\,b_{m_1}\,b_{m_2}.. auf oo1 liegen, während die
Punkte a_m\,a_{m_1}\,a_{m_2}.. in die Kreuzkopfbahn fallen, beschreibt der Mittelpunkt cm der zur
Kreuzkopfbahn parallelen Sehnen der Bahn von c eine
Ellipse, deren Mittelpunkt in o1 liegt und deren Hauptachsen der Größe und Lage
nach leicht bestimmt werden können, wenn man bedenkt, daß die auf den Hauptachsen
liegenden Punkte der Ellipse den größten bezw. kleinsten Abstand vom Mittelpunkt
derselben haben.
Textabbildung Bd. 322, S. 419
Fig. 8.
Denkt man sich das Stangendreieck ambmcm (Fig. 8) in irgend
einer Lage festgehalten und die aufeinander senkrechten Geraden kk' und o1o längs der Endpunkte
am, bm der Stange bewegt,
so beschreibt der Schnittpunkt o1 von kk' und oo1 einen über ambm als Durchmesser
verzeichneten Kreis; der größte bezw. kleinste Abstand des Punktes cm von o1 ergibt sich auf dem
Durchmesser cmf des Kreises in \overline{c_m\,o_2} und \overline{c_m\,o_3} durch diese
Strecken sind somit die beiden Halbachsen der Ellipse gegeben.
Die Punkte o2 und o3 bestimmen außerdem
jene Relativlagen der Senkrechten kk' und oo1 gegenüber ambm, für welche cm auf den Hauptachsen
der Ellipse liegt.
Fällt cm auf den Umfang
des über ambm beschriebenen
Kreises, so übergeht die Ellipse in eine durch o1 gehende Gerade.
Wird die Lage des Kreuzkopfbahn verändert, z.B. verdreht, so ändert die Ellipse ihre
Lage, behält jedoch ihre Gestalt; es sind daher für ein gegebenes Stangendreieck abc die Mittellinien der zur Kreupfkopfbahn parallelen
Sehnen der Bahn
von c bei verschiedenen Lagen der Kreuzkopfbahn Stücke
des Umfanges einer und derselben Ellipse.Diese
Beziehung wurde lt. Mitteilung auch von A.
Radovanovic gefunden.
Zieht man die zur Kreuzkopfbahn parallelen Sehnen im Kurbelkreis in gleichen
Abständen, so fallen die Abstände der entsprechenden Sehnen der Bahn des Punktes c (und zwar senkrecht zur Sehnenrichtung gemessen) im
allgemeinen nicht gleich aus; nur wenn c auf der
Stangenmittellinie \overline{a\,b} liegt, sind die Sehnenabstände der Bahn von c proportional den Abständen der Sehnen im Kurbelkreis,
Dies gilt z.B. für die Hackworth-Steuerung, bei welcher
die Bewegung des Steuerorganes von einem auf der Mittellinie der Schubstange des
Steuergetriebes (des Exzenterhebels) liegenden Punkt abgeleitet wird.
Textabbildung Bd. 322, S. 420
Fig. 9.
Die Bahn des Schubstangenpunktes c (Fig. 7) kann durch Verzerrung des Kurbelkreises und
zwar in der Weise entstanden gedacht werden, daß die zur Kreuzkopfbahn || in
gleichen Abständen gezogenen Sehnen || verschoben werden, wobei die Sehnenmittel auf
eine Ellipse fallen und die Sehnenabstände eine entsprechende Aenderung
erfahren.
Textabbildung Bd. 322, S. 420
Fig. 9a.
In der Krümmung der Sehnenmittellinie und der Ungleichheit der Sehnenabstände ist
unschwer der Einfluß der sog. Fehlerglieder zu erkennen; je mehr dieser Einfluß
zurücktritt, d.h. je größer die Schubstangenlänge im Verhältnis zum Kurbelhalbmesser
gewählt wird, um so mehr nähern sich die Punktbahnen Ellipsen.
Textabbildung Bd. 322, S. 420
Fig. 10.
Die beiden im Vorstehenden behandelten Verfahren zur Bestimmung der Punktbahnen
lassen sich beim geschränkten Kurbeltrieb der Form (Fig.
7) miteinander verbinden, indem z.B. für die Bestimmung der
Sehnenmittellinie das erstbeschriebene Verfahren der „Abbildung“ des
Getriebes im Schorchschen Diagramm benutzt wird.
Um die Anwendbarkeit dieser Verfahren bei Ausmittlung von Steuerungsgetrieben zu
veranschaulichen, ist in Fig. 9 das Schema
einer Hackworth-Steuerung (Fig. 9a) entworfen. Es empfiehlt sich in diesem Fall, nicht die
Kreuzkopf-(Kulissen-)bahn, sondern den Exenterkreis längs der Verbindungslinie des
Wellenmittelpunktes o und des Kulissendrehpunktes o1 zu verschieben, um
zur Bestimmung der Lagen des Kulissensteines bei verschiedenen Kulissenlagen
dieselben Projektionskreisbögen benutzen zu können.
Um z.B. für einen Punkt 1 des Exenterkreises und die
Kulissenlage k1k'1 den zugehörigen
Punkt der Bahn des Punktes c des Exzenterhebels zu
finden, ist aus 1 der Projektionsbogen L1 mit ba als Halbmesser zu verzeichnen, sein Schnitt 11 mit der
Kulissenmittellinie k1k'1 liefert
die entsprechende Stellung des Kulissensteins; wird die Sehne 1'11 des
Projektionskreises gezogen, darauf \overline{l_1\,l'_2} so aufgetragen, daß sich verhält
\overline{l_1\,l_2}\,:\,\overline{l_1\,l'}=\overline{a\,c}\,:\,\overline{a\,b}, so ergibt sich in l2 der gesuchte Punkt der Bahn von c, und zwar || gegen die wirkliche Lage längs xx' zur Kulisse um die Strecke \overline{c\,a}
verschoben.
In gleicher Weise sind alle übrigen Bahnpunkte zu bestimmen.
Liegt ein Schubkurbelgetriebe mit gerader, zentraler Kreuzkopfbahn (deren Richtung
durch den Wellenmittelpunkt geht) vor (Fig. 10), und
wäre für einen mit der Schubstange ab starr verbundenen
Punkt c die Bahn zu bestimmen, so kann dies ohne
Zuhilfenahme der Projektionsbogen geschehen, wenn das von GoldbergerD. p. J. 1905,
320, S. 451. angegebene
Verfahren zur Ermittlung der Kreuzkopfstellungen aus gegebenen Kurbellagen benutzt
wird.
Textabbildung Bd. 322, S. 420
Fig. 11.
Es sei in Fig. 11
xx' die Richtung der Kreuzkopfbahn, und es wäre für die
Kurbelstellung ob die zugehörige (um die
Schubstangenlänge längs xx' verschobene) Kreuzkopflage
zu finden, so ist nach dem Goldbergerschen Verfahren in
o die Senkrechte yy'
auf die Kreuzkopfbahn zu errichten, das rechtwinklige Dreieck ovw (und zwar auf der vom Kreuzkopf abgewendeten Seite von yy') so zu verzeichnen, daß w auf dem Kurbelkreis liegt und die zu xx'
parallele Seite v\,w=\frac{R^2}{L} ist, wobei R den
Kurbelhalbmesser und L die Schubstangenlänge \overline{a\,b}
bedeutet.
Fällt man von b eine Senkrechte auf xx', verbindet den Fußpunkt t derselben mit v, zieht man ferner durch den
Schnitt u der Geraden vt
mit dem Kurbelkreis die Gerade uw, so schneidet diese
xx' in einem Punkt b,
welcher die zur Kurbelstellung ob zugehörige
Kreuzkopflage ergibt.
Verzeichnet man nunmehr über bb1 das Dreieck b1bc1
ähnlich dem Stangendreieck abc, so ist c1 der zur
Kurbelstellung ob gehörige Punkt der um c0b0 verschobenen Bahn
von c (Fig. 10). Durch
Wiederholen der Konstruktion für verschiedene Kurbellagen läßt sich die in Fig. 11 eingezeichnete Bahn von c punktweise bestimmen.
Hiervon kann z.B. bei Entwurf des Schemas der Joy-Steuerung Gebrauch gemacht werden, da bei dieser Steuerung die Bewegung
des Steuerungsgetriebes von einem auf der Maschinenschubstange liegenden Punkt
abgeleitet wird.
(Fortsetzung folgt.)