Titel: | Die heutige Ziegelindustrie. |
Autor: | Gustav Benfey |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 454 |
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Die heutige Ziegelindustrie.
Von Gustav Benfey,
Lauban.
(Fortsetzung von S. 442 d. Bd.)
Die heutige Ziegelindustrie.
Mit dem weiteren Kapitel der Formgebung kommen wir zu einer der interessantesten
Erscheinungen der gesamten Maschinenindustrie. Nebeneinander sehen wir fast in
gleich berechtigter Würdigung den Handstrich, die primitivste Ziegelherstellung, wie
sie sich fast ohne Aenderung durch Jahrtausende überliefert hat, daneben die
hochentwickelte amerikanische Ziegelpresse mit ihrer fast vollständig selbsttätigen
Herstellung von ¼ Million Ziegel täglich. Dort sehen wir eine Gruppe Arbeiter, die
zusammen schaffend jede einzelne Manipulation der Herstellung der Ziegel mit der
Hand ausführen und in mühevoller Tätigkeit sich damit begnügen, 1000–2000
Handstrichziegel am Streichtisch fertig zu stellen. Die amerikanische Ziegelpresse
mit ihrer riesigen Leistungsfähigkeit kann sich wieder auf deutschem Boden aus
gewissen Gründen nicht einführen. Hier herrscht neben dem erwähnten Handstrich eine
Strangpresse, die, wie wir weiter sehen werden, nicht direkt zum Pressen führt,
sondern erst auf dem Umwege des Auseinanderreißens der Tonteile und späteren
mühsamen Zusammenbringens. Diese großen Widersprüche in der Formgebung entstammen
zunächst den großen Unterschieden in den Tonen selbst, wie sie schon früher
geschildert sind, ihren Lagerstätten mit den wechselnden Mächtigkeiten und endlich
dem Absatzgebiete ihrer Erzeugnisse.
Um dies näher zu erklären, wollen wir zunächst nur von den gewöhnlichen Mauerziegeln
sprechen, da sie doch die führende Rolle in der Tonindustrie in Beziehung auf
Massenverbrauch einnehmen. Die großen Städte sind hier die Hauptabnehmer, viel
Fracht vertragen die Ziegel nicht, da sie bei einem Durchschnittsgewichte von 3500
kg das Tausend schon durch geringe Transporte so wesentlich verteuert werden, daß
sie mit den Erzeugnissen der nächsten Umgebung des Absatzgebietes, selbst wenn diese
durch örtliche Umstände teurer in der Herstellung sein sollten, schwer in Wettbewerb
treten können. Man wird also, wenn nicht besonders günstige Verhältnisse in der
Nachbarschaft größerer Städte vorliegen, gezwungen sein, eher die geringwertigen,
naheliegenden Tone, als die entfernter liegenden besseren Tone, zur
Ziegelherstellung zu verwenden. Unsere großen Städte liegen nun meist in Niederungen
großer Flüsse auf Land und von Land umgeben, das ursprünglich Flußgebiet war, wo die
allmählich zurückgetretenen oder künstlich eingedämmten Gewässer große Flächen recht
verunreinigten Tones von geringer Mächtigkeit abgelagert haben, Das sind die
gebotenen Stellen für die Ziegelerzeugung, die höchstens in Konkurrenz mit ebenfalls
am gleichen Flusse gelagerten Tonfeldern treten, von denen aus in geringer
Wasserfracht billiger hergestellte Ziegel nach der Großstadt verschifft werden
können. Die geringe Mächtigkeit dieser Tonlagerstätten, die bald ausgeziegelt sind,
verbieten die Anlagen großer ständiger Werke, und so zieht man dort die
Handstrichziegelei vor, die, wenn auch teurer in der Herstellung der Ziegel, doch
rasch beweglich ist und nach kurzer Zeit und mit wenig Unkosten das ausgebeutete
Terrain wieder verlassen und der Grundstückspekulation fast ohne jede
Wertverringerung übergeben kann. Eine ständige kostspielige Anlage für
Herstellung gewöhnlicher Mauerziegel ist ferner auch dadurch der
Handstrichziegelei gegenüber im Nachteil, daß der Hauptabsatz jener Ware sich nicht
über das ganze Jahr gleichmäßig erstreckt, sondern sich auf die Zeit zusammendrängt,
in der nur im Freien gemauert werden kann, wenn auch bei ersterer Anlage wieder das
günstig ist, daß sie aus gegen Witterung geschützten Räumen schon dann Ziegel
liefern kann, wenn der Verbrauch beginnt. Die von allen Witterungseinflüssen
abhängige Handstrichziegelei kann erst dann die sich über Monate hinstreckende
Herstellung beginnen. Dagegen hat die Handstrichziegelei wieder den Vorteil, daß
ihre Erzeugnisse von den Verbrauchern fast überall den mit der Maschine
hergestellten Ziegeln vorgezogen werden, aus. dem für das Ziegeleigewerbe und ihren
Maschinenlieferanten beschämenden Grunde, weil der Maschinenziegel heute noch nicht
den Ansprüchen genügt, die der Verbraucher an ihn stellt, an ihn stellen darf. Die
heutige Strangpresse, das Hauptwerkzeug einer zeitgemäßen Ziegelei, auf die ich noch
eingehend zu sprechen komme, stellt einen glatten Ziegel her, während er, der dazu
bestimmt ist in Mörtel eingebettet zu werden, sich mit ihm zur äußersten
Standfestigkeit zu verbinden, rauh sein müßte, damit er möglichst große Flächen zur
Verbindung darbietet. Ferner verlangt der Verbraucher, daß der Mauerziegel sich mit
dem Hammer leicht zu der Form behauen läßt, die von ihm im Mauerwerk in besonders
häufigen Fällen verlangt wird. Der durch Handstrich hergestellte Ziegel, ob schwach
oder scharf gebrannt, entspricht diesem Verlangen, während der durch die
Strangpresse erzeugte fast stets Struktur zeigt und sich meist beim kräftigen
Schlage des Mauerhammers nicht der Absicht entsprechend teilt, denn die Strangpresse
bietet nicht genügend Raum, nicht genügend Energie, um eine vollkommene
strukturfreie Dichtung der aus ihr gepreßten Tonteilchen hervorzubringen. Außerdem
empfängt sie heute in den meisten Fällen einen vollständig homogenisierten Ton,
weshalb das durch die Schnecke in der Presse bewirkte nochmalige Auseinanderreißen
erspart werden könnte. Ich komme später noch ausführlich darauf zurück.
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Fig. 13.Handstrichformen.
Zunächst müssen wir von dem Gedanken ausgehen, daß der im Handstrich erzeugte Ziegel
alle die Eigenschaften besitzt, die der Verbraucher an seine äußere Form, seine
innere Struktur bezw. Strukturlosigkeit stellen kann und muß, daß diese
Handtätigkeit bis jetzt noch von keiner Maschine ganz erreicht ist und müssen
deshalb diese Tätigkeit genauer beschreiben. Der Ziegelstreicher emppfängt den
aufgeschlossenen und im richtigen Verhältnis gemagerten Ton auf seinen Streichtisch.
Sein Werkzeug ist eine einfache oder doppelte hölzerne oder eiserne Form (Fig. 13), die dem gewöhnlichen Ziegelmaß,
einschließlich der beim Trocknen und Brennen entstehenden also beim Formmaß
zuzuschlagenden Schwindung, entspricht. Der Ziegelschlag geschieht im Sand- oder Wasserstrich.
Bei ersterem wird der einzuschlagende Tonballen vorher über feinen Sand gerollt,
auch die Form in Sand getaucht, bei letzterem wird Tonballen wie Form mit Wasser
benetzt. Erstere Ziegel widerstehen beim Trocknen im Freien den Witterungseinflüssen
besser, während letztere meist unter Dach getrocknet werden und glatter aussehen.
Sollen die Ziegel zur genaueren Formung später durch die Nachpresse gehen, so ist
Wasserstrich anzuwenden. Das weitere Werkzeug ist das Abstreichholz, ein flaches
Brett mit genau geraden Kanten, das dazu bestimmt ist, den überschüssigen Ton an der
Oberkante der Form abzustreichen. Der Handstrich selbst ist äusserst einfach, wenn
er auch mit geschickter, eingeübter Hand ausgeführt werden muß. Der Ziegelstreicher
bricht aus dem verbreiteten vor ihm auf den Streichtisch liegenden Tonhaufen so viel
ab, als für ein bezw. zwei Ziegel ungefähr erforderlich ist, rollt dies zu einen
Ballen und wirft ihn dann mit Kraft in die auf dem Streichtisch ruhende Form, so daß
alle Teile derselben gleichmäßig ausgefüllt sind, eventl. hilft er durch den Druck
der Hand oder durch Aufschlagen der gefüllten Form auf den mit einer Eisenplatte
beschlagenen Tisch nach. Der überflüssige Ton wird mit dem Streichbrette entfernt,
die Form umgeschlagen und der dabei ausgleitende Formung entweder direkt auf den
Streichplatz oder auf ein Brettchen zum Trocknen, gelegt. Ein großer Vorzug dieses
Verfahrens ist, daß Unreinigkeiten des Tones, besonders Kalk- und Gesteinstrümmer
dabei leicht ersichtlich sind oder mit den Händen gefühlt werden, so daß man sie
leicht entfernen kann, während die Maschine sie ohne weiteres verarbeiten würde zur
späteren Schädigung des Formlings.
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Fig. 14.Amerikanische Handstrichpresse von Schoepke.
Diejenigen Maschinen, die der geschilderten Handhabung am ehesten entsprechen,
sind die neuerdings von Amerika aus eingeführten Handstrichmaschinen (Fig. 14), die jedoch in ihrer Grundform den längst in
Holland und der Provinz Brandenburg bekannten Vorbereitungs- und Streichmaschinen
entsprechen. Die Handstrichmaschine zeigt die Verbindung eines Tonschneiders mit
einer Streichmaschine. Sie zeigte einen etwa 3 ½ m hoher Kasten, etwa 1,85 m lang
und breit. Durch die Mitte geht aufrechtstehend eine starke Welle, an welche
wagerecht Messer angebracht sind. Die Einführung des Materials geschieht von hinten,
es wird durch die Stellung der Messer nach unten gedrückt, wo sich eine Holzform
befindet mit vier bis sechs Abteilungen, je in Größe des Formlings einschließlich
Schwindung, in welche das Material durch einen Stempel fest hineingepreßt wird. Ist
das geschehen, so wird vermittels eines Hebels ein neuer Formkasten unter die Masse
und den Stempel geschoben, wobei gleichzeitig die gefüllte Form herausgedrängt wird,
bei diesem Herausdrängen wird der überflüssige Ton von einer Spannrolle
abgestrichen. Die gefüllte Form wird dann von einem Arbeiter ergriffen, der durch
Umkippen die Formlinge, wie beim Handstrich, herausgleiten läßt. Derartige Pressen
eignen sich, ebenso wie der Handstrich selbst, nur für sehr leicht aufschließbare
Tone, vorläufig sind sie nur sehr vereinzelt in Deutschland eingeführt.
Die Versuche, den Handstrich wie er bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts fast
ausschließlich zur Ziegelherstellung geübt wurde, durch Maschinenpressung zu
ersetzen, reichen bis zu Anfang des 17. Jahrhunderts zurück, wie alte englische
Patentschriften, das einzige was von jenen Versuchen übrig geblieben ist,
überliefern. Jene Versuche bewegen sich nicht in gleicher langsam entwickelnder
Richtung, sondern ohne wesentlichen Erfolg nach verschiedenen Seiten, bis endlich
Carl Schlickeysen in Rixdorf bei Berlin Ende der
fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts durch Einführung der Schraube für
plastische Körper in den Preßrumpf eine bestimmte Richtung anbahnte, die bis heute
für die am weitesten verbreitete Presse, die Strangpresse, eingehalten ist. Sie war
die erste wirklich nutzbare Maschine für die Ziegelherstellung.
Textabbildung Bd. 322, S. 455
Fig. 15.Drainröhrenpresse für Handbetrieb (einseitig wirkend) von
Raupach.
Heute haben wir eine ganze Reihe verschiedener Pressensysteme, die im allgemeinen in
Stempel- und Strangpressen eingeteilt werden können. Zu den ersteren, bei denen mit
Ton gefüllte Formen durch niedergehende Stempel den Formungen die richtige Form und
Dichte geben, gehören die bereits besprochene Handstrichpresse, die Halbtrocken- und
Trockenpressen, ferner die Nachpressen und diejenigen Pressen, welche einem
vorgeformten Tonblatt die richtige Größe und Form geben, wie die Falzziegel- und ähnliche
Pressen.
Die Strangpressen, bei denen die Maschinenkraft einen fortlaufenden Tonstrang
auspreßt, welcher nachträglich in einzelne Teile zerlegt wird, teilen wir wieder ein
in solche, bei denen der Strang ununterbrochen austritt und in solche, dei denen
dies nicht der Fall ist. Zu letzteren gehören die Kolbenpressen, zu ersteren die
Schnecken- und Walzenbressen.
Unter Kolbenpressen verstehen wir eine Strangpresse, bei der an einem oben mit einem
Deckel versehenen Kasten zur Aufnahme des Tones, die vordere Wand durch ein mit
Schrauben befestigtes Mundstück, die hintere durch eine naus einer starken Platte
bestehenden Preßkolben gebildet wird. Der Preßkolben ist mit einer Zahnstange
verbunden, die durch ein Getriebe nach dem Mundstücke zu bewegt wird, und dadurch
den Ton herauspreßt. Ist auf diese Weise der Kasten geleert, so wird durch
entgegengesetzte Drehung der Kolben zurückgzogen und der Kasten wieder mit Ton
gefüllt. Wir finden diese Presse (Fig. 15), die mit
der Hand in Bewegung gesetzt wird, meist zur Herstellung von dünnwandiger Ware, wie
Drainrohre usw. auf kleineren Betrieben verwendet. Nach letzterer Ware heißt sie
auch meist Drainrohrpresse. Zur Erhöhung ihrer Leistungsfähigkeit baut man sie auch
doppeltwirkend, derart, daß zwei Kasten nebeneinander liegen, und daß derselbe
Antrieb, der das Vorwärtsbewegen des einen Kolbens veranlaßt, auch die
Rückwärtsbewegung des zweiten Kolbens bewirkt und umgekehrt. Trotzdem zeigen diese
Pressen nur eine geringe Leistungsfähigkeit gegenüber den Strangpressen mit
ununterbrochenem Betriebe.
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Fig. 16.Schneckenpresse von Schlickeysen.
Diese Pressen entwickelten sich zunächst aus dem früher beschriebenen Tonschneider,
bei dem unten an der Austrittsöffnung ein Mundstück befestigt wurde. Die Messer
waren in diesem Tonschneider so gestellt, daß sie die oben eingeführte Masse
zerschnitten, zusammendrückten und ununterbrochen nach unten preßten. Es ist, wie
schon erwähnt, das Verdienst von Carl Schlickeysen, die
Messer und besonders das untere so gestellt zu haben, daß sie ununterbrochen
arbeiten und einen möglichst strukturfreien Strang bilden. Seine Messerstellung
entspricht den Segmenten einer archimedischen Schnecke (Fig. 16)Nach Dümmler, Handbuch der Ziegelfabrikation, 1900,
S. 190, Verlag W. Knapp, Halle a.
S., die ⅓ Kreisfläche bedeckten und in fortlaufender Schraubenlinie
befestigt waren, aber so, daß jedes Segment um etwa ⅙ des ganzen Kreisdurchmessers
vom nächsten darüberstehenden abstand und eben so viel darunter griff. Auf der
Außenkante des obersten Segments befand sich ein aufrechtstehender Schaber, unter
dem untersten, um dessen Radius von demselben entfernt, eine volle Scheibe, zwischen
dem untersten Messer und der drehbaren Scheibe befand sich eine Ausflußöffnung,
durch welche der Strang ausgepreßt wurde. Diese Presse erfüllte damit die zur
Ziegelherstellung gegebenen Aufgaben des Mischens, des Formens und des Pressens. Sie
fand unter dem Namen „Universalziegelmaschine“, auch „Schneckenpresse“
bald rasche Einführung und bildet, wie erwähnt, auch heute noch die Grundlage aller
ununterbrochen laufenden Strangpressen. Inzwischen hat sie allerdings
wesentliche Umgestaltungen durchgemacht, und brachte sie auch manche Enttäuschungen.
Sie genügte und genügt auch heute noch für leicht aufschließbare Tone, die weich
verarbeitet werden, für schwerere, zähe Tone, bei steifer Verarbeitung muß das
Material schon sehr gut vorbereitet sein, um möglichst strukturfrei verpreßt werden
zu können.
Textabbildung Bd. 322, S. 456
Fig. 17.Liegende Strangpresse von Groke.
Da man nun immer höhere Ansprüche hierbei an die Formlinge
stellte, so wurde die Vorbereitung der den Pressen zugeführte Materialien immer ausgedehnter. Hatte
schon Schlickeysen selbst zunächst mit der
Aufmontierung eines Walzwerkes begonnen, so sehen wir bald mehrere Walzwerke
verschiedener Gattung übereinander, ein weiterer Tonschneider wird eingeschaltet,
neuerdings sorgt der Naßkollergang für die möglichst innige Vorbereitung der Massen,
und immer mehr sinkt die Ziegelpresse, die bestimmt und konstruiert war, alle Arbeit
allein zu verrichten, lediglich zur formgebenden Maschine herab. So weit, daß heute
die Frage ernstlich erwogen werden muß, ob es nicht Kraftverschwendung,
Kraftleistung an unrechter Stelle ist, wenn sie auch heute noch, vor der Formgebung,
die schon völlig homogene Masse nochmals aufreißt und so aufreißend, zerdrückend und
zerreibend vorwärts treibt, erst im ganz kurzen Raume des Preßkopfes und des
Mundstückes ihre wichtigste Tätigkeit die pressende Vereinigung der Massen ausführt.
Die erste Entwicklung der Pressen war die Einführung der liegenden Stellung, da der
Antrieb dabei ein einfacherer wurde und das bis dahin untere Lager leichter zugängig
wurde, auch wurde dies untere Lager durch Sand und sonstigen scharf reibenden
Unreinigkeiten, die im Massenbetriebe leicht herantreten, schwer belästigt, leicht
außer Betrieb gebracht. Bei der liegenden Presse wirkten aber die schneckenförmig
angeordneten Messer wesentlich anders, als in der stehenden Presse. In letzterer
arbeiteten sie nach unten, der heruntergedrückten Masse wurde dann von unten durch
den rotierenden Boden entgegengewirkt und infolgedessen trat der Strang nahezu
strukturfrei unten heraus. Bei der liegenden Presse mußte die vordere Lagerung der
Triebwelle bald beseitigt werden, da das Lager inmitten der sich drehenden Tonmasse
zu liegen kam, nicht gewartet werden konnte und sich sehr rasch abnutzte. Außerdem
setzte es der gleichmäßigen Entwicklung des Stranges wesentlichen Widerstand
entgegen und verursachte in ihm einen ~ Riß, der die einzelnen Formlinge häufig
unverwendbar machte. Die Entfernung dieses Lagers zwang aber die Triebwelle weit
nach hinten zu verlängern, um ein Gegengewicht gegen die vorderen, mit den Messern
besetzten Teil der Presse zu erhalten, dadurch wurde die eigentliche Presse
erheblich länger. Aber die Entfernung jenes Halslagers genügte nicht, um die
Struktur ganz zu beseitigen, die beim raschen Trocknen der Formlinge fast stets sich
wieder bemerklich machte. Ehe wir zu den Versuchen übergehen, die gemacht wurden,
diesem Uebelstande endgültig abzuhelfen, will ich kurz die Anordnung der heute meist
üblichen Presse beschreiben.
Die liegende Strangpresse (Fig. 17) mit
ununterbrochenem Betriebe, auch Schneckenpresse genannt, besteht heute aus dem
Getriebe, das gewöhnlich an ihrem hinteren Teile liegt, dann dem Preßrumpf mit der
Einwurfsöffnung, über welcher meist die Speisewalze angebracht ist, einer Walze, die
entgegengesetzt der Messerwelle arbeitet und dazu bestimmt ist, den meist mechanisch
zugeführten Ton aufzufangen und ihn allmählich den Messern zur weiteren Verarbeitung
zuzuführen, wodurch eine Verstopfung bei zu stark aufgeworfener Tonmenge vermieden
wird. Es kommt dann die schon beschriebene Messerwelle im Rumpf der Presse und der
Preßkopf. Letzterer ist meist konisch gestaltet, bildet den Uebergang zur
Austrittsöffnung und ist dazu bestimmt, das durch die bei ihm endigenden Messer
auseinandergeschnittene und vorgedrückte Material wieder zusammen zu bringen, und es
dem ebenfalls im Innern konisch gestalteten Mundstücke, unter möglichster Aufhebung
der schraubenförmigen Tätigkeit der Messerwelle, zu überliefern. Das Mundstück vor
der Austrittsöffnung des Preßkopfes gibt dem Tonstrang die äußere Form des Ziegels,
während der davor gestellte Abschneidetisch den Strang auf das erforderliche
Stärkemaß zerschneidet.
(Fortsetzung folgt.)