Titel: | Ueber Preßluft-Ausrüstungen. |
Autor: | H. Grimmer |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 458 |
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Ueber Preßluft-Ausrüstungen.
Von Ingenieur H. Grimmer.
Ueber Preßluft-Ausrüstungen.
Trotzdem in den letzten Jahren die zum Preßluftbetriebe erforderlichen Maschinen
und Werkzeuge ganz hervorragende Verbesserungen erfahren haben, begegnet man in
vielen damit ausgerüsteten Betrieben Klagen über die Unwirtschaftlichkeit der
Anlagen, über viele Reparaturen und großen Verschleiß der Maschinen und Werkzeuge,
sowie der Zubehörteile.
In den meisten dieser Fälle sind die Klagen unberechtigt und nur auf die unsachgemäße
Behandlung der allerdings verhältnismäßig teuren Maschinen und Werkzeuge, sowie auf
die Unzweckmäßigkeit, schlechte Anlage oder gar das vollständige Fehlen zugehöriger
Ausrüstungsteile zurückzuführen.
So findet man viele, hauptsächlich kleinere Preßluftanlagen, deren Besitzer aus sehr
falsch angebrachter Sparsamkeit vor der Beschaffung eines Luftfilters
zurückschrecken. Sie bedenken dabei nicht, daß der Kompressor mit der Luft auch eine
Unmenge Staub und sonstige Verunreinigungen ansaugt, wodurch sowohl am Kompressor
wie an den mit der Preßluft betriebenen Maschinen und Werkzeugen schwere
Schädigungen hervorgerufen werden können.
Hierbei kann der Fall eintreten, daß die Ventile, Schieber usw. durch den Staub in
Verbindung mit dem zugeführten Schmieröl sich festsetzen und nicht nur versagen,
sondern bei steigendem Druck sogar zerstört werden.
An diesem letzteren Uebelstand ist manchmal auch das Schmieröl allein schuld.
Man sollte daher für die Ventile, Schieber und Kolben des Kompressors nur das
allerbeste Oel verwenden.
Selbstverständlich wächst mit der Menge der mitgeführten Verunreinigungen auch die
Abnutzung der beweglichen Teile.
Textabbildung Bd. 322, S. 457
Fig. 1.Einbau zum Kompressorenfilter von K. u. Th. Möller G. m. b.
H.
Ferner entstehen Reibungsverluste, welche in Verbindung mit den durch die
Undichtigkeiten entstehenden Verlusten an Preßluft die Nutzleistung des Kompressors
und damit der ganzen Anlage herabsetzen und dessen Lebensdauer ganz erheblich
kürzen, während die Betriebskosten steigen.
Um diesen Uebelständen vorzubeugen, ist es für einen geordneten Preßluftbetrieb
unbedingt notwendig, die Ansaugeluft des Kompressors von den mitgeführten
Verunreinigungen zu befreien.
Textabbildung Bd. 322, S. 458
Fig. 2.Anordnung eines Kompressorenfilters von K. & Th. Möller G. m.
b. H.
Textabbildung Bd. 322, S. 458
Fig. 3.Kompressorenfilter von K. & Th. Möller G. m. b H.
Für kleinere Betriebe genügen Luftfilter, bestehend aus einem Kasten hinreichender
Größe mit eingehängten Filtertüchern. Für größere Anlagen sind indessen
Spezialkonstruktionen am Platze.
Fig. 1 zeigt einen Kompessorenfilter der Firma K & Th. Möller G. m. b.
H. in Brackwede. Er besteht aus einem Winkeleisenrahmen, der in einem
gemauerten Behälter, oder in einem Kasten aus Holz, Eisenblech und dergleichen
mittelst Schrauben befestigt wird. In diesem Rahmen befinden sich Messingstifte St, an welchen das zu diesem Zweck mit Knopflöchern
versehene Filtertuch F eingehängt wird.
Durch einen aufgelegten Flacheisenrahmen FR wird das in
Taschenform gefertigte Filtertuch mittels Messingschrauben KS staubdicht eingeklemmt und dadurch die elastischen Gestelle G, Spannschienen Sp und
Spannschrauben SS straff gespannt.
Der Durchgang der Luft durch die Tücher geschieht in der durch die Pfeile
angedeuteten Richtung.
Die Filtertücher bestehen aus besonders für diesen Zweck hergestellten und
präparierten Stoffen, welche dem jeweiligen Verwendungszweck angepaßt werden.
Beim Zusammenbauen der Filter ist darauf zu achten, daß die Tücher trocken
eingebracht werden. Auch während des Betriebes sind sie trocken zu halten, damit die
Poren nicht durch Krustenbildung verstopft werden.
Zur Reinigung reicht meistens leichtes Aufschlagen eines Stockes auf die Gestelle
hin. Zur gründlichen Reinigung wird das Filtertuch herausgenommen. Oel, Teer und
dergl. sind chemisch zu entfernen.
In den Fig. 2–4 sind
einige Ausführungen und Verwendungsarten angedeutet.
Fig. 2 und 3 zeigen
die Aufstellung eines Filters in einem kleinen gemauerten Anbau außerhalb des
Kompressorengebäudes. Die Luft wird dabei durch Mauerkanäle zugeführt, welche gegen
das Hereinfallen von Gegenständen und gegen Regen geschützt sind.
Textabbildung Bd. 322, S. 458
Fig. 4.Kompressorenfilter von K. & Th. Möller G. m. b. H.
Bei Neubanten den Eintrittskanal in
die Mauerlegen; Ueber Dachführen.
In Fig. 4 ist der Längsschnitt einer Anlage
dargestellt, bei welcher das Filter in einer gemauerten Grube unter dem Fußboden des
Maschinenraumes liegt. Die Grube ist mit einer eisernen Platte abgedeckt. Die Luft
tritt von außen durch ein mit Haube versehenes Rohr zum Filter.
Bei den Filtern nach Fig. 3, 4 sind die Filterrahmen wagerecht, bei demjenigen
nach Fig. 2 senkrecht angeordnet.
Textabbildung Bd. 322, S. 459
Fig. 5.Innenansicht eines Gehäusefilters von Fuchsstein &
Froning.
Aehnlich wie das Möllersche Saugluftfilter ist dasjenige
der Firma Fuchssteiner & Fróning in Dortmund-Cörne
gebaut.
Textabbildung Bd. 322, S. 459
Fig. 6.Innenansicht eines Gehäusefilters von Fuchssteiner &
Froning.
In einen Holzkasten (Fig. 5 und 6) ist der mit Stiften C
versehene Rahmen A eingesetzt. In die Stifte wird das
aus mehreren Taschen bestehende Filtertuch G
eingehängt. Zur Erzielung gleicher Abstände und zum Spannen der einzelnen
Filtertaschen, werden in dieselben zwischen Leisten D
geführte und mit für den Abstand bestimmten Nocken J
versehene Holzrahmen H eingeschoben. Ueber die an den
Rahmen H befestigten Federn K wird das Spanneisen F gelegt und durch zwei
Schrauben E
angezogen. Die Luft tritt bei L ein und verläßt
das Gehäuse nach durchdringen des Filtertuches M.
Das von der Firma C. Oetling in Strehla gebaute
Bürstenfilter für Saugluft (Fig. 7) ist so
eingerichtet, daß die angesaugte Luft nicht allein von Staubteilen gereinigt,
sondern auch gewaschen und gekühlt wird, wobei die erzeugte Preßluft verhältnismäßig
trocken bleibt.
Textabbildung Bd. 322, S. 459
Fig. 7.Bürstenfilter von Oetling.
Das Filter besteht aus einem Blechzylinder A, in dessen
oberem Teil auf einer gelochten Unterlag G eine Reihe
von Bürsten eingesetzt sind. An diesen etwas nach abwärts gerichteten Bürsten
rieselt das durch die Brause B nach allen Seiten fein
zerstäubte Wasser herab und hält sie beständig feucht.
Durch die senkrecht zur Achse des Zylinders stehenden Bürsten ist die Luft, welche
von oben angesaugt wird, genötigt, den Weg vielfach zu ändern, wodurch eine
ausgiebige Staubabscheidung erzielt wird.
Gleichzeitig mit der Reinigung wird die Saugluft fast auf die Temperatur des
Einspritzwassers herabgezogen und somit das Luftgewicht besonders in den
Sommermonaten um 10 v. H. und mehr erhöht.
Durch die geringe Einströmungstemperatur wird aber auch die Kompressionstemperatur
und damit auch die Höhe des Kraftverbrauchs günstig beeinflußt.
In dem Maße aber, als die Temperatur der Einsaugluft sinkt, wird diese dem Taupunkt
näher gebracht, wodurch die Feuchtigkeit zum Teil ausgeschieden wird.
Die Verwendung des Wasserstrahles fördert zudem noch das Zuströmen der Luft.
Unter dem Teil des Filters, welcher die Bürsten enthält, befindet sich der
Abscheidetrichter C und unter diesem das Sammelbecken
D für das Abwasser, welches durch das Siphonrohr
E fortgeleitet wird. Die gebogene Form des
letzteren hat den weiteren Zweck, das Ansaugen unfiltrierter Luft durch dasselbe zu
verhüten. Die Bürsten lassen sich jederzeit leicht herausnehmen und gut
reinigen.
Zur Verbindung des Filters mit dem Saugrohr des Kompressors dient der Stutzen F.
An dem Unterteil des Zylinders werden zweckmäßig zwei Warzen angebracht für die
Anbringung eines Kontrollsaugmessers, welcher stets das gute Arbeiten der
Saugventile erkennen läßt, sowie eines Kontrollthermometers zur Bestimmung der
Einsaugtemperatur bezw. der erforderlichen Einspritzwassermenge.
(Fortsetzung folgt.)