Titel: | Aus der Praxis. |
Autor: | M. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 460 |
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Aus der Praxis.
Aus der Praxis.
Gleichstrom-Turbo-Generatoren von Brown-Boveri.
Textabbildung Bd. 322, S. 460
Fig. 1.Gehäuse, Magneteisen und Wicklung einer 135
KW-Turbo-Dynamo.
Textabbildung Bd. 322, S. 460
Fig. 2.Ansicht eines fertiggewickelten Ankers, Kollektors und
Erregerankers einer 1000 KW-Turbo-Dynamo; 550 Volt; 1250 Umdreh. i. d.
Minute.
Das Magnetfeld dieser Gleichstrom-Nebenschluß-Generatoren besteht nach dem Deri-Prinzip aus einer Anzahl genuteter Eisenbleche.
Die Feld- und Ausgleichwicklungen sind in die Nuten eingelegt, wie aus Fig. 1 hervorgeht. Es wird dadurch eine vollkommen
zylindrische Innenfläche des Magnetfeldes und damit eine günstige Verteilung der
Kraftlinien erzielt. Die Ausgleichwicklungen liegen jeweils in der Mitte zweier
aufeinanderfolgender Pole; sie werden vom Hauptstrom durchflössen. Ihre Wirkung auf
die Kommutierung ist somit proportional der Stromstärke; die Bürstenstellung braucht
deshalb bei verschiedener Belastung nicht geändert zu werden. Die Generatoren
besitzen keine Selbsterregung, sondern sind mit besonderer Erregermaschine auf dem
Wellenende ausgerüstet, wie Fig. 2 erkennen läßt,
welche einen Gleichstromanker für eine 1000 KW Turbo-Dynamo für 550 Volt darstellt.
Die getrennte Erregung bietet besonders bei Parallelbetrieb den Vorteil, daß die
Erregermaschine von selbst das Feld verstärkt und dadurch das Durchgehen der
Maschine verhindert, wenn der Generator bei zufälliger Schwächung der Erregung
Rückstrom erhält und dabei als Motor seine Tourenzahl erhöht.
Der Anker besitzt Trommelwicklung, welche in die Nuten der ausgeglühten und durch
dünnes Papier getrennten Eisenbleche eingelegt ist. Am Umfang der Trommel wird sie
durch keilförmige Hartholzstücke festgehalten. Die Wicklungsenden, die über die
Ankerbleche hinausragen, werden durch übergezogene Kappen aus besonders harter
Komposition gegen die Wirkung der Fliehkraft geschützt. Eine möglichst starre
Verbindung dieses Teiles ist mit Rücksicht auf einen dauernd guten Lauf des Ankers
besonders wichtig. Die Verbindungen zwischen den Enden der Ankerwicklung und den
Kollektorlamellen bestehen bei größeren Maschinen aus Flachkupfer, welches mit
beiden Teilen verlötet ist; bei kleineren Maschinen verwendet man kurze Stücke eines
biegsamen Kabels zur Verbindung zwischen Anker und Kollektor. Die durch Mikanit
voneinander isolierten Kollektorlamellen werden durch mehrere aufgeschrumpfte
Stahlringe zusammengehalten; in diese Schrumpfringe sind Nuten zur Aufnahme von
kleinen Stahlstückchen eingedreht, welche zur Ausbalancierung des Kollektors
erforderlichenfalls eingesetzt werden. Der Anker selbst wird durch Schrauben, welche
am Umfang der Endkappen eingeschraubt werden, ausbalanciert, eine Arbeit die während
längerer Zeit mit der höchsten zulässigen Umdrehungszahl vor und nach dem
Zusammenbau mit der Turbine stattfindet.
Für eine sichere und reichliche Ventilation des Generators ist Sorge getragen: Die
Kühlluft tritt von unten in die beiderseits durch Deckel verschlossene Maschine ein
und zwar auf Seite der Turbine, so daß kein Kupferstaub von der Kollektorseite her
in die Wicklungen gelangen kann. Sie tritt durch die zwischen den Ankerblechen
vorhandenen zahlreichen Ventilationsöffnungen in die Luftkanäle des Magneteisens und
verläßt den Generator durch eine schachtförmige Oeffnung im oberen Teil des Gehäuses
(Fig. 1).
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Fig. 3.Bürstengerüst einer 400 KW-Turbo-Dynamo.
Für die Stromabnahme werden Kupferkohlebürsten verwendet, welche nach je 1000 Betriebsstunden eine
Abnutzung des Kollektors nur um etwa ½ mm verursachen. Bei den größeren Maschinen
werden Hilfskohlenbürsten vor den Hauptbürsten angebracht, welche bei Ueberlastungen
eine stärkere Funkenbildung vermeiden. Die Anordnung der Bürstenhalter ist aus Fig. 3 ersichtlich. Die Bürstenhalterbolzen sind an
beiden Enden befestigt, um Vibrationen hintanzuhalten. Die Bürsten selbst liegen
leicht und elastisch auf dem Kollektor auf und können durch eine feingängige
Schraube während des Betriebes in ihrer Stellung reguliert werden.
Die Generatorwelle ist so stark bemessen, daß die kritische Tourenzahl des
rotierenden Teils erheblich über der normalen liegt und auftretende Zentrifugal- und
magnetische Zugkräfte eine merkliche Verbiegung nicht herbeiführen können. Die
Kupplung mit der Turbinenwelle ist vollständig in das Gehäuse des mittleren Lagers
zwischen
Turbine und Generator eingebaut. Die Schmierung der Lager erfolgt durch Drucköl,
das durch eine Preßpumpe geliefert und in stetigem Kreislauf erhalten wird.
Nach ähnlichen Grundsätzen sind auch die Gleichstrommotoren mit hoher Tourenzahl von
Brown-Boveri gebaut. Sie besitzen ebenfalls eine
Ausgleich- und eine Nebenschlußwicklung im Magnetfeld. Der mit der
Nebenschlußwicklung in Reihe geschaltete Regulierwiderstand erlaubt eine Veränderung
der Umdrehungszahl in weiten Grenzen. In gleicher Weise wie bei den Generatoren wird
auch hier die Ventilation durch den Rotor selbst in reichlicher Weise bewirkt. Die
Motoren werden für Leistungen von 40 PS mit 4000 Umdreh. bis 2300 PS mit 900
Umdrehungen gebaut und dienen namentlich zum direkten Antrieb von Zentrifugalpumpen
und rotierenden Kompressoren.
M.