Titel: | Das Förderverfahren von Leinweber. |
Autor: | Leinweber, Rudeloff |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 486 |
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Das Förderverfahren von Leinweber.
Das Förderverfahren von Leinweber.
Das neue Förderverfahren dient zu Flüssigkeitsförderungen aus Tiefbohrungen,
insbesondere für Erdöl. Während die bisherigen Einrichtungen nur die Förderung wenig
paraffinhaltiger oder paraffinfreier Oele aus nicht zu großen Tiefen in
befriedigender Weise gestatteten, soll das Verfahren von Leinweber bei Anwendung sehr einfacher Mittel für alle Bohrlöcher und
Oelsorten sowie für Wasser und Salzlösungen, ob sandführend oder nicht, geeignet
sein.
Textabbildung Bd. 322, S. 486
Fig. 1.
Das Wesen des neuen Verfahrens besteht, wie die schematische Darstellung (Fig. 1) zeigt, darin, daß ein der Bohrlochtiefe
entsprechend langes und aufsaugefähiges Förderband B
über die ober Tag befindliche Leitrolle L2 der Maschine bis in den Sumpf des Bohrloches
eingelassen wird. Es saugt dort das Fördergut auf und wird dann durch ein Windwerk
C mit dem Antrieb A
über die Rolle L1
aufgeholt. Hierbei wird zugleich das Fördergut durch geeignete Vorrichtungen
R1 und R2 über Tage ausgepreßt
und aufgefangen.
Durch Verwendung eines endlosen Förderbandes, zu dessen Aufnahme auch die engsten
Bohrlöcher noch genügend lichte Weite besitzen, wird eine ununterbrochene Förderung
und große Leistung erzielt.
Das bisher angewendete Förderband besteht aus einem gewöhnlichen Flachseil aus Hanf,
wie es für Aufzüge oder bei Fördereinrichtungen auf Bergwerken verwendet wird. Um es
stark aufsaugungsfähig zu machen, ist es einseitig mit einer Art Plüsch benäht. Die
Breite des Bandes beträgt, den Verhältnissen des Schachtes angepaßt, 90 mm bei 8 mm
Stärke, seine Zugfestigkeit 4200 kg. Der Plüschbesatz ist 60 mm breit und 20 mm
dick. Ein derartiges Seil soll für Tiefen von 500 m hinreichen. Für -tiefere
Schächte sollen Flachseile aus Stahldraht zur Anwendung gelangen.
Laboratoriumsversuche mit einem 100 mm breiten Bande ergaben f. d. laufende Meter, je
nach dem Flüssigkeitsgrade des Oeles, Leistungen von 0,25–1,1 kg ausgepreßtes Oel.
Die Geschwindigkeit des Bandes soll bis zu 5 m i. d. Sekunde betragen können.
Textabbildung Bd. 322, S. 486
Fig. 2.
Die Ausführung einer Fördereinrichtung für das Petroleumfeld Kryg der Galizischen Karpathen Petroleum
A.-G. zeigt Fig. 2. Die Maschine befindet
sich gegenwärtig bei der A.-G. für Naphtaindustrie in
Boryslaw und ist für den Dauerbetrieb in einem Schacht von 800 m Tiefe bestimmt. Das
Förderband B kommt, mit dem Plüschbelag nach oben, über
der Rolle L1 aus dem
Bohrloch, geht zu der Scheibe S der Winde, die von der
Welle W aus durch ein Rädervorgelege angetrieben wird,
und dann zunächst zweimal zwischen den Scheiben S und
S1 hin und her. Schließlich geht es
zwischen den beiden Richtrollen R1 und R2 hindurch über die Rolle L2 in den Schacht zurück. An R2 liegt es mit der
plüschbesetzten Seite an, so daß das mitgeführte Oel durch das Eigengewicht des
Seiles ausgepreßt wird.
Die Lagerböcke der beiden Scheiben S1 und S2 sind mit dem längs durchlaufenden, hohen
I – Trägern fest verschraubt und durch zwei Stangen
gegeneinander abgestützt. Der Raum zwischen den beiden Trägern ist nach unten durch
einen starken Holzboden abgeschlossen und hierdurch ist eine 0,75 m breite Rinne
geschaffen, in die das Fördergut zusammenfließt, das aus dem getränkten Förderbande
beim Ueberlaufen über die Scheiben abgepreßt wird. In dieser Rinne stehen auch auf
U-Eisen aufgeschraubt, die beiden Richtrollen R1 und R2.
Versuche mit dieser Maschine, bei denen das aufwärtsgehende Seiltrum mit mehr als
1000 kg belastet war, ergaben, daß das stark ölführende Seil weder glitt noch
ruckweise arbeitete, es lief besser als das trockene Seil.
Der erste große Betriebsversuch fand im März d. J. statt. Hierbei wurde aus einem
Bohrloch von 210 mm nutzbarer Weite bei 280 m Tiefe gefördert. Der Antrieb erfolgte,
da keine Dampfmaschine zur Verfügung stand, von Hand mit einer Höchstgeschwindigkeit
von 0,2 m i. d. Sekunde. Das frei herunterhängende Band lief vollkommen glatt und
ruhig und zeigte nicht die geringste Neigung zum Verdrehen oder Verseilen der beiden
Trumme untereinander; sein Aussehen ließ nicht darauf schließen, daß Streifen
an der Bohrwand stattgefunden hatte. Die gemessene Leistung betrug 415 g
ausgepreßtes Oel für 1 m Bandweg oder etwa 300 kg i. d. Stunde. Dabei war die
Leistungsfähigkeit dadurch wesentlich beeinträchtigt, daß das Seil mangelhaften
Besatz führte, naß und zum Teil mit Eis und Schnee bedeckt in das Bohrloch
eingelassen werden mußte, und daß das auf der Rückseite des Bandes mitgeführte Oel
bei der vorhandenen Anlage in das Bohrloch zurückfloß.
Als besondere Vorzüge des Verfahrens werden unter anderen angeführt, daß es für alle
Tiefen, auch über 1500 m hinaus, für alle Bohrlochweiten und auch für sehr
dickflüssige, paraffinhaltige Oele sowie in sandführenden Schächten anwendbar ist;
ferner die beliebige und leichte Veränderlichkeit der Leistung innerhalb weiter
Grenzen durch Aenderung der Bandgeschwindigkeit oder durch Verwendung von Bändern
verschiedener Breite und verschiedenartigen Besatzes; Einfachheit des Antriebes und
der ganzen Maschine, Leichtigkeit der Instandhaltung und Ausbesserung des
Förderbandes, geringer Kraftbedarf, da die Gewichte der beiden Trumme sich
gegenseitig ausgleichen, und daher lediglich die Arbeit zur Ueberwindung der
geringen Reibungswiderstände und zum Heben der geförderten Oelmenge zu leisten
ist.
Rudeloff.