Titel: | Studien über die Bildung des Kötzers beim Selfaktor. |
Autor: | Michael Früh |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 497 |
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Studien über die Bildung des Kötzers beim
Selfaktor.
Von Dipl.-Ing. Michael Früh,
Fürth i. B.
Studien über die Bildung des Kötzers beim Selfaktor.
I. Einleitung.
Das vom Selfaktor gesponnene Garn wird nach einer ganz bestimmten Form auf Spindeln
gewickelt; die dabei entstehenden Gebilde nennt man die Kötzer (Cops). Die Bildung
des Kötzers (Fig. 1) zerfällt in drei Teile:
1. Ansatz a b c,
2. Mittelstück b c d e,
3. Schlußstück d e f g.
Der Kötzer soll eine Schleifspule werden, d.h. der Faden soll
mit möglichst großer Geschwindigkeit in Richtung der Spindelachse AA bei Stillstand derselben abgewickelt werden.
Man betrachte die Wageneinfahrt, diejenige Periode des Spinnprozesses am Selfaktor,
während welcher die Fadenaufwicklung, also die Kötzerbildung, stattfindet. Eine
solche Periode liefert jeweils eine Fadenschicht, welche in eine ab- a1 und eine
aufsteigende Spirale a2
zerfällt (Fig. 2). Um nun eine möglichst große
Fadenabzugsgeschwindigkeit erreichen zu können, wickelt man die Spiralen auf
Kegelmäntel ab. Diese Kegelform wird eingeleitet durch Bildung des Ansatzes. Läßt
man während derselben die Schichtenhöhe stetig zunehmen, so erhält man eine Zunahme
der Widerstandsfähigkeit des Kötzers gegen Biegung. Es ist dann möglich, die den
Kötzer stützende Papierhülse auf ein Mindestmaß zu verringern. Dies bedingt nicht
nur eine Abnahme des Taragewichtes, sondern auch einen wesentlichen Vorteil für das
Färben der Kötzer.
Textabbildung Bd. 322, S. 497
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 322, S. 497
Fig. 2.
Während der Bildung des Ansatzes verfolgt man also zwei Zwecke: einen Uebergang von
den zylindrischen Schichten zu den kegelförmigen zu schaffen und dem Kötzer eine
große Festigkeit zu verleihen.
Während der Bildung des Mittelstückes nehmen die Schichthöhen, gleichbedeutend
mit den Kegelhöhen, wieder stetig ab. Mit dieser Abnahme verfolgt man drei
Zwecke.
Da beim Verpacken der Kötzer das Schlußstück des einen an den Ansatz des anderen zu
liegen kommt, so werden sich die Kötzer um so besser aneinanderlegen, je mehr die
Höhe ah des Ansatzes derjenigen ig des Schlußstückes gleichkommt. Der zweite Vorteil, welchen die Abnahme
der Kegelhöhen bietet, ist der, daß man möglichst viel Faden auf eine bestimmte
Kötzerlänge bringt. Je kleiner nun drittens die Kegelhöhen der Schichten bei
gleichbleibendem Grundflächendurchmesser sind, desto leichter erfolgt die Abwindung
des Fadens. Doch dürfen andererseits die Höhen nicht zu klein werden, denn sonst
würde beim Abwickeln des Fadens vom Kötzer eine Verwirrung und somit ein Bruch des
Fadens eintreten.
Bei der Bildung des Ansatzes rücken die Grundflächen von Schicht zu Schicht langsamer
vorwärts als die Spitzen derselben, und umgekehrt ist dies bei der Bildung des
Mittelstückes der Fall. Bei derjenigen des Schlußstückes rücken beide gleich schnell
vorwärts, da sämtliche Schichten von hier an gleiche Höhen besitzen.
Die Führung des Fadens beim Aufwinden desselben übernimmt der sogenannte Aufwinder
und das Senken und Heben des letzteren die Leitschiene, bezw. die Stelze, welche auf
derselben aufruht und mit dem Aufwinder durch einen zweiarmigen Hebel verbunden ist
(Fig. 3). Der Einfachheit halber denkt man sich
nun die Spiralen in einzelne Fadenringe zerlegt. Nachdem der Ansatz gebildet ist,
sorgt die Konstruktion der Leitschiene dafür, daß die Abstände dieser Ringe, also
die Steigung der Schraubenlinie, während der ab- sowohl als auch während der
aufsteigenden Spirale jeder einzelnen Schicht konstant bleiben. Dadurch ist bedingt,
daß sich der Aufwinder bei der absteigenden Spirale mit ab- und bei der
aufsteigenden mit zunehmender Geschwindigkeit bewegen muß.
Textabbildung Bd. 322, S. 497
Fig. 3.
Mit der Bewegung des Aufwinders findet selbstverständlich gleichzeitig ein
Rotieren der Spindeln statt.
Wenn man nun von der Geschwindigkeit des Aufwinders und von derjenigen der Spindeln
spricht, so hat man beide immer auf diejenige des Wagens, als Träger des Aufwinders
und der Spindeln, zu beziehen. Für die folgende Betrachtung nimmt man eine konstante
Einfahrtsgeschwindigkeit des Wagens an, somit eine konstante Fadenlieferung. In
Wirklichkeit bewegt er sich zuerst mit zunehmender und dann mit abnehmender
Geschwindigkeit. Dies hindert jedoch nicht, hier von der Annahme einer konstanten
Wagengeschwindigkeit auszugehen; denn der Aufwinder- und der
Spindelbewegungsmechanismus sind direkt mit dem Wagen gekuppelt. Einem Wagenweg a z.B. entspricht durch Konstruktion der Leitschiene
ein Aufwinderweg b. Legt nun der Wagen diesen Weg a schneller oder langsamer zurück, so legt auch der
Aufwinder seinen Weg b entsprechend schneller oder
langsamer zurück.
Dasselbe gilt auch für die Tourenzahl der Spindeln. Einem Weg a des Wagens entspricht immer eine Tourenzahl c der Spindeln, ohne Rücksicht auf die Anzahl Sekunden, während welcher
die Bewegung ausgeführt wird.
Das Resultat dieser Betrachtung sagt aus, daß für die Bewegung des Aufwinders und der
Spindeln nicht die Zeitdauer, sondern der vom Wagen zurückgelegte Weg maßgebend
ist.
Daß man nun den Wagen in Wirklichkeit nicht mit konstanter Geschwindigkeit sich
bewegen läßt, hat nur den Zweck, die Wageneinfahrt in möglichst kurzer Zeit
auszuführen, um somit die Leistung des Selfaktors auf ein Höchstmaß zu bringen. Dies
könnte theoretisch auch erreicht werden, wenn man den Wagen mit einer mittleren
konstanten Geschwindigkeit sich bewegen ließe, die sich aus der vorher angeführten
zunehmenden und abnehmenden Geschwindigkeit ergeben würde. Es müßten dann jedoch bei
Beginn der Einfahrt die zu bewegenden Massen sofort auf diese mittlere
Geschwindigkeit gebracht und am Schluß derselben sofort zu Null gemacht werden. Ein
starker Stoß am Anfang sowohl, als auch am Schluß der Bewegung wäre die Folge, und
die schon ohnedies stark beanspruchten Seile, welche die Wageneinfahrt
bewerkstelligen, würden noch bedeutend stärker belastet werden.
II. Die Gleichung der
Leitschiene.
Die Aufgabe besteht darin, die Leitschiene so zu gestalten, daß sich die Fadenringe
in konstanter Entfernung nebeneinander legen. Konstant muß diese Entfernung für jede
einzelne kegelförmige Schicht sein; doch nimmt sie mit dem Wachsen der Kegelhöhen zu
und umgekehrt.
Ist die Leitschiene einmal hergestellt, so kann ihre Form nicht mehr geändert
werden.
Man konstruiert nun die Leitschiene, resp. deren Oberfläche in bezug auf das
Schlußstück, also für die jenigen Kegelschichten, deren Höhen konstant bleiben.
Textabbildung Bd. 322, S. 498
Fig. 4.
Man nimmt an, daß die Spindel, auf welcher der Kötzer gebildet wird, ein Zylinder vom
Radius r ist (Fig. 4).
In Wirklichkeit bildet diese einen Kegelstumpf, um ein rasches Abziehen des Kötzers
von derselben zu ermöglichen. Gegeben ist der Kegelstumpf von der Höhe h1 und den
Begrenzungskreisen 2rπ und 2Rπ.
Dieser Kegelstumpf stellt dann die Oberfläche der Schichten des Schlußstückes
dar. h1 bedeutet die
konstant bleibende Schichtenhöhe, also gleichzeitig den halben Aufwinderweg
innerhalb der Bildung einer solchen Schicht. Gegeben ist ferner die Größe der
Wageneinfahrt s;
s = s1
+ s2,
wobei s1 den Wagenweg, bezw. die frei gewordene Fadenlänge für die ab- und s2 diejenige für die
aufsteigende Spirale bedeutet. In Wirklichkeit ist die Größe des Wagenweges nicht
identisch mit der Länge des gelieferten Fadens, sondern letztere ist etwas größer;
doch kann diese Differenz hier unberücksichtigt bleiben.
Die folgende Untersuchung werde nun für die aufsteigende Spirale durchgeführt; analog
ist dann für die absteigende Spirale zu verfahren.
Nachdem man den Kegelstumpf zu dem zugehörigen Kegel mit der Höhe H vervollständigt, denkt man sich senkrecht zur
Kegelachse n Ebenen gelegt, welche die Kegelhöhe in n gleiche Teile teilen. Jeder so entstandene
Kegelstumpf hat dann die Höhe \frac{H}{n}. Greift man nun eine beliebige Stelle des
Kegels heraus, so entspreche dieser ein Radius rk und zählt bis zu diesem Kreis k Normalschichten, wenn man mit der Zählung derselben
an der Spitze des Kegels beginnt, k durchläuft also die
Werte von 0 bis n.
Auf Grund der Aehnlichkeit von Dreiecken entsteht folgende erste Gleichung:
r_k\,:\,R=\frac{H}{n}\cdot k\,:\,\frac{H}{n}\cdot n
r_k=R\cdot \frac{k}{n}; . . . . . 1)
k = 0, r
k
= 0,
k = k1, rk= r,
k = n.
rk = R.
Fig. 5 stelle die Leitschiene
vor, dann entspricht A B der ab-, B C der aufsteigenden Spirale. Es soll nun die
Kurvengleichung für B C aufgestellt werden.
B ist der höchste Punkt der Leitschiene, also derjenige
Punkt, in welchem sich die Stelze befindet, wenn der Aufwinder seine tiefste
Stellung einnimmt, also am Basiskreis 2Rπ während
Stellung C der Spitze der Spirale, also 2rπ entspricht.
Textabbildung Bd. 322, S. 498
Fig. 5.
In Fig. 3 sei
a' =
Hebelarm des Aufwinders,
ß' =
" der Stelze.
Es sei ferner:
\frac{\beta'}{\alpha'}=c,
dann ist
h2= ch1 . . . . .2)
Man legt nun (Fig. 5) ein
rechtwinkliges Achsenkreuz so, daß der Punkt B der
Koordinatenanfang, die x-Achse parallel und dann die y-Achse senkrecht zu A C
gerichtet ist, wobei A C mit der Bewegungsrichtung des
Wagens identisch ist.
Es ist dann:
x = Fadenlänge, Wagenweg;
y = Projektion des Weges der
Stelze auf die y-Achse;
t = Anzahl der Fadenringe, gezählt
von R bis rk (Fig. 4);
T = Anzahl der Fadenringe, gezählt
von R bis r.
Für die Stellung bei rk
ist nun:
x = π(R +
rk) t . . . .
.3)
rk aus Gleichung 1.
x=\pi\,t\,R\,\left\{1+\frac{k}{n}\right\} . . . . . 3')
y=\frac{H}{n}\,\left\{n-k\right\}\,c . . . . . 4)
hieraus
\frac{k}{n}=1-\frac{y}{H\,c} . . . . . 4')
t=\frac{T}{h_1}\,\frac{H}{n}\,\left\{n-k\right\} . . . . . 5)
\frac{k}{n} aus 4'
t=\frac{T\,y}{h_1\,c} . . . . . 5')
Tπ(R + r)
= s2 . . . . . 6)
r=R\,\frac{H-h_1}{H} . . . . . 7)
in 6
T\,\pi\,R\,\left(2-\frac{h_1}{H}\right)=s_2 . . . . . 6')
hieraus T in 5' eingesetzt.
t=\frac{s_2}{\pi\,R\,\left(2-\frac{h_1}{H}\right)}\,\frac{y}{h_1\,c} . . . . . 5'')
Den Wert von t aus Gleichung 5' und \frac{k}{n} aus Gleichung 4' in Gleichung 3 eingesetzt, gibt
x=\frac{s_2}{h_1\,c^2\,\left\{2\,H-h_1\right\}}\cdot (2\,H\,c-y)\,y . . . . . 3)
Setzt man nun;
\frac{s_2}{h_1\,c^2\,(2\,H-h_1)}=\frac{1}{b};\ 2\,H\,c=a,
so ist
y2 –
ay + bx = 0 . . . . .
8)
Dies ist die Gleichung einer Parabel, deren Achse parallel zur
x-Achse ist. Der Abstand beider ist gleich der
Ordinate des Scheitelpunktes der Parabel.
y=\frac{a}{2}\,\pm\,\sqrt{\frac{a^2}{4}-b\,x} . . . . . 3)
Für jeden Wert von x erhält man
zwei Werte von y, ausgenommen der Fall, wenn
x_0=\frac{a^2}{4\,b},
dann ist
v_0=\frac{a}{2};
dies sind dann die Koordinaten des Scheitels der
Parabel.
Führt man nun ein neues Koordinatensystem XY ein, so
daß
x=\frac{a^2}{4\,b}+X; y=\frac{a}{2}+Y,
so geht Gleichung 8 über in
Y2 +
bX = 0 . . . . . 9)
Ganz analog läßt sich die Gleichung für A B der
Leitschiene ableiten oder auch aus der vorhergehenden (9) direkt, wenn man
entsprechend transformiert und für s2 den Wert s1 einsetzt.
Für die weitere Betrachtung diene wieder Gleichung 8. Es ist sofort ersichtlich, daß
die Scheitelkoordinaten x0
y0 immer positiv
sind.
Es muß nun sein
x0 >
s2, y0 > h2.
Dies trifft zu, denn
x_0=\frac{a^2}{4\,b}=\frac{H^2\,s_2}{h_1\,(2\,H-h_1)}.
Es ist immer
H > h1
z.B. so ist
H = h1 + d,
so ist
x_0=s_2\,\left\{1+\frac{d^2}{{h_1}^2+2\,h_1\,d}\right\}\,>\,s_2 . . . . . 10a)
y_0=\frac{a}{2}=H\,c=H\,\frac{h_2}{h_1}\,>\,h_2 . . . . . 10b)
Es sind nun noch zwei sehr wichtige Bedingungen zu erfüllen.
Die Parabel wurde berechnet für das Schlußstück, also auf Grund der konstanten
Kegelhöhen h1.
Die erste Schicht des Kötzers, d. i. also diejenige, welche auf die nackte Spindel
aufgewickelt wird, habe eine Höhe ha, die Schlußschicht des Ansatzes, also die erste
Schicht des Mittelstückes eine Höhe hm.
Es ist nun:
h1 >
ha < hm.
Für die weitere Diskussion der von der Kurvengleichung noch zu erfüllenden
Bedingungen muß zuerst folgende Betrachtung eingeschaltet werden.
Man verlangt, daß während der Bildung des Mittelstückes sowohl als auch während
derjenigen des Schlußstückes die Entfernung der einzelnen Fadenringe voneinander
innerhalb einer jeden einzelnen Schicht konstant bleibt, d.h. jeder Tourenzahl der
Spindeln entspreche ein gleicher Weg des Aufwinders, resp. der Stelze. Die
Berechnung der Leitschiene stützte sich jedoch nur auf die Aufrechterhaltung dieser
Bedingung innerhalb der Schichten des Schlußstückes. Damit ist also noch nicht
bewiesen, daß dies auch für diejenigen des Mittelstückes zutrifft. Solange nun diese
Kurve der Leitschiene eine Parabel, also eine krumme Linie und keine gerade Linie
ist, kann diese Bedingung, theoretisch genommen, für beide Teile der Kötzerbildung
unmöglich erfüllt werden.
In Fig. 6 sei BC3 die Parabel, konstruiert für das Schlußstück. Für
den Beginn der Kötzerbildung, wo die Schichten mit der Höhe h2 beginnen, denkt man sich die Parabel
BC3 um Punkt B nach C1 gedreht; von hier aus nach C2s, als Stellung für den Beginn des
Mittelstückes. Hier haben die Schichten die größte Höhe hm erreicht; schließlich dreht sich die
Parabel nach C3 zurück
und man ist somit am Beginn der Bildung des Schlußstückes angelangt. Von hier an
findet keine Drehung mehr statt. Selbstverständlich muß sich die Leitschiene während
der ganzen Kötzerbildung senken, wegen des Fortschreitens der einzelnen
Schichten.
Damit nun auch für Stellung BC2 die Entfernung der Fadenringe konstant bleibt, konstruiert man sich
gerade so wie für BC3
die Parabel. Dreht man nun die Parabel BC3 um Punkt B nach C2, so ist es klar, daß
sich beide Parabeln niemals decken werden. Denn dies könnte nur bei kongruenten
Parabeln der Fall sein, was jedoch letztere nicht sind. Benutzt man also die Parabel
BC3 auch für die
Stellung BC2, so kann
für das Mittelstück die genannte Bedingung der konstanten Ringentfernung,
theoretisch betrachtet, nicht erfüllt werden; die Entfernung wäre nicht mehr
konstant. An Stellen mit zu großer Entfernung würde eine Lücke, an solchen mit zu
kleiner Entfernung eine Anstauung des Fadens in der Kötzerbildung stattfinden, was
selbstverständlich nicht eintreten soll.
Textabbildung Bd. 322, S. 500
Fig. 6.
Textabbildung Bd. 322, S. 500
Fig. 7.
Wie bereits erwähnt, würde die Bedingung immer erfüllt werden, wenn die Kurve keine
Parabel, sondern eine Gerade wäre.
Wenn nun im folgenden dies für die Gerade bewiesen wird, so läßt sich das Ergebnis
für den Fall einer Leitschiene mit krummer Oberfläche zunutze ziehen.
Ehe nun dieser Beweis erbracht wird, muß man von dem folgenden Fehler absehen.
An Stelle der Parabel hat man nun eine gerade Linie BC3 (Fig.
7). Teilt man BD in gleiche Teile, so
entsprechen gleichen Aufwinderwegen gleiche Fadenlieferungen; infolgedessen müßten
die Fadenschichten in Zylinderform aufgewunden werden; man verlangt jedoch
Kegelform. Deshalb muß man für die folgende Untersuchung den Fehler unberücksichtigt
lassen und sagen, es entstehen trotzdem Kegelwindungen; denn der Zweck, der bei
dieser Untersuchung erreicht werden soll, nimmt, wie man später sehen wird daran
keinen Anstoß.
Man teile nun z.B. BD in vier gleiche Teile. Es
entsprechen nun den Punken 0, 1, 2, 3, 4 die Wagenstellungen 0',
1', 2', 3', 4' und die Stelzenstellungen 0'', 1'',
2'', 3'', 4''. Man dreht nun BC3 um Punkt B nach C2, als Stellung für
den Beginn des Mittelstückes. Teilt ebenfalls EC2 (EC2 ∥ BD) in vier gleiche
Teile; zieht durch die Teilpunkte abc usw. die
Wagerechten bis zum Schnitt mit BC2. und erhält die Punkte a''b''c'' usw. als Stellungen der Stelze, Es liegen nun entsprechende
Punkte z.B. 1'b''1'' auf Senkrechten zu DC3, denn sowohl BC3 als BC2 werden in vier
gleiche Teile geteilt. Somit ist bewiesen, daß entsprechenden Aufwinder- bezw.
Stelzenwegen gleiche Wagenwege, somit gleiche Fadenlieferungen zugehören; dazu
kommen noch gleiche Tourenzahlen der Spindeln für gleich große Aufwinderwege,
innerhalb jeder einzelnen Schicht. Somit wird hier immer die Bedingung der
konstanten Fadenringentfernung erfüllt.
Wenn nun auch die Kegelhöhen verschieden sind, so entsprechen trotzdem den Stellungen
0, 7, 2 (Fig. 8)
des Aufwinders gleiche Durchmesser, wie den entsprechenden Stellungen abc usw. mit der Voraussetzung, daß der Grund- und
Spitzenkreis der Kegel konstant bleiben. Es muß ja jeweils der gelieferte Faden
aufgewickelt werden. Der Beweis ist wie folgt leicht zu führen. Zu B C3 gehört der Kegel
mit der Mantellinie ef, zu BC2
– cd'. Man teilt nun die Kegelhöhen wieder in vier
gleiche Teile und zieht die Wagerechten bis zur entsprechenden Kegelmantellinie. Es
ist sofort klar, daß die Punkte o'' a'' und 1''b'' usw. gleichen Abstand von der Kegelachse haben.
Somit ist bewiesen, daß entsprechenden Aufwinderstellungen für die verschiedenen
Schichten gleiche Kegeldurchmesser zugehören. Der Unterschied ist nur der, daß für
Kegelschichten mit größeren Höhen die Aufwindergeschwindigkeit insgesamt zunimmt;
denn der Aufwinder muß während derselben Wageneinfahrtszeit einen größeren Weg
zurücklegen als bei Kegelschichten mit kleineren Höhen.
Textabbildung Bd. 322, S. 500
Fig. 8.
Der Weg s2 als Weg,
bezw. als Fadenlieferung für die aufsteigende Spirale ist festgelegt, doch kann man
die Höhe BD (Fig. 6)
verändern. Damit ist nicht gesagt, daß man eine solche Veränderung durch Drehen der
Laufschiene um Punkt B erreicht; sondern für dieselbe
Stellung, also für diejenige der Bildung des Schlußstückes kann BD verschieden groß gewählt werden. Es ändert sich dann
natürlich auch der Hebelarm (Fig. 3), an welchem die
Stelze angreift, um die Aufwinderbewegung hervorzurufen. Je größer eben BD wird, desto größer muß dann der Hebelarm der Stelze
werden und umgekehrt; denn an der Größe der Aufwinderbewegung soll nichts mehr
geändert werden.
Je kleiner man nun bei Konstanten s2
BD annimmt, desto flacher wird die Parabel, desto mehr
nähert sie sich einer geraden Linie, desto mehr erfüllt sie die Bedingung, daß die
Entfernungen der Fadenringe voneinander auch für sämtliche Schichten des
Mittelstückes, innerhalb jeder einzelnen derselben, konstant bleiben. Während nun,
wie bereits erwähnt, bei der Leitschiene mit gerader Oberfläche (Fig. 7) der Fehler eintreten würde, daß
0'1' = 1'2' = 2'3',
d.h. daß gleichen Wagenwegen gleiche Aufwinderwege
entsprechen, ist jedoch bei der Parabel laut Berechnung
0'1' > 1'2' > 2'3''
wegen der Abnahme des Durchmessers der Fadenringe innerhalb
der Bildung der aufsteigenden Spirale.
Die Verhältnisse von BD und s2 sind nun in der Praxis so gegeben, daß
bei einer Drehung der Leitschiene um Punkt B aus der
Stellung C3 nach C2 die gestellte
Bedingung der konstanten Ringentfernung sehr genau erreicht wird. An Hand von
gezeichneten Parabeln kann die Richtigkeit dieser Untersuchung sofort erprobt
werden.
Man sucht also BD möglichst klein zu machen; deshalb ist
es auch erklärlich, warum die Parabel für das Schlußstück konstruiert wurde und
nicht für den Beginn des Mittelstückes; weil wegen der kleineren Höhen der Schichten, resp.
BD, im ersteren Fall die Parabel flacher wird, wie
im letzteren.
Ob nun die Konstruktion, gestützt auf die Bildung der Schichten des Schlußstückes,
endgültig gemacht werden kann, muß noch folgende Untersuchung zeigen.
Wie auf S. 499 erwähnt wurde, sind von der Parabel noch zwei Bedingungen zu erfüllen,
deren nähere Betrachtung jetzt folgen soll.
Gleichung 10a sagt aus, daß die Parabel über s2, d.h. über C3 hinausragt. Dies muß natürlich zutreffen, denn
dreht man die Parabel um Punkt B nach C2, so muß die Parabel
mindestens noch durch den Punkt C2 gehen, d.h. es dürfte im schlimmsten Falle EC2 Tangente an die
Parabel werden. Würde man nun eine Gerade auf der Parabel sich abwälzen lassen, so
daß diese jederzeit tangiert, dann würde der Neigungswinkel dieser Geraden gegen die
positive x-Achse von einem spitzen Winkel stetig bis
\frac{\pi}{2} wachsen müssen. Andererseits muß für die Stellung BC1 (Fig.
6 S. 500) die Bedingung erfüllt werden, daß im äußersten Falle die
x-Achse selbst Tangente an die Parabel wird. Die
entsprechenden Gleichungen für die Erfüllung dieser Bedingungen können
selbstverständlich auch aufgestellt werden, Viel schneller und für die Praxis ebenso
genau verfährt man jedoch mit Hilfe der Parabel selbst. Nachdem man dieselbe für BC3 gezeichnet und die
Punkte C1, C2, C3 festgelegt hat, kann
man mittels Pauspapier diese Proben für die Grenzfälle machen. Je weiter die Lagen
BC1 und BC2 von den genannten
Endstellungen entfernt sind, desto besser wird dann auch die Bedingung durchgeführt,
daß die Abstände der Fadenringe voneinander innerhalb einer jeden einzelnen Schicht
konstant bleiben. Von BC1 bis BC2,
also während der Bildung des Ansatzes, wird diese Bedingung zwar trotzdem nicht
erfüllt; was jedoch seinen Grund darin hat, daß innerhalb dieser Periode der
Kötzerbildung gleichen Aufwinderwegen keine gleichen Tourenzahlen der Spindeln
zugehören, worüber im nächsten Kapitel noch gesprochen werden wird.
(Fortsetzung folgt.)