Titel: | Aus der Praxis. |
Autor: | F. Kerdyk |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 509 |
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Aus der Praxis.
Aus der Praxis.
Dynamo zur Messung von Bremsleistungen.
Im folgenden sei eine Dynamo mit schwingendem Gehäuse zur Messung der Bremsleistung
von Verbrennungs- und anderen Motoren beschrieben, bei welcher die Einrichtung
leicht so getroffen werden kann, daß die gesuchten Größen völlig selbsttätig
aufgeschrieben werden. Sie hat über der üblichen Untersuchungsweise mittels Pronyscher oder ähnlicher Bremse nicht nur die
leichtere Bedienung, sondern auch größere Genauigkeit und Zuverlässigkeit
voraus.
Textabbildung Bd. 322, S. 508
Fig. 1.
Bei der sogenannten Boreas Bremsdynamo von Lacy Hulbert & Co. in
London SW., wird der Anker direkt mit der Welle des zu untersuchenden Motors
gekuppelt. Das Gehäuse, welches die Elektromagnete trägt, ist in solcher Weise in
zwei Kugellagern gelagert, daß es Schwingungen um seine Achse ausführen kann, welche
durch elastische Anschläge in ihrer Größe beschränkt sind. Gemessen wird nun das auf
das Gehäuse ausgeübte Drehmoment, indem ein Hebel mit verschiebbarem Gewicht an das
Gehäuse befestigt ist. Wie aus Fig. 1 ersichtlich,
ist außerdem ein Gegengewicht angebracht, welches dem Meßgewicht in der Nullstellung
das Gleichgewicht hält. Das Drehmoment wird mit Hilfe der üblichen Formel nach Prony bestimmt. Mit dem Wirkungsgrad der Dynamo selbst
hat man nichts zu tun, da nicht der erzeugte elektrische Strom, sondern nur das
durch die elektromagnetische Reaktion erzeugte Drehmoment gemessen wird, so daß man
sich auf die Ergebnisse als wirkliche Messung der von der Kraftmaschine abgegebenen
Leistung verlassen kann.
Außer der einfachsten in Fig. 1 abgebildeten
Anordnung kann man die Einrichtung so treffen, daß das verschiebbare Gewicht
mit dem Meßlineal durch einen kurzen Hebel ersetzt wird, welcher mittels einer
Preßkugel auf den Kolben eines mit einem Druckmesser verbundenen Zylinders drückt.
Die Bedienung wird dadurch um so leichter, da man kein Gewicht mehr zu verschieben,
sondern nur die vom Manometer angegebenen Drücke zu beachten hat. Zur Messung der
Umdrehungszahl kann irgend ein Tachometer Verwendung finden.
Zur Vervollkommnung der Anordnung können nun schließlich beide Messungen selbsttätig
stattfinden. In Fig. 2 ist eine solche Einrichtung
mit den zugehörigen Apparaten abgebildet. Der Verbrennungsmotor ist mit der
Bremsdynamo auf einer gemeinschaftlichen Grundplatte befestigt. Die beiden
Registrierapparate für die Messung der Umdrehungszahl und der Leistung werden durch
eine Uhr getrieben, welche die Zeitpunkte verzeichnet, so daß man in den Diagrammen
ein vollständiges Bild von dem Verlauf der abgegebenen Leistung erhält. Besonders
für Dauerversuche, bei denen man die Verhältnisse des Motors nach Belieben abändern
kann, ist die beschriebene Anordnung wertvoll.
Textabbildung Bd. 322, S. 508
Fig. 2.
Gewöhnlich wird der erzeugte elektrische Strom in Flüssigkeits- oder
Metallwiderständen vernichtet. Flüssigkeitswiderstände sind in der Anschaffung
billiger, aber letztere sind zuverlässiger, leichter zu regeln und brauchen keinen
Unterhalt. Obwohl der elektrische Strom nicht zur Bestimmung der Leistung gemessen
wird, ist es doch empfehlenswert, die elektrischen Verhältnisse kontrollieren zu
können. Eine Schalttafel mit den nötigen Meß- und Sicherheitsapparaten, sowie mit
einem Rheostat zur Regelung der Widerstände, bildet denn auch einen Teil der Anlage.
Steht Gleichstrom zur Verfügung, so kann er zum Ingangsetzen der Verbrennungsmotoren benutzt
werden, indem man dabei die Bremsdynamo als Motor laufen läßt.
Bis jetzt hat die Bremsdynamo besonders in Automobilwerken Verwendung gefunden, wo
eine größere Anzahl Motoren auf dem Versuchsstand geprüft werden müssen.
Verschiedene Anordnungen sind dabei schon ausgeführt worden: entweder mit fester
Lagerung der Dynamo nach Fig. 2, oder mit
Befestigung auf einer Drehscheibe, wobei die zu untersuchenden Motoren ringsherum
Aufstellung finden und die Dynamo schnell mit einer neuen Maschine verbunden werden
kann, oder auch, indem die vollständige Untersuchungseinrichtung fahrbar ausgeführt
ist und diese an den Versuchsstand entlang gefahren wird.
F.
Kerdyk.