Titel: | Zeitschriftenschau. |
Autor: | A. M. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 509 |
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Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Eisenbahnwesen.
Dampftriebwagen sind wegen ihrer
einfachen Bedienung und Billigkeit im Betrieb von der italienischen Staatsbahn auf
einer Reihe Linien eingeführt. Sie sollen hauptsächlich zur Vermehrung der Züge auf
verkehrsarmen Strecken, zum Lokalverkehr auf Hauptbahnen und für den Anschluß an
Schnellzügen dienen. Diese Wagen zeigen eine bemerkenswerte Neuerung. Um bei dem
kleinen Gewicht des Dampfkessels und der Maschine doch das verhältnismäßig große
Reibungsgewicht des Triebwagens zu erhalten, hat man denselben hauptsächlich als
Gepäckwagen ausgebildet, um an ihm erst die Personenwagen anzuhängen. (Zeitschr. d.
Vereins deutscher Eisenbahnverw, 1907, S. 712.)
W.
Eisenbeton.
Eisenbeton-Bogenbrücke. Bei Chippi
ist über die Rhone eine Bogenbrücke in Eisenbeton mit unten angehängter Fahrbahn für
die dortige Aluminium - Industrie - Aktiengesellschaft
erbaut worden. Für die Berechnung war als Belastung eine Lokomotive von 30,0 t mit
3,5 m Radstand und 7,5 m Pufferweite und 301 schwere Güterwagen mit 4 m Radstand und
8 m Pufferweite vorgeschrieben. Außerdem war auf der einen Seite des Bauwerkes ein
1,5 m breiter Fußgängersteig mit 200 kg/qm Nutzlast vorgesehen.
Die Spannweite des Bauwerkes beträgt 40,4 m, die Pfeilhöhe der
Bogen 9,15 m.
Das in den Widerlagern fest eingespannte Brückengewölbe besteht aus
zwei Bögen, deren Form der Drucklinie für Eigengewicht entspricht. Das Widerlager
ist für beide Bögen gemeinsam. Außerdem sind dieselben, soweit nicht die
erforderliche lichte Höhe hierdurch beschränkt wird, an der oberen Laibung durch
eine Plattenbalkenkonstruktion etwa über die halbe Bogenlänge miteinander verbunden.
Zwischen den beiden Bögen bleibt ein lichtes Profil von 4,15 m Breite frei.
Durch 12 Paare Hängesäulen sind an die Bogenträger Querträger in
einer Entfernung von 4,00 m aufgehängt, welche mit der Fahrbahnplatte und ihren
Verstärkungsrippen eine Plattenbalken-Konstruktion bilden.
Zum Ausgleich der Temperatur ist die Fahrbahnplatte in der Mitte
der Brücke geteilt und mit einer Wärmeausgleichfuge versehen.
Die beiden Bogenträger haben im Scheitel eine Breite von 0,8 m und
eine Höhe von 1,5 m, am Kämpfer eine Breite von 1,2 m und eine Höhe von 2,6 m. Längs
der Laibungen sind je sechs Reihen mit je drei Rundeisen von 35 mm Durchm.
eingebettet, welche noch etwa 3 m lang in den Widerlagerbeton strahlenförmig
abgebogen sind. Außer dieser Hauptarmierung sind noch zahlreiche dünne Längseisen,
Querverbindungen und Bügel angeordnet, so daß der Beton ähnlich wie im „beton
fretté“ vollständig verschnürt ist. Das gemeinsame Widerlager hat eine Länge
von 9 m, eine Breite von 8,6 m und eine Höhe von 4,8 m; dasselbe ist teils auf Kies,
teils auf Sand gegründet. In letzterem sind der größeren Sicherheit wegen 30
Holzpfähle eingerammt.
Die Beanspruchungen der Betonbögen mit Berücksichtigung der
Wärmeschwankungen sind im höchsten Falle 52 kg/qcm Druck und 21 kg/qcm Zug.
Werden dem Eisen die ganzen Zugspannungen zugewiesen, so ist seine größte
Zugspannung am Widerlager 878 kg/qcm und im Scheitel 413 kg/qcm. Hierbei ist das
Verhältnis der Dehnungszahlen für Eisen und Beton zu n
= 10 angenommen. Bei n = 20 werden die größten
Betonspannungen etwas niedriger und die größten Eisenspannungen etwas höher.
Die größte Bodenpressung beträgt bei ungünstigster Laststellung 3,2
kg/qcm.
Die Hängesäulen haben fünf Rundeisen von 27 mm Durchm. als Einlage
erhalten. Ihre Beanspruchung beträgt nur 570 kg/qcm, um den einhüllenden schmalen
Betonkörper, der ohnedies Schwankungen ausgesetzt ist, gegen Zugrisse zu
schützen.
Die Plattenbalken-Konstruktion des oberen Windverbandes sowie der
Querträger und der Fahrbahntafel ist in der üblichen Weise durchgeführt. An den
Stellen, an denen negative Momente auftreten, haben die Platten und die Balken
konsolartige Verstärkungen erhalten. Die Rundeisen sind an den Anschlußstellen
teilweise aufgebogen. Außerdem sind zahlreiche Bügel vorhanden, um die Sicherung des
Verbundes zu bewirken.
An den Stellen, an welchen Erschütterungen zu befürchten sind, sind
die Spannungen niedrig gehalten. Hierbei überschreiten die Betondruckspannungen
nicht das Maß von 20 kg/qcm, die Eisenzugspannungen das Maß von 800 kg/qcm. Der
Beton enthält im Fundament 180 – 300 kg Zement a. d. cbm. Im übrigen wurde auf 1,2
cbm Schotter und Sand 400 kg Zement verarbeitet.
Jeder Bogen wurde an einem Tage innerhalb 14 Stunden betoniert.
Die Arbeit begann Mitte März 1906 mit dem Ausheben des Bodens für
die Fundamente und endigte Ende Juni 1906 mit der Fertigstellung der Fahrbahntafel.
Auf das eigentliche Betonieren entfallen im ganzen rd. 14 Tage.
Die Durchbiegungen bei der Probebelastung blieben unter den
rechnungsmäßig ermittelten Werten, was durch die verstärkende und aussteifende
Wirkung des oberen Windverbandes und der Fahrbahntafel zu erklären ist. (Schweizer.
Bauzeitung 1907, S. 307–311 und 319–321.)
Dr.-Ing. P. Weiske.
Hüttenwesen.
Elektro-Metallurgie. (Blonet.) Der größere Teil des in der Welt erzeugten
Kupfers wird heute elektrolytisch dargestellt. Es ist häufig fast chemisch rein und
daher gut geeignet zur Erzeugung von Legierungen, die bisher aus hüttenmännisch
gewonnenem Kupfer, seiner unvermeidlichen Verunreinigungen wegen schwer zu erlangen
waren. Großen Vorteil verspricht die vollkommene und wohlfeile Wiedergewinnung des
Goldes und Silbers aus dem Rohkupfer. Auch die Gewinnung des in ihm vorhandenen
Tellurium ist ermöglicht. Zur Darstellung von Aluminium ist der Héroult-Prozeß allgemein im Gebrauch. Verbesserungen,
um die Herstellungskosten zu erniedrigen, sind eingeleitet. In der Stahlerzeugung
haben die Verfahren von Héroult und Kjellin die größte Verbreitung gefunden. Ihr Vorzug vor
der hüttenmännischen Gewinnung liegt in der Herstellung hochwertigen, reinen
Stahles. Die nötige Kraft läßt sich aus den Hochofengasen gewinnen. Zink wird z. Z.
noch nicht
elektrisch erschmolzen. Es erscheint indessen nach seiner chemischen und
physikalischen Beschaffenheit hierzu wohl geeignet und der Ersatz der jetzt
gebräuchlichen zahllosen kleinen und teueren Retorten durch einen elektrischen Ofen
lohnend. (Engineering 1907, Bd. II, S. 30.)
ε.
Lokomotivbau.
Lokomotive. Die neueste Lokomotive
der Midland Railway, eine einfachwirkende
Schnellzuglokomotive, Bauart 4 –4 –0 mit Bellpaire-Kessel, wurde mit einer von Deeley entworfenen Steuerung ausgerüstet, welche eine
Abänderung der Heusinger von Waldegg-Steuerung bildet.
Sie stimmt mit dieser im allgemeinen überein, aber die Kulisse wird durch
Vermittlung einer Stange in Schwingung versetzt, die mit dem Kreuzkopf des anderen
Zylinders verbunden ist. Die beiden zusammengegossenen Zylinder liegen innerhalb des
Lokomotivrahmens. Bei der üblichen Anordnung, bei der jeder Zylinder eine von der
Zwillingsseite unabhängige Steuerung erhält, befinden die Kulissensteine sich immer
in entsprechenden Lagen, z.B. ganz oben oder unten in den beiden Schwingen. Bei der
hier getroffenen Anordnung dagegen rücken die Steine immer in entgegengesetzte
Stellungen in der Kulisse, wodurch eine bequeme Ausbalancierung der Schwingen und
ihrer Gestänge erreicht wird.
Die Hauptabmessungen dieser Lokomotive sind:
Zylinderdurchmesser
19
Zoll engl.
Kolbenhub
26
„
Triebraddurchmesser
6
Fuß 6½ Zoll engl.
Kesselüberdruck
220
Pfd. engl.
Heizfläche
FeuerbüchseRohreim ganzen
152,8 1404,6 1557,4
quadr. Fuß. „ „
Rostfläche
28,4
„
Reibungsgewicht
38,75
t.
Gesamtgewicht mit Tender
105
t.
Zugkraft
0,5341
f. d. Pfd. Dampfdr.
(The Engineer 1967, Bd. II, S. 4 und 18.)
Ky.
Pumpen.
Hochdruckpumpenzylinder mit angegossenen
Kanälen. (Jlqen.) Bei stehenden, doppelt
wirkenden Pumpen wird fast immer die Verbindung zwischen Ventilkästen und den
Zylinderenden durch an den Zylindern angegossene Längskanäle hergestellt. Der Bruch
mehrerer solcher Zylinder bei regelmäßigem Betriebe veranlaßte zur Prüfung der
Konstruktion, die ergab, daß die Wandstärken für einfache glatte Zylinder ohne
Berücksichtigung der Kanäle berechnet waren. Wie Fig.
1 zeigt, ist während der Druckperiode, während welcher Zylinder und Kanal
unter demselben Druck stehen, das Stück ab vom innern
Druck entlastet, der Flüssigkeitsdruck ist aber bestrebt, die Zylinder- und
Kanalwandungen nach den gestrichelten Linien c d und
e f auszuheulen. Die Wand a
b wirkt dieser Formänderung als Verankerung entgegen, doch ist die
bogenförmige Gestalt dafür wenig geeignet.
Textabbildung Bd. 322, S. 510
Fig. 1.
Der Bruch erfolgte in der Weise, daß zunächst die Wand a b bei a oder b abriß, dann beulen sich die Außenwände aus und
brachen bei g und f. Auch
Probezylinder, bei welchen das Verhältnis festgestellt werden sollte, in welchem der
Druck, der einen glatten, Zylinder zum Bruch bringt, zu demjenigen Druck steht, der
den Bruch eines Zylinders mit angegossenen Kanälen bewirkt, brachen in
derselben Weise. Die Versuche ergaben, daß die Festigkeit des bronzenen Zylinders
mit Kanälen nur 50 bis 70 v. H. der für den glatten Zylinder errechneten betrug. Es
wird vorgeschlagen, nicht die Wandstärke allgemein zu erhöhen, sondern nur die
Ankerstücke a b und i k
entsprechend zu verstärken und durch Querrippen von c
nach d und e nach d die Wände zu versteifen. (Z. d. V. d. Ing. 1907, S.
994–995)
K.
Straßen- und Kleinbahnen.
Zahnräder für Bahnmotoren. (Forgaty.) Zur Verwendung von auswechselbaren
Zahnkränzen für die großen Zahnräder der Vorgelege zwischen dem elektrischen
Antriebsmotor eines Fahrzeuges und der Fahrzeugachse wird der Körper des Zahnrades
mit dem Körper des Laufrades aus einem Stück gegossen. Der Zahnkranz erhält innen
einen Mittelsteg mit konischer Ausdrehung, der sich gegen einen Flansch und in eine
V-förmige Rinne des Zahnkörpers legt. Zur Befestigung dienen vier, bei besonders
großen Rädern sechs 1 ⅜ zöllige schmiedeeiserne konische Bolzen. (Street Railway
Journal 1907, Bd. I, S. 798.)
Pr.
Straßenbahngleis. In Amerika werden
auch für Straßenbahnen in ziemlichem Umfange Vignolschienen verwendet. Der Platz für
den Spurkranz wird in gepflasterten Straßen durch gegen die Schienen gelegte
Formsteine frei gehalten. Da letztere jedoch durch die beim Befahren auftretenden
Bewegungen der Schiene häufig zerbrachen oder gelockert wurden, werden neuerdings
zweiteilige Steine, ein Formstein, der in die seitliche Höhlung der Schiene
hineinpaßt und ein zweiter, der gegen dessen ebene Fläche anliegt, verwendet.
(Street Railway Journal 1907, Bd. I, S. 799.)
Pr.
Untergrundbahnen. In Philadelphia werden die Schienen im Tunnel der
Untergrundbahn für den Schnellverkehr einzeln auf 150 mm hohen, 500 mm breiten und
600 mm langen Holzklötzen befestigt, die auf 300 mm hohen in Beton eingebetteten
U-Eisen ruhen. Letztere sind durch zwischengenietete kurze Stücke von 300 mm U-Eisen
miteinander verbunden. Die Fahrschienen sind auf den Holzklötzen einseitig befestigt
um Platz für die spätere Anbringung einer Zwangsschiene zu behalten. (Street Railway
Journal 1907, Bd. I, S. 784–785.)
Pr.
Hungerburgbahn. Die zweite Seilbahn
in Tirol ist die Hungerburgbahn bei Innsbruck. Mit 840 m Länge überwindet sie 296 m
Höhenunterschied mit 55 v. H. größter und 18,5 v. H. kleinster Steigung. Die Bahn
übersetzt in ihrem unteren Teile mit einer 156 m langen Eisenbrücke den Inn, liegt
weiterhin im Einschnitt und endigt mit einem 12 m hohen Viadukt. Die Antriebstation
am oberen Bahnende enthält einen 75 pferdigen Motor; die Bremseinrichtungen des
Windwerkes usw. entsprechen den üblichen Anordnungen. Die Wagen mit drei
geschlossenen und zwei offenen Abteilen fassen je 60 Personen; ihre
Fahrgeschwindigkeit beträgt 1,5 m i. d. Sek. Der Betriebsstrom wird von den Innsbrucker Elektrizitätswerken bezogen. (Deutsche
Straßen- u. Kleinbahnzeitung 1907, S. 550.)
A. M.
Technische Chemie.
Calciummetall als Absorptionsmittel für
Gase. (F. Soddy.) K.
Arndt hat entdeckt, daß erhitztes Calcium alle Gase außer Argon und
Wasserstoff aufnimmt, so daß man mit seiner Hilfe ein sehr hohes Vakuum erzeugen
kann. Soddy konstruierte sich einen kleinen, elektrisch
geheizten Vakuumofen: Ein zylindrischer Tiegel, der das Calcium enthält, wird durch
eine Platindrahtspirale, die von einem elektrischen Strome durchflössen wird,
erhitzt. Die ganze Vorrichtung ist von einem weiten Porzellanrohr umgeben und in ein
durch Schliffe verschlossenes Glasgefäß gesetzt. Eingeschmolzene dicke Platindrähte
führen den Strom von außen zu. Das Calcium verdampft, wie Arndt feststellte, schon bei 730° merklich (Schmelzpunkt 800°); der Dampf
verbindet sich chemisch mit Sauerstoff zu Oxyd, mit Stickstoff zu Nitrid; auch Kohlenoxyd,
Kohlendioxyd, Wasserdampf, Azetylen, Schwefeldioxyd, Ammoniak werden gebunden.
Mengen von mehreren Kubikzentimetern werden in einer Minute absorbiert, so daß eine
an den Ofen angeschmolzene Geislersche Röhre keinen
Strom mehr hindurchläßt. Wasserstoff wird bei zu hoher Temperatur des Calciums nicht
gebunden, wohl aber beim Abkühlen, weil sich das Calciumhydrid bei gesteigerter
Hitze zersetzt.
Man darf das Calcium nicht bis zum Schmelzen erhitzen, weil es
sonst beim Erkalten den Tiegel sprengt.
Bei diesen Untersuchungen wurde gefunden, daß Argon und Helium
schon bei viel höherem Drucke den Strom nicht mehr durchlassen, als z.B. Luft und so
ein scheinbar sehr hohes Vakuum vortäuschen können. Ferner wurde bestimmt, wieviel
Helium und Argon mit dem Spektroskop noch nachgewiesen werden können. Weniger als
0,02 mg Argon (0,01 mm3) konnte nicht mehr
aufgefunden werden, dagegen noch 10–7 mg Helium
(0,0005 mm3). (Chemical News 1907, S. 13 – 15, 25
– 28, 42 – 45, 51.)
A.
Vulkanisierung von Kautschuk. (R. Ditmar.) Ditmar
untersuchte kleine Proben folgender Kautschuksorten: Para, Kinsembo, Ober-Kongo,
Bassam, Lumps, Thimbles - Kongo, Uelle, Guayule und Dead Borneo. Die Proben wurden
gewaschen, dann gut getrocknet, mit 4 v. H. Schwefel auf einem Walzwerke vermischt
und in Aluminiumformen zu rechtwinkligen Stücken von 1 × 1,5 × 3 cm Kantenlänge
gepreßt. Die Stücke wurden im Autoklaven, der mit wenig Wasser beschickt war, teils
bei 4 at, teils bei 15 at Druck erhitzt. Nach je 10 Min. wurden die Stücke
untersucht und, wenn die Vulkanisierung noch nicht beendet war, immer weiter 10 Min.
erhitzt.
Unter 4 at waren Para, Kinsembo, Oberkongo, Bassam, Lumps und
Thimbles-Kongo in 40 Min. fertig vulkanisiert. Guayule brauchte 50 Min., Uelle noch
längere Zeit. Dead Borneo zerfloß vollständig. Bei 15 at waren Para und Kinsembo in
10 Min. ausvulkanisiert. Ober-Kongo und Bassam brauchten 20 Min.; Lumps waren nach
30 Min. noch nicht fertig. Thimbles-Kongo war nach 20 Min. ausvulkanisiert und
erweicht; Guayule war nach 20 Min. aufgeblasen, Dead Borneo nach 10 Min. vollständig
zerflossen.
Bei 4 at vulkanisiert zeigt Para die größte Belastungsfähigkeit (7
kg/qcm bis zum Riß) und Lumps die größte Dehnbarkeit (390 v. H. bis zum Riß). Beim
Erhitzen in Sauerstoff oxydierte sich Thimbles-Kongo und Guayule am stärksten, Para
am geringsten.
Bei der Bestimmung des freien (mit siedendem Aceton ausziehbaren)
und des gebundenen Schwefels fand Ditmar, daß von den
einzelnen Sorten 0,75 – 1,67 v. H. Schwefel gebunden waren.
Unter 15 at wurde viel mehr Schwefel, nämlich 3,52 bis 3,84 v. H.
Schwefel gebunden. Durch diesen hohen Druck wurde die Belastungsfähigkeit nur wenig
geändert, dagegen die Dehnbarkeit und leider auch die Oxydierbarkeit etwa
verdoppelt. (Chemikerzeitung 1907, S. 638–639.)
A.
Karbid und Kalkstickstoff. (E. Rudolfi.) Durch langwierige Patentstreitigkeiten ist
eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten über Kalkstickstoff veranlaßt worden, in
denen besonders der Einfluß kleiner Beimengungen studiert wurde. Kohle und Kalk
bilden, wie Moissan fand, beim Schmelzpunkte des
Platins (1780°) noch kein Karbid, dagegen tritt, wie Rudolfi fand, in einer Kohlenoxydatmosphäre die Karbidbildung bei 1820°
ein. Geheizt wurde in einem elektrisch geglühten Kohlenrohr und die Temperatur mit
dem Wanuer-Pyrometer gemessen. Kalkstickstoff
(Calciumcyanamid) entsteht aus Kalk, Kohle und Stickstoff (neben Karbid) oberhalb
etwa 1750°, wenn der Teildruck des Kohlenoxydgases im Ofen 1/10 at
beträgt.
Es bildeten sich stets Cyanamid und Karbid gleichzeitig. Rudolfi nimmt an, daß zuerst Karbid auftritt, das dann
mit dem Stickstoff Cyanamid bildet. Daß die Bildungstemperatur des Karbids zu 1819°
angegeben wurde, ist nur ein scheinbarer Widerspruch, da durch den
übergeleiteten Stickstoff der Teildruck des Kohlenoxyds auf 1/10 at erniedrigt
und infolgedessen die Bildungstemperatur des Karbids stark herabgesetzt wird; die
Rechnung ergibt eine Temperaturabnahme von 60°.
Aus technischem Karbid und Stickstoff entsteht Cyanamid in
erheblicher Menge bei 1000°; wird Calciumchlorid zugesetzt, so werden schon bei 800°
große Mengen gebildet. Aehnliche günstige Wirkung haben noch andere Zusätze. Die
Wirkungsweise ist noch nicht ganz aufgeklärt. (Zeitschr. für anorgan. Chemie 1907,
Bd. 54, S. 170–184.)
A.
Technologie.
Schweißverfahren. (Ruck-Keene.) Zum Schweißen von Konstruktionen am
Verwendungsort sind im Gebrauch: 1. das gewöhnliche Verfahren unter Erhitzen der
Stücke auf dem Schmiedefeuer. Versuche mit drei Eisensorten verschiedener Güte, mit
19–22 mm Durchm., lieferten um so bessere Ergebnisse, je besser das Eisen war. Die
Festigkeit der geschweißten Stücke betrug 98,5–100 v. H., 87–94 v. H. und 77–79 v.
H., die Dehnung 53–61 v. H., 35,5–60 v. H. und 16–25 v. H. von der Festigkeit bezw.
Dehnung des vollen Eisens; stumpf gestoßene und gut überlappte Nähte unterschieden
sich nicht wesentlich. Die Bruchfläche der schlechtesten Eisensorte war nach dem
Schweißen vollständig kristallinisch geworden, bei dem besten Eisen sehnig
geblieben. Der große Verlust an Dehnung zeigt die Notwendigkeit des Ausglühens nach
dem Schweißen.
2. Das Elihu Thomson elektrische
Schweißverfahren, das besonders zum Schweißen von Rohren dient. Die Schweißhitze
wird durch einen schwachen elektrischen Strom erzielt, der durch die zu schweißenden
Stücke hindurchgeschickt wird. Die erhitzten Stücke werden dann mechanisch
zusammengepreßt. Versuche mit Stahl und Eisen von 17,5 mm Durchm. ergaben für Stahl
102 v. H., für Eisen 97 v. H. der ursprünglichen Zugfestigkeit, die Dehnung ging
dagegen beim Stahl auf 78–42 v. H., beim Eisen auf 54 v. H. des ursprünglichen
Betrages zurück. Nach dem Schweißen muß Ausglühen stattfinden.
3. Das Schweißen im Lichtbogen nach Benardos. Die Schweißstücke werden durch Kabel mit dem positiven Pol der
Dynamomaschine verbunden, der negative mit einem Kohlenstab. Letzterer wird an die
Schweißstelle gehalten und dann zur Erzeugung des Lichtbogens etwas von derselben
entfernt. Das Eisen erhitzt sich in der Nähe des Lichtbogens sehr schnell bis zum
Schmelzen an der Oberfläche, dann werden kleine Stücke einzeln dazwischen gebracht.
Sie schmelzen mit den Oberflächen der zu schweißenden Stücke zusammen und füllen so
den Raum zwischen ihnen aus. Sorgfältig zu beachten ist, daß das nächste Stück erst
dann aufgebracht wird, wenn das vorhergehende völlig geschmolzen ist. Statt des
Kohlenstabes wird auch ein Stab von besonders zugerichtetem Eisen verwendet, das
dann selbst abschmilzt und den Schweißspalt füllt. Bewährt hat dies Verfahren sich
beim Ausbessern von Stahlgüssen, die dann ausgeglüht werden müssen, um die
entstandenen Spannungen zu beseitigen, ferner beim Aufschmelzen von neuem Material
auf korrodierte Bleche bis zur ursprünglichen Dicke.
4. Das Schweißen mit Azetylen- oder Wasserstoffgas (autogen) im
Gemisch mit Sauerstoff. Die Gebläseflamme wirkt wie der Lichtbogen schmelzend, die
Schweißung tropfenweise bildend. Das Verfahren ist erfolgreich angewendet zum
Schweißen von Straßenbahnschienen und von Flanschen an Rohre, zum Ausbessern
gerosteter Bleche und Brüche und zum Herstellen neuer Schweißungen auf dem Bauplatz.
Schweißversuche mit Azetylen-Sauerstoff an einem 14 mm starken Blech ergaben 84 v.
H. der Materialfestigkeit. Die Dehnung betrug 6–15 v. H. auf 200 mm Länge bei
ursprünglich 38,5 v. H. auf 50 mm. Eigenartig ist die Verwendung der Wasserstoff-
Sauerstoff-, sowie der Azetylen-Sauerstofflamme zum Schneiden dicker Bleche und
Platten in kürzerer Zeit als mit Hammer und Meißel.
5. Das Vereinigen der Stücke durch Dazwischengießen von auf einmal
geschmolzenem Metall. Angewendet wurde dies jetzt veraltete Verfahren zur
Herstellung von Verbund-Panzerplatten, wobei eine harte und eine weiche Stahlplatte,
im bestimmten Abstande einander gegenübergestellt, auf Schweißwärme erhitzt wurden
und der Zwischenraum mit weichen Stahl ausgegossen wurde.
6. Das Schweißen mit Thermit,s. D.
p. J. 1903, Bd. 318, S. 320. einem
innigen Gemisch von Aluminiumpulver und Eisenoxyd, das mit einem besonderen
Zündpulver im Tiegel entzündet, in wenigen Sekunden schmilzt, wobei sich
Aluminiumoxyd und geschmolzenes, sehr hoch erhitztes Eisen bildet. Letzteres fließt
dann in die Schweißfuge.
(Engineering 1907, Bd. II, S. 33–34.)
ε.
Wasserkraftanlagen.
Traunfallwerk. Das im Jahre 1900
erbaute Traunfallwerk bei Gmunden nützt eine Wassermenge von 15–27 cbm/Sek. und ein
Nettogefälle von 17 m aus. Zunächst waren zwei liegende Doppel-Francis-Turbinen der Firma Schmied in Zell aufgestellt, welche eine Leistung von je 1240 PS bei 182.
Uml./Min. besitzen. Zur Unterstützung der Regulierung trägt jede Welle ein
Schwungrad von 19 t Gewicht: (gesamte Schwungmasse
22,5 t). Die dritte Turbine ohne Schwungrad (von J. M.
Voith in Heidenheim geliefert) leistet 1300 PS, ihr Wirkungsgrad beträgt 78
v. H. bei Vollast, 76 v. H. bei Halblast.
Das kleine Elektrizitätswerk St.
Wolfgang wurde 1903 erbaut. Zur Ausnutzung des Ditlbaches wurde 680 m
oberhalb des Turbinenhauses ein 9 m hohes Stauwehr errichtet und eine
Druckrohrleitung von 375 mm Durchm. nach dem Kraftwerk geführt. Das Bruttogefälle
beträgt bei 200 Lit/Sek. Wassermenge 74 m, das Stutzgefälle 66 m. 1906 wurde diese
Anlage vergrößert, indem oberhalb eine zweite Gefällsstufe mit 120 m durch eine
zweite Staumauer geschaffen wurde. Die Rohrleitung (5 v. T. Gefälle) endigt in einem
Wasserschloß, von welchem eine 268 m Druckleitung bis zu dem zweiten Turbinenhaus
neben dem Staubecken des unteren Wehres führt. Das Wasser des oberen Werkes wird
somit nach der Arbeitsleistung für das untere Werk wieder aufgespeichert. Die Pelton-Turbine der Erweiterung leistet 77 PS bei 750
Uml./Min. mit 80 v. H. Wirkungsgrad. (Elektrotechnik u. Maschinenbau 1907, S. 495
bis 499.)
A.
M.