Titel: | Das Bohren und Nieten von Eisenkonstruktionen mit elektrischen Pendelbohrmaschinen und elektrischen Nietmaschinen. |
Autor: | W. Schrader |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 529 |
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Das Bohren und Nieten von Eisenkonstruktionen mit
elektrischen Pendelbohrmaschinen und elektrischen Nietmaschinen.
Von W. Schrader, Oberingenieur.
(Schluß von S. 516 d. Bd.)
Das Bohren und Nieten von Eisenkonstruktionen mit elektrischen
Pendelbohrmaschinen usw.
Eine wertvolle Ergänzung der elektrischen Pendelbohrmaschine bietet die elektrische Nietmaschine.
Wie schon oben gezeigt, wird durch das Zusammenarbeiten beider Maschinen eine
billige, schnelle und gute Arbeit liefernde Arbeitsweise geschaffen. Nachdem die
Eisenkonstruktion gebohrt ist, tritt die Nietmaschine in Wirksamkeit, die ebenso wie
die Bohrmaschine pendelnd aufgehängt ist und an derselben Hängekonstruktion an der
Eisenkonstruktion zur Verrichtung der Nietarbeit entlang geführt wird. Da die
Nietarbeit sehr schnell von statten geht, so wird sie meist unmittelbar nach dem
Bohren ausgeführt, so daß die Eisenkonstruktion in kurzer Zeit nach dem Bohren
vollständig fertig genietet ist.
Textabbildung Bd. 322, S. 529
Fig. 6.
Die hydraulischen und pneumatischen Nietmaschinen, welche häufig zum Ersatz der
Handnietung herangezogen werden, zeigen im Betriebe zahlreiche Mängel, welche die
Anwendung dieser Maschinen wesentlich beschränken und verteuern. In erster Linie ist
es die Zuführung der Energie, des Druckwassers oder der Druckluft, die schon große
Schwierigkeiten bereitet; hierzu sind kräftige und schwerfällige Druckleitungen
erforderlich, welche stets Undichtigkeiten aufweisen und dadurch auch während der
Arbeitspausen Energieverluste bedingen, welche oft die für die eigentliche
Nietarbeit erforderliche Energiemenge überschreiten. Dazu kommt, daß für solche
Zwecke stets eine besondere Kraftanlage, eine
Druckwasser- oder Druckluftanlage geschaffen werden muß, wodurch Anlagekosten und
Betriebskosten erheblich erhöht werden. Außerdem sind die mit diesen Kraftmaschinen
betriebenen Nietmaschinen sehr verwickelt und setzen daher eine gute, sachgemäße
Wartung und Bedienung voraus. Diese Mängel sind oft so schwerwiegender Natur, daß
man ihretwegen von der Einführung der Kraftnietungen an Stelle der Handnietung
Abstand nimmt.
Aus diesem Grunde sind sowohl Bohrmaschine als auch Nietmaschine für elektrischen Antrieb konstruiert. Die Kraftzuführung
geschieht bei diesen beiden Maschinen durch ein einfaches Kabel, das an die auf der
Arbeitsstelle vorhandene Licht- oder Kraftleitung angeschlossen wird. Diese einfache
und billige Energiezuführung gestattet es auch, die Nietmaschine auf Montagen, wo
stets elektrische Energie schon vorhanden ist, oder doch leicht beschafft werden kann, mit
Erfolg anzuwenden.
Die in Fig. 2 u. 6
dargestellte Nietmaschine besteht aus einem kräftigen Stahlbügel, der auf der
Rückseite einen Motor in gekapseltem Gehäuse trägt, welcher zum Nieten mit einer
Schraubenspindel gekuppelt wird. Die Mutter drückt mittels eines Balanciers die
Nietdöpper zusammen und bewirkt somit die Nietung. Die Hauptabmessungen der Maschine
sind folgende:
Ganze Länge
etwa
1600
mm
Ganze Höhe
„
1500
„
Ganze Breite
„
700
„
Maulweite
„
250
„
Ausladung
„
600
„
Gewicht
„
1100
kg
Textabbildung Bd. 322, S. 530
Fig. 7.
Textabbildung Bd. 322, S. 530
Fig. 8.
Die Arbeitsweise der Maschine ist eine sehr einfache.
Zunächst wird der Motor mittels eines Anlaßwiderstandes angelassen. Nachdem er seine
volle Tourenzahl erreicht hat, ist die Maschine zum Nieten bereit. Durch Druck auf
einen Knopf wird der Motoranker mittels elektromagnetischer Kupplung mit der Spindel
gekuppelt und durch Aufwärtsbewegen der Mutter wird der zweiarmige Balancier
betätigt, an dessen kürzerem Hebelarm die auswechselbaren Döpper für die
Nietkopfbildung sitzen. Das Ausschalten des durch den Druckknopf geschlossenen
Stromkreises geschieht selbsttätig durch den Ausschaltern (Fig. 6). Hierzu wird die Spindel b der
Nietstärke entsprechend vorher so eingestellt, daß der Daumen c des Ausschalters nach vollzogener Nietung gegen das
Ende von b stößt, wodurch die Ausschaltwelle gedreht
wird. Auf dieser Welle sitzen, wie aus Fig. 7 u.
8 hervorgeht, zwei Kontakthebel d, die isolierte, durch die Litze h miteinander verbundene Kontakte tragen. Unter
Einwirkung der Federn e werden die Kontakthebel d gegen die Kontakte/und g
gedrückt. Der Schalter stellt also in der Grundstellung der Maschine eine Verbindung
zwischen den Kontakten f und g her, die bei Bewegung der Maschine der Einstellung der Schraube b entsprechend, früher oder später unterbrochen wird.
Nach vollzogener Nietung läuft die Mutter selbsttätig zurück und wird in ihrer
Endstellung sicher begrenzt. Zur Bedienung der Maschine ist nur ein Mann erforderlich; derselbe kann ganz allein die
Maschine an der Hängekonstruktion hin und her bewegen und von Niet zu Niet
führen, die warmen Nieten einstecken und durch Druck auf den Kopf die Nietung
bewirken. Diese Arbeit ist äußerst einfach und bequem und strengt nicht an. Ein großer Vorteil ist es, daß man die Niete von oben
einstecken kann, so daß sie nicht besonders gehalten zu werden
brauchen.
Textabbildung Bd. 322, S. 530
Fig. 9.
Die Nietung geht außerordentlich schnell, in weniger als einer Sekunde vor sich, so
daß die Maschine eine sehr große Leistungsfähigkeit hat, die ihre Grenzen nur in dem
Warmmachen und Einstecken der Niete findet.
Der Kraftbedarf der Maschine ist sehr gering. Die
Maschine ist ausgerüstet mit einem Motor von etwa 2 PS; in der Zeit zwischen den
Nietungen braucht sie nur Leerlaufstrom für den Motor, der sehr gering ist, weil der
Motor auf Kugeln gelagert ist. Treten längere Arbeitspausen ein, so hört durch
Ausschalten der Maschine der Kraftbedarf überhaupt vollständig auf. Darin liegt ein
großer Vorteil gegenüber Druckwasser- und Drucklufteinrichtungen, deren besondere
Kraftstation stets unabhängig von dem jeweiligen Kraftbedarf weiter arbeiten muß, um
wegen der zahlreichen Undichtigkeiten den Druck zu halten. Im Vergleich zu
Nietmaschinen dieser Art sind daher bei der elektrischen Nietmaschine die
Betriebskosten sehr gering, um so mehr, als, wie schon oben gesagt ist, eine
besondere Kraftstation nicht vorhanden zu sein braucht, sondern die Maschine einfach
an vorhandene Licht- oder Kraftleitung mit elektrischer Energie angeschlossen werden
kann.
Die Hauptvorteile der elektrischen Nietmaschine sind noch einmal kurz zusammengefaßt
folgende:
1. Bequeme und sichere Kraftzuführung durch ein einfaches Kabel
im Anschluß an vorhandene Leitungen.
2. Geringer Kraftbedarf, billige Betriebskosten.
3. Ruhiger, geräuschloser
Gang.
4. Einfache, übersichtliche, gekapselte und regendichte
Konstruktion, daher große Betriebssicherheit.
5. Bequeme, nicht anstrengende Bedienung durch nur einen Mann, daher
erhebliche Ersparnis an Arbeitskräften.
6. Schnelles Arbeiten, daher große Leistungsfähigkeit.
7. Pendelnde Aufhängung, daher leicht beweglich; erhebliche
Ersparnis an Transportkosten.
Sehr wichtig für die vollkommene Ausnutzung der Pendelbohrmaschine und der
Nietmaschine ist die Art der Aufhängung. Sie muß so
eingerichtet sein, daß leichtes Verschieben der Maschinen nach allen Richtungen
möglich ist, sowie daß die Maschinen leicht gehoben und gesenkt werden können. Wie
dies erreicht wird, möge an einigen ausgeführten Anlagen gezeigt sein.
Textabbildung Bd. 322, S. 531
Fig. 10.
In Fig. 1 ist eine Anlage dargestellt, welche auf
einem Fabrikhofe eingerichtet ist, welcher auf der einen Seite von einer Mauer
begrenzt wird.
Ueber die Breite der Zulage erstrecken sich zwei Träger, welche auf der einen Seite
eingemauert sind, während sie auf der anderen Seite auf Säulen ruhen. An dem unteren
Flansch dieser Träger laufen an Laufkatzen mit mechanischem Antrieb die Querträger;
diese Träger sind demnach parallel an den erstgenannten Trägern verschiebbar.
Auf den Querträgern laufen Laufkatzen mit eingebautem Flaschenzug, welche die
Bohrmaschinen und Nietmaschinen tragen. Es ist aus der Abbildung ersichtlich, wie
die Maschinen leicht an jeden Ort der Zulage gebracht und auf jede beliebige
Höhenlage eingestellt werden können. Außerdem zeigt das Bild, wie gleichzeitig mit
mehreren Maschinen gebohrt und somit eine schnelle Erledigung der Arbeit erzielt
werden kann.
Fig. 9 stellt eine Anlage dar, welche bei einer
Zulage eingerichtet wurde, die vollständig im Freien liegt. Auf Säulen ruhen Träger
an denen mittels Laufkatzen senkrecht zu ihnen Träger längs beweglich sind. Die
letzteren tragen wiederum an Laufkatzen mit Flaschenzug die Bohrmaschinen oder
Nietmaschinen. Die Maschinen sind daher leicht über den ganzen Platz beweglich und
können an jede Stelle der Eisenkonstruktionen gebracht werden. Die erstgenannten
Träger ragen nach beiden Seiten symmetrisch über die Säulen vor, so daß auf jeder
Seite der Säule je eine Eisenkonstruktion bearbeitet werden kann. Nachdem die
Bohrmaschinen ihre Arbeit verrichtet haben, werden an ihrer Stelle die
Nietmaschinen in die Laufkatze eingehängt und das Nieten schließt sich sofort an das
Bohren an.
Fig. 10 zeigt eine Anordnung, wie sie für Hallen, in
denen Eisenkonstruktionen hergestellt werden, ausgeführt ist. An der Laufbahn des
die ganze Halle bedienenden Laufkranes sind leichte Konsolkrane angeordnet, auf
deren Ausleger eine Laufkatze mit eingebautem Flaschenzug beweglich ist. Diese
Laufkatze trägt die Bohrmaschine oder die Nietmaschine. Die Rollen des Kranes sind
in Kugellagern gelagert, so daß der Kran durch einen leichten Zug an den
Haspelketten zu bewegen ist. Dadurch lassen sich die Maschinen leicht und schnell an
die erforderliche Stelle der Eisenkonstruktion bringen.
Wie aus vorstehenden Ausführungen hervorgeht, bietet die Fabrikation von
Eisenkonstruktionen mit Pendelbohrmaschine und Nietmaschine außerordentliche
Vorteile, welche sich kurz wie folgt zusammenfassen lassen:
1. Die Eisenkonstruktion wird nur einmal ausgelegt und in
diesem Zustande vollständig fertig gebohrt und genietet.
2. Die zu bohrenden Löcher werden nur in der obersten Eisenlage
angerissen und auf einmal durch alle Lagen durchgebohrt.
3. Das wiederholte Anreißen der Löcher von einer Lage zur
anderen und das wiederholte Auseinandernehmen und Wiederzusammenlegen der Lagen,
sowie der Transport der einzelnen Eisen zu den Bohrmaschinen fällt fort.
4. Die gebohrten Löcher liegen in allen Eisenlagen genau
übereinander; nachträgliches Nacharbeiten durch Aufreiben oder Aufdornen fällt
daher fort.
5. Im Anschluß an das Bohren erfolgt das Nieten mit der
elektrischen Nietmaschine; diese gewährleistet bequeme, nicht anstrengende
Bedienung durch nur einen Mann, daher erhebliche Ersparnis an
Arbeitskräften.
6. Mit den Vorteilen 1–5 sind ganz erhebliche Ersparnisse an
Arbeitszeit verbunden. Die Eisenkonstruktionen lassen sich dadurch schneller
herstellen und werden billiger.
7. Durch gleichzeitige Anwendung mehrerer Maschinen kann die
Arbeit noch mehr beschleunigt werden, so daß die Leistungsfähigkeit der Anlage
gegenüber den bisherigen Arbeitsweisen ganz erheblich gesteigert wird.
8. Bohrmaschine und Nietmaschine werden elektrisch angetrieben
und erfordern als Kraftzuleitung nur ein einfaches Kabel; beide Maschinen können
an eine vorhandene Stromleitung angeschlossen werden; besondere Kraftstation ist
daher nicht erforderlich; infolgedessen billige Anlagekosten und einfacher
Betrieb.
9. Bohrmaschine und Nietmaschine sind pendelnd aufgehängt und
können an ein und derselben Hängekonstruktion von dem Arbeiter, welcher sie
bedient, leicht bewegt werden, daher Fortfall jeglicher Hilfskräfte.