Titel: | Die heutige Ziegelindustrie. |
Autor: | Gustav Benfey |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 536 |
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Die heutige Ziegelindustrie.
Von Gustav Benfey,
Lauban.
(Fortsetzung von S. 523 d. Bd.)
Die heutige Ziegelindustrie.
Den wichtigsten Vorgang in der Herstellung der Ziegelware bildet das Brennen.
Durch das Brennen wird die bisher in Wasser aufweichbare Masse in einen
unauflösbaren Zustand überführt und der Ware gleichzeitig die Festigkeit verliehen,
welche sie mechanischen und chemischen Einflüssen gegenüber zu ihrer künftigen
Bestimmung geeignet macht.
indem wir die Ware der Glut des Feuers aussetzen, vollziehen sich Veränderungen
chemischer und physikalischer Natur. Die chemische Veränderung beruht in der
Verflüchtigung des beim Trocknen noch verbliebenen Wassers, die physikalische in der
Umwandlung des Tons zu einer festen Masse. Diese letztere Veränderung wird durch die
im Ton in großen oder geringeren Mengen enthaltenen Flußmittel begünstigt, die sich
bei hoher Temperatur verflüssigen und die schwerer schmelzbare tonige Grundmasse
dichten. Je nach der Temperatur, der die Ware im Ofen ausgesetzt wird, oder nach den
Flußmitteln, die im Tone enthalten sind oder nach der Magerung, erhält das gebrannte
Produkt einen mehr glasigen, wasserundurchlässigen, oder erdigen, wassersaugenden
Charakter, wie die Ware ihrer künftigen Bestimmung entsprechend sich verhalten
muß.
Wir unterscheiden im Brennprozeß drei Abschnitte: das Schmauchen, das
eigentliche Brennen und das Kühlen. Unter Schmauchen verstehen wir das langsame
Anwärmen der eingesetzten Ware bis zu einer Temperatur von etwa 120° C, wobei die in
dem Formung noch vorhandene Feuchtigkeit vollständig ausgetrieben und in Wasserdampf
überführt ist. Dieses Schmauchen, das entweder direkt von den Ofenrosten aus bei
reichlicher Luftzuführung oder indirekt vermittels Ueberführung von überschüssiger
Wärme aus abkühlenden Oefen geschieht, muß langsam und gleichmäßig erfolgen.
Langsam, weil beim zu raschen Austreiben des Wassers eine empfindliche Ware leicht
Risse erhält, wenn die im Innern eingeschlossene Feuchtigkeit zu rasch nach außen
strebt, – gleichmäßig, weil das Niederschlagen der Wasserdämpfe an noch nicht
angewärmten Formungen im Ofen, besonders für die feinere Ziegelware, sehr
schädigende Farbenveränderungen der gebrannten Erzeugnisse hervorruft. Diese sog.
Verschmauchungen entstehen dadurch, daß in den Wasserdämpfen flüchtige Salze,
Säuredämpfe, usw. enthalten sind, die sich auf dem kalten Formung mit dem
Wasserdampf niederschlagen und nach dem Wiederverschwinden des Wassers an der
Oberfläche des Formlings zurückbleiben und sich dort im weiteren Prozeß des Brennens so verkieseln,
daß sie unentfernbar an der Ware haften bleiben.
Die Kontrolle, ob der Ofeneinsatz gründlich und in allen Teilen ausgeschmaucht ist,
erfolgt durch Hineinlassen eines sogen. Schmauchthermometers, eines durch eine
Messinghülse mit daran befestigter Kette geschützten bis 300° zeigenden
Thermometers, der an verschiedenen Stellen durch die im Ofengewölbe befindlichen
Oeffnungen bis etwa 1 m über der Sohle des Ofens hineingesenkt wird.
Ist der Ofen vollkommen ausgeschmaucht, so beginnt unter erhöhter Hitzeentwicklung
das eigentliche Brennen. Durch die richtige Verteilung der Brennherde und des
Abzuges, sowie dem entsprechenden Einsetzen der Ware muß dafür gesorgt werden, daß
diese Hitzeentwicklung möglichst gleichmäßig in allen Teilen des Einsatzes wirkt da
nur dadurch das Brennen richtig verlaufen kann. Die Hitzeentwicklung wird so lange
fortgesetzt, bis der gesamte Einsatz jene Temperatur besitzt, die er haben muß, um,
wie bereits erwähnt, die für seine künftige Bestimmung erforderliche mechanische und
chemische Festigkeit zu erhalten. Die Kontrolle, ob diese Glut erreicht ist,
geschieht auf verschiedene Weise. Der geübte Brenner vermag sie nach der Farbe der
Glut zu erkennen, die allmählig je nach der Erhöhung der Temperatur von dunkel über
hellroter nach weißer Glut übergeht. Diese Kontrolle ist indessen ungeübten Augen
nicht anzuraten, da die Glut bei hellem oder trübem Wetter, bei Tag oder Nacht
wesentlich anders erscheint. Genauere Kontrolle ergibt das Messen der Schwindung,
welche der einzelne Formung und entsprechend der ganze Einsatz im Vollfeuer, d.h.
bei der für ihn erforderlichen höchsten Temperatur, erfährt. Es geschieht dieses
Messen durch das Einführen einer eisernen Stange durch eine im Gewölbe des Ofens
angebrachte Oeffnung bis zu dem darunter befindlichen Höchstpunkte des Einsatzes.
Die Entfernung zwischen diesem Aufsatzpunkt bis zur Oberkante des Ofens wird
vorgemerkt und die bei wiederholten Messungen allmählig größer werdende Entfernung
läßt die Schwindung des Einsatzes erkennen. Es ist auch verschiedentlich versucht
worden, Pyrometer zur Feststellung der Temperaturen in den Brennöfen der
Tonindustrie anzuwenden, doch haben sie sich hierbei nicht bewährt. Sie waren meist
darauf hergestellt, daß das allmählige Wachsen eines starke Hitze vertragenden
Körpers, wie z.B. Graphit, auf einer Skala übertragen wurde, von der man die
Wärmezunahme resp. Verringerung ablesen konnte; doch litten diese Pyrometer meist an
dem Uebelstande, daß der betr. Körper nach dem Abkühlen nicht in seine erste
Abmessung zurückkehrte, so daß ein häufiges Richtigstellen des Apparates
erforderlich war, welches nur von geübter Hand ausgeführt werden konnte.
Sehr gut bewährt haben sich dagegen die sogen. Seger-Kegel. Sie sind auch heute wohl bei allen Oefen der Tonindustrie
eingeführt, wo eine genaue Kontrolle der zu gewinnenden Temperatur erforderlich ist.
Diese etwa 6 cm hohen pyramidenförmige Körper sind von Professor H. Seger zuerst hergestellt, und zwar aus einer Reihe
an Schwerschmelzbarkeit zunehmenden Silikaten (Fig.
41). Heute werden davon 64 verschiedene Nummern verwendet zum Messen der
Wärme in Stufen von je 20° C zwischen 590° (beginnende Rotglut) und 2030° C (über
Platinschmelzhitze). Erkannt wird die Temperatur an der Nummer des Kegels, der sich
schmelzend neigt. Die Beobachtung dieses Vorgangs, zu welchem die Kegel möglichst in
der Mitte des Einsatzes aufgestellt werden und Vorsorge getroffen wird, daß die
Kegel von einem in der Ofenwandung angebrachten Schauloch gesehen werden können,
kann von jedem Arbeiter erfolgen, so daß sie auch in dieser Hinsicht ein
praktisches Hilfsmittel für die Industrie geworden sind.
Als einfachste Ofenanlage zum Brennen von gewöhnlichen Mauerziegeln ist der sogen.
Feldofen noch recht verbreitet, meist auf den bereits früher besprochenen
Handstrichziegeleien, die nur so lange bestehen, bis das in Abbau befindliche Feld
ausgeziegelt ist. Im Gegensatz zu den anderen Oefen hat der Feldofen kein festes
Mauerwerk, das den Einsatz umschließt, sondern der ganze Ofen wird aus ungebrannten
Formungen ausgeführt, höchstens daß die Sohle, die Decke und einzelne der Witterung
besonders ausgesetzte Wandflächen mit schwachgebrannten Ziegeln gedeckt sind. Die
Wärmeentwicklung geschieht zunächst in Feuerkanälen, die zwischen zwei
gegenüberliegenden Wandungen wenige Schichten über der Sohle den Ofen durchziehen.
Die Feuerkanäle bestehen von unten aus zunächst aus dem Aschenfall, der durch einen
aus rohen Ziegeln gebildeten Rost abgedeckt ist, auf dem das Feuer angefacht wird.
Die Feuerkanäle werden beim Setzen des Ofens mit Steinkohlen, unten große, oben
kleinere Stücke, gefüllt, ebenso wird zwischen jede Ziegelschicht beim Aufbau des
Ofens eine 10 bis 15 mm hohe Kohlengruslage gebreitet, die sich mit dem Aufsteigen
der Glut von den Feuerkanälen aus entzündet und das Garbrennen der Formlinge
befördert. Eine weitere Befeuerung als durch diese schon beim Setzen des Ofens
eingebrachte Kohle findet nicht statt. Ein derartiger Ofen erhält gewöhnlich eine
Höhe von 28 Ziegeln, hochkant aufgesetzt, eine Breite von 80 – 120 Ziegelköpfen, die
Länge richtet sich nach den vorhandenen Ziegeln. Wenn nun auch ein derartiger Ofen
den Vorzug hat, daß er ohne feststehendes Mauerwerk und deshalb ohne besondere
Anlagekosten aufgebaut wird, so ist seine Brennwirkung doch so sehr von der
Witterung abhängig, daß es selbst dem geschicktesten Brenner unmöglich ist, in ihm
einen gleichmäßigen Brand zu erzielen und daß bei jedem Brande auf einen Ausschuß
von mindestens 25 v. H. der Ware gerechnet werden muß.
Textabbildung Bd. 322, S. 537
Fig. 41.Segerkegel.
Einen wesentlichen Fortschritt bedeutet schon der sog. „Deutsche Ofen“, dessen
Umfassungsmauern, zuweilen auch die gewölbte Decke, massiv aufgemauert sind und so
Schutz gegen die Witterungseinflüsse bieten. Hier wird auch die Kohle nicht zwischen
die einzelnen Schichten gestreut, sondern man versucht von den Feuerherden aus durch
entsprechenden Einsatz einen gleichmäßigen Brand zu erzielen. Aber auch in diesem,
wie dem vorherbeschriebenen Ofen, ist der Luft, die von den Schüröffnungen aus den
Einsatz durchzieht, kein Zwang auferlegt, so daß sie ihren naturgemäßen Weg, nach
oben, nehmen kann. Bei den folgenden Oefen wird der erwärmten Luft durch den
künstlichen Zug des Schornsteins ihr Weg so vorgeschrieben, daß die von ihr
getragene Wärme besser ausgenutzt wird, im Interesse eines gleichmäßigeren
Durchbrennens des Einsatzes. Der Entwicklung entsprechend käme hier der sog.
„Casseler Flammofen“ in Betracht, der aus dem alten Töpferofen
entstanden, heute noch viel zum Brennen dünnwandiger Ware, wie Dachziegel usw.,
verwendet wird. Das
Zusammenziehen des Grundrisses wie das Einziehen des Gewölbes nach dem Schornsteine
zu gestattet gleichmäßiges Brennen, das noch befördert wird durch eine im
Querschnitt des Ofens zwischen den Rosten und dem Einsatzraume angebrachte
durchbrochene Wand, welche die dahinter gesetzten Formlinge auch vor der direkten
Flammenwirkung schützen soll.
Bei letztbesprochener Ofenart wird also die erwärmte Luft gezwungen, den Einsatz
wagerecht zu durchstreichen, im Gegensatz zu der folgenden Art, in welcher das Feuer
gezwungen wird, von oben in den Einsatz einzutreten und an der Sohle abgeführt wird.
Es sind dies die Oefen mit überschlagender Flamme. Sie sind aus der Erfahrung
entstanden, daß diejenige Ware, welche zumeist und zunächst von der Hitze getroffen
wird, auch am ehesten in den Zustand übergeht, den wir mit Sinterung bezeichnen,
d.h. in dem die einzelnen Teilchen des Formlings erweichen und sich so innig
vereinigen. In diesem Zustande kann die Ware aber keine große Belastung vertragen,
ohne ihre Form zu ändern, sich zu verziehen, deshalb zieht man vor, jene Ware, die
im Gegensatz zu dem andern Einsatz möglichst scharf gebrannt werden soll, wie z.B.
die Pflasterklinker, in Oefen mit überschlagender Flamme zu brennen. In diesen
Oefen, die meist einen quadratischen, auch wohl runden Grundriß haben, wird das
Feuer durch eine Mauer, die zwischen Feuer- und Einsatzraum eingesetzt ist, aber
nicht bis an die Ofendecke reicht (Fig. 42),
gezwungen, bis an das Gewölbe des Ofens zu schlagen und erst von dort in den Einsatz
einzutreten, von wo er durch die Sohle abgezogen wird. Diese Oefen findet man
einzeln, wohl auch zu zweien bis zu acht Oefen zusammengekuppelt, wodurch es möglich
gemacht wird, die heiße Luft des kühlenden Ofens zum Vorwärmen des frisch
eingesetzten Ofens zu verwenden und hierdurch eine erhebliche Ersparnis an
Brennmaterial zu erzielen.
Textabbildung Bd. 322, S. 538
Fig. 42.Ofen mit überschlagener Flamme von Eckardt & Hotog.
Wertvollere Ware, bei der es auf vollkommene Farbenreinheit ankommt, und die später
zu behandelnden Glasuren werden, um sie von den Einflüssen der fast stets in den
Flammen enthaltenen schädlichen Gase zu schützen, entweder eingekastelt, d.h. mit
einer Schutzwand umgeben, oder in Muffelöfen gebrannt. Diese unterscheiden sich
dadurch von den gewöhnlichen bis jetzt besprochenen Oefen, daß der ganze Einsatzraum
von einer dünnen Wandung umgeben ist, um welche das Feuer sich bewegt, ohne direkt
in den Einsatzraum eintreten zu können. Das Feuer erhitzt demnach direkt die Wandung
und diese gibt ihre Hitze wieder an die eingesetzte Ware ab. Dadurch gebrauchen
diese Oefen mehr Brennmaterial, der Einsatz brennt sich jedoch so farbenrein, ist
auch stets so erheblich wertvoller, daß hierdurch die Mehrkosten leicht gedeckt
werden.
Die bisher behandelten Oefen faßt man wohl auch unter dem Namen „periodische
Oefen“ zusammen, da jeder Brand eine in sich abgeschlossene Arbeitsperiode
umfaßt, die, wie wir früher besprochen, aus Schmauchen, Brennen und Kühlen besteht
Bei ihnen wird das Brennen wesentlich dadurch verteuert, daß man zum Feuern kalte
Speiseluft verwenden muß, während andererseits die erzeugte Hitze beim Kühlen
der Ware nutzlos verloren geht. Diesen Erwägungen verdankt die Tonindustrie den
Ringofen, der eine derartige Ausnutzung der Wärme, des Brennmaterials bedeutet, wie
sie in solcher Vollkommenheit wohl in keiner anderen Industrie vorkommt. Wenn auch
der im Jahre 1900 verstorbene Baurat Friedr. Hoffmann
zu Berlin diesen Ofen nicht allein erdacht hat, so ist es doch sein unsterbliches
Verdienst, ihn nach Ueberwindung unsäglicher Schwierigkeiten in der deutschen
Tonindustrie, wie in jener der Welt eingebürgert zu haben, so daß wir ihn heute als
wertvollstes Instrument der Ziegelerzeugung über die ganze Erde verbreitet finden.
In seiner ursprünglichen Form besteht der Ringofen aus einem überwölbten, in sich
zurückgehenden Brennkanal von kreisrunder Grundrißform, an dessen Außenseiten in
bestimmten Abständen Türöffnungen zum Ein- und Aussetzen der Ware vorgesehen sind.
An der inneren Wandung des Brennkanals befinden sich die Rauchabzüge, in gleicher
Zahl, wie die Türen. Diese Abzüge führen in den sogenannten Rauchsammler. Sie können
durch eiserne Glocken geschlossen werden, die mit ihren Rändern in die mit Sand
gefüllten Einfassungsringe der nach dem Rauchsammler führenden Oeffnungen
eingreifen. Der im Mittelpunkt des Ofens stehende Schornstein ist durch vier
Oeffnungen mit dem Rauchsammler verbunden. In der Decke des ringförmigen Brennkanals
befindet sich eine große Anzahl über die ganze Ringfläche gleichmäßig verteilter,
mit eisernen Deckeln verschließbare kleine Oeffnungen, die Heizlöcher.
Um den Betrieb eines derartigen Ringofens verständlich zu machen, beginnen wir mit
der Schilderung der ersten Inbetriebsetzung, wobei vorausgeschickt werden muß, daß
jeder Ringofen aus mehreren Abteilungen von solcher Größe besteht, daß jede
Abteilung die Erzeugung einer einheitlichen Betriebsperiode, meist eines Tages, an
trockener Ware aufzunehmen vermag, während die Zahl der Abteilungen der Dauer der
Betriebsperioden jeder Abteilung in Tagen entspricht. Nehmen wir an, daß eine
bestimmte Warenmenge in einem Tage eingesetzt, in drei Tagen ausgeschmaucht und drei
Tage vorgewärmt wird, dann zwei Tage in Vollfeuer, sechs im Abkühlen stehen müßte
und nehmen wir dazu noch einen Tag für das Ausfahren, so würde das eine
sechszehntägige Betriebsperiode bedeuten und dementsprechend einen Ringofen mit 16
Abteilungen erfordern. Jede Abteilung besitzt eine Tür als Beginn und einen
Rauchabzug als ihren Schluß. Zwischen dem Rauchabzug und der ihm schräg
gegenüberliegenden Tür der nächsten Abteilung wölbt sich über den Kanal der meist 25
cm breite Gurtbogen als Abschluß der Abteilung, bestimmt zur Anlehnung für den
später zu beschreibenden Schieber, auch um die Hitze tragende Luft, die in dem durch
die Schwindung des Einsatzes entstandenen freien Raum zwischen Einsatz und Decke
ungenutzt dahinstreicht, zu zwingen, wieder in den Einsatz zurückzukehren.
Der Betrieb des Ringofens wird nun damit begonnen, daß in einer Abteilung quer durch
den Brennkanal eine massive Wand, die sogen. Schildwand, aufgeführt wird, die soviel
Schüröffnungen mit Aschenfall erhält, als der darüber liegende Deckenteil des
Brennkanals die vorher geschilderten Heizlöcher enthält. Hinter den Schüröffnungen
wird die Rostanlage gemacht und dicht dahinter mit dem Einsatz begonnen, hierbei
wird unter jedem Heizloch ein sogen. Heizschacht aufgebaut, durch den die Kohle
fällt, sich dabei auf Ziegeln, die in den Heizschächten einkragen, möglichst
gleichmäßig verteilend. Die Heizschächte werden meist aus ungebrannten Formungen bei
jedem Brande neugesetzt und sind unter sich in der Längswie Querrichtung durch die
sogen. Sohlkanäle, die ebenfalls stets neugesetzt werden, verbunden. Die Sohlkanäle
stehen wieder
in jeder Abteilung mit der Abzugsöffnung in Verbindung. Zwischen den Heizschächen
und auf den Sohlkanälen werden dann die Abteilungen vollgesetzt, und zwar die Ziegel
so geschränkt, daß sie stets die schmälste Seite der Feuerrichtung entgegenstellen.
Auf diese Weise werden zur Inbetriebsetzung zunächst drei Abteilungen gefüllt und
dann wird hinter dem Rauchabzug der dritten Abteilung ein Schieber angebracht, der
vollständig den Querschnitt gegen die nächste Abteilung abschließt. Diese Schieber
bestanden ursprünglich aus Eisenblech, das bei Inbetriebsetzung der nächsten Kammer
nach oben durch einen Schlitz im Gewölbe herausgezogen wurde. Heute werden die
Schieber meist durch einfaches Verhängen des Querschnitts mit Papier hergestellt,
welches mit fettem Lehm oder Dextrin an die Wandungen des Kanals geklebt wird. Soll
die neue Abteilung in Betrieb genommen werden, so wird das Papier durch Zerreißen
oder Verbrennen zerstört. Es werden ferner die folgenden Abteilungen in gleicher
Weise besetzt, nur daß jede Abteilung von der folgenden jedesmal durch erwähnten
Papierschieber geschieden wird. Ist in dieser Weise der größte Teil des Brennkanals
mit trockenen Formungen besetzt, so werden die Einkarrtüren an den Außenwänden mit
einer doppelten sorgfältig abgeputzten Ziegelwand geschlossen und das Ventil
zwischen der ersten Abteilung und dem Rauchsammler geöffnet. Dann wird auf den
Rosten der Schildwand zunächst bei offenen Feuertüren ein leichtes Feuer entfacht
und so lange unterhalten, bis der Einsatz dieser Abteilung ausgeschmaucht ist,
worauf eine stärkere Wärmeentwicklung auf den Rosten eintritt, während das Ventil
der Abteilung I geschlossen und das von Abteilung II geöffnet wird. Ist auch diese
ausgeschmaucht, so wird ihr Abzug geschlossen und das Ventil von Abteilung III
geöffnet. Inzwischen ist in Abteilung I die Hitze bei geschlossenen nur während des
Schürens zu öffnenden Türen so gesteigert, daß die Formlinge in glühenden Zustand
versetzt sind. Ist die Abteilung I in Glut gebracht, so beginnt man von oben durch
die Heizlöcher Brennmaterial einzuführen und geht durch Abteilung II und III
allmählich damit vor, während das Feuern in der Schildwand geringer wird und zuletzt
ganz aufhört. Die Schildwand wird nun zunächst fest zugemauert, und man öffnet die
nächsten Heizdeckel zur Einführung der erforderlichen Feuerluft. Gleichzeitig hat
man mit dem Fortschreiten der Glut nach und nach die Papierschieber von 3 bis 4
Abteilungen vor dem Vollfeuer zerstört, damit die neuen Abteilungen durch die
Rauchgase ausgeschmaucht und durch die entsprechend geöffneten Ventile abgesaugt
werden können. Auf diese Weise wird nun weiter gearbeitet, so daß stets etwa zwei
Abteilungen in direkter Befeuerung von oben stehen. Ist bei der geschilderten
Inbetriebsetzung diese Befeuerung bis zur sechsten oder siebenten Abteilung
vorgeschritten, so wird die Schildwand allmählich abgetragen und mit der Herausnahme
der hinter ihr stehenden inzwischen abgekühlten Ziegel begonnen. Damit beginnt der
regelmäßige Betrieb des Ringofens, der im allgemeinen so gehandhabt wird, daß sich
ebensoviel Abteilungen mit gebrannter Ware hinter dem Feuer, wie mit ungebrannter
Ware vor dem Feuer befinden, und daß das Abziehen der Rauchgase drei bis vier
Abteile vordern Feuer erfolgt.
Seit Einführung des Ringofens in die Tonindustrie ist nun eine große Anzahl
Aenderungen und Verbesserungen an ihm vorgenommen, die teils zu seiner besseren
Anpassung an einzelne Warengattungen, teils zu noch gründlicherer Ausnutzung der in
ihm erzeugten Wärme dienen. Diese Aenderungen lassen sich im wesentlichen in vier
Gruppen zusammenfassen, und zwar in solche, die sich auf das Schmauchen, auf die
Befeuerung, auf den Abzug der Rauchgase und auf die Gestalt des Ringofens
erstrecken. Bei den der ersten Gruppe angehörenden Verbesserungen des
Schmauchens, d.h. des Vorwärmens der frisch eingesetzten Ware, wird die sonst
verlorene Wärme der kühlenden Abteilungen durch besondere Kanäle in die neu
besetzten Abteile geführt, ein Vorgang, wie ihn Fig.
43 verdeutlicht. Hier befindet sich die linke Abteilung in Kühlung, die
Wärme steigt durch Oeffnungen, die in den Heizlöchern seitlich angebracht sind, in
einen Querkanal über dem Brennkanal, der sie in den eigentlichen Schmauchkanal
(links oben) führt. Dieser Schmauchkanal geht parallel dem Brennkanal um den ganzen
Ofen. Die erwähnte warme Luft durchzieht ihn bis zu dem geöffneten Ventil der
auszuschmauchenden Kammer, wo die Wärme wieder von oben eintritt, durch den Einsatz
nach unten zieht, wo sie die Abteilung durch im Boden angebrachte Oeffnungen
verläßt, um durch Abzugskanal nach dem Rauchsammler abgeleitet zu werden. Statt der
Zuführungskanäle über dem Brennkanal, die unter dem Einfluß der Hitze und der ihr
folgenden Ausdehnung und Zusammenziehung leicht undicht werden, verwendet man sehr
häufig auch Blechhauben, welche die Heizlöcher und die Eintrittsöffnungen des
Schmauchkanals so überdecken, daß die Wärme aus dem Brennkanal in letzteren Kanal
übertreten bezw. in die auszuschmauchende Kammer eintreten kann.
Textabbildung Bd. 322, S. 539
Fig. 43.Parallelringofen mit vollständigem Schmauchsystem (System
Dannenberg).
Textabbildung Bd. 322, S. 539
Fig. 44.Ringofen mit Hädrich Heizwänden.
Statt der unter den Heizlöchern bei jedem Brande neu aufgeführten Heizschächte führt
man an einzelnen Stellen feste Heizschächte aus feuerbeständigem Material aus, oder
es werden feste Heizwände quer durch den Brennkanal gezogen. Unter diesen sind
besonders diejenigen von Hädrich zu erwähnen, die dort
viel eingeführt sind, wo man einen gleichmäßigen Feuerstrom durch den ganzen
Querschnitt des Brennkanals erzielen und ferner die bessere Ware vor den
schädigenden Einflüssen direkter Flammenwirkung schützen will. Die Hädrich sehen Heizwände (Fig.
44) bestehen aus zwei ½ Stein starken Wänden, zwischen denen treppenartig
ein Rost aus feuerfesten Steinen eingebaut ist, zur Aufnahme des durch die darüber
liegenden Heizlöcher eingeworfenen Brennmaterials. Die dem Feuer zunächst liegende
Wand erhält eine türenartige Oeffnung, durch die der Feuerstrom eintritt, sich zwischen den
beiden Wänden ausbreitet und sie dort verläßt, wo ihn in der zweiten Wand
angebrachte Oeffnungen zwingen, in möglichst gleichmäßiger Verteilung an der
höchsten Stelle des Brennkanalquerschnitts auszutreten, hierbei möglichst wenig
Einsatz unmittelbar berührend.
(Schluß folgt.)