Titel: | Zeitschriftenschau. |
Autor: | H. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 556 |
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Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Apparate.
Sicherheitsapparat gegen Drahtbruch,
(de Brey). Die bekannten Einrichtungen, die beim
Drahtbruch eine Hochspannungsleitung spannungslos machen oder entkuppeln sollen
(Minimalausschalter, Drahtbruchrelais, geerdete Kontaktringe, Fangbügel und
Sicherheitskupplungen) sind leider nicht unter allen Umständen zuverlässig. Ein
Fangnetz mit genügend kleinen Maschen, welche die Leitung an wenigstens drei Seiten
umfaßt, gibt zwar größere Sicherheit, aber die hohen Kosten fallen bei langen
Strecken schwer ins Gewicht, und bei großer Schneebelastung kann das Fangnetz selbst
eine Gefahrquelle werden.
Bei dem Sicherheitsapparat nach Giraud, einer selbsttätigen Kurzschlußeinrichtung, wird die beim
Drahtbruch freiwerdende Spannkraft des Drahtes benutzt, um einen Hebel in Bewegung
zu bringen, dessen gegabeltes Ende dann eine benachbarte Leitung umfaßt und so
Kurzschluß herstellt. Der Leitungsdraht ist nicht direkt mit den Isolatoren, sondern
mit den Hebelarmen verbunden, die ihrerseits drehbar an den Isolatoren befestigt
sind. Schlägt der Hebel bei Drahtbruch gegen eine benachbarte Leitung, so macht ein
in der Zentrale aufgestellter Maximal-Ausschalter die ganze Leitung stromlos. Nicht
jeder Isolator braucht mit dem beschriebenen Apparat versehen zu werden; bindet man
die Leitungen nicht zu fest, so genügt es bei jedem zweiten, dritten oder sogar
vierten Isolator einen. Apparat anzubringen. Die Ausschaltung findet so schnell
statt, daß der Draht bei Bruch stromlos geworden ist, bevor er so weit
heruntergefallen ist, daß er etwa unten vorbeigehende Menschen erreicht. Die Gelenke
der Hebel haben von Rost wenig zu leiden, da die geringe Erzitterung der Isolatoren
beim Stromdurchgang
genügt, sie davon frei zu halten. Bei der Einfachheit der Vorrichtung braucht man
die Wirkung der Hebel höchstens einmal im Jahre durch einfaches Bewegen zu
kontrollieren. Die Spannkraft des Drahtes ist so groß, daß sie auch, wenn die
Gelenke sich bei Frost etwas festsetzen sollten, genügt um die Hebel zum
Ausschlag zu bringen. Da der Hebel nur mit Gewalt zurückbewegt werden kann, ist es
nicht möglich, die Leitung wieder einzuschalten, bevor der Kurzschluß von
sachkundiger Hand beseitigt ist. (De Ingenieur 1907, S. 571 bis 573.)
Ky.
–––––
Eisenbahnwesen.
Die Akkumulatorwagen der preußischen
Staatseisenbahn für den Nahverkehr von Mainz haben 45 km Fahrgeschwindigkeit und
eine Entladungsstrecke von 60 km. Hierzu wurden dreiachsige Wagen des Berliner
Vorortsverkehrs umgebaut mit sechs Abteil dritter und ein Abteil zweiter Klasse. Die
Führerstände sind ähnlich wie die Bremserhäuser hochgelegen. Die. Batterie hat eine
Kapazität von etwa 200 Amp./Std., besteht aus 180 Zellen und ist unter den
aufklappbaren Sitzbänken angebracht. Am Führerstand sind Fahrschalter,
Meßinstrumente, Ausschalter, Schalter für Beleuchtung und Signalgebung, ferner
Handbremse und Sandstreuer angebracht. Die Sicherungen liegen unter dem
Führerstande, die Widerstände auf dem Wagendach. Der Batteriestrom speist zwei
Motoren mit je 25 PS Dauerleistung und sie treiben in Reihen oder Parallelschaltung
mittels Zahnradübersetzung die Endachsen an. Der Achsdruck der letzteren ist 14, der
der Mittelachse 10 t, das Wagengewicht demnach 38 t. Die Wagen haben Luftheizung mit
Kohlenfeuerung. Als hörbare Streckensignale dienen zwei Huppen, welche von den
Abteilen aus auch als Notsignal gebraucht werden können. Der Wagenführer ist durch
ein elektrisches Läutwerk mit dem im hinteren Fahrraum befindlichen Schaffner
verbunden, der im Notfall den Wagen ohne weiteres zum Anhalten bringen kann.
(Elektr. Kraftbetriebe u. Bahnen 1907, S. 393–394.)
W.
Komarek-Dampfwagen. Diese Dampfwagen
verdanken ihren Erfolg der zweckmäßigen Bauart und guter Arbeitsausführung. Bei
Probefahrten auf österreichischen Bahnen wurden sie allen anderen Systemen
vorgezogen (siehe auch D. p. J., S. 478 bis 479 d. B.). Sie werden in verschiedener
Ausführung geliefert, vom zweiachsigen Straßenbahnwagen bis zum fünfachsigen Wagen
für Schmalspurbahnen.
Strecke
Gesamtgew. in t
LängederStreckekm
MittlereLeistung derMaschine
inPS
Mittlere
Fahr-geschwindig-keitkm
Dampf-überdruckin at
Verbrauch für 1 km
Triebwag.allein
mit An-hänge-wagen
Kohlenkg
Wasserl
St. Pölten-Kirchberg
9,6
16,3
29,5
27
26
16
1,68
15
Gmund-Langschlag
8,8
–
36,5
23
26
20
1,98
17
Gänserndorf-Gaunersdorf
21,8
56,8
22,6
56
20 – 48
–
3,7
39
Gänserndorf-Mutzen
21,8
84,7
8
86
32 – 21
–
4,6
40
Kornneuburg-Ernstbrunn
27,3
58,8
30
71
30
13
4,35
37
Das Triebwerk der Komarek-Wagen
ist ähnlich wie bei der Lokomotive angeordnet, ohne Zahnräder oder Vorgelege, alle
Maschinenteile liegen außen, darum leicht zugänglich. Der Versuchswagen der
österreichischen Staatsbahn hat eine Verbundmaschine, von welcher eine Achse des
Wagens unmittelbar angetrieben wird. Die zweite nicht angetriebene Achse ist eine
Vereinsachse. Der Kesseldampf von 13 at Ueberdruck wird überhitzt. Die
Maschinenleistung wird auf 100 PSe und 125 PSi
angegeben. An beiden Enden des Wagens sind Uebergänge für Anhänge wagen vorgesehen.
Die höchste Geschwindigkeit ist 60 km/Std.
Da der Wagen nicht gedreht werden soll, ist am Wagenende ein
Führerstand vorgesehen. Eine besondere, mit einem Glockensignal verbundene Hebel-
und Zeigereinrichtung dient zur Verständigung zwischen dem bei der Rückwärtsfahrt in
diesem Führerstande befindlichen Wagenführer und dem beim Kessel bleibenden
Maschinisten.
Wertvolle Beobachtungen über den wirtschaftlichen Nutzen kleiner
Triebwagen haben die niederösterreichischen Landesbahnen gesammelt (s. untenstehende
Zusammenstellung).
Bemerkenswert ist ein von Komarek
gebauter Wagen für 760 mm Spurweite mit fünf Achsen, von denen zwei gekuppelt sind.
Der Wagen soll große Lasten auf langen Steigungen befördern können. Das
Maschinendrehgestell hat drei Achsen, vorn eine Laufachse mit großer seitlicher
Verschiebung, hinten die Triebachse und in der Mitte die Kuppelachse. Die Achsdrücke
betragen für die Laufachse 5,5, für die Trieb- und Kuppelachse 7,5 t. Die Maschine
hat 240 mm Zylinderdurchm. und 300 mm Hub. Die normale Leistung ist 150 PS, die
Zugkraft 2600 kg, größte Fahrgeschwindigkeit 40 km/Std. Zur Erzielung ruhigen Laufes
sind die Blattfedern noch an Spiralfedern aufgehängt. (Glaser s Annalen für Gewerbe und Bauwesen 1907, Bd. 61, S. 21 – 27.)
W.
–––––
Einphasen - Wechselstrombahnen. (Shelton.) Zwischen Fort
Wayne und Decatur Ist eine 34,5 km lange
elektrische Bahn im Betrieb, deren Fahrzeuge unmittelbar mit einphasigem
Wechselstrom von 6600 Volt und 25 Perioden gespeist werden. Die hierbei benutzte
Fahrleitung ist alle drei Meter mit 180 bis 460 mm langen Zwischendrähten an einem
Tragseil aufgehängt. Dieses ist auf Auslegermasten mittels dreifacher
Glockenisolatoren gelagert. In Kurven wird der nach innen gerichtete Fahrleitungszug
durch kurze Spanndrähte aufgenommen, die an unter den Auslegern sitzenden Isolatoren
befestigt sind. Bemerkenswert ist, daß die Spannung von 6600 Volt in den Maschinen
des Kraftwerkes unmittelbar also ohne Verwendung von Transformatoren erzeugt wird.
Die 16 m langen, mit drei Abteilen versehenen Personenwagen sind mit vier je 75
PS-Motoren ausgerüstet. Die Wagen laufen auf Baldwin-Drehgestellen mit 2 m Radstand. Die Regelung der Motoren geschieht
mittels der Westinghouse-Druckluftsteuerung. (Street
Railway Journal 1907, Bd. I, S. 736–737.)
Pr.
Eisenbeton.
Dehnungsfähigkeit des Eisenbetons.
(Bach) Considère hatte
aus seinen Versuchen im Jahre 1898 geschlossen, daß durch. die Einlage von
Eisenstäben die Dehnungsfähigkeit des Betons bis zu ihrem 20fachen Werte gesteigert
wird. Bach hat diese Folgerung in Zweifel gezogen. Die
Biegeversuche Rleinlogels (1902), welche von BaJi veranlaßt wurden, zeigten, daß die
Dehnungsfähigkeit des Betons durch die Einlage von Eisenstäben höchstens bis zu dem
doppelten Werte wächst. Rudeloff s Zugversuche im
Materialprüfungsamt in Groß-Lichterfelde (1904) zeigten dagegen, daß die
Bruchdehnung des Eisenbetons sogar etwas geringer war, als diejenige des reinen
Betons. Neuere Versuche von Considère in Paris und von
Schüle in Zürich (1906) ergaben wieder eine größere
Dehnungsfähigkeit.
Um diese Widersprüche aufzuklären, hat Bach 107 Probekörper mit und ohne Eiseneinlagen untersucht.
Die Probekörper lassen sich in folgende Klassen einteilen:
1. Zugstäbe aus reinem Beton,
2. Betonträger ohne Eiseneinlage,
3. Betonträger mit einer Eiseneinlage,
4. Betonträger mit mehreren Eiseneinlagen.
Die Zugstäbe hatten einen quadratischen Querschnitt von 20/20 an
Seitenlänge. Die Betonträger waren 30 cm hoch und 15–30 cm breit. Außerdem waren
einige Plattenbalken darunter von 50 cm Höhe und 20 cm Breite. Die Betonmischung
bestand aus 1 R. T. Zement, 4 R T. Sand und Kies (3 : 2) Der Wasserzusatz betrug 15
v. H.
Die meisten dieser Probekörper waren auf feuchtem Sand gelagert und
mit nassen Säcken bedeckt, nur zwei derselben waren an der Luft und zwei andere
unter Wasser gelagert.
Fünf Probekörper hatten eine Mischung 1 : 3. Von diesen hatten vier
Betonträger eine Einlage von Eisenblech mit Ausfräsungen. Dieselben waren teils in
feuchtem Sand und teils unter Wasser gelagert. Das Alter der meisten Probekörper war
6–8 Monate.
Die Versuche an Proben ohne Eiseneinlage und mit Einlagen von
Rundeisen ergaben folgende Werte:
Art derBean-spruchung
Art der Erhärtung
Anzahlder
Eisen-einlagen
Dehnung in mm auf1 m Länge
Bei Eintritt desersten Wasser-fleckess. D. p. J.
S. 340 ff. d. Bandes.
Vor Eintrittdes ersten Zug-risses
Zug
Auf feuchtem
ohne
–
0,065–0,09
Sande, mitnassenSäcken be-deckt
ohne13 u. 5
0,080,06–0,100,06–0,10
0,1250,123–0,1760,164–0,276
Biegung
An der LuftUnter Wasser
11
––
0,0970,205
Die größte Dehnung war bei den Betonträgern mit einer Einlage von
gelochtem Blech vorhanden. Die auf feuchtem Sand gelagerten Probekörper hatten 0,324
mm und die unter Wasser erhärteten 0,367 mm Dehnung vor dem Eintreten des ersten
Risses.
Aus den Versuchsergebnissen folgt, daß die Dehnungsfähigkeit des
Betons im gebogenen Balken bis zum Eintritt der ersten Wasserflecke, die eine
Lockerung des Betongefüges zu erkennen geben, die gleiche ist wie beim reinen
Zugversuch. Unterschiede zwischen beiden erklärt Bach
wie folgt:
1. Die Dehnungsfähigkeit des Betons auf Biegung beanspruchten
Betonbalken ohne Eiseneinlage kann größer sein als in einem Beton-Zugkörper ohne
Eiseneinlage, weil in letzterem alle Querschnitte an allen Stellen gleich stark auf
Zug beansprucht sind, während im Biegebalken nur die äußersten Schichten am
stärksten gezogen sind. Sobald eine Lockerung des Gefüges eintritt, erfolgt beim
Zugversuch der Bruch, während beim Biegeversuch die am stärksten beanspruchte
Schicht durch die weniger stark beanspruchte entlastet und das Entstehen der Risse
hierdurch hinausgeschoben wird.
2. Die Eiseneinlagen in den Eisenbetonträgern entlasten ebenfalls
die am stärksten gezogenen Betonfasern; am stärksten ist die Einwirkung der
Eiseneinlagen auf die benachbarten Fasern. Je mehr die Eisenstäbe im Betonträger auf
der Zugseite verteilt sind, desto länger wird die Rißbildung hinausgeschoben. Die
beobachtete Dehnungsfähigkeit der Betonträger übersteigt aber nicht den zwei- bis
dreifachen Wert der bei reinen Betonzugkörpern beobachteten Bruchdehnung bei
feuchter Lagerung der Probekörper.
3. Von großem Einfluß auf die beobachtete Dehnungsfähigkeit ist die
Lagerung der Eisenbetonträger.
Betonträger, die unter Wasser erhärten oder wenigstens feucht
gehalten werden, vergrößern ihr Volumen. Daher erhalten die Eiseneinlagen
zusätzliche Zugspannungen, welche zur Herstellung des Gleichgewichtes in dem Beton
Druckspannungen erzeugen. Diese werden am Eisen am größten und nehmen mit wachsendem
Abstande davon ab.
Die Dehnungen des Betons unter der Belastung, die bis zu dem
Augenblick gemessen werden, bei welchem diese zusätzlichen Druckspannungen Null
sind, kommen für das Maß der Dehnungsfähigkeit nicht in Frage und sind daher von dem
Ergebnis der Endmessung abzuziehen. Wird dagegen der Eisenbetonbalken an der Luft
aufbewahrt, ohne feucht gehalten zu werden, so zieht sich der Beton zusammen.
Hierbei erfährt das Eisen eine zusätzliche Druckspannung, welche im Beton zur
Herstellung des Gleichgewichtes Zugspannungen hervorruft die wieder in der Nähe der
Eiseneinlagen am größten sind. Es wird also bei Erhärtung der Eisenbetonbalken an
der Luft bereits durch die Anfangsspannungen ein Teil der Dehnungsfähigkeit
aufgezehrt. Daher muß die vor dem Eintritt der Risse gemessene Dehnung geringer
ausfallen, als bei feucht gehaltenen Eisenbetonkörpern oder sogar reinen
Betonkörpern.
Hierdurch sind die kleinen Dehnungswerte zu erklären, welche von
Rudeloff gefunden wurden. (Z. d. V. D. I. 1907, Bd.
51, S. 1027–1032.)
Dr.-Ing. P. Weiske.
Hebezeuge.
Hochbau-Mastenkran. (Koehler.) Der von W. S.
Voß in Berlin ausgeführte Kran besteht aus den drei Hauptteilen:
Führungsgerüst, Kranmast mit Ausleger und Hubwinde. Das Gerüst, das am Bauplatz
entlang führt, setzt sich aus einer Anzahl Felder von 10–13 m Weite und 10 m Höhe
zusammen; als Stiele dienen je ein ⊏- und ∟- Eisen N. -P. 18 bezw. 5/10, als Schrägen
Rundstangen von 20 mm Durchm. mit Spannschlössern; der Obergurt besteht aus einem
Differdinger Grey-Täger N. -P. 20 B mit wagerechtem
Steg und senkrechten Flanschen. Die einzelnen Fachwerkteile werden mit Hilfe von
Knotenblechen miteinander verschraubt, so daß das Gerüst in kurzer Zeit aufgerichtet
und auseinander genommen werden kann. Die nötige Standsicherheit wird durch schräge
Streben erzielt, die von den Stielen her in den Keller des Gebäudes gezogen und hier
verankert werden, und deren Lage sich so wählen läßt, daß sie durch spätere Tür-
oder Fensteröffnungen gehen. Das Gerüst wird in 2 m Abstand von der Fluchtebene
errichtet; der Ausleger hat 3,1 m Armlänge.
Der Kranmast ist ein vierseitiges Fachwerk von 1,2 m Seitenlänge
mit Eckwinkeln und Schrägsteifen; sein Fuß stützt sich mit einem Laufrad auf eine
Eisenbahnschiene, welche längs des Gebäudes auf einer hölzernen Langschwelle verlegt
ist. Das Kippen des Mastes in einer zur Hausfront senkrechten Ebene wird durch
Rollen verhindert, welche sich an dem Grey-Träger des
Führungsgerüstes entlang bewegen. Die größte Querkraft bei voller Belastung und
größtem Winddruck beträgt 1600 kg. Die lotrechte Maststellung in der Ebene des
Gerüstes wird durch zwei Spannseile gewahrt, die von einem Ende des Grey-Trägers zum Mast, nach rechtwinkliger Ablenkung
durch eine Rolle an demselben entlang über eine andere Rolle am Kranfuß zum
entgegengesetzten Ende der Fahrschiene laufen. Die Zugkraft in den Spannseilen
beträgt 1600 kg. Sollte ein Seil reißen, so klemmt eine Sicherheitsvorrichtung den
Mast am Grey-Träger fest.
Der um 300° drehbare Ausleger ist für 3000 kg Normallast
eingerichtet. Ersetzt man die einrollige Flasche durch ein Hakengehänge mit zwei
Rollen und bringt man am Unterarm des Schwenkarmes eine Ausgleichrolle an, so lassen
sich Lasten von 6000 kg mit halber Ausladung heben.
Eine in 8 m Höhe angebaute Plattform dient zur Aufstellung der
Winde und als Standort für den Kranführer. Von hier aus wird auch der Kranmast vor
der Gebäudefront verschoben, indem die Fußrolle mittels eines Kettenzuges gedreht
wird. Das Eigengewicht des Mastes beträgt 3600 kg, dasjenige des Gerüstes 3900 kg
für 35 m Fassadenlänge. Die Verengung der Straßen durch die Krananlage ist nur 3 m;
über Laternen Straßenbahnmasten usw. führt die Bühne frei hinweg. Die Leihkosten stellen
sich für eine Benutzungsdauer von drei bis vier Monaten auf 2.5 bis 3 M. auf 1 qm
Fassade. (Zeitschrift d. V. deutscher Ing. 1907, S. 1189–1191.)
Ky.
Lokomotivbau.
Zucken der Lokomotive. Ist m die Masse der wagrecht hin und her bewegten
Triebwerksgewichte einer Seite, Mi die übrige Masse der
Lokomotive mit Tender, so ergibt sich die Größe des beim Zucken der Lokomotive
zurückgelegten relativen Weges als Höchstwert zu:
s=\frac{2\,m}{Mi}\,h\,k.
dabei ist
k=\mbox{sin}\,45^{\circ}\,\left(1+1/3\,\frac{r}{R}\,\lambda\,\pi\right),
worin λ das Verhältnis der Kurbellänge
(r) zur Stangenlänge
(l) bedeutet. R ist
der Triebradradius, h der Kolbenhub. v. Bornes hat für das Zucken der Lokomotive folgende
Formel gefunden:
s=2\,\frac{Wn}{G}\,h\,\mbox{sin}\,45^{\circ},
wobei Wn das nicht ausgeglichene
Gewicht des Triebwerkes einer Seite, G das
Lokomotivgewicht mit Tender bedeutet. v. Börnes setzt
dabei mit zulässiger Annäherung für „Mi“ die
ganze Masse der Lokomotive ein und vernachlässigt auch den Einfluß der endlichen
Länge der Triebstangen.
Bei den neuen 2/4 gekuppelten Heißdampf - Zwillingslokomotiven der
preußischen Staatsbahn mit 2100 mm Triebraddurchmesser sind die sich drehenden
Gewichte ganz, die wagerecht bewegten Triebwerksmassen nicht durch Gegengewichte
ausgeglichen. Für diese Lokomotiven berechnet sich die Größe der Zuckbewegung zu s =
2,9 mm nach obiger Formel. Die Gleichung v. Bornes gibt
dafür einen etwas kleineren Wert.
Für Lokomotiven mit vollständigem Massenausgleich ergibt sich für
die Zuckbewegung
s=\frac{\pi}{16}\,\frac{A}{M}\,\frac{R}{V^2}.
A ist hier die Zunahme der lebendigen
Kraft – Arbeitsüberschuß – und wird aus dem Tangentialkraftdiagramm gefunden. M ist die Masse der Lokomotive mit Tender, V ihre Fahrgeschwindigkeit, R, wie früher, der Triebrad-Radius.
Vergleicht man diese Gleichung mit der ersten, so fällt ein
wesentlicher Unterschied zwischen dem Zucken einer Lokomotive infolge der
unausgeglichenen Triebwerksgewichte und dem Zucken infolge der ungleichförmigen
Zugkraft auf. Der Weg der Zuckbewegung erster Art ist unabhängig von der
Fahrgeschwindigkeit, beim zweiten Fall nimmt derselbe mit zunehmender
Geschwindigkeit rasch ab, so daß er bei genügend hoher Geschwindigkeit wirkungslos
bleibt Bei niedriger Geschwindigkeit kann derselbe recht wohl eine Größe annehmen,
die das Schwingen der Lokomotive nach vorn und hinten erkennen läßt, besonders beim
Anfahren. Bei hohen Geschwindigkeiten der Lokomotive kann nur das Zucken der
Lokomotive infolge der Massenkräfte in Frage kommen.
Die Untersuchung des Verfassers hat ergeben, daß die Zuckbewegung
selbst bei ganz unausgeglichenen hin und her gehenden Triebwerksgewichten so gering
ist, daß die Bewegung als solche kaum als störend empfunden werden kann. Durch
dieses Zucken entstehen aber in der Lokomotive Vibrationen, welche für die vielen,
nicht vollkommen starr verbundenen Teile der Lokomotive nachteilig sind. (Glasers Annalen f. Gewerbe u. Bauwesen 1907, Bd. 61, S.
28–32.)
W.
Straßen- und Kleinbahnen.
Motorwagen. Für Nebenbahnen, wo
schneller und häufiger Zugverkehr mit Dampflokomotiven nicht ohne Verluste aufrecht
erhalten werden kann, hat die „Union Pacific
Railroad“ Wagen mit Oelmotoren-Antrieb eingeführt.
Durch eine 200 PS-Maschine kann der Wagen innerhalb sechs
Wagenlängen seine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/Std. erreichen. Der Bremsweg
beträgt bei dieser Geschwindigkeit nur 37 m. Die Wagen sind ganz aus Stahl gebaut,
werden durch das abfließende heiße Kühlwasser des Motors geheizt und haben
Acetylenbeleuchtung. Der Boden des Wagens kann aus sanitären Gründen leicht mit
heißem Wasser gereinigt werden. Die Betriebskosten eines solchen Wagens sind 26 bis
52 Pfg. f. d. km. (Scientific American 1907, Vol. 97, S. 23.)
W.
Luftdruckbremsen. (Schörling) Genaue Beobachtungen der Luftdruckbremsen
bei der Straßenbahn in Hannover haben ergeben, daß die
jährlichen Unterhaltungskosten M. 94,49 für den Motorwagen und M. 3,34 für den
Anhängewagen betragen. Die Revisionen wurden hierbei in einem Abstand von etwa fünf
Monaten vorgenommen. Seit Einführung der Luftdruckbremse hat sich ein stärkerer
Verschleiß der Bremsklötze und Radreifen bemerkbar gemacht, der wohl auf die Neigung
der Führer zurückzuführen ist, unter Verlaß auf die gutwirkenden Bremsen schneller
zu fahren. Der hierbei gleichzeitig auftretende größere Stromverbrauch wird daher
zweckmäßig durch Einbau von Zählern überwacht.
Der elektrischen Bremse (Solenoidbremse) wirft der Verfasser als
Nachteil vor, daß sie bei langsamer Fahrt nicht sicher anspricht und die Verwendung
von mehr als zwei Anhängewagen nur schlecht zuläßt. Das Anbremsen der Wagen bei
gewöhnlicher Fahrt findet sowohl bei Luftdruck- als auch bei elektrischen Bremsen in
gleicher Weise stoßfrei statt, sofern die Bauart richtig ist und das Anstellen
geschickt bewirkt wird.
Der Verfasser empfiehlt für schwere Betriebe (große
Fahrgeschwindigkeiten, mehr als zwei Anhänger) unbekümmert um die höheren Kosten die
Luftdruckbremse zu verwenden; er hält jedoch für leichtere Betriebe die
Solenoidbremse für ausreichend. (Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen 1907, S. 369
bis 370.)
Pr.
Wasserbau.
Schleusentor. Die trapezförmigen
Schleusentore in Zeebrugge bestehen aus 4,5 m dicken und 12,7 m hohen Caissons,
deren Oberkante 24,49 m und deren Unterkante 20,68 m lang ist Jedes Tor ist durch
ein wagerechtes Querschott in zwei übereinander gelegene Abteilungen getrennt, von
denen die untere als wasserdichter Behälter ausgebildet und stetig gefüllt ist. Die
obere Abteilung ist so eingerichtet, daß das höher stehende Wasser, sei es von der
Kanal- oder von der Seeseite, frei eintreten kann. Dadurch bleibt die durch das
Schleusentor verdrängte Wassermenge immer gleich und ändert sich auch die Belastung
der Laufräder nicht. Die Ballastfüllung des unteren Behälters braucht also nur ein
für allemal der gewünschten Belastung gemäß eingestellt zu werden. Im vorliegenden
Fall beträgt die Belastung der acht Laufräder mit 1 m Durchm. 50 t. Die Lager der
Laufachsen sind durch einen senkrechten Schacht im Tor zugänglich, aus dem das
Wasser zuerst mittels Preßluft verdrängt werden muß, was jedoch ohne Unterbrechung
der Torbewegung geschieht.
Zum Oeffnen werden die Schleusentore seitwärts in ausgesparte
Kammern gezogen mit Hilfe eines 20 KW-Elektromotors. Wasserdichter Abschluß wird an
der Schwelle und an den geführten Seiten durch Holzauflagen erreicht, die etwas
konisch gegen die Wände abschließen. Das Reinigen der Schwelle erfolgt bei Ebbe
durch drei kräftige Wasserströme, die aus Ventilen zugelassen werden. Sollte dies
nicht immer genügen, so kann man durch die oben erwähnten Schächte hinabsteigen.
Auch in Antwerpen und Le Havre werden Schleusentore gleicher Bauart ausgeführt. (The
Engineer 1907, Bd. II, S. 79–80.)
Ky.
Wasserkraftanlagen.
Wasserkraft-Elektrizitätswerk der
Huronian Company in High Falls, Ontario. Das vorläufig für 2 × 2000 KW
bemessene, später
auf die doppelte Leistung auszubauende Elektrizitätswerk nutzt die 20,7 m hohen
Stromschnellen des Spanish River bei High Falls aus. Die äußeren Umstände waren
freilich der Anlage eines Wasserkraftwerkes an dieser Stelle keineswegs günstig.
Etwa 9,6 km oberhalb des Maschinenhauses, gerade am Beginn der Stromschnellen, wird
der Flußlauf durch eine Anzahl von Felsblöcken und eine Insel in einen breiteren
westlichen und einen schmäleren östlichen Teil zerlegt. Um die ganze Wassermenge für
das Kraftwerk verfügbar zu machen, mußten daher im ganzen sieben Staudämme mit zwei
großen Schleusen angelegt werden, eine Arbeit, die trotz des strengen Winters im
Jahre 1904/05 glücklich zu Ende geführt worden ist. Diese ausgedehnten Dammanlagen
ermöglichten dafür eine Erhöhung des Nutzgefälles auf etwa 26 m und verhinderte
die Bildung von Grundeis, da die früher aus dem Wasser emporragenden Felsen zum
größten Teil überflutet worden sind. Das bereits fertiggestellte Maschinenhaus
enthält zwei Maschinengruppen, bestehend aus wagerechten Doppelturbinen von 3550
PS-Leistung mit selbsttätigen, vom Schaltbrett aus zu betätigenden Sturgess-Regulatoren und unmittelbar damit gekuppelten
2500 KW-Drehstromerzeugern von 2400 Volt Spannung. Der erzeugte Strom wird in sechs
Transformatoren von je 667 KW Leistung umgeformt und mit 35000 Volt Spannung 46,5 km
weit fortgeleitet. (Engineering News, 19. Juli 1907, S. 49–51.)
H.