Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 597 |
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Neuerungen in der Papierfabrikation.
Von Professor Alfred Haussner,
Brunn.
(Fortsetzung von S. 588 d. Bd.)
Neuerungen in der Papierfabrikation.
Eine jüngere Anordnung von H. Pfeiffer (D. R. P.
147484) kehrt wieder zur Kegelstoffmühle mit wagerechter Achse zurück, gibt aber
unmittelbar unter dem Einlaufstutzen auf die Achse eine Förderschnecke, dann in den
mahlenden Teilen schlank kegelige, gemesserte, beziehungsweise schief gegen die
Kegelerzeugenden geriffelte Flächen, worauf ein zylindrischer Teil folgt, der mit
schief gegen die Achse eingesetzten Teilen aus Schmirgel mahlt, worauf der Stoff,
nach den Angaben des Erfinders vollständig fertig gemahlen die Mühle verläßt.
S. R. Wagg geht noch weiter, indem er ählich wie bei den
schon weiter vorne beschriebenen Schmidtschen
Mahlteilen die Kegelstoffmühle statt einer Messerung aus Metall mit mahlenden
Steinstreifen sowohl an der Kegelwalze wie am Gehäuse ausstattet. Alle derartigen,
durch Steinschärfe arbeitenden Mahlvorrichtungen stehen ihrem inneren Wesen nach
unmittelbar in Beziehung zu den Steinmahlgängen für Mehl und dergl. oder zu den für
das Verfeinern groben Schliffs gebräuchlichen Raffineuren. Ein solcher, ganz hübsch
im Einzelnen durchgebildet, aber doch unmittelbar an die gebräuchlichen Formen
erinnernder unterläufiger Mahlgang ist jüngst J. H. Baker,
G. Shevlin und F. H. Baker im amerikan. Patent
755989 geschützt worden.
Textabbildung Bd. 322, S. 597
Fig. 43.Faserstoffmahlung von Schultz.
Ganz eigentümlich mit einem Minimum von Wasser will G.
Schultz nach dem D. R. P. 125868 bei dem Mahlen von Faserstoffen verfahren
(Fig. 43)Die
Verhältnisse der Größe der einzelnen Teile sind einer Patentskizze entnommen
und müßten bei ernstlichen Versuchen, besonders hinsichtlich der
Wickelwalzen abgeändert werden..
Der feuchte, in dem Stoffkasten n eingeschlossene Stoff
wird an die Walze
b gedrückt; die, in der Pfeilrichtung sich drehend,
den abgeschliffenen Stoff von p gegen q mitnimmt, um ihn bei dem Durchgang unter dem oberen
Grundwerk c neuerlich bearbeiten zu lassen. Der Stoff
gelängt dann gegen die mit einem Filzüberzug l
versehene Wickelwalze d, legt sich an die Umfläche l wohl an, wird aber dann durch den mit Gewicht r angedrückten Schaber m
Wieder abgestrichen, so daß er nach abwärts in den Spalt bei s zwischen der Walze und dem Gehäuse fällt, von hier wird er neuerlich
mitgenommen und bei dem Vorübergang über dem unteren Grundwerk c' zerkleinert und so von der Walze b aufwärts gegen die ähnlich wie oben hergestellte
Wickelwalze d1
l1 geschafft, von
dieser angesaugt und von Schaber m1
r1 endgültig
abgestrichen, um bei t den Apparat zu verlassen. Für
die Zerkleinerung der Fasern denkt sich Schultz sowohl
Walze wie Grundwerk so abgeändert, daß die mahlenden Flächen die größtmögliche
Anzahl von Schneiden ebensowohl wie Quetschflächen darbieten, deren Form mannigfach
wie bei b1, b2, b3 gestaltet werden
kann.
Dieses Streben, Faserstoffe für die Papierherstellung durch Quetschen zu zerkleinern,
wie es schließlich auch die alten Stampfwerke taten und dabei Vorzügliches
leisteten, kommt noch in einer ganzen Reihe moderner Apparate zum Ausdruck, am
weitesten vielleicht in dem Mahlwerk von M. W. Marsden
(amerikan. Patent 721378), wobei in einem kreisförmigen Troge zwei Paar mit
Kautschuk überzogener Quetschwalzen so angewendet werden sollen, daß durch
absichtlich hervorgerufene ungleiche Umfangsgeschwindigkeit der zusammenarbeitenden
Walzen auch merkliche Umfangsreibung wirksam wird.
Prinzipiell kennen wir diese Wirkung, wenn auch viel energischer bereits in dem heute
vielfach noch beliebten alten Kollergang, besonders in jenem mit hoher Schale, der
sehr viel zu leisten und in mancher Hinsicht den Wettbewerb mit neueren Apparaten
auszuhalten vermag, ja sie unter Umständen in der Leistung übertrifft, wie etwa den
seinerzeit erwähnten TritürateurVergl. D. p.
J 1896, Bd. 300, S. 291., den
QuirlVergl. D. p. J.
1890, Bd. 276, S. 55. u.a.
Doch sind ihm nach vorliegenden Erfahrungen jüngster Zeit manche der neuesten, ruhig
quetschend wirkenden Maschinen überlegen. Sehr gelobt werden mancherorts die
Quetschmühlen von R. DietrichVergl. D. p. J. 1902, Bd. 317, S. 749. und jene von C. WursterVergl.
D. p. J. 1903, Bd. 318, S. 242..
Die Dietrich sehe Quetsche, bezw. den Zerfaserer, in
einer neuen Ausführung nach D. R. P. 140804 zeigen Fig. 44 u. 45. Der
eingeweichte Rohstoff gelangt durch den Füllrumpf a vorerst in den zylindrischen Gehäuseteil b,
dessen Seitenwände mit Rifflungen oder Zahnungen c
besetzt sind. Mit diesen arbeiten die gezahnten Flügel f der Knetschneckenarmatur e auf der
unmittelbar gedrehten Welle d zusammen und arbeiten
auch der gänzlichen Auflösung um so besser vor, weil grobe Verunreinigungen nach
abwärts in den Steinfänger g fallen, während die
faserigen Stoffteile durch die Schraubenzuführung h dem
bei k angeschlossenen kegeligen Gehäuseteil zugeschoben
werden. In diesem wird ganz aufgelöst durch die gegenseitige Wirkung der festen
Stifte oder Messer l am Gehäuse i, sowie der Stifte oder Messer am gedrehten Mahlkegel m. Versuche, welchen die bekannten Papierfachleute Carl Hofmann und Willy
Schacht beigewohnt hatten, bestätigen, daß mit dem Apparat vorzügliche
Ergebnisse erzielbar sind.
In einem weiteren D. R. P. 149004 zeigt R. Dietrich,
eine Abänderung in der Nähe des Rohstoffeintrittes, wodurch allenfalls große Fetzen
von Altpapier zuerst durch Kreisscheren längs und durch an den Drehflügeln f tangential gestellte Messer quer geschnitten werden,
um die Auflösungsarbeit zu erleichtern. Dies würde nach Meinung des
Berichterstatters auch bei der nur mit Stiften und Gegenstiften arbeitenden
Vorrichtung von Hunter Annandale nach D. R. P. 161601
entschieden zu empfehlen sein.
Textabbildung Bd. 322, S. 598
Fig. 44 und 45.Zerfaserer von Dietrich.
Auch die Wursterschen Quetschen erfreuen sich, wie
bereits erwähnt, vielen Beifalls. Die Grundsätze neuerer Anordnungen finden sich in
den D. R. P. 127034 und 165876. Nach dem ersteren sollen mit schraubenförmigen Rühr-
und Knetflügeln versehene Wellen angewendet werden, wobei diejenigen Elemente,
welche vorzugsweise stauen, kneten und zerfasern sollen, mit mehr Flügeln, als die
nur zur Förderung dienenden Teile auzustatten sind. Dabei folgen immer auf ein
System von Knetflügeln zwei Systeme von Förderflügeln. In dem zweitgenannten Wursterschen Patente sollen die Knetmaschinen auch zum
Schneiden und Mahlen geeignet gemacht werden. Hierzu wirken auf entsprechend
gedrehten Wellen in einem Gehäuse, nach anfänglichem Rühren durch Flügel, Scheiben
auf den Stoff ein, die einerseits scharfkantige Vorsprünge, andererseits sanftere
Wellen für die Quetschwirkung allein besitzen. Der Berichterstatter zweifelt jedoch
daran, daß die Arbeit der Holländer durch solche abgeänderte Knetmaschinen, wie
beabsichtigt, ersetzt werden kann.Falls das
Mahlen von Hadern gemeint sein sollte, was die Patentschrift nicht entnehmen
läßt. Sind Halbstoffe gemeint, dann vertraut auch der Berichterstatter der
Wirkung des abgeänderten Apparates. Es kann nach den vorliegenden
Skizzen der Stoff leicht dem Mahlen sich entziehen, während für das unter Umständen
auch beabsichtigte Waschen von Papierrohfasern die ganze Anordnung günstig ist.
c) Leimen des Papiers.
Wenn auch die immer steigenden Preise für Harz dazu drängen, womöglich einen
billigen und doch ausreichenden Ersatz für Harz zur
Leimung des Papiers zu finden, so sieht es damit vorläufig wenigstens
noch nicht übermäßig hoffnungsvoll aus. Kasein, wie
es z.B. vereint mit Harz von Th. A. Haynes
(amerikan. Patent 684985) oder allein von H. H.
Dunham (amerikan. Patent 717085) vorgeschlagen wurde, ist infolge
seines hohen Preises für. Stoffleimung nicht vorteilhaft, wie insbesondere auch
Versuche des italienischen Papiermachers Dr. Levi-Mailand dargetan haben; ViskoseVergl. D. p. J. 1898, Bd. 310, S. 71; 1903, Bd. 318, S. 244. dagegen und Mitscherlichs GerbleimVergl. D. p. J. 1896 Bd. 300, S. 73. können nach einigen
vorliegenden Erfahrungen immerhin als hoffnungsvoll angesehen werden. Stärke für sich allein ist wohl nicht für moderne
Papiere tauglich, aber als Beigabe zu Harzleim ist auch eine Entlastung für
diesen gegeben. Japanische Papiere werden außer mit Harzleim auch mit Säften
verschiedener Pflanzen, bezw. deren Wurzeln geleimt, so mit dem Saft der Tororo-Pflanze, der Nibe-Rinde, aus Aogiri oder Goto und der Borke von Naschikatsura. Diese Leimstoffe genügen dann, wenn das Papier nach
japanischer Art mit dem Pinsel beschrieben wird. Tintenfest in unserem Sinne
werden aber solche Papiere nur durch Harzstoffleimung. Endlich mag A. Müller-Jakobs Vorschlag erwähnt werden, wonach
Amide höherer Fettsäuren zur Papierleimung benutzt werden mögenZeitschrift f. angew. Chemie 1905, Heft
29.. Nach allem hat man auch heute noch die Leimung mit Harz
als jene anzusehen, welche für die ungeheure Mehrheit der heutigen Papiere
angewendet wird. Allerdings sind auch jetzt die Ansichten darüber noch nicht
allseitig geklärt, wie man sich die Leimung durch Harz vorzustellen habe. Die
ältere Ansicht, wonach vor allem harzsaure Tonerde in Frage kommt, die bei der
Wechselzersetzung zwischen Harzseife und schwefelsaurer Tonerde im Stoffe
entsteht, wird auch heute noch mancherorts vertreten, so von H. F. Chappell, der auf diese Anschauung sogar ein
amerikan. Patent (No. 694728) gründete und das Dörren einer Harzseife empfiehlt,
um nur harzsaure Tonerde im Stoff zu erzielen, so der amerikanische Chemiker M. J. GriffinJournal of Amer. Chem. Soc. 1905, No. 27., der die
Leimung auf harzsaure Tonerde, dann Harz und Tonerde allein zurückführt und die
österr. Chemiker Dr. Friedländer und Dr. SeidelMitt. d. k. k technolog. Gewerbemuseums 1901, Heft XI und
XII., die schon früher verwandte
Ansichten ausgesprochen haben. Die große Mehrzahl der Papiertechniker jedoch
neigt heute zu der Ansicht, daß größtenteils freies Harz bei der Stoffleimung
beteiligt sei, und daß es danach in Uebereinstimmung mit Dr. Wursters erstmalig schon vor etwa dreißig Jahren
geäußerter Ansicht bis zu einem gewissen Grade, unter Beobachtung sonstiger bei
der Leimung in Frage kommender Umstände vorteilhaft sei, recht viel freies Harz
emulsioniert durch das Leimen in den Stoff zu bringen. Auch der bekannte
Papiertechniker Dr. Klemm hat sich zu dieser
Ansicht bekanntPapierzeitung
1903, S. 1715., die für die Praxis zusammengefaßt werden kann
in den Satz: Mit möglichst wenig Alkali die erforderliche Menge Harz in das
Papier zu bringen.
Um aber bei an freiem Harz reichen Harzseifen die Emulsionskügelchen in größter
Feinheit zu erhalten, muß die geschmolzene Harzseife in dem auch auf die
Schmelztemperatur der Seife gebrachten Wasser kräftig zerstäubt, aber dann
sofort abgekühlt werden. Nur dann bleibt die Feinheit der Harzkörnchen erhalten
und nur dann sind bei so viel freiem Harz Flecken desselben im fertigen Papier
hintanzuhalten. Hierfür scheint sich nun eine Erfindung von Max Erfurt (D. R. P. 152393) sehr schön zu eignen.
Um Leimmilch aus fertigem, ungemein viel freies Harz enthaltendem beim zu
gewinnen, wird der vorgewärmte Harzleim unter gleichzeitiger direkter Zuführung
von Dampf und heißem Wasser unter Druck und Temperaturerhöhung innerhalb eines
Strahlapparates zerstäubt, gelöst und gemischt und in ein Gefäß ausgeblasen,
dessen Innentemperatur unter der des schmelzenden Harzes liegt. Schon früher hat
Arledter auf das Zerstäuben des Harzleimes
durch einen Dampfstrahl ein Patent genommen, doch scheint der Gedanke damals
keinen Anklang gefunden zu haben. Nach dem Erfurtschen Patente ist es noch möglich, selbst mit der geringen Menge
von 6,5 kg Soda auf 100 kg Harz zu kochen. Ein Versuchspapier mit solchem
Harzleim geleimt, hat sehr große Festigkeit ergeben. Es heißt allerdings
vorsichtig zu sein und ein „Zuviel“ su vermeiden, weil erhöhte
Leimfestigkeit unter Umständen auch der Reißfestigkeit des Papiers zu schaden
vermag. Man kann bei dem Auflösen auf 15 g Harzseife im Liter herabgehen, und
zwar bei weichem Wasser. Der Kalkgehalt im Wasser (hartes Wasser) wirkt
überhaupt bei dem Leimen schädlich, weil alles Harz an Kalk gebunden
herausfallen kann.
Uebrigens wogt der Streit der Meinungen auch nach der Richtung, ob es für
Papierfabriken vorteilhaft sei, sich den notwendigen Papierleim selbst zu
kochen, um sich damit besonderen Betriebsverhältnissen anpassen zu können, oder
sich einer in früheren Berichten bereits erwähnten Zentralisierung zu fügen,
wonach der Papierleim in eigenen Leimfabriken erzeugt und von dort an die
Papierfabriken abgegeben wird. Es scheint auch, daß für mittlere Verhältnisse
die Kosten nach beiden Arten sich so ziemlich die Wage halten. Wird ersteres
gewählt, so soll die Papierfabrik es nicht unterlassen, die Herstellung des
Leims wohl durchdacht, nicht nur als lästige Beigabe, auszuführen. Eine
Einrichtung, wie sie Postl angibt empfiehlt sich
durch ihre anscheinende Zuverlässigkeit und richtige AnordnungVergl. Papierzeitung 1905, S. 1734. Eine
manches Verwandtes bietende Anlage gibt auch F.
Arledter an: Papierzeitung 1905, S. 1619.. Gekocht
wird in einem Postlschen Kocher C (Fig. 46) mit Dampf, der aus c nach Oeffnen eines Hahnes zuströmt. Man läßt aus
dem höher stehenden Bottich A mit
Wasserzuleitungsrohr a und Dampfzuleitungsrohr b soviel Wasser nach Oeffnen eines Hahnes durch B in C ab, daß gerade die Löcher der
Dampfspritzrohre verdeckt sind. Man schüttet hierauf Soda nach, öffnet c und setzt den Rührer in Bewegung. Kocht die
Sodalauge, so trägt man allmählich das Harz ein. Ist dieses verseift bezw.
fertig gekocht, so füllt man C mit heißem Wasser aus A unter beständigem Dampfzutritt und Rühren. Die kochend heiße
Harzleimlösung wird dann durch Rohr d zu dem
Filterkorb D abgelassen, welcher alle
Unreinigkeiten zurückhält, während die Harzmilch in die Behälter E fließt, die durch Stutzen e miteinander verbunden sind und die Leimmilch durch f an das Meßgefäß, beziehungsweise die Holländer
abgeben. Es liegen auch Anläufe dahingehend vor, die bei dem Harzkochen aus dem
kohlensauren Alkali ausgetriebene Kohlensäure nutzbar zumachen. So will W. Heckhausen (D. R. P. 158929) die ausgetriebene
Kohlensäure in einem Windkessel auffangen, von dort zu Reinigungsapparaten und
dann weiter zu der Verbrauchsstelle leiten. Damit dürfte der Erfinder allerdings
mit älteren Gedanken von F. Arledter
zusammenstoßen (engl. Patent 22 547 vom 16. Dezember 1899), wonach
ebenfalls die bei solchen Prozessen ausgetriebene Kohlensäure weiter nutzbar
gemacht wird, um Emulsionen, Sodawasser u.a. herzustellen und auch Harz zu
entfärben (D. R. P. 142459 u. 151019), um es so für Papierleimung geeigneter zu
machen. Auch nach engl. Patent 17077 vom 1. August 1902 wird von Arledter Kohlensäure benutzt, um Oel, Fett und
geschmolzenes Harz teilweise mit Chlorammonium und kohlensaurem Natron zu
verseifen, worauf man die Mischung unter gleichzeitigem Einleiten von
Kohlensäure umrührt. So soll man ein Gemisch aus unverseiftem (freiem) Harz,
freiem Alkali und harzsaurem Ammonium erhalten: Im älteren D. R. P. 125994
schildert Dr. CA. L. Culmann ein Verfahren, wonach
die bei dem Kochen der Harzseife ausgetriebene Kohlensäure durch kräftiges
Rühren während des Kochens unter Druck mitgerissen und in das Seifengemisch
wieder aufgenommen wird.
Textabbildung Bd. 322, S. 600
Fig. 46.Papierleim-Bereitung nach Postl.
Dr. Wurster macht den Vorschlag (D. R. P. 127971)
die Leimung dadurch zu verbilligen, daß man statt der teueren schwefelsauren
Tonerde, die zur Alkalimenge im Papierleim in bestimmter Beziehung stehend
behufs Ausscheidung des Harzes im Holländer zur Reaktion heute angewendet wird,
Natriumbisulfat benutzen möge, das als Abfallprodukt billig zu haben ist.
Nachleimen mit Harz will F.
Dobler nach den franz. Patenten 328478 und 350107, sei es, daß die auf
der Papiermaschine entstandene Bahn noch gar nicht oder nur schwach vorgeleimt
worden ist. Man bringt den Papierstoff mit einem geringen Säureüberschuß auf die
Maschine und behandelt die auf derselben entstandene Papierbahn mit einer Lösung
von Harzseife oder ähnlichem Leimstoff. Dadurch soll dem Verlust an Leimstoffen
vorgebeugt werden/der bei Leimung des Stoffes im Holländer unausweichlich sehr
bedeutend wird, weil unter Umständen bis zu 70 v. H. mit dem Stoffwasser auf der
Papiermaschine entwischen. Dieses Nachleimen führt unmittelbar zu jenen, als Oberflächenleimung bekannten Behandlungen des
bereits fertigen Papieres meist mit tierischem Leim. Wesentlich Neues ist kaum
hervorzuheben. Champ gibt im franz. Patent 348005
eine gute Leimauftragung mit Hilfe einer in einen Leimtrog tauchenden Walze an.
F. E. Jagenberg (D. R. P. 144753) schlägt eine
besondere Rollenführung für das oberflächlich geleimte Papier in Bogen vor,
wodurch die geleimten Bogen einem Transporttuch bequem überliefert werden,
ohne Händearbeit eingreifen lassen zu müssen. Die Vellumoid Paper Company läßt nach D. R. P. 153072 die Papiere vorerst
nur auf einer Seite mit flüssigem Leim in Berührung treten, um die Luft während
des Einsaugens entweichen zu lassen, worauf erst das Papier ganz durch das
Leimbad gezogen wird. Bemerkt werde übrigens, daß nach „Paper and Pulp“
Harzleimung die Aufnahmefähigkeit des Papierstoffes für Tierleim erhöht.
Daß die Leimung, welcher Art immer, abgesehen von dem leimenden Stoff an sich,
durch vieles andere in der Herstellung des Papiers wesentlich beeinflußt wird,
ist schon in vorangegangenen Berichten berührt worden. Es wirken gewiß mit: Die
Füllstoffe, die Art des Mahlens, ob der Stoff schmierig oder rösch ist, die
Maschinenarbeit in den Pressen, besonders aber auf den Trockenzylindern, weiter
das Feuchten und Glätten, durch welch letzteres infolge Zerdrücken des Papieres
unter Umständen ursprünglich gute Leimung minderwertig werden kann.
d) Bleichen des
Papierstoffes.
Schon in den früheren Berichten wurde des Umstandes gedacht, daß das seit langem
geübte Bleichen mit Chlorkalk durch elektrische Bleiche (im einzelnen
verschieden ausgeführt) anscheinend ersetzt werden wird. Fortschritte sind nach
dieser Richtung entschieden zu verzeichnen, die Firma Schuckert, dann Golzern-Grimma z.B.
liefern unter anderen Einrichtungen für die elektrische Bleiche, beziehungsweise
Kraftchlor, wobei letztgenannte Firma
Ersparungen bis zu 60 v. H. in ihren Prospekten in Aussicht stellt. Dr. Neuburger empfiehltPapierzeitung 1903, S. 70.
einen eigentümlichen Treppenapparat für die elektrolytische Darstellung von
Bleichflüssigkeit, die unmittelbar verwendbar sein soll. Zweifellos hat die
elektrische Bleiche gegenüber der nach mancher Richtung lästigen und auch
unvorteilhaften Benutzung von Chlorkalk manches für sich. Doch mangelt es auch
nicht an Stimmen, wie jener des bekannten Technikers Dorenfeldt, welche die Benutzung elektrischer Bleiche heute ganz
besonders, wo die Chlorkalkpreise (durch Wettbewerb von Deutschland und England
am Weltmarkte) sehr herabgedrückt worden sind, nur dann als wirtschaftlich
vorteilhaft erklärt, wenn ungemein günstige Bedingungen hierfür, wie billige
Kraft, billiger Bezug von Salz und dergl. gegeben sind. Als Beispiel für eine
anscheinend günstige elektrische Bleichanlage sei jene von Kuusankoski in Finnland erwähntPapierzeitung 1902, S. 3502..
Sie liefert 14 cbm Bleichwasser in 24 Stunden mit einem Gehalt von 18 kg Chlor
im cbm. Hierzu wird eine zehnprozentige Lösung von Staßfurter Steinsalz
zersetzt, wonach der Salzbedarf 1400 kg in 24 Stunden beträgt, also etwa 5,6 kg
Salz zu 1 kg Chlor erforderlich sind. Für die Elektrolyse bedarf es 80 Kilowatt
elektrischer Arbeit, oder 120 PS, die ein Dynamo liefert, das auch für andere
Zwecke Kraft abgibt. Welche Art der Bleichung angewendet werden mag, immer soll
selbstverständlich die bleichende Substanz tunlichst rasch und allseitig
gleichmäßig auf die zu bleichenden Fasern einwirken. G.
J. Atkins versucht dies durch eine Chlorbleiche zu erreichen (D. R. P.
139833), wonach die zu bleichenden Stoffe während des ganzen Bleichvorganges der
Einwirkung von ununterbrochen entstehendem Chlor ausgesetzt werden, indem Chlor
aus einem Gemisch von Chlorat oder Perchlorat durch Salze in Gegenwart des zu
bleichenden Stoffes entwickelt wird. Dabei ist wohl auch auf die besondere
Wirkung im Entstehungszustande gedacht. Es berührt daher sonderbar, wenn A. Gagedois (D. R. P. 130473) die bleichende
Wirkung verlangsamen will, indem das Bleichbad Stärke, Seife, Gummi oder
ähnliche Stoffe zugesetzt erhält, die eine Schutzhülle um die Fasern bilden und
dadurch allzu raschen Angriff hindern sollen.
G. Schultz versucht eine günstige Wirkung beim
Bleichen in folgender Weise zu erreichen. (D. R. P. 127152 und 131255). Bleich-
und Waschflüssigkeit sollen hintereinander durch den breiigen Stoff von oben
gegen unten in ganz regelmäßigen (etwa wagerecht begrenzt zu denkenden)
Schichten abwärts sinken, um alle Teile gleichmäßig zu beanspruchen. Vor
Abschluß einwandfreier Versuche mag die Möglichkeit der Ausführung dieses
Gedankens wohl bezweifelt werden.
Gründliches Durchmischen, am besten mit Hilfe geeigneter Transportvorrichtungen
in holländerartigen Apparaten dürfte nach Ansicht des Berichterstatters den
größten Erfolg versprechen, wobei irgend eine der Transporteinrichtungen, welche
für den Holländer bereits besprochen worden sind, zu benutzen wäre. Auch
Preßluft wird hierfür vorgeschlagen, so von Ph.
Nebrich im D. R. P. 159795 und R. Ch.
Menzies im amerikan. Patent 714216, welche Preßluft in die zu
bleichende Masse blasen.
Gestreift sei auch der Vorschlag von J. F. Colby (D.
R. P. 157763), wonach Papierstoff nach dem Bleichen entchlort und gereinigt
wird, indem man durch ihn einen elektrischen Strom sendet und damit Chlor und
Verunreinigungen unschädlich macht, ein Gegenstück zur Nachbehandlung mit
Antichlor.
(Fortsetzung folgt.)