Titel: | Der Einphasen-Wechselstrommotor. |
Autor: | A. Linker |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 641 |
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Der Einphasen-Wechselstrommotor.
Bauart, Wirkungsweise und Eigenschaften der bisher
angegebenen Konstruktionen.
Von Dipl.-Ing. A. Linker.
Der Einphasen-Wechselstrommotor.
Einleitung.
Als im Jahre 1885 die Firma Ganz & Co.,
Budapest, während der dortigen Landesausstellung zum
erstenmal mit den von ihren Ingenieuren Déri, Blàthy und Zipernowsky konstruierten Transformatoren an die
Oeffentlichkeit trat und zeigte, daß es mit Hilfe dieser verhältnismäßig einfach
gebauten Apparate möglich ist, den Wechselstrom in beliebig hohe Spannungen auf
wirtschaftliche Weise zu transformieren, eröffneten sich der Wechselstromtechnik
neue Aussichten. Man begann Stromverteilungsanlagen mit Einphasen-Wechselstrom
einzurichten, konnte sie aber rationell nur zur Lichterzeugung verwenden, da es für
Kraftübertragungszwecke an einem geeigneten Wechselstrommotor fehlte, der möglichst
dieselben Eigenschaften besaß, wie der Gleichstrommotor. An Versuchen, die einen
großen Aufwand an Zeit, Geld und geistiger Arbeit verbrauchten, hat es nicht
gefehlt, die Schwierigkeiten zu überwinden. Es sind auch schon im Jahre 1891
Einphasen-Wechselstrommotoren gebaut worden, welche wenigstens für stationäre Zwecke
tauglich waren und einigermaßen zufriedenstellend arbeiteten. Der erste praktisch
brauchbare Wechselstrommotor ist jedoch erst Mitte der neunziger Jahre von E.
Arnold, damaligem Chefkonstrukteur der Maschinenfabrik Oerlikon bei Zürich, welche sich um die
Anwendung des Wechselstromes große Verdienste erworben hat, angegeben worden.
Jedoch für Bahnbetrieb, dem eigentlichen Arbeitsfeld des Wechselstrommotors,
besonders bei Fernbahnen, genügten diese Motoren noch nicht, da sie die hierfür
verlangte große Zugkraft beim Anfahren, einfache und wirtschaftliche
Regulierfähigkeit der Umdrehungszahl und bequeme Umsteuerung, große
Ueberlastungsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Stöße und Erschütterungen
nicht besaßen.
Erst nachdem man durch Vervollkommnung der Gleichstrommaschine die vorteilhaftesten
Bedingungen für eine funkenfreie Kommutation erkannt hatte, nahm man in neuerer Zeit
wieder. Versuche besonders mit Kommutatormotoren auf, die zu günstigen Ergebnissen
führten, so daß das Problem eines brauchbaren Bahnmotors für einphasigen
Wechselstrom als einigermaßen erfolgreich gelöst betrachtet werden kann.
So wollen wir nun die historische Entwicklung der mannigfachen Formen nebst den
besonderen Eigentümlichkeiten näher erörtern.
Die ältesten Konstruktionen reichen in das Jahr 1885 hinein, wo nach den ersten
Versuchen, welche mit der Fernleitung von Wechselströmen angestellt worden waren,
das Bedürfnis nach einem Motor sich geltend gemacht hatte, der möglichst die guten
Eigenschaften des Gleichstrom-Hauptschlußmotors besaß.
Um diese Zeit hatten die Ingenieure Déri und Blàthy der Firma Ganz
& Co., Budapest, Untersuchungen über die
Wirkungsweise von Gleichstrommotoren vorgenommen, welche von Wechselstrom gespeist
wurden. Um das Feuern zu vermindern, wurden induktionsfreie Widerstände in die
Zuleitungen von der Wicklung zum Kommutator gelegt.
Wenn auch eine gewisse Anzahl von Motoren in den Jahren 1889 bis 1891 bis zu etwa 50
PS Leistung für den praktischen Gebrauch geliefert worden sind, so kamen sie jedoch
später nur wenig zur Geltung, da ihr Leistungsfaktor und Wirkungsgrad klein waren
und der Kommutator feuerte. Letzteren Uebelstand suchte man nun dadurch zu
beseitigen, daß zwischen Ankerwicklung und Kommutator Widerstände eingeschaltet
wurden, welche so gewickelt waren, daß sie dem Kurzschlußstrom einen großen
Widerstand boten, dagegen in ihnen weder durch Rotation noch Transformation E M Ke
induziert wurden. Auch die A.-G. Helios, Köln, hat
diese Motoren in den Jahren 1893 bis 1895 gebaut, deren Eigenschaften jedoch
gegenüber den ersten Konstruktionen von Ganz & Co.
nicht wesentlich verbessert waren, selbst dadurch nicht, als man zur Beseitigung der
Reaktanz des Ankerfeldes eine Dämpferwicklung anbrachte.
In dieselbe Zeit (1887) fallen auch die Untersuchungen von Elihu Thomson über die Wirkung von Wechselfeldern auf in sich geschlossene
Spulen oder Ringe (sog. Repulsionsprinzip). Bringt man nämlich in ein Wechselfeld
einen geschlossenen, metallischen Ring, so daß seine Achse schräge zur Achse des
Feldes liegt, so wird infolge der in dem Ringe induzierten EMK und des von ihr
erzeugten Stromes ein Drehmoment auftreten. Thomson
ordnete nun mehrere Spulen auf einem Anker an und verband sie analog einer offenen
Wicklung mit einem Kommutator, auf dem zwei kurzgeschlossene Bürsten unter einem
Winkel von etwa 45° gegen die Achse des Feldes geneigt angeordnet waren.
Während der Drehung des Ankers wird nun in ihm durch den induzierten Strom ein Feld
erzeugt, welches räumlich senkrecht zur dynamisch induzierenden Komponente des
Hauptfeldes steht und außerdem zeitlich um 90° dagegen verschoben ist. Dadurch würde
ein Drehfeld entstanden sein, welches bei Unter- und Uebersynchronismus elliptische,
bei Synchronismus kreisförmige Gestalt besitzen würde, wenn das Eisen des Stators
nicht körperliche Pole gehabt hätte, die der Bildung eines Drehfeldes hinderlich
waren. Das Drehmoment des Motors war daher nicht konstant und beim Anlauf sehr
gering.
Inzwischen waren im Jahre 1889 von Nicola Tesla und Ferraris Methoden über die teils direkte, teils durch
Anwendung einer
Kunstphase mögliche Erzeugung von Mehrphasenströmen veröffentlicht worden und in der
Ausstellung zu Frankfurt 1891 wurde ein Drehstrommotor von Tesla vorgeführt. Seine Anzugskraft war jedoch wegen der Anwendung
körperlicher Pole gering.
Als jedoch gleich darauf von Dolivo von Dobrowolsky im
Verein mit der Maschinenfabrik Oerlikon der
Drehstrommotor dahin verbessert wurde, daß man den Stator als Eisenring mit
verteilter Wicklung und den Rotor als Käfig bezw. Kurzschlußphasenanker ausbildete,
wandte man sich trotz der durch Zufall erkannten Eigenschaft des Dreiphasenmotors,
nach Abschaltung einer Zuleitung einphasig weiter zu laufen, von der Konstruktion
der Einphasenmotoren ab.
Da sie kein Anlaufmoment besaßen, so wandte man sich in der nächsten Zeit mehr der
Vervollkommnung des Drehstrommotors zu, da er weder einen Kommutator noch
Schleifringe zum Betriebe erforderte. Aus diesem Grunde bezeichnete man ihn schon
allgemein als den idealen Motor der Zukunft.
Wenn auch Tesla das Prinzip der Kunstphase auf den
asynchronen Einphasenmotor zu übertragen suchte, so wurde jedoch nichts Brauchbares
um diese Zeit zutage gefördert, und es tritt gewissermaßen ein Stillstand in der
Entwicklung des Baues von Einphasenmoforen ein.
Diese Pause wurde nun durch eine Erfindung unterbrochen, welche E. Arnold, damas Ingenieur der Maschinenfabrik Oerlikon gemacht hat. Er vereinigte nämlich die
Wirkungsweise des Asynchronmotors mit derjenigen des Repulsionsmotors, in dem er für
den Stator einen Eisenring mit verteilter Wicklung, für den Rotor einen
Gleichstromanker mit Kommutator verwendete. Die gegen die Achse des Hauptfeldes um
etwa 45° geneigten Bürsten waren kurzgeschlossen. Der Motor kommt durch Repulsion
zum Anlauf mit hoher Zugkraft und arbeitet nach Ueberschreiten einer bestimmten
Geschwindigkeit als asynchroner weiter. Dadurch wurde er sehr überlastungsfähig,
ohne aus dem Tritt zu fallen.
Da nun in Europa wenig Wechselstromanlagen vorhanden waren, so wurde der Motor
besonders viel in Amerika verwendet. Trotz der schwierigen Verhältnisse und der
hohen Periodenzahlen von 60 bis 100, für welche diese Motoren zu bauen waren, haben
sie die auf sie gesetzten Erwartungen glänzend erfüllt. Man muß daher diesen Typ als
den ersten praktisch brauchbaren Einphasenmotor bezeichnen, der auch viel für
Hebezeuge verwendet wird. Welche großen Erfolge er aufzuweisen hat, läßt sich aus
dem Umstand ersehen, daß von der Wagner El. & Mfg. Co., St. Louis, seit dieser Zeit bis heute mehr
als 5000 Exemplare ausgeführt worden sind.
Trotzdem nun in den nächsten Jahren eine große Reihe von Patenten auf
Einphasenmotoren, z.B. von Le Blanc, van Depoele, Tesla
u.a. genommen waren, blieb ihnen der Erfolg versagt und es schien, als wenn der
Mehrphasenmotor das Feld beherrschen würde.
Wenn auch Atkinson 1898 vor der Institution of Civil Engineers in London in einem Vortrage über
Einphasenmotoren viele Verbesserungen angegeben hatte, die den modernen Motoren mehr
oder weniger zugrunde liegen, so waren diese Konstruktionen für den praktischen
Gebrauch noch nicht so weit anwendbar, daß man die Motoren auch für Bahnbetrieb, dem
eigentlichen Arbeitsfeld und ursprünglich erstrebten Anwendungsgebiet des
Wechselstromes, benutzen konnte.
Da begann man von neuem Versuche anzustellen, besonders um den Leistungsfaktor zu
verbessern. So wurde im Jahre 1900 von Heyland die
Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung bei einem Asynchronmotor dadurch
beseitigt, daß er in ähnlicher Weise, wie es schon Görges 1891 für einen Drehstrommotor angegeben hatte, dem Rotor über
einen Kommutator durch Bürsten die Erregerströme direkt zuführte. Dadurch wurde die
dem Netz entnommene wattlose Leistung niedrig gehalten und durch Verschiebung der
Bürsten der Leistungsfaktor gleich der Einheit gemacht und sogar eine
Ueberkompensierung möglich.
Da kam 1902 die Kunde, daß es dem Ingenieur Lamme der
Westinghouse El. & Mfg.
Co., Pittsburg, gelungen wäre, einen für Bahnbetrieb geeigneten
Hauptschlußmotor zu konstruieren. Es ist an ihm eigentlich nichts Neues, sondern es
ist nur durch zweckentsprechende Konstruktion des Feldes und der Ankerwicklung eine
gute Wirkungsweise erzielt worden. Die induktive Wirkung des Ankerfeldes ist durch
eine Dämpferwicklung kompensiert, wie sie schon 1892 von Eickemeyer bei der General El. Co.,
Schenectady für einen Hauptschlußmotor verwendet worden war. Der Leistungsfaktor war
zwar wesentlich gebessert, aber nicht auf die Einheit gebracht.
Jedoch auch in Europa blieb man nicht untätig. So erscheinen um das Jahr 1902 die auf
Grund langjähriger Versuche an einem kompensierten Hauptschlußmotor gemachten
Patentanmeldungen und Veröffentlichungen von M. Latour,
der dem Anker den Erregerstrom durch Bürsten direkt zuführt und in der Achse des
Hauptfeldes ein kurzgeschlossenes Bürstenpaar anordnet oder die vier Bürsten mit
doppeltem Kurzschluß arbeiten läßt.
In der Wirkungsweise ähnlich ist der um dieselbe Zeit nach Angaben von Eichberg und Winter von
der Allgem. Elektr.- Gesellschaft, Berlin, gebaute
kompensierte Repulsionsmotor. Er entspricht einer Form des von Atkinson angegebenen Motors mit einem kurzgeschlossenen
Bürstenpaar in der Achse des Hauptfeldes. Die Erregerbürsten sind jedoch an die
Sekundärwicklung eines Hauptschlußtransformators angeschlossen, wodurch das Feld und
damit der Leistungsfaktor verändert werden kann.
Diese beiden Motorarten stellen einen sehr vollkommenen Typ der kompensierten Motoren
dar.
Zur Verbesserung der Kommutation bei einem Hauptschlußmotor benutzt die Maschinenfabrik Oerlikon nach Angabe v. Dr. Behn-Eschenburg Wendepole, die entweder im Hauptschluß
oder im Nebenschluß so erregt werden können, daß das Hilfsfeld die für die
Kommutation günstigste Phasenverschiebung erhält. In gleicher Weise ist der
Reihenschlußmotor der Siemens-Schuckert-Werke in seiner
neuesten Form vom Jahre 1905 gebaut, nur wird der Wendepolkraftfluß gleichzeitig von
einer Hauptschluß- und Nebenschlußwicklung erzeugt, wie es schon kurz vorher von E. Arnold & J. L. La
Cour in einer Patentanmeldung angegeben worden ist.
Mehr für stationäre Zwecke ist der im Jahre 1903 von der General El. Co. nach Angaben von Steinmetz
vom Jahre 1897 gebaute Kondensatormotor geeignet, dessen Leistungsfaktor durch
Anschluß eines Kondensators an die dritte Phase eines einphasig gespeisten
Drehstrommotors der Einheit nahe gebracht werden kann. Für große Anzugskraft stellt
die Oesterr. Union E.-G. Wien nach Patenten von Déri aus dem Jahre 1898 einen Motor her, der beim
Anlauf als Repulsionsmotor und nach Umschaltung des Stators auf eine andere Polzahl
beim Lauf als asynchroner Motor arbeitet. Entsprechend einem Vorschlage Déris baut auch die A.-G.
Brown, Boveri & Co., Baden (Schweiz) einen
Repulsionsmotor mit doppeltem Bürstenkurzschluß, dessen Zugkraft durch Verschiebung
eines Bürstenpaares kontinuierlich geändert werden kann.
Von den vielen Konstruktionen der Elektr.-Akt.-Ges. vorm. W.
Lahmeyer & Co., Frankfurt sei noch ein
kompensierter Repulsionsmotor aus dem Jahre 1904 erwähnt, der beim Anlauf als
Hauptschlußmotor arbeitet, und ein von L. Schüler
konstruierter Motor, dessen Wirkungsweise dem Wagner-Motor von E. Arnold entspricht. Nur
wird bei ihm
der Uebergang vom Repulsions- zum asynchronen Betrieb allmählich durch Einschalten
eines Widerstandes in den mit dreiphasigem Anschluß und Schleifringen versehenen
Anker erreicht. Er besitzt jedoch dabei den Nachteil, daß er nicht stark
überlastungsfähig ist. Von Bruce, Peebles & Co., Edinburgh wird ferner nach Patenten von E. Arnold & J. L. La
Cour vorn Jahre 1904 ein kompensierter Haupt- bezw. Nebenschlußmotor
gebaut, bei dem die Umdrehungszahl und der Leistungsfaktor durch Anwendung einer
senkrecht zum Hauptfelde liegenden Hilfswicklung geändert werden kann.
In gleicher Weise wie Arnold und La Cour hat auch V. A. Fynn bei seinem
neuesten Motor vom Jahre 1905, wie er von der Elektr.-Ges.
Alioth in Münchenstein-Basel gebaut wird, zum Anlauf das Repulsionsprinzip
verwendet und für den Lauf die Erregerbürsten an eine regulierbare Hilfswicklung
angeschlossen, so daß die Maschine normal als kompensierter Nebenschlußmotor
arbeitet.
Auch ein neuer Motor der Allmänna Svenska
Elektr.-Aktiebolaget in Westeras (Schweden), der eine Modifikation des
kompensierten Hauptschlußmotors von Latour darstellt,
scheint begründete Aussicht auf Erfolg zu haben.
Bei den bisher konstruierten Motoren können wir nun im allgemeinen folgende Klassen
unterscheiden:
I.
Synchronmotoren.
II.
Asynchron- oder Induktionsmotoren.
III.
Kommutatormotoren ohne Kompensation.
a) Hauptschlußmotoren.
b) Nebenschlußmotoren.
c) Repulsionsmotoren.
IV.
Kompensierte Motoren.
V.
Motoren mit vereinigter Wirkungsweise verschiedener
Klassen.
Diese Einteilung wird jedoch in einigen Fällen nicht streng durchzuführen sein, da es
Konstruktionen gibt, die vermöge ihrer Eigenschaften sowohl der einen als auch der
anderen Klasse je nach der Auffassung zugerechnet werden können.
I. Abschnitt.
Synchronmotoren.
Im allgemeinen besteht ein Synchronmotor aus einem mit Gleichstrom erregten
Magnetfeld und einer vom Wechselstrom durchflossenen Armatur. Er ist also die
Umkehrung des Synchrongenerators. Im Gegensatz zum Gleichstrommotor hat er die
besondere Eigenschaft, daß er beim Anlegen des Ankers an eine Wechselstromquelle von
selbst nicht anläuft. Ferner besitzt er den Nachteil, einer besonderen
Gleichstromquelle zur Erregung des Feldes zu bedürfen.
Im Jahre 1886 hat J. Swineburne (1)Die eingeklammerten
fett gedruckten Zahlen geben die Nummern der Patentschriften an, deren
Verzeichnis den von dieser Arbeit hergestellten Sonderdrucken als Anhang
angefügt ist. einen Synchronmotor konstruiert, dessen Prinzip mit
dem später besprochenen übereinstimmt. Das Feld war erregt mit gleichgerichteten
Strömen, welche der Armatur durch einen Kommutator entnommen wurden. Diese
Konstruktion wurde jedoch wegen zu starken Feuerns aufgegeben.
Die vorher erwähnten Uebelstände hat die Elektrizitäts-Akt.-Ges. Helios, Köln (2, 5) dadurch beseitigt, daß sie einer gewöhnlichen
Gleichstrommaschine durch zwei mit diametralen bezw. um 180 elektr. Grad versetzten
Lamellen des Kommutators verbundene Schleifringe den Wechselstrom zuführtE. T. Z. Okt. 1888, S. 491. Engineering 10.
Febr. 1888, Bd. 45, S. 155. Electrical Review, Bd. 22, S.
271..
Um das Anlaufen eines synchronen Motors möglich zu machen, kuppelt 5. Z. de Ferranti (6, 7, 10, 85) mit ihm einen kleineren KommutatormotorE. T. Z., 24. Januar 1890, S. 68.,
der den Anker des Hauptmotors in Umdrehung versetzt. Bei Synchronismus werden die
Feldwicklungen der beiden Maschinen nach Umschaltung durch den vom Hilfsmotor
gelieferten Gleichstrom erregt, worauf der Wechselstrom nur dem Anker des
Hauptmotors zugeführt wird.
Um einen Gleichstrommotor auch für Wechselstrom zu verwenden, hat W. Mordey (8) auf der Welle
eines Hauptschlußmotors einen zweiteiligen KommutatorLum. El, 29. Dezember 1888, Bd. 30, S.
614. angeordnet, vermittels dessen der zugeführte Wechselstrom in
gleichgerichteten umgewandelt wird. Fig. 1 zeigt das
Schema, in welchem A den Anker, F das Feld des Motors, K den Kommutator
darstellt. Zwischen den beiden Hauptlamellen befinden sich noch zwei schmale, durch
einen Widerstand r verbundene Hilfslamellen a, b. Diese haben den Zweck, einen Kurzschluß der
Bürsten beim Uebergang von einer Lamelle zur anderen zu vermeiden, während der
Widerstand r eine Unterbrechung des Hauptstromes in den
Zuleitungen verhindern soll.
Textabbildung Bd. 322, S. 643
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 322, S. 643
Fig. 2.
Eine andere Konstruktion ist von W. Stanley jr. (13, 14) angegeben in der Form,
wie das Schema Fig. 2 zeigt. Für einen vierpoligen
Motor stellt A den mit vier Spulen versehenen
Trommelanker dar, während das Feld körperliche Pole mit den beiden Wicklungen F1 und F2 besitzt. Der Strom
wird über die Schleifringe s und den Kommutator K den mit dem Anker A
hintereinandergeschalteten Feldspulen F1 zugeleitet. Infolge des Stromdurchganges tritt ein
Drehmoment auf, welches immer gleiche Richtung behält, da der Kraftfluß im Anker und
Feld gleichzeitig wechselt. Die Geschwindigkeit steigt nun bis zum Synchronismus
n=\frac{60\cdot v}{p}
an, wobei die Spulen F1 einen gleichgerichteten Strom führen, dessen
Stärke allerdings zwischen Null und einem Maximum entsprechend den Halbperioden des
Wechselstromes schwankt. Infolgedessen ändert sich auch das Drehmoment und zwar bei
sinusförmigem Strom proportional
sin 2 ωt, wo ω = 2 πν
die Winkelgeschwindigkeit bedeutet. Um diesen Nachteil zu
beseitigen, ist auf der Welle ein kleiner, selbsterregender Hilfsgenerator HG angeordnet, der nach erreichtem Synchronismus die Spulen
F2 mit
konstantem Gleichstrom versieht.
Dem Prinzip nach ähnlich gebaut ist der Motor von O. B.
Schallenberger (19), dessen Wirkungsweise sich
aus Fig. 3 leicht ersehen läßt. Der Unterschied
gegenüber dem Motor von Stanley besteht in der
Anordnung des Feldes F im Nebenschluß zum Anker A, wobei außerdem durch zwischengeschaltete
Transformatoren T die dem Motor gebotene Spannung
entsprechend reguliert werden kann. Der Motor hat jedoch auch in modifizierter
Schaltung (18, 20) nur
Bedeutung für Zähler erlangt.
Textabbildung Bd. 322, S. 644
Fig. 3.
Auch bei dem nach Patenten von M. Déri, O. Blàthy und
C. Zipernowsky (22, 23, 57, 71) auf Grund
mehrjähriger Versuche von Ganz & Co., Budapest,
gebauten Motor wird durch einen vor die Magnetwicklung eingeschalteten Kommutator
K bei synchronem Gang der Wechselstrom in einen
gleichgerichteten Strom verwandelt. Fig. 4 zeigt das
Schema eines solchen MotorsE. T. Z., 14. März
1890, S. 158. Das Prinzip ist schon im E. Pat. No. 3379 vom 16. März 1885
(Déri, Blàthy und Zipernowsky) benutzt.. Darin ist A die feststehende Armatur, M das rotierende Magnetfeld, dessen Spulen an den auf der Welle sitzenden
Kommutator K angeschlossen sind. Der Stromwender
besteht hierbei aus soviel Lamellen, als der Anker bezw. die Magnete Pole besitzen.
Davon sind die ungeradzahligen (schraffierten) Lamellen untereinander und mit dem
Anfang (a), die geradzahligen untereinander und mit dem
Ende (e) der Magnetwicklung verbunden, während durch
zwei Bürsten oder Bürstengruppen der Wechselstrom dem rotierenden Kommutator
zugeführt wird. Dreht sich das Magnetfeld synchron, so wird durch den Kommutator der
Wechselstrom in einen pulsierenden aber gleichgerichteten Strom umgewandelt. Die
Magnetpole behalten deswegen immer gleiche Polarität und suchen daher den synchronen
Gang aufrecht zu erhalten.
Textabbildung Bd. 322, S. 644
Fig. 4.
Ordnet man den Anker A im feststehenden Magnetfeld
rotierend an, so erhält er noch zwei Schleifkontakte zur Zuführung des
Wechselstromes, während der Magnetwicklung der gleichgerichtete Strom vom
rotierenden Kommutator aus durch Schleifringe zugeleitet wird. Das Feld ist zur
Vermeidung von Wirbelströmen aus Eisenblechen zusammengesetzt. Ein solcher Motor
kann auch durch den Wechselstrom direkt in Gang gesetzt werden, Erteilt man nämlich
dem Anker eine kleine Anfangsgeschwindigkeit, so wird er sich infolge des wenn auch
geringen Drehmoments allein weiterbewegen und nach einiger Zeit den Synchronismus
erreichen. Der Kommutator besorgt dann die infolge der veränderlichen relativen
Stellung zwischen Anker und Magnet erforderliche Stromumkehr.
Da nun beim Richtungswechsel des Stromes in der Magnetwicklung durch die große
Selbstinduktion starke Funken am Stromwender hervorgerufen werden, so wird
nicht nur letzterer allmählich zerstört, sondern es wird auch der Lauf des Motors
unsicher und gibt leicht zum Außertrittfallen Veranlassung. Zur Vermeidung dieser
Uebelstände wird die Magnetwicklung durch Verdoppelung der Bürstenzahl einige Zeit
vor der Stromumkehr kurzgeschlossen, Dabei sucht die beim Verschwinden des Stromes
induzierte E M K der Selbstinduktion den Erregerstrom unverändert zu erhalten und
kommt um so kräftiger zur Geltung, je kleiner der Bürstenübergangswiderstand ist.
Werden die Bürsten so weit verschoben, daß im Moment des Sektorwechsels der
Selbstinduktionsstrom mit dem zugeführten Strome gleiche Größe hat, so erhält man in
der Erregerwicklung einen pulsierenden Gleichstrom, der niemals den Wert Null
erreicht und vermeidet dadurch das Auftreten von Funken. Während nun diese doppelte
Bürstenanordnung für den synchronen Lauf von Vorteil ist, zeigt sie sich beim Anlauf
sehr störend. Auch bei niedriger Tourenzahl wird deshalb das Drehmoment klein, so
daß es zur Beschleunigung nicht ausreicht, um den Motor in Synchronismus zu bringen.
Zum Anlassen sind deswegen nur die einfachen Bürsten (Fig.
4) zu benutzen oder die Doppelbürsten mit sehr geringer gegenseitiger
Verschiebung der zu einer Zuleitung gehörenden Bürsten. Zu diesem Zwecke wird
entweder das Hilfsbürstenpaar ausgeschaltet oder durch Verdrehen der Bürstenträger
in die Nähe der an dieselbe Zuleitung angeschlossenen Bürsten gebracht.
Anstatt durch Verstellen der Bürsten kann der Kurzschluß der Magnetwicklung auch
durch Anordnung zweier gegeneinander um den Bogenbetrag der erforderlichen
Kurzschlußzeit verdrehten Stromwender erfolgen.
Die Maschine kann ebenfalls als Hauptschlußmotor betrieben werden, wobei derselbe
Strom den Anker als Wechselstrom dagegen das Magnetfeld als pulsierender Gleichstrom
in Serie durchfließt.
Diese Motoren wurden seit dem Jahre 1889 bis etwa 1893 gebaut und sind auch jetzt
noch im Betriebe für Leistungen bis zu 50 PS. Sie besaßen folgende besonderen
Eigenschaften:
1. Konstante Geschwindigkeit für verschiedene
Belastungen.
2. Der hochgespannte Strom brauchte nicht durch den Kommutator
zu gehen, so daß es besonders bei Kraftübertragungen möglich war, weitaus höhere
Spannungen zu verwenden als bei Gleichstrom, wodurch ein Betrieb in
wirtschaftlicher Weise bewerkstelligt werden konnte.
3. Widerstände waren beim Anlassen nicht erforderlich.
Die an einem Motor von 30 PS Leistung aufgenommenen Betriebsergebnisse sind in
folgender TabelleZ. f. E. 1889, Bd.
7, S. 343. zusammengestellt:
n
AbgegebeneLeistung
Volt-Amp.ver-braucht
ZugeführteLeistung
Cosφ
η
PS
Watt
PS
Watt
600
15
11000
18000
21,5
15800
0,88
0,77
700
19,7
14600
24200
25,2
18600
0,77
0,78,5
730
30,4
22400
29800
37,0
27700
0,92
0,81
Die Aenderung der Tourenzahl ist hierbei jedoch nur eine Folge der verschiedenen
Periodenzahl und nicht der Belastung gewesen. Bei konstanter Periodenzahl war die
Geschwindigkeit tatsächlich unabhängig von der Leistung.
Wichtig ist dabei, daß der Leistungsfaktor cos φ relativ groß ist, weil damit
eine Bedingung erfüllt ist, welche als Lebensbedingung für den Wechselstrommotor
angesehen werden muß und bisher vergebens angestrebt worden war.
(Fortsetzung folgt.)