Titel: | Der Einphasen-Wechselstrommotor. |
Autor: | A. Linker |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 690 |
Download: | XML |
Der Einphasen-Wechselstrommotor.
Bauart, Wirkungsweise und Eigenschaften der bisher
angegebenen Konstruktionen.
Von Dipl.-Ing. A. Linker.
(Fortsetzung von S. 676 d. Bd.)
Der Einphasen-Wechselstrommotor.
Zur Erzeugung einer Kunstphase werden wie bei Tesla
von M. Hutin und M. Le
Blanc (75) zwei um eine halbe Polteilung
gegeneinander verschobene Feldwicklungen benutzt, von denen die eine an Stelle des
dort angegebenen induktiven Widerstandes einen Kondensator erhält, um in diesem
Zweige eine Phasenvoreilung des Stromes gegenüber der Spannung zu erzeugen. Der
rotierende Anker trägt außerdem eine zweiphasige Wicklung, in welche durch
Schleifringe und Bürsten Widerstände zur Regulierung der Geschwindigkeit
eingeschaltet werden. Abgesehen von der praktischen Unvollkommenheit des
Kondensators hat dieser Motor infolge der Polwicklung dieselben Nachteile wie die
Motoren von N. Tesla, bei denen in einer späterenE. T. Z., 20. März 1891, S. 155.
Konstruktion (77) die Hilfspole durch eine auf den
Hauptpolen befindliche Sekundärwicklung erregt werden, welche außerdem zur Erzeugung
einer großen Phasenverschiebung zwischen beiden Feldern einen besonderen
induktionsfreien Widerstand enthält.
Fig. 27 zeigt eine ähnliche Ausführung (81, 82) mit der Modifikation,
daß die Enden der hintereinander geschalteten vier Ankerspulen zu zwei Schleifringen
geführt sind, um einen Kondensator C2 einschalten zu
können. Zur Vergrößerung der Phasenverschiebung kann auch in die durch eine
Sekundärspule II gespeiste Hilfswicklung III ein Kondensator C1 (95) aufgenommen
werden.
Textabbildung Bd. 322, S. 691
Fig. 27.
J. Sahulka (84) ordnet Fig. 27. zwei räumlich gegeneinander auf mechanischem
Wege verstellbare Magnetsysteme an, die von phasenverschobenen Strömen erregt
werden. Das eine System ist mit der Primärwicklung eines passenden Transformators in
Reihe geschaltet, während das andere an den Sekundärklemmen liegt.
Bemerkenswert ist eine Konstruktion von L. Gutmann (88, 90), bei welcher ein
Anlaufmoment und eine kontinuierliche Drehung des Ankers (Fig. 28) durch eine besondere Schaltung der Spulen mit Hilfe der
Verbindungen a, b, c erzielt werden soll. Dabei trägt
das Joch Sekundärspulen (II), die z.B. nach Art einer
offenen Wicklung mit einem feststehenden Kommutator K
verbunden sind. Mit der Welle rotieren die Bürsten B
und schließen abwechselnd je zwei diametrale Sekundärspulen kurz, so daß durch deren
Einwirkung auf das von der Primärwicklung (I) erzeugte
Hauptfeld ein fortschreitendes Feld entsteht. Außer dieser Schaltung sind noch eine
große Anzahl von Modifikationen (94) angegeben, die
jedoch praktisch von geringer Bedeutung sind.
Textabbildung Bd. 322, S. 691
Fig. 28.
Zur Hervorbringung eines rotierenden Feldes mit Hilfe einer Kunstphase schaltet E. Thomson (98) die Wicklung
sämtlicher Pole hintereinander und zu den um eine doppelte Polteilung auseinander
liegenden Polen Kondensatoren parallel. Damit sind aber die früher (S. 675)
angegebenen Nachteile dieser Typen nicht beseitigt.
W. Stanley jr. und J. F.
Kelly (100, 106, 108) vergrößern bei Motoren mit
Kunstphase die Phasenverschiebung der beiden Feldsysteme durch Einschaltung eines
Kondensators C (Fig.
29) in die eine Magnetwicklung, welche an den Sekundärkreis eines
Transformators T angeschlossen ist.
Abweichend von den bisher geschilderten Konstruktionen ist von H. A. Wagner & F.
Schwedtmann (101) ein auf dem Prinzip der
magnetischen Hysteresiswirkung beruhender Motor gebaut. Er besteht aus einer mit
Plankommutator und achsial angeordneten Bürsten versehenen Trommelarmatur, welche in
einem ringförmigen Magnetfeld ohne Polansätze drehbar gelagert ist. Durchfließt ein
Wechselstrom den Anker, so erzeugt er in der Richtung der Bürstenlinie ein Feld im
äußeren Eisenring, welches in dem Moment, wo der Strom seine Richtung ändert,
gleiche Polarität mit dem Ankerfeld besitzt, so daß auf diesen eine abstoßende Kraft
ausgeübt wird. Zur Verstärkung der Wirkung enthält der Ring in zwei achsialen Nuten
eine kurzgeschlossene Spule, deren Windungsebene senkrecht zur Bürstenrichtung
steht. Der Motor besitzt jedoch trotzdem nur eine geringe Leistungsfähigkeit.
Textabbildung Bd. 322, S. 691
Fig. 29.
Textabbildung Bd. 322, S. 691
Fig. 30.
In ähnlicher Weise wie Thomson (s. vorstehend) schaltet
O. T Blathy (109) bei
einem MotorZ. f. E. 1892, S.
365., der mit Ferrarisschem Drehfeld
arbeitet, in den einen Zweig einen Kondensator, in den anderen einen induktiven
Widerstand, wodurch die zeitliche Phasenverschiebung der beiden räumlich um 90°
gegeneinander verschobenen Wechselfelder so eingestellt werden kann, daß sie nahezu
90° beträgt.
Von der Maschinenfabrik Oerlikon, Schweiz (112, 114) wurde der mit Kunstphase anlaufende
Asynchronmotor erst dadurch praktisch brauchbar gemacht, daß die zwei Systeme der
Feldwicklung nicht wie bei Tesla auf körperliche Pole,
sondern gleichmäßig verteilt in Nuten des ringförmig ausgebildeten Feldeisens als
Spiralen gewickelt wurden, wie Fig. 30 zeigt.
Wicklung I besteht aus vielen, II aus wenigen Windungen. Da nun die Wicklung II ein stärkeres Feld als I erzeugen würde,
ist noch ein induktionsfreier Widerstand R (oder ein
Kondensator) eingeschaltet, durch den außerdem die Phasenverschiebung des Stromes im
Zweig II gegen die Klemmenspannung verkleinert oder
sogar negativ und damit die gegenseitige Verschiebung der beiden Felder vergrößert
wird. Auf diese Weise kann sich ein gleichförmiges Drehfeld ausbilden, welches auf
den mit Kurzschlußwindungen versehenen Rotor A ein
ziemlich starkes Drehmoment beim Anlauf ausübt. Beim Lauf wird die Wicklung II nach Abschalten von R
entweder in Reihe mit der Wicklung I geschaltet oder in
sich kurzgeschlossen oder abgeschaltet. In ähnlicher Weise wie die Maschinenfabrik Oerlikon hat auch C. E. L. Brown (119, 120)
einzelne KonstruktionenThe Electrician, 27.
Januar 1893, Bd. 30, S. 358.E. T. Z., 17. Februar 1893, S. 81.El. Rev., Bd. 34, S. 52. angegeben, die der Fig. 30 entsprechen. Zum Anlauf mit Kunstphase wird
dabei eine Hilfswicklung verwendet, deren Feld um 90° räumlich gegen das Hauptfeld
und zeitlich ebenfalls um einen gewissen Winkel in der Phase verschoben ist. Sie
besitzt nämlich als Trommelwicklung eine kleinere Induktanz wie die gleichmäßig
verteilte Ring-Hauptwicklung. Zur Verstärkung der Wirkung konnte noch ein
Kondensator irr die Hilfswicklung eingeschaltet werden.
Um einen Motor ohne besondere Hilfsmittel zum Anlauf zu bringen, werden von R. Lundell & Johnson (127) die einzelnen Pole des Feldes zweiteilig angeordnet und mit zwei
gegeneinander versetzten Wicklungen a und b versehen. Durch einen zwischengeschalteten
Transformator wird das Feld der Wicklung b gegen das
von Wicklung a erzeugte Hauptfeld verschoben, so daß
ein Drehfeld auftritt. Ist der Motor angelaufen, so wird durch Umlegen eines
Schalters die Wicklung b ausgeschaltet. Diese Anordnung
hat jedoch
dieselben Nachteile wie die Konstruktionen von Tesla.
Auf andere Weise gelangt die Maschinenfabrik Oerlikon,
Schweiz (122) nach einer von E.
Arnold (116, 151) angegebenen Konstruktion (Fig. 31) zu einem selbstanlaufenden MotorE T. Z. 1894, S. 435 und S. 528. El. Anz.
1894, S. 1017 und S, 1164. The Electrical World, 18. Mai 1895, Bd. 25, S.
593.. Erteilt man nämlich dem Anker A eines Asynchronmotors eine kleine Anfangsgeschwindigkeit, so kann er
dadurch unbelastet allmählich seine normale Umdrehungszahl erreichen. Die
Möglichkeit des selbsttätigen Anlaufs hängt also lediglich nur von einer relativen
Anfangsgeschwindigkeit zwischen Feld und Anker ab. Anstatt nun den beweglichen Teil
durch eine mechanische Antriebsvorrichtung in Umdrehung zu versetzen, ist es
bequemer, dem magnetischen Feld eine fortschreitende Bewegung zu erteilen. Zu dem
Zweck sind in gleichen Abständen von der nach Art eines Grammeringes ausgeführten
Feldwicklung F Abzweigungen (1 – 8) nach den
gleichartig nummerierten Lamellen eines Stromverteilers V geführt, über den je nach der Polzahl des Motors zwei Bürsten B oder ein Vielfaches davon mit Hilfe eines Armes H bewegt werden können. Dadurch ruft der den Bürsten
zugeleitete Wechselstrom in dem Ring ein Feld hervor, welches fortschreitende Pole
besitzt, so daß unter ihrem Einfluß der Anker A in
Rotation gerät. Da nun die Grenze der relativen Bewegung zwischen Anker und Feld
durch den synchronen Gang gegeben ist, so wird der Motor eine solche Umdrehungszahl
anzunehmen suchen, welche zusammen mit der regulierbaren Bürstenumdrehungszahl den
synchronen Lauf darstellt. Der Motor kann demnach bei verschiedenen Umdrehungszahlen
entsprechend der Bürstengeschwindigkeit eine gleich günstige Wirkungsweise zeigen,
wie in der Nähe des Synchronismus.
Textabbildung Bd. 322, S. 692
Fig. 31.
Textabbildung Bd. 322, S. 692
Fig. 32.
Ausgehend von der Erscheinung, daß die Sekundärwicklung eines Transformators ein dem
Primärfeld entgegenwirkendes erzeugt und dadurch auf dasselbe dämpfend zurückwirkt,
hat A. Kolbe (136) einen
Motor konstruiert, bei welchem entsprechend Fig. 32
der Wechselstrom dem Ringanker A durch Bürsten und
Kommutator zugeführt wird (vergl. auch Fig. 28).
Dieser erzeugt in dem Eisenring E ein Feld, dessen Pole
in der Bürstenachse liegen. Infolge der auf dem äußeren Ring angebrachten
kurzgeschlossenen Spulen S wird ein Sekundärfeld erzeugt, welches mit dem primären
ein resultierendes ergibt, dessen Pole von b nach a wandern, wodurch analog der Wirkung eines Drehfeldes
der kurzgeschlossene Anker A in Rotation versetzt wird.
Das Feld wirkt hier also im Gegensatz zu den Konstruktionen von Tesla und Ferraris auf den
primären Teil ein.
Später ist noch diese Schaltung dahin abgeändert (157),
daß 2p Verzögerungsspulen zwischen den Polen
gleichmäßig verteilt angeordnet werden, die einen in sich geschlossenen Stromkreis
bildeten. Durch Bürstenverstellung konnte Rechts- oder Linksdrehung, oder bei
Mittelstellung Stillstand herbeigeführt werden.
Um den Kommutator und die Bürsten bei der in Fig.
32 angegebenen Konstruktion zu vermeiden und einen höheren Wirkungsgrad zu
erzielen, ändert A. Kolbe (149,
149) die Anordnung etwas ab, ohne jedoch die Wirkungsweise des Motors
wesentlich zu verbessern.
Unter Benutzung des von Ferraris ausgesprochenen Satzes,
daß man ein Wechselfeld in zwei nach entgegengesetzten Richtungen umlaufende
DrehfelderE. T. Z., 14. Juni
1900, S. 484. zerlegen kann, ist von der Société Anonyme Pour la Transmission de la Force par L' Electricité, Paris
(142) ein Wechselstrommotor konstruiert, wie ihn Fig. 33 zeigt. In dem von der Wechselstromquelle
gespeisten Feldmagnetsystem F ist frei drehbar ein aus
Eisenblechen hergestellter Hohlzylinder D angeordnet,
dessen achsial hindurchgehende Verbindungsbolzen B aus
Bronze bestehen und in seitlichen, gut leitenden Ringen R endigen. Bewegt man durch irgend einen Mechanismus oder von Hand den
Zylinder D in einer Richtung, so wird das inverse
Drehfeld gegenüber D eine große Relativgeschwindigkeit
besitzen und in den Bolzen B und Ringen R Ströme induzieren, die auf das Drehfeld dämpfend
zurückwirken und es nahezu aufheben. Es bleibt dann nur das in der Richtung des
Dämpfers D umlaufende synchrone Drehfeld übrig, welches
auf den mit Zweiphasenwicklung und Schleifringen S
versehenen Anker A induzierend einwirkt. Durch
Einschalten der Widerstände R1 und R2 in
den Rotorstromkreis entstehen Ströme und dadurch ein Drehmoment, durch welches der
Anker in Rotation versetzt wird. Unter dem Einfluß der in den Dämpferbolzen B induzierten Ströme läuft der Ring D ohne äußeren Antrieb mit geringem Energieverbrauch
von selbst weiter.
Textabbildung Bd. 322, S. 692
Fig. 33.
Auf demselben Prinzip, wie es von Kolbe in Fig. 32 angegeben ist, beruht ein von der E. A. vorm. Schuckert & Co., Nürnberg, (148) angegebener Motor.
Erwähnt sei noch ein ebenfalls auf dem Prinzip der magnetischen Schirmwirkung
beruhender MotorE. T. Z., 13. Juni
1895, S. 368. von G. Benischke (150).
In ähnlicher Weise wie Tesla benutzt C. S. Bradley (153) mit
einigen Abänderungen einen induktiven Widerstand und einen Kondensator zur Zerlegung
des Stromes in zwei phasenverschobene Komponenten.
Textabbildung Bd. 322, S. 692
Fig. 34.
Textabbildung Bd. 322, S. 692
Fig. 35.
Durch Verbreiterung der Bürsten an einem Motor mit Kommutator und Weglassen der
Erregerwicklung erzielt R. Lundell (156) nach Fig. 34 ein
Drehmoment, indem immer diejenigen Pole des Ankers A,
welche vor den feststehenden unbewickelten Polansätzen F vorbeigehen, unerregt bleiben. Auf diese Weise entsteht eine ungleichmäßige
Feldverteilung im Anker, welche in F Pole
entgegengesetzter Polarität erzeugt, so daß eine Drehung in der Pfeilrichtung
auftritt.
Auf andere Weise erhält F. A. Haselwander (161) ein Anlaufmoment, indem er die Impedanz eines aus
einzelnen Windungen bestehenden Kurzschlußankers an diametralen Punkten (bezogen auf
zwei Pole) schräg zur Achse des Hauptfeldes durch in die Nähe gebrachte
Eisensegmente vergrößert. Die Folge davon ist, daß der Kraftfluß im Anker
unsymmetrisch zum Hauptfeld verläuft und hierdurch ein Drehmoment im Sinne der
Verschiebung der Eisensegmente gegen die Polachse auftritt.
A. Heyland (162) modifiziert
die Konstruktionen von Tesla bezw. der Maschinenfabrik Oerlikon in der Weise, daß er nach Fig. 35 das Feld mit größerer Phasenverschiebung der
Spule I stärker macht, als das mit geringerer der
Wicklung II. Zu dem Zweck ordnet erE. T. Z., 26. August 1897, S. 523.
die aus wenigen Windungen bestehende Spule I in einer
großen geschlossenen Nut an, während die Wicklung II
gleichmäßig über den inneren Umfang des Feldes F
verteilt und möglichst nahe der Oberfläche des Ankers A
gerückt wird.
Zum Anlassen eines Asynchronmotors vereinigt die Société
Anonyme pour la Transmission de la Force par L' Electricité (163) die Wicklung desselben mit dem Anker eines nach Fig. 33 konstruierten und im Feld mit Gleichstrom
gespeisten Synchronmotors. Die Anordnung ist jedoch zu kompliziert, um eine
praktische Bedeutung erlangen zu können.
C. P. Steinmetz (164)
benutzte einen normalen Zwei- oder DreiphasenmotorTransactions of the American Institute of
Electrical Engineers, New York, 23. Februar 1898, Bd: 15, S. 63.
und speiste die Wicklungen mit phasenverschobenen Strömen, die er einem
Einphasen-Wechselstromnetz unter Zwischenschaltung von Induktionsspulen und
Kondensatoren entnahm. (Monocyclisches System.) Auf
diese Weise konnte dieselbe Type für verschiedene Stromarten Verwendung finden.
Textabbildung Bd. 322, S. 693
Fig. 36.
J = Stromstärke (Amp.); s =
Schlüpfung (v. H); η = Wirkungsgrad (v, H.); cos φ = Leistungsfaktor (v. H.); N
= abgegebene Leistung (PS).
Hauptsächlich wurden jedoch Dreiphasenmotoren mit einem Käfiganker von hohem
Widerstände benutzt. Das Anlassen geschieht dabei nach einer in den Fig. 41 u. 42
dargestellten Methoden. Das Anlaufmoment beträgt dann ungefähr 150 v. H. des
Drehmoments beim Lauf, der Anlaufsstrom ist doppelt so groß, wie bei Vollast. Die
normalen Typen werden für 110 und 220 Volt Klemmenspannung und 40 – 60 Perioden bis
zu 15 PS Leistung gebaut. Fig. 36 zeigt die
BetriebskurvenGeneral El. Co. Schenectady, Bulletin No. 4455,
August 1906. eines vierpoligen Motors neuerer Bauart (Type I S,
Form K G) von 3 PS Leistung, 220 Volt, 60 Perioden, der General Electric Co., Schenectady, N. Y.
Um einen leichteren Anlauf zu ermöglichen, ordnet A.
Soames (156) zwei Wicklungen auf dem primären
Teil des Motors anEngineering, Bd. 66,
S. 63.. Beide bestehen aus je einer dick- und dünndrähtigen
Wicklung, sind jedoch so ausgeführt, daß die eine doppelt so viel Pole als die
andere erzeugt. Der Motor, dessen Anker eine oder zwei geschlossene Wicklungen
enthält und zur Regulierung der Umdrehungszahl mit Anlaßwiderständen verbunden
werden kann, wird durch die Wicklung mit höherer Polzahl zum Anlauf gebracht, welche
dann bei normalem Lauf durch die Wicklung mit niedriger Polzahl ersetzt wird.
In ähnlicher Weise wie Steinmetz hat die Firma The Langdon-Davies Motor Company Ltd., Clerkenwell
(London) (169) eine KonstruktionThe Electrician, 19. Juni 1896, Bd. 37, S.
247. angegeben, bei welcher eine Hauptwicklung und eine gegen sie
um eine halbe Polteilung verschobene, dünndrähtige Hilfswicklung im Stator
angeordnet waren. Fig. 37 zeigt die Form eines
Statorbleches nebst den beiden Wicklungen I für die
Hauptphase und II für die Hilfsphase.
Textabbildung Bd. 322, S. 693
Fig. 37.
Textabbildung Bd. 322, S. 693
Fig. 38.
Während Heyland (s. Fig.
35) eine Hilfswicklung im Nebenschluß zur Hauptwicklung des Feldes
anordnet, schaltet L. B. Atkinson (175) beide hintereinander. Damit nun der Kurzschlußanker
von selbst zum Anlauf kommt, ist das Statoreisen in der Richtung des Hilfsfeldes
stark ausgeschnitten, wodurch die Selbstinduktionswirkung in dieser Richtung anders
ist als in der dazu senkrechten. Oder die Hilfswicklung ist in bedeutend größeren
Nuten verlegt als diejenigen, welche die Hauptwicklung enthalten. Praktische
Vorteile hat diese Konstruktion nicht gezeigt, so daß sie keine Bedeutung erlangt
hat.
Im allgemeinen besaß der nach den beschriebenen Grundsätzen konstruierte
Asynchronmotor im primären Teil zwischen Strom und Spannung eine gewisse
Phasenverschiebung wegen des für das Feld erforderlichen Magnetisierungsstromes.
Besonders bei Motoren mit Kunstphase und körperlichen Polen war dann der
Leistungsfaktor verhältnismäßig niedrig.
Diesen Uebelstand beseitigt C. P. Steinmetz (179, 180) bei seinem KondensatormotorTransactions of the American Institute of
Electrical Engineers, New York, 24, Januar 1900, Bd, 17, S. 25.
durch folgende Verbesserungen.
Die Hauptwicklung I (Fig.
38) ist eine in Dreieck geschaltete Dreiphasenwicklung, deren Punkte A und B an das Netz
angeschlossen sind. Ueber einer der beiden hintereinander geschalteten Phasen 1 oder 2 ist eine
Sekundärwicklung II angebracht. Da sie aber durch einen
Kondensator C geschlossen ist, entstehen in ihr Ströme,
welche gegenüber der induzierten Spannung um einen gewissen Winkel voreilen. Dadurch
entsteht einerseits ein gegen das Hauptfeld phasenverschobenes Hilfsfeld, so daß die
Resultierende beider ein Drehfeld ergibt, andererseits kann man sich den
nacheilenden primären Magnetisierungsstrom durch einen entsprechend dem
Uebersetzungsverhältnis von der Hauptwicklung aufgenommenen voreilenden Kondensatorstrom
kompensiert denken, so daß der Leistungsfaktor dadurch verbessert und sogar gleich
der Einheit gemacht werden kann. Die Wicklung R
ermöglicht es außerdem, durch Anwendung einer großen Windungszahl infolge der hohen
Spannung einen kleinen Kondensator benutzen zu können. Dieser Motor besitzt speziell
für stationäre Betriebe große Vorzüge, da man ihn für normale Belastung mit einem
Leistungsfaktor nahe der Einheit arbeiten lassen kann. Um bei der hierfür
verwendeten Größe des Kondensators das geringe Anlaufsmoment zu vergrößern sind beim
Anlassen mitrotierende Widerstände in den dreiphasig gewickelten Rotorkreis
geschaltet, die ungefähr bei halber Synchrongeschwindigkeit durch einen
Zentrifugalapparat kurzgeschlossen werden. Das Drehmoment ist beim Anlauf nur 30 v.
H. des normalen, der Anlaufstrom ist gleich dem doppelten Betriebsstrom. Die Motoren
sind deswegen mit einer Leerscheibe versehen, welche bei nahezu synchroner
Umdrehungszahl durch eine Zentrifugalkupplung mit der Welle verbunden wird.
Textabbildung Bd. 322, S. 694
Fig. 39.
J = Stromstärke (Amp.); s =
Schlüpfung (v. H.); η = Wirkungsgrad (v. H.); cos φ = Leistungsfaktor (v. H); N
= abgegebene Leistung (PS).
Fig. 39 zeigt die
BetriebskurvenE. T. Z., 20.
Oktober 1094, S. 900. General E. Co.,
Schenectady, N. Y., Bulletin No. 4353, Mai 1905. eines
von der General Electric Co. Schenectady, N. Y.
gebauten vierpoligen (Form L) Motors für eine Leistung
von 10 PS bei 220 Volt Spannung und 60 Perioden, aus denen besonders die gute
Phasenkompensierung ersichtlich ist, weswegen daß der Motor vielfach Verwendung
findet.
Zur Erreichung eines starken Drehmoments aus der Ruhelage heraus werden nach Fig. 40 von F. A.
Haselwander (181) auf dem Schlußanker eines
AsynchronmotorsZ. f. E. 1901, S.
169. die induzierten (i) und
motorisch (m) wirksamen Leiter nicht direkt
untereinander parallel, sondern unter Zwischenschaltung von mitrotierenden
Drosselspulen D miteinander verbunden. Durch die
Wirkung eines festen Eisenkerns I zur Vergrößerung der
Impedanz der davorliegenden Spulen D1 gegenüber den anderen Spulen D2 wird der Strom der
Spule i1 so beeinflußt,
daß er hauptsächlich durch m1 fließt, während i2 einen Strom durch m2 schickt. Die in m1 und m2 vorhandenen Ströme ergeben nun mit dem Hauptfeld
F zusammen ein Drehmoment, wodurch der Motor aus
der Ruhelage anläuft. In ähnlicher Weise kann auch mit verschiedenen Modifikationen
die Schaltung bei einem Trommelanker ausgeführt werden.
Textabbildung Bd. 322, S. 694
Fig. 40.
Textabbildung Bd. 322, S. 694
Fig. 41.
Zur Verbesserung des Leistungsfaktors eines mit Kunstphase anlaufenden Motors
schaltet C. S. Bradley (182)
in den als Ringwicklung ausgebildeten und mit drei Schleifringen versehenen Rotor
Kondensatoren ein, deren Kapazität entsprechend der Geschwindigkeit regulierbar ist.
Die Anordnung besitzt jedoch mit Rücksicht auf den Preis und die Bauart der
Kondensatoren keine praktische Bedeutung.
(Fortsetzung folgt.)