Titel: | Zeitschriftenschau. |
Autor: | Ky. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 701 |
Download: | XML |
Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Apparate.
Wechselstrom-Meßinstrumente. (Mac Gahan & Young.)
Die für Elektrizitätszähler bekannte Induktionsbauart, bei der in einer
Metallscheibe durch einen Teil des Feldes Wirbelströme induziert und durch den
phasenverschobenen anderen Teil des Feldes mit diesen Wirbelströmen ein Drehmoment
erzeugt wird, ist zur Herstellung von Ampere-, Volt- und Wattmeter verwendet worden.
Eine Abänderung ist insofern getroffen, als das Magnetgestell hufeisenförmig nach
Art der alten Edison-Maschinen gebaut, jedoch in der
Mitte der Polschuhe mit einer in einer Aussparung sitzenden Wicklung versehen ist;
ferner hat der Anker zylindrische Form. Das auf den letzteren ausgeübte Drehmoment
wird durch eine Spiralfeder aufgenommen, so daß ein an der Trommelachse befestigter
Zeiger auf einer Teilung den Strom-, Spannungs- oder Leistungsbetrag angeben
kann.
Bei dem Amperemeter durchfließt der zu messende Strom eine auf den
Magnetschenkeln sitzende Primärwicklung, während eine darunter angebrachte
Sekundärwicklung in Reihe mit den Spulen auf den Polschuhen geschaltet ist. Die
Primärwicklung besteht aus zwei Teilen, die je nach der Größe des zu messenden
Stromes hintereinander oder parallel geschaltet werden. Der zylindrische Anker ist
aus Aluminiumblech hergestellt und ruht mit den hochglanz polierten Lagerflächen
seiner Stahlachse in Edelsteinlagern. Die Meßwerte sind von der Wechselzahl
unabhängig.
Zur Spannungsmessung ist die Anordnung die gleiche; nur die
Primärwicklung besteht aus einer sehr großen Anzahl Windungen dünnen Drahtes und
erhält einen Vorschaltwiderstand mit mehreren Anschlußpunkten, die bei verschiedenen
Wechselzahlen benutzt werden.
Bei dem Wattmeter ist die Spannungsspule in zwei Teilen auf den
beiden Schenkeln und die Stromspule zweiteilig in den Polschuhaussparungen
angebracht. Den Anker, der hier aus einer besonderen Legierung mit niedrigem
Temperaturkoeffizienten hergestellt ist, umgibt eine Hilfsspule, durch die der
gesamte magnetische Kraftfluß der Spannungsspule hindurchgeht. Die Enden dieser
Hilfsspule sind über einen Neusilberwiderstand kurzgeschlossen. Bei richtiger Wahl
des letzteren wirkt diese Spule so auf das Spannungsfeld ein, daß in bezug auf das
Stromfeld eine Phasenverschiebung von genau 90° hergestellt wird.
Zwei- und Dreiphasenströme werden mit einem Doppelinstrument
gemessen, bei dem beide Anker auf derselben Achse befestigt sind.
Die Angaben der Instrumente werden praktisch durch in ihrer Nähe
befindliche Magnetfelder nicht beeinflußt. Ferner ist infolge der Wirbelströme in
den Ankern die Zeigerstellung nahezu aperiodisch. Die Skalenteilung ist bei den
Amperemetern und Voltmetern ungleichförmig und entspricht den quadratischen Werten
des Stromes oder der Spannung; beim Wattmeter ist sie gleichförmig. Um den
Meßbereich der Instrumente zu vergrößern, wird ein Transformator mit mehreren
Wicklungen beigegeben. (Electrical World 1907, Bd. II, S. 138 bis 141.)
Pr.
Eisenbahnwesen.
Vorteile der gekrümmten
Weichenstraßen.(Lambert.) Die Verbindung einer Gruppe paralleler
Gleise geschieht durch Weichenstraßen. Ziegler hat nun
in seiner Schrift „Systematische Anleitung zur einheitlichen Ausgestaltung von
Weichenstraßen“ an Stelle der jetzt allgemein angewendeten geraden
Weichenstraßen „gekrümmte“ eingeführt, um dadurch die Länge der Gleisgruppen
zu verkürzen. Die Frage wird an einer Reihe von Beispielen behandelt, denen die in
Rußland übliche Weiche 1 : 11 mit krummer Zunge zugrunde gelegt ist; der Winkel
dieser Weiche ist a = 5° 11' 40'', (Neigungswinkel des
Herzstückes), die ganze Länge L der Weiche zwischen
Zungenanfang und Herzstückende = 28,16 m. Es wird eine Gruppe von 11 Gleisen
betrachtet. Bei Anwendung der geraden Weichenstraße sind zwei Hauptanordnungen
möglich: 1. alle Gleise der Gruppe sollen dieselbe Nutzlänge haben, dann befindet
sich an dem einen Ende eine Weichenstraße, an dem anderen schließen sämtliche Gleise
an das der Hauptrichtung an; 2. nur zwei Gleise erhalten die Mindestlänge, alle
anderen werden länger, dann werden zwei schräge Weichenstraßen angeordnet. Beide
Hauptanordnungen lassen sich mit „gewöhnlichen“ und „verkürzten“
Weichenstraßen ausbilden. Mit diesen vier Hauptgruppen werden die entsprechenden
nach Zieglerschem System mit gekrümmten Weichenstraßen
ausgeführten Gruppen unter gleichen Grundbedingungen verglichen. Eine gekrümmte
Weichenstraße erhält man, wenn man die parallelen Gleise einer Gleisgruppe in
parallele Kurven auslaufen läßt, und an diese Kurven Tangenten zieht, von denen jede
folgende die vorhergehende unter dem Weichenwinkel a
schneidet, die Schnittpunkte sollen in gleicher Entfernung voneinander liegen, der
aus den Tangentenabschnitten gebildete gebrochene Linienzug ist die gekrümmte
Weichenstraße. Die Gleisgruppen mit gekrümmten Weichenstraßen werden mit den bisher
gebräuchlichen mit geraden Weichenstraßen nach folgenden Gesichtspunkten
verglichen:
1. Welche Anlage ist am sparsamsten bezüglich des Aufwandes an
Gleisteilen?
2. Welche Anlage ergibt die kürzeste Längenausdehnung der
Gleisgruppe?
3. Welche Grundfläche erfordern die verschiedenen
Gruppenarten?
4. Widerstandsarbeit (Verlust) beim Befahren der ganzen Gruppe
von einer Endweiche zur anderen!
5. Länge der Gefahrzone (Abstand der äußersten Weichen der
Weichenstraße).
6. Zahl der gegen die Spitze befahrenen Weichen (Anzahl der
Gefahrpunkte).
Die Betrachtung der einzelnen Punkte an Hand zahlenmäßiger Belege
bei Durchführung eines bestimmten Beispieles ergibt im Ganzen zwar geringere
Anlagekosten (Punkt 1 und 3) für Gruppen mit geraden Weichenstraßen, jedoch eine
wesentliche Verkürzung der Anlage bei Anwendung der gekrümmten Weichenstraße, die
bis 38 v. H. beträgt, sowie eine Verkürzung der Gefahrzone und Minderung der Zahl
der Gefahrpunkte, es wird somit die Gruppe mit gekrümmten Weichenstraßen zu
bevorzugen, und die mit geraden Weichenstraßen für die Zukunft zu verlassen sein.
(Organ f. d. Fortschritte des Eisenbahnwesens 1907, Bd. 44, S. 95–101.)
S.
Einfache
Eisenbahnwagen-Entstäubungsanlage. (Staby.)
Die Einrichtung zur Sauglufterzeugung ist an einer alten Lokomotive mit Tender
angebaut, die in Ludwigshafen für Anheiz- und Verschiebedienst verwendet wird. Ein
Dampfstrahlluftsauger, Körting No. 3 ist an der
Außenwand des Führerstandes wagerecht befestigt, die Saugleitung führt nach dem
oberen Teil einer vom Tenderwasserkasten abgetrennten Saugluftkammer. Diese Kammer
ist durch zwei fast bis zum Boden herabreichende Querwände in drei Abteilungen
geschieden, die Scheidewände haben in ihrem unteren Teil mehrere Reihen kleiner
Löcher. Durch einen Umlaufhahn wird Wasser bis zu einer bestimmten, an einem
Wasserstandglase erkennbaren Höhe aus dem Tender in die Saugkammer eingelassen. Aus
der mittleren Abteilung saugt der Dampfstrahlsauger Luft ab; in dieser Abteilung
steigt infolgedessen der Wasserspiegel, in den beiden Seitenabteilungen sinkt er,
dort bildet sich ein gewisses Vakuum. In den Außenwänden der Seitenabteilungen
sitzen nun Hähne mit Anschlußstutzen für die Saugschläuche, die mit entsprechend
geformten Mundstücken versehen sind. Die aus den Polstern abgesaugte mit
Staubteilchen erfüllte Luft wird in die Vakuumabteilungen eingesaugt, die gröbsten
Staubteilchen fallen zu Boden, um später durch Ablaßhähne ausgeschwemmt zu werden,
die feineren setzen sich im Wasser ab, die abgesaugte Luft wird von dem
Dampfstrahlsauger in die Rauchkammer geblasen. Bei Entstäubungsarbeit mit drei
Schläuchen zugleich beträgt der Kohlenverbrauch etwa 50 kg/Std.; die Kosten der Einrichtung haben
etwa 800 M. betragen, die Reinigung der Polsterabteile geschieht etwa wöchentlich
einmal. (Organ f. d. Fortschritte des Eisenbahnwesens 1907, 44. Band, S. 89–90.)
S.
Bremsklotzaufhängung. (Olds.) Bei der bisherigen Aufhängung der Bremsklötze
können nach Abnutzung der Bolzen und deren Führungslöcher die Teile sich
gegeneinander bewegen und dann beim Fahren ein unangenehmes Geräusch verursachen.
Zur Abhilfe hat die St. Louis Car Company bei den neuen
Stahlwagen der Millwaukee Electric Railway and Light
Company mit einem Längsschlitz versehene Aufhängelaschen für die
Bremsklötze und Bolzen mit konischem Kopf und konischer Mutter verwendet. Letztere
beiden legen sich gegen die entsprechend ausgebildeten Lagerflächen in der
Aufhängegabel und dem Bremsklotz, während die zylindrischen Teile der Bolzen in der
Aufhängelasche durch Paßstücke an den Enden und ein langes Zwischenstück, sowie eine
von oben wirkende Druckschraube festgehalten werden. Da eine Abnutzung nur an den
konischen Flächen stattfindet, so kann durch einfaches Anziehen der Mutter das feste
Aneinanderliegen der Lagerflächen immer wieder hergestellt werden. (Street Railway
Journal 1907, Bd. II, S. 72.)
Pr.
Die Bestrebungen zur Ausbildung der
Einphasensystemefür den schweren Bahnbetrieb (A.
Heyland) sind in erster Linie auf ökonomische Beweggründe zurückzuführen;
die Ergebnisse dieser Bestrebungen, welche zum Reihenschlußmotor und zum
kompensierten Repulsionsmotor geführt haben, sind nur eine Stufe in der noch zu
erwartenden Entwicklung des Einphasen-Bahnsystemes. Die Resultate, welche bisher
über die beiden Typen der Wechselstrom-Kommutatormotoren vorliegen, dürften, vom
rein praktischen Gesichtspunkte aus beurteilt, die gleichen geblieben sein. Der
schwache Rücklauf aller Wechselstrom-Kommutatorenmotoren liegt in den
Anlaufsbedingungen, in der Kommutierung beim Anlauf. Letztere führt zu hoher
Lamellenzahl, zu schmalen Bürsten, niedrigen Betriebsspannungen und großen
Abmessungen der Wechselstrom-Kommutatoren. Bei größeren Leistungen müssen die
Fahrschalter für sehr große Stromstärken dimensioniert sein. Die aktive Größe eines
Wechselstrommotors ist um rund 50 v. H. größer als die eines Gleichstrommotors
gleicher Leistung. Die Periodenzahl des Stromes kann beim kompensierten
Repulsionsmotor relativ höher gewählt werden als beim Reihenschlußmotor
(Folgeerscheinung: Leichtere Transformatoren). Die Eisenverluste beim kompensierten
Repulsionsmotor sind die eines Einphasen-Induktionsmotors, beim Reihenschlußmotor
die eines Gleichstrommotors der 1,4fachen Leistung vermehrt um die durch die
Polwechsel hervorgerufenen Verluste. Im Vollbetriebe werden die Gesamtverluste bei
gleichen Motorarten ungefähr dieselben, der Betrieb bei voller Tourenzahl bei beiden
Motorarten gleich gut. (Elektrotechn. Zeitschrift 1907, S. 891 bis 896.)
Hg.
Eisenbeton.
Druckfestigkeit des umschnürten
Betons. (Saliger.) Auf Grund seiner Versuche
und theoretischen Erwägungen hat Considère das Gesetz
aufgestellt, daß die Bruchbelastung der umschnürten Betonzylinder durch die
Umschnürung mit Drahtspiralen um das 2,4 fache Produkt aus dem Querschnitt fe' gedachter Längsstangen, deren Gewicht gleich
demjenigen der Spiralen ist, und der Streckgrenze σu des Eisens erhöht wird (s. Wayß und Freytag, II.
Auflage, S. 68.)
Ist l die Ganghöhe der Spirale, fu ihr Querschnitt und d
der Kerndurchmesser des umschnürten Betonzylinders, so ist angenähert:
f\,e'=f\,u\cdot \frac{\pi\,d}{l}
und das Verhältnis μu von fe' zum
Querschnitt des Betonkernes:
\mu_u=\frac{fu\cdot \frac{\pi\,d}{l}}{\frac{\pi\,d^2}{4}}=\frac{4\,f\cdot u}{d\cdot l}.
Dann ist also
ku= k + 2,4 . μu . σu,
wenn ku die Bruchfestigkeit des umschnürten und k
diejenige des nicht umschnürten Betonzylinders bedeutet.
Saliger leitet dieselbe Formel auf
zwei Wegen ab, will jedoch den Faktor 2,4 durch 2 ersetzt wissen.
Einmal wird die Umschnürung als ein Metallmantel aufgefaßt, der die
Formänderungen, welche die gleichzeitig mit den Längsdruckspannungen auftretenden
Querspannungen hervorgerufen, zu vermindern sucht und daher auf Zug beansprucht
wird.
Das zweite Verfahren geht von der Bildung schiefer Gleitflächen
aus, an welchen die Zerstörung der gedrückten Prismen erfolgt. Der Achsialdruck und
die an der Gleitfläche auftretenden Kräfte: Normaldruck, Seherwiderstand und
Reibung, sind im Gleichgewicht mit einer von der Umschnürung hervorgerufenen
Horizontalkraft, deren Auftreten in der Umschnürung Zugspannungen hervorruft. Ist
a der Reibungswinkel des Betons und σs seine
Schubfestigkeit, so ist die durch die Umschnürung hervorgerufene Steigerung der
Bruchfestigkeit
\mbox{tg}^2\,\left(45+\frac{\alpha}{2}\right)\,\frac{\mu_u}{2}\cdot \sigma_u
und die Bruchfestigkeit des umschnürten Betonzylinders
überhaupt:
k_u=2\,tg\,\left(45+\frac{\alpha}{2}\right)\cdot \sigma_s+\mbox{tg}^2\,\left(45+\frac{\alpha}{2}\right)\cdot \frac{\mu_u}{2}\cdot
\sigma_u.
Der erste Summand entspricht der Bruchfestigkeit des Betonzylinders
ohne Umschnürung.
Ist a = 37°, so ist:
ku
= ≅ 4 σs + 2μu . σu.
Der Considèreschen Zahl 2,4 entspricht
ein Reibungswinkel von α = 41°. (Mitteil, über Zement,
Beton u. Eisenbetonbau d. Deutschen Bauztg., S. 63–64.)
Dr.-Ing. P. Weiske.
Materialprüfungsmaschinen.
Wagerechte Anker- und
Kettenprüfmaschinefür 350t Höchstbelastung. (Wicksteed.) Die in der Prüfungsanstalt des englischen Lloyds zu Cardiff
aufgestellte Maschine ist zur Vornahme von Zerreißversuchen an den stärksten Ankern
und Ketten der englischen Kriegs- und Handelsmarine bestimmt. Die Krafterzeugung
erfolgt durch Druckwasser und die Kraftmessung durch eine Hebelwage. Bei der
Konstruktion hat man in erster Linie getrachtet die Gewichtshebel von der beim
Reißen des Probestückes unvermeidlichen Erschütterung zu befreien, und hat dies
dadurch zu erreichen gesucht, daß die Tragsäule des Wagebalkens mit dem schweren
Maschinengestell fest verbunden wurde. Die Maschine, die Anker von 5,1 m Schaftlänge
und 2,25 m Breite aufnehmen kann, ist nur mit einem zentral im Maschinenbett
angeordneten wagerechten Druckwasserzylinder von 1,5 m Hublänge versehen, der sich
mit einer 1,8 m langen Schneide gegen den durch Zugstangen mit dem einen Spannbalken
verbundenen Kreuzkopf stützt, wobei die vom Board of
Trade festgesetzte Grenze von 2 t Belastung auf 1 cm Schneidenlänge
eingehalten wird. Das mit dem Druckwasserkolben verbundene Querhaupt verschiebt
einen wagerechten Rahmen, in dem der zweite Spannbacken gelagert ist. Eigenartig
ist ferner, daß bei dieser Maschine ein zweiarmiger Laufgewichtshebel verwendet
wird, der an dem einen Ende auch durch mechanisch aufzulegende Gewichtsscheiben
belastet werden kann. Das ½ t schwere Laufgewicht wird durch eine Schraubenspindel
verschoben und in der Nullstellung durch ein ebenso großes Gewicht auf der anderen
Seite des Hebels ausgeglichen. Durch diese Anordnung wird ermöglicht, ein leichtes
Laufgewicht zu verwenden und trotzdem verhältnismäßig große Genauigkeit, selbst bei
kleineren Belastungen zu erzielen. (Proceedings of the Institution of Mechanical
Engineers, Teil 3–4, 1907, S. 543–564.)
H.
Elektrisch gesteuerte Hebelprüfmaschine
von Wicksteed. (Larard.) Die von Buckton & Co. in
Leeds, England, für das Northampton Polytechnic Institute in London erbaute
Prüfmaschine für die Durchführung von Zug-, Druck-, Dreh-, Biege- und Scherversuchen
ist mit einem senkrechten Druckwasserzylinder von 432 mm Durchm. versehen, dessen
Kolben auf 419 mm abgesetzt ist, derart, daß man entweder den Druck des Wassers auf
der vollen Kolbenfläche zur Wirkung bringen kann, um den Probestab bis zu 68000 kg
zu belasten, oder nach dem Oeffnen des Auslaßventils den Kolben durch Einlassen von
Druckwasser in den schmalen Ringraum in seine Anfangslage zurückbringen kann. Das
Bemerkenswerteste an dieser Maschine ist die elektrische Ausrüstung zum Verschieben
des Laufgewichtes. Auf dem oberen wagerechten Wagebalken, dessen äußerste
Hebellängen 1016 und 2032 mm betragen und an welchem die von dem Druckwasserzylinder
ausgeübte, auszugleichende Kraft mit etwa 100 mm Abstand vom Drehpunkt angreift,
sind außer einem in verschiedenen Entfernungen anzuhängenden festen Gewicht von 550
kg ein Laufgewicht von 453 kg und zwei damit durch Schrauben kuppelbare Scheiben von
je 226,5 kg verschiebbar, die in bekannter Weise mittels einer durchlaufenden
Schraubenspindel von Hand oder nach Ausschalten des Handantriebes durch einen
einpferdigen Nebenschlußelektromotor angetrieben werden. Dieser Motor, der durch
Aenderung der Nebenschlußerregung mit 12 verschiedenen Geschwindigkeiten zwischen
1200 und 600 Umdrehungen d. Minute betrieben werden kann, ermöglicht im Verein mit
einer Veränderlichkeit des Rädergetriebes von 2 : 1 die Geschwindigkeit der Be- oder
Entlastung im Verhältnis von 4 : 1 zu verändern und insbesondere beim Entlasten
Geschwindigkeiten zu erzielen, wie sie bei Handantrieb nicht erreichbar wären. Der
Elektromotor läuft während des Versuches ohne Unterbrechung, seine Bewegung wird auf
das Laufgewicht unter Vermittlung einer in das Rädergetriebe eingeschalteten
magnetischen Kupplung übertragen, die in dem Augenblicke, wo der Wagebalken eine
seiner Hubgrenzen erreicht, durch Kurzschließen der Stromzuführungen gelöst wird.
Gleichzeitig tritt eine ebenfalls elektrisch betätigte Bremse in Wirkung, die das
Laufgewicht an seiner Stelle augenblicklich festhält. (The Engineer 1907, S.
121–123.)
H.
Schiffbau.
Schiffsabmessungen. Tab. 1 gibt die
Hauptabmessungen der 20 größten Schiffe, die sich Anfang 1908 (die Minnesota
ausgenommen, die im pacifischen Dienst gebraucht wird) zur Vermittelung des Verkehrs
zwischen New York und den europäischen Häfen im Betrieb befinden werden. Außerdem
haben Harland & Wolff für die Hamburg–Amerika-Linie
noch drei Schiffe (George Washington, President Lincoln und President Grant von je
30000, 18100 und 18100 t) in Bestellung, während sich für den Norddeutschen Lloyd zwei Schiffe von 27000 und etwa
18000 t beim Bremer Vulkan und auf der Weserwerft im Bau befinden. Auch für fast alle
anderen Weltlinien, sowohl im Fracht- wie im hauptsächlichen Personenverkehr hat
sich das Tonnenmaß der einzelnen Schiffe in den letzten zehn Jahren etwa
verdoppelt.
Ueber den Einfluß der Geschwindigkeit auf die erforderliche
Maschinenleistung gibt Tab. 2 eine Uebersicht. Die angegebenen Geschwindigkeiten
sind nicht etwa die auf Probefahrten ermittelten, sondern die mittleren Zahlen im
regelmäßigen Dienst. Von den in den beiden Zusammenstellungen erwähnten Schiffen
haben allein die Carmania, die Lusitania und die Mauretania Turbinen. (De Ingenieur
1907, S. 618–623.)
Ky.
Tab. 1.
Name des Schiffes
LadegewichtBruttoReg. t
LängeinFuß engl.
BreiteinFuß engl.
RaumtiefeinFuß engl.
Tiefgang inm
Eigentümer
1. Lusitania 2. Mauretania
33200
785
87'8''
60'6''
11,1
Cunard
3. Adriatic
25000
726
75'
50'
11
White Star
4. Kais. Augusta Victoria
24580
677
77'3''
50'2''
10
Hamburg–Amerika
5. Rotterdam
24000
670
77'1''
48'
10,6
Holland–Amerika
6. Baltic
23876
709
75'6''
49'
11
White Star
7. Amerika
22225
669
74'3''
47'8''
10
Hamburg–Amerika
8. Celtic 9. Cedric
2090421035
704
75'3''
44'1''
10,6
White Star
10. Minnesota
20718
680
73'5''
45'
10,2
Great Northerm Ry. (N. York)
11. Caronia12. Carmania
1959419524
672
72'2''
40'2''
10
Cunard
13. Kais. Wilhelm II14. Kronprinzessin Cecilie
19361
706
72'3''
44'2''
9,15
Norddeutscher Lloyd
15. Oceanic
17274
705
68'4''
44'5''
9,75
White Star
16. Nieuw-Amsterdam
17000
615
68'9''
43'5''
10,4
Holland–Amerika
17. Deutschland
16502
661
67'3''
40'3''
8,8
Hamburg–Amerika
18. Arabic
15800
600
65'5''
47'6''
10
White Star
19. Republic
15378
570
67'8''
47'6''
10
White Star
20. La Provence
14744
645
65'
42'3''
9
Cie. Gén. Transatlantique, Hâvre
Tab. 2.
Name des Schiffes
LadegewichtBruttot
Wasser-verdrängungt
Maschinen-leistungPSi
Geschw.in Knoteni. d. Std.
Kohlen-verbrauchf. d. Tag in t
Eigentümer
Etruria-Umbria
8120
11381
14500
19
330
Cunard
Carmania
19524
30918
22000
18
320
„
Majestic-Teutonic
9960
13500
18000
19
316
White Star
Oceanic
17274
28500
29000
20
400
„
Campania, Lucania
12950
19450
30000
22
485
Cunard
Kaiser Wilhelm der Große
14349
20880
28000
22,5
500
Norddeutscher Lloyd
La Provence
14744
?
30000
23
?
Cie. Gén. Transatlantique
Kaiser Wilhelm II
19361
26500
44000
23,5
650 à 700
Norddeutscher Lloyd
Mauretania, Lusitania
3320
40000
65000 b. 70000
24,5 (?)
1000
Cunard
Turbinen.
Zweistufige Verbund-Turbine von 2000 PS
Leistung. Die nach gemeinschaftlichen Angaben des Direktors Lauhoffer und des Prof. Pfarr im Elektrizitätswerk zu Wiesberg, Tirol, von der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. Kolben & Co. in Prag aufgestellte Turbine besteht im
wesentlichen aus zwei gleichen Spiral-Francis-Turbinen.
Aus der Hauptrohrleitung tritt das Wasser, nachdem es einen hydraulischen
Absperrschieber von 750 mm lichter Weite durchströmt hat, in die erste Stufe der
Turbine ein und wird nach dem Verlassen des ersten Laufrades durch ein Umleitrohr
von 850 mm Weite in die zweite Stufe und von hier mittels eines genieteten
Blechsaugrohres in den Abflußgraben geführt. Da die Wasserzuleitung zu den auf
gemeinsamer Welle sitzenden Turbinenstufen von entgegengesetzten Seiten erfolgt, so
gleichen sich die Achsialdrücke so gut wie vollkommen aus. Jede Turbine ist mit
einem Leitkranz mit 20 drehbaren Leitschaufeln und einem Stahlgußlaufrad mit 19
Schaufeln, das 1055 mm Durchm. besitzt, ausgerüstet. Zur Regulierung dient ein von
der Welle der Turbine angetriebener selbsttätiger Oeldruckregulator, der mittels
Servemotors auf die Leitschaufeln einwirkt. Die Hochdruckstufe der Turbine arbeitet
mit 4,25 at Gegendruck, weshalb die Abdichtung der Welle besondere Schwierigkeiten
bereitet. Die ganze Konstruktion ist dazu bestimmt, bei Ausnutzung mittlerer und
großer Gefälle die übermäßigen Wassergeschwindigkeiten in den Turbinen zu vermeiden.
Mit der Turbine ist durch elastische Bandkupplung eine Drehstromdynamo von 1600 KW
Leistung bei 12000 Volt Spannung gekuppelt. Bei den Versuchen hat die Maschinen
gruppe 80 v. H. Gesamtwirkungsgrad ergeben. (Schweiz. Bauzeitung 1907, S.
147–151.)
H.
Wasserbau.
Küstenbefestigung. Die Abschwemmung
der steil abfallenden Kreideküste östlich von Brighton durch das Meer, die in
den letzten 11 Jahren ungefähr 10 m betragen hat, machte eine Befestigung dieser
Küstenstrecke notwendig, wozu sechs in Eisenbeton ausgeführte Strandwehre vorgebaut
werden. Die Vorküste besteht hier aus fast reiner Kreide, so daß vor Inangriffnahme
der Arbeiten nur äusserst we.jig Sand vorhanden war.
Die Strandwehre erstrecken sich vom Fuß der 25–40 m hohen Felsen
bis zur Tiefwasserlinie, ein Abstand von 165 m, wobei ihre gegenseitige Entfernung
150 m beträgt. Sie bestehen aus einer Reihe von viereckigen Säulen (Seitenkante 40
cm), die 1,65–2,10 m auseinander stehen. Die Verbindung zwischen den einzelnen
Säulen wird durch Eisenbetonplatten (15 cm dick und 30 cm breit) hergestellt, welche
in Nuten eingelassen werden, die in den Säulen ausgespart sind.
Die Löcher für die Säulen werden in dem aus fester Kreide
bestehenden Unterboden nur 0,75–1,20 m tief ausgegraben, und nach dem Einsetzen der
über dem Strand am oberen Wehrende 2,40 m und am unteren Ende 0,75 m hohen Säulen
mit Beton vollgegossen. Die Säulen selbst ließ man vor dem Einsetzen einen Monat
erhärten; bei der Betonmischung wurde nur Süßwasser verwendet. Für die Armierung kam
durchweg Rundeisen zur Anwendung. Die über 1,50 m hohen Säulen sind durch
Seitenstützen verstärkt. Die Verbindung derselben mit den Säulen wurde in solcher
Weise erwirkt, daß man die beiden Teile für sich herstellte und die Armatur oben
herausragen ließ. Nachdem sowohl die Säule wie ihre Stütze an ihrem Standort mit
Beton in dem Boden festgegossen war, verband man die Köpfe durch einen Holzkasten,
den man nachträglich mit der Betonmasse ausgoß.
Die Kosten belaufen sich auf etwas unter 20 M. f. d. laufenden
Meter der Wehre. (The Engineer, Bd. II, S. 309–310).
Ky.