Titel: | Der Einphasen-Wechselstrommotor. |
Autor: | A. Linker |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 710 |
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Der Einphasen-Wechselstrommotor.
Bauart, Wirkungsweise und Eigenschaften der bisher
angegebenen Konstruktionen.
Von Dipl.-Ing. A. Linker.
(Fortsetzung von S. 694 d. Bd.)
Der Einphasen-Wechselstrommotor.
Eine andere Form des auf S. 693 angegebenen Motors hat C. P. Steinmetz (185) durch besondere
SchaltungsanordnungTrans. Am. Inst. 23.
Februar 1898. Bd. 15, S. 35 ff. der drei Phasen eines
Dreiphasenmotors erhalten. In Fig. 41 sind zwei
Phasen (I und II) direkt
an das Netz gelegt, Phase III ist beim Anlauf offen,
während parallel zu Phase II ein induktionsfreier
Widerstand R geschaltet ist. Aehnlich ist die Schaltung
(186, 187) in Fig.
42, worin die drei Phasen nach monocyklischem System an die
Wechselstromleitung gelegt sind. Durch Vereinigung der in Fig. 38 angegebenen Schaltungsweise mit den oben beschriebenen entsteht
schließlich eine Form des Kondensatormotors, wie sie in Fig. 43 angegeben ist.
Textabbildung Bd. 322, S. 709
Fig. 42.
Textabbildung Bd. 322, S. 709
Fig. 43.
Dabei ist es möglich, durch Veränderung der Induktanz L
im Tertiärkreise IIIb und der Kapazität C in der Tertiärwicklung IIb eine gegenseitige Phasenverschiebung der Felder von 60° bezw. 120° zu
erhalten, so daß hierdurch ein nahezu konstantes Drehfeld wie in einem
Dreiphasenmotor gebildet wird. Bei einem praktisch brauchbaren Anlaufmoment hat
diese Type den Vorzug einer weitgehenden Phasenkompensation und damit auch großen
Ueberlastungsfähigkeit. Um ferner bei kleinem Anlaufstrom ein genügend großes
Anlaufmoment zu erhalten, wird in den Rotorkreis ein Anlaßwiderstand eingeschaltet.
Die Anordnung der tertiären Wicklung IIb hat noch den
Vorteil, daß man dadurch unabhängig von der Netzspannung die Kondensatorspannung
beliebig hoch wählen kann. Je höher man diese Spannung macht, um so kleiner kann die
Kapazität des Kondensators werden; im allgemeinen geht man jedoch nicht über 500
Volt. Auch die gegen die Anwendung von Kondensatoren gehegten Bedenken, daß die
höheren Harmonischen in der Spannungskurve starke Ströme höherer Periodenzahl
hervorrufen, wird in diesem Falle hinfällig, da die in der Wicklung üb induzierte Kondensatorspannung infolge des
nahezu sinusförmigen Feldes keine schädlichen Oberschwingen besitzt.
Wegen ihrer komplizierten und teueren Bauart hat jedoch diese Konstruktion nicht die
praktische Bedeutung wie die in Fig. 38 angegebene
einfachere Form.
Unter den vielen Modifikationen der Wicklungen zur Erzeugung einer Kunstphase soll
noch eine von A Heyland (195) angegebeneE. T. Z., 7. Mai
1903, S. 346. erwähnt werden. Der Stator besitzt eine gleichmäßig
verteilte, in halb offenen Nuten verlegte Hauptwicklung und eine um 90 ° dagegen
verschobene, in geschlossenen Nuten liegende Spulenwicklung, welche nur aus wenigen
Windungen besteht, um ein starkes Feld zu erzeugen.
Beim Anlauf sind beide Wicklungen parallel geschaltet und rufen, da sie verschiedene
Selbstinduktion besitzen, ein rotierendes Feld hervor, das auf den dreiphasig
gewickelten, über Schleifringe und Widerstände geschlossenen Rotoranker ein
Drehmoment ausübt.
Mit Hilfe des Anlaßwiderstandes wird dann nach Erreichung einer bestimmten
Geschwindigkeit die Hilfswicklung mit ausgeschaltet.
Die Anlaufsverhältnisse sind günstig, indem der Motor ohne großen Stromverbrauch die
volle Belastung durchzuziehen imstande ist. Er ist deswegen vielfach für Hebezeuge
und Aufzüge verwendet worden.
Während bisher zur Erreichung eines großen Anlaufsmoments Widerstände in den
Stromkreis des Rotors eingeschaltet wurden, führt W. G.
Rhodes (196) dem Läufer durch Schleifringe vom
Netz aus entweder direkt einen Erregerstrom zu oder entnimmt ihn einem im
Hauptstromkreise liegenden Autotransformator. Nach seiner Ansicht soll dadurch
außerdem die Phasenverschiebung im Hauptstromkreise kompensiert werden können. Das
ist jedoch nicht der Fall, da eine Kompensation nur dann auftreten kann, wenn dem
Rotor Erregerströme von einer der Schlüpfung entsprechenden Periodenzahl zugeführt
werden, wie es nur durch Verwendung eines Kommutators möglich ist (s. später Fig. 98).
Die Aufgabe, Wechselstrommotoren mit Kurzschlußanker von selbst zum Anlauf zu
bringen, ist von der A.-G. Helios (201, 202) dadurch gelöst, daß sie den Anker in achsialer
Richtung verschiebbarE. T. Z., 4.
September 1902, S. 795. macht.
Beim Einschalten des Stromes wird infolge der nie zu vermeidenden Unsymmetrie in der
Lage der Kurzschlußringe zum Feld eine elektrodynamische Kraftwirkung auf den Anker ausgeübt,
welche ihn unter Ueberwindung des magnetischen Zuges aus dem Felde herausstößt. Wird
in dieser Lage durch eine mechanische Vorrichtung, wie es z.B. von E. Cantono (192, 193)
angegeben ist, oder besser durch Benutzung einer Hilfsphase dem Anker eine geringe
Drehung erteilt, so erreicht er schnell nahezu die synchrone Umdrehungszahl. Damit
fällt die elektrodynamische Abstoßung infolge der geänderten Stromverteilung in den
Kurzschlußringen fort und die magnetische Kraft zieht den Anker wieder in das Feld
hinein. Gleichzeitig kuppelt sich der Motor selbsttätig mit der Belastung und
schaltet dabei die Hilfsphase aus.
Auf andere Art bringt R. D. de Lignières (204, 205, 208) einen Motor zum Anlauf, indem er den
Stator durch einen Hilfsmotor in Umdrehung versetzt und sobald die
Relativgeschwindigkeit zwischen Stator und Rotor nahezu den Synchronismus erreicht
hat, den Stator allmählich durch eine mechanische Bremsvorrichtung zum Stillstand
bringt. Dadurch wird erreicht, daß der Motor aus der Ruhelage die volle Belastung
durchzieht. Durch Aenderung der Umdrehungszahl des Stators in positivem oder
negativem Sinne kann die Geschwindigkeit reguliert bezw. eine bremsende Wirkung
hervorgerufen werden. Durch Abänderung der Konstruktion (207) ist dann der Hilfsmotor unnötig geworden, indem die Regulierung der
Umdrehungszahl durch eine elektromagnetische Bremse erfolgt.
Textabbildung Bd. 322, S. 710
Fig. 44.
Ein Versuch, die induzierende Wirkung des Rotorquerfeldes eines Hifsmotors zum
Anlassen eines Hauptmotors zu benutzen, ist von M.
Corsepius (214) bei seinem kommutatorlosen
InduktionsmotorE. T. Z., 10.
Dezember 1903, S. 1012. gemacht worden. Der Motor besitzt einen
Stator, in welchem ein Hauptrotor und ein Hilfsrotor, letzterer nach Art einer
Leerscheibe auf der Welle des ersteren drehbar untergebracht sind. Von den
verschiedenen Schaltungen wird hauptsächlich die in Fig.
44 angegebene benutzt. Zum Anlauf des Motors wird die um eine halbe
Polteilung gegen die Wicklung III verschobene
Hilfsphase IV des Stators S2 durch einen Widerstand R (Fig. 45a)
geschlossen und nach Hintereinanderschaltung der beiden Wicklungen der Strom den
Klemmen eh zugeführt. Durch die hierbei entstehende
Kunstphase läuft der Rotor R2 (Fig. 44) leer an und induziert in den
Spulen III und IV E M K'e,
deren Phasenverschiebung fast 90° ist. Nun schaltet man nach Fig. 45b die Statorwicklungen S1 und S2 parallel zu einander und führt den Punkten ae und dh den Strom zu.
Infolge der in S2
induzierten E M K'e werden die Ströme in S1 und S2 eine große
Phasenverschiebung haben und der Rotor R1 kann jetzt mit großer Zugkraft wie ein
Zweiphasenmotor anlaufen. Schließlich wird der Rotor R2 mit R1 gekuppelt und dadurch die Leistung des Motors
vergrößert.
Textabbildung Bd. 322, S. 710
Fig. 45.
Abgesehen von der umständlichen Anlaßmethode ist der von der Firma E. H. Geist A.-Q., Köln, noch jetzt gebaute Motor im
Verhältnis zur Leistung etwas groß und deswegen teuerer, wenn auch die
BetriebsverhältnisseEl. Bahnen u.
Betriebe, 24. November 1905, S. 633. ziemlich günstige sind.
Zur Regulierung der Umdrehungszahl verändert A. Zehden
(219) den Polabstand, indem er alle Pole durch
Zahnstangen mit einem gemeinsamen Zahnrade verbindet, so daß bei der Drehung des
letzteren eine radiale Verschiebung der Pole erfolgt. Diese Anordnung besitzt jedoch
keine nennenswerten Vorzüge.
III. Abschnitt.
Kommutatormotoren ohne Kompensation.
Führt man einem Gleichstrom-Hauptschlußmotor, dessen Feld zur Vermeidung starker
Wirbelströme und damit verbundener Verluste und Erwärmung aus Eisenblechen
zusammengesetzt ist, Wechselstrom zu, so wird er in Rotation geraten. Da nämlich das
Drehmoment eines Gleichstrommotors proportional dem Produkt aus magnetischem
Kraftfluß und Ankerstromstärke ist, so ändert sich seine Richtung nicht, wenn durch
Vertauschen der Polarität das Feld und der Ankerstrom ihre Richtung gleichzeitig
wechseln. Wegen der erhöhten Verluste im Eisen und der größeren Verluste, welche in
den durch die Bürsten kurzgeschlossenen Spulen auftreten, ist der Wirkungsgrad
gegenüber den Gleichstrommotoren gleicher Leistung erheblich kleiner und das Gewicht
größer. Besondere Schwierigkeiten macht die Erreichung' eines funkenfreien Arbeitens
des Kommutators bei verschiedenen Umdrehungszahlen und Belastungen, da in den
kurzgeschlossenen Spulen nicht nur eine infolge ihres Eigenfeldes induzierte EMK,
die sogenannte Reaktanzspannung, sondern dazu noch eine vom Wechselfeld durch
Transformatorwirkung hervorgerufene EMK auftritt. Beim Anlaufen zeigen deswegen die
älteren und einfacheren Konstruktionen ein starkes Feuern der Bürsten, zu dessen
Verminderung der Kommutator mit vielen Lamellen versehen wird, so daß jede Spule
eine möglichst kleine Windungszahl erhält. Außerdem werden schmale Bürsten kleine
Periodenzahlen und ein schwaches Feld bezw. niedrige Induktionen verwendet.
Ebenso wie bei Gleichstrom gibt es zwei Klassen von Kommutatoren entsprechend der
Schaltung des Magnetfeldes zum Anker, nämlich Hauptschluß- und Nebenschlußmotoren.
Dazu kommt noch die durch elektroinduktive Abstoßung wirkende Type der
Repulsionsmotoren, bei welchen das Armaturfeld von einem durch Transformation und
Rotation induzierten Strom erzeugt wird.
Diese Arten außer dem Nebenschlußmotor besitzen ein großes Anzugsmoment und ihre
Umdrehungszahl nimmt je nach der Konstruktion mit zunehmender Belastung mehr oder
weniger stark ab. Das Drehmoment ändert sich mit der Bürstenstellung, am wenigsten
jedoch bei Nebenschlußmotoren. Der Leitungsfaktor ist besonders bei den neueren
Typen für größere Motoren unter normaler Belastung größer als 0,9, dagegen ist er
beim Anlauf klein. Bezüglich der Funkenbildung bei Belastung zeigt sich der
Repulsionsmotor in der Nähe des Synchronismus den anderen beiden Arten überlegen, da
hierbei ein fast konstantes Drehfeld auftritt und die durch Rotation und
Transformation in den kurzgeschlossenen Spulen hervorgerufenen EMKe sich nahezu
aufheben. Eine Aenderung der Umdrehungszahl läßt sich durch Regulierung der
Klemmenspannung oder der im Anker induzierten EMK erzielen. Auch die Umkehr der
Drehrichtung, die Bremsung und das Zurückarbeiten ins Netz können auf einfache Weise
vorgenommen werden.
Wir wollen nun die einzelnen Konstruktionen nebst ihrer Wirkungsweise näher
betrachten.
a) Hauptschlußmotoren.
Eine reine Hintereinanderschaltung von Anker und Feld ist zuerst von L. T. Smith (55)
benutzt. Dabei befindet sich ein mit Ring- oder Trommelwicklung versehener Anker
in einer Spule, deren Wicklungsfläche in einer durch die Armaturachse gelegten
Ebene liegt. Das Eigentümliche an diesem Motor besteht darin, daß er keine
magnetisch leitenden Materialien im Anker und Feld besitzt, um, wie es in dem
Patentanspruch besonders hervorgehoben ist, eine starke Erwärmung hervorgerufen
durch Wirbelströme in den sonst vorhandenen Eisenteilen zu vermeiden. Die
Leistung dieses Motors wird daher nur eine geringe gewesen sein.
Auch eine von R. Hunter (59) angegebene Konstruktion, bei welcher der durch Schleifringe und
Bürsten mit dem Anker in leitender Verbindung stehende zweiteilige Kommutator
bei 2p Polen des Motors mit der p-fachen Umdrehungszahl des Ankers durch Zahnräder
angetrieben wird, ist praktisch nicht zur Geltung gekommen.
Ebensowenig Bedeutung gewann eine Anordnung von F.
Brain & Arnot (85).
Textabbildung Bd. 322, S. 711
Fig. 46.
Da der gewöhnliche Hauptschlußmotor infolge des Magnetisierungsstromes einen
kleinen Leistungsfaktor besaß, schalteten W. Stanley
jr. & J. F. Kelly (100, 105, 107) nach Fig.
46 einen Kondensator C, der aus einigen
Polarisationszellen bestand, in den Stromkreis. Diese Anordnung ist jedoch bei
den Schwierigkeiten der Herstellung eines praktisch brauchbaren Kondensators
ebensowenig von Bedeutung wie eine andere (111), bei
welcher der Kondensator im Nebenschluß zum ganzen Motor liegt, oder wobei zur
Kompensierung des Ankerfeldes eine kurzgeschlossene Spule (104) verwendet wurdeE. T. Z.
1892, S. 181. El. World 1904, Bd. 43, S. 479., wie es 1892
auch von EickemeyerTr. Am. Jnst., 29. Januar 1904, Bd. 21, S.
69.El. World, 6. Februar 1904, Bd. 43, S. 268.E. T. Z., 5. Mai 1904, S. 366.Str. Ry. J., 27. August 1904, Bd. 24, S. 280.Electrician, 9. September 1904, Bd. 53, S. 826. angegeben
ist.
Textabbildung Bd. 322, S. 711
Fig. 47.
Um die Funkenbildung am Kommutator zu beseitigen, sind von der Firma Ganz & Co.,
Budapest, nach Patenten von M. Déri (123, 124, 130) und O. T.
Blàthy (125, 126) als Verbindungen zwischen
Wicklung und Kommutator induktiv gewickelte Widerstände I und II eingelegt, von denen der
Einfachheit wegen in Fig. 47 nur zwei
dargestellt sind. Betrachten wir z.B. die in den Kurzschluß tretende Spule S, so sind deren Enden A und B durch die Verbindungen b II zu der Lamelle I
und über a I zu 2
geführt. Die Schleifen I und II können, wie in der Figur angegeben, entweder auf
einen besonderen, außerhalb des magnetischen Kraftflusses gelegenen Ring e oder direkt auf das Armatureisen A
gewickelt werden. Wird die Spule S von der
Bürste kurzgeschlossen, so entsteht durch Transformatorwirkung eine EMK in ihr,
welche einen Strom hervorruft. Da nun dieser in dem Ring e einen pollosen, magnetischen Kraftfluß hervorruft, so tritt eine
starke Induktionswirkung auf, wodurch der Kurzschlußstrom innerhalb zulässiger
Grenzen gehalten wird. Dagegen könnten in den Wicklungen I und II, wenn sie sich in dem
Wirkungskreis der Pole befinden sollten, keine Ströme weder durch Rotation noch
Transformation induziert werden, da die entstehenden EMKe sich gegenseitig
aufheben.
Dieselbe Anordnung läßt sich auch bei Trommelankern verwenden und ist in Fig. 48 für einen vierpoligen Motor angedeutet.
Dabei sind jedoch die Verbindungen I und II direkt auf den Eisenkern A der Armatur gewickelt. Natürlich kann man solche induktiven
Widerstände auch für Nebenschluß- und Repulsionsmotoren verwenden. Spätere
Konstruktionen aus dem Jahre 1893 besitzen noch in den Polschuhen kräftige
Kupferstäbe zur Abdämpfung der Querfelder.
Textabbildung Bd. 322, S. 711
Fig. 48.
Textabbildung Bd. 322, S. 711
Fig. 49.
J = Stromstärke (Amp.), N =
abgegebene Leistung (PS), Md = Drehmoment (mkg), n = Umdrehungszahl i. d.
Minute, η = Wirkungsgrad (v. H.), cos ψ = Leistungsfaktor (v. H.).
Infolge der günstigen Wirkung dieser mit der Zeit etwas abgeänderten, für den
Hauptstrom induktionsfreien Widerstände auf die Kommutation sind von der Firma
Ganz & Co. in den Jahren 1891/1893 viele
Motoren geliefert werden und haben zur Zufriedenheit gearbeitet. Fig. 49 zeigt die Betriebskurven eines
vierpoligen Hauptschlußmotors für eine Leistung von 2 PS bei 110 Volt Spannung
und 25 Perioden, bei welchem der Leistungsfaktor und Wirkungsgrad ziemlich hoch
sind. Ein Nachteil dieser Anordnung besteht jedoch darin, daß für jede Bürste
immer zwei Schleifen in dem Hauptstromkreis liegen und, wenn sie auch sonst
keine Induktionswirkung hervorrufen, dadurch den Wirkungsgrad verringern.
Dieselbe KonstruktionE. T. Z., 6.
September 1894, S. 502. wurde auch von der Helios A.-G., Köln-Ehrenfeld (129) gebaut.
Zur Vermeidung der Funkenbildung am Kommutator benutzten M. Hutin & M. Le Blanc (131) zwei einfach geschlossene Wicklungen mit
abwechselnd angeordneten Lamellen. Die Bürstenbreite ist so gewählt, daß keine
Spule der einzelnen Wicklung kurz geschlossen wird. Da jedoch beim Abschalten
der einzelnen Wicklungen aus dem Stromkreise noch Funken auftraten, wurden in
der neutralen Zone vom Hauptstrome durchflossene Hilfspole und zwischen den
Hauptpolen einzelne Spulen aus dicken Stäben angeordnet, welche auf das
Entstehen der Kurzschlußströme dämpfend zurückwirken und damit das Feuern
vermindern sollten. Diese Konstruktion ist jedoch im Verhältnis zum Preise nicht
wirksam genug.
Das Bestreben, günstige Kommutationsverhältnisse zu erzielen, hat A. Kingdon (132) zu der
in Fig. 50 dargestellten Anordnung veranlaßt.
Der Wechselstrom durchfließt dabei in zwei parallelen Zweigen die bifilaren
Feldwicklungen F, dann über die Doppelbürsten b den Kommutator K den
Anker A und die anderen Feldspulen F. Infolge der bifilaren Anordnungen bilden die
Feldwicklungen einen induktionsfreien Widerstand im Kurzschlußkreis und sollten
dadurch eine günstige Wirkung auf die Kommutation ausüben. Wegen der breiten
Isolationsstreifen tritt jedoch eine Unterbrechung des Erregerstromes auf, so
daß der Kommutator trotzdem feuerte.
Textabbildung Bd. 322, S. 712
Fig. 50.
Textabbildung Bd. 322, S. 712
Fig. 51.
Bei einer anderen Anordnung, wo die Bürsten über die
Feldwicklungen mit den Sekundärwicklungen eines vom Hauptstrom gespeisten
Transformators verbunden sind, tritt ebenfalls Funkenbildung unter den Bürsten
ein, da die Erregerwicklung abwechselnd geschlossen und geöffnet wird.
Soll die Umdrehungszahl eines Hauptschlußmotors beliebig eingestellt und die
Drehrichtung verändert werden können, so hätte man nach einer Anordnung (Fig. 51) von O. H.
Pieper & A. F. Pieper (198, 199) im Nebenschluß zum Anker einen
induktionsfreien oder zur Verminderung des Energieverlustes einen induktiven
(210) Widerstand anzuschließen, welcher auch auf
dem Eisen des Feldmagnets aufgewickelt sein kann. Wird der Widerstand kurz
geschlossen, so bleibt der Motor stehen. Die Spannung am Kommutator ist also von
der Größe des parallel geschalteten Widerstandes abhängig. Bei Kurzschluß des
Ankers wirkt die Feldwicklung F nur als
Drosselspule. Sie muß daher eine große Selbstinduktion und damit eine große
Windungszahl besitzen, damit die Stromwärme bei Stillstand nicht zu groß wird.
Dadurch wird aber eine Verschlechterung des Leistungsfaktors hervorgerufen,
weswegen diese Anordnung nur für kleine Motoren anwendbar ist.
Nach vielen Versuchen, einen geeigneten Bahnmotor zu finden, ist es im Jahre 1902
B. G. Lamme (216, 222,
275) gelungen, durch Beseitigung der Fehler und sachgemäße Ausführung
der Konstruktion einen Motor zu erhalten, der auch einem Bahnbetrieb unter
schwierigen Bedingungen gewachsen ist. Als reiner HauptschlußmotorTr. Am. Inst., 26. September 1902, Bd. 19,
(Vortrag vor d. American Institute of Electrical Engineers.)El. World, 4. Oktober 1902, Bd. 40, S. 537. 13. Februar 1904, Bd. 43, S. 312. 20. Februar 1904, Bd. 43, S. 360.E. T. Z., 6. November 1902, S. 983. 24. März 1904. S. 236.Schw. E. T. Z., 9. April 1904, S. 122, 135, 140.Str. Ry. J., 13. Februar 1904, S. 261.
gebaut, besitzt er ein nach Fig. 52
ausgebildetes Feldsystem mit den aus Kupferband hergestellten Spulen s und eine mit einer Gleichstromschleifenwicklung
und Kommutator versehene Armatur. Um die schädlichen Kurzschlußströme auf ein
geringes Maß herunterzudrücken, sind außer einer großen Lamellenzahl und
geringer Windungszahl f. d. Spule die Verbindungen von der Wicklung zum
Kommutator aus Nickelinstreifen von hohem Widerstand hergestellt und in den
Nuten des Ankers untergebracht. Zur Beseitigung des Querfeldes besitzen die
Polschuhe Nuten N mit einer Kompensationswicklung,
welche vom Hauptstrome durchflössen wird.
Textabbildung Bd. 322, S. 712
Fig. 52.
Diese Wirkung kann außerdem noch durch eine starke Dämpferwindung D vergrößert werden. Als Hauptpatentanspruch ist
angegeben, daß das Verhältnis der Feldselbstinduktion zur Gegen-EMK des Ankers
klein und gleich dem Verhältnis der Linienwechselzahl zur Ankerwechselzahl
gehalten werden soll. Als Verhältnis der Amperewindungen des Feldes zu denen des
Ankers ist 20 : 27 gewählt und der Polzahl zur Periodenzahl 1 : 4,16
festgelegt.
Textabbildung Bd. 322, S. 712
Fig. 53.
J = Stromstärke (Amp.), N =
abgegebene Leistung (PS), Z = Zugkraft am Radumfang (kg), c =
Geschwindigkeit (km/Std.), η = Wirkungsgrad (v. H.).
Dieser A. C. Railway-MotorWestinghouse El. & Mfg. Co. Circular
No. 1078, März 1904. No. 91 wurde von der Westinghouse Electric & Mfg. Co., Pittsburg, Pa. für die projektierte Washington-, Baltimore-
and Annapolis-Bahn gebaut, so daß es von Interesse sein dürfte, sein Verhalten
kennen zu lernen. Fig. 53 zeigt die
Betriebskurven eines achtpoligen Motors für 110 PS Leistung, 200 Volt Spannung,
25 Perioden, 700 Umdreh./Min. Darin bedeuten: c in km/Std. die Geschwindigkeit, N die
abgegebene Leistung in PS. Der Wirkungsgrad η ist
einschließlich des Zahnradvorgeleges mit einem Uebersetzungsverhältnis von 10 :
31, die Zugkraft Z für einen Raddurchmesser von 33
Zoll (84 cm) in kg bestimmt. In ähnlicher Weise ist auch der A. C. Railway-Motor No. 106 von 150 PS Leistung
gebaut.Westinghouse El. & Mfg. Co. Circular
No. 1109, April 1905.
(Fortsetzung folgt.)