Titel: | Der Einphasen-Wechselstrommotor. |
Autor: | A. Linker |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 723 |
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Der Einphasen-Wechselstrommotor.
Bauart, Wirkungsweise und Eigenschaften der bisher
angegebenen Konstruktionen.
Von Dipl.-Ing. A. Linker.
(Fortsetzung von S. 712 d. Bd.)
Der Einphasen-Wechselstrommotor.
Zur Verbesserung der Wirkung eines Hauptschlußmotors hat R. Eickemeyer (217) den Anker mit
Reihenwicklung versehen und diese an einen Kommutator mit verdoppelter Lamellenzahl
und Aequipotentialverbindungen angeschlossen. Zur Kompensierung der in den
kurzgeschlossenen Spulen induzieren EMKe sind außerdem zwei Bürsten verschiedener
Polarität in je zwei Teilbürsten zerlegt und diese an eine Hilfswicklung
angeschlossen. Diese Anordnung scheint jedoch keine praktische Brauchbarkeit zu
besitzen. Zur Aenderung der Kommutatorspannung bei konstanter Klemmenspannung ist
von O. H. Pieper (221) die
in Fig. 51 angegebene Konstruktion dahin abgeändert
worden, daß nach Fig. 54 der Anker von der
Sekundärwicklung eines regulierbaren Transformators T
gespeist wird. Dadurch ist erreicht, daß Feld und Ankerstrom bei verschiedenen
Belastungen nahezu in Phase sind, wodurch sich ein großes Drehmoment bei genügender
Regulierfähigkeit ergibt.
Textabbildung Bd. 322, S. 723
Fig. 54.
Textabbildung Bd. 322, S. 723
Fig. 55.
Textabbildung Bd. 322, S. 723
Fig. 56.
Textabbildung Bd. 322, S. 723
Fig. 57.
Um die Geschwindigkeit des Hauptschlußmotors ändern zu können, wird nach Patenten von
A. W. Schramm (226, 228)
in ähnlicher Weise wie es von Pieper angegeben ist, der
Anker durch die Sekundärwicklung eines im Hauptstromkreise liegenden Transformators
T gespeist (Fig.
55). Außerdem sind zur Kompensation des Ankerfeldes die Spulen II zugefügt.
In ähnlicher Weise wie Lamme ist es auch G. Finzi, Mailand, gelungen, durch besondere
konstruktive Ausbildung des Gleichstrom-Hauptschlußmotors einen Bahnmotor für
Wechselstrom zu erhalten. Fig. 56 zeigt das Schema
eines für den Bahnbetrieb von Brioschi, Finzi & Co., gebauten MotorsVortrag vom 11. Oktober 1903 in Neapel: „La
trazione con motori monofasi in serie“ von Dr. G. Finzi und Dr. N.
Soldati El. Bahn. u. Betr., Dezember 1903, S. 172. für
Spannungen von 100–300 Volt und 15–20 Perioden. Zur Verminderung der
quermagnetisierenden Wirkung sind die Feldpole F mit
Längsschlitzen s versehen. Eine günstige Kommutation
wurde jedoch nicht allein durch eine große Unterteilung der Wicklung und damit
verbundener großer Lamellenzahl, sondern auch durch Verwendung von Verbindungen
hohen Widerstandes (Nickelinstreifen) zwischen Wicklung A und Kommutator K erhalten. Später wurde
noch eine AnkerkompensationswicklungStr. Ry. J.,
11. August 1906, Bd. 28, S. 229. angeordnet. Zur Verbesserung der
Eigenschaften des Motors wurde dann das Magnetfeld nach Patenten von G. Finzi & E. Korrodi
(229, 238) so gestaltet, wie es in Fig. 57 dargestellt ist. Hierdurch soll bei einfacher
Herstellung die quermagnetisierende Wirkung des Ankers geschwächt und damit der
Leistungsfaktor verbessert werden.
Textabbildung Bd. 322, S. 723
Fig. 58.
Da bei einem Hauptschlußmotor die Geschwindigkeit bei konstanter Klemmenspannung von
der Belastung abhängt, ist zur Erzielung konstanter Umdrehungszahl bei der
Konstruktion von R. Rinkel (234) die Anordnung (Fig. 58) getroffen,
daß der Strom, nachdem er den Rotor R durchflössen hat,
dem Stator S durch zwei Bürsten B zugeführt wird, welche durch einen besonderen Hilfsmotor in der
Drehrichtung des Rotors mit verschiedener Geschwindigkeit angetrieben werden können.
Dadurch wird die relative Stellung des Ankerfeldes zum Statorfeld so geändert, daß
bei beliebiger Belastung bezw. variablem Ankerstrom die Geschwindigkeit konstant
bleibt. Der Motor ist jedoch nicht einfach genug, als daß er praktische Bedeutung
erlangen könnte.
In einfacher Weise kompensiert A. P. Zani (274) das Ankerfeld eines Hauptschlußmotors nach Fig. 59. Die Wirkungsweise läßt sich nach Fig. 60 leicht erklären, wenn man das Hauptfeld F in die beiden zueinander senkrechten Komponenten OG und OB zerlegt. Es muß
nun
OF sin α = OB = OA
Textabbildung Bd. 322, S. 724
Fig. 59.
Textabbildung Bd. 322, S. 724
Fig. 60.
sein. Dabei ist es also immer möglich, einen Winkel α zu finden, für den OB =
OA wird. Für die umgekehrte Drehrichtung werden die Anschlüsse a–b um einen negativen
Winkel α verschoben.
Zur Vermeidung der Funkenbildung verschiebt R. Lundell
(276, 295) die aus einzelnen isolierten Teilen
bestehenden Bürsten aus der neutralen Zone und verbreitert sie soweit, daß sie die
Ankerwicklung über einen Winkel von 90 elektr. Grad kurzschließen (Fig. 61). Es erzeugen dann nicht nur die dem Anker
zugeführten Ströme ein Querfeld, sondern auch die in den kurzgeschlossenen Windungen
induzierten Ströme verstärken es noch. Letztere wirken hierbei ähnlich wie in einem
Repulsionsmotor, so daß diese Konstruktion ähnlich arbeitet, wie der kompensierte
Repulsionsmotor (s. später Fig. 133) von Lahmeyer.
Textabbildung Bd. 322, S. 724
Fig. 61.
Textabbildung Bd. 322, S. 724
Fig. 62.
Durch Anwendung besonderer Hilfsvorrichtungen zur Erreichung einer günstigen
Kommutation ist es der Maschinenfabrik Oerlikon (247, 248, 270, 273) in Oerlikon bei Zürich nach vielen
Versuchen gelungen, einen Hauptschlußmotor für den praktischen Gebrauch soweit
durchzubilden, daß er auch den großen Anforderungen, wie sie der Bahnbetrieb stellt,
gewachsen ist. Fig. 62 zeigt das SchemaSchw. E. T. Z. 20. August 1904, S.
297. eines solchen Motors, bei dem das Feld F und der Anker A hintereinander geschaltet
sind. Da bei der Kommutierung des Stromes zwischen den Bürstenkanten EMKe induziert
werden, welche starkes Feuern hervorrufen würden, so sind in der neutralen Zone
Hilfspole H angebracht, deren Windungen von der
Sekundärwicklung eines Hauptstromtransformators T
erregt werden. Die Wirkungsweise der Hilfspole beruht darauf, erstens die durch
Transformation vom Hauptkraftfluß induzierte EMK, welche um 90° gegen diesen
nacheilt, und zweitens die durch Rotation des Ankers im Hauptfelde hervorgerufene
EMK, welche in Phase mit dem Felde ist, soweit zu kompensieren, daß ihre Einwirkung
auf die kurzgeschlossene Spule möglichst aufgehoben wird. Infolge der
Phasenverschiebung beider EMKe muß der Erregerstrom der Hilfspole ebenfalls in der
Phase veränderlich gemacht werden können; außerdem ist die Intensität des
kommutierenden Feldes von der Belastung abhängig und deswegen veränderlich zu
machen. Zu dem Zweck sind die Hilfspole an einen Hauptstromtransformator T angeschlossen und ein Widerstand R zur Regulierung der Stromstärke eingeschaltet. Im
Nebenschluß zu der Hilfspolwicklung wurde noch ein induktionsfreier Widerstand
angebracht, vermittels dessen die Phase des Hilfsstromes beliebig reguliert werden
kann.
Textabbildung Bd. 322, S. 724
Fig. 63.
N = abgegebene Leistung (PS), Ek =
Klemmenspannung (Volt), n = Umdrehungszahl i. d. Min., η = Wirkungsgrad (v. H.),
cos φ = Leistungsfaktor (v. H.)
Zur Kompensation des Ankerquerfeldes sind außerdem in
geschlossenen Nuten der Hauptpole vom Hauptstrom durchflossene Spulen k angeordnet, deren Weite nahezu gleich einer
Polteilung ist. Fig. 63 und 64 zeigen die Betriebskurven eines achtpoligen Motors
von 200 PS Leistung für 240 Volt Spannung und 650 Umdrehungen i. d. Min. Die
Periodenzahl beträgt 15, so daß der Motor mit nahezu dreifachem Synchronismus
läuft.
Textabbildung Bd. 322, S. 724
Fig. 64.
N = abgegebene Leistung (PS), Ek =
Klemmenspannung (Volt), J = Stromstärke (Amp.), η = Wirkungsgrad (v. H.), cos φ
= Leistungsfaktor (v. H.)
Versuche mit diesen Motoren auf der schweizerischen Normalspurbahn Seebach–Wettingen,
welche mit 15000 Volt Leitungsspannung betrieben wird, haben günstige Resultate
ergeben, so daß die mit diesen MotorenEl.
Bahn. u. Betriebe, 13. Januar 1906, S. 21. „ „ 24. Januar 1906, S. 45.
ausgerüsteten Lokomotiven auch für den Betrieb auf den schwedischen Staatsbahnen in
Aussicht genommen sind.
Bei einer neuren Konstruktion (299) ist der
induktionsfreie Widerstand nur zu einem Teil der Wendepolwindungen parallel
geschaltet, wodurch eine genauere Einstellung der Wirkungen erzielt werden kann.
Außerdem kann eine im Nebenschluß liegende Kommutationswicklung angewendet
werden.
Auch die Siemens-Schuckert-Werke, Berlin, (283, 284) haben nach längeren Versuchen in gleicher Weise
wie E. Arnold und J. L la
CourPatent Anm. A.
11375. VIII./21. d2. 19. Oktober 1904. E. Pat. No. 21034 v. J.
1905. (296) einen Hauptschlußmotor gebaut, der nach
Angabe der FirmaE. T. Z., 7. Juni
1906, S. 537 u. 14. Juni 1906, S. 558. nicht nur bezüglich der
Kommutation, sondern auch des Leistungsfaktors und Wirkungsgrades zufriedenstellend
arbeiten soll. Die Schaltung des Motors ist in Fig.
65 angegeben und stellt einen Hauptschlußmotor mit verteilter Feldwicklung
dar, bei welchem zur Vermeidung des Bürstenfeuerns außer der Kompensationswicklung
K eine Hauptschluß- (H) und Nebenschlußwicklung (N) angebracht
ist.
Textabbildung Bd. 322, S. 725
Fig. 65.
Das wesentlichste an dieser Neuerung ist die Anwendung zweier getrennter Wicklungen
(H und N) auf
besonderen Hilfspolen zur Erzielung einer günstigen Kommutation, da eine im
Nebenschluß liegende Kommutations-Hilfswicklung allein schon von der Maschinenfabrik Oerlikon (S. 724) angegeben worden ist.
Auf diese Weise ist man imstande, durch die auf den Hilfspolen liegende
Hauptschlußwicklung H einen Kraftfluß zu erzeugen,
welcher in den kurzgeschlossenen Ankerwindungen eine EMK zur Kompensierung der durch
Rotation im Hauptfelde induzierten EMK hervorruft. Die Nebenschlußwicklung N soll durch das von ihr erzeugte Feld die durch
Transformation in den kurzgeschlossenen Spulen induzierte EMK, welche von der
Primärspannung abhängig ist, vernichten. Damit sich nun beide Hilfsfelder unabhängig
voneinander ausbilden können und eine gegenseitige Beeinflussung der Wicklungen H und N völlig verhindert
wird, sind die Windungen entsprechend Fig. 66
angeordnet. Dabei liegt die Hauptschlußwicklung M
innerhalb der Nebenschlußwicklung. Ihr Kraftfluß (dickere Striche) schließt sich
also, ohne die Wicklung N zu schneiden.
Textabbildung Bd. 322, S. 725
Fig. 66.
Damit ferner beim Anlauf des Motors bei vorgeschriebenem Drehmoment der Anlaufstrom
und die Kommutatorverluste klein bleiben, sind zwischen Anker und Kommutator
Widerstandsverbindungen eingelegt. Im Gegensatz zu den Anordnungen von Ganz & Co. (Fig. 47
und 48), der Westinghouse
El. & Mfg. Co. (S. 712) und Finzi (Fig. 56) sind
dieselben jedoch so in den Ankernuten untergebracht, daß sie außerdem ein nutzbares
Drehmoment ausüben sollen. Sie sind deswegen zur Vermeidung größerer Verluste und
Erhöhung ihrer Wirksamkeit aus Kupfer hergestellt. Diese Motoren sind zum ersten
Male auf der Strecke Murnau–OberammergauEl.
Bahn. u. Betr., 14. Juli 1905. S. 365 und 24. Jul. 1905, S. 383.
praktisch erprobt, bei welcher eine Linienspannung von 5000 Volt bei 16 Perioden zur
Verwendung gelangt. Sie sind für eine Klemmenspannung von 270 Volt gebaut und
leisten je 100 PS normal. Fig. 67 zeigt die
Betriebskurven eines solchen Motors, aus denen die Eigenschaften ersichtlich
sind. Auch die schwedische Staatsbahn hat bei ihren VersuchenE. T. Z., 1. März, 1906, S. 229.
auf der Strecke Tomteboda–Värtan bei Stockholm (seit Juli 1905) Lokomotiven für
20000 Volt Netzspannung in Benutzung, die mit diesen Motoren ausgerüstet sind. Sie
sind für eine Leistung von 110 PS bei einer Spannung von 240 Volt und 25 Perioden
gebaut.
Textabbildung Bd. 322, S. 725
Fig. 67.
N = abgegebene Leistung (PS), E =
eingeführte Leistung (Kilowatt), Md = Drehmoment (mkg), n = Umdrehungszahl i. d.
Min., η = Wirkungsgrad (v. H.), cos φ = Leistungsfaktor (v. H.)
Textabbildung Bd. 322, S. 725
Fig. 68.
Erwähnt sei schließlich noch ein MotorEl.,
23. März 1906, Bd. 56, S. 922. von W.
Cramp, der als Hauptschlußmotor arbeitet. Entsprechend der Schaltung in
Fig. 68 wird der Wechselstrom der Primärwicklung
I des Magnetfeldes zugeführt. Diese erzeugt einen
Kraftfluß F nicht nur durch den Anker A hindurch, sondern auch durch die Sekundärwicklung II, deren EMK den Ankerstrom hervorruft. Zur
Kompensation des Ankerfeldes ist noch eine von Ankerstrom durchflossene Wicklung K, angeordnet. Der Motor soll funkenlos und mit gutem
Leistungsfaktor arbeiten, jedoch wird das Drehmoment durch die Rückwirkung der
Wicklung II auf das Primärfeld verringert.
b) Nebenschlußmotoren.
Eine der ersten Konstruktionen ist von W. Anthony, D.
Jackson und H. Ryan (12) angegeben, Der Anker wird dabei nicht direkt vom Netz, sondern von
einer auf den Feldmagnet gewickelten Sekundärspule gespeist. Der Motor hat jedoch
keine praktische Bedeutung erlangt.
Eine andere Anordnung ist die von F. J. Patten (37, 38, 40) im Jahre 1889 angegebene. Fig. 69 zeigt den MotorE. T. Z., 31. Januar 1890, S. 72.
mit einer Ringarmatur A, welche als gewöhnliche
Grammewicklung an den Kommutator I angeschlossen ist.
Dieser ist kein Stromwender in des Wortes ursprünglicher Bedeutung, da er keine
wechselnden Ströme gleichrichtet, sondern er bildet nur den wechselnden Kontakt
zwischen den Zuleitungen und den einzelnen Punkten der Armaturwicklung. Mit den
Verzweigungsstellen der Ringwicklung ist noch ein zweiter Kommutator (II) verbunden, dessen Lamellen jedoch abwechselnd an
diametrale Punkte der Armatur angeschlossen sind. Dadurch wird erreicht, daß, wenn
nach einer Drehung um eine Lamellenteilung der Wechselstrom seine Richtung ändert, der Ring von
pulsierenden Strömen konstanter Richtung durchflössen wird, so daß sich für jeden
beliebigen Moment an der Stelle der Bürsten ab, z.B.
oben ein Südpol, unten ein Nordpol bildet; wir erhalten also ohne mechanische
Bürstenänderung eine konstante Polarität. Es ist daher möglich, von dem Kommutator
I einen Erregerstrom gleicher Richtung dem
Magnetfeld NS zuzuführen.
Textabbildung Bd. 322, S. 726
Fig. 69.
Da die wechselnden Stromimpulse den Anker und das Feld immer
in gleichem Sinne durchfließen, entsteht ein Drehmoment gleicher, aber nur einer
bestimmten von der Schaltung des Feldes zum Anker abhängigen Richtung. Der Motor
läuft ohne Belastung von selbst an und steigert seine Geschwindigkeit so lange, bis
die Bedingung erfüllt ist, daß eine Kommutatorlamelle an einer Bürste in derselben
Zeit vorbeigeht, welche einer halben Periode des Wechselstromes entspricht. Die
Umdrehungszahl des Motors ist demnach nur von der Periodenzahl v und der Lamellenzahl K
abhängig nach der Gleichung
n=\frac{120\cdot v}{K}.
Er erreicht dafür seine maximale Zugkraft und läuft mit
konstanter Geschwindigkeit. Man könnte ihn daher auch zur Klasse der Synchronmotoren
mit Kommutator rechnen, bei denen das Feld mit kommutiertem Wechselstrom gespeist
wird.
R. Hunter (59) entnimmt den
zur Erregung des Ankerfeldes notwendigen Strom einer auf den mit Wechselstrom
gespeisten Hauptpolen untergebrachten Sekundärwicklung und verwendet immer einen
besonderen, nicht direkt auf derselben Welle sitzenden zweiteiligen Stromwender auch
für mehrpolige Maschinen, indem er ihn durch Zahnräder mit einer Tourenzahl
antreibt, die gleich dem pfachen von derjenigen des
Ankers ist (2p = Polzahl). Die Verbindung des
Kommutators mit dem Anker geschieht durch Schleifringe und Bürsten. In dieser Form
könnte man daher den Motor als Umkehrung eines Synchronmotors auffassen, wobei das
Feld wechselnd ist und der Anker den pulsierenden Gleichstrom führt.
Interessant ist noch folgende Konstruktion von C. S.
Bradley (70), wie sie die Fig. 70 und 71
zeigen. Die Wirkungsweise ist daraus leicht ersichtlich. Verbindet man die
Schleifringe S mit dem Netz, so durchfließt der
Wechselstrom den Anker (A) und bei der in Fig. 71 gezeichneten Stellung nur die Spulen 2 und 4, während 1 und 3 durch
Transformatorwirkung von Seiten des Ankers A erregt
werden und infolgedessen einen ihm entgegenwirkenden Kraftfluß hervorrufen. Die Pole
2 und 4 ziehen demnach
den Anker A an, 1 und 3 dagegen stoßen ihn ab. Dadurch kommt eine Bewegung in
der Richtung des Pfeiles zustande. Infolge der Verwendung des Kommutators K verschiebt sich die Polarität der Feldspulen im Sinne
der Bewegung, wodurch eine kontinuierliche Drehung erhalten wird. Jedenfalls leidet
diese Konstruktion an dem Nachteil, daß der Kommutator feuert, so daß der Motor
praktisch wenig verwendbar sein dürfte.
Textabbildung Bd. 322, S. 726
Fig. 70.
Textabbildung Bd. 322, S. 726
Fig. 71.
Da der Nebenschlußmotor bei normaler Umdrehungszahl infolge der großen
Phasenverschiebung zwischen den Strömen im Anker und Magnetfeld ein geringes
Drehmoment und ungünstigen Leistungsfaktor aufweist, kompensieren W. Stanley jr. & J. F.
Kelly (83) die induktive Wirkung der
Feldwicklung durch Einschaltung eines Kondensators. Wegen der praktischen
Unvollkommenheit und des hohen Preises der Kondensatoren hat diese Anordnung jedoch
keinen nennenswerten Erfolg gehabt.
Textabbildung Bd. 322, S. 726
Fig. 72.
Auf andere Weise suchte die A.-G. Helios, (99) Köln, die Nachteile des Nebenschlußmotors zu
beseitigen, indem sie nach Fig. 72 die Spulen des
AnkersE. T. Z., 26. Juli
1894, S. 419. so wickelt daß sie an den in der neutralen Zone
gelegenen Punkten a–b des
Ringes Pole hervorrufen, wobei jedoch nur ein Teil der Ankerspulen, der mit den
Bürsten in Verbindung steht, elektromagnetisch wirksam ist. Durch Verstellen der
Bürsten setzt man die durch Transformatorwirkung und Rotation induzierten EMKe des
Ankers in ein bestimmtes Verhältnis zu einander und kann Fig. 72. auf diese Weise ein beliebig veränderliches Drehmoment erzeugen
und dadurch die Geschwindigkeit regulieren bezw. den Motor umsteuern. Diese Art der
Tourenregulierung entspricht den vollkommeneren Steuerungen an Dampfmotoren, bei
denen die Expansion geändert wird. Wegen starker Funkenbildung am Kommutator hat der
Motor jedoch keine Erfolge aufzuweisen.
(Fortsetzung folgt.)