Titel: | Der Einphasen-Wechselstrommotor. |
Autor: | A. Linker |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 738 |
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Der Einphasen-Wechselstrommotor.
Bauart, Wirkungsweise und Eigenschaften der bisher
angegebenen Konstruktionen.
Von Dipl.-Ing. A. Linker.
(Fortsetzung von S. 726 d. Bd.)
Der Einphasen-Wechselstrommotor.
c) Repulsionsmotoren.
Auf Grund eingehender Versuche über elektroinduktive Abstoßung (Repulsion)
hervorgerufen durch magnetische WechselfelderEl.
World., Mai 1887, Bd. 9, S. 258.El., Mai 1890, Bd. 25, S. 35.E. T. Z., 11. Juli 1890, S. 387, 399, 435. (Flemming.)E. T. Z., 25. Dezember 1891, S. 707. (Uppenborn.) zeigte Elihu
Thomson im Jahre 1887, daß man diese Erscheinung zum Betrieb eines
Wechselstrommotors verwenden könne. Motoren, welche auf diesem Prinzip beruhen,
haben beim Anlauf ein kräftiges Drehmoment, welches jedoch mit steigender
Umdrehungszahl abnimmt und bei Synchronismus niedrig ist. Die Umdrehungszahl ändert
sich ebenfalls stark mit der Belastung ähnlich wie bei einem Hauptschlußmotor.
Textabbildung Bd. 322, S. 738
Fig. 73.
Sein erster Motor (3, 4) bestand aus zwei konzentrischen,
kreisförmigen Spulen (Fig. 73), von denen die äußere
(I) feststehende den Wechselstrom zugeführt
erhielt. Die innere (II) war darin frei drehbar
angeordnet und ihre Enden führten zu zwei Kommutatorlamellen von 90 ° Breite. Durch
Kurzschließen der Bürsten b kann infolge der im
sekundären Ring induzierten EMK ein Strom entstehen, dessen Feld entsprechend der
Bürstenstellung einen bestimmten Winkel mit dem Primärfeld bildet, wodurch ein
Drehmoment hervorgerufen wird, welches bei Anlauf am größten ist. Da jedoch nach
einer Drehung von 90° der Kurzschluß der Spule geöffnet werden muß, um kein
negatives Drehmoment zu erhalten, so besitzt eine solche Vorrichtung tote Punkte.
Zur Erzeugung eines während einer Umdrehung gleichgerichteten Drehmoments ordnet Thomson mehrere Spulen nach Art einer offenen
Trommelwicklung an, die an eine gleiche Anzahl von Segmenten angeschlossen sind. Da
der Motor kein Eisen enthält, so ist seine Wirkung gering. Er hat deswegen in dieser
Form nur als Leistungsmesser oder Zähler Anwendung gefunden.
Auch eine andere Konstruktion von E. Thomson (26, 27, 29), bei welcher eine Ringwicklung benutzt wird,
hat wegen der schlechten Ausnutzung des Wicklungsraumes und des jedenfalls starken
Feuerns der Bürsten keine praktische Bedeutung erlangt.
Zur Vermeidung des Kommutatorfeuers ordnet J. van
Depoele (36, 66) bei seinem MotorC. f. E., 20. September 1889, Bd. 12, S.
154. zwischen oder über den zum Kommutator geführten Spulen
besondere in sich geschlossene Spulen aus einigen Windungen an (vergl. Fig. 19). Im übrigen weicht die Konstruktion von den früher angegebenen
nur insofern ab, als die Armatur als Ring innerhalb des Feldes rotiert und in dem
von den Bürsten gebildeten Kurzschlußzweig ein Regulierwiderstand vorgesehen
ist.
Textabbildung Bd. 322, S. 739
Fig. 74.
Auf einem anderen Prinzip beruht der von P. Nipkow (39) angegebene Motor, wie ihn Fig. 74 zeigt. Er besitzt ein vom Wechselstrom erregtes Feld I und eine gewöhnliche Gleichstromarmatur mit
Kommutator, dessen Bürsten nicht wie beim Gleichstrommotor in der neutralen Zone,
sondern um ½ Polteilung (90 elektr. Grad) dagegen verschoben, also in der Polachse
angeordnet sind. Infolge der Transformatorwirkung des Ankers kann von den Bürsten,
die sich in den Punkten höchsten und niedrigsten Potentials befinden, ein Strom zur
Erregung eines um eine halbe Polteilung gegen I
verschobenen Magnetsystems II abgenommen werden, dessen
Feld in Phase mit dem Ankerstrom ist und infolgedessen mit ihm ein Drehmoment
erzeugt. Man könnte diesen Motor daher auch als Hauptschlußmotor ansehen, dessen
Felderregung und Ankerstrom nicht durch Konduktion, sondern durch Transformation
hervorgerufen werden. Allerdings ist das Anlaufmoment wegen der großen Reaktanz des
Sekundärkreises klein und der Anlaufstrom ziemlich hoch. Auch beim Lauf arbeitet 4er
Motor mit schlechtem Leistungsfaktor wegen der Reaktanz des Magnetsystems II.
Durch Verbreiterung der Kommutatorbürsten sucht L.
Gutmann (80) die Eigenschaften des
Repulsionsmotors zu verbessern, benutzte jedoch anfangs nur eine Bürste, von welcher eine Anzahl in der neutralen Zone und vor einer
Polhälfte gelegener Spulen einer einfachen Ringwicklung kurzgeschlossen wurden.
Infolge des. Kommutatorfeuers versah er jedoch den Anker mit einer offenen Wicklung
oder ordnete in ähnlicher Weise wie Depoele (s. Fig. 19) in sich kurzgeschlossene Spulen über der
Armaturwicklung an, die zur Dämpfung der Kurzschlußströme dienen sollten. Da auch
dieses Mittel ebenso wie die Anwendung einer zweifach geschlossenen Wicklung
jedenfalls wenig Erfolg hatte, schloß er die vor diametralen Polhälften gelegenen
Spulen einer Ringwicklung nunmehr durch zwei Bürsten gleicher Breite kurz und
benutzte später zur Verbesserung des Wirkungsgrades (87,
89) statt der früheren breiten Bürsten V-förmigeE. T. Z., 7. Oktober 1892, S. 561.
deren Oeffnungswinkel sich nach der Breite der Pollücken richtete. Zur Regulierung
der Geschwindigkeit besaß das Magnetfeld außerdem noch eine Sekundärwicklung, von
der durch einen Schalter mehr oder weniger Windungen kurzgeschlossen werden konnten
oder welche, wie in einem späteren Patent (94) angegeben
ist, zur Erregung eines gegen die Hauptpole um weniger als 90° geneigten
Hilfspolpaares diente. Schließlich verwendete er (97) nur
zwei um etwa 90 elektr. Grad gegeneinander verschobene Bürsten, von denen die eine
in der neutralen Zone stand, und schloß sie durch einen regulierbaren Widerstand
oder eine über das Joch gewickelte Spule. Bei allen diesen Anordnungen ist die
Drehrichtung umgekehrt wie beim ursprünglichen Repulsionsmotor von Thomsen und zwar entspricht sie der Verschiebung der
Bürste aus der geometrisch neutralen Zone. Diese Anordnungen haben jedoch keine
praktische Bedeutung erlangt.
Während nun Thomson diesen Uebelstand durch Anwendung
einer offenen Wicklung zu vermeiden suchte, hat die El.
A.-G. vorm. Schuckert & Co., Nürnberg (113), auf die in Fig.
75 dargestellte WeiseEl. Anz.,
10. Januar 1895, S. 38. eine kontinuierliche Drehung des
Feldsystems F erhalten, indem sie durch den
Schaltapparat S einzelne Spulen des feststehenden
Ankers A (in der Figur z–B, 1–1' und
3–3') abwechselnd
kurzschloß. Infolge der elektroinduktiven Abstoßung der dadurch entstehenden und
gegen das Feld F verschobenen Pole kommt ein Drehmoment
zustande. Diese Konstruktion ist jedoch etwas kompliziert und besitzt den Nachteil
einer großen Anzahl von Bürsten, weswegen sie schon aus diesem Grunde keine
Bedeutung für die Praxis haben konnte.
Textabbildung Bd. 322, S. 739
Fig. 75.
Textabbildung Bd. 322, S. 739
Fig. 76.
Textabbildung Bd. 322, S. 739
Fig. 77.
In ähnlicher Weise und mit denselben Nachteilen, wie bei den Motoren von Gutmann, haben R. Lundell
& Johnson (128, 137)
nach Fig. 76 zwei durch kleine Widerstände r geschlossene Bürstensätze angeordnet, von denen der
eine B' gegen den anderen feststehenden B verschiebbar ist, wodurch eine Regulierung der
Geschwindigkeit und Umsteuerung erfolgen kann. Die Anwendung körperlicher Pole ist
dabei ein großer Nachteil (vergl. Brown, Boveri &
Co., Fig. 92).
E. Arnold verwendete zuerst 1892 als Rotor einen
gewöhnlichen Gleichstromanker und ein Feld mit kontinuierlichem Eisen und verteilter
Wicklung, so daß sich ein Drehfeld ausbilden konnte. Die Bürsten sind um etwa 45
elektr. Grad aus der Achse des Hauptfeldes verstellt und kurzgeschlossen. Dieser
Motor, als Wagner-Motor in Amerika bekannt, hat große
Verbreitung gefunden (weiteres s. Fig. 138).
Zur Vermeidung der Funkenbildung am Kommutator verwendet E.
Arnold (143) mehrteilige Bürsten B (Fig. 77), von denen
die einzelnen Teile verschiedener Polarität direkt oder durch Widerstände r untereinander verbunden sind. Dadurch wird erreicht,
daß von dem ganzen Arbeitsstrom immer nur ein Teil über eine Bürste fließt, wenn die
Isolation zwischen den Lamellen dicker als eine Teilbürste gewählt wird, so daß zwei
benachbarte Lamellen von ihr nicht überbrückt werden können.
E. A. Clark (144, 145) ordnet
nach Fig. 78 zwischen den körperlichen Hauptpolen
unbewickelte Polansätze ab
an, welche den
Zweck haben sollen, die Bildung eines starken Querfeldes zu ermöglichen und dadurch
das Drehmoment zu vergrößern. Die Anordnung hat jedoch keine praktische Bedeutung
erlangt.
Textabbildung Bd. 322, S. 740
Fig. 78.
Eine ganze Reihe besonders eigentümlicher Motorkonstruktionen ist ferner von L. B. Atkinson in seinem Vortrag vor der Institution of
Civil Engineers, London, im Jahre 1898 angegeben. Fig.
79 zeigt einen Repulsionsmotor (176, 178), bei welchemMin. of
Proceed., 22. Februar 1898, Bd. 133, S. 132. die Statorwicklung
in zwei gegeneinander um 90 elektr. Grad verschobene Wicklungen zerlegt ist. Hierbei
erzeugt die Wicklung II mit dem vom Feld I in dem kurzgeschlossenen Anker induzierten Strom ein
Drehmoment, welches den günstigsten Wert erreichen würde, sobald beide Faktoren
(Feld und Ankerstrom) gleiche Phase hätten. Zu dem Zweck ist parallel zur Wicklung
I ein Regulierwiderstand r geschaltet. Dadurch wird das Feld der Wicklung I um soviel gegenüber dem Feld II nacheilend
verschoben, daß der Ankerstrom gegen das Feld II eine
Phasenverschiebung von genau 180° erhält, vorausgesetzt, daß die Streuung klein ist.
Auf diese Weise ist eine Regulierung der Phasenverschiebung möglich. Der Widerstand
R dient zur Veränderung des Drehmoments bezw. der
Geschwindigkeit. Abgesehen von der schlechteren Raumausnutzung hat diese Form
gegenüber dem gewöhnlichen Repulsionsmotor von Thomson
den Nachteil, daß unter sonst gleichen Verhältnissen der Magnetisierungsstrom größer
wird, dagegen den Vorteil, daß man das erregende Feld und den Ankerstrom verändern
kann.
Textabbildung Bd. 322, S. 740
Fig. 79.
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Fig. 80.
Textabbildung Bd. 322, S. 740
Fig. 81.
Nach demselben Prinzip, wie von Nipkow (Fig. 74) angegeben, ist ferner von Atkinson (176, 178) ein
MotorMin. of Proceed.,
22. Februar 1898, Bd. 133, S. 132. konstruiert, bei welchem nach
Fig. 80 die im Anker induzierte EMK dazu benutzt
wird, die um 90 ° gegen die Hauptwicklung I
verschobenen Spulen II zu erregen, wodurch ein
motorisch wirksames Querfeld entsteht. Jedoch wäre beim Anlauf die
Phasenverschiebung wegen der Reaktanz des Ankers und der Wicklung II sehr groß, wodurch das Drehmoment verkleinert würde.
Im Gegensatz zu Nipkow schaltet daher Atkinson einen induktionsfreien Widerstand R in den Stromkreis II,
wodurch der Leistungsfaktor allerdings auf Kosten des Wirkungsgrades verbessert und
der Anlaufstrom verkleinert wird.
Anstatt die Wicklung II vom Hauptstrome
durchfließen zu lassen, legt Atkinson sie in den
Nebenschluß zur Wicklung I, wie Fig. 81 zeigt. Diese Anordnung hat die Nachteile des
gewöhnlichen Nebenschluß-Kommutatormotors. Zwar wird die Selbstinduktion der
induzierenden Wicklung I aufgehoben, dagegen bleibt
aber die der Spulen II bestehen. Zwischen dem
Ankerstrom und dem motorisch wirksamen Feld II besteht
daher eine große Phasenverschiebung, wodurch das Drehmoment stark verringert wird.
Legt man dagegen das Feld II an eine Spannung, welche
um 90° gegen die Spannung der Wicklung I verschoben
ist, wie es ebenfalls von Atkinson vorgeschlagen ist,
so wird das Drehmoment seinen normalen Wert erreichen und der Leistungsfaktor nahezu
gleich der Einheit. Die Anordnung ist jedoch wegen der Notwendigkeit einer zweiten
Phase zu umständlich.
Durch Einführung eines zweiten kurzgeschlossenen BürstenpaaresMin. of Proceed. 1898, Bd. 133, S. 134 u.
146. in der Achsenrichtung der Wicklung II erhält schließlich Atkinson aus der Fig. 79 eine Maschine, welche die Eigenschaften eines
Repulsionsmotors beim Anlauf, eines Induktionsmotors bei Lauf besitzt. Fig. 82 zeigt das Schema dieses Motors, der beim
Anlauf ein großes Drehmoment und bei Lauf eine gute Kompensierung und große
Ueberlastungsfähigkeit aufweist. Dasselbe könnte jedoch auch ohne die Wicklung II nur durch Verschiebung des Bürstenkreuzes erreicht
werden, wie es später bei dem Motor von Milch (Fig. 156) angegeben ist.
Textabbildung Bd. 322, S. 740
Fig. 82.
Textabbildung Bd. 322, S. 740
Fig. 83.
Auch bei der Fig. 80 hat Atkinson durch Anordnung kurzgeschlossener Bürsten in der
QuerfeldachseMin. of Proceed.,
1898, Bd. 133, S. 145. entsprechend Fig. 83 eine Verbesserung der Wirkungsweise erzielt. Wenn nun auch in der
Richtung der beiden Bürstensysteme im Anker EMKe induziert werden, welche zur
Kompensation der Phasenverschiebung beitragen, so kann eine vollkommene
Kompensierung auf diese Weise niemals erreicht werden, da die Wicklung II vom Anker gespeist wird und infolge der Streuung
zwischen beiden eine Reaktanzspannung auftritt, welche den Leistungsfaktor
erniedrigt. Trotz des doppelten Bürstensatzes besitzt der Motor nicht, wie man
eigentlich annehmen müßte, die Charakteristik eines Asynchronmotors, sondern
diejenige eines Hauptschlußmotors.
Textabbildung Bd. 322, S. 740
Fig. 84.
Textabbildung Bd. 322, S. 740
Fig. 85.
Fig. 84 stellt ferner eine andere Konstruktion
(176, 178) dar, bei welcher der Magnetisierungsstrom
von der Wicklung III im Anker induziert wird. Durch die
schräge Anordnung und Phasenverschiebung des Erregerfeldes wird jedoch das
Drehmoment verkleinert.
Während die bisher angegebenen Konstruktionen infolge der Verwendung körperlicher
Pole nicht nur große Streuung und damit schlechten Leistungsfaktor, sondern auch ein
kleines Anlaufsmoment und geringe Ueberlastungsfähigkeit besitzen, vermeidet die
Firma The Langdon-Davies Electric Motor Co., Ltd., (184, 190) diese Nachteile, indem sie nach Fig. 85 das Statoreisen ebenso wie es E. Arnold schon 1892 getan hat, gleichmäßig als Ring
ausbildet und die Hauptwicklung F in Nuten desselben
unterbringt. Dadurch wird die Entstehung eines Drehfeldes begünstigt und infolge der
verminderten Streuung der Leistungsfaktor vergrößert. Außerdem wird der Kommutator
umsomehr von Strömen entlastet, je mehr die Form des Drehfeldes sich einem Kreise
nähert, was besonders bei einem kontinuierlichen Statorring leichter möglich ist, da
die Streuung gering wird, als bei Anordnung körperlicher Pole.
Textabbildung Bd. 322, S. 741
Fig. 86.
Außer dieser Schaltung, die sich auch für Hochspannung gut eignet, ist noch eine
andere (Fig. 86) angegeben. Der Rotor A erhält hierbei den Strom direkt vom Netz, während die
Statorwicklung in zwei gegen die Bürsten geneigten Punkten über einen regulierbaren
Widerstand r geschlossen ist. Der Leistungsfaktor wird
wie in einem normalen Repulsionsmotor keinen hohen Wert annehmen können, weil das
motorisch wirkende Feld senkrecht zu den Bürsten durch den transformatorisch
induzierten Sekundärstrom hervorgerufen wird, dessen Streufeld nicht kompensiert
ist.
Dem Prinzip und der Bauart nach identisch mit den von Nipkow (Fig. 74) und Atkinson (Fig. 80)
beschriebenen Motoren sind von F. Vogel (203) mit kleinen Aenderungen einige Konstruktionen
angegeben, bei denen nach der Patentschrift zu urteilen, die Wirkungsweise nicht
richtig erkannt ist. Darnach soll die Form der Fig.
74 (mit Fig. 1–3 der Patentschrift übereinstimmend) bei mittlerer Primärspannung oder
veränderlicher Belastung sich ähnlich wie ein Gleichstrom-Nebenschlußmotor
verhalten, während sie tatsächlich die Charakteristik des Hauptschußmotors
besitzt.
Da das Drehmoment als Produkt von Ankerstrom und Feldstärke Nullwerte aufweist, wurde
der Anker mit einer zweiten unabhängigen Wicklung versehen und durch zwei in der
Richtung der Hilfspole gelegene Bürsten über einen Widerstand geschlossen, um in
diesen Augenblicken ein Drehmoment durch das Hauptfeld und die Hilfswicklung zu
erzeugen. Es zeigte sich jedoch, daß auch die zweite Wicklung fortgelassen werden
konnte, wodurch sich dann die schon von Atkinson in
Fig. 83 angegebene Form ergab.
Textabbildung Bd. 322, S. 741
Fig. 87.
Erwähnt ist ferner in der Patentschrift eine Anordnung (Fig. 87), bei welcher die Wicklung II von
einer durch Wicklung I transformatorisch beeinflußten
Sekundärwicklung III gespeist wird. Im Prinzip stimmt
diese Schaltung mit Fig. 81 überein. Abgesehen von
dem Nachteil einer dritten Wicklung hat dieser Motor dieselben schlechten
Eigenschaften wie der Nebenschlußmotor von Atkinson (Fig. 81), da das Feld II wegen der konstanten Spannung bei jeder beliebigen
Geschwindigkeit eine Phasenverschiebung von nahezu 90° gegenüber der Klemmenspannung
besitzt, während die Phase des Ankerstroms von der Geschwindigkeit abhängig ist.
Durch Fortlassen der Wicklung II und direkte Zuführung
des Erregerstroms zum Anker vermittels der Bürsten B1 nach Fig. 88 würde
die Wirkungsweise des Motors günstiger werden, da infolge der Rotation des Ankers im
Felde I der Erregerstrom zum Teil vom Anker geliefert
wird. In dieser Form hätte man nämlich einen kompensierten Nebenschlußmotor.
Textabbildung Bd. 322, S. 741
Fig. 88.
C. Eberhardt (213) ordnet im
Anker eine ungerade Anzahl von diametral gewickelten Spulen an, deren Anfänge an die
Lamellen des Kommutators angeschlossen sind, während die Enden zu einem Sternpunkt
durch einen Schleifring vereinigt sind. Die Wirkungsweise entspricht derjenigen des
Motors von Thomson.
Nach demselben Prinzip, wie es schon von Thomson (s.
Fig. 73) angegeben ist, haben auch Crompton & Co. und R. Goldschmidt (224) einen
Motor gebaut, der in einem zweipoligen Wechselfelde eine drehbare Spule enthält. Der
Motor hat sich jedoch praktisch nicht bewährt aus Gründen, die schon vorher bei der
ähnlichen Type erklärt sind.
Textabbildung Bd. 322, S. 741
Fig. 89.
Textabbildung Bd. 322, S. 741
Fig. 90.
Eine Verbesserung der Anordnungen von Nipkow (Fig. 74) und Atkinson
(Fig. 80) stellt der von D. Gurtzmann (231) konstruierte Motor (Fig. 89) dar. Während dort ein Feld mit körperlichen
Polen verwendet wurde, sind hier die in der Achse des Feldes liegenden Bürsten mit
den Punkten a gleichen Potentials der gleichmäßig
verteilten Statorwicklung verbunden. Ein Stromübergang aus dem Anker nach dem Netz
kann dabei nicht stattfinden, sondern die in dem Anker A transformatorisch erzeugte EMK ruft in der Statorwicklung Ströme hervor,
deren Feld um 90° gegen das Hauptfeld verschoben ist, d.h. senkrecht zur
Bürstenachse steht und in Phase mit den Ankerströmen ist.
Textabbildung Bd. 322, S. 741
Fig. 91.
Textabbildung Bd. 322, S. 741
Fig. 92.
Dadurch entsteht ein Drehmoment wie in einem Hauptschlußmotor.
Eine Veränderung des Drehmoments und der Geschwindigkeit kann außerdem durch Einschalten der
Widerstände r ermöglicht werden.
Zur Regulierung und Umkehrung der Geschwindigkeit ist ferner von D. Gurtzmann (232) der
Repulsionsmotor nach Fig. 90 mit je zwei unter sich
kurzgeschlossenen Bürsten b–b1 f. d. Pol versehen, die um eine halbe
Polteilung auseinanderliegen. Im Gegensatz zu der Anordnung Fig. 76 sind die Bürstensätze noch durch einen
veränderlichen Widerstand R geschlossen. Dadurch kann
für verschiedene Belastungen und Umdrehungszahl das Verhältnis zwischen dem von den
Bürsten b entnommenen Arbeitsstrom und dem nach b1 fließenden
Erregerstrom so eingestellt werden, daß möglichst große Phasenkompensierung und
außerdem funkenfreies Arbeiten erzielt wird.
Durch Einführung einer EMK in die Verbindung der Bürsten eines normalen
Repulsionsmotors erreicht C. F. Scott (240) nach Fig. 91 eine
Regulierung des Drehmoments und damit der Geschwindigkeit in weiten Grenzen.
Der Vorteil dieser Schaltung besteht darin, daß durch Benutzung des
Hauptschlußtransformators T eine gute Kommutierung bei
verschiedenen Geschwindigkeiten erreicht wird, während diese Eigenschaft dem
gewöhnlichen Repulsionsmotor besonders für übersynchronen Lauf nicht eigen ist.
Eine andere Vorrichtung zur Regulierung der Geschwindigkeit ist von L. Schüler (242) angegeben.
Hierbei laufen die Bürstenträger in einem um die Achse leicht drehbaren Gestell, so
daß die Bürsten durch Reibung vom Kommutator mitgenommen werden. Durch einen
gabelförmigen Anschlag, dessen Stellung von einem Geschwindigkeitsregulator
beeinflußt wird, kann die Bürstenverschiebung so eingestellt werden, daß die
Umdrehungszahl bei verschiedenen Belastungen konstant bleibt.
(Fortsetzung folgt.)