Titel: | Bemerkenswerte technische Neuerungen auf dem Gebiete der Zuckerfabrikation im ersten Halbjahr 1907 (s. d. Bd. 8. 278). |
Autor: | A. Stift |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 760 |
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Bemerkenswerte technische Neuerungen auf dem
Gebiete der Zuckerfabrikation im ersten Halbjahr 1907 (s. d. Bd. 8. 278).
Von k. k. landw. techn. Konsulent A.
Stift (Wien).
(Schluß von S. 749 d. Bd.)
Bemerkenswerte technische Neuerungen auf dem Gebiete der
Zuckerfabrikation usw.
Auf die Vorzüge eines neuen Sandfilters, dessen
Idee der Spodiumwaschmaschine von Hoffmann entstammt,
macht KostálekZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen 1907, 31. Jahrgang, S.
606. aufmerksam. Die Einrichtung dieses Filters ermöglicht nicht
nur eine gute Filtration, sondern auch nach Beendigung derselben ein rasches und
gründliches Auswaschen des Sandes im Filter selbst. Das Filter besteht aus einem
geschlossenen zylindrischen Gefäß, welches zur Hälfte mit Sand gefüllt ist, so daß
die Durchschnittsfläche des Zylinders demnach die Filterfläche darstellt. Der
filtrierte Saft fließt durch ein aus Zentrifugensieb verfertigtes, an dem Unterteil
des Filters angebrachtes Rohr ab. Das Filter arbeitet unter Druck und die Filtration
wird durch einen Ablaßhahn geregelt. Das Filter arbeitet 12–24 Stunden und das
Auswaschen des Sandes wird nach dem Aussüßen vorgenommen. Zu diesem Zweck wird
kaltes oder warmes Wasser eingeleitet und mit Hilfe einer Transmission der
Oberfläche des lagernden Sandes eine Neigung von 45° erteilt, so daß dadurch ein
ununterbrochenes Abrollen der Sandkörner eintritt und dieselben gewaschen werden. Es
genügen ein bis zwei derartige Wendungen, um mit wenig Wasser in 20–22 Minuten den Sand gründlich auszuwaschen. Wie die
praktische Erprobung gelehrt hat, können durch dieses Filter täglich 300–400
Meterzentner Grünsirup filtriert werden.
Seit einer Reihe von Jahren steht der Verdampfapparat
Kestner in der chemischen Großindustrie – namentlich in der Sodaindustrie –
mit ausgezeichnetem Erfolg in Anwendung, während er hingegen, trotz aller
Bemühungen, in der Zuckerindustrie keinen festen Fuß fassen konnte, Der Kestnersche Apparat ist eigentlich aus dem Yaryan-Apparat hervorgegangen, der, trotzdem er auf
richtiger Grundlage ruht, aus verschiedenen technischen Gründen versagt hat. (In
Oesterreich z.B. hat diesen Apparat nur eine Zuckerfabrik aufgestellt, und zwar
in der Kampagne 1890/91, mit demselben bis zur Kampagne 1905/06 gearbeitet, dann ihn
aber an einen Alteisenhändler verkauft und an seine Stelle eine Wellner-Jelinek-Verdampfstation in Betrieb gesetzt.)
Beim Studium des Yaryan-Apparates kam Kestner auf den Gedanken, es sei nichts weiter nötig,
wenn man eine Flüssigkeit auf einer Fläche, Rohre oder ebene Fläche sei
gleichgiltig, gleichmäßig verteilen wolle, als eine Bewegung hinzuzufügen – ob durch
Luft oder Dampf sei zunächst ebenfalls gleichgültig –. Aus dieser Erwägung folgerte
er dann, daß die Verteilung gelingen müsse, wenn ein möglichst langes Rohr senkrecht
gestellt, von außen beheizt und nur zu einem Teil von unten mit Flüssigkeit
beschickt wird, indem in diesem Rohre durch die verdampfende Tätigkeit des
umgebenden Heizdampfes Dampfblasen aufsteigen, die die scharfe Bewegung, welche Kestner suchte, geben und dadurch den Saft an der Wand
hinaufschieben. Kästner nannte dieses System ein
Kletterprinzip. GroppDie Deutsche Zuckerindustrie 1907, 32.
Jahrgang S. 129. hat mit einem solchen Apparat in der
Zuckerfabrik Niezychowo einen Versuch angestellt, welcher vollkommen gelungen ist.
Der Apparat ist stehend angeordnet. Die eingeschalteten Messingrohre sind 7 m lang,
werden nur rund mit 1 m Flüssigkeit beschickt, wobei die Saftzuführung von unten und
– als wesentlicher Unterschied von den alten stehenden Körpern – der Saftabgang oben
ist. Der aufsteigende Dampf schiebt den Saft in dünnen Schichten an der Wand herauf
und er verläßt nun im Gegensatz zu der Rieselei, von unten den Apparat, nachdem er
die Rohre einmal passiert hat, um in den nächsten Körper einzutreten. Der Betrieb
des Apparates ist ein außerordentlich einfacher. Er besteht darin, daß man die
Pumpe, die man zur Beschickung des Apparates braucht, in Gang setzt, dann das
Dampfventil öffnet und das Ausströmventil des Saftes nach dem nächsten Körper aufmacht und ebenso
den Brüdenschieber zum nächsten Körper. In wenigen Sekunden ist der gewünschte Druck
hergestellt und der Apparat arbeitet. Naturgemäß ist es erforderlich, wenn man von
dem Apparat eine bestimmte Leistung verlangt, bestimmt insofern, als man den Dampf
für den nächstfolgenden Körper der Station gebraucht, daß man ihn mit einer
bestimmten Menge Saft beschickt. Das kann durch eine bestimmt gewählte Pumpe
geschehen, die selbstverständlich etwas größer sein muß als sie leisten soll. Damit
die Beschickung doch eine gleichmäßige ist, ist zwischen Pumpe und Körper ein
Regulierapparat von Schneider & Helmeke
eingeschaltet, der genau so viel Saft durchläßt, als der für die Zwecke des
Betriebes als richtig erkannte Stand des Apparates erfordert. Der Uebergang des
Saftes aus dem Kestner-Apparat zum nächsten Körper
würde nun, wenn nicht eine Vorrichtung eingeschaltet wäre, in stürmischer Weise
erfolgen; es würde nicht nur Saft übertreten, sondern auch ein Teil des Brüdens in
den Saftraum des nächsten Körpers, was natürlich nicht erwünscht und auch nicht
angängig ist. Gropp hat deshalb in die Leitung einen
ganz gewöhnlichen Schwimmertopf eingeschaltet, der den Saft in den Körper übertreten
läßt und den Brüden absperrt. Eine Befürchtung, daß eventuell bei dem stürmischen
Ausblasen des Dampfes aus den Röhren Saftteilchen übergerissen werden und in den
nächsten Körper gelangen, Verluste herbeiführen oder gar eine böse Havarie
verursachen, da, wo das betreffende Kondenswasser verwendet wird, ist unbegründet.
Wenn man sich klar macht, daß das Prinzip Kestner ein
ganz langsames Heraufklettern des Saftes hervorruft, so ist es ja auch
selbstverständlich, daß gar keine intensive stürmische Entwicklung von Bläschen aus
dem Saft am oberen Rohrboden entstehen kann. Es wurde daher auch in dem sogen.
Uebersteiger während der sechswöchentlichen Kampagne niemals die geringste Spur
Zucker gefunden. In Niezychowo steht der Apparat an erster Stelle eines
Triple-Effets von Saftkochern, arbeitet also als erster Körper. Sein Dampf geht in
einen zweiten Saftkocher, von dem aus die Vakua zum Teil geheizt werden. Der Dampf
des zweiten Saftkochers geht in den dritten Saftkocher, von dem wieder zum Teil die
Vakua geheizt werden, und erst der Dampf dieses dritten Saftkochers geht mit dem
Rückdampf der Maschinen in das alte Niederdruck-Triple-Effet. Daraus ergibt sich
natürlich, daß das Gefälle nach vorne zu ein außerordentlich hohes werden muß bei
der Anwendung alter Apparate, die ja nicht gut unter dem Temperaturgefälle von 10°
arbeiten können. Auch in diesem Falle beweist die Tatsache des sechswöchentlichen
Betriebes, daß das Kestnersche System allen alten
Systemen überlegen ist. Während die erwähnten Saftkocher 3 und 2 ein Gefälle von 10,
11 und 12° haben, hat der Kestner-Apparat nur ein
Gefälle von 7 ° C. Der Heizdampf braucht nur eine Spannung von 2½–3 at zu haben; der
Dampfdruck in der Dampfkammer des Kestner-Körpers
beträgt aber nur 2. 2 at. Trotzdem der erzeugte Saftdampf im Kestner-Apparat 128° hatte, ist niemals ein Karalemisieren des Saftes
eingetreten, was seine Ursache darin hat, daß der Saft nur ganz kurze Zeit
(höchstens 2 Min.) dieser hohen Temperatur ausgesetzt ist; in dieser Zeit ist jedes
Partikelchen durch die Röhren gegangen und zum nächsten Körper hinübergewandelt. Die
Leistung, die nun bei diesem abnorm niedrigen Temperaturgefälle von 7° trotzdem
entstanden ist, beträgt im Wärmeübertragungs-Koeffizienten ausgedrückt, d.h. für 1 °
Temperatur, 1 qm Heizfläche und 1 Minute, im Durchschnitt der angestellten Versuche
96,2, im Maximum sogar 108. Dies ist eine ganz gewaltige, ungewöhnliche Leistung,
wenn man bedenkt, daß Claassen in seinem Buche „Die
Zuckerfabrikation“ als höchste Zahl nur 50 angibt. Wenn man sich
vergegenwärtigt, daß mit 1 qm Heizfläche in diesem System glattweg das Doppelte
von dem erreicht wird, was bisher mit bekannten Systemen bester Art und Funktion zu
erreichen ist, so muß nach der Ansicht von Gropp das
Kestnersche System als ein gewaltiger Fortschritt
in der Verdampfstation, bezw. in der Verdampfungstechnik anerkannt werden.
Schließlich bemerkte Gropp noch, daß nach dem
sechswöchentlichen Betriebe die Messingrohre genau so aussahen, wie am ersten Tage,
also kein Steinansatz stattgefunden hatte, während die übrigen Apparate alle
Sonntage gereinigt werden mußten. Die Kosten eines Apparates von 100–120 qm
Heizfläche stellen sich nach den Angaben von Heyder f.
d. Quadratmeter, dem heutigen Messingrohrpreise entsprechend, auf M. 90.
Messingrohre kosten etwa M. 210 f. 100 kg. Ein gewöhnlicher Saftkocher würde
gegenwärtig M. 60 f. d. Quadratmeter kosten. Wenn man aber die Leistungsfähigkeit
eines jeden Apparates in Vergleich zieht, so kommt ein Kestner-Apparat immer noch bedeutend billiger, als ein gewöhnlicher
Saftkocher mit vollständiger Armatur. Die Sudenburger
Maschinenfabrik und Eisengießerei in Magdeburg-Sudenburg, welche die
Apparate ausführt, hat Sextuple-Effets für die chemische Industrie gebaut und dampft
z.B. Sodalauge und andere Laugen von 14–48° Beaumé in einem Durchgang ein.
Selbstverständlich richtet sich die Konzentration der heraustretenden Lauge und für
die Zuckerindustrie diejenige des heraustretenden Saftes nach den Heizflächen, die
entsprechend bestimmt werden müssen. Heyder glaubt nun
nicht, daß sich in dieser Beziehung Schwierigkeiten bei Zuckersäften ergeben würden.
Die Heizfläche muß zu der Leistung im Verhältnis stehen und ferner zu der gewollten
Konzentration des Saftes.
Textabbildung Bd. 322, S. 761
Fig. 32.
RuhnkeZeitschrift
d. Ver. d. Deutschen Zuckerindustrie 1907, 57. Band, S. 416.
macht auf den Hannemannschen Wasserstandregler
aufmerksam, welcher das Problem einer rationellen Kesselspeisung einfach und sicher
löst, und es ermöglicht, daß selbständig und unabhängig von der Wartung des Heizers,
dem Kessel kontinuierlich kleine Wassermengen zugeführt werden, so daß der
Wasserstand nur um etwa 5 mm schwankt. Die Vorrichtung (Fig. 32) besteht aus einem Durchgangsventil V, das vor dem gewöhnlichen Speiseventil in die Speiseleitung eingeschaltet wird.
Dieses Durchgangsventil wird durch das Gegenventil G
geschlossen. Letzteres ist durch ein Gestänge mit einer Membran im Gehäuse M verbunden. Sodann befindet sich auf dem Kessel das
Standrohr S von 25 mm 1. W., und etwa 1,5 m Höhe, das
oben einen Wassersack hat, bis zum normalen Wasserstand in das Kesselinnere führt
und hier mit einem Schutzrohr gegen Schlamm und Kesselstein umgeben ist. Außerdem
führt vom kleinen Absperrventil ein zweites Rohr durch einen Wassersack nach dem
Membrangehäuse über die Membran, während Rohr 5 unter der Membran dort einmündet.
Bei normalem Wasserstand sind beide Rohre voll Wasser und da dabei der Druck über
und unter der Membran derselbe ist, so bleibt das Ventil V geschlossen. Sinkt der Wasserstand, so fließt das Wasser vom Wassersack
aus Standrohr S aus und es tritt Dampf in dasselbe ein.
Hierdurch wird aber die Membran aus dem Gleichgewicht gebracht, da unten auf der
Membran ein hydrostatischer Druck einer Wassersäule ½ mal dem Querschnitt der
Membrane lastet. Auf der Membran lastet der Gewichtsdruck einer kleineren
Wassersäule und hebt sich daher die Membran und mit ihr das Gegengewicht G, so daß dadurch das Ventil V geöffnet wird und wieder Wasser in den Kessel gelangen kann. Zum Speisen
können beliebige Pumpen verwendet werden, jedoch empfiehlt es sich, hinter der Pumpe
in der Speiseleitung ein Sicherheitsventil einzuschalten, damit bei geschlossenem
Ventil V das Speisewasser daraus entweichen kann. Bei
Duplexpumpen kann man auch einen auf gleichen Prinzipien beruhenden Druckregler in
die Dampfzuleitung einschalten, der die Pumpen selbsttätig je nach dem Wasserbedarf
ein- und ausschaltet. Der Apparat hat sich in den letzten Jahren sehr eingeführt, da
bereits über 1000 Apparate im Betrieb sind. Nach durchgeführten
Verdampfungsversuchen seitens verschiedener Dampfkesselrevisionsvereine kann man
wohl mit 5–10 v. H. Kohlenersparnissen rechnen. In der Zuckerindustrie hat der
Apparat erst im letzten Jahre Eingang gefunden. Der Preis des Apparates stellt sich
auf M. 400, der der Rohrleitung auf etwa M. 50.
Nach SteinkühlerZeitschrift d. Ver. d. Deutschen Zuckerindustrie 1907, 57. Band, S.
419. liegt die Zuverlässigkeit des Apparates hauptsächlich in
dessen physikalischer Wirkung. Die Ursache des Hubes der Membrane besteht darin, daß
das Wasser aus dem Standrohr durch eigenes Gewicht in den Kessel fällt und durch die
Kondensation des Dampfes wieder in das Standrohr tritt. Hierdurch hebt und senkt
sich die Membrane mit dem Ventilkegel, so daß das Ventil selbsttätig auf- und
zugemacht wird, was sonst der Heizer zu besorgen hat. Die Schwankungen im
Wasserspiegel sind äußerst gering. Ein Kessel von 100 qm Heizfläche hat normal 23000
l Wasserinhalt. Die Schwankungen betragen 3–5 mm; bei einem Cornwall-Kessel mit 1,9 Wasserspiegelbreite mal 10–11 m Wasserspiegellänge
= rund 20 qm Oberfläche ergibt 5 mm Speisung 100 l Wasserzuführung. Eine jedesmalige
Zuführung von 100 l ist aber eine so geringe Menge, daß man sagen kann, der Kessel
bleibt stets in der Siedetemperatur. Das Ventil läßt man einige Minuten geschlossen,
worauf es sich von selbst hebt, so daß der Apparat fortgesetzt in Tätigkeit bleibt.
Neben der Kohlenersparnis tritt auch eine wesentliche Entlastung der Heizer ein: welche sich gerade bei größeren Anlagen bemerkbar
macht, dadurch, daß dieselben nicht mehr das An- und Abstellen der Pumpen und
Speiseventile zu besorgen haben. Es gibt Anlagen, wo nach Einbau der Apparate der
gleiche Betrieb mit acht Kesseln gehalten wurde, während vor dem Einbau immer zehn
Kessel im Betriebe waren. Dies kommt daher, daß die Heizer den zu bedienenden
Feuerungen und den anderen wichtigen Vorrichtungen erhöhte Aufmerksamkeit
widmen können.
In den beiden letzten Jahren war das Ehrhardt'sche
Luftrührverfahren wiederholt Gegenstand eingehender Erörterungen;
beachtenswerte Mitteilungen liegen auch aus jüngster Zeit vor. Mit den
Luftrührmaischen hat Ehrhardt den Zweck angestrebt,
eine mechanische Aufarbeitung der Nachprodukte zu bewirken, ohne genötigt zu sein,
hohe Kapitalien in den dazu nötigen maschinellen Einrichtungen anlegen zu müssen.
Zur Erreichung seines Zweckes hat Ehrhardt das Rühren
mittels Luftblasen vorgeschlagen, wozu die vorhandenen Nachproduktenbassins dienen
können, Die Luft ist ein ausgezeichnetes Rührmittel und ersetzt das mechanische
Rührwerk in vollkommenster Weise, sie bedingt aber keineswegs ein gesondertes
Verfahren und hat lediglich nur den Zweck, die in der Ruhe erstarrten Nachprodukte
breiflüssig und durch Pumpen und dergl. transportfähig zu erhalten, somit die
lästige und unsaubere Arbeit des Ausbringens der Nachprodukte bei der Bassin- resp.
Grubenarbeit aus der Welt zu schaffen. Die Druckluft wird durch Röhren (D. R. P. No.
121531) in die Maischen eingeführt und kann es dann leicht vorkommen, daß sich
zwischen den einzelnen Rohrmündungen Ablagerungen fester Stoffe bilden, die von den
Luftblasen nicht berührt werden. Zur Beseitigung dieses Uebelstandes hat sich Ehrhardt nachstehend beschriebene Vorrichtung
patentieren (D. R. P. No. 161937) lassen: Neben jeder Rohrmündung a (Fig. 33) erhebt sich
zu beiden Seiten je eine schräg gestellte Platte b,
deren unteres Ende etwas höher liegt als die Rohrmündung und die zwischen sich und
dem Rohre einen Zwischenraum i freiläßt. An ihren
oberen Enden lassen je zwei benachbarte Platten einen Abstand o zwischeneinander frei. Die aus den Rohrmündungen a entweichenden Luftblasen steigen dann nicht
ausschließlich am Rohr selbst in die Höhe, sondern sie teilen sich derart, daß nur
ein Teil durch die Oeffnungen i unmittelbar nach oben
gelangt, ein anderer Teil aber unter die schräge Fläche b tritt und so zu der Oeffnung o geführt
wird.
Textabbildung Bd. 322, S. 762
Fig. 33.
Textabbildung Bd. 322, S. 762
Fig. 34.
Auf diese Weise wird verhütet, daß unter den Platten b sich feste Ablagerungen bilden, wie auch ferner
oberhalb dieser Platten die Luft in der Flüssigkeit besser verteilt wird. Will man
die Wirkungsweise regeln können, so kann man die Platten b an ihren unteren Enden oder auch umgekehrt oder schließlich in der Mitte
drehbar machen (Fig. 34), wodurch ihre Neigungen und
damit auch die Durchschnittsöffnungen o verstellbar
werden. Es kann auch der Boden des Behälters mit Ausfüllungen c versehen werden, die so gestellt sind, daß ihre
Oberflächen sich der durch die Platten b gebildeten
Bodenform anschließen, wodurch der Raum unter den Platten noch geringer und
Ablagerungen von festen Stoffen noch sicherer vermieden werden. Sehr beachtenswert
sind nun die Erfahrungen, welche RöslerDie Deutsche Zuckerindustrie 1907, 32. Jahrg.,
S. 324. mit Ehrhardtschen
Luftrührmaischen während einiger Jahre gemacht hat und die sich in seinem Betriebe
als durchaus vorteilhaft, betriebssicher und in ihrer Leistung als ebenso gut wie
alle gleichen Zwecken dienenden konkurrierenden Anlagen, erwiesen haben. Die anfangs
gehegte Befürchtung, daß die zu rührenden strammen Füllmassen dem Rührmittel
„Luft“ einen bedeutenden Widerstand entgegensetzen würden, hat sich als
unbegründet erwiesen, da die Luftblasen auf die breiflüssigen Massen eine derartige
eruptive Gewalt ausübten, wie ein derart kräftiges Untermischen mit mechanischen
Rührwerken niemals zu erreichen ist. Ein weiterer Vorteil des Verfahrens liegt auch
in der Raumausnutzung, die durch kein anderes Verfahren in dem Maße zu erreichen
ist; während die Transmissionen sonst ⅓ des zur Verfügung stehenden Raumes, mag es
nun Bodenfläche oder Raum über den Maischen, also in der Höhe, beanspruchen, genügt
bei den Ehrhardtschen Maischen ein schmaler Zugang von
500–600 mm Breite und eine lichte Höhe über den Bassins von wenigen 100 mm. Durch
das Zusammendrängen des Maischraumes in enge Gebäuderäume wird der Raum auch besser
warm gehalten, so daß es nur nötig ist, die Luftschichten unter den Böden der Gefäße
durch einen Rippenheizkörper auf einer Temperatur von 40° C zu halten. Die
Luftrührfüllmassen stehen den Füllmassen der Ruhekrystallisation nicht nur nicht
nach, sondern sie liefern glänzende, schön ausgebildete Krystalle, die sich besser
verarbeiten lassen als die aus der Ruhekrystallisation erhaltenen. Die Kosten einer
Anlage sind erheblich niedriger als diejenigen einer mechanischen Rührmaische.
Während das Kubikmeter Maischraum in mechanischen Rührmaischen etwa 100 und 200 M.
(ob offen oder geschlossen, exkl. Säulen, Träger usw.) kostet, stellt sich das
Kubikmeter in Luftrührmaischen auf 10–15 M., wenn die Bassins vorhanden sind und auf
20–25 M., wenn die Bassins neu beschafft werden müssen. Dazu kommt noch die
Patentgebühr, die den Preis etwa verdoppelt; Träger, Säulen usw. kommen nicht in
Frage. Beachtet man, daß der Akkordsatz für 100 Pfd. geschleuderten
Nachproduktzuckers von 25 Pfg. auf 7–7,5 Pfg. heruntergesetzt werden kann, daß die
Ausreifezeit der Füllmassen auf etwa ⅓ heruntergeht und dementsprechend die
Nachkampagne verkürzt und Kohlen im wesentlichen Umfang erspart werden, daß ferner
der Verkauf der Nachprodukte kurz nach Schluß der Kampagne erfolgen kann und die
entfallenden Zinsen in Rechnung zu stellen sind, daß die Amortisation aber nur sehr
geringe Summen in Anspruch nimmt, so ist an der Rentabilität einer
Luftrührmaischanlage nicht zu zweifeln, ganz abgesehen davon, daß durch Abwechselung
der Krystallisation in Ruhe (Rösler rührt nämlich nur
von Zeit zu Zeit, alle 12 Stunden) mit der Krystallisation in Bewegung größere
Ausbeuten erzielt werden als bei irgend einer anderen Maischanlage.