Titel: | Zeitschriftenschau. |
Autor: | H. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 781 |
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Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Apparate.
Indikator. (Wagener.) Um bei Kurbelweg- oder Zeitdiagrammen die den bestimmten Lagen
des Triebwerkes entsprechenden Punkte einzutragen, werden bisher besondere meist
elektromagnetisch gesteuerte Schreibzeuge verwendet, die gleichzeitig dazu dienen
können, mit Hilfe eines besonderen Stromsenders Zeitmarken in die Diagramme
einzutragen.
Bei dem neuen Markenschreibzeug des Verf. wird ein an dem Anker
eines Elektromagneten federnd aufgehängter Schreibhebel verwendet. Wird hierbei
mittels eines an der Hauptoder der Steuerwelle der zu untersuchenden Maschine
angebrachten Stromsenders der Elektromagnet erregt, so wird nicht nur eine
Ortmarke, sondern dahinter in einer wellenförmigen Linie das Bild einer gedämpften
Schwingung aufgezeichnet. Aus diesem Linienzuge kann dann die Geschwindigkeit
ermittelt werden, mit der sich die Schreibfläche während des Indizierens bewegt hat.
Die Auswertung dieses wellenförmigen Linienzuges sowie die Feststellung der
Nacheilungsdauer des Markenschreibzeuges wird ausführlich erläutert. (Zeitschrift
des Vereins deutscher Ingenieure 1907, S. 1365–1374.)
Pr.
Elektrotechnik.
Elektrolytische Zinkabscheidung.
(Snowdon.) Untersucht wurden die Bedingungen der
Zinkabscheidung an rotierender Kathode, durch Aenderung des Gehaltes der Lösung an
Zink, Säure oder Alkali, Reduktionsmittel, sowie der Stromdichte und Temperatur. Die
obere Grenze in der Stromdichte, bei welcher der Niederschlag schlecht zu werden
beginnt, hängt mehr von der Rührgeschwindigkeit als von allen anderen Einflüssen
ab.
Gute Zinkniederschläge kann man aus alkalischen, wie aus sauren
Lösungen erhalten, auch wenn die Stromdichte 60 Amp. auf den Quadratdezimeter
beträgt, vorausgesetzt, daß die Kathode sich rasch genug dreht
Da Zink sich aus stark alkalischen Lösungen schnell abscheidet, so
kann man den Widerstand der Lösung und damit die Badspannung für jede gegebene
Stromdichte sehr niedrig machen. Die Stromausbeute ist bei alkalischen Lösungen
hoch.
Aus alkalischen Lösungen erhält man feiner kristallinische
Niederschläge als aus sauren Lösungen. Die Größe der Kristalle wächst mit der
Temperatur und dem Zinkgehalt der Lösung und nimmt ab mit steigender Stromdichte.
(Electrochemical and metallurgical Industry 1907, S. 222–223.)
A.
Materialienkunde.
Legierungen. (Tammann.) Im anorganisch-chemischen Institut der
Universität Göttingen sind unter Leitung von G. Tammann
neuerdings eine Anzahl Legierungen metallographisch untersucht worden. R. S. Williams hat die Legierungen von Antimon mit Mangan, Chrom, Silicium und Zinn, von Wismut mit Chrom und Silicium, von Mangan mit Zinn und Blei untersucht, E. Isaac diejenigen des Eisens mit Platin.
Es mischen sich in flüssigem Zustande vollständig: Sb–Mn, Sb–Cr,
Sb–Si, Sb–Sn, Mn–Sn. Flüssiges Blei nimmt nicht mehr als 12 v. H. Mangan und
umgekehrt geschmolzenes Mangan nicht mehr als 10 v. H. Blei auf. In flüssigem Wismut
lösen sich nur 2 v. H. Silicium; Silicium löst kein Wismut auf. Wismut und Chrom
lösen einander gar nicht.
Als Verbindungen wurden festgelegt
Sb2Mn3, SbMn2; Sb2Cr, SbCr;
SnMn4, SnMn2;
unsicher sind SbSn und SnMn. Keine Verbindungen bestehen zwischen Sb und Si, Bi und
Cr, Bi und Si, Mn und Pb.
Mischkristalle werden gebildet
zwischen Sb und Mn (von 50–60 Atomprozent und 65–69 Atomprozent Mn), zwischen Sb und
Cr (50–52,5 v. H. und 95–100 v. H. Cr), zwischen Sb und Si (0–0,3 und 99,0–100
Gewichtsprozent Si), zwischen Sb und Si (0–8,0 Atomprozent, 50,0–53,0, 99,0–100,0 v.
H. Sb, zwischen Bi und Si (0–0,8 Gewichtsprovent v. H. Si), zwischen Mn und Sn
(96–100 Atomprozent Mn).
Es werden keine Mischkristalle
gebildet von Bi mit Cr und von Mn und Pb.
Die Abkühlungsgeschwindigkeit hat bekanntlich oft Einfluß auf die
Struktur der Legierungen. Besonders augenfällig ist dieser Einfluß bei der Legierung
etwa gleicher Atomprozente von Zinn und Antimon. Während die rascher abgekühlte
Legierung bei 24facher Vergrößerung, geätzt mit alkoholischer Eisenchloridlösung,
große helle Mischkristalle auf dunklem Grunde zeigt, ist nach 36 stündigem Erhitzen
auf 400° die Fläche ganz gleichmäßig geworden. Die antimonreicheren Mischkristalle
haben sich mit der dunklen zinnreicheren Masse zu einer einheitlichee Kristallart
umgesetzt, die der Formel SbSn entspricht.
Eisen und Platin bilden bei höheren Temperaturen eine lückenlose Reihe von
Mischkristallen. Bei tieferen Temperaturen treten Umwandlungen ein, durch welche
diese Reihe in zwei weitere Reihen von Mischkristallen zerfällt, von denen die eine
von 0 bis etwa 50 v. H. Platin und die andere von 60–100 v. H. Platin reicht.
In dem geschmolzenen Eisen löste sich das Platin auffallend
schnell. (Z. f. anorgan. Chemie, 55, S. 1–33 und 63 bis 71.)
A.
Verbrennungswärme vonSilizium.H. N. Potter verbrannte Silizium, das frei von
Karborundum war, in einem Kalorimeter, das aus zwei konzentrischen Bomben
bestand, und fand 7595 Grammkalorien als Verbrennungswärme von 1 g Silizium. Daraus
berechnete sich 28,4 × 7595 = 215692 Grammkalorien für 1 Grammäquivalent.
(Electrochemical and metallurgical Industry 1907, S. 229.)
A.
Motorwagen.
Gillet-Lehmann-Regler. (von Eicken.) Bekanntlich kommt die Gemischbildung im
Spritzvergaser dadurch zustande, daß beim Saughube infolge Luftverdünnung im
Ansaugrohr eine gewisse Menge Brennstoff aus dem Schwimmergehäuse durch eine im
Vergaserraum sitzende Düse emporgetrieben wird. Hierbei zerstäubt der Brennstoff,
und mischt sich mit dem den Vergaser durchstreichenden Luftstrom.
Nun ist aber je nach der Geschwindigkeit des Saughubes die
Luftverdünnung im Ansaugrohr verschieden und zwar ist sie um so größer, je schneller
der Saughub erfolgt, weil das Nachströmen der Luft in den Vergaser nicht so schnell
geschieht, wie das Absaugen. Hieraus folgt, daß auch die Menge des durch die Düse
angesaugten Brennstoffes mit der Geschwindigkeit des Motors wächst, und zwar
schneller als die Luftgeschwindigkeit im Vergaser, so daß bei hoher
Umdrehungsgeschwindigkeit des Motors ein bedeutend brennstoffreicheres Gemisch wie
bei geringer Umdrehungszahl erzeugt wird.
Diesem Umstände tragen die verschiedenen Vergaserkonstruktionen
dadurch Rechnung, daß sie bei höherer Umdrehungszahl des Motors den Zylindern außer
dem Gemisch atmosphärische Luft zuführen. Die Regulierung dieser
Luftzuführungsvorrichtung erfolgt teils von Hand, teils selbsttätig durch
Zentrifugalregulator oder durch Schnarchventil. Die Handregulierung erfordert
abergroße Aufmerksamkeit und eingehende Sachkenntnis und erreicht dennoch bei weitem
nicht den Ausgleich, den eine selbsttätige Regulierung bewirken kann. Erfolgt
letztere durch den Regulator, der auf Kolbenschieber, Drehschieber oder eine zweite
Drosselklappe wirkt, so arbeitet sie meist richtig, versagt aber vollständig, wenn
der Motor durch größere Beanspruchung in langsameren Gang kommt. Der Eintritt der
Zusatzluft, der in diesem Falle ganz geschlossen sein sollte, ist geöffnet, was zur
Folge hat, daß das Gemisch zu dünn wird und die Kraftentfaltung gerade im Augenblick
der höchsten Beanspruchung vermindert. In dieser Hinsicht arbeiten die
Schnarchventile, gleichviel, ob sie als Federventile oder als Kugelventile
ausgebildet sind, richtiger, weil ihre Tätigkeit von der Ansauggeschwindigkeit
abhängig gemacht ist. Ihre Schwäche besteht in dem Mangel an Empfindlichkeit den
Schwankungen der Ansauggeschwindigkeit gegenüber, weil die Regulierung auch hier
durch Bewegung maschineller Teile erfolgt, welche durch ihre Trägheit die Einwirkung
der Drehschwankungen verzögern.
Der Gillet-Lehmann-Regler bezweckt
ohne maschinelle Einrichtung, unabhängig von der Umdrehungszahl des Motors, ein
stets gleichbleibendes Gemisch im Vergaser zu erzielen, indem er den
Druckunterschied im Schwimmergehäuse und in der Düse so beeinflußt, daß die
Austrittsgeschwindigkeit des Brennstoffes der Durchschnittsgeschwindigkeit der durch
den Vergaser gehenden Luft proportional bleibt.
Die jeweilige Verminderung des Druckunterschiedes auf dasjenige
Maß, welches für die richtige Zusammensetzung des Gemisches bei den verschiedenen
Umlaufzahlen erforderlich ist, wird dadurch erreicht, daß der Regler nicht den
vollen Druck der Atmosphäre auf die Brennstoffoberfläche im Schwimmergehäuse wirken
läßt, sondern die Luft bei jedem Saughube zum Teil durch Absaugen aus dem oberen
Teil des Schwimmergehäuses vermindert.
Das Absaugen geschieht mittels Rohrleitung, die zwischen der
Saugleitung des Motors und dem Luftraum über dem Brennstoff im Schwimmergehäuse
eingeschaltet ist.
Durch Einstellung des Reglers hat man es nun in der Hand, den
Einfluß der Druckminderung in der Saugleitung auf den Druck im Schwimmergehäuse so
zu regeln, daß die Austrittsgeschwindigkeit des Brennstoffes aus der Düse bei wechselnder
Umdrehungszahl des Motors der Luftgeschwindigkeit im Vergaser proportional
bleibt.
Textabbildung Bd. 322, S. 783
Fig. 1.
In der Hauptsache besteht der Apparat (Fig. 1) aus dem bei B an das
Schwimmergehäuse angeschlossenen Rohraufsatze A, von
dem zwei Rohrleitungen C und D zur Saugleitung des Motors führen, und zwar ist die eine vor, und die
andere hinter der Drossel angeschlossen. Beide Rohre können nun mittels des in die
obere konische Bohrung des Rohraufsatzes A eingepaßten
Hahnkükens K, dessen unteres Ende in Höhe der
Rohröffnungen C1D1 schräg abgeschnitten
ist, ganz oder nur zum Teil abgeschlossen werden. Je nach Drehung des Hahnkükens ist
man in der Lage, entweder der Luftverdünnung vor der Drossel, oder derjenigen hinter
der Drossel, einen stärkeren Einfluß auf die Luftdruckregulierung im
Schwimmergehäuse zu geben. Bei geöffneter Drossel ist die Druckminderung an beiden
Stellen gleich, dagegen ist sie bei geschlossener Drossel hinter derselben, also
zwischen ihr und den Zylindern, naturgemäß größer.
Das Hahnküken ist mit achsialer Bohrung versehen, die mit der
Querbohrung F in Verbindung steht. Durch
Herunterschrauben der Stellschraube G wird beim
Einregulieren des Apparates die Zusatzluft vollständig abgeschlossen. Der Motor,
welcher vor Abschluß der Zusatzluft angedreht wird, bleibt infolgedessen stehen, da
jetzt kein Brennstoff mehr aus der Düse treten kann, denn im Vergaserraum sowie im
Schwimmergehäuse herrscht jetzt gleicher Druck.
Durch allmähliches Lösen der Stellschraube G wird alsdann die Druckminderung so lange verringert, bis der Motor in
gedrosseltem, nicht gedrosseltem, in belastetem und nicht belastetem Zustande gleich
gut arbeitet. Die Druckminderung wird also durch Zulassung einer durch Stellschraube
G regulierbaren Menge Außenluft auf das
erforderliche Maß beschränkt.
Die regelnde Tätigkeit erstreckt sich daher nur auf den Uebertritt
des Brennstoffes aus dem Schwimmergehäuse durch die Düse in den Vergaserraum.
Durch das hiermit erzielte, gleichmäßig richtige
Mischungsverhältnis und der gleichmäßigen Verteilung des Brennstoffes in den
einzelnen Zylinderfüllungen bei den verschiedenen Motorgeschwindigkeiten wird der
Brennstoff derart ökonomisch ausgenutzt, daß sich erhebliche Ersparnisse erzielen
lassen.
Aber nicht nur in den einzelnen Zylinderfüllungen sind die
Mischverhältnisse stets gleich, sondern sogar bei den einzelnen Teilen dieser
Füllungen, welche bei den verschiedenen Phasen des Kolbenhubes mit verschiedener
Geschwindigkeit durch den Vergaser in den Zylinder einströmen. (Der Radmarkt und das
Motorfahrzeug, 2. November 1907, S. 11–17.)
– h.
Straßen- und Kleinbahnen.
Schutzvorrichtung an
Straßenbahnwagen. (Helbig.) Die schaufelartig
wirkende Fangvorrichtung besteht aus einem unmittelbar vor den Laufrädern
angebrachten Fangkorb, dessen vorderer Abschluß durch eine zwischen den
Seitenträgern des Fangkorbes lose hängende Kette gebildet wird. Auf die Kette
sind keilförmige, mit Borsten versehene Glieder aufgereiht, die mit dem sich
dahinter anschließenden festen Teil des Fangkorbes beweglich verbunden sind.
Außerdem sind auf den vorderen Enden der Seitenträger über den Befestigungspunkten
der Kette mäßig gewölbte Scheiben drehbar angeordnet, die mit einem schräg nach
unten gerichteten Borstensatz in die Spurrinnen eingreifen, um ein Einklemmen von
Körperteilen auch hier zu verhüten. Ein vorn unter der Plattform angebrachtes
Tastgitter dient zur Steuerung des Fangkorbes der für gewöhnlich hochgeklappt
ist.
Stößt ein vor dem Wagen zu Fall gekommener Körper gegen das
Tastgitter, so wird der Fangkorb zwangläufig auf die Straßenoberfläche herabgesenkt.
Hierbei legt sich die Kette mit ihren schmiegsamen Abschlußelementen, die sich den
Unebenheiten der Straßenoberfläche völlig anpassen, in einem Bogen gleichmäßig auf
das Profil derselben, wobei die Borstenkante der keilförmigen Glieder die Lücken
zwischen den Pflastersteinen abdichten und sich unter den gefährdeten Körper
schieben wird, ohne denselben zu verletzen.
Die Schutzvorrichtung ist von der Dresdner
Straβenbahn während sechs Betriebsmonaten allwöchentlich einmal erprobt
worden und hat hierbei die durch Puppen dargestellten Körper selbst von sehr
unebener Straßenoberfläche zuverlässig aufgenommen. Auch ein Kind, sowie mehrere
Tiere sind ohne Schaden zu nehmen, von dem Fangkorb aufgenommen und vor dem
Ueberfahrenwerden bewahrt worden. (Deutsche Straßen- und Kleinbahnzeitung 1907, S.
804–805.)
Pr.
Wasserbau.
Zur Bildung des Grundwassers. (Graeber.) Die bis in die neueste Zeit anerkannten
Regeln über den Kreislauf des Wassers, die von Pettenkofer aufgestellt worden sind, und wonach das an der Oberfläche des
Meeres verdunstende Wasser in Form von Regen auf die Erde gelangt, in sie eindringt
und oberhalb einer undurchlässigen Schicht als Quelle zu Tage tritt, um wieder ins
Meer zurückzugelangen, sind durch die Beobachtungen der neueren Forscher erschüttert
worden. Schon Volger in Frankfurt hat in den achtziger
Jahren die Ansicht vertreten, daß die Niederschläge allein im allgemeinen nicht
ausreichen, um die großen Vorräte an Grundwasser, die sich überall vorfinden, immer
neu zu ergänzen, und die Versuche von Haedicke haben in
eingehender Weise den Nachweis dafür erbracht, daß die Bildung des Grundwassers
weniger auf das Eindringen von Niederschlagwasser in
die Erde als auf das Eindringen von Wasserdampf
zurückgeführt werden muß. Die Verdunstung des Regenwassers auf der Erdoberfläche ist
im allgemeinen viel größer, als man bisher angenommen hat, und andererseits der Teil
der Niederschlagsmenge, der in den Untergrund eindringt und zur Vermehrung des
Grundwassers beiträgt, viel geringer, als man bis jetzt geglaubt haben würde. Ein
starker Gewitterregen dringt z.B. in sandigen, gut durchlässigen Boden nicht tiefer
als 20 bis 25 cm ein und, wenn nicht neuer Regen nachfällt, so verdunstet das ganze
Regenwasser wieder, ohne bis an den Grundwasserspiegel zu gelangen. Im Durchschnitt
verdunstet im Jahr mehr Wasser als vom Himmel herabfällt.
Auf die Bildung und das Verhalten des Grundwasserspiegels hat
demnach – regnerische, insbesondere an Dauerregen reiche Jahre und ganz besonders
trockene Gegenden ausgenommen – die Niederschlagsmenge nur untergeordneten Einfluß.
Prof. Intze ermittelte z.B., als er die Remscheider
Talsperre baute, daß derselben im Monat März 1882 800630 cbm Wasser zugeführt worden
sind, obgleich in der gleichen Zeit in dem ganzen Gebiet nur 762300 cbm an
Niederschlag gefallen waren. Dabei ist die große Verdunstungsmenge noch nicht
berücksichtigt.
Haedicke hat nun folgende Versuche
gemacht: Er setzte einen mit kleinen Steinen gefüllten Teller in eine Grube dicht am
Strande des Meeres und füllte diese mit dem heißen Dünensand wieder auf. Am folgenden
Tage befand sich trotz heißer, regenloser Zeit klares, salzfreies Wasser auf dem
Teller. Eine 1,7 m tief eingegrabene, mit Rand und Ablauf versehene, gegen Regenfall
geschützte Platte lieferte bei einem Versuch in Siegen stets Tropfwasser, wenn vor
dem Regen die Luftfeuchtigkeit zunahm. Durch diese Versuche kann man die Annahme als
nachgewiesen erachten, daß das Grundwasser durch Kondensation des mit der Luft in
das Erdinnere eindringenden Wasserdampfes gebildet wird, und damit wird zugleich
eine ganze Reihe von Erscheinungen aufgeklärt, für die man bis jetzt keine
vernünftige Erklärung finden konnte. Daß z.B. das Steigen des Grundwasserspiegels
vielfach vor dem Regenfall eintritt, erklärt sich daraus, daß vor dem Regen die Luft
ganz besonders mit Wasserdampf gesättigt ist, und wie das Hygrometer schon vor dem
Regen einen höheren Feuchtigkeitsgrad der Luft anzeigt, so tritt die Wasserbildung
im Erdinnern durch die feuchtere Luft auch schon vorher ein, jedenfalls aber früher
als die Abkühlung draußen zum Regenfall führt. Auch die bekannte Tatsache, daß dicht
unterhalb der Spitze von Bergen besonders hohen Bergen, sich fast nie versagende
Quellen vorfinden, sowie die Bildung von Hochseen, z.B. der sogenannten Meeraugen,
läßt sich auf Grund dieser neueren Anschauung aufklären. Man hat bisher solche
Wasserbildungen, die augenscheinlich auf die Speisung durch Niederschläge allein
nicht zurückgeführt werden konnten, mit unterirdischen Wasserzuflüssen usw. in
Verbindung gebracht. Daß dem nicht so zu sein braucht, beweist der Umstand, daß die
Luft in diesen Höhen stark feucht ist und sofort nach ihrem Eindringen in die
Spalten des Gesteins Wasser abgeben muß.
Durch die Beobachtungen Haedickes
werden auch die Erwägungen, die bis jetzt bei der Anlage von Talsperren für
Wasserversorgungs- und Kraftzwecke angestellt worden sind, wesentlich beeinflußt.
Waren bis jetzt eigentlich nur der Umfang des Niederschlagsgebietes und die mittlere
jährliche Niederschlagsmenge für die Schätzung der Ergiebigkeit einer Talsperre
maßgebend, so wird man diese Berechnungen in Zukunft auf die mittlere Feuchtigkeit
der Luft und auf die Aufnahmefähigkeit des Bodens für den Wasserdampf stützen
müssen, wenn man zu Ergebnissen gelangen will, die den Tatsachen entsprechen.
(Deutsche Bauzeitung 1907, S. 578–580.)
H.
Wasserkraftanlagen.
Wasserkraftanlage der Mc. Call Ferry
Power Company am Susquehanna-Fluß. Dieses Kraftwerk, das im vollen Ausbau
135000 PS Leistung liefern soll, ist nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch
den eigenartigen Vorgang, der bei seinem Bau eingeschlagen werden mußte,
bemerkenswert. Der Fluß ist an der Stelle, wo das Kraftwerk errichtet worden ist,
etwa 810 m breit, und sein Wasser wird durch einen die ganze Flußbreite
abschließenden Damm aus Betonmauerwerk ohne Eisenverstärkungen angestaut, so daß
selbst bei höchstem Wasserstand noch ein genügendes Gefälle gesichert wird. Der
Staudamm liegt zum Teil auf einer Insel, die den Flußlauf in zwei Teile zerlegt.
Beim Bau dieses Dammes ist nun zunächst der eine und dann der andere Arm durch einen
Kofferdamm trocken gelegt worden und während dessen hat man auf dem steinigen Boden
das Fundament des Staudammes aufgeführt; von dem eigentlichen Dammkörper sind aber
nur Stücke von etwa 12 m Länge, zwischen denen ebenso weite Lücken freigelassen
wurden, fertiggestellt worden, um nach Erbauung der einen Dammhälfte Raum zum Abfluß
des Wassers darüber frei zu lassen, während die andere Hälfte errichtet wurde. Das
Verbauen der Lücken wurde sodann mit Hilfe eines transportablen Schützens
ausgeführt, der aus einem eisernen Gerüst und einer wasserdichten Plane besteht,
die, von oben heruntergerollt, sich dicht gegen die Begrenzung der Dammlücke anlegt.
Auf diese Weise war es möglich, die Oeffnungen des Dammes auf der ganzen Länge
gleichmäßig vollzubauen, ohne einseitige Druckbeanspruchungen in den Kauf nehmen zu
müssen. Die Verlängerung des Staudammes nach dem östlichen Ufer hin, bildet das
ebenfalls aus Betonmauerwerk errichtete gegen Eis und schwimmende Baumstämme durch
ein abgeschlossenes Vorbecken geschützte Turbinenhaus, in dem zehn Schächte für
große und zwei für kleine Turbinen vorgesehen sind. Zurzeit sind zwei große
Maschinengruppen aufgestellt: Doppel-Francis-Turbinen
von je 13500 PS Leistung bei etwa 16 m Höchstgefälle und 94 Umdrehungen i. d.
Minute, sowie von 12000 PS bei etwa 13 m Mindestgefälle, die 7500
KW-Drehstrommaschinen von 11000 Volt Spannung, unmittelbar antreiben. Die Turbinen
haben 3050 mm Laufraddurchm. und ihre senkrechten Wellen werden mit Oel geschmiert,
das mit etwa 17,5 kg/qcm Pressung zugeführt wird. Zur Erzeugung dieses Drucköles dient für jede
Maschinengruppe eine besondere 50pferdige Turbine oder ein Elektromotor; die
Druckölanlage muß vor dem Anlassen der großen Maschinen in Gang gesetzt werden, um
alle Schmierstelen mit Oel zu versorgen. Für Erregerzwecke dienen die beiden kleinen
für je 1000 PS Leistung bemessenen Turbinengruppen, die Gleichstrom von 250 Volt bei
240 Umdrehungen i. d. Minute liefern. Die wirtschaftlichen Aussichten sind gerade
für diese Wasserkraftanlage ganz besonders günstig, da sie an einer Stelle gelegen
ist, von der aus Industrieorte wie Philadelphia, Baltimore, Wilmington, Harrisburg,
York, Lancaster usw. verhältnismäßig leicht erreichbar sind. Man schätzt die
gegenwärtig in diesen Orten erzeugte Dampf kraft auf 750000 PS, Gelegenheit zur
Unterbringung der elektrischen Leistung des Kraftwerkes als Ersatz für Dampfanlagen
oder als Ergänzung dafür, ist also selbst nach dem vollen Ausbau der
Wasserkraftanlage reichlich geboten. (Engineering News 1907, Bd. II, S.
267–276.)
H.