Titel: | Versuche über Torsion rechteckig-prismatischer Stäbe. |
Autor: | August Hempelmann |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 810 |
Download: | XML |
Versuche über Torsion rechteckig-prismatischer
Stäbe.
Von August Hempelmann,
Diplomingenieur.
(Fortsetzung von S. 792 d. Bd.)
Versuche über Torsion rechteckig-prismatischer Stäbe.
E. Die
Versuchsergebnisse.
Von der Zusammenstellung der Versuchsergebnisse gibt Tab. 2 ein Beispiel. Es sind
fast durchweg vier Versuche für jeden Probestab (bei drei Stäben sechs Versuche)
genommen worden. Die erste Spalte P der Zahlentafel
zeigt die Belastung in kg, welche Zahlen mit 500 mm zu multiplizieren sind, um das
entsprechende Torsionsmoment = P . 500 kgmm zu liefern.
Das Wort „Anfangszustand“ mit der ersten Ablesung und der folgende Wert „2
kg“ sind schon unter C erläutert worden. In den
folgenden Reihen erhöht sich die Belastung immer um 1 kg. Die Spalten „Zunehmende
Belastung“ und „Abnehmende Belastung“ zeigen die Ablesungen auf der
Zeigerskala in mm. Δ bezeichnet immer die Differenz
zwischen den einzelnen Ablesungen in mm, gibt also die gegenseitige
Verschiebung der beiden Zeigerskalen für jedes folgende Torsionsmoment von 500 kgmm
an. Der Mittelwert Δmittel wurde berechnet durch Division der ganzen Deformation durch die
ganze Belastung. Diese Mittelwerte von vier resp. sechs Versuchen wurden dann wieder
zu einem Mittelwert für jeden Stab vereinigt. Die Fig.
9 und 10 geben ein graphisches Bild von je
zwei Versuchen mit den einzelnen Probestäben. Als Ordinaten sind die Belastungen
resp. die Torsionsmomente eingetragen, die Abszissen sind die Ausschläge beginnend
vom Anfangspunkt der Kurve. Die Anfangspunkte sind zur besseren Verdeutlichung
auseinander gerückt worden. Die entstandenen Kurven sind durchweg fast gerade
Linien, ein Gewähr dafür, daß die Versuche innerhalb der Elastizitätsgrenze
blieben.
Tabelle 2.
Stab I a 30/12,5 bearbeitet.
P
1. Versuch
2. Versuch
ZunehmendeBelastung
Δ
AbnehmendeBelastung
Δ
Δ mittel
ZunehmendeBelastung
Δ
AbnehmendeBelastung
Δ
Δ mittel
Anfangs-zustand
– 0,7
– 0,7
– 0,7
– 0,7
2 kg
+ 0,0
0,350,35
+ 0,0
0,350,35
+ 0,0
0,350,35
+ 0,0
0,350,35
3 „
0,35
0,35
0,35
0,35
0,35
0,35
0,30
0,30
4 „
0,75
0,40
0,75
0,40
0,70
0,35
0,70
0,40
5 „
1,15
0,40
1,15
0,40
1,10
0,40
1,05
0,35
6 „
1,50
0,35
1,50
0,35
1,40
0,30
1,35
0,30
7 „
1,85
0,35
1,85
0,35
0,3625
1,75
0,35
1,75
0,40
0,3563
8 „
2,20
0,35
2,20
0,35
2,15
0,40
2,15
0,40
9 „
2,60
0,40
2,60
0,40
2,50
0,35
2,50
0,35
10 „
2,95
0,35
2,95
0,35
2,80
0,30
2,80
0,30
11 „
3,25
0,30
3,25
0,30
3,15
0,35
3,20
0,40
12 „
3,65
0,40
3,65
0,40
3,55
0,40
3,60
0,40
13 „
4,00
0,35
4,00
0,35
3,85
0,30
3,85
0,25
14 „
4,35
0,35
4,35
0,35
4,25
0,40
4,25
0,40
15 „
4,75
0,40
4,75
0,40
4,65
0,40
4,65
0,40
16 „
5,10
0,35
5,10
0,35
5,00
0,35
5,00
0,35
3. Versuch
4. Versuch
Anfangs-zustand
1,35
1,35
1,40
1,40
2 kg
2,05
0,350,35
2,10
0,350,40
2,15
0,350,40
2,15
0,350,40
3 „
2,40
0,35
2,45
0,35
2,50
0,35
2,45
0,30
4 „
2,75
0,35
2,80
0,35
2,80
0,30
2,80
0,35
5 „
3,20
0,45
3,20
0,40
3,20
0,40
3,20
0,40
6 „
3,55
0,35
3,55
0,35
3,60
0,40
3,60
0,40
7 „
3,90
0,35
3,90
0,35
0,3594
3,95
0,35
3,95
0,35
0,3594
8 „
4,25
0,35
4,25
0,35
4,30
0,35
4,30
0,35
9 „
4,60
0,35
4,65
0,40
4,65
0,35
4,65
0,35
10 „
4,95
0,35
4,95
0,30
4,95
0,30
4,95
0,30
11 „
5,30
0,35
5,30
0,35
5,30
0,35
5,30
0,35
12 „
5,65
0,35
5,65
0,35
5,65
0,35
5,65
0,35
13 „
5,95
0,30
6,00
0,35
6,00
0,35
6,00
0,35
14 „
6,30
0,35
6,35
0,35
6,35
0,35
6,35
0,35
15 „
6,70
0,40
6,70
0,35
6,75
0,40
6,75
0,40
16 „
7,10
0,40
7,10
0,40
7,15
0,40
7,15
0,40
Im Mittel Δ = 0,3594
Wie schon unter B bei Aufstellung des Arbeitsplanes
Textabbildung Bd. 322, S. 811
Fig. 9.Drallversuche der bearbeiteten Stäbe.
Textabbildung Bd. 322, S. 811
Fig. 10.Drallversuche der unbearbeiteten Stäbe.
gesagt, lautet die Formel zur Ermittlung des Zahlenwertes
C
C=\frac{D}{M}\cdot \frac{G}{Q}.
In dieser Formel ist der Gleitmodul G zunächst unbekannt.
Textabbildung Bd. 322, S. 812
Fig. 11.Versuchseinrichtung zur Bestimmung des Elastizitätsmoduls.
Seine Bestimmung konnte nur durch Versuche herbeigeführt
werden, und zwar geschah das in der Weise, daß zunächst der Elastizitätsmodul
ermittelt wurde; sodann konnte man aus der Poissonschen
Gleichung
G=\frac{1}{2}\,\frac{m}{m+1}\cdot E
den Gleitmodul finden. Zur Ermittlung des
Elastizitätsmoduls wurde das einfache, hier genügend genaue Verfahren gewählt, daß
der Stab auf zwei Stützen frei aufgelegt wurde und die Durchbiegung in der Mitte bei
einer bestimmten Belastung gemessen wurde. Die Versuchseinrichtung selbst zeigt
nebenstehende Skizze (Fig. 11). Auf einer starken
I-Schiene, deren Auflageflächen genau abgehobelt
waren, ruhten im festen Abstand von l = 400 mm die
beiden Stützen A und B
isoliert durch paraffiniertes Papier J, Schiene und
Versuchsstab S lagen durchaus wagerecht, und in der
Mitte wurde der Versuchsstab belastet, Das Aufsetzen des Belastungsgewichts geschah
mittels einer Traverse T, oben war die Schneide
eingesetzt und unten war ein Haken zur Aufnahme einer Gewichtsschale befestigt. Die
Durchbiegung selbst wurde mit einer präzis arbeitenden Mikrometerschraube gemessen.
Sobald Schraube und Stab sich berührten, war elektrischer Kontakt vorhanden, und ein
Läutesignal ermöglichte eine genaue Einstellung und Ablesung. Auch hier wurden die
jeweiligen Belastungszustände auf längere Zeit zum Zweck der Kontrolle elastischer
Nachwirkungen beibehalten. Die Spalten „Nachkontrolle“ bezeichnen in der als
Beispiel gegebenen Tab. 3 die Berücksichtigung dieser durchweg ganz minimalen
Wirkungen.
Tabelle 3.
Stab I a 30/13,5 bearbeitet.
J\_=\frac{b\,h^3}{12}=6150,94
P
Durchbiegung y
DifferenzΔ
Δ mittel
Elektrizitäts-modulE
ZunehmendeBelastung
Nach-kontrolle
AbnehmendeBelastung
Nach-kontrolle
y mittel
Anfangs-zustand
1,911
1,911
1,911
1,911
1,9110
2 kg
1,888
1,888
1,889
1,889
1,8885
0,0225
4 „
1,866
1,866
1,866
1,866
1,8660
0,0225
6 „
1,843
1,842
1,843
1,843
1,8428
0,0232
8 „
1,821
1,821
1,821
1,821
1,8210
0,0218
10 „
1,800
1,799
1,800
1,801
1,8000
0,0210
0,0224
19354
12 „
1,778
1,777
1,778
1,778
1,7778
0,0222
14 „
1,755
1,755
1,755
1,755
1,7550
0,0228
16 „
1,733
1,732
1,731
1,732
1,7320
0,0230
18 „
1,710
1,710
1,709
1,709
1,7095
0,0225
20 „
1,687
1,688
1,687
1,687
1,6873
0,0222
2. Versuch
Anfangs-zustand
1,902
1,902
1,901
1,901
1,9015
2 kg
1,879
1,879
1,878
1,878
1,8785
0,0230
4 „
1,857
1,857
1,856
1,856
1,8565
0,0220
6 „
1,833
1,833
1,833
1,833
1,8330
0,0235
8 „
1,811
1,811
1,811
1,811
1,8110
0,0220
10 „
1,789
1,789
1,789
1,789
1,7890
0,0220
0,02265
19268
12 „
1,767
1,767
1,766
1,766
1,7665
0,0225
14 „
1,744
1,744
1,742
1,742
1,7430
0,0235
16 „
1,721
1,721
1,720
1,720
1,7205
0,0225
18 „
1,698
1,697
1,697
1,697
1,6973
0,0232
20 „
1,675
1,675
1,675
1,675
1,6750
0,0223
Spalte 1 dieser Tabellen zeigt wieder die Belastung, welche je nach Querschnittsgröße
des Probestabes um
1 oder 2 kg gesteigert oder vermindert wurde. Die Durchbiegung y ist sowohl bei „Zunehmender Belastung“ wie bei
„Abnehmender Belastung“ eingetragen worden. Analog wie in Tab. 2 ist
wieder in Tab. 3 die Differenz Δ gebildet und der
Mittelwert Δmittel
ausgerechnet worden. Es sind zwei Versuche von jedem Stabe eingetragen worden, die
ebenfalls zu verschiedenen Zeiten gemacht sind.
Textabbildung Bd. 322, S. 813
Fig. 12.Mittelwerte aus den Biegungsversuchen der bearbeiteten
Stäbe
Textabbildung Bd. 322, S. 813
Fig. 13.Mittelwerte aus den Biegungsversuchen der 3 abgedrehten
Stäbe
Der Elastizitätsmodul rechnet sich aus der Formel
y=\frac{P}{E\cdot J}\cdot \frac{I^3}{48},
oder
E=\frac{1}{y}\cdot \frac{P}{J}\cdot \frac{l^3}{48};
es bezeichnet E den
Elastizitätsmodul, y die Durchbiegung, P die Belastung, J das
Trägheitsmoment und l die Entfernung der beiden
Auflager = 400 mm. Trägheitsmoment und der ausgerechnete Elastizitätsmodul sind für
jeden Stab eingetragen. Die Fig. 12, 13 u. 14 geben wieder
ein Bild dieser Versuche. Als Ordinaten sind die Belastungen P eingetragen und als Abszissen die Durchbiegungen y in Mittelwerten. Die Anfangspunkte sind wieder zur
besseren Verdeutlichung auseinandergerückt worden.
Wie schon unter B gesagt, stellt die Poissonsche Formel
G=\frac{1}{2}\cdot \frac{m}{m+1}\cdot E
die Beziehung zwischen Gleit- und Elastizitätsmodul her. Hier
ist der sog. Poissonsche Koeffizient m nach Wertheim mit
m=\frac{10}{3} benutzt worden. Mit diesem Werte, der noch einer weiteren Prüfung bedarf,
wäre zu setzen:
G = 0,385 E.
Damit wären demnach alle Werte der Formel
C=\frac{D}{M}\cdot \frac{G}{Q}
bekannt und so C bestimmt.
Textabbildung Bd. 322, S. 813
Fig. 14.Mittelwerte aus den Biegungsversuchen der unbearbeiteten
Stäbe
(Schluß folgt.)