Titel: | Zeitschriftenschau. |
Autor: | A. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 813 |
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Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Eisenbahnwesen.
Die elektrisch angetriebenen
Drehscheiben der Felten-Guilleaume-Lahmeyerwerke werden in drei Konstruktionsarten
ausgeführt: Für mittlere Leistungen und Fahrgeschwindigkeiten werden der elektrische
Antrieb und die Steuerung entweder auf der Plattform der Drehscheibe, oder in einem
gemauerten Schacht oder in einem besonderen, neben der Drehscheibengrube
angeordneten Häuschen untergebracht. Bei schwereren Drehscheiben mit hoher
Leistungsfähigkeit und Geschwindigkeit, besonders bei solchen ohne Zahnkränze werden
kleine Vorspannwagen oder Schlepper verwendet, welche in zwei Ausführungen gebaut
werden. Während der motorische Teil in beiden Fällen gleich ist, werden in dem einen
Falle die Steuerapparate auf der Plattform der Drehscheibe aufgestellt, in dem anderen Falle in
einem besonderen Führerhäuschen, mit welchem der Schlepper ausgerüstet ist. Wo es
möglich ist, wird die Kontaktvorrichtung in Form von auf Doppelglockenisolatoren
befestigten Schleifringen an dem Königsstock befestigt. Die Schleifringe sind aus
Rotguß oder Flacheisen hergestellt. Auf ihnen bewegen sich federnde Rotgußkontakte.
Als Steuerapparate dienen Reversierkontroller. (Elektrotechnik und Maschinenbau
1907, S. 857–858).
Hg.
Motorwagen und Lokomotive. (Nagler.) Bei den Versuchsfahrten mit Dampfmotorwagen
auf den ungarischen Lokalbahnen (s. D. p. J. S. 494 d. B.) wurde der beim Vorheizen
der Fahrzeuge sich ergebende Materialverbrauch aus dem Grunde nicht in Rechnung
gezogen, weil nur der Materialverbrauch während der Fahrt Zweck der Versuche und des
Vergleiches bildete. Bei stetigem Betriebe spielt der zum Vorheizen nötige
Brennstoff keine besondere Rolle.
Bei Versuchen in Oesterreich mit einem 12 at Druck besitzenden Brotan-Kessel und einem 10 at Druck besitzenden
gewöhnlichen Lokomotivkessel, bei gleicher Rost- und fast gleicher Heizfläche wurde
festgestellt, daß der Brotan-Kessel 35 v. H. weniger
Brennstoff brauchte und dessen ungeachtet wurde der Druck von 12 at dabei 50 Minuten
früher erreicht als beim Lokomotivkessel der Druck von 10 at. Daraus kann
geschlossen werden, daß, wenn ein Brotan-Kessel bei den
kleineren Lokomotiven verwendet wird, das Vorheizen ebenso rasch und mit geringem
Materialverbrauch geschehen kann wie beim Motorwagen.
Die Unterhaltungskosten haben im Jahre 1905 bei den ungarischen
Staatsbahnen beim Motorwagen 11,27 Heller für das Zugkilometer, bei einer
entsprechend großen Lokomotive aber nur 6,6 Heller betragen.
Vergleichende Versuche zwischen Motorwagen und entsprechend
konstruierten Lokomotiven haben die Ueberlegenheit der kleinen Lokomotiven deutlich
gezeigt. (Annal. f. Gewerbe und Bauwes. 1907, S. 139–143.)
W.
Elektrotechnik.
Widerstandsöfen mit flüssigem
Widerstände. Auf der diesjährigen Tagung der American Electrochemial Society zu Philadelphia berichtete der Präsident
Carl Hering über eine sehr merkwürdige Erscheinung,
die er an Widerstandsöfen mit flüssigem Widerstände beobachtet hat. Ist die
Stromdichte in dem flüssigen Leiter sehr groß, so schnürt sich die Flüssigkeit an
einer Stelle mit beträchtlicher Kraft ein. Diese Einschnürung tritt besonders an
solcher Stelle auf, wo der Querschnitt schon vorher kleiner oder aus anderen Gründen
der Widerstand größer war.
In Fig. 1 sind EE die gekühlten Elektroden einen solchen Ofens; C ist der flüssige Leiter, der als Heiz widerstand
dient, und P die Einschnürung. Zu beiden Seiten der
Einschnürung klettert die Schmelze an den Stirnwänden hoch; der von der
Flüssigkeitsoberfläche bei D mit der Wagerechten
gebildete Winkel kann 45° und mehr betragen. Die Flüssigkeit verharrt in dieser
Lage, die Oberfläche scheint ruhig, während im Innern heftige Strömung aufwärts und
abwärts herrscht. Als Hering zum ersten Mal diese
Erscheinung sah, glaubte er, der Ofenkanal habe plötzlich ein großes Loch am Boden
bekommen, durch das die Schmelze ausliefe, überzeugte sich aber bald, daß es sich um
einen Gleichgewichtszustand handelte.
Textabbildung Bd. 322, S. 814
Fig. 1.
Steigert man den Strom noch weiter, so senkt sich die Einschnürung
immer tiefer, bis sie den Boden des Kanals erreicht und der Strom unterbrochen
wird; dann fließt die Schmelze wieder zusammen, wird im Augenblick wieder zerrissen
und bildet so einen stürmischen Stromunterbrecher, der unter lautem Knallen
flüssiges Metall umherschleudert. Unter Umständen erstarrt die zerrissene Schicht
und der Strom bleibt dauernd unterbrochen.
Bedeckt eine schlechtleitende Schicht, etwa Schlacke die Schmelze,
so fällt jene natürlich in die Einschnürung; dann kann hier die Schmelze bis zum
Sieden erhitzt werden, während sie zu beiden Seiten erstarrt.
Ist der Strom dauernd unterbrochen, so muß man manchmal den ganzen
Ofen auseinanderreißen, um ihn wieder betriebsfähig zu machen.
In einem Falle war die Einschnürung in der Schmelze, die aus Eisen
bestand, 15 cm tief; sie reichte bis auf den Boden und unterbrach den Strom dauernd,
so daß der Ofenmantel entfernt werden mußte.
Um die beschriebene Störung zu vermeiden, soll man bei derartigen
Oefen den Kanal so gleichförmig und frei von Hindernissen so breit und tief als
möglich herstellen. Freilich braucht man dann gewaltige Stromstärken bei niedriger
Spannung.
Nach den Messungen von Dr. E. F.
Northrup ist die Erscheinung unabhängig von der Richtung des Stromes und
tritt ebenso bei Gleichstrom wie bei Wechselstrom auf.
Reed hat die Erscheinung schon 1895
bei Quecksilber beobachtet. (Electrochemical and Metallurgical Industry 1907, S.
223.)
A.
Hüttenwesen.
Richten von Eisenbahnschienen. (Schukowski.) Die Schienen werden gerade gewalzt. Nach
vollständigem Erkalten sind sie krumm mit dem Schienenkopf an der Innenseite. Dieser
Zustand stellt sich jedoch nicht allmählich heraus, vielmehr macht die Schiene beim
Erkalten sieben Phasen durch. 1. Krümmung der Schiene; Kopf nach außen. 2. Schiene
gerade. 3. Krümmung; Kopf innen (ungefähr eine Viertelstunde nach der zweiten
Phase). 4. Schiene gerade. 5. Kopf außen (wieder nach ungefähr einer Viertelstunde).
6. Schiene gerade. 7. Endform bei vollständiger Erkaltung (zwei Stunden nach dem
Schneiden); Kopf innen. – Die Schienen müssen nachträglich gerichtet werden und die
dadurch hervorgerufenen Längenänderungen schädigen das Material. Die Stellen, wo der
Druck des Richtstempels übertragen wird, rosten schneller und sind schon am Tage
nach dem Richten leicht zu erkennen. Erfolgt das Richten im rotwarmen Zustande, so
krümmen sich die Schienen immer wieder. Es ist schwer den Schienen im warmen
Zustande eine derartige Krümmung zu geben, daß sie beim Auskühlen vollkommen gerade
sind; auch hier ist ein Nachrichten im kalten Zustande unvermeidbar. Durch eine
kontinuierliche Richtmaschine könnte den rotwarmen Schienen eine bestimmte
Durchbiegung nach außen gegeben werden; die dann von selbst sich richtenden Schienen
sollten vollkommen gerade gemacht werden in einer kontinuierlich wirkenden mit
Rollen versehenen Richtmaschine an Stelle der bis jetzt allgemein gebräuchlichen,
periodisch durch Druck wirkenden.
Die Schriftleitung des Organs bemerkt hierzu, das maschinelle
Richten im warmen Zustande habe zur Voraussetzung, daß das ganze Walzstück dieselbe
Temperatur besitze, was bei den tatsächlich vorkommenden Walzlängen von 100–120 m
nicht möglich sei. Mit gut konstruierten Warmbetten und einer Rollenrichtmaschine
läßt sich ganz gut auskommen.
(Die von Schukowski beschriebene
Erscheinung ist schon anderwärts bekannt gewesen. Zu ihrer Erklärung hat man die
verschiedenzeitige Rekaleszenz von Kopf und Fuß der Schienen herangezogen.) (Stahl
und Eisen 1907, S. 797–800.)
A. L.
KraftanlagenKraftlanlagen.
Das Maggiawerk bei Pontebrolla. (Herzog.) Diesem der Società
ellettrica Locarnese gehörigen Kraftwerk steht eine Wassermenge von 7000 l i.
d. Sekunde mit 34,8 bis 37,3 m Nutzgefälle zur Verfügung, die durch zwei 110 m lange
Druckleitungen von je 1500 mm lichter Weite ausgenutzt wird. Das Maschinenhaus
enthält zwei 600 PS-Spiralturbinen von 800 mm Laufraddurchm. mit 600 Umdrehungen i.
d. Minute für Drehstromerzeugung, die von dem ersten Ausbau herrühren und drei
neuere gleich große Turbinen für 500 Umdrehungen i. d. Minute für einphasigen
Wechselstrom, wovon eine zur Aushilfe bestimmt ist. Die neueren Maschinen, die
vornehmlich für die Versorgung einer elektrischen Bahn bestimmt sind, haben
selbsttätige Druckölregulatoren mit etwa 4 Sekunden Schließzeit. Der Regulator
besteht im wesentlichen aus zwei Kapselrädergetrieben, welche Oel nach einem
Regulierventil fördern und je nach der Stellung der Muffe in der einen oder anderen
Kapsel Druck erzeugen, so daß das betreffende Getriebe im Umlauf gehemmt wird,
während das andere, vermöge des eingeschalteten Ausgleichgetriebes, entsprechend
schneller einläuft und die Regulierwelle verdreht. Bei normalem Betrieb ist das
Ventil in der Mittelstellung und die Regulierwelle in Ruhe. Die geringste Aenderung
in der Geschwindigkeit, oder die geringste Verstellung des Ventils hat eine
Verdrehung der Regulierwelle zur Folge, so daß die Wirkung des Regulators im Grunde
genommen derjenigen eines üblichen hydraulischen Regulators gleichkommt.
(Zeitschrift f. d. ges. Turbinenwesen 1907, S. 437–439.)
H.
Die Elektrizitätswerke am Rheinthalischen
Binnenkanal. (Pasching.) Dieser auf
schweizerischem Gebiete liegende Kanal, der zur Entwässerung des Rheintales an der
Vorarlberger Grenze nach dem Bodensee hin, bestimmt ist, führt bei niedrigstem
Wasserstand 5–6 cbm i. d. Sekunde, bei Mittelwasserstand 9–10 cbm i. d. Sekunde und
weist in seinem Verlauf drei Gefällstufen von 3–3,5 m Höhe auf, die zur Anlage von
Wasserkraftwerken ausgenutzt worden sind. Die Aufgabe alle drei Anlagen auf ein
gemeinsames Netz arbeiten zu lassen, ohne die Schwierigkeiten des bekannten
Parallelbetriebes räumlich weit voneinander entfernter Kraftwerke in Bezug auf
Spannungsregelung und Parallelschalten in den Kauf nehmen zu müssen, hat die Maschinenfabrik Oerlikon, Zürich, so gelöst, daß nur
eine Anlage als Hauptkraftwerk mit Synchronstromerzeugern ausgerüstet worden ist,
während in den beiden anderen Werken sogenannte Asynchronstromerzeuger, d.h.
übersynchron laufende Induktionsmotoren aufgestellt würden. Da bei gegebener
Spannung und Periodenzahl des Netzes die Stromstärke, solcher Stromerzeuger für eine
bestimmte Leistung der Turbinen unveränderlich ist, so bedürfen sie keiner
besonderen Regelung, sondern sie beschleunigen beim Abnehmen der Netzbelastung nur
die Maschinen des Hauptkraftwerkes, was durch Ausschalten der ungenügend belasteten
Stromerzeuger und Schließen ihrer Turbinen wieder behoben werden kann. Dagegen
erfolgt die Regelung der Netzspannung, der Erregung der Asynchronstromerzeuger und
der Turbinengeschwindigkeit ausschließlich in dem Hauptkraftwerk, so daß trotz
mancher theoretischer Nachteile dieser Anordnung, an Lohn für die Beaufsichtigung
der Nebenkraftwerke, für die je ein Maschinenwärter genügt, viel gespart und, da
falsche Schaltungen so gut wie ausgeschlossen sind, eine erhöhte Betriebssicherheit
gegenüber dem Parallelbetrieb erzielt werden kann. (Elektrotechnische Zeitschrift
1907, S. 1005–1008 und 1035–1038.)
H.
Dampfanlage der „Münchner Neuesten
Nachrichten“. (Eberle.) Zur Erzeugung
von Kraft, Licht und Wärme standen bisher zur Verfügung: Zwei Einkammerwasserkessel
von je 120 qm und 10 at mit Stufenrostfeuerung, sowie ein Zweiflammrohrkessel von 30
qm und 7 at, welcher im Winter zu Heizzwecken dient; ferner eine
Kompound-Kondensationsmaschine mit Ventilsteuerung, System Widemann, von 300 PS Normalleistung (1897 aufgestellt) und als Reserve
eine Schmidtsche Heißdampfmaschine von 100 PS, sowie
eine kleine ältere Einzylinderauspuffmaschine mit Ventilsteuerung. Einzelne
Arbeitsmaschinen waren elektrisch, die übrigen von der Transmission
angetrieben. Die notwendig gewordene Vergrößerung der Anlage konnte folgendermaßen
erfolgen: 1. durch vollkommenen Anschluß an das städt. Stromnetz, 2. Schaffung eines
Reserve- oder Ergänzungsanschlusses an dieses Netz, 3. Aufstellung eines Diesel-Motors zur Ergänzung und Reserve und 4. Ausbau
der Dampfanlage. Auf Grund der vergleichenden Jahreskostenberechnung entschied man
sich für das letzte und zwar in folgender Weise: Der erforderliche Stromverbrauch
von 200 KW nebst dem nötigen Heizdampf konnte durch die vorhandenen zwei
Wasserrohrkessel und die Hauptbetriebsmaschine wohl erzeugt werden; diese wurden
daher als Reserve belassen während noch ein Kessel und eine Maschine aufzustellen
waren, welche in möglichst vorteilhafter Weise diese Leistung erzeugten.
Der Kessel erhielt 160 qm Heizfläche und 10 at Ueberdruck; er ist
ein Wasserrohrkessel mit zwei totalen Wasserkammern und zwei mit Rücksicht auf den
Aufstellungsort nicht eingemauerten Oberkesseln. Zwischen Oberkessel und
Röhrenbündel befindet sich ein ausschaltbarer, schmiedeeiserner Ueberhitzer von 60
qm Heizfläche; da böhmische Braunkohle zur Verwendung kommen soll, ist der Kessel
mit schrägem Treppenrost und Oberluftzuführung versehen. Zwischen Kessel und dem 45
m hohen Schornstein liegt ein Greenscher Ekonomiser von
96 Röhren. Die Maschine ist eine Zweifachexpansionsmaschine mit hintereinander
liegenden Zylindern von 450 mm Hochdruckzylinderdurchm., 670 mm
Niederdruckzylinderdurchm., 900 mm Hub und 115 Umdrehungen i. d. Minute, wobei der
Hochdruckzylinder keinen Mantel hat. Die Steuerung erfolgt durch Ventile nach System
Widemann. Zwischen beiden Zylindern wird der Dampf
für die Heizung entnommen und durch eine selbsttätigeselsttätige unter dem Einfluß des Zwischendampfdruckes stehende Einrichtung dieser
Druck gleichmäßig auf 0,7 bis 0,9 kg/qcm erhalten. Durch einen Dampfentöler wird der
Heizdampf zum Niederdruckdampfverteiler geführt, wo sein Druck auf 0,1 kg/qcm vermindert
wird und gleichzeitig stets im Bedarfsfalle Frischdampf zugeführt werden kann.
Die angestellten Versuche ergaben für den Kessel bei einer
Dampfleistung von 13,4 kg auf 1 qm Heizfläche eine Wärmeausnutzung 75,7 v. H. in
Kessel und Ueberhitzer und eine solche von annähernd 82 v. H. in Kessel, Ueberhitzer
und Ekonomiser. Für den Ueberhitzer berechnet sich der Wärmedurchgangskoeffizient zu
k = 10,3 und für den Ekonomiser k = 11,2. Bei einem Kohlenpreis von 42,2 Pf. für 100000
WE beträgt der Dampfpreis 3,46 M. für 1000 kg. Die indizierte Leistung der Maschine
betrug 300 PSi. Der Dampfverbrauch für die PSi/Std. war mit Zwischendampfentnahme 6,76 kg, ohne
Zwischendampfentnahme 6,47 kg, wobei im ersten Fall in der Stunde durchschnittlich
574 kg, d. i. 26,7 v. H. des gesamten der Maschine zugeführten Dampfes zur Heizung
entnommen wurden. Die Gesamtwirkungsgrade der Maschine und der mit ihr
zusammengekuppelten Dynamo waren im ersten Fall 84,6 v. H. bezw. im zweiten Fall
84,9 v. H. Nach der Leerlaufarbeit ergibt sich der mechanische Wirkungsgrad der
Maschine zu 91,5 bezw. 91,3 v. H. Der Dampfverbrauch für die Kilowattstunde beträgt
einschließlich Heizung 10,8 kg und ohne Heizung 10,3 kg, die Brennstoffkosten für
dieselbe 3,76 Pf. bezw. 3,58 Pf. ohne Heizung. (Zeitschr. des Bayer.
Revisionsvereins 1907, S. 175–177 und 187–189.)
Z.
Materialienkunde.
Angriff von Glas durch Wasser. (Mylius.) An Glasoberflächen schlägt sich Wasser nieder;
ein Teil wird vom Glase absorbiert (permanente Wasserhaut); ein anderer Teil (die
temporäre Wasserhaut) löst alkalische Glasbestandteile. Wie schon Förster fand, ist der Angriff durch Säuren nicht
wesentlich abhängig von der Art und der Konzentration der Säure; nur das Wasser in
der Säure greift das Glas an; die Säure neutralisiert nur das gelöste Alkali;
wäßrige Lösungen greifen schwächer an als reines Wasser.
Schlechte Gläser, die viel Alkali und wenig Kalk und Tonerde
enthalten, werden schon bei Zimmertemperatur von verdünnter Schwefelsäure
ausgelaugt, wobei Alkali aus- und Wasser bis zu 12 v. H. eintritt. Das Glas
erscheint äußerlich unverändert. Beim Liegen an der Luft und bei allmählichem
Erwärmen wird das aufgenommene Wasser abgegeben und das Glas blättert ab. Bei
schnellem Erhitzen entglast es; es bildet sich ein
Schaum von feinen Bläschen in der entwässerten Glasoberfläche. Die Entglasung tritt
oberhalb 400° ein. Die Entstehung von Wasserdampfblasen setzt einen plastischen
Zustand des Glases voraus. Aus diesem Grunde unterbleibt die Schaumbildung bei den
Verwitterungsschichten der höher schmelzenden Glassorten; kieselsäurereiche
Verwitterungsschichten entglasen vornehmlich durch Abscheidung von fester Substanz
vermutlich Kieselsäure.
Die Reaktionsfähigkeit von Silikatgläsern kann rasch durch die
„Eosinprobe“ festgestellt werden, indem man eine frische Bruchfläche mit
feuchter ätherischer Jodersinlösung behandelt und die am Glase abgeschiedene rote
Eosin-Alkalischicht kolorimetrisch bestimmt. Behandelt man eine Minute lang, so
erhält man ein Maß für die Hygroskopizität des Glases, behandelt man einen Tag lang,
so erhält man aus der abgelagerten Farbstoffmenge ein Maß der Verwitterbarkeit.
Mylius hat diese empfindliche Probe
nach allen Richtungen genau geprüft und gibt die dabei zu beobachtenden zahlreichen
Vorsichtsmaßregeln genau an. (Zeitschr. f. anorgan. Chemie 55, S. 101–118, 233–260.)
A.