Titel: | Die internationale Automobil-Ausstellung Berlin 1907. |
Autor: | Jul. Küster |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 26 |
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Die internationale Automobil-Ausstellung Berlin
1907.
Von Ziv.-Ing. Jul. Küster,
Berlin.
Die internationale Automobil-Ausstellung Berlin 1907.
I. Ueberblick.
Zum zweiten Male nimmt die zu Ausstellungszwecken neu erbaute Halle am westlichen
Ende des Berliner Zoologischen Gartens eine internationale Automobil-Ausstellung in
ihren Räumen auf, die erste im November 1906, die zweite im Dezember 1907 – und zwar
letztere wegen des inzwischen erfolgten enormen Anwachsens der Automobil-Industrie
in zwei Gruppen: a) für Luxuswagen und Zubehörteile vom 5. bis 15. Dezember, b) für
Lieferungs-, Lastwagen- und Automobil-Omnibusse, sowie Motorboote und Zubehör vom
19. bis 22. Dezember weil die Ausstellungsgegenstände auf einmal in der Halle nebst
Anbau unmöglich unterzubringen waren und schon bei der Zweiteilung fast den meisten
Ausstellern nur ein Teil des verlangten Platzes zugeteilt werden konnte.
Die Dezember-Ausstellung 1907 ist nun für unsere kaum ein Jahrzehnt zurückblickende
und doch so schnell groß gewordene Automobil-Industrie nach mehreren Richtungen von
besonderer Bedeutung. Zunächst ist nicht nur im Auslande, sondern auch bei den
deutschen Automobilfabrikanten nach all den vielen Automobil-Ausstellungen der
letzten Jahre eine gewisse Ausstellungsmüdigkeit eingetreten, wegen der
jedesmaligen, zu dem Erfolge in keinem Verhältnis stehenden hohen Spesen. Sowohl in
England als auch in Frankreich wurden daher schon in maßgebenden Kreisen
Verhandlungen gepflogen, dahingehend, daß nur alle paar Jahre nunmehr
Fachausstellungen dieser Industrie stattfinden sollten, während der Verein Deutscher
Motor-Fahrzeug-Industrieller in den ersten Tagen der Ausstellung einen vom Vorstande
von langer Hand vorbereiteten, viel weiter gehenden Beschluß faßte,
dahingehend, daß die vorliegende Ausstellung auf lange Zeit die letzte sein und auf
keinen Fall früher als September 1909 eine Automobil – Ausstellung in Deutschland
veranstaltet werden soll.
Umsomehr haben die Automobiltechniker Veranlassung, einen Rückblick auf das im
verflossenen Jahre schon Erreichte zu werfen – nicht ausschließlich deshalb, weil
unmittelbar vor Eröffnung der Berliner Ausstellung die alljährliche große
Automobil-Ausstellung in Paris, der Pariser „Salon“, geschlossen und als
Decenniums-Ausstellung besonders gefeiert wurde. Mehr als die Würdigung unserer
Dezimalzählung bezw. des ungefähr ein Jahrzehnt aufweisenden Alters unserer
eigentlichen Automobil-Industrie (auch der Mitteleuropäische Motorwagenverein als
erster deutscher Automobil-Fachverein feierte wenige Wochen vor der Ausstellung sein
zehnjähriges Bestehen). – mehr als die Zahl 10 ist es also die Aussicht für unsere
Automobiltechniker, auf längere Zeit hinaus nicht mehr in dem Maße wie bisher
Erfahrungen über die Konstruktionsideen durch eine derartige öffentliche
Zurschaustellung des Neuesten und Besten austauschen zu können. Und ein gleich gutes
Mittel, um einen Ueberblick über den Stand der Industrie zu gewinnen, ist selbst dem
eingeweihtesten Fachmann wohl kaum geboten, denn der beste Ersatz, technische
Publikationen leiden ja immerhin wohl meistens in einem gewissen Grade an
Einseitigkeit – einesteils wegen der bei manchen Fabriken anscheinend herrschenden
Furcht, technisches Material zu Publikationszwecken aus der Hand zu geben;
andererseits auch wegen der naturgemäß geringen Möglichkeit der Wiedergabe aller zusammenwirkenden
Einzelheiten, die bei einem so vielseitige Konstruktionsmotive einzelner Mechanismen
aufweisenden Gegenstande, wie einem Automobil, für die Konstruktion maßgebend
sind.
Daß sonstige Veranstaltungen, Automobil-Wettbewerbe und dergl. in Zukunft ebenfalls
mehr als bisher beschränkt sein werden, indem beispielsweise im Jahre 1908 an
größeren Veranstaltungen wohl ausschließlich die durch Norddeutschland gehende Prinz
Heinrich-Fahrt und einige wenige kleinere Veranstaltungen genehmigt werden dürften,
sei hier nebenher erwähnt – doch auch größere Veranstaltungen können die Gelegenheit
der Orientierung über den Stand der Automobiltechnik, welche große Ausstellungen
bieten, kaum ersetzen. Abgesehen davon, daß sich bei derartigen Tourenfahrten oder
dergl. doch immer nur bestimmte Kategorien von Automobilfahrzeugen beteiligen
können, ist ein Ueberblick über die Richtung der einzelnen Konstruktionsmotive bei
solcher Gelegenheit um so weniger geboten, als das Automobil in seiner äußeren Form und Gestaltung fast nur noch durch die
Carrosserien beeinflußt wird.
Um somehr muß jedoch die Meinung als verfehlt bezeichnet werden, daß sich auch an den
Konstruktionen selbst in hohem Maße völlige Einheitlichkeit herausgebildet hätte, ja
daß, wie manche Fach- und besonders Tageszeitungen vielfach behaupten, sich im
Automobilbau überhaupt eine Standardtype bereits eingeführt hätte. Sehen wir
zunächst von der Hauptgruppierung in 1. Explosions-Motorfahrzeuge, 2. Elektromobile
und 3. Dampfwagen ab, so weist selbst die erst genannte, nach dem jetzigen Stande
der Automobiltechnik schon seit längerer Zeit überaus am meisten verbreitete
Gattung, das mit Benzin oder anderen flüssigen Brennstoffen betriebene
Automobilfahrzeug mit Antrieb durch einen Motor mit innerer Verbrennung, noch
geradezu eine starke Regellosigkeit auf, wenn man die Konstruktionseinzelheiten in
Betracht zieht – selbst wenn man auf ein und derselben Untergruppe dieser Fahrzeuge,
sagen wir der am meisten verbreiteten mit Zahnräderübersetzungsgetriebe,
verbleibt.
Die meisten Leser dieser Zeitschrift, welche die Automobiltechnik nur nebenhergehend
ohne eigenes tieferes Interesse verfolgen, werden hier wohl unwillkürlich die Frage
aufwerfen, warum denn gerade das Zahnradübersetzungsgetriebe, bei welchem
bekanntlich nur eine elastisch lösbare Kupplung zwischen Motor und Getriebe
eingeschaltet ist, während die einzelnen Uebersetzungszahnräder selbst bei Aenderung
der Uebersetzung durch seitliche Verschiebung in und außer Eingriff gebracht werden,
das weitaus verbreitetste Automobilgetriebe geworden ist als Ersatz für die geringe
Variation der Tourenzahl des Explosionsmotors. Die Gründe sind verschiedene. Was im
allgemeinen Maschinenbau als verwerflich betrachtet werden muß, eine
Uebersetzungsänderung durch seitliches In- und Außereingriffbringen der
Zahnradkränze während des Betriebes, mußte im Automobilbau möglich gemacht werden,
um bei größtmöglichster Einfachheit und geringem Gewicht möglichst große Kräfte
übertragen zu können unter Veränderlichkeit der Uebersetzungsverhältnisse. Anstatt
angesichts der in den ersten Jahren teilweise sehr schnellen Abnutzung der
Getriebezahnräder auch bei größeren Fahrzeugen zu anderen Mitteln, wie
veränderlichem Reibradantrieb oder dergleichen, überzugehen, mußte man also nach dem
Prinzip: „Der Zweck ändert die Mittel“, neue Materialien schaffen, die einer
derartigen Beanspruchung gewachsen sind. Und als der Automobilbau sich zu einer
Industrie entwickelte, als das Bedürfnis auftrat, verstanden sich auch die mit der
Zeit mitgehenden Stahlhüttenwerke, sogar Krupp, dem
Markt neue entsprechende Materialien zu bieten. Zu dem bereits angedeuteten Zwecke
kommen hier insbesondere die sehr widerstandsfähigen Stahllegierungen in
Betracht, wie Chromnickelstahl und dergleichen.
Direkt angewiesen war die Automobilfabrikation hierauf. Boten doch die einfachen
Ersatzmittel für das Zahnradübersetzungsgetriebe, wie das Planscheiben –
Reibradgetriebe, für größere Wagen – und die Automobile wurden von Jahr zu Jahr
größer und schneller – ihrerseits wieder die Schwierigkeit, daß für die Uebertragung
größerer Kräfte die Abmessungen und Umdrehungsgeschwindigkeiten der Planscheiben und
Reibscheiben unmöglich geworden wären. Die Mehrzahl der Automobilfabrikanten, welche
sich nur nebenher mit der Herstellung kleinerer Fahrzeuge befaßt, wandte daher für
diese ebenso wie für die größeren das Zahnräderwechselgetriebe an, um für die
kleineren Wagentypen nicht besondere Erfahrungen sammeln müssen. Dagegen gelang es
aber umgekehrt auch Fabrikanten von Reibradwagen durch entsprechende
Dimensionierung, Aufhebung der schädlichen Drucke usw. ihr System auch für größere
Fahrzeuge anwendbar zu machen. Die Nürnberger
Motorfahrzeugefabrik beispielsweise brachte ihr System Maurer – Union zu
einer derartigen Vollendung auch für schwerere Fahrzeuge, daß sie einen mit sehr
schwerer Carrosserie versehenen Reisewagen, ähnlich der bekannten Reisewagentype von
Rennault in Paris auf der Ausstellung unmittelbar
neben dem letztgenannten Fabrikate zeigen konnte. Auf den genannten Antrieb selbst
werden wir bei Besprechung der Einzelheiten zurückkommen.
Im übrigen zeigte der Reibradantrieb eine Reihe von Verbesserungen und vielseitigen
Ausführungen insbesondere an kleineren Wagen, und zwar besonders auf der Pariser
Ausstellung, während in Deutschland auch, wie gesagt, etwas schwerere Typen mit
Reibradantrieb versehen wurden. Als eine Besonderheit hierbei ist die mehrfach
gelöste Aufgabe zu betrachten, den Reibradantrieb bei normaler Fahrt mit hoher
Uebersetzung vollständig auszuschalten durch unmittelbare Kupplung der Motorwelle
mit der die Bewegung auf die Hinterradachse übertragenden Gelenkwelle. Eine
eigenartige Lösung dieser Aufgabe wird in dem beschreibenden Teile dieses
Ausstellungsberichtes folgen.
Im allgemeinen ist also zu beachten, daß die Reibradübertragung größere Verbreitung
nur an kleinen Wagen gefunden hat, mit Ausnahme des Maurerschen Systems, während andererseits (wenn man von einzelnen
Systemausnahmen, wie der beispielsweise bei einer Großfirma der Elektrizitätsbranche
gebauten elektrischen Kraftübertragung zwischen Benzinmotor und Treibrädern absieht)
das Zahnräderwechselgetriebe sowohl für kleine als auch große Wagen als Norm zu
betrachten ist. Und hier ist wieder der Unterschied zu machen zwischen 1. dem bei
verschiedenen kleinen und mittelgroßen Wagensystemen bevorzugten Umlaufgetriebe
(Planetenradgetriebe), bei welchem die Zahnräder selbst bekanntlich in Eingriff
bleiben (trotz Veränderung der Uebersetzung) und 2. dem Schubräderwechselgetriebe.
Die letztere Benennung für das weitaus am meisten verbreitete
Zahnräderwechselgetriebe mit durch seitliche Verschiebung der Räder in und außer
Eingriff gebrachten Zahnkränzen ist wohl die korrekteste, aber wohl nur unter den
Automobiltechnikern gebräuchlich, während die sonstigen Automobilfachleute meist nur
von einem Uebersetzungsgetriebe oder auch nur Getriebekasten sprechen. Auch diese
letztere Bezeichnung ist insofern angebracht, als in dem Getriebegehäuse ja
bekanntlich außer dem Uebersetzungsvorgelege auch ein Rücklaufvorgelege und die
verschiedenen Organe zur wechselweisen Verschiebung der einzelnen Räderzüge
vorgesehen sind. Bei den modernen Getriebekasten sind nämlich mehrere Räderzüge
vorgesehen, anstatt wie früher ein einzelner durchgehender, wodurch die Baulänge des
Getriebes ganz bedeutend verringert wurde und bei vielen Wagen das ganze
Uebersetzungsgetriebe dicht hinter der Motorkupplung unter den Fußbrettern der
Vordersitze zwischen den Längsträgern des Wagens eingebaut werden kann. Dadurch
ermöglicht sich eine bequeme Prüfung bezw. Oeffnung des Getriebekastens zur
Kontrolle auf genügenden Fettgehalt bezw. Schmierung, ohne Belästigung der
Wageninsassen bezw. beim Doppelphaëton der auf der zweiten Sitzreihe oder den
Notsitzen befindlichen Personen. Doch ist diese Bauart wohlgemerkt durchaus nicht
allgemein und verschiedene bekannte Marken, wie Mercedes, Benz, haben einen sehr
großen Getriebekasten, der – zumal bei Kettenantrieb – in der Mitte des Chassis
untergebracht ist.
Durch diese Teilung der Uebersetzungszahnräder in mehrere Räderzüge (Büchsen mit je
zwei Uebersetzungszahnräder) wird außerdem ein sofortiger Uebergang aus irgend einer
in jede andere Uebersetzung ermöglicht, beispielsweise aus der Leerlaufstellung
unmittelbar in die dritte oder vierte Uebersetzung, wenn der Wagen gerade auf ebenem
oder abfälligem Terrain steht – wie denn überhaupt die Uebersetzung für kleinste
Fahrgeschwindigkeit, im Automobiljargon der „erste Gang“, bei einem modernen
Wagen nur noch in besonderen Ausnahmefällen, bei Festfahren auf sandigen Wegen oder
dergl. benutzt zu werden braucht, weil der 4–6 zylindrige Motor selbst genügend
Kraftreserve besitzt. Trotzdem werden aber die größeren Fahrzeuge fast
ausschließlich noch mit vier und die mittleren wenigstens mit drei
Vorwärtsübersetzungen versehen, von denen im allgemeinen die Uebersetzung für
größere Fahrgeschwindigkeit, also der dritte oder vierte Gang, durch unmittelbare
Kupplung der Motorkupplungswelle mit der auf das Differentialgetriebe der
Kettenradwelle einwirkenden Getriebeachse hergestellt wird, so daß dieser direkte
Gang ohne Zusatzreibung von Getriebezahnrädern arbeitet, die allenfalls unbelastet
mitlaufen. Bei den auch für größere Fahrzeuge immer mehr Verbreitung findenden
kettenlosen Wagen mit Gelenkübertragung vom Getriebekasten auf die Hinterradachse
wird beim direkten Gang unmittelbar die Motorkupplungswelle mit der Cardanwelle in
direktem Zuge gekuppelt („prise directe“).
Bei der erwähnten Verteilung der Uebersetzungsräder auf mehrere Büchsen muß
naturgemäß für jede dieser Büchsen eine besondere Verschiebungsstange vorgesehen
sein und zur abwechselnden Verschiebung der einen oder anderen dieser Stangen (unter
Sperrung der nicht verschobenen) wird meist der Uebersetzungshandhebel in seiner
Achsrichtung verschoben und darauf entweder nach vorwärts oder rückwärts gedreht zur
Einschaltung der gewünschten Uebersetzung. Das während der Umschaltung zwecks Lösung
der Motorkupplung niederzutretende Kupplungspedal ist vielfach mit einem zur
Vergasungsdrossel führenden Verbindungsgestänge zwecks Droßlung des im Augenblick
der Umschaltung leerlaufenden Motors versehen.
Die erwähnte Lösung der Motorkupplung kann naturgemäß fortfallen bei Anwendung des
Planetenradgetriebes, zumal dieses selbst gewöhnlich ausschließlich die
erforderliche Kupplung zwischen Motor und Cardanwelle bewirkt (gewöhnlich ist
nämlich vom Planetengetriebe aus eine Gelenkwelle unmittelbar zur Hinterachse
geführt).
Gehen wir nach diesen Betrachtungen über die Kraftübertragung zum Motor selbst über
(unter Absehung von den nur vereinzelten Betriebsarten durch Dampf oder
Elektrizität), so ist zunächst eine weitere Zunahme des Sechszylindermotors
festzustellen, auch bei mittelstarken Tourenwagen, während der Vierzylinder selbst
bei sogen, kleinen Wagen schon bevorzugt wird. Meist sind bei beiden je zwei
Zylinder zu einem Block zusammengegossen und durch einen gemeinsamen Flansch auf das
Kurbelgehäuse geschraubt. Eine viel kritisierte Ausnahme bildete hiervon der
Bugattimotor der Gasmotorenfabrik Deutz, womit letztere
(nicht aber der Konstrukteur) als Debütantin auf dem Automobilmarkt erscheint.
Die durch die größere Zylinderzahl erhöhte „Elastizität“ des
schnellaufenden Automobilmotors (ein Ausdruck, der sich für die Eigenschaft
tunlichst geringen Verlustes des Drehmomentes mit fallender
Umdrehungsgeschwindigkeit eingebürgert hat) wird in hohem Maße gefördert durch die
immer besser durchkonstruierten Vergaser. Dies gilt namentlich in bezug auf
größtmöglichste Gleichhaltung des Mischungsverhältnisses auch bei stärkerer
Abdrosselung und verringerter Umdrehungsgeschwindigkeit des Motors, meist erreicht
durch Nebenluftventile zwischen dem eigentlichen Vergaserraum und der
Ansaugventilleilung, die bei großer Tourenzahl, also starker Saugkraft wirken.
Außerdem geht das Bestreben nach Brennstoffersparnis (beispielsweise durch geeignete
Verbindungsleitungen zwischen den verschiedenen Vergasungskammern zum Druckausgleich
und dergl.), sowie nach Ermöglichung der Vergasung auch schwererer Brennstoffe. Ist
doch das im allgemeinen benutzte Motorenbenzin von 0,7 spezifischem Gewicht (wenn
auch in den letzten Wochen eine kleine Preisminderung zu verzeichnen ist) in den
letzten Jahren entsprechend dem erhöhten Verbrauch durch die steigende Anzahl von
Automobilisten auf einen fast unerschwinglichen Preis gestiegen, so daß die
Industrie sich nach geeignetem Ersatz umsieht und dabei insbesondere auf das als
Nebenprodukt der Gasanstalten im Inlande hervergestellte Benzol stößt. Dies ist aber
bedeutend schwerer gasbar und die Vergaser werden demgemäß besonders dafür
zugestutzt, teilweise durch Zwischenschaltung einer Reihe von Sieben, gelochten
Blechen oder dergl., andererseits (und das scheint ein schwerwiegender Punkt bei der
Benzolvergasung zu sein) durch Erhöhung der Luftgeschwindigkeit an der
Brennstoffdüse.
Hierzu wiederum bedarf es besonderer Zusatz-Luftzutrittsöffnungen zwischen diesem
Raum und der Einlaßventil-Zuleitung, ferner einer Anheizung durch Auspuffgase oder
das Kühlwasser, unter Umständen auch einer Anheizvorrichtung beim Inbetriebsetzen
(wiewohl die meisten Benzolvergaser diesen Brennstoff ohne jedwede Anwärmung sofort
vergasen sollen, so daß der Motor mit Benzol ebenso anspringt wie mit Benzin). Auch
muß der Vergaser mit Benzin gespeist werden können, im Fall auf der Tour Benzol
nicht erhältlich ist, aber in dieser Hinsicht bietet der Benzolvergaser meist den
Vorteil, auch schwereres Benzin als das leichte Motorenbenzin verarbeiten bezw.
vergasen zu können.
Die sichere Wirkungsweise des Automobilmotors hängt in zweiter Reihe ganz besonders
ab von der Zündung, auf welche ebenfalls in weitgehendem Maße die Aufmerksamkeit der
Fabrikanten gerichtet bleibt. Viel Aufsehen machte auf der Ausstellung die neue
Boschzündkerze mit Abreißhammer, als Zündkerze bezeichnet wegen der
Einschraubbarkeit in das gewöhnliche Zündkerzengewinde, im übrigen mit
Magnetwicklung und Magnetinduktor arbeitend, – Aufsehen insofern, als diese Zündung
auch bei den 1908 er Mercedes Chassis angebracht war und die Fabrikate der Daimler Motoren-Gesellschaft von mancher Seite immer
noch als tonangebend bezeichnet werden, wiewohl ein Unterschied zwischen diesen und
den anderen bewährten Marken größerer Fabriken oder auch mit guten Erfahrungen der
leitenden Personen auftauchender neuen Fabriken kaum mehr zu machen ist, soweit die
Anforderungen in bezug auf ruhigen Gang und Betriebssicherheit in Betracht
kommen.
Hinsichtlich der beiden anderen Betriebsarten, Dampf und Elektrizität, mag dieser
Vorbericht auf den Hinweis auf interessante Ausstellungsgegenstände des Dampfsystems
Stolz und die von der Fachwelt mit Spannung
erwarteten Bergmannschen Edison-Akkumulatoren beschränkt werden, worauf im spezielleren Teil
zurückzukommen sein wird.