Titel: | Lamellen-Senksperrbremsen. |
Autor: | W. Pickersgill |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 97 |
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Lamellen-Senksperrbremsen.
Von Prof. W. Pickersgill in
Stuttgart.
(Fortsetzung von S. 83 d. Bd.)
Lamellen-Senksperrbremsen.
Mit Berücksichtigung des Zahnreibungswiderstandes Wz am Ritzel findet sich mit den
Bezeichnungen in Fig. 5 für eine Umdrehung des
Trieblings B um die Gewindespindel A die Arbeitsgleichung
P_2\,\cdot\,2\,r_2\,\pi=(K+W_z)\,h+(P_2\,\sin\,\alpha+W_z\,\cos\,\alpha
+K\,\cos\,\alpha)\,\mu_a\,\frac{2\,r_2\,\pi}{\cos\,\alpha}+K\,\mu_b\,2\,r_3\,\pi
. 2)
Mit
W_z=\mu_z\,P_2\,\frac{r_2}{r_1}=P_2\,\mbox{tg}\,\beta, wobei
\mbox{tg}\,\beta=\mu_z\,\frac{r_2}{r_1}
und h = 2
r2
π tg α, findet sich
P_2=(K+P_2\,\mbox{tg}\,\beta)\,\mbox{tg}\,\alpha+(P_2\,\sin\,\alpha+P_2\,\cos\,\alpha\,\mbox{tg}\,\beta
+K\,\cos\,\alpha)\,\mbox{tg}\,\varrho_a\,\frac{1}{\cos\,\alpha}+K\,\mbox{tg}\,\varrho_b\,\frac{r_3}{r_2}
K=P_2\,\frac{1-\mbox{tg}\,\alpha\,\mbox{tg}\,\varrho_a-(\mbox{tg}\,\alpha+\mbox{tg}\,\varrho_b)\,\mbox{tg}\,\beta}{\mbox{tg}\,\alpha+\mbox{tg}\,\varrho_a+\mbox{tg}\,\varrho_b\,\frac{r_3}{r_2}}
. . . 3)
Textabbildung Bd. 323, S. 97
Fig. 5.
Sieht man vom Einfluß des Zahnreibungswiderstandes Wz ab, setzt man also tg β = 0, dann ist
\begin{array}{rcl}K&=&P_2\,\frac{1-\mbox{tg}\,\alpha\,\mbox{tg}\,\varrho_a}{\mbox{tg}\,\alpha+\mbox{tg}\,\varrho_a+\mbox{tg}\,\varrho_b\,\frac{r_3}{r_2}}\\
&=&P_2\,\frac{\mbox{tg}\,\alpha+\mbox{tg}\,\varrho_a}{\mbox{tg}\,\left(\alpha+\varrho_a\right)\,\left(\mbox{tg}\,\alpha+\mbox{tg}\,\varrho_a+\mbox{tg}\,\varrho_b\,\frac{r_3}{r_2}\right)}\end{array}
. . 4)
Sieht man auch vom Reibungswiderstande des Trieblings B
an der Scheibe C ab, setzt man also tg ρb = 0, so findet
sich
K=P_2\,\frac{1}{\mbox{tg}\,(\alpha+\varrho_a)} und
P_2=K\,\mbox{tg}\,(\alpha+\varrho_a).
Dies ist die Beziehung für die Bewegung auf eine
Schraubenfläche.
Da der Reibungswiderstand in der Druckfläche zwischen B
und C der Relativbewegung von B gegenüber A entgegenwirkt, so ist es
erwünscht μb = tg ρb möglichst klein zu
erhalten. Die Gleichungen 3 und 4 lassen erkennen, daß zweckmäßiger Weise r3 möglichst klein im
Vergleich zu r2
auszuführen ist, um den Anpressungsdruck K zu
steigern.
Rücksicht hinsichtlich der Flächenpressung und der spezifischen Reibungsarbeit bezw.
Abnutzung in den Druckflächen zwischen B und C ist für die Bemessung von r, mitbestimmend. Wie
vorhin hervorgehoben ist, darf die Welle A dem
Triebling B nicht ausweichen, damit eine relative
Bewegung des letzteren gegenüber dem ersteren und mit dieser ein Schluß der
Bremskupplung zu Stande kommt.
Das auf Umtreiben der Welle wirkende Moment seitens des Trieblings beträgt
K tg (α +
ρa) r2 = P2 . r2 – μb
K . r3 . . 5)
daraus,
K [μb . r3 + tg (α + ρa) r2] = P2 . r2 . . 6)
Zur Verhinderung einer Drehung der Welle wird diesem Moment (Gleichung 5) das
Reibungsmoment der Gegenscheibe D entgegengesetzt, und
es muß statt haben
\begin{array}{rcl}\mu_d\,\cdot\,K\,\cdot\,r_4&\geq&K\,\mbox{tg}\,(\alpha+\varrho_a)\,r_2\\r_4&\geq&r_2\,\frac{\mbox{tg}\,(\alpha+\varrho_a)}{\mu_d}\end{array}
. . . . 7)
Hierbei geht das Schließen der Kupplung vom Triebling B bezw. von der frei schwebenden Last aus, wobei die
Weile A mit der Scheibe D
in Ruhe verharrt, sofern der Gleichung 7 entsprochen ist.
Andererseits muß beim Anheben der Last von ihrer Unterlage die Kupplung durch Drehen
der Welle A, also von dieser aus, geschlossen werden,
wobei während der hierbei stattfindenden Relativbewegung der Spindel A gegenüber dem Triebling B einesteils die Schraubenreibung, anderenteils der Reibungswiderstand der
Gegenscheibe D an der Lamelle C überwunden werden müssen. Das Antriebsmoment der Welle A beträgt im letzten Augenblick des
Kupplungsschlusses
P1 .
r1 = K [(r2 tg (α+ ρa) + μd . r4]
K=\frac{P_1\,\cdot\,r_1}{r_2\,\mbox{tg}\,(\alpha+\varrho_a)+\mu_d\,\cdot\,r_4}=\frac{P_2\,\cdot\,r_2}{r_2\,\mbox{tg}\,(\alpha+\varrho_a)+\mu_d\,\cdot\,r_4}
. . 8)
Damit während des Lasthebens ein Gleiten der Kupplungsteile aufeinander nicht
stattfinde, also die Kupplung geschlossen bleibe, muß statt haben
\begin{array}{rcl}P_1\,\cdot\,r_1&\leq&K\,(\mu_b\,\cdot\,r_3+\mu_d\,\cdot\,r_4)\\
&\leq&P_1\,\cdot\,r_1\,\frac{\mu_b\,\cdot\,r_3+\mu_d\,\cdot\,r_4}{r_2\,\mbox{tg}\,(\alpha+\varrho_a)+\mu_d\,\cdot\,r_4}\\r_3&\geq&r_2\,\frac{\mbox{tg}\,(\alpha+\varrho_a)}{\mu_b}\end{array}
. . 9)
Zum Senken der gehobenen Last muß der Ueberschuß der Summe der
Bremsmomente über das Lastmoment überwunden werden durch ein der Welle A zugeführtes Moment von der Größe
Ms =
K (μb . r3 + μd . r4) – P2 . r2
Mit Einsetzen des Wertes für K
aus der Gleichung 8 findet sich
M_s\,\geq\,P_2\,\cdot\,r_2\,\left(\frac{\mu_b\,\cdot\,r_3+\mu_d\,\cdot\,r_4}{\mu_d\,\cdot\,r_4+\mbox{tg}\,(\alpha+\varrho_a)\,r_2}-1\right)
und mit Benutzung der Gleichung 1 ist
M_s\,\geq\,Q\,\cdot\,R\,\cdot\,\frac{r_1}{R_1}\,\cdot\,\eta_s\,\frac{\mu_b\,\cdot\,r_3-\mbox{tg}\,(\alpha+\varrho_s)\,r_2}{\mu_d\,\cdot\,r_4+\mbox{tg}\,(\alpha+\varrho_a)\,r_2}
10)
Textabbildung Bd. 323, S. 98
Fig. 6.
Der Einfluß der einzelnen Momente auf die Größe von Ms ist mit Zuziehen der Bedingungsgleichungen 7 und 9
festzustellen.
Zunächst erkennt man, daß Ms von der Lastgröße abhängig ist und mit dieser zunimmt.
Je größer r2, α sowie μd und je kleiner r3 sowie μb sind, um so kleiner ist Ms.
Wie die Gleichungen 7 und 9 erkennen lassen, sind die mittleren Halbmesser der
Bremsflächen am Ritzel B und an der Gegenscheibe D um so größer zu wählen, je größer der Steigungswinkel
α des Schraubengewindes, d.h. je kleiner hier die
Kraftübersetzung gewählt ist.
Werden beide Bremsflächen gleich ausgiebig geschmiert, ist also μb = μd, dann darf man r3 = r4 wählen; es muß nur
stets statt haben
\left.{{\mu_d\,\cdot\,r_4}\atop{\mu_b\,\cdot\,r_3}}\right\,\geq\,r_2\,\mbox{tg}\,(\alpha+\varrho_a)
. . . 11)
Wie aus der Gleichung 10 ersichtlich ist, darf μb . r3 nicht in dem
gleichen Maße zunehmen wie μd . r4, damit
nicht Ms unnötig
stark anwächst, somit muß sein
μb .
r3 ≦ μd . r4 . . . 12)
Fig. 6 zeigt eine Ausführung von L. Stuckenholz in Wetter a. d. Ruhr, bei welcher die
Gegenscheibe D einen mittleren Durchm. von
\frac{270+230}{2}=250\mbox{ mm} hat und die Andruckflansche
des Ritzels B einen solchen von
\frac{140+90}{2}=115\mbox{ mm}, so daß r3 = 5,75 cm und r4 = 12,5 cm ist. Die
Schmierung des Andruckgewindes sowie der Bremsfläche des Trieblings geschieht
mittels einer Staufferbüchse und zentraler Bohrung der Welle A, diejenige der Bremsflächen an der Gegenscheibe D mittels dreier kleiner Schmierbüchsen. Die beiden Seiten der
Sperrlamelle C werden unabhängig voneinander geschmiert
und ist mittels scharfpassender stopfbüchsenartiger Bronzeringe an B und D dafür gesorgt, daß
die Wirkung der Schmierung nicht von der einen Seite aufdie andere übertragen
wird.
Textabbildung Bd. 323, S. 98
Fig. 7.
Die Andruckschraube hat zweifaches flaches Rechtsgewinde mit 46 mm Steigung.
Ein auf der Welle A aufgeschraubter Mitnehmer N
begrenzt das
Lüftspiel im Gewinde durch den Anschlag M, welcher an
dem Triebling B befestigt ist. Dadurch ist zugleich die
Möglichkeit einer zwangsweisen Rückwärtsdrehung der Winde gegeben für den Fall, daß
dieselbe nicht durch, den unbelasteten Haken in Bewegung gesetzt werden sollte. Die
Lamelle besitzt doppeltes, gesteuertes und geräuschlos wirkendes Gesperre,
Sperrklinke G und Sperrhaken H, deren Eingriffe um die halbe Zahnteilung gegeneinander versetzt sind
und deren Ausschlag durch den Hubbegrenzer L
festgestellt ist.
Fig. 7 läßt ein Westonsches Klemmgesperre nach einer älteren Ausführung der Düsseldorfer Kranbaugesellschajt Liebe-Harkort in
Düsseldorf (Oberkassel) erkennen, das an einer Zweimotoren-Laufwinde von 15 t
Tragkraft benutzt ist. Hier ist r3 = r4 ausgeführt und von einer besonderen
Schmiervorrichtung für die Schraube sowie für die Bremsflächen abgesehen worden.
Während bei elektrisch betriebenen Hebemaschinen der mechanischen Senksperrbremse
durch die elektrische Bremsen das Feld ihrer Benutzung streitig gemacht wird und sie
dasselbe Schritt für Schritt räumen muß, ist ihre Stellung bei den mit Hand und
mechanisch angetriebenen Hebezeugen eine dominierende überall dort, wo es sich darum
handelt, die Last während des Senkens jederzeit in der Gewalt zu behalten und mit
jeder erwünschten kleinen Geschwindigkeit zu senken.
Die Maschinenfabrik Rhein & Lahn, Gauhe, Gockel & Co. in
Oberlahnstein hat das Sicherheitsgesperre bei der von ihr gebauten Winden mit
Handbetrieb in vielseitiger Art und Weise angewandt.Vergleiche auch des Verfassers Aufsatz in der
Zeitschr. für gewerbl. Unterricht 1907, S. 168 u. f.
Bei demselben ist r3 =
r4, wie aus Fig. 8 ersichtlich ist. Um das Gesperre
ausrückbar zu machen, ist hierbei das Andruckgewinde nicht unmittelbar in den
Triebling, sondern in eine vierkantig in diesen eingelegte Stahlmutter d geschnitten. Dadurch erhält der Triebling eine lange,
sichere Führung auf der Welle und Ecken im Gewinde wird verhütet.
Textabbildung Bd. 323, S. 99
Fig. 8.
Das Ausrücken des Gesperres geschieht durch Umlegen eines an der Stahlmutter
befestigten Stellbügels. Derselbe wird leicht angehalten und die Kurbel rückwärts
gedreht, bis die mit dem Bügel verbundene Vierkantmutter sich aus dem Triebling ganz
herausgeschraubt und sich gegen den Stellring der Kurbelwelle angelegt hat. Alsdann
wird der Stellbügel auf die Welle niedergedrückt und legt sich gegen die andere
Seite des Stellrings an.
(Schluß folgt.)