Titel: | Lamellen-Senksperrbremsen. |
Autor: | W. Pickersgill |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 118 |
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Lamellen-Senksperrbremsen.
Von Prof. W. Pickersgill in
Stuttgart.
(Schluß von S. 99 d. Bd.)
Lamellen-Senksperrbremsen.
Die Fig. 9 bis 13 stellen einige Anwendungsfälle des Sicherheitsgesperres an Handwinden
der Maschinenfabrik Rhein & Lahn dar. Dessen Vielseitigkeit ist damit jedoch nicht gänzlich erschöpft,
vielmehr gelangt dasselbe auch in Verbindung mit der Sicherheitsbremse D. R. P. No.
57 268 zur Anwendung.
Textabbildung Bd. 323, S. 118
Fig. 9.
Bei der Winde Fig. 9 ist nur ein festes
Sicherheitsgesperre angewandt, so daß das Lastsenken nur durch Zurückdrehen der
Kurbel geschehen kann. Da nur ein doppeltes Vorgelege ohne Uebersetzungswechsel
eingebaut ist, so kann auch das Heben und Senken des leeren Hakens nur langsam vor
sich gehen.
Die Winde Fig. 10 besitzt doppeltes, festes
Sicherheitsgesperre für wechselnde Drehrichtung. Die eingelegte Stahlmutter d verschiebt sich nach links oder nach rechts und
kuppelt je nach der Drehrichtung das eine oder das andere Gesperre. Die Winde ist
für Doppelförderung bestimmt und mit einer zweiteiligen Trommel ausgerüstet; während
das eine Seiltrum abgewickelt wird, wickelt sich das andere auf und umgekehrt.
In dieser Anwendung eignet sich das feste Sicherheitsgesperre besonders für
Schmiedekrane und für Winden mit doppelter Förderung. Für Werkstattkrane und dergl.
mit einfacher Förderung kann dessen Anwendung nur dort empfohlen werden, wo eine
zuverlässige Bedienung nicht gesichert ist und nur geringe Leistungen vorkommen.
Textabbildung Bd. 323, S. 118
Fig. 10.1 linkssperrend, 2 rechtssperrend.
Fig. 11 läßt eine Winde erkennen mit festem
Sicherheitsgesperre, gewöhnlicher Bandbremse, Trommelausrückung und
Uebersetzungswechsel umschaltbar nur bei Leergang oder bei angezogener Bremse. Mit
dieser Einrichtung lassen sich die Lasten schnell senken und der Haken nach
erfolgtem Uebersetzungswechsel schnell heben und senken. Die Erbauerin empfiehlt
diese Winde für alle Hebemaschinen für Bauzwecke, Gruben- und Steinbetriebe und
dergl. mehr in der Regel nur bei zuverlässiger, ständiger Bedienung.
Fig. 12 zeigt eine Anordnung mit ausrückbarem
Sicherheitsgesperre, gewöhnlicher Bremse und schnellem Leergang ohne Sperrung.
Dieselbe eignet sich für nur langsames Senken schwerer, aber schnelles Senken
leichter Lasten und
schnelles Heben und Senken des leeren Hakens, z.B. für Verladekrane, Magazinkrane,
billige Kellerkrane und dergl. mehr bei mittelguter Bedienung und größerer Leistung,
jedoch bei meist leichteren Lasten.
Die Fig. 13 u. 14
stellen Winden dar mit zwei ausrückbaren Sicherheitsgesperren, gewöhnlicher
Bandbremse, Uebersetzungswechsel umschaltbar nur bei Leergang oder bei angezogener
Bremse.
Textabbildung Bd. 323, S. 119
Fig. 11.
Bei der Ausführung nach Fig. 13 sind die
außenliegenden Andruckschrauben mit Rechts- und Linksgewinde versehen, so daß das
eine Gesperre rechtssperrend, das andere linkssperrend ist. Wie die Abbildung
erkennen läßt, ist das Gesperre rechts durch Herausschrauben der Andruckmutter
ausgeschaltet, dasjenige links eingeschaltet und die Winde mit der größeren von
ihren beiden Uebersetzungen zum Heben der Größtlast betriebsbereit.
Die Kurbelwelle der Winde Fig. 14 ist mit nur einer
Andruckschraube versehen, durch welche die Andruckmutter d je nach dem Drehsinn der Welle sich mit dem linken rechtssperrenden oder
mit dem rechten linkssperrenden Sicherheitsgesperre kuppelt. Im ersten Falle kommt
eine zweifache, im zweiten Falle eine dreifache Räderübersetzung in Benutzung. Für
schnelles Senken mit der Bandbremse wird die Andruckmutter in die gezeichnete
Stellung gebracht und in derselben festgestellt.
Diese beiden Anordnungen kommen für Winden von großer Tragkraft bei großer Leistung,
und zuverlässiger Bedienung in Betracht.
Bei allen vorbesprochenen Bremskonstruktionen ist ein gezahntes Gesperre mit
Sperrklinke oder Sperrhaken benutzt. An Stelle eines solchen läßt sich auch ein
Reibungsgesperre mit Klemmdaumen verwenden, das den Vorteil der Geräuschlosigkeit
und des Fortfallens der zur Erzielung der letzteren bei Zahngesperre benutzten
Klinkensteuerungen für sich hat.
Textabbildung Bd. 323, S. 119
Fig. 12.
Fig, 15 zeigt eine Planbremse der Mannheimer Maschinenfabrik
von Mohr & Federhaff in Mannheim nach dem D. R. P. No, 30 391, bei
welcher nicht nur das Zahngesperre, sondern auch der Klemmdaumen sich erübrigt.
Textabbildung Bd. 323, S. 119
Fig. 13.
Textabbildung Bd. 323, S. 119
Fig. 14.1 linkssperrend, 2 rechtssperrend.
Der Triebling A ist mit einer flanschartigen
Bremsscheibe und an der Stirnfläche mit zwei keilförmigen Vorsprüngen bezw.
Vertiefungen nach Art der Zähne eines Kegelrades versehen. Die Lamelle B besitzt auf der dem Flansch A zugekehrten Seite die gleichen Zahnklauen wie 14, so daß der
Lastrücktrieb infolge der Keilwirkung dieser Vorsprünge die Teile A und B auseinander
treibt, wobei A gegen das feststehende Gehäuse C und B gegen den Deckel
D des letzteren gepreßt wird. Offenbar sind hier
die keilförmigen Vorsprünge dasselbe, was die Andruckschraube bei den
vorbesprochenen Bremsausführungen ist. Wie bei den letzteren, so muß auch bei dieser
Planbremse eine relative Drehung von A gegenüber B der Klemmung und Sperrung vorangehen. Es muß somit
die Lamelle B an einer Teilnahme der durch den
Lastrücktrieb eingeleiteten Drehung von A
zurückgehalten werden. Es geschieht dies hier durch Armierung der Bremsfläche
zwischen B und D mit Leder
und durch Erzeugung eines ständigen geringen Bremswiderstandes an derselben mittels dreier schwacher,
in die Bremse eingelegter Spiralfedern.
Textabbildung Bd. 323, S. 120
Fig. 15.
Die Nuten in A wie in B,
welche die betreffenden Keilfedern umschließen, müssen entsprechende Weite besitzen,
um die relative Drehung von A gegenüber B sowohl beim Sperren wie bei der teilweisen
Bremslösung während des Lastniederganges zu ermöglichen. Die Planbremse hat
gegenüber der Westonschen Bremse den Vorzug, für
Rechts- wie für Links-Drehsinn der Bremswelle benutzbar zu sein. Die in Fig. 15 dargestellte Planbremse No. 2 ist für
Wellendurchmesser von 30, 35 und 40 mm bestimmt; die Mannheimer Maschinenfabrik gibt hierbei an: Maximale Kraft am Umfang der
Scheibe:
a) Handbetrieb
300 kg
b) Maschinenbetrieb
190 „
c) „ mit dauernder maxim.
Belastung
125 „
Hierbei beträgt der Druck auf den Lederring 8,5 bezw. 3,3 kg/qcm.
Bei einem mittleren Durchmesser der Planbremsscheiben von 180 mm und den
Reibungskoeffizienten von Gußeisen auf Gußeisen = 0,05 und Gußeisen auf Leder = 0,12
ist das Güteverhältnis 1 : 1,47.
Um ein Festklemmen der Lamellen zu verhüten, ist der Gehäusedeckel nicht starr
aufgeschraubt, sondern durch vier Spiralfedern gehalten, deren Spannung regelbar
ist. Für ausreichende Schmierung der beteiligten Reibungsflächen ist Sorge
getragen.
Um bei anhaltend arbeitenden Winden bezw. Kranen einer vorzeitigen Abnutzung der
Bremsflächen zu begegnen, verteilt man die Bremsarbeit auf mehrere Lamellen.
Textabbildung Bd. 323, S. 120
Fig. 16.
Fig. 16 zeigt eine Senksperrbremse der Maschinenfabrik Julius Wolff in Heilbronn mit zwei
Lamellen, ausgeführt an Winden von 5000 kg Tragkraft, Fig. 17 eine
solche mit drei Lamellen, ausgeführt von Zobel. Neubert
& Co. in Schmalkalden.
Textabbildung Bd. 323, S. 121
Fig. 17.
Eine Senksperrbremse mit einer größeren Anzahl von Lamellen ist die bekannte von der
Maschinenbau-Aktiengesellschaft
Nürnberg gebaute Krellsche Bremse D. R. P. No. 110860. Unter diese Kategorie fällt auch die
bekannte von Julius Wolff in Heilbronn gebaute Kleinsche Sicherheitskurbel D. R. P. No. 98004.
Stuttgart, im Dezember 1907.