Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Autor: | Ky. |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 125 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Hochfrequenz-Meßinstrument.
Nachdem die Dämpfung der in der Technik angewendeten Schwingungskreise, sowie auch
der Luftleitergebilde infolge genaueren Studiums der Wellensender und
Wellenempfänger mehr und mehr herabgedrückt wurde, ist man mit dem Franke-Dönitzschen Wellenmesser nicht mehr recht
imstande, die mit Vorteil angewendete lose Kupplung zwischen dem Schwingungskreise
und dem Luftleitergebilde nachzuweisen. Für die Messung der durch Poulsen eingeführten ungedämpften Schwingungen ist das
genannte Instrument noch weniger geeignet; schließlich steht bei diesem Instrumente
seine geringe Handlichkeit einer allgemeineren Verwendung entgegen.
Unter Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte hat Hahnemann das neue möglichst schwach gedämpfte Meßinstrument entworfen,
welches naturgemäß aus einem Schwingungskreis mit regelbarer Kapazität,
Selbstinduktion und einem Indikator besteht. Dem Instrument ist außerdem eine
Stromquelle, ein Doppelunterbrecher, sowie eine Funkenstrecke beigegeben, um von
einer Station ungedämpfte Wellen zu Versuchszwecken auszusenden. Diese Hilfsapparate
können ferner zur Erzeugung schwach gedämpfter schneller elektrischer Schwingungen
bestimmter Frequenz, zur Prüfung empfindlicher Detektoren oder zu Meßzwecken
dienen.
Als Kapazität ist nach dem Vorgange Thompsons ein
Plattenkondensator verwendet, von dem die eine auf einer Welle sitzende Plattenserie
verstellbar zu den übrigen Platten unter Verwendung von Oel als Dielektrikum
angeordnet ist. Entsprechend der Stellung der beweglichen zu den festen Platten
können infolgedessen verschiedene Kapazitätswerte eingestellt werden. Besondere
Sorgfalt wurde auf die Festigkeit und die Befestigung der Platten, sowie auf die
Dichtungsstellen des Gefäßes gelegt. Die Kondensatorachse trägt zwei Zeiger, von
denen der eine, ein Spitzenzeiger, eine in 180° geteilte Skala bestreicht; der
andere, ein sogenannter Fensterzeiger nach Beggerow,
welcher sich durch eine besonders gute Ablesungsmöglichkeit auszeichnet, spielt über
fünf weitere Skalen, an denen entsprechend den fünf zur Verwendung gelangenden
verschiedenen Selbstinduktionsspulen unmittelbar die Wellenlängen und zwar von 60 m
bis zu 2600 m abgelesen werden können.
Die Selbstinduktionsspulen sind mit Lacklitze oder Volldraht bewickelt und besitzen
Stöpselkontakte zum Anschluß an einen Spulenhalter, der seinerseits mit
Stöpselkontakten in
der Deckplatte des Instrumentes befestigt wird. Dieser Spulenhalter ist nach allen
Richtungen hin beweglich und einstellbar, sowie mit Feststellvorrichtungen versehen.
Zur leichteren Unterbringung sind die Spulen in zwei Gruppen ineinander
zusammensteckbar angeordnet. Sie haben im übrigen eine geschlossene, niedrige und
gedrungene Gestalt, um eine unnötig große Dämpfung und ein störendes Bemerkbarmachen
ihrer Eigenschwingung zu vermeiden. Zur Kupplung des zu untersuchenden
Schwingungskreises dient eine Erregerschleife aus biegsamer Litze, die um die
Selbstinduktionsspulen gelegt wird. Hierdurch, sowie infolge des beweglichen
Spulenhalters entfällt eine besondere Stellung des Instrumentes bei den
Messungen.
Als Indikatoren sind erstens eine Heliumröhre nach Ament
mit veränderlicher Empfindlichkeit, ferner ein Hitzdraht-Wattzeiger von Hartmann & Braun verwendet, der etwa 1/10 Watt
Maximalverbrauch bei 13 Ohm Widerstand besitzt. Schließlich kann ein Telephon
benutzt werden, welches ebenso wie der Wattzeiger parallel zu einem kleinen
Hilfskondensator geschaltet wird. Letzterer ist ebenso wie die Heliumröhre und die
Funkenstrecke in eine Fassung mit Anschlußstöpseln eingebaut. Diese Verbindungsweise
mit Buchsen und Stöpsel erleichtert die Herstellung der verschiedenen Schaltungen
bedeutend, um so mehr als durch federnde Ausbildung der geschlitzten Buchse gute
Kontakte und zwar bereits zu Beginn des Hineinsteckens der Stöpsel erhalten werden.
Funkenstrecke sowie Doppelunterbrecher sind je mit einer innen mit Tuch bekleideten
Blechkappe zur Schalldämpfung ausgerüstet. Der kleine Induktor wird mit
verhältnismäßig kleiner Leistung und möglichst hoher Spannung betrieben.
Funkenlängen unter 2 mm, die eine große Dämpfung zur Folge haben, können
infolgedessen vermieden werden. Als geeichter Oszillator mit Funkenstrecke besitzt
das Instrument infolgedessen eine Eigendämpfung, die kleiner als 0,1 ist.
Die Verwendung des Instruments und die besonderen Schaltungen für 1. Kontrolle und
Messung der Senderund Empfangsanordnungen von Stationen, 2. Aufnahme der
Resonanzkurve und Messung der Wellenlänge, Dämpfung und Kupplung, 3. unmittelbare
Fernwellenmessung und gleichzeitiges Empfangen von Schwingungen, 4. Empfang
gedämpfter und ungedämpfter Schwingungen, 5. Messung von Kapazitäten,
Selbstinduktion und dgl., 6. Dämpfungsmessungen nach von
Bjerknes und Hahnemann angegebenen Verfahren
werden, zum Teil an Hand von Schaubildern, erläutert. (Nesper.) [Elektrotechnische Zeitschrift 1907, S. 849–852 und 872–875.]
Pr.
Grobschlagzusätze des Betons.
Die Verwendung von reinem, sogen. Betonkies zu Stampfbeton ist infolge des geringen
Gehaltes an groben Bestandteilen unwirtschaftlich. Es empfiehlt sich daher ein
Zusatz von geeigneten Grobschlägen, der die Kosten vermindert, weil an Zement
gespart wird, indem die Hohlräume, die vom Mörtel auszufüllen sind, geringer werden.
Das etwa 1,3 bis 1,4 fache der vorhandenen Hohlräume ist an Mörtel erforderlich. Brabandt hat mit Probekörpern aus verschiedenen
Mörtelmischungen und Zuschlagsmengen Druckversuche angestellt, um eine
Ergiebigkeitsformel abzuleiten und den Zusammenhang zwischen dem
Mischungsverhältnis, der Druckfestigkeit und den Kosten der verschiedenen
Betonsorten festzustellen.
Die Ergiebigkeitsformel ist:
Z=\frac{1000}{z+s\,\cdot\,\frakfamily{S}+k\,\cdot\,\frakfamily{K}+v\,(1+\frakfamily{S})}.
Hierbei bedeutet Z die für 1000 l Beton erforderliche
Zementmenge in Litern, z, s und k die Ausbeutewerte des Zementes, Sandes und Kieses, v das Vielfache der Raumteile an Zement und Sand,
welches an Wasser zugesetzt wird, S und K die auf die Volumeneinheit des Zementes bezogenen
Verhältniszahlen des verwendeten Sandes und Grobzuschlages. Durch Versuche wurden
die Ausbeutewerte gefunden zu:
z = 0,5, s = 0,55, k = 0,62.
Daher ist für das Mischungsverhältnis: 1 Teil Zement, 3 Teile Sand, 4 Teile Kies und
16,5 v. H. des Zementes und Sandes Wasser, der Zementbedarf
Z=\frac{1000}{0,50+0,55\,\cdot\,3+0,62\,\cdot\,4+0,165\,(1+3)}=189\mbox{
l}.
Ferner ist erforderlich: an Sand S = 3 . 189 = 567 l, an
Kies K = 4 . 189 = 756 l und an Wasser W = 0,165 (189 + 567)+ 125 l.
Für die Mörtelmischungen 1 : 2 und 1 : 3 und die Zuschläge von 0,5 bis 8 Teilen der
aufgewendeten Zementmenge weichen die berechneten und die wirklichen Betonausbeuten
nur wenig voneinander ab.
Aus den Versuchsergebnissen Tab. 1 folgt, daß die Druckfestigkeit des Betons durch
kleinere Mengen der Grobzuschläge gesteigert wird, bei größeren Mengen nimmt sie ab.
Dementsprechend nimmt auch der Nutzwert, d.h. die durch 1 M. Kosten erzielte
Festigkeit in kg/qcm zunächst zu und mit wachsendem Grobzuschlag ab.
Zusammensetzg. d. Mörtelsin
Gewichtsteilen
Grob-zu-schlagK
Wahrschein-liche
Druck-festigkeit nach28 Tagen inkg/qcm
Preisf. d. cbmM.
Durch 1
M.KostenerzielteFestigkeitin kg/qcm
Zement
SandS
Wasser(v. H. vonZementu. Sand)
I. Beste Betonsorten.
1
2
16
1,5
170
23,8
7,2
1
3
16
2
100
20,6
4,9
1
4
16
2
76
19,2
4,0
1
6
15
1–3
44–48
17,1–18,1
2,6
II. Schlechteste Betonsorten.
1
2
18
7
60
17,3
3,5
1
3
18
11
30
15,4
1,9
1
4
17
16
30
14,5
2,1
1
6
16
20
10
13,8
0,7
III. Mörtel.
1
2
16
–
200
29,1
6,9
1
3
16
–
110
24,6
4,5
1
4
16
–
80
20,3
3,9
1
6
15
–
50
18,9
2,6
(Brabandt.) [Zentralblatt der Bauverwaltung 1907, S.
537–540]
Dr.-Ing. P. Weiske.
Rollklappbrücke.
Die über die Schiemündung bei Rotterdam gebaute, elektrisch bewegte Rollklappbrücke
mit 15 m freier Durchfahrtweite und 13,5 m Breite besteht aus zwei nebeneinander
liegenden, im normalen Zustand verschraubten Teilen, die gewöhnlich von zwei
Elektromotoren gleichzeitig, im Reparaturfalle aber auch einzeln gehoben und gesenkt
werden können. Im letzteren Falle bleibt ein Teil während der Reparatur geöffnet, so
daß sowohl die Schiffahrt wie der Landverkehr ungehindert stattfinden kann.
Die Brücke, welche zugleich für doppelgleisigen Eisenbahn- und für Straßenbahnverkehr
dient, besteht aus einer flachen Eisenkonstruktion, die an der einen Landseite für
jeden Brückenteil drei Rollquadranten mit 3,69 m Radius trägt. Diese Quadranten
rollen beim Aufklappen der Brücke über gußstählerne Rollbahnen. Die Bewegung der Brücke erfolgt
mit Hilfe zweier Zugstangen, deren Angriffspunkte an der Außenseite der beiden
Brückenteile im Mittelpunkte der Quadranten liegen. Die wagerechten Zugstangen
reichen bis in den Maschinenkeller, wo die Zahnräder auf eine quer zur Brückenachse
liegende Welle montiert sind. In der Mitte ist diese Welle unterbrochen und trägt
hier das von den Elektromotoren angetriebene Gleichgewichtsrad, welches eine
gleichmäßige Verteilung der ausgeübten Kraft auf die beiden Brückenteile bezweckt.
Der mittlere Teil dieses Rades wird durch Zahnradübersetzung von der Motorwelle
angetrieben; er enthält an der inneren Kranzseite zwei auf radialen Zapfen montierte
Kegelräder, welche auf beiden Seiten in die Zahnkränze zweier auf die beiden Hälften
der Hauptwelle aufgekeilten Radscheiben greifen. Sollte der eine Brückenteil mehr
Kraft aufnehmen wie der andere, so verdrehen sich die Radhälften etwas
gegeneinander, bis das Gleichgewicht wieder hergestellt ist.
Das Aufsetzen der Brücke geschieht hydraulisch mit Hilfe von vier Bügeln, die
unter das Schwanzende der Brücke geschoben werden. Der hierzu erforderliche
hydraulische Druck von 25 at wird durch eine doppelte Kolbenpumpe mit elektrischem
Antrieb erzeugt.
Das Oeffnen oder Schließen der Brückenklappe nimmt 19 Sek., das hydraulische Auf-
oder Absetzen 8 Sek. in Anspruch. Da die Bewegungs- und die Aufsetzvorrichtung
elektrisch zusammenhängen, braucht der Wärter nur einen Schalter zu bedienen, die
verschiedenen Bewegungen erfolgen dann selbsttätig.
Für die Hemmung sind eine selbsttätige magnetische Bandbremse, eine elektrische und
eine hydraulische Bremse vorgesehen. Erstere tritt in Wirkung sobald der Strom
unterbrochen wird, letztere wird durch auf den Zugstangen befestigte Anschläge
betätigt.
Das Gesamtgewicht des beweglichen Teiles ist 366 t, die Kosten haben samt Fundierung
M. 375000 betragen. (Doedes.) [De Ingenieur 1907, S.
881–890.]
Ky.
⅘ gekuppelte Güterzugslokomotive.
Für die italienische Staatsbahn hat die Lokomotivfabrik
Henschel & Sohn, Kassel, 59 solche
Verbundlokomotiven gebaut. Dieselben dienen sowohl für den Güterverkehr, wie auch
zur Beförderung schwerer Schnellzüge auf gebirgigen Strecken. Das Dienstgewicht
beträgt 66 t, das Reibungsgewicht 56 t. Die größte Geschwindigkeit ist 65 km/Std.
Bei den Versuchsfahrten auf Steigungen von etwa 25 v. T. zog eine solche Lokomotive
einen Zug von 170 t Wagengewicht mit 38 km/std. Geschwindigkeit, wobei eine Zugkraft
von 7900 kg und eine Gesamtleistung von 1100 PS oder 5,5 PS auf 1 qm Heizfläche
entwickelt wurde. Die Dampfzylinder mit 490 bezw. 750 mm Durchm. und 700 mm Hub
besitzen Kolbenschieber mit innerer Einströmung von 255 bezw. 380 mm Durchm. Gegen
Wasserschläge sind an jedem Zylinderdeckel Druckventile angebracht, die sich
bei 17 bezw. 7 at öffnen. Das Blasrohr in der Rauchkammer ist mit verstellbarer
Auspuffdüse ausgerüstet, welche vom Führerstand aus mit Spindel und Handrad
reguliert werden kann. Der ausströmende Dampf wird in dieser Düse in drehende
Bewegung versetzt. Die Rostfläche der Lokomotive beträgt 2,8, die gesamte Heizfläche
200 qm, die Dampfspannung 16 at. Die Lokomotiven haben den an sie gestellten
Anforderungen entsprochen, so daß innerhalb eines Jahres 110 Lokomotiven dieser
Gattung bestellt wurden. Auch die französische Westbahn hat sich entschlossen an
Stelle der bisher verwendeten Vierzylinder – Güterzugslokomotiven diese Bauart
einzuführen. Aus folgender Zahlentafel sind Leistungen und Zugkraft der Lokomotive
bei verschiedenen Geschwindigkeiten und Steigungen zu entnehmen. [Zeitschrift d.
Ver. deutsch. Ingenieure 1907, S. 1885–1887.]
W.
Geschwin-digkeitkm/Std.
Umdreh-ung i. d.Sekunde
Leistungin Ps
Ps für1 qmHeizfläche
Größte Zugkraft in kg
Zugwider-stand a.
d.Wagrech-ten kg/t
Beförderte Bruttolast in tauf Steigungen
von
⅕ d. Reibungs-gewichtes
\frac{0,48\,p\,{d_n}^2\,h}{2\,D}
aus derKessel-leistung
1 : 33
1 : 50
1 : 100
1 : 200
1 : 400
10
0,65
500
2,5
11200
11000
13400
2,4
260
410
820
1430
–
20
0,97
840
4,2
–
–
11300
2,8
250
400
790
1340
–
30
1,94
1000
5,0
–
–
9050
3,3
180
300
600
1060
1500
40
2,59
1080
5,4
–
–
7350
4,0
120
210
430
720
1030
50
3,23
1140
5,7
–
–
6150
4,9
80
150
320
530
740
60
3.88
1180
5,9
–
–
5300
6,0
50
110
235
385
530
65
4,20
1220
6,1
–
–
5090
6,6
45
95
210
345
465
Einphasenstrombahnbetrieb.
Zur Nutzbarmachung des Einphasenwechselstromes für den Antrieb von
Eisenbahnfahrzeugen haben im wesentlichen zwei Motoren bisher praktischere Bedeutung
erlangt: Der Reihenschlußmotor einerseits und der kompensierte Repulsionsmotor
andererseits. Beide dürften etwa gleichwertig sein und je nach den
Betriebsverhältnissen wird durch die besonderen Vorteile der eine oder der andere
vorzuziehen sein. Die Kommutation ist bei normaler Drehzahl gut, da die Kommutatoren
wegen der Anlaufsbedingungen reichlich groß bemessen sind. Weniger günstig ist die
Kommutierung beim Anlauf selbst. Die Kurzschlußspannung, welche durch die
Transformatorwirkung des pulsierenden Hauptfeldes in der durch die Bürste kurz
geschlossenen Spule erzeugt wird, beim Anlauf und bei niederen Geschwindigkeiten zu
vernichten, ist eine theoretische Unmöglichkeit. Hohe Lamellenzahlen, schmale
Bürsten, niedrige Betriebsspannung und große Abmessung des Kommutators
verringern die schädliche Wirkung dieser Spannung, aber vernichten sie nicht. Die
Notwendigkeit mit niederer Spannung zu arbeiten, ergibt ferner einen großen
wattlosen Anlaufstrom, große Abmessungen der Fahrschalter und zwingt zur Mitführung
eines Transformators auf dem Fahrzeuge. Schließlich ist noch unentschieden, ob die
Motoren für sehr große Leistungen als Niederspannungsmotoren eisenbahntechnisch
betriebssicher ausführbar sind.
Während der Reihenschlußmotor im wesentlichen dem Gleichstrom-Reihenschlußmotor
entspricht und deshalb auch ohne weiteres mit Gleichstrom betrieben werden kann, ist
im Unterschiede hierzu der kompensierte Repulsionsmotor gewissermaßen ein Motor,
welcher in sich die Eigenschaften eines unvollkommenen Gleichstrommotors und eines
Induktionsmotors vereinigt. Was die Abmessungen der Wechselstrommotoren anbetrifft,
so müssen diese an sich größer als beim Gleichstrommotor werden, da Strom und Feld pulsierend
sind, d.h. abwechselnd von einem positiven Höchstwert sich durch Null zu einem
negativen Höchstwert verändern. Infolgedessen ist auch die Zugkraft des Motors eine
pulsierende. Hieraus ergibt sich, daß der Wechselstrommotor für gleiche Leistungen
um mindestens 50 v. H. größer sein muß, als ein Gleichstrommotor gleicher Leistung,
zumal wenn man den größeren Kommutator dieser Motoren und die durch das pulsierende
Feld verursachten Hysteresisverluste in Betracht zieht. Für den kompensierten
Repulsionsmotor sind die Verhältnisse noch etwas ungünstiger: Denn wenn auch für ihn
die Periodenzahl höher als beim Reihenschlußmotor gewählt werden kann und hierdurch
ein geringeres Transformatorengewicht erzielbar ist, so muß wiederum die Polzahl
entsprechend niedriger gewählt werden; denn er ist im wesentlichen ein synchron
laufender Motor, während der Reihenschlußmotor im Betriebe übersynchron arbeitet.
Hieraus folgen für den kompensierten Repulsionsmotor auch schwierigere
Kommutationsbedingungen beim Anlauf. Ferner wird bei diesem das Feld und somit auch
das Anlaufsfeld verringert und die Ankeramperewindungen müssen infolgedessen erhöht
werden, um die dem Produkt aus beiden proportionale Zugkraft möglichst hoch zu
erhalten. Man verzichtet damit auf einen Hauptvorteil der Feldregelung, und muß der
Anlaufsbedingungen wegen einen größeren Kommutator wählen.
Bezüglich der Verluste werden beide Motoren etwa das gleiche Ergebnis liefern. Die
etwas größeren Eisenverluste des Reihenschlußmotors werden durch die Bürstenreibung
des zusätzlichen Bürstensatzes beim Repulsionsmotor ausgeglichen. Beim Anlauf und
bei geringen Geschwindigkeiten werden bei niedriger Periodenzahl die Eisenverluste
beim Repulsionsmotor sogar kleiner. Sie werden jedoch durch die größeren
Dauerverluste in den Transformatoren, sowie durch deren größeres Gewicht wieder
ungefähr wett gemacht. Die Kommutierungsfrage schien anfänglich in bezug auf den
Synchronismus und die in der Nähe desselben liegenden Geschwindigkeiten für den
Repulsionsmotor besser gelöst. Die neuen Schaltungen der Hilfspole nach Behn-Eschenburg, Latour und Richter haben jedoch die Schwierigkeiten auch für den Reihenschlußmotor
beseitigt. Die Tatsache, daß man beim Reihenschlußmotor bei höheren
Geschwindigkeiten die Phasenverschiebung annähernd kompensieren kann, ist so gut wie
belanglos, da sie bei Anlauf -unwirksam ist und gerade dort die Aufnahme an
Kilo-Volt-Ampere den Höchstwert besitzt. Die Transformatoren müssen bei beiden
Motoren für die Anlaufleistung bemessen sein, da auch beim Repulsionsmotor die
Statorwicklung sich praktisch nicht als Hochspannungswicklung ausführen läßt.
Wesentlich ist eigentlich nur, daß der Repulsionsmotor mit etwas höheren
Periodenzahlen arbeiten kann und deswegen einen weniger schweren Transformator auf
dem Fahrzeuge erfordert. Dem wird jedoch von den Anhängern des Reihenschlußmotors
entgegengehalten, daß gerade die niedere Periodenzahl von Vorteil ist, da hierdurch
die Kommutierung beim Anlauf, dem schwachen Punkte beider Motoren, besser wird. Da
die erwähnten Anstände beider Kollektormotoren jedoch Naturnotwendigkeiten sind, so
sind sie auch durch keine Verbesserungen zu beheben. Von keinem der Motoren ist
daher die Lösung eines ideal denkbaren Einphasenbahnbetriebes zu erwarten. (Heyland,) Fortsetzung folgt. [Elektrotechnische
Zeitschrift 1907, S. 893–896.]
Pr.
Die Kerbschlagprobe.
Von dem Deutschen Verband für Materialprüfungen der Technik sind zur Ausführung von
Kerbschlagproben (stoßweise Beanspruchung von eingekerbten Biegeproben) drei
Pendelhämmer von 250, 75 und 10 m/kg Schlagleistung empfohlen, deren Konstruktion
die Charpysche Anordnung zu Grunde gelegt ist. Die
Probe liegt mit beiden Enden auf Stützen, der Schlag erfolgt in der Mitte dem Kerb
gegenüber. Der Hammer ist schwer gegenüber dem Gestänge und schwingt in Kugellagern;
sämtliche Schwerpunkte und der Treffpunkt des Hammers auf die Probe fallen in die
Schwingungsebene, und das Stoßzentrum liegt bei dem großen Schlagwerk etwa 50 mm,
bei dem mittleren etwa 25 mm über und bei der kleineren Ausführung ungefähr im
Schwerpunkte der Probe. Die Stützweite beträgt bei den beiden größeren Hämmern 120
mm, bei dem kleineren 70 mm. Jedes Schlagwerk kann als Ganzes an beliebiger Stelle
aufgestellt werden.
Nach umfangreichen Untersuchungen der Firma Krupp über
die zu wählende Stab- und Kerbform wurde folgende Normalstabform festgesetzt:
Für die zwei großen Schlagwerke Stäbe von 160 mm Länge bei 30 × 30 mm Querschnitt,
die in der Mitte mit 4 mm Loch durchbohrt und nach der einen Seite aufgeschnitten
sind, so daß die Höhe noch 15 mm beträgt (Rundkerb). Bei dünneren Proben (Blechen)
wird die Dicke des Stabes gleich der Blechdicke, alle übrigen Abmessungen bleiben
unverändert.
Für das kleine Schlagwerk genügen Proben von 100 mm Länge, 8-10 mm Dicke mit scharfem
2 mm tiefem Kerb von 45° Winkel.
Die Proben dürfen nur kalt herausgeschnitten und nicht ausgeglüht werden. Bei Blechen
sind Längs- und Querproben zu entnehmen. Versuchstemperatur soll zwischen 15–20° C
liegen.
Bei Ausführung der Versuche wird das Pendel so hoch gezogen, daß es beim Fallen die
Probe durchschlagen kann. Die verbrauchte Energie wird durch Messen des
Durchschlagwinkels bei den großen Schlagwerken mittels eines durch das Pendel
hochgezogenen Schiebers und bei dem kleinen Schlagwerk wie bei den Hämmern von Rudeloff und Charpy
mittels eines Zeigers ermittelt. Nach den vorgelegten Versuchsergebnissen erwies
sich der Einfluß der Schlaggeschwindigkeit und der Probendicke bei dem
vorgeschriebenen Rundstab so gering, daß er vernachlässigt werden kann.
Ferner hat sich durch Vergleichsversuche ergeben, daß scharfe Kerbe niedrigere
Kerbzähigkeit zeigen als Rundkerbe, und daß bei scharfem Kerb die Probendicke von
Einfluß ist. Bei Kohlenstoffstählen und Stahlguß gehen mit wachsender Festigkeit
Dehnung und Kerbzähigkeit nicht parallel, sondern trotz normaler Dehnung kann das
Material geringe Kerbzähigkeit besitzen, also gegen stoßweise Beanspruchung sehr
empfindlich sein. Bei Spezialstählen entspricht im allgemeinen die Kerbzähigkeit der
Dehnung. (Ehrensberger.) [Zeitschr. d. Ver. d. Ing.
1907, S. 1974–1982 und 2065–2070.]
Fk.
Szèkelys Verfahren zum Gießen von Eisen in
Metallformen.
Um beim Gießen in Metallformen weiches Eisen zu erzielen, hat sich bisher bekanntlich
die Verwendung von Material mit hohem Siliziumgehalt als notwendig erwiesen, da
sonst Abschrecken stattfindet. Bei dem Verfahren von Szekèly soll jedes gewöhnliche Gußeisen sich in Metallformen gießen
lassen, ohne abzuschrecken, und zwar besser als bei der Verwendung von Sandformen.
Der Erfolg beruht im wesentlichen darauf, daß die Wände der Metallform mit einer
Mischung von Kreide und Paraffin eingeschmiert werden, die gut an der warmen Form
haftet, deren Zusammensetzung aber geheim gehalten wird. Das Kerosin fängt bei der
Berührung mit dem heißen Metall Feuer und die Verbrennungsgase entweichen nach oben.
Das Gießen erfolgt etwas langsamer als in Sandformen, und zwar von oben durch einen
seitlich angeordneten Einguß. Ihm gegenüber befindet sich auf der anderen Seite eine
Oeffnung zum Entweichen der Gase. Die vier Wände der Form sind charnierartig
verbunden und werden auf einer starken Grundplatte durch Schrauben zusammengepreßt.
Sie sind nur an den Verbindungsstellen bearbeitet und behalten im übrigen ihre
Gußnarbe. Der Guß füllt die Form gut und scharf aus ohne zu schrumpfen. [Engineering
1907, II, S. 754 und 1908; I, S. 16.]
ε.
Zweitakt-Automobilmotor.
Bei dem sogen. „Ventillosen“ Wagenmotor von Ralph
Lucas stehen sowohl die unteren wie die oberen Kolbenseiten zweier
zusammengegossener Zylinder miteinander in offener Verbindung. Die beiden Kolben des
im Zweitakt arbeitenden Motors bewegen sich immer in gleichem Sinne, die beiden
Kurbelachsen drehen sich aber in entgegengesetzter Richtung, indem die
Kurbelscheiben mittels Verzahnung ineinander greifen. Der eine Zylinder enthält
die Einlaß-, der andere die Auslaßschlitze. Beim Aufwärtsgang der Kolben wird
die Luft im Kurbelgehäuse verdünnt, wodurch sich ein Nadelventil öffnet, das eine
gewisse Brennstoffmenge in einen Vorraum einspritzt. Beim Niedergang der Kolben wird
die Luft im Kurbelgehäuse und im Vorraum etwas komprimiert und erlangt nahe dem
unteren Totpunkt Zugang zu dem einen Zylinder, indem der Kolben hier die
Einlaßschlitze freigibt. Schon etwas früher hat der Kolben des zweiten Zylinders die
Auslaßschlitze geöffnet, der noch von der Verbrennung etwa übriggebliebene
Ueberdruck hat entweichen können, und die Verbrennungsprodukte werden schließlich
durch die vorkomprimierte Luft aus den beiden Zylindern verdrängt. Beim Aufwärtsgang
erfolgt dann der Abschluß der Schlitze, die Zusammenpressung der frischen Ladung,
die Entzündung usw.
Die Bewegung wird von einer der beiden Kurbelachsen mittels Metallkegelkupplung und
Renolds-Kette (s. D. p. J. 1907, 322, S. 699) auf eine quer zur Wagenachse gelagerte
Hilfswelle übertragen, die durch Klauenkupplungen zur Einschaltung zweier Ketten für
verschiedene Geschwindigkeiten mit der hinteren Wagenachse verbunden wird. Die
Kegelkupplung enthält die epicyclische Umkehrbewegung. [The Engineer 1907, II, S.
512.]
Ky.