| Titel: | Neuerungen aus einigen Gebieten der Starkstromtechnik. | 
| Autor: | K. Kahle | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 151 | 
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                        Neuerungen aus einigen Gebieten der
                           								Starkstromtechnik.
                        Von Regierungsrat Dr. K. Kahle,
                           								Charlottenburg.
                        (Fortsetzung von S. 72 d. Bd.)
                        Neuerungen aus einigen Gebieten der Starkstromtechnik.
                        
                     
                        
                           III. Elektrische
                                 										Beleuchtung.
                           
                              
                                 Metallglühlampen.
                                 
                              Es ist zu verwundern, daß in einer Zeit, wo auf allen Gebieten der Elektrotechnik
                                 										die größten Fortschritte gemacht sind und einschneidende Veränderungen vor sich
                                 										gingen, die Kohleglühlampe das einzige Mittel für die elektrische Beleuchtung
                                 										bewohnter Räume blieb. Erst in den letzten Jahren vollzog sich hier eine
                                 										Veränderung durch Einführung der Nernst-Lampe und
                                 										durch Wiedereinführung der Metallglühlampen, die der Kohleglühlampe
                                 										vorangegangen, aber ganz in Vergessenheit geraten waren. Der Grund für diese
                                 										eigenartige Erscheinung liegt wohl darin, daß es Edison seinerzeit nur mit der Kohlenglühlampe gelungen war, das große
                                 										Problem der Teilung des Lichts zu lösen, und daß die Kenntnis der Eigenschaften
                                 										der hochschmelzbaren Metalle noch nicht soweit vorgeschritten war, um aus ihnen
                                 										die brauchbarsten auszuwählen. Erst in neuerer Zeit gelang es, eine Reihe
                                 										seltenerer Metalle rein herzustellen, ihre Schmelzpunkte mit den
                                 										verfeinerten Methoden zur Messung hoher Temperaturen einwandfrei zu bestimmen
                                 										und vor allem Verfahren zu finden, um sie in die für Glühfäden geeignete Form zu
                                 										bringen. Gerade dieser letzte Punkt ist von wesentlicher Bedeutung. Die Teilung
                                 										des Lichts erfordert kleine Lichteinheiten, die wirtschaftliche Verteilung der
                                 										Energie hohe Spannungen und damit sehr feine Glühfäden von hohem Widerstände.
                                 										Lange Zeit war die 16-kerzige Glühlampe von etwa 50 Watt Energieverbrauch bei
                                 										110 Volt die übliche Type der Kohlenfadenlampe, in letzter Zeit ist es gelungen,
                                 										Kohlefäden von solcher Feinheit herzustellen, daß man mit der Betriebsspannung
                                 										auf 220 Volt hinaufgehen und damit die Wirtschaftlichkeit der Energieverteilung
                                 										in etwa gleichem Maße steigern konnte. Diesen Verhältnissen haben die
                                 										Metallglühlampen sich anzupassen, denn sie müssen in den vorhandenen
                                 										Verteilungsnetzen verwendet werden; hätten sie nicht die Kohlelampe als
                                 										Vorgängerin gehabt, so hätten sie sich ihre eigenen Lebensbedingungen schaffen
                                 										können. Man will ihre Vorteile hinsichtlich der Energieausnutzung verwerten und
                                 										gleichzeitig die bei der Kohlelampe mögliche wirtschaftliche Energiezuführung
                                 										beibehalten, und steht damit vor der schwierigen Aufgabe verhältnismäßig kurze
                                 										Metallfäden von wenigstens 1000 Ohm Widerstand
                                 										herzustellen.
                              SwinburneJorn. Inst. El. Eng. Bd. 38 (1907), S. 211. hat kürzlich
                                 										vor der Institution of Electrical Engineers in London einen interessanten
                                 										Vortrag gehalten, in dem er diese Schwierigkeiten beleuchtet und zusammenfaßt,
                                 										was bisher erreicht ist. Die folgenden Ausführungen sind zum Teil hierauf
                                 										gestützt.
                              Die Ueberlegenheit der Metallfadenlampen beruht darauf, daß gewisse Metalle auf
                                 										höhere Temperatur als Kohle gebracht werden können und daher imstande sind,
                                 										einen größeren Teil der zu ihrer Erhitzung aufgewandten Energie in Licht
                                 										umzusetzen, da ja bekanntlich mit der Temperatursteigerung eine Verschiebung der
                                 										Strahlung nach den kürzeren Wellen, also eine Erhöhung der Lichtstrahlung auf
                                 										Kosten der Wärmestrahlung verbunden ist. Der Erhitzung der Kohle ist durch ihre
                                 										Zerstäubung eine Grenze gesetzt, die eine Erhöhung der Temperatur über etwa
                                 										1700° C nicht zuläßt und zu der bekannten Schwärzung der Glühlampenbirnen
                                 										Veranlassung gibt. Auch bei den Metallen tritt diese Zerstäubung ein und bildet
                                 										einen wichtigen Gesichtspunkt bei ihrer Auswahl, die im übrigen in erster Linie
                                 										durch den Schmelzpunkt bestimmt wird. Zieht man nur solche Metalle in Betracht,
                                 										deren Schmelzpunkt über 2000° liegt, so kommt nur Titan, Tantal, Wolfram, Osmium
                                 										und Iridium in Frage. Unter diesen sind wieder diejenigen Metalle auszusuchen,
                                 										die die Herstellung eines Fadens von dem erforderlichen hohen Widerstand
                                 										ermöglichen. Bisher ist dies nur für Tantal, Osmium und Wolfram gelungen.
                              Für die Herstellung des Fadens kommen im wesentlichen folgende drei Methoden in
                                 										Betracht;
                              1. Die Metalldrähte werden in der üblichen Weise im Zieheisen zu feinen Fäden
                                 										ausgezogen. Dieses Verfahren hat bisher nur bei der Herstellung der Tantalfäden
                                 										Anwendung gefunden, die übrigen Metalle sind derart spröde und nur in Pulverform
                                 										herstellbar, daß sie sich auf diesem Wege nicht zu Fäden formen lassen. Auch
                                 										Tantal galt bisher als ein völlig spröderD. p. J. 1906, Bd. 321, S.
                                       											45. und unbearbeitbarer Stoff. Siemens & Halske ist es aber
                                 										gelungen, es völlig von Kohleverunreinigungen zu befreien und ihm dadurch die
                                 										zum Ziehen erforderliche Dehnbarkeit zu verleihen.D. p. J. 1905, Bd. 320, S. 251.
                              2. Zunächst wird ein feiner Träger in der Form des Metallfadens hergestellt, auf
                                 										diesem durch Elektrolyse oder auf chemischem Wege das betreffende Metall
                                 										niedergeschlagen und schließlich der Träger durch Erhitzung oder Verbrennung
                                 										entfernt. Dieser Weg ist von Auer in seinen ersten
                                 										Patentschriften, die sich auf die Osmiumlampe beziehen, beschrieben, aber
                                 										anscheinend nicht in der Praxis beschritten worden.
                              3. Der Metallfaden wird aus einem die nötigen Bestandteile enthaltenden
                                 										gespritzten Faden hergestellt in ähnlicher Weise, wie der Kohlefaden aus dem
                                 										gespritzten Zellulosefaden. Hierzu ist zunächst eine Paste erforderlich, die das
                                 										betreffende Metall entweder als solches oder als leicht reduzierbare Verbindung
                                 										in fein verteiltem Zustande enthält In der Regel wir$ das Metall oder die
                                 										Verbindung in feinster Pulverform mit einem organischen Bindemittel zu einem
                                 										gleichmäßigen Brei angerührt, aus dem dann der Faden gespritzt, getrocknet und
                                 										weiter durch chemische Behandlung zum Metallfaden umgewandelt wird. Dies
                                 										Verfahren wird zur Herstellung der Osmium- und Wolframfäden benutzt, hat aber
                                 										den Nachteil, daß ein Teil des Metalls sich mit der Kohle zu Karbid
                                 										vereinigt, wodurch der Schmelzpunkt des Fadens erniedrigt wird. Auf geniale
                                 										Weise hat Kuzel diese Schwierigkeit umgangen, der
                                 										nicht eine Paste auf mechanischem Wege, sondern eine kolloidale Lösung des
                                 										betreffenden Metalls herstellt, indem er aus ihm Elektroden bildet und zwischen
                                 										diesen unter Wasser einen Lichtbogen übertreten läßt. Dabei geht das Metall in
                                 										Lösung, und der aus dieser Lösung gespritzte Faden wird nach dem Trocknen
                                 										stromleitend und nimmt beim Stromdurchgang krystallinisches Gefüge an.
                              Mit keinem dieser Verfahren ist man aber bisher imstande gewesen, einen Glühfaden
                                 										herzustellen, der die nötige Feinheit besitzt, um bei der für Kohlelampen
                                 										üblichen Spannung den hohen Wirkungsgrad der Metallfäden unter Einhaltung der
                                 										für Kohlefäden üblichen Länge auszunutzen. Die sämtlichen Metallfäden für
                                 										Spannungen von 110 Volt haben 4–5 mal größere Fadenlänge als die entsprechenden
                                 										Kohlefäden und sind an geeigneten Trägern hin- und hergeführt, was besonders bei
                                 										den spröden Metallfäden große Schwierigkeiten bereitet. Fig. 43 stellt z.B. eine 32 kerzige Osram-Lampe für 110 Volt dar, wie sie zurzeit von
                                 										der Deutschen Gasglühlicht-Aktiengesellschaft (Auergesellschaft) in Handel gebracht wird. Dem
                                 										Namen nach scheint der Faden aus einer Legierung von Osmium und Wolfram zu
                                 										bestehen, Swinburne glaubt, daß er zum größten
                                 										Teile Wolfram enthalte.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 323, S. 152
                                 Fig. 43.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 323, S. 152
                                 Fig. 44.
                                 
                              Die Einfügung der einzelnen Drahtschleifen in die Glasglocke geschieht nach den
                                 										durch Patent 187084 Fig. 43. der Kl. 21 f
                                 										geschützten Verfahren, das hier an Fig. 44
                                 										erläutert werden möge. Der Fuß der Glasbirne a
                                 										trägt den Glasstab b, an dem die zur Führung des
                                 										bügelförmigen Leuchtkörpers c, d, e dienenden
                                 										Schleifen f befestigt sind. Die Bügel c und e sind mit dem
                                 										einen Ende an die Zuleitungsdrähte g und h angeschlossen, mit dem anderen Ende sind sie über
                                 										die am Träger b befestigten Drahtstücke i, k mit dem Bügel d
                                 										in Reihe geschaltet. Die Befestigung der drei Bügel an den Verbindungsstücken
                                 										geschieht nun in der Weise, daß zunächst jeder Bügel mit dem einen Schenkel
                                 										durch eine der Schleifen f geführt wird. Die aus
                                 										Thoriumoxyd bestehenden Schleifen f sind durch
                                 										biegsame Drahtstücke mit dem Träger b verbunden.
                                 										Ihre Fläche liegt zunächst senkrecht, also parallel zu den Bügelflächen. In
                                 										dieser Lage kann der Draht leicht in die Schleife eingeführt werden, die hierauf
                                 										in die wagerechte Lage gedreht wird. Nun wird der nicht durch die Schleife
                                 										geführte Schenkel des Bügels an der entsprechenden Zuführung befestigt und
                                 										hierauf der andere Schenkel durch Biegen der Schleife in die Nähe der anderen
                                 										Zuführung gebracht und dann ebenfalls befestigt. Auf diese Weise ist es möglich
                                 										die spröden Bügel, ohne sie zu zerbrechen, an den Zuführungen zu befestigen.
                              Ein anderes Verfahren der gleichen Gesellschaft behandelt Patent 184731 der Kl.
                                 										21 f und soll an den Fig. 45 u. 46 erläutert werden. Der Fuß f der Lampe besitzt hier die üblichen Zuführungen
                                 											h und außerdem ein Häkchen i (Fig. 46). Der
                                 										Metallfaden wird als ganzes zunächst zu einem Bügel k gebogen und mit seinen Enden an den Zuführungen h befestigt. Zur Bildung eines Doppelbügels, der es
                                 										ermöglicht, das Ganze in eine Birne gewöhnlicher Form einzubringen, ist nun der
                                 										Bogen des Bügels, wie die gestrichelte Linie zeigt, in das Häkchen i einzubringen. Dies läßt sich aber nur ausführen,
                                 										wenn der Faden durch Strom erhitzt und weich gemacht ist. Hierzu wird der Fuß
                                 											f mit den Leitungen g an dem Gestell b befestigt und nun von
                                 										unten in ein Gefäß a (Fig. 45) eingeführt, in das von oben ein indifferentes Gas
                                 										eingeleitet wird, das ein Verbrennen des erhitzten Fadens verhindert. Man kann
                                 										nun mittels einer isolierenden Gabel den unteren Teil der Bügel hoch heben, auf
                                 										das Häkchen i legen und hier befestigen. Dies
                                 										Verfahren läßt sich natürlich mehrfach wiederholen, um eine einfache, etwa vier
                                 										Bügel enthaltende Lampe zu erhalten.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 323, S. 153
                                 Fig. 45.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 323, S. 153
                                 Fig. 46.
                                 
                              Wir beschließen hiermit die Ausführungen über die Metallfadenlampen und wenden
                                 										uns nun einem anderen Gebiete der Beleuchtungstechnik zu, das heute im
                                 										Vordergrund des Interesses steht, nämlich den Quecksilberdampflampen.
                              
                           
                              
                                 Quecksilberdampflampen.
                                 
                              Diese ursprünglich deutsche, bekanntlich von Arons
                                 										angegebene Erfindung, ist in Amerika durch C. P.
                                    											Hewitts. D. p. J. 1904,
                                       												Bd. 319, S. 223 und 766. in den
                                 										ersten Jahren dieses Jahrzehnts zu neuem Leben erweckt und hat neuerdings auch
                                 										bei uns Verbreitung gefunden. Die von Hewitt
                                 										angegebenen Lampen besitzen ein im wesentlichen wagerechtes Leuchtrohr, in dem
                                 										die Zündung wie bei der alten Aronsschen Lampe
                                 										durch Neigung des Rohres bewirkt wird. Später wurden von Steinmetz Lampen mit senkrechtem Leuchtrohr eingeführt, die in
                                 										Deutschland durch die Allgemeine
                                    											Elektrizitäts-Gesellschaft Eingang gefunden haben.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 323, S. 153
                                 Fig. 47.Quecksilberlampe von Steinmetz.
                                 
                              Die wesentlichen Teile dieser Lampe, unter denen besonders die Zündvorrichtung
                                 										bemerkenswert ist, sind aus Fig. 47 zu ersehen.
                                 										Das Leuchtrohr C ist oben mit einer Erweiterung,
                                 										der sogen. Kühlkammer, und unten mit einer Verlängerung zur Aufnahme der
                                 										Zündvorrichtung versehen. Im unteren Teile des Rohres befindet sich das die
                                 										Kathode bildende Quecksilber; die in der Kühlkammer angebrachte Anode A besteht, wie üblich, aus einem nicht
                                 										verdampfenden Stoffe, wie Graphit, Eisen oder Siliciumkarbid. Das Rohr ist bis
                                 										auf einige hundertstel Millimeter Druck evakuirt und gestattet nur dann das
                                 										Zustandekommen eines Lichtbogens, wenn es mit ionisierten Quecksilberdampf
                                 										erfüllt ist. An sich leitet der Quecksilberdampf, wie jedes andere Gas, nicht,
                                 										er muß erst durch eine besondere Wirkung beeinflußt, d.h. aus dem neutralen in
                                 										den ionisierten Zustand versetzt werden. Dem elektrischen Funken wohnt
                                 										bekanntlich diese ionisierende Kraft inne, und, wie bei anderen Gelegenheiten,
                                 										z.B. bei Blitzschutzvorrichtungen, wird auch hiervon Gebrauch gemacht. Der
                                 										Funken wird, je nach der Art der Lampe, in verschiedener Weise behufs Zündung
                                 										von Quecksilberlampen erzeugt, z.B. durch Kippen der Röhre, durch Anwendung
                                 										einer Ueberspannung oder durch Hilfselektroden. Bei der Steinmetzschen Lampe wird die Zündung durch einen von der Anode
                                 										ausgehenden, das Leuchtrohr in seiner ganzen Länge durchsetzenden Kohlenfaden
                                 										bewirkt, der in einen auf dem Quecksilber der Kathode schwimmenden, mit
                                 										Quecksilber gefüllten Hohlkörper E aus Eisen
                                 										taucht. Dieser wird bei Stromschluß durch ein ihn umgebendes, in Reihe mit der
                                 										Lampe liegendes Solenoid in das Quecksilber der Kathode hineingezogen und bildet
                                 										dabei zwischen diesem und dem in eine Spitze aus einem nicht verdampfenden
                                 										Stoffe ausgehenden Kohlefaden einen Lichtbogen, der Quecksilber verdampfen läßt
                                 										und gleichzeitig die erforderliche ionisierende Wirkung ausübt. Herrscht in der
                                 										Röhre der richtige Luftdruck, so bildet sich sofort ein leitender Stromweg, der
                                 										die Röhre zum Leuchten bringt und dem Kohlenfaden die Stomleitung fast völlig
                                 										abnimmt.
                              In der Lampe bildet sich in kurzer Zeit ein Gleichgewichtszustand aus. Sie
                                 										enthält dann anscheinend dreierlei Art Quecksilberdampf, nämlich leitenden,
                                 										leuchtenden und indifferenten, von denen der letztere sich am nächsten der
                                 										Wandung befindet. Es kommt nun darauf an, ein richtiges Verhältnis zwischen den
                                 										drei Dampfarten aufrecht zu erhalten, und hierzu dient die Kühlkammer. Sie ist
                                 										so bemessen, daß bei normaler Spannung soviel Quecksilber kondensiert, wie zur
                                 										Aufrechterhaltung des richtigen Verhältnisses der verschiedenen Dampfarten oder,
                                 										was dasselbe besagt, des richtigen Dampfdruckes erforderlich ist. Wird die
                                 										Spannung der Lampe übermäßig erhöht, so gewinnt der indifferente Dampf die
                                 										Oberhand, drängt die leitenden und lichtgebenden Teile immer mehr nach der Mitte
                                 										zusammen, so daß der Widerstand der Lampe steigt und die Lichtsäule immer dünner
                                 										wird und schließlich verlöscht.
                              Lampen dieser Art sind in Deutschland und in Amerika eingeführt und finden
                                 										hauptsächlich im Freien aber auch in großen Räumen Anwendung, in denen an die
                                 										Beleuchtung besondere Ansprüche nicht gestellt werden, so in Lagerhäusern,
                                 										Vorratsräumen, Maschinenhäusern und dergl. Neuerdings sind sie auch in solche
                                 										Fabrikräume eingeführt, wo feinere Arbeiten auszuführen sind, da bei dieser
                                 										Beleuchtung die Augen wenig ermüden sollen. Ein großer Nachteil dieses
                                 										Lampentypus ist aber die ungewöhnliche Form, die sich Räumen, wo auch dem
                                 										Geschmack Rechnung zu tragen ist, nur schwer anpaßt und vor allem die Färbung
                                 										des Lichtes, dessen bläulichen Ton man wohl schwächen, aber noch nicht
                                 										beseitigen konnte.
                              In dieser Beziehung bildet die von Küch angegebene
                                 										und vor kurzem in den Handel gebrachte Quarzlampe der Firma W. C. HeraeusElektrot. Zeitschr. 1907, S. 932. einen wesentlichen
                                 										Fortschritt. Er beruht darauf, daß man dem Quarz wesentlich höhere Temperaturen
                                 										zumuten kann als dem Glase, wodurch die Möglichkeit gegeben ist, dem
                                 										Quecksilberlichtbogen größere Energiemengen zuzuführen. Hierdurch erhält die
                                 										Lampe wesentlich andere Eigenschaften. Während bisher der Spannungsabfall der
                                 										Lichtsäule etwa 1 Volt für 1 cm betrug, erreicht er in der Heraeusschen Lampe 15 Volt für 1 cm. Hand in Hand
                                 										damit geht eine erhebliche Steigerung des Dampfdrucks, der beim Betrieb der
                                 										früheren Lampen etwa 2 mm beträgt, bei der Quarzlampe aber eine Atmosphäre
                                 										übersteigt, und vor allem der Temperatur der Lichtsäule, die bei verhältnismäßig
                                 										niedriger Beanspruchung schon 1700° erreicht, während sie früher nur 200–300°
                                 										betrug. Der hochtemperierte Quecksilberlichtbogen strahlt aber ein Licht von
                                 										wesentlich anderer spektraler Zusammensetzung aus, wie der bisher übliche
                                 										Lichtbogen. Im hochtemperierten Lichtbogen wird die Temperaturstrahlung auf
                                 										Kosten des Lumineszenzlichtes erhöht und gleichzeitig wandert das Maximum der
                                 										Strahlung nach den kurzen Wellen, so daß das Licht statt des grünlich-blauen
                                 										Tons einen gelblichweißen annimmt und eine ähnliche spektrale Zusammensetzung
                                 										erhält wie das Tageslicht.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 323, S. 154
                                 Fig. 48.Brenner zur Quarzlampe der Quarzlampen-Gesellschaft.
                                 
                              Fig. 48 zeigt einen Brenner der Quarzlampe für
                                 										3,5 Amp. bei 220 Volt in einem Drittel der natürlichen Größe. Das Leuchtrohr von
                                 										15 cm Länge und 1 ½ cm Durchm. trägt an seinen Enden zwei röhrenförmige
                                 										Polgefäße, deren Längsrichtung senkrecht zu der des Leuchtrohres verläuft. In
                                 										beiden Polgefäßen befindet sich Quecksilber. Zur Abführung der dort erzeugten
                                 										Wärme sind die Polgefäße mit fächerförmig ausgebildeten Metallkühlern versehen,
                                 										deren Kühlfläche die der Lampe zuführbare Stromstärke bestimmt. Die Lampe
                                 										erinnert in ihrer ganzen Ausführung an die ursprüngliche Aronssche Quecksilberlampe und wird wie diese durch Kippen um eine zur
                                 										Achse des Leuchtrohres wagerechte Achse gezündet. Hierzu ist ein im Nebenschluß
                                 										zu den Klemmen der Lampe liegender Elektromagnet vorgesehen, der beim
                                 										Einschalten des Stromes erregt und dann kurzgeschlossen wird, wenn beim Kippen
                                 										ein Quecksilberfaden von dem einen zum anderen Polgefäß überströmt. Die Lampe
                                 										kehrt dabei in die wagerechte Ruhelage zurück, der Quecksilberfaden
                                 										zerreißt und bildet dabei einen Lichtbogen, der dem zurückfließenden
                                 										Quecksilber in das Polgefäß folgt und somit das ganze Leuchtrohr erfüllt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 323, S. 154
                                 Fig. 49.Quarzlampe.
                                 
                              Das kurze Leuchtrohr läßt sich mit dem zugehörigen Vorschaltwiderstand bequem in
                                 										eine Glocke der für Bogenlampen üblichen Form einbauen, und man erhält dann, wie
                                 											Fig. 49 zeigt, eine Lampe, die in der
                                 										äußeren Form völlig der üblichen Kohlenbogenlampe entspricht. Aber nicht nur im
                                 										Aufbau, sondern auch in der Lichtfarbe weicht die Quarzlampe nicht wesentlich
                                 										von dem bisher üblichen Bogenlicht ab. Dabei ist der Wirkungsgrad der Quarzlampe
                                 										außerordentlich günstig; nach Messungen der Physikalisch-Technischen
                                 										Reichsanstalt liefert eine Quarzlampe bei 197 Volt an den Elektroden und bei 4,2
                                 										Amp. eine mittlere räumliche Lichtstärke von 3110 Kerzen, was einem
                                 										Energieverbrauch von 0,27 Watt auf eine Kerze entspricht. Unter Einrechnung des
                                 										Vorschaltwiderstandes und unter Berücksichtigung des über dem Leuchtrohr
                                 										angebrachten Reflektors würde sich bei klarer Glasglocke für die untere
                                 										Halbkugel immer noch ein mittlerer Wirkungsgrad von etwa ⅓ Watt für die Kerze
                                 										ergeben, eine Leistung, welche die Quarzlampe der Bremer-Lampe, die heute unter den Bogenlampen die höchste Oekonomie
                                 										aufweist, zum mindesten gleichwertig erscheinen läßt.
                              Das Hauptanwendungsgebiet der Quarzlampe ist die Außenbeleuchtung. Wegen ihrer
                                 										starken ultravioletten Strahlung eignet sie sich aber auch für medizinische und
                                 										photographische Zwecke.
                              
                                 
                                    (Schluß folgt.)