Titel: | Ein neuer Radiator zur Erzeugung sehr schneller, elektrischer Wellen. |
Autor: | Johann Köhler |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 180 |
Download: | XML |
Ein neuer Radiator zur Erzeugung sehr schneller,
elektrischer Wellen.
Von Johann Köhler,
Oggersheim.
Ein neuer Radiator zur Erzeugung sehr schneller, elektrischer
Wellen.
Es ist bekanntlich bis jetzt noch nicht möglich durch Funkeninduktoren oder
Influenzmaschinen unter Verwendung der Radiatoren mit einem, zwei oder drei Funken,
sehr schnelle elektromagnetische Schwingungen zu erzeugen.
Nachstehend soll nun ein Verfahren beschrieben werden, durch welches es möglich
erscheint, die genannte Frage zu lösen. Der neue Radiator ist durch Fig. 1 veranschaulicht. Er besteht aus zwei
Funkenkugeln a b, welchen die beiden Spitzen c d gegenübergestellt sind. Werden die Spitzen mit den
Polen einer Influenzmaschine verbunden, dann wird infolge der Spitzenwirkung den
Funkenkugeln positive und negative Elektrizität mitgeteilt, welche sich durch einen
ununterbrochenen Funkenstrom zwischen den Kugeln ausgleicht. Daß der
Elektrizitätsausgleich in Form von Oszillationen vor sich geht, kann durch einen
Fritter leicht nachgewiesen werden.
Textabbildung Bd. 323, S. 180
Fig. 1.
Fig. 2 stellt eine, zu Versuchen verwendete
Einrichtung dar.
Der Scheibendurchmesser der Influenzmaschine J beträgt
20 mm, die Funkenkugeln a b des Radiators haben einen
Durchmesser von je 50 mm und der Abstand der Spitzen von den beiden Kugeln beträgt
etwa 20 mm. Parallel zur Funkenstrecke ist der Kondensator c angeordnet. Derselbe besteht aus einer 2 mm starken Glasplatte und zwei
kreisrunden Metallscheiben von je 40 mm Durchm. als Belegungen. Damit die
entstehenden Schwingungen von dem ungleichmäßigen Gang der Maschine nicht zu sehr
beeinflußt werden, wurden die beiden Kapazitäten e f
zwischen die Spitzen und die Influenzmaschine eingeschaltet. Durch diese Anordnung
werden die Unregelmäßigkeiten der Maschine teilweise ausgeglichen, als Schalter
wurde eine gewöhnliche Taste unter Petroleum verwendet.
Textabbildung Bd. 323, S. 181
Fig. 2.
Versuch: Setzt man die Influenzmaschine eines nach obiger Beschreibung
zusammengestellten Instrumentariums in Bewegung, dann fließt ohne Unterbrechung den
beiden Kugeln und dem Kondensator c neue Elektrizität
zu und zwischen a b findet der Ausgleich in Form von
sehr schnell aufeinander folgenden Funken statt. Läuft die Maschine nur langsam,
dann kann man leicht die Zeitdifferenz zwischen den einzelnen Funken mit dem Auge
wahrnehmen. Läuft die Maschine mit steigender Geschwindigkeit, dann hört man an dem
Funkengeräusch, daß die Anzahl der übergehenden Funken fortgesetzt wächst, bis
schließlich ein weißglänzender, ununterbrochener Lichtstreif zu sehen ist. Wie weit
man jedoch, ohne daß die Oszillationen gestört werden, die in der Zeiteinheit
übergehende Anzahl der Funken vermehren kann, ist noch nicht festgestellt. Außerdem
ist auch nicht bekannt, ob man durch Vergrößern der den Kugeln suströmenden
Elektrizitätsmengen die Oszillationen zum Verschwinden bringen kann.
Eine andere Frage, welche man jetzt aufwerfen kann, ist die: Sollte es möglich sein,
durch den neuen Radiator ungedämpfte elektrische Schwingungen zu erzeugen? Da mit
Hilfe des neuen Erregers jedenfalls auch größere Elektrizitätsmengen in Schwingungen
versetzt werden können, wodurch natürlich ein Schwingungskreis mit geringerer
Dämpfung verwendbar wird, so muß es mit Drehspiegel und Fallkassette möglich sein,
die Vorgänge beim Influenzradiator zu ermitteln.
Die Brauchbarkeit des vorliegenden Systems zur Erzeugung von Hochfrequenzschwingungen
für drahtlose Telegraphie und Telephonie scheint nicht ausgeschlossen, außerdem
eignet sich der Influenzradiator zur Demonstration der Versuche von Herz, Righi usw. vorzüglich. Durch den Erreger können
absolut reine, kurzwellige elektrische Strahlen erzeugt werden, während bei dem
Dreifunkenerreger die schwachen Eigenschwingungen der inneren Funkenkugeln von den
viel stärkeren Schwingungen der Zuführungsdrähte übertönt werden.
Fig. 3 veranschaulicht einen Apparat zur bequemen
Erzeugung kurzer elektrischer Wellen. Der Radiator ist hierbei in einem, mit
offenem Ansatzrohr a versehenen Blechkasten
untergebracht, die Leitungsdrähte sind mit Hilfe von Gummipfropfen f in das Blechgehäuse eingeführt. Letzteres muß geerdet
werden.
Textabbildung Bd. 323, S. 181
Fig. 3.
Die Versuche über Beugung, Brechung, Polarisation usw. der elektrischen Strahlen sind
durch den beschriebenen und in Fig. 3
veranschaulichten Apparat ohne Schwierigkeiten durchführbar.
Durch folgende Versuchsanordnung können die Vorteile des Influenzradiators gegenüber
dem Dreifunkenerreger in leicht ersichtlicher Weise erläutert werden. Es bedeuten
(Fig. 4): a
Radiator, b Fritter, c
eine Metallscheibe. Bringt man vor die Funkenstrecke des Radiators a ein kleines Metallblech c, dann spricht der Fritter b nicht mehr an,
im Gegensatze zu Versuchen mit anderen Radiatoren, bei welchen diese Maßnahme ohne
Einfluß auf den Fritter bleibt. Ersetzt man die Metallscheibe durch einen schmalen
Metallstreifen, welcher drei bis viermal breiter ist als die Funkenstrecke, dann
kann man durch Drehen des Metallbleches leicht feststellen, daß es genügt, gerade
die Funkenstrecke zu verdecken, um den Fritter außer Tätigkeit zu setzen.
Zum Schlusse soll noch angeführt werden, daß die zwischen den beiden Kugeln
entstehenden Funken hellglänzend und starkleuchtend sein müssen, wenn sie aktiv
wirken sollen. Sind die Funken wenig glänzend oder geht die Elektrizität in Form von
Büschellicht über, dann müssen die Abstände zwischen Kugeln und Spitzen verändert
werden.
Textabbildung Bd. 323, S. 181
Fig. 4.
Ist die richtige Entfernung der einzelnen Teile voneinander gefunden, dann kann die
Umdrehungsgeschwindigkeit der Influenzmaschine in weiten Grenzen geändert werden,
ohne daß der Funke inaktiv wird.