Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Autor: | H. |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 235 |
Download: | XML |
Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Berechnung der Betonbalken nach dem hyperbolischen
Dehnungsgesetz.
Lang hat bereits 1896 vorgeschlagen, auf Baustoffe, die
dem linearen Formänderungsgesetz \varepsilon=\frac{\sigma}{E}
nicht folgen, das hyperbolische Spannungsverteilungsgesetz, das auch die
Berücksichtigung der Wärmespannungen gestattet, anzuwenden. Das Gesetz heißt:
„Das Elastizitätsmaß E mancher Baustoffe nimmt
ab in geradlinigem Verhältnis sowohl zur Spannung als auch zur Erwärmung“.
Mit Hilfe der Methode der kleinsten Quadrate sind für dieselben Probekörper aus Zement,
Mörtel und Beton, deren Formänderungen von Bach und Schüle nach Z. d. V. d. I. 1896, S. 1381 und 1897, S.
241 ff. zur Berechnung der Konstanten des Potenzgesetzes ε = α . σm benutzt wurden, unter Vernachlässigung des
Einflusses der Temperatur die Formänderungsgleichungen in der Form Eσ = E0
– c . σ berechnet worden. Hierbei ist Eσ der Elastizitätsmodul für den Spannungszustand σ und c die Verminderung
von Eσ für jedes kg Spannung. Für Beton aus 1 T.
Zement, 3 T. Sand und 6 T. Kalksteinschotter ist z.B. bei Beanspruchung auf Druck
Eσ = 279100 – 1868 σ.
Unter Annahme einer hyperbolischen Spannungsverteilung wurden die
Gleichgewichtsbedingungen auf rechteckige Balken, die durch das Biegungsmoment M beansprucht werden, angewendet. Hierdurch ergibt sich
eine Beziehung zwischen zusammengehörigen Zug- und Druckspannungen σ1 und σ2. Drückt man das
Biegungsmoment nach den Abmessungen des Balkens und den Randspannungen σ1 und σ2 aus, so erhält man
die Höhe des Balkens in der Form h=\frac{\sqrt{M}}{\lambda}.
Hierbei ist \frac{1}{\lambda} von der Formänderungsgleichung und
der Wahl des Wertpaares der Randspannungen abhängig. Ist σn die Spannung aus dem Biegungsmoment M nach den gewöhnlichen Formeln unter Annahme eines
konstanten Elastizitätsmoduls, so ist die Druckspannung σ2 größer als σn und σn größer als die Zugspannung σ1.
(z.B. σ2 = 50 kg/qcm, σn = 33 kg/qcm, σ1 = 20 kg/qcm.)
Bei kleineren Beanspruchungen sind die Unterschiede geringer.
Mit zunehmender Beanspruchung nähert sich die Nullinie der Druckkante, so daß die
Druckspannungen in der Nähe des Bruchzustandes schnell wachsen, während die
Zugspannungen nur sehr langsam zunehmen. Die Ergebnisse der Zahlenrechnung sind in
einem Schaubilde zusammengestellt, das für alle Betonbalken, die denselben
Formänderungsgesetze folgen, benutzt werden kann.
Man berechnet σn und
kann in einer Ordinate die Werte σ1 und σ2 und die Lage der Nullinie ablesen. Da auch die
Kurven der λ2 und
\frac{1}{\lambda} Werte eingezeichnet sind, so läßt sich das
Schaubild auch zur Querschnittsberechnung der rechteckigen Betonbalken nach der
Formel
h=\frac{\sqrt{M}}{\lambda}
unter Annahme bestimmter Spannungen benutzen. (Lang und Weiske.)
[Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen 1907, Heft 6.]
Dr.-Ing. Weiske.
Kritische Spannungen in festen Körpern.
E. Rasch hat im Material-Prüfungsamt, Groß-Lichterfelde,
Versuche ausgeführt, bei denen die beim Zugversuch auftretenden Wärmevorgänge
bestimmt wurden.
Die Versuchsanordnung war folgende: Mit dem in die Prüfungsmaschine eingelegten
Zugstab von 20 mm Durchm. wurde durch metallische Lötung oder mittels federnder
Klemme die Lötstelle eines Silber – Konstantenelementes verbunden, oder die Drähte
des Elementes wurden einzeln an je ein Ende des Stabes gelötet. Die Thermokräfte
wurden bei allmählich gesteigerter Zugkraft mittels Drehspul- oder
Saitengalvanometer gemessen.
Aus den Versuchen hat sich ergeben, daß sowohl bei Materialien mit ausgeprägter
Streckgrenze, bei denen die Dehnungskurve einen scharfen Knick macht, als auch bei
Materialien, deren Dehnungskurve stetig bis zum Bruch verläuft, zuerst eine
Abkühlung und bei einer bestimmten Spannung eine Erwärmung des Stabes eintritt. Bei
Gußeisen, das keine Streckgrenze besitzt, trat die Erwärmung erst im Augenblick
des Bruches ein. [Sitzungsberichte der Kgl. Preuß. Akademie der Wissenschaft 1908,
X.]
Fk.
Parallelschaltung von Dampf- und Gasmaschinen.
Bei der elektrischen Zentrale in Biarritz, die bis dahin zur Erzeugung von
Einphasen-Wechselstrom, von 2000 Volt und 42 Per. sechs Dampfmaschinen zum Teil
verschiedener Konstruktion umfaßte, war man wegen Mangel an weiter verfügbarem
Kühlwasser für den Kondensator bei der Anschaffung neuer Maschinen zur Erweiterung
der Anlage auf Gasmaschinen angewiesen. Da, soviel bekannt, wohl Parallelschaltung
von Dampf- und Gasmaschinen bei Dreiphasenstrom, jedoch noch nicht für
Einphasenstrom durchgeführt war, so wurde versuchsweise eine 150 pferdige
Gasmaschine angeschafft, Bauart Winterthur mit zwei einfachwirkenden Zylindern in
Zwillingsanordnung, Durchm. der Zylinder 460, Hub 700 mm, Anzahl der Umdr. 168 i. d.
Min., Schwungradgewicht 18550 kg, Ungleichförmigkeitsgrad 1 : 200. Die Maschine
saugt ihr Gas aus einem eigenen Generator an, kann aber auch an das städtische
Gasnetz angeschlossen werden. Der Wechselstromgenerator ist auf der Motorwelle
zwischen den beiden Zylindern montiert.
Sowohl die plötzliche Entlastung der Gasmaschine wie ihre Parallelschaltung mit den
verschiedenen Dampfmaschinen geschieht ohne erhebliche Schwankungen in der
Umdrehungszahl, ohne hinderliches Geräusch in der Steuerung und ohne bedeutende
Stromstöße. Die Parallelschaltung der Gasmaschine mit irgend einer der
Dampfmaschinen ist leichter zu bewirken wie diejenige der Dampfmaschinen
untereinander.
Das günstige Ergebnis hat zur Bestellung einer zweizylindrigen doppeltwirkenden
Sauggasmaschine in Tandemanordnung von 700 PSe
geführt, welche gegenwärtig montiert wird und ebenfalls in Parallelschaltung mit den
übrigen Maschinen der Zentrale arbeiten soll. (Röche.)
[Le Génie Civil 1908, S. 24–243.]
Ky.
Gasmaschinenregelung.
Eine kürzlich für eine japanische Baumwollspinnerei von Crossley Bros., Ltd. gebaute Gasmaschine mit zwei einfachwirkenden
Zylindern in Tandemaufstellung ist wegen neuartiger Konstruktion der Ventile
bemerkenswert. Die Hauptmaße der Maschine sind: Durchm. der Zylinder 965, Hub 864
mm, Anzahl der Umdr. 105 i. d. Minute, Normalleistung 650, Höchstleistung 700 PSe.
Die ausgeglichenen Auslaßventile arbeiten wagerecht und sind leicht zugänglich, weil
sie ungefähr in Fußbodenhöhe herausgezogen werden können.
Der Einlaß wird bei jedem Zylinder durch zwei Ventile – ein Hauptventil und ein
Gasventil – geregelt. Ersteres wird zwangläufig gesteuert, während letzteres
gleitend mit der Hauptventilspindel verbunden ist. Die beiden Ventile schließen sich
gleichzeitig, aber während das Hauptventil zwangläufig geöffnet wird, ist das
Gasventil selbsttätig, und wird nur durch den beim Saughub im Zylinder erzeugten
Unterdruck geöffnet. Zwecks Regelung der Hubzeit des Gasventils und damit der
Gaszufuhr ist das Ventil mit einem in einem Vakuumraum arbeitenden Kolben verbunden.
Dieser Raum kann durch einen kleinen Kolbenschieber mit der Atmosphäre in Verbindung
gesetzt werden, wobei die jeweilige Stellung des Schiebers unter Einfluß eines
Zentrifugalreglers steht. Bei Vollbelastung der Gasmaschine ist der Schieber ganz
geöffnet, so daß die Luft frei in den Vakuumraum eintreten und das Gasventil sich
frei bewegen kann, wobei der Zylinder eine vollständige Gasladung ansaugt. Bei
geringer Belastung wird der Kolbenschieber vom Regler teilweise geschlossen
gehalten, es bildet sich eine Luftverdünnung im Vakuumraum, das Gasventil öffnet
sich später und läßt weniger Gas durch.
Die beschriebene Regelungsart benötigt ein einfaches Steuergestänge und soll sehr
empfindlich wirken. [Engineering 1908, S. 160.]
Ky.
Versuche mit Zweitaktmotoren für Fahrzeugbetrieb.
Die Versuche, die in den Tagen vom 7. Oktober bis zum 11. November 1907 vom Automobile Club de France an Zweitaktmotoren von Tony Huber-Peugeot und von Huber angestellt worden sind, rechtfertigen darum ernsthafte Beachtung,
weil sie die ersten öffentlich angestellten Versuche auf diesem Gebiete darstellen
und ihre Ergebnisse als das erste unbedingt zuverlässige Material über
Zweitaktmotoren angesehen werden dürfen.
Die Konstruktionseinzelheiten der genannten beiden Motoren weichen im übrigen so
wesentlich von den üblichen ab, daß auch eine Würdigung der Motoren in dieser
Hinsicht angebracht erscheint.
Textabbildung Bd. 323, S. 237
Fig. 1.Motor von Tony Huber-Peugeot.
Bei dem Motor von Tony Huber-Peugeot (s. Fig. 1) findet die Verdichtung des angesaugten
brennbaren Gemisches nicht wie sonst bei Zweitaktmotoren üblich ist, in der
abgedichteten Kurbelkammer, sondern in einem Hohlraum C
unter dem Kolben statt, der gegen die Kurbelkammer M
durch einen wagerecht geführten Schieber G abgedichtet
ist. Dieser Schieber wird von der beim Auf- und Abwärtsgang des Kolbens seitlich
schwingenden Pleuelstange mit Hilfe einer Kugelbewegungen gestattenden Abdichtung
J hin- und herbewegt.
Das brennbare Gemisch wird aus dem Vergaser beim Aufwärtsgang des Kolbens unter
Oeffnung des selbsttätigen Ventiles s unter den Kolben
angesaugt. Sobald eine Zündung durch die oben in den Zylinder eingesetzte Kerze B stattgefunden und der Kolben seinen Krafthub
vollführt hat, entweichen die verbrannten Rückstände durch die vom Kolben
freigelegte Auspufföffnung E, während dieser gegenüber
ebenfalls vom Kolben Einlaßöffnungen frei gemacht werden, durch welche das vorher
verdichtete brennbare Gemisch an einer Abweisfläche c
des Kolbens vorbei nach oben in den Zündkopf strömen kann, um die Verdrängung der
verbrannten Gase zu unterstützen. Beim folgenden Aufwärtsgang des Kolbens werden
nacheinander die Einström- und die Ausströmöffnung des Zylinders durch den Kolben
verschlossen und der Zylinderinhalt verdichtet; die Unterseite des Kolbens bleibt
aber durch Oeffnungen in der Lauffläche mit den Kanälen A1 und A2 ständig in Verbindung, so daß sie frisches Gemisch
ansaugen kann, welches bei dem darauffolgenden Explosionshub zunächst verdichtet und
am Ende dieses Hubes wieder in den Zylinder eingelassen wird.
Von dem Tony Huber-Peugeot-Motor unterscheidet sich der
Zweitaktmotor von Legros (s. Fig. 2) in erster Linie dadurch, daß der bewegliche Schieber, welcher den
Abschluß zwischen der Kammer unterhalb des Kolbens und dem Kurbelgehäuse M bildet, durch einen feststehenden Verdrängerkolben
Pf ersetzt ist, in welchen ein zum Gehäuse des
Einlaßorganes führender Kanal eingegossen ist. An diesem Verdrängerkolben ist der
Motorkolben Pm mit
seiner Innenseite so abgedichtet, daß er die Schlitze, in welchen der Kolbenzapfen
geführt werden muß, stets verschließt. Als Einlaßorgan dient ein Rohrschieber D, dessen Spindel A3 gleichzeitig mit der Antriebswelle A2 der Zünddynamo und
der Kühlwasserpumpe von der Kurbelwelle A1 durch einen Kettentrieb bewegt wird. Die
Wirkungsweise des Motors ist im übrigen folgende: Am Ende des Explosionshubes puffen
die verbrannten Gase durch die vom Motorkolben freigelegte Oeffnung E aus, während durch die Oeffnung O in ähnlicher Weise wie bei dem anderen Motor frisches
brennbares Gemisch aus der Kompressionskammer C
zuströmt. Bei dem folgenden Aufwärtsgang des Kolbens wird dieses im Motorzylinder
verdichtet und unter dem Kolben wird durch den jetzt zum Vergaser öffnenden Schieber
D frisches Gemisch angesaugt, welches bei dem
darauffolgenden Explosionshub erst verdichtet und, nachdem der Schieber eine andere
Lage eingenommen hat, in die Kammer C befördert wird,
aus welcher die Ladung in den Zylinder gelangt.
Textabbildung Bd. 323, S. 237
Fig. 2.Motor von Legros.
Zieht man in Betracht, daß man es bei diesen beiden Motorbauarten anscheinend mit den
bis jetzt erfolgreichsten zu tun hat, so kann man daraus zunächst schließen, daß es
mit der vielgerühmten Einfachheit der Zweitaktmotoren nicht sehr weit her ist.
Theoretisch ist in der Tat für das Zustandekommen des Arbeitsvorganges kein einziges
Ventil erforderlich, da Einströmen und Ausströmen des Gemisches durch die vom Kolben
verdeckten oder freigelegten Oeffnungen der Zylinderlauffläche gesteuert werden.
Praktisch hat sich gezeigt, daß die Anwendung eines selbsttätigen oder gesteuerten
Einlaßorganes nicht umgangen werden kann, wenn anders der Vergaser vor der Gefahr
von Rückzündungen aus dem Zylinder geschützt werden soll.
Da ferner Zweitaktmotoren der üblichen Bauart, das sind solche, bei welchen die
Kurbelkammer als Kompressionsraum benutzt wird, von den Prüfungen des Automobile Club de France ferngeblieben sind, so kann
man nur vermuten, daß sich bei dieser Bauart ernstliche Mängel ergeben haben, die
nur daran behoben werden können, wenn man zu einer so verwickelten Ausbildung der
Kompressionskammer greift, wie sie die vorstehend beschriebenen Motoren zeigen.
Damit aber würde das Schicksal der Zweitaktfahrzeugmotoren besiegelt sein, denn
solche Konstruktionen sind für den angestrengten Fahrzeugbetrieb so gut wie
unbrauchbar.
Die Abmessungen der beiden untersuchten Motoren und die hauptsächlichsten Ergebnisse
der an ihnen durchgeführten Versuche sind in der nachstehenden Zusammenstellung
enthalten.
Bauart des Motors
Tony
Huber-
Peugeot
Legros
Zylinderzahl
1
2
Zylinderdurchmesser mm
110
100
Hub mm
140
120
Bei vollerBelastung
Mittlere Umdrehungszahl i. d. Min.
1401,3
967,5
Mittlere Bremsleistung PS
12,86
12,25
Brennstoffverbrauch i. d. Std. l
7,21
8,65
Brennstoffverbr. f. 1 PS. i. d Std. l
0,56
0,685
Bei
halberBelastung
Mittlere Umdrehungszahl i. d. Min.
1427,6
921,25
Mittlere Bremsleistung PS
6,40
5,40
Brennstoffverbrauch i. d. Std. l
6,24
5,78
Brennstoffverbr. f. 1. PS i. d. Std. l
0,982
1,02
BeiLeerlauf-belastung
Mittlere Umdrehungszahl i. d. Min.
900
920
Bennstoffverbrauch i. d. Std. l
4,12
5,48
Gesamtgewicht mit Vergaser
usw. kg
74,0
163,5
Gesamtgewicht f. 1 PS Höchstleistung
5,75
13,4
Die Ergebnisse dieser Versuche sind wenigstens in einer Hinsicht befriedigend:
Rechnet man nämlich nach der Formel des Automobile Club de
France die Höchstleistung eines Einzylinder-Viertaktmotors von 110 mm
Zylinderdurchm. und 120 mm Hub aus, so ergibt sich 8,47 PS, während der Tony-Huber-Peugeot-Motor 12,86 PS oder 1,52 mal soviel
erzielt hat. Auch in bezug auf den Brennstoffverbrauch ist dieser Motor dem anderen
im allgemeinen überlegen; ein Vergleich mit einem gleichwertigen Viertaktmotor
dürfte aber, namentlich auch hinsichtlich des Leerlaufverbrauches noch beiweitem zu
Ungunsten des Zweitaktmotors ausfallen. [The Horseless Age 1908, S. 46–47.]
H.
Lokomotivlösche.
In der Rauchkammer der Lokomotive sammelt sich die sogen. Lösche an, welche aus
unverbrannten oder verkokten Kohlenteilchen besteht. Dieselbe hat einen
verhältnismäßig großen Heizwert, der bei Verwendung von Ruhrkohlen etwa 5150 WE/kg,
bei schlesischer Kohle 6100 und bei Saarkohle 3800–4500 WE beträgt. Die sich im
Lokomotivbetrieb ergebende Menge der Lösche beträgt nach Angabe der
Eisenbahndirektion Königsberg 11 t im Jahr für eine Lokomotive. Zur
Dampfkesselfeuerung ist die Lösche ungeeignet. Ihr Verkaufswert ist nur 1,80 M. für
die Tonne. Neuerdings hat man versucht die Lösche zur Kraftgasgewinnung zu
verwenden. In zwei Kraftwerken hat genannte Eisenbahndirektion Versuche damit
angestellt. Der Brennstoffverbrauch an Lösche in verbesserten Generatoren beträgt
jetzt 1,2–2 kg für 1 PS/Std. Die Gasgeneratoren können dabei mehrere Monate
ununterbrochen im Betriebe sein, ehe sie zwecks Reinigung stillgesetzt werden
müssen. [Prometheus 1907, S. 160.]
W.
Arbeitsbilanzen.
Die täglichen Arbeitsbilanzen, wie sie in amerikanischen Werkstätten (den Schenectady-Werken der American
Locomotive Company, den Betlehem Stahl-Werken
u.a.), z.B. durch Gantt und den bekannten Organisator
Fred W. Taylor eingerichtet und durchgeführt
wurden, zeigen erstens, was täglich geleistet wurde und zweitens, was noch zu
leisten ist. Sie können Tabellenform erhalten oder, was natürlich noch
übersichtlicher ist, in graphischer Darstellung wiedergegeben werden. Als
Erläuterung der ersten Art diene das folgende Beispiel, das rascher als Erklärungen
in das Verständnis vom Wesen dieser Bilanzen einführen wird.
Erzeugnisblatt.
Textabbildung Bd. 323, S. 238
Gegenstand; 15 Lokomotivrahmen;
Verfahren; Erhalten; Gehobelt;Gestoßen;Gebohrt;Zusammengesetzt; Zu beendigen am;
Anzahl vollendet; Täglich; Gesamt.
Zwei (nicht eingetragene) rote Linien, treffend „Gefahrenlinien“ genannt,
kennzeichnen, wann die Arbeit angefangen werden, bezw. wann sie beendet sein soll.
Spielt sich der Vorgang in der Werkstatt programmgemäß ab, so erreichen die
äußersten Eintragungen diese Linien, überschreiten sie aber nicht. Bei den (übrigens
in dem vorliegenden Aufsatze nur kurz erwähnten), graphischen Bilanzen bezeichnen
etwa die Abszissen die Arbeitstage, die Ordinaten dagegen die Arbeitsleistungen.
Ohne weiteres dürfte es klar sein, daß derartige Darstellungen sich herstellen
lassen, ganz gleichgültig, welches Entlohnungssystem benutzt wird, ob man es mit
Stunden-, Akkord-, oder Prämienlohn zu tun hat. Die Erfahrung hat ferner gelehrt,
daß es nicht schwer ist, die Werkmeister von dem Nutzen derartiger Bilanzbögen zu
überzeugen. Ihre Herstellungskosten haben sich als erheblich geringer
herausgestellt, wie man zunächst vermuten sollte; jedenfalls wiegt der erzielte
Nutzen die auf sie verwandte Arbeit nach dem Ausspruche von Gantt mehr als zehnfach auf. Wenn ihre Anfertigung natürlich auch bei
jeder anderen Verbuchungsmethode der Leistungen des einzelnen Arbeiters möglich ist,
so wird sie doch wesentlich erleichtert durch Benutzung der in Amerika und
neuerdings auch bei uns mehr und mehr eingeführten „Zeit- und
Erzeugniskarten“, d.h. Karten mit geeignetem Vordrucke, durch die den
Arbeitern die von diesen zu leistenden Arbeiten übertragen werden. Und zwar wird bei
diesem System jede Karte nur zur Uebermittlung eines einzigen Auftrages benutzt, so
daß einerseits alle von einem Arbeiter in einem bestimmten Zeitraume erledigten
Karten dessen Verdienst kennzeichnen, andererseits alle mit gleicher Auftragnummer
versehenen Karten die sämtlichen für diesen Auftrag gezahlten Löhne ergeben.
Die Erfahrung hat gezeigt daß es tatsächlich leicht möglich ist, selbst in einem
großen Werke durch das gekennzeichnete System alles, was an einem Tage geleistet
wurde, vor Mittag des nächsten Tages zu verbuchen, so daß der Nachmittag für die
Vorbereitungen auf den folgenden Tag bleibt. „Der Wert einer solchen täglichen
Arbeitsbilanz liegt darin, daß sie die Einzelheiten klarstellt, die niemand, und
sei er ein noch so scharfer Beobachter, nur durch Beobachtung erfahren
könnte.“ Die Bilanz zeigt, welche Aufträge sich im Rückstande befinden,
welches der Grund hierfür ist, sie gestattet auf einen Blick ein Urteil über
die Richtigkeit der Arbeitsverteilung, die Notwendigkeit einer etwaigen Vergrößerung
der Anlage, den Grad der Ausnutzung der einzelnen Maschinen usw. und ist daher
wertvoller als etwa die Einführung einer neuen Art Werkzeugstahl oder eines neuen
Akkordtarifs. (Grimshaw.) [Zeitschr. f.
Werkzeugmaschinen u. Werkzeuge 1908, XII, S. 117–121.]
F. Mbg.
Wasserkraft-Elektrizitätswerk in Japan.
Das Kraftwerk, welches, etwa 64 km von der Stadt Osaka, gegenwärtig am Hitakaflusse
errichtet wird, ist nicht nur durch seine äußerst unzugängliche Lage, welche die
Herbeischaffung der erforderlichen Maschinen und Einrichtungen fast ebenso teuer
gestaltete, wie die Anlage selbst, sondern auch wegen der Art der
Kraftwassergewinnung beachtenswert. An der Stelle, wo das Werk angelegt wird, macht
der Fluß eine hufeisenförmige Krümmung, deren Oeffnung so eng ist, daß nur ein 180 m
langer Tunnel und ein 66 m langes offenes Gerinne erforderlich waren, um die
Verbindung zwischen den beiden im Gefälle um etwa 23 m verschiedenen Wasserläufen
herzustellen. Der Tunnel ist annähernd mit kreisförmigem Querschnitt von 4,8 m
Durchm. ausgeführt und an den Enden mit eisernen Schleusentoren versehen. Er dient
nicht allein für die Zuführung des Kraftwassers, sondern auch für die schnelle
Durchfahrt der aus den Bergen kommenden bis 72 m langen Bauholz-Flöße. Die Speisung
des Tunnels sowie des angeschlossenen Kanales mit Kraftwasser erfolgt durch einen
wegen der herrschenden heftigen Strömung äußerst kräftigen, aus Bruchstein- und
Betonmauerwerk bestehenden 84 m langen und 6,6 m hohen Staudamm, dessen Krone nur
1,2 m über Mittelwasser liegt. Die Maschinenanlage des Kraftwerkes umfaßt vier Francis-Turbinen von 375 Umdreh. i. d. Min., welche mit
Drehstromerzeugern von je 625 KW Leistung und 12 000 Volt Spannung unmittelbar
gekuppelt sind. Der Strom wird ohne Umformung nach Wakayama übertragen und dort mit
3000 Volt Spannung an die mit eigenen Transformatoranlagen versehenen Verbraucher
abgegeben. Ein Teil des Stromes wird zum Betrieb einer 12,8 km langen elektrischen
Bahn verwendet. [Electrical World 1908, I, S. 135.]
H.