Titel: | Ueber einen Apparat zur unmittelbaren Bestimmung der Querdehnung nebst Versuchsergebnissen an Gußeisen. |
Autor: | Eugen Meyer, W. Pinegin |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 293 |
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Ueber einen Apparat zur unmittelbaren Bestimmung
der Querdehnung nebst Versuchsergebnissen an Gußeisen.
Von Eugen Meyer und W.
Pinegin.
Ueber einen Apparat zur unmittelbaren Bestimmung der Querdehnung
nebst Versuchsergebnissen an Gußeisen.
Die durch einen Zug oder Druck in der Längsrichtung hervorgerufene
Querzusammenziehung oder Querdehnung wurde zuerst nur an Stoffen die eine
weitgehende elastische Formänderung zulassen, unmittelbar bestimmt, so von Wertheim für Gummi und Kautschuk (Ann. de Chimie III,
Ser. Bd. 23, S. 52). Später hat Bauschinger mit Hilfe
seines Spiegelapparates einen Querdehnungsmesser für die Bestimmung sehr kleiner
Formänderungen konstruiert und Versuche damit an Stäben aus Gußeisen und
schmiedbaren Eisensorten veröffentlicht (Zivilingenieur 1879, S. 81 ff.). Im Jahre
1903 hat J. Morrow eine Vorrichtung zur Messung der
Querveränderungen angegeben, (Phil. Magazin 6, S. 487) die im wesentlichen aus zwei
durch eine Feder gegen den Probekörper gedrückten Schrauben besteht, deren Bewegung
mittels Scharniers auf zwei Spiegel übertragen wird.
Textabbildung Bd. 323, S. 292
Fig. 1.
Die Verfasser haben nun einen Querdehnungsmesser konstruiert, der in ähnlicher Weise
wieder Bauschingersche gebaut ist, nur daß anstelle des
Bauschingerschen Spiegelapparates der viel
handlichere Spiegelapparat von Martens dabei benutzt
ist. Unser Dehnungsmesser ist in Fig. 1 abgebildet.
In dem Rahmen A, der in seinen Hauptteilen aus
Aluminium hergestellt ist, bewegen sich die in ihren Führungen aufs sorgfältigste
eingepaßten beiden Stempel B, die einander gegenüber
liegen und durch Federn C gegen den Probestab D so gedrückt werden, daß die Achse der Stempel
senkrecht zur Stabachse und damit zur Zug- oder Druckrichtung des Stabes steht. Die
zwischen den Stempeln und dem Stabe auftretende Reibung genügt, um den Apparat an
dem Stab festzuhalten. Die durch die Querdehnung des Stabes hervorgerufene Bewegung
der beiden Stempel wird durch die Schneiden- und Spiegelkörper des Martensschen Spiegelapparates gemessen, wobei die
Schneidenkörper E einerseits an den Stempeln,
andererseits an Widerlagern F, die mit dem Rahmen fest
verbunden sind, anliegen. Der für die Schneidenkörper erforderliche Anpressungsdruck
wird durch die Federn G erzeugt. Die Weite des Rahmens
kann mit Hilfe von auswechselbaren Zwischenlagen H der
Querschnittsgröße des Probestabes angepaßt werden. Die Summe der an beiden Spiegeln
abgelesenen Ausschläge gibt das Maß für die Querausdehnung des Stabes.
Textabbildung Bd. 323, S. 292
Fig. 2.K Meßfeder des Längsdehnungsmessers, L Klemmbügel.
Später wurde der Apparat auch in der Ausführung der Fig.
2 benutzt, bei der es mittels der beiden Meßfedern J möglich ist, die relative Bewegung der beiden Stempel gegeneinander und
damit die Querausdehnung des Stabes je an einem Spiegel zu messen. Die Ablesung an
jedem Spiegel wird also doppelt so groß wie im Falle der Fig. 1 und nicht die Summe der beiden Spiegelablesungen, sondern ihr
Mittel gibt ein Maß für die Querausdehnung des Stabes, so daß der Apparat in dieser
Form genauere Werte ergibt. Doch zeigen vergleichende Versuche, daß sich auch nach
der Ausführung der Fig. 1 hinreichend genaue
Messungen ergeben. Auch bei der Ausführungsform nach Fig.
1 bleibt der Nutzen der Anwendung zweier Spiegel zur Ausschaltung gewisser
Fehlerquellen, die sonst durch die Lagenänderung des Stabes im Raume entstehen
(vergl. Martens, Materialienkunde, S. 57) erhalten.
Mit dem geschilderten Apparate sind die im Folgenden besprochenen Versuche an
Gußeisenkörpern ausgeführt. Die dabei verwendeten Probestäbe stammen von den
Versuchen, über die von W. Pinegin in den Mitteilungen
über Forschungsarbeiten, herausgegeben vom Ver. deutsch. Ing., Heft 48, berichtet
ist. Die Stäbe bestanden demnach aus grauem Gußeisen, dessen Zugfestigkeit zwischen
1129 und 1235 kg/qcm lag und dessen Bruchdehnung 0,32–0,46 v. H. betrug. Alle waren
aus derselben Pfanne gegossen.
Die Länge der zylindrischen oder prismatischen Stäbe betrug entweder 25 oder 34
cm und demgemäß die Meßlänge für die Ermittelung der Längsdehnungen mit dem Martensschen Spiegelapparat 10 cm oder 15 cm.
Untersucht wurden:
3 Rundstäbe von
4,7 cm Durchm.,
bezeichnet mit
R,Ra, S.
1 Rundstab „
6 „ „
„ „
D,
1. „ „
7,75 „ „
„ „
3,
2 Quadratstäbe v.
5 × 5 cm Querschn.,
bezeichn. mit
C, a,
2 „ „
8 × 8 „ „
„ „
1, 2,
3 rechteckige Stäbe von 2,42 × 5,01 cm
„ „
2a, 5, I
Die mit 1, 2 und 3 bezeichneten Stäbe waren vor der Untersuchung überhaupt nicht, die
Stäbe a und R nur
unerheblich und zwar auf Druck beansprucht gewesen. Die Stäbe Ra und S waren früher schon mit 42000 kg, entsprechend einer
Spannung von 2420 kg/qcm, die Stäbe C und D mit 40000 kg bezw, 75000 kg, entsprechend den
Spannungen 1780 kg/qcm bezw. 2650 kg/qcm ein oder zweimal gedrückt worden. Die drei
Flachstäbe 2a, 5 und I waren Bruchstücke von
Zugstäben, die zerrissen worden waren, hatten also je schon Zugspannungen von im
Mittel 1160 kg/qcm erlitten.
Die Versuche wurden in zweierlei Weise durchgeführt. Bei einem Teil der Versuche
wurde jede Belastung 5 Min. gehalten, ehe abgelesen wurde, dann die nächst höhere
Belastungsstufe aufgebracht und wieder nach 5 Min. Warten abgelesen u.s.f. bis zur
höchsten Belastung der Reihe. Die ganze Belastungsreihe wurde hierauf mehrmals in
derselben Weise wiederholt, wobei man für Längszusammenziehung und Querdehung stets
etwas andere Werte erhielt, bis sie aber nach der vierten Belastungsreihe nahezu,
konstant blieben, da offenbar die bleibenden Formänderungen inzwischen nahezu
konstante Werte erhalten hatten (vergl. auch die wertvollen Versuche von Berliner: Ueber das Verhalten des Gußeisens bei
langsamen Belastungswechseln (Drudes Ann. der Physik
1906). Die ausgeübten Druckspannungen lagen zwischen 20 und 1700 kg/qcm. Bei den
vorher gedrückten Stäben waren die Längenänderungen bei der vierten Belastungsreihe
um ungefähr 4 v. H. kleiner als bei der ersten Belastungsreihe. Diejenigen Stäbe
aber, die vorher auf Zug bis zur Bruchspannung beansprucht waren, erlitten bei der
ersten Belastungsreihe auf Druck Längenänderungen, die ganz erheblich viel größer
waren, als bei der vierten Belastungsreihe, von der ab sich auch bei ihnen der
Beharrungszustand nahezu eingestellt hatte. Dies zeigt Tab. 1, in der die
Längszusammendrückungen für die erste und vierte Belastungsreihe beim Flachstab I
zusammengestellt sind. Bei der ersten
Tabelle 1. Längszusammendrückungen für Zugstab I.
Druck-belastungdes
Stabeskg
Zu-gehörigeDruck-spannungin kg/qcm
1. Belastungsreihe
4. Belastungsreihe
Längs-zusammen-drückung in1/100000
derursprüngl.Länge
Unter-schied
Längs-zusammen-drückung in1/100000
derursprüngl.Länge
Unter-schied
500
41
0
0
2000
162
19,3
19,3
16,4
16,4
4000
324
51,8
32,5
39,1
22,7
6000
486
96,4
44,6
61,2
22,1
8000
648
145,1
48,7
82,7
21,5
10000
810
193,0
47,9
103,9
21,2
12000
972
235,4
42,4
124,6
20,7
14000
1134
274,1
38,7
145,2
20,6
16000
1296
320,4
46,3
166,7
21,5
500
41
141,8
1,5
Belastungsreihe wurde demnach der Stab durch die Spannungssteigerung von 40,7 auf
1296 kg/qcm um 100\,\cdot\,\frac{320,4-166,7}{320,4}=48\mbox{ v.
H.} stärker zusammengedruckt als bei der vierten Belastungsreihe.
Die bleibende Zusammendrückung betrug das erste Mal
\frac{141,8}{320,4}\,100=44\mbox{ v. H.}, das vierte Mal nur
\frac{1,5}{166,7}\,\cdot\,100=1\mbox{ v. H.} der gesamten
Zusammendrückung.
Bei einem zweiten Teil der Versuche wurde der Stab jedesmal, wenn die gewünschte
Belastung 3 Min. lang konstant gehalten war, wieder auf die Anfangslast 500 kg
entlastet. Belastung und Entlastung wurden dann solange wiederholt, bis sowohl die
Ablesungen der Längszusammendrückungen als auch diejenigen der Querdehnungen
konstant blieben, was in der Regel nach vier bis sechs Belastungswechseln der Fall
war. Bei dieser Versuchsweise wurden also nur die federnden Formänderungen dann
gemessen, wenn die bleibenden Formänderungen konstante Werte angenommen hatten.
Häufig wurde hierauf der Probestab nochmals nach dem ersten Verfahren untersucht,
wobei sich etwas größere Werte für die Längszusammendrückungen ergaben; die
Unterschiede sind jedoch ganz unerheblich.
Es ist bemerkenswert, daß nach viermaligem Belastungswechsel für die meisten Stäbe
innerhalb weiter Spannungsgrenzen (bis etwa 1200 kg/qcm und selbst darüber hinaus)
Proportionalität zwischen Spannung und Längszusammendrückung entsteht. Bei Stab I ist sogar eine geringe Abnahme des
Zusammendrückungsunterschiedes mit Zunahme der Spannung bemerkbar (vergl. Tab. 1).
Die Querdehnung ist hingegen in keinem Falle proportional der Spannung gefunden
worden.
Das Verhältnis der Querdehnung v zur
Längszusammendrückung ε werde mit
\mu=\frac{1}{m} bezeichnet, wo m
die Poissonsche Konstante bedeutet. Im Falle dieses
Verhältnis mit der Belastung veränderlich ist, kann man entweder setzen
\mu=\frac{v}{\varepsilon}=\frac{\mbox{Gesamtquerdehnung}}{\mbox{gesamte
Längszusammendrückung}}\left\}{{\mbox{bis zu der
betr.}}\atop{\mbox{Belastungsstufe}}}\right.
oder
\mu=\frac{d\,v}{d\,\varepsilon}=\frac{\mbox{Querdehnungszuwachs}}{\mbox{Längszusammendrückungszuwachs}}.
Wählt man die erstere Festsetzung, so wird ein Ablesungsfehler, der etwa bei der
Anfangsbelastung infolge von losem Gange an den Dehnungsmessern entsteht, alle Werte
von μ beeinflussen. Wir haben daher die zweite
Festsetzung gewählt und nur anstelle der Differentiale die endlichen Zuwüchse für
eine Belastungsstufe gewählt, womit
\mu=\frac{\Delta\,v}{\Delta\,\varepsilon}=\frac{\mbox{Querdehnungszuwachs
f. eine Belastungsstufe}}{\mbox{Längszusammendrückungszuwachs f. dieselbe
Belastungsstufe}}
wird. Ablesungsfehler beeinflussen hierbei naturgemäß auch die
Werte von μ, wird derselbe aber infolgedessen für eine
Belastungsstufe zu klein gefunden, so fällt er dafür für die. nächste
Belastungsstufe zu groß aus; trägt man die Werte von μ
in Funktion der Belastung auf und zieht durch die so erhaltenen Punkte eine mittlere
Kurve, so gleichen sich daher diese Ablesungsfehler aus. Die Werte von μ wurden der mittleren Spannung (Mittel aus Anfangs-
und Endspannung) der Belastungsstufe zugeschrieben.
Bei denjenigen Stäben, die mit stufenweise fortgesetzter Belastung ohne Entlastung
geprüft wurden, wurde zur Ermittlung der Werte von μ
erst die vierte Belastungsreihe benutzt, von welcher ab die Ergebnisse nahezu
konstant bleiben. Bei den Quadrat- und Flachstäben wurde die Querdehnung in der
Mitte der Stabbreiten nach zwei zueinander senkrechten Richtungen geprüft. Die Werte
von μ, nach diesen beiden Richtungen gemessen, weichen
in der Regel
nur wenig voneinander ab. Aus beiderlei Messungen wurden daher Mittelwerte gebildet.
Bei diesen Stäben wurde auch die Querdehnung über Eck (in Richtung der Diagonalen
des rechteckigen oder quadratischen Querschnitts) gemessen. Sie ist stets kleiner
(um 3 bis 8 v. H.) als nach der Mitte der beiden Seiten und wurde für die
Mittelbildung nicht benutzt. Der Umstand, daß sie kleiner ist, erklärt sich
vielleicht daraus, daß der rechteckige Querschnitt infolge der Druckbelastung die in
Fig. 3 übertrieben gezeichnete Form annimmt.
Textabbildung Bd. 323, S. 294
Fig. 3.
Die Kurven, welche durch Auftragen der Werte von
\mu=\frac{\Delta\,v}{\Delta\,\varepsilon} in Funktion der
mittleren Spannung einer Belastungsstufe erhalten wurden, sind in Fig. 4 für die verschiedenen Stäbe eingezeichnet.
Außerdem sind in Tab. 2 die Werte von μ für
Druckspannungen von 100 bis 1600 kg/qcm, wie sie den Kurven entnommen wurden,
eingetragen.
Textabbildung Bd. 323, S. 294
Fig. 4.
Aus der Figur und der Tabelle geht hervor, daß der Wert von μ in hohem Maße mit der Belastung veränderlich ist, indem er bei
zunehmender Druckspannung stark zunimmt. Beim Stab C
z.B. beträgt diese Zunahme zwischen den Spannungen 200 und 1400 kg/qcm
\frac{0,284-0,215}{0,215}\,100=35\mbox{ v. H.}
des anfänglichen Wertes und die anderen Stäbe zeigen ähnliche
Zunahmen, so daß die Kurven für die verschiedenen Stäbe nahezu parallel
verlaufen. Für die verschiedenen Probestäbe weist aber μ ganz verschiedene Werte auf, trotzdem sämtliche Körper, wie schon
erwähnt aus einer Pfanne gegossen sind. μ ist am
größten für die ursprünglich weit über die Versuchsspannungen gedrückten Stäbe,
zeigt mittlere Werte für die vorher unbelasteten und die kleinsten Werte für die
ursprünglich bis zur Bruchspannung gezogenen Stäbe. Sollte diese Erscheinung nicht
zufällig sein, so könnte sie vielleicht dadurch erklärt werden, daß die Querdehnung
der einzelnen Stoffteilchen um so mehr in der Veränderung der Breite des
Versuchskörpers zum Ausdruck kommt, je weniger bei den einzelnen Teilchen ein
Ausweichen in die ihnen angrenzenden Hohlräume (Poren) möglich ist, d. i. je dichter
das Gußeisen ist. Durch hohen Druck, durch den große bleibende Formänderungen
entstehen, wird aber ohne Zweifel die Dichte porösen Gußeisens vermehrt. Bei porösen
Stoffen wäre also die aus der Breitenänderung des ganzen Querschnitts ermittelte
Querdehnung hinsichtlich der Stoffteilchen nur eine scheinbare, die um so mehr zur
wahren würde, je mehr sich die Poren durch eingedrücktes Material ausfüllten.
Vielleicht erhält man dann bei porösen Körpern für μ
andere Werte, wenn man sie aus dem Elastizitätsmodul E
und dem Schubmodul G berechnet, da für den Zusammenhang
dieser Größen die Hohlräume möglicherweise in ganz anderer Weise zur Geltung kommen,
als für die Breitenänderung des Querschnitts. Ein gesetzmäßiger Einfluß der
Querschnittsform auf die Werte von μ konnte nicht
festgestellt werden.
Bei der Spannung 300 kg/qcm erhält man im Mittel aus allen Stäben
μ = 0,228,
Tabelle 2.
BezeichnungdesStabes
Werte von μ für
die Druckspannung in kg/qcm
100
200
300
400
500
600
800
1000
1200
1400
1600
1 und 2
0,200
0,215
0,223
0,227
0,231
0,234
–
–
–
–
–
5
0,198
0,207
0,217
0,224
0,231
0,237
0,247
0,253
0,256
–
–
I
0,176
0,186
0,195
0,204
0,212
0,220
0,231
0,239
0,243
–
–
D
–
0,254
0,270
0,280
0,283
0,294
0,302
0,306
0,311
0,315
0,320
R
–
0,220
0,238
0,250
0,260
0,268
0,279
0,286
0,291
0,294
0,297
a
0,204
0,229
0,246
0,259
0,267
0,273
0,282
0,288
0,291
0,293
0,296
Ra und S
0,213
0,228
0,238
0,246
0,251
0,258
0,269
0,278
0,285
0,290
0,295
C
–
0,215
0,229
0,240
0,247
0,254
0,265
0,271
0,277
0,284
–
2
a
–
0,200
0,209
0,218
0,226
0,231
0,240
0,247
0,249
–
–
3
–
0,192
0,216
0,232
0,242
0,250
0,259
0,268
–
–
–
bei der Spannung 600 kg/qcm den Mittelwert
μ = 0,252.
Textabbildung Bd. 323, S. 295
Fig. 5.
Außer den bisher geschilderten Versuchen wurden noch Querdehnungsversuche an vier
Gußeisenstäben gemacht, die einem anderen Grauguß entstammten, als die vorher
geprüften Körper. Sie hatten rechteckigen Querschnitt von 2,4 × 5,0 cm Fläche und
eine solche Gestalt, daß sie sowohl Druck- als Zugversuchen unterworfen werden
konnten. Sie wurden nach der zweiten der oben geschilderten Versuchsweisen (Messung
der federnden Formänderungen nach wiederholtem Wechsel zwischen Belastung und
Entlastung) geprüft. Die Stäbe wurden mehreren Belastungsreihen auf Zug und
desgleichen auf Druck, wobei sich die Zug- und die Druckreihen immer abwechselten,
unterzogen. Die Ergebnisse der einzelnen Reihen und auch diejenigen an den
verschiedenen Stäben stimmten ziemlich gut miteinander überein, wobei es auch
gleichgültig war, ob mit einer Zugreihe oder mit einer Druckreihe bei den Stäben
begonnen wurde. Daher wurden aus sämtlichen Zug- bezw. Druckreihen für alle vier
Stäbe Mittelwerte gebildet, die in Tab. 3 und in Fig.
5 für die zugehörigen Spannungen eingetragen sind. Die Werte von μ lassen sich für die Zug- und für die Druckspannungen,
wie Fig. 5 zeigt, durch eine einzige Kurve
ausmitteln, die ihre hohle Seite der Abszissenachse zukehrt. Es ergibt sich
bei der
Zugspannung
600 kg/qcm
μ = 0,197
„ „
„
300 „
μ = 0,218
„ „
„
0 „
μ = 0,234
„ „
Druckspannung
300 „
μ = 0,248
„ „
„
600 „
μ = 0,260
Die für die Druckspannungen erhaltenen Werte stimmen nahezu mit den für die anderen
Körper oben erhaltenen Werte überein. Auch erhält man eine gute Uebereinstimmung mit
denjenigen Ergebnissen, die Bauschinger in der
angegebenen Arbeit an gußeisernen Stäben erhalten hat.
Bauschinger hat auch Versuche mit Stäben aus
schmiedbarem Eisen durchgeführt und dabei höchst merkwürdige Ergebnisse über die
Veränderung der Werte von μ an der Streckgrenze und
oberhalb derselben und damit über die Volumänderung des Materials infolge des
Streckens bekommen. Die Untersuchung der Querdehnung in ihrem Verhältnis zur
Längsänderung kann aber in der Nähe der Streckgrenze wohl nicht mit einem einzigen
Querdehnungsmesser ausgeführt werden, da ja die Fließerscheinungen sich über die
Länge des Stabes ganz ungleichmäßig verteilen, so daß man für die Längenänderung
einen Mittelwert für die ganze Meßlänge erhält, während die Querdehnung durch den
Querdehnungsmesser nur an einem einzigen Querschnitt ermittelt wird. Aus der Bauschingerschen Veröffentlichung ist nicht
ersichtlich, daß diesem Umstand, der einen Vergleich der unmittelbar gemessenen
Werte der Querdehnung und Längsänderung an der Fließgrenze und darüber hinaus
unmöglich macht, Rechnung getragen ist.
Die Werte von μ für die im Maschinenbau zulässigen
Spannungen liegen nach unseren Messungen etwa zwischen 0,22 und 0,26 und sind somit
erheblich niedriger als der übliche Wert
μ = 0,3 oder
m=\frac{10}{3}.
Der endgiltigen Einführung der ersteren Werte anstelle des letzteren müßten aber
Versuche über das Verhältnis des Elastizitätsmoduls E
zum Schubmodul G (vergl. oben) vorangehen, um zu
bestimmen, welche Werte von μ sich bei der Berechnung
aus diesen beiden Größen ergeben.
Tabelle 3.
Druckbeanspruchung
Zugbeanspruchung
Belastung (kg)
3000
5000
7000
9000
11000
13000
15000
3000
5000
7000
Spannung kg/qcm
252
420
588
756
926
1093
1260
252
420
588
\mu=\frac{\mbox{Queränderung}}{\mbox{Längsänderung}}
0,245
0,254
0,258
0,269
0,272
0,275
0,280
0,220
0,209
0,197