Titel: | Entwicklung und gegenwärtiger Stand der modernen Hebezeugtechnik. |
Autor: | K. Drews |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 297 |
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Entwicklung und gegenwärtiger Stand der modernen
Hebezeugtechnik.
Von K. Drews, Oberlehrer an der
Königl. höheren Maschinenbauschule in
Posen.
(Fortsetzung von S. 277 d. Bd.)
Entwicklung und gegenwärtiger Stand der modernen
Hebezeugtechnik.
Blockeinsetzvorrichtungen für Wärmöfen.
Nicht immer können die gegossenen Blöcke gleich im Walzwerk ausgewalzt oder in
die Tieföfen eingesetzt werden. Sie erkalten und müssen dann bis zum weiteren Gebrauch als
Rohbrammen auf den Lagerplätzen lagern. Oder die Blöcke werden erst vorgewalzt und
dann gelagert. Die Rohbrammen wie die vorgewalzten Blöcke müssen zum Zwecke des
Fertigwalzens wieder erwärmt werden. Dies geschieht in den Wärmöfen. Das Einsetzen
und Herausziehen der Blöcke aus diesen Oefen geschieht heute durch
Spezialmaschinen, die Blockeinsetzmaschinen, die in ihrem Aufbau und in ihrer
Arbeitsweise völlig den schon besprochenen Beschickmaschinen für Martinöfen
gleichen. Ebenso wie die Beschickmaschinen sind die Einsetzmaschinen wagenartig auf
Flur fahrend oder laufkranartigausgebildet.
Textabbildung Bd. 323, S. 298
Fig. 66.Blockeinsetzwagen von Bechem &. Keetman.
Textabbildung Bd. 323, S. 298
Fig. 67.Blockeinsetzkran von Stuckenholz.
Fig. 66 zeigt einen elektrischen Blockeinsetzwagen
für Blöcke bis 4500 kg Gewicht auf der Burbacher Hütte
bei Saarbrücken von Bechem & Keetman. Diese
Maschine führt folgende Bewegungen aus: Längsfahren, Vorschub, Wippen und Drehen des
Zangenträgers um 90°. Jede dieser Bewegungen wird durch einen besonderen Motor
bewirkt. Wie bei den Beschickwagen besteht der Einsatzwagen aus zwei Hauptteilen,
dem Untergestell und dem Wipptisch mit Zangenträger. Das Anheben der Zange geschieht
durch Wippen des Wipptisches und zwar mittels Kurbeldaumen, die sich unter dessen Längsträger
legen; der Drehzapfen befindet sich am hinteren Ende des Wipptisches. Der Wippmotor
ist auf dem Untergestell montiert; man sieht ihn im Vordergrunde der Fig. 66. Der Längsfahrmotor befindet sich ebenfalls
auf dem Untergestell. Der Vorschubmotor (in der Figur vor dem Stromabnehmermast) ist
auf den Längsträgern des Wipptisches befestigt und bewirkt mittels Trieb und
Zahnstange den Vorschub des Zangenträgers. Der Drehmotor sitzt auf dem Zangenträger
selbst, nimmt also an dessen Verschiebung teil; man sieht ihn etwas rechts vom
Wippmotor halb über den Wipptisch hervorragen. Die Blockzange, die wie eine große
Schublehre aussieht, faßt den Block an den Stirnseiten mittels Stahlspitzen. Das
Festklemmen des Blockes geschieht selbsttätig ohne Motor unter der Wirkung der
Block- und Zangengewichte, indem diese mittels eines Hebel- und Stangensystems den
Vorschub einer im Zangenträger gelagerten Schraubenspindel, die die eine Stahlspitze
trägt, bewirkt. Der Führer hat vor sich die vier Handräder der liegend angeordneten
Steuerwalzen für die Motoren, ein größeres Handrad zum Einstellen der Zange und
einen Handhebel zum Zurückziehen der oben erwähnten Schraubenspindel. Eine
Schwenkbewegung des Wipptisches um eine senkrechte Achse besitzt dieser
Blockeinsetzwagen nicht. Das Schwenken des Blockes ist indes sehr erwünscht, es wird
sogar nötig, wenn Wärmöfen und Walzwerk auf zwei gegenüberliegenden Seiten der Halle
sich befinden. Der Einsetzwagen zieht die Blöcke aus den Wärmöfen, fährt an den
Rollgang der Walzenstraße, schwenkt dann herum und schiebt den Block auf den
Rollgang.
Textabbildung Bd. 323, S. 299
Fig. 68.
Textabbildung Bd. 323, S. 299
Fig. 69.
Dieselben Gründe, die für die laufkranartige Ausbildung der Beschickmaschinen
sprechen, gelten auch für die Blockeinsetzmaschinen. Da diese, abgesehen von dem
Lastträger, bezüglich ihrer Konstruktionsteile völlig jenen gleichen, so genügt hier
die Vorführung eines Beispiels.
Fig. 67 zeigt einen elektrischen Blockeinsetzkran
von Ludwig Stuckenholz.Stahl und Eisen 1907, S. 1017. Der
Kran kann sechs Bewegungen mit folgenden Geschwindigkeiten ausführen;
Heben der Königssäule
v = 4 m/Min.
Schwenken in wagerechter Ebene
5 mal i. d. Min.
Blockdrehen (unbegrenzt)
5 mal „ „
Vorschub der Stahlspitze
v = 10 m/Min.
Katzefahren
v = 60 „
Kranfahren
v = 110 „
Auf der Katze stehen der Hubmotor und der Fahrmotor. Das Heben geschieht bei neueren
Ausführungen durch Gallsche Ketten bei dem vorliegenden
Beispiel durch eine selbsthemmende Hubspindel, die oben und unten kreuzgelenkartig
gelagert ist, so daß Biegungsbeanspruchungen von ihr fern gehalten werden. Der
Antrieb erfolgt vom Hubmotor aus durch ein Kegelrad mit Muttergewinde.
Textabbildung Bd. 323, S. 299
Fig. 70.Elektrisch betriebener Blockeinsetzkran mit 5 Motoren für Blöcke
bis 600 kg Gewicht, Spannweite 12 m der Benrather Maschinenfabrik.
An der Königssäule hängt (s. Fig. 67) um deren Achse
drehbar ein Stahlgußstück; in diesem ist die auswechselbare Blockzange ebenfalls
drehbar gelagert. Ein Motor bewirkt mittels Zahnräder und Schneckengetriebe das
Drehen der Zange, ein zweiter Motor mittels Spindel den Vorschub. Um letzteren Motor
vor Stößen beim Einspannen der Blöcke zu bewahren, stützt sich die Mutter der
Vorschubspindel mit hülsenartigen Verlängerungen auf Pufferfedern an dem nicht
verschiebbaren Teil des Zangenträgers ab. Unter dem großen Stirnrad auf der
Königssäule zeigt Fig. 67 den Schleifringzylinder.
Die Lagerhülse für den Zangenvorschub besteht mit dem Stahlgußkörper nicht aus einem
Stück, sondern hängt mit vier Zapfen vorn und hinten in Langlöcherndes ersteren; man
sieht das vordere Langloch mit Zapfen in Fig. 67.
Die hinteren Zapfen werden durch Federn niedergehalten. Stößt nun die Zange mit dem
Block unten auf, so kann sie nach oben ausweichen, indem sie sich um die hinteren
Zapfen dreht; stößt sie oben an, so dreht sie sich um die vorderen Zapfen. Die
Wärmöfen werden durch diese Anordnung vor Beschädigung geschützt. Dieselbe
Konstruktion findet man auch bei den Beschickkranen jener Firma für den Schwengel.
Da Universalkontroller verwandt sind, so hat der Führer nur drei Hebel zu betätigen.
Ein feinmaschiges Drahtnetz schützt ihn vor der strahlenden Hitze des Ofens. Die
Einspannvorrichtung des beschriebenen Kranes reicht für Blöcke von 650 bis 1850 mm
Länge. Die Firma Ludwig Stuckenholz empfiehlt die
Krankonstruktion der Einsetzmaschinen für Blöcke bis etwa 5 t Gewicht.
Die Zange bleibt beim Befahren des Blockes in der Längsachse verhältnismäßig
lange der Ofenhitze ausgesetzt, und verbrennt daher sehr leicht. Aus diesem Grunde
führt die Firma Ludwig Stuckenholz auch eine
Zangenkonstruktion nach Fig. 68 u. 69 aus, wo der Block an seinem hinteren Ende erfaßt
wird. Die Benrather Maschinenfabrik wendet eine
Einspannvorrichtung an, die den Block an seinen seitlichen Flächen faßt (Fig. 70).
(Fortsetzung folgt.)