Titel: | Versuche an Pumpen-Ringventilen. |
Autor: | L. Klein |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 306 |
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Versuche an Pumpen-Ringventilen.
Von Professor L. Klein,
Hannover.
(Schluß von S. 292 d. Bd.)
Versuche an Pumpen-Ringventilen.
4. Die Durchführung der
Versuche.
Die Pumpe wird durch Elektromotor und Stufenscheiben angetrieben, so daß bei den
Versuchen, wie aus der Tab. 1 zu ersehen, verschiedene minutl. Umdrehungszahlen und
damit verschiedene Ventilhübe eingestellt werden konnten. Bei Beginn jeden
Versuches wurde der Umdrehungszähler abgelesen, ebenso alle 3 Minuten und zu Ende
des Versuchs.
Textabbildung Bd. 323, S. 305
Diagramme des Ventils Fig. 1.
Ventildurchmesser = 166 mm,
Ringbreite = 16/22 mm, Sitzflächen unter 45°; Ventilerhebungsdiagramme;
Druckdifferenzdiagramme.
Um gleiche Druckverhältnisse während der einzelnen Versuche zu
haben, wurde der Wasserstand im Saugwindkessel gleichmäßig auf 470 mm unter, der im
Druckwindkessel ebenso auf 600 mm über Pumpenmitte, die Saughöhe auf etwa 1,2
m, und die Druckhöhe auf 26 m gehalten. Zunächst wurden nun Diagramme am Plungerraum
genommen, um sich von der richtigen Druckverteilung und dem guten Arbeiten der Pumpe
zu überzeugen; sodann kurz hintereinander Diagramme der Ventilerhebung „h“ und des Druckunterschiedes h'u
– h'0 unter und über
dem Ventil. Alle Messungen und Indizierungen wurden mindestens dreimal
wiederholt.
5. Die Ergebnisse der
Versuche.
In den Fig.
8 bis 17 und 18 bis 29 sind für jedes der
beiden Ventile eine Reihe Erhebungs- und Druckdiagramme zusammengestellt.
Die Diagramme (Fig. 8, 10, 12 usw.) zeigen, daß
das Ventil nach dem Eröffnungsstoß sich bald beruhigt, langsam ansteigt bis es zur
Zeit der Plungerhubmitte, welche durch eine gestrichelte Linie in den Diagrammen
besonders angegeben ist, nahezu seinen höchsten Stand erreicht, und sich sodann
allmählich seinem Sitze wieder nähert. Die Zunahme des zur Zeit der Kolbenhubmitte
sich einstellenden Ventilhubes h mit der
Umdrehungszahl, also mit der sekundlichen Wasserlieferung, ist für das Ventil mit
kegelförmigem Sitze in der Fig. 30 und Tab. 1, für
dasjenige mit ebenem Sitze in Fig. 31 und Tab. 2
dargestellt.
Textabbildung Bd. 323, S. 306
Diagramme des Ventils Fig. 2.
Ventilerhebungsdiagramme;
Druckdifferenzdiagramme; Ventildurchmesser = 158 mm, Ringbreite = 30 mm,
Sitzflächen eben.
Die Ergänzung der Kurven von n = 30 bis n = 0 halte ich für wahrscheinlich, doch ist sie nicht
durch Versuche verbürgt, was durch das Strichpunktieren angedeutet sein soll.
Die Druckdifferenzdiagramme (Fig. 9, 11, 13 usw. bis 29) zeigen
für den Augenblick der Ventileröffnung einen größeren, im weiteren Verlauf aber bis
zum Ventilschluß einen ziemlich gleich groß bleibenden Druckunterschied h'u – h'0. Um den ganzen
Druckaufwand im Ventil zu erhalten, ist zu diesem Werte noch der Druck
\frac{{v_u}^2}{2\,g} zuzuzählen, welcher der
Wassergeschwindigkeit vu an der Meßstelle unter dem Ventil entspricht, und der Druck
\frac{{v_0}^2}{2\,g} abzuziehen, welcher sich aus der
Geschwindigkeit v0 über
dem Ventil ergibt.
Textabbildung Bd. 323, S. 307
Fig. 30.Zunahme des Ventilhubes „h“ mit der Umdrehungszahl
„n“.
Ventildurchmesser = 166 mm,
Ringbreite = 16/22 mm, Sitzflächen unter 45°.
Textabbildung Bd. 323, S. 307
Fig. 31.Zunahme des Ventilhubes „h“ mit der Umdrehungszahl
„n“.
Ventildurchmesser = 158 mm,
Ringbreite = 30 mm, Sitzflächen eben.
Textabbildung Bd. 323, S. 307
Fig. 32.Druckaufwand im Pumpenventil in m Wassersäule.
Ventildurchmesser = 166 mm,
Ringbreite = 16/22 mm, Sitzflächen unter 45°.
Aus dem Querschnitt an der Meßstelle unter dem Ventil = 100,3 qcm, demjenigen über
ihm = 363,1 qcm und dem Kolbenquerschnitt = 121,9 qcm erhält man
vu =
1,22 vk
v0 =
0,34 vk.
worin vk = Kolbengeschwindigkeit =\frac{\pi\,s\,n}{60}.
Die hieraus für die Plungerhubmitte sich ergebenden Werte
von
h_u-h_0=\left(h'_u+\frac{{v_u}^2}{2\,g}\right)-\left(h'_0+\frac{{v_0}^2}{2\,g}\right)=h'_u-h'_0+\frac{{v_u}^2-{v_0}^2}{2\,g}
sind in den Tab. 1 und 2 zusammengestellt, sowie in den Fig. 32 und 33 in
ihrer Abhängigkeit von der minutlichen Umdrehungszahl dargestellt. Schon aus dem
Verlauf dieser Kurven ist zu erkennen, daß die Wasserbewegung im Ventil wesentlich
verschieden ist, je nachdem die Sitzflächen eben oder unter 45° geneigt sind.
Innerhalb der Versuchsgrenzen nimmt der Hub des Ventils mit ebener Sitzfläche
(vergl. Fig. 30 und 31) schneller, der Druckaufwand (vergl. Fig.
32 und 33) wesentlich langsamer zu als die
entsprechenden Größen bei dem anderen Ventil. Der stetige Verlauf der Kurven erlaubt
einen günstigen Schluß auf die Brauchbarkeit der einzelnen Versuche zu ziehen. Der
Umstand, daß die Ringbreiten und auch die Belastungen bei beiden Ventilen
verschieden sind, macht einen Vergleich der absoluten Größen der Ventilhube und
Druckverluste an Hand der Fig. 30 bis 33 noch unzulässig. Einen solchen gestatten aber die
Ausfluß- und Druckziffern, welche zu diesem Zweck berechnet, in Tab. 1 bezw. 2
eingetragen und in den Fig. 34 und 35 zeichnerisch dargestellt sind.
Textabbildung Bd. 323, S. 307
Fig. 33.Druckaufwand im Pumpenventil in m Wassersäule.
Ventildurchmesser = 158 mm,
Ringbreite 30 mm, Sitzflächen eben.
Textabbildung Bd. 323, S. 307
Fig. 34.Ventildurchmesser = 166 mm, Ringbreite = 16/22 mm, Sitzflächen
unter 45°. μ = Ausfluß und κ = Druckziffer.
Textabbildung Bd. 323, S. 307
Fig. 35.Ventildurchmesser = 158 mm, Ringbreite = 30 mm, Sitzflächen eben.
μ = Ausfluß- und κ = Druckziffer.
Die Ausflußziffer (Fig.
34 und 35) ergibt sich aus eingangs
aufgestellter Gleichung:
\begin{array}{rcl}\mu&=&\frac{\mbox{sekundl. ausfl.
Wassermenge}\,\cdot\,\mbox{Zeit}}{\mbox{Austrittsspalt}\,\cdot\,\sqrt{2\,g\,(h_u-h_0)\,\cdot\,\mbox{Zeit}}}\\
&=&\frac{d\,W}{q\,\cdot\,\sqrt{2\,g\,(h_u-h_0)\,\cdot\,d\,t}}\end{array}
Für den Augenblick der Plungerhubmitte wird darin, wie unter
2a und b besprochen:
d\,W=\frac{\pi\,\vartheta^2}{4}\,\cdot\,\frac{s\,\pi\,n}{60}\,d\,t
und der Austrittsspalt = q = 2 D π h sin β so daß sich
ergibt
\mu=\frac{\frac{\pi\,\vartheta^2}{4}\,\cdot\,\frac{s\,\cdot\,\pi\,\cdot\,n}{60}\,\cdot\,d\,t}{2\,D\,\pi\,\frakfamily{h}\,\sin\,\beta\,\cdot\,\sqrt{2\,g\,(h_u-h_0)\,d\,t}}
ϑ = 0,1246 m
s = 0,299 m,
ferner ist für das Ventil mit kegelförmiger Sitzfläche
D = 0,166 m β = 45°
und für das Ventil mit ebener Sitzfläche
D = 0,158 m β = 90°.
Setzt man diese Werte ein, so erhält man für das Ventil mit
kegelförmigem Sitze
\mu=0,000058\,\frac{n}{\frakfamily{h}\,\sqrt{h_u-h_0}}
ebenem Sitz
\mu=0,000043\,\frac{n}{\frakfamily{h}\,\sqrt{h_u-h_0}}
Die Druckziffer x (Fig.
34 und 25) bestimmt sich aus der eingangs aufgestellten Gleichung zu
x=f\,\gamma\,\frac{h_u-h_0}{B}
γ, das Gewicht von 1 cbm Wasser,
ist = 1000 kg;
hu– h0 und B sind durch die Versuche bestimmt.
f, die den Ueberdruck erleidende Ventilunterfläche,
ist bis an die Stellen zu rechnen, an welchen der ganze Ueberdruck in
Geschwindigkeit umgesetzt ist. Bei dem Ventil mit kegelförmigem Sitze (Fig. 1) ist
dies die auf 0,016 m abgeschrägte RingflächeVergl. D. p. J. 1907, S. 386.. Bei dem Ventil mit ebener
Sitzfläche (Fig.
2) ist die ganze Ringbreite 0,030 m dafür einzuführen. So daß man erhält
für
Ventil nach Fig. 1 :
x=8,35\,\frac{h_u-h_0}{B_2},
Ventil nach Fig. 2 :
x=14,93\,\frac{h_u-h_0}{B_1}.
Hiermit sind die Werte der Tab. 1 u. 2 berechnet.
Tabelle 1.
Versuchsergebnisse mit dem
Pumpen-Ringventil (Fig. 1).
Durchmesser = 0,166 m; Ringbreite 0,016 m bis 0,022 m;
Sitzflächen unter 45°. Führung und Belastung durch die Feder: B2 = 8,0 + 306 h ± 0,06 kg. Versuchszeit: 20. September 1907.
Nr.desVersuchs
Minutl.Umdreh-ungszahln
Schreib-stifthubH m
Ventil-hubh m
Ventil-belastungB2 kg
Druckunterschieda. d. Diagrammh'u – h'0
Wasser-geschwindigkeit
\frac{{v^2}_u-{v^2}_0}{2\,g}
Druck-aufwandimVentilhu – h0
Druck-zifferκ
Ausfluß-zifferμ
mm
mWasser-säule
unterVentilvu m/Sek.
überVentilv0 m/Sek.
22–19
102,3
0,0241
0,0051
9,60
9,1
1,67
1,93
0,54
0,175
1,85
1,61
0,86
18–15
81,8
0,0200
0,0042
9,34
8,1
1,48
1,56
0,44
0,114
1,59
1,42
0,89
14–11
62,0
0,0160
0,0034
9,08
7,7
1,41
1,18
0,33
0,065
1,47
1,35
0,87
10–7
43,7
0,0122
0,0026
8,84
7,0
1,28
0,83
0,23
0,032
1,31
1,24
0,85
6–1
39,3
0,0109
0,0023
8,76
6,8
1,25
0,75
0,21
0,027
1,28
1,22
0,88
0
0
8,0
0
0
0
(0,96)
1
Tabelle 2.
Versuchsergebnisse mit dem
Pumpen-Ringventil (Fig. 2).
Durchmesser = 0,158 m; Ringbreite 0,030 m; ebene Sitzflächen.
Führung und Belastung durch die Feder: B1 = 15,2 + 980 h ± 0,05
kg. Versuchszeit: 2. Oktober 1907.
Nr.desVersuchs
Minutl.Umdreh-ungszahln
Schreib-stifthubH in m
Ventil-hubh in m
Ventil-belastungB1 kg
Druckunterschieda. d. Diagrammh'u – h'0
Wasser-geschwindigkeit
\frac{{v^2}_u-{v^2}_0}{2\,g}
Druck-aufwandimVentilhu – h0
Druck-zifferκ
Ausfluß-zifferμ
mm
mWasser-säule
unterVentilvu m/Sek.
überVentilv0 m/Sek.
28–23
92,8
0,0227
0,0048
19,9
8,5
1,55
1,77
0,50
0,147
1,70
1,28
0,64
22–17
81,8
0,0194
0,0041
19,2
8,4
1,54
1,56
0,44
0,114
1,65
1,28
0,67
16–13
67,2
0,0154
0,0032
18,4
8,3
1,52
1,29
0,36
0,079
1,60
1,30
0,71
12–9
53,8
0,0112
0,0024
17,5
8,3
1,52
1,02
0,29
0,049
1,57
1,34
0,77
8–5
43,9
0,0082
0,0017
16,9
8,3
1,52
0,84
0,23
0,032
1,55
1,36
0,89
4–1
34,7
0,0065
0,0014
16,6
8,2
1,50
0,66
0,18
0,020
1,52
1,37
0,86
0
0
15,2
0
0
(1,02)
1
Vergleichen wir beide Ventile zunächst in Hinsicht auf die Ausflußziffer, so sehen
wir, daß diese für das Ventil mit kegelförmiger Sitzfläche wesentlich größer, also
günstiger ist. Das ist auch leicht begreiflich, weil in ihm die Wasserablenkung
geringer, und dadurch die Wasserführung besser ist. Nehmen wir als normale
Wassermenge diejenige an, welche bei 1 m mittlerer Geschwindigkeit durch den
Ventilsitz hindurchkommt, und vergleichen die beiden Ventile für diese
Wasserlieferung, so ergibt sich zunächst, daß dieser Zustand eintritt in dem Ventil
nach Fig. 1
bei n = 64 und in dem Ventil mit ebener Sitzfläche und
breiterem Ring (Fig. 2) bei 96 minutl. Umdrehungen. Dabei ist die Ausflußziffer für
ersteres etwa 1,4 mal so groß (vgl. umstehende Tab. 3) und dieser Unterschied wird
sich bei Anordnung mehrerer Ventilsitze in einer Ebene noch weiter zu Ungunsten
des flachsitzigen Ventils verschieben.
Tabelle 3.
n
h
μ
κ
45° Ventil mit 16/22 mm Ringbreite
64
3,4 mm
0,88
1,34
90° Ventil mit 24/30 mm Ringbreite
96
5 mm
0,63
1,27
Auch die Druckziffer x ist für die in Vergleich
gezogenen Ventilhübe bei dem 45° Ventil größer und damit günstiger. Je größer x, desto kleiner wird für sonst gleiche Verhältnisse
die Ventilbelastung und damit der Ventilschlag. Bei dem untersuchten Ventil mit
kegelförmiger Sitzfläche nimmt x ab, je mehr sich das
Ventil aus seiner höchsten Lage dem Sitze nähert, der mittlere Wert von x und damit auch der mittlere Druckaufwand hu
– h0 während eines
Ventilspieles wird kleiner sein, als bei dem Ventil mit ebener Sitzfläche,
vorausgesetzt, daß sie für die Zeit der Plungerhubmitte auf gleichen Druckaufwand
berechnet sind. Nähert sich das Ventil mit ebener Sitzfläche von der höchsten Lage
dem Sitze, so nimmt zunächst μ und x und damit auch die Austrittsgeschwindigkeit des
Wassers noch zu, der Ventilhub wird, nachdem die Plungerhubmitte überschritten ist,
rascher abnehmen als bei den 45° Ventil, wie auch ein Vergleich der Diagramme Fig.
18–28 mit Fig. 8–16 erkennen läßt. Ist
aber das flachhitzige Ventil dem Sitze bis auf etwa 1 mm nahe gekommen, so ändern
sich die Verhältnisse ziemlich plötzlich; x und μ und damit die Ausflußgeschwindigkeit nehmen
rasch ab. Unter dem, zunächst noch in gleichem Maße niedergehenden Ventil wird das
Wasser sich anstauen, und das Ventil in seiner Schließbewegung aufhalten. Auch das
läßt sich aus den Diagrammen Fig. 24, 26 und 28 recht
deutlich erkennen.
Zum Schluß stelle ich in Tab. 4 die Ergebnisse dieser und der früherenZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure
1905, S. 486 und 622, Fig. 10 und D. p. J. 1907, S. 386, Tab. 4.
Untersuchungen über die Ausfluß- und Druckziffern bei den verschiedenen Ventilhüben
zusammen. Die Ergebnisse stimmen befriedigend mit den früher auf andere Weise – am
ruhenden Ventil – gefundenen Werten überein.
Tabelle 4.
Ausfluß und Druckziffer für zwei Pumpenringventile.
Ausflußziffer μ
Druckziffer
Sitzfläche
kegelförmig
eben
kegelförmig
eben
Ringbreite
22 auf 16 mm
30 mm
22 auf 16 mm
30 mm
Versuchsjahr
190511)
190612)
1907
1907
190512)
1907
1907
Ventilhub
2 mm
0,79
0,87
0,87
0,84
1,14
1,18
1,36
3 mm
0,80
0,85
0,88
0,73
1,24
1,29
1,33
4 mm
0,83
0,83
0,87
0,67
1,37
1,41
1,31
5 mm
0,86
0,82
0,85
0,63
1,55
4,57
1,28