Titel: | Neuere Pumpen und Kompressoren. |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 340 |
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Neuere Pumpen und Kompressoren.
Von Prof. Fr. Freytag,
Chemnitz.
(Fortsetzung von S. 329 d. Bd.)
Neuere Pumpen und Kompressoren.
Die gedrungene Bauart einer liegenden, doppeltwirkenden sogen. Expreßpumpe der
Maschinen- und Armaturfabrik vorm. Klein, Schanzlin
& Becker in Frankenthal mit elektrischem Antrieb
läßt Fig. 100 erkennen. Die Pumpe dient insbesondere
zur Speisung von Dampfkesseln mit Drücken bis zu 15 at und für Lieferungen von 8 bis
33 cbm/Std. bei 200–180 Uml./Min.
Textabbildung Bd. 323, S. 340
Fig. 100.Doppeltwirkende Expreßpumpe von Klein, Schanzlin &
Becker.
Die kastenartig gestaltete, gleichzeitig als Saugwindkessel dienende Grundplatte
bildet mit dem aus zwei symmetrisch gebauten Zylinderhälften bestehenden
Pumpengehäuse ein einziges Gußstück. An die Saugventile angeschlossene kurze
Rohrstücke, die in das Saugwasser eintauchen, bewirken eine gute Wasserführung.
Textabbildung Bd. 323, S. 340
Fig. 101.Drillings-Expreßpumpe von Klein, Schanzlin & Becker.
Die Abdichtung des aus drei Teilen – einem Hohlzylinder und den diesen auf der
Kolbenstange festhaltenden Endstücken – zusammengesetzten Plungerkolbens erfolgt
durch eine sogen. Unastopfbüchse. Dieselbe besteht aus
einer in dem linksseitigen Pumpenzylinder hineingesteckten, mit Gummischnur
abgedichteten Metallbüchse, deren anderes Ende in den Packungsraum der Stopfbüchse
des rechtsseitigen Pumpenzylinders hineinragt. Das Anziehen der Packung geschieht
durch eine Brille, die über die Metallbüchse geschoben und durch einen
vorgeschraubten schmiedeeisernen Ring mit derselben verbunden ist. Der Vorteil
dieser Konstruktion liegt darin, daß durch sie die sonst üblichen zwei Stopfbüchsen ersetzt, die Reibungswiderstände
somit auf die Hälfte verringert werden und ferner die Baulänge der Pumpe
verhältnismäßig klein gehalten werden kann. Da der Plunger mit der Brille nicht in
Berührung kommt, sind Riefenbildungen, die durch Schief ziehen der letzteren
entstehen können, ausgeschlossen. Beide Pumpenzylinder sind durch kräftige Wandungen
miteinander verbunden, die einen trogartigen Raum einschließen, der, mit Wasser
angefüllt, ein Eintreten von Luft in die Zylinder während der Saugperiode
verhindert; sie hängen ferner durch einen ihre beiden Druckkammern verbindenden ⊤-förmigen Rohrstutzen zusammen, von dem das gemeinsame
Druckrohr abgeleitet ist. Den oberen Abschluß der Pumpe bilden über deren
Druckventile angeordnete, durch ein Ausgleichrohr verbundene Windhauben.
Durch einen hinteren bezw. seitlichen Deckel des Pumpengehäuses kann man bequem zu
den Saugventilen gelangen; die Druckventile sind nach Abnahme der Windhauben
zugänglich.
Textabbildung Bd. 323, S. 341
Fig. 102 und 103. Doppeltwirkende Plungerpumpe von Schwade & Co.
Bei größeren Förderhöhen erhält jede Zylinderhälfte eine besondere Stopfbüchse zur
Führung und Abdichtung des Plungerkolbens.
Eine liegende Drillings-Expreßpumpe der vorgenannten Firma ist in Fig. 101 dargestellt. Die für Drücke bis zu 500 at
gebaute Pumpe arbeitet mit drei unter 120° gegeneinander verstellten Kurbeln und mit
Ringventilen, die nach Entfernung hinterer Deckel bezw. der über den Druckventilen
angeordneten Windhauben leicht zugänglich sind. Die Ventilsitze werden durch von
außen stellbare Druckstifte gehalten. Ein das Kurbelgetriebe umhüllender drehbarer
Mantel dient zur Sicherung gegen Unfälle wie auch dazu, dem Verspritzen von Oel
vorzubeugen; letzteres läuft an der Innenseite des Mantels herunter und sammelt sich
in dem als Mulde ausgebildeten Gestell, aus dem es durch einen Hahn abgelassen,
filtriert und wieder verwendet werden kann. Zum Ausgleich der Schwankungen in der
Wasserzufuhr ist ein allen drei Einzelpumpen gemeinsamer und gleichzeitig deren
Grundplatte bildender Saugwindkessel vorgesehen.
Den nachteiligen Wirkungen der hin- und hergehenden Massen wird durch Gegengewichte
an den Kurbelarmen begegnet.
Eine doppeltwirkende Plungerpumpe mit nach innen gekehrten Stopfbüchsen und umführten
Schubstangen der Deutschen „Automat“-Pumpenfabrik
Otto Schwade & Co. in Erfurt zeigen Fig. 102
u. 103;
sie wird von einem seitlich von ihr liegenden Elektromotor unmittelbar
angetrieben.
Durch die Anordnung des Kreuzkopfes zwischen den Stopfbüchsen und die Verlegung
der Kurbellager unmittelbar vor den Pumpenzylinder wird das Gewicht der hin- und
hergehenden Triebwerksmassen erheblich vermindert, ferner eine für ruhig und gut
arbeitenden Kurbeltrieb vorteilhafte Schubstangenlänge erreicht. Da die Lagerung der
Kurbelwelle in derselben senkrechten Mittelebene liegt wie die Plungerachsen, ist
eine schädliche Biegungsbeanspruchung des Bajonetts, die oft zu gefährlichen Brüchen
führt, ausgeschlossen. Die Welle hat eine Stirnkurbel und eine Kröpfung, sie ist
dreimal gelagert und zwar in dem hinter der Stirnkurbel liegenden Pumpenlager und in
den beiden Lagern des Elektromotors; letztere sind durch einen kräftigen
Fundamentrahmen miteinander verbunden.
Die Pumpenkörper sind auf einem gemeinsamen, in das Fundament eingebetteten
Saugwindkessel, der mit dem Rahmen des Hauptlagers starr verbunden ist,
aufgeschraubt und zylindrisch ausgebildet. In dieselben taucht der lange
Doppelplunger ein, oberhalb und unterhalb desselben liegen die leicht zugänglichen
Ventile – konzentrische Mehrfachringventile (s. Fig. 103) mit
Lederstulpnachdichtung und Belastung durch eine für sämtliche Ringe gemeinsame
Gummirohrfeder.
An den Druckventilen vorgesehene Umführungsleitungen von großem Querschnitt
ermöglichen den Elektromotor mit unbelasteter Pumpe in Gang setzen zu können.
Eine solche als unterirdische Wasserhaltungsmaschine für die „Preußengrube“ bei Miechowitz gebaute Pumpe hat 160 mm
Zylinderdurchm. und 400 mm Hub; sie leistet mit 130 Uml./Min. etwa 120 cbm/std. auf
260 m Höhe.
Anstelle der als Abschlußorgane der Saug- und Druckleitungen von Pumpen usw.
dienenden Ventile verwendet Gutermuth dünne, um je
einen festen Dorn mehrfach herumgeschlungene, elastische Stahlplatten, die, da sie
zufolge ihrer geringen Masse und kleinen Federbelastung der Flüssigkeit nur wenig
Widerstand entgegensetzen, außerordentlich leicht spielen und auch im übrigen
günstige Strömungsverhältnisse ermöglichen. Insbesondere werden Verluste durch
Kontraktion und Richtungswechsel, wie solche bei den Ventilen auftreten, vermieden.
Der Hub der Gutermuth-Klappen ist durch die Strahldicke
und nicht wie beim Ventil durch den Belastungswiderstand, begrenzt; ihre
Federspannung hat nur den Zweck, die Auflagerung der Klappe auf den im Sitz fertig
gebildeten Flüssigkeitsstrahl zu sichern und ferner zu bewirken, daß sie dem Strahl
bei abnehmender Flüssigkeitsmenge zu folgen vermag.
(Fortsetzung folgt.)