Titel: | Bemerkenswerte technische Neuerungen auf dem Gebiete der Zuckerindustrie im zweiten Halbjahr 1907. |
Autor: | A. Stift |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 408 |
Download: | XML |
Bemerkenswerte technische Neuerungen auf dem
Gebiete der Zuckerindustrie im zweiten Halbjahr 1907.
Von k. k. landw. techn. Konsulent A.
Stift (Wien).
Bemerkenswerte technische Neuerungen auf dem Gebiete der
Zuckerindustrie im zweiten Halbjahr 1907.
Durch das Steffensche, Brühverfahren, bei welchem
infolge der hohen Temperaturen Gärungserscheinungen und daher Zuckerverluste
vermieden werden, ist auch für das Diffusionsverfahren die Frage mehr in den
Vordergrund des Interesses gerückt, mittels welcher an Diffusionsbatterien leicht anzubringender Vorkehrungen es möglich wäre, die
volle Temperatur schon im ersten Diffuseur, nachdem derselbe abgefertigt
ist, zu erreichen. Diese Frage wurde in einer Sitzung des technischen Vereines für
Zuckerfabrikanten in Magdeburg in eingehende Beratung gezogen, von dem
Gesichtspunkte ausgehend, daß, wenn man mit der Diffusionsarbeit auf denselben Punkt
gelangen könnte, wie beim Brühverfahren, dann besondere Zucker Verluste nicht zu
befürchten wären. v. d. OheDie Deutsche Zuckerindustrie 1907, 32, Jahrg.,
S. 673. bemerkt einleitend, daß ihm in dieser Beziehung nur das
Verfahren von Köhler bekannt sei, bei welchem der Saft
zum Einmaischen erst durch zwei oder drei Kalorisatoren geht, die zwischen der
Batterie eingebaut sind. Nach dem Einmaischen wird der Saft in derselben Richtung
wie beim Einmaischen, also von unten nach oben, nach den Meßgefäßen gedrückt, was
man bisher wegen der Gefahr des Mitreißens von Schnitzeln in die Saftmeßgefäße resp.
Vorwärmer nicht für ausführbar gehalten hat. Um das Mitreißen zu verhüten, hat Köhler eine siebartige Haube oben in den konischen Teil
des Diffuseurs eingebaut. Nach der Mitteilung von Ruhnke wird nach dem Verfahren von Pfeiffer
ein großer Kalorisator eingeschaltet und der Saft zum Einmaischen durch dieses
Rohrsystem gedrückt, wodurch erzielt wird, daß die Temperatur im ersten Diffuseur
nahe an die Kochgrenze kommt und dadurch eine geringere Anzahl von Diffusionsgefäßen
nötig ist. _In eingehender Weise behandelt Block die
vorliegende Frage. Die früher versuchte direkte Anwärmung des mit einem Heizmantel
versehenen ersten Diffuseurs ist an der schlechten Wärmeleitungsfähigkeit der
Schnitzel, die in der äußeren Schicht schon überhitzt, während sie in der Mitte noch
ganz kalt waren, gescheitert. Bessere Erfolge erzielte man später mit der indirekten
Anwärmung, wozu der Saft ein willkommenes Hilfsmittel bietet. Zu diesem Zwecke
erwärmt man den Saft möglichst hoch und mischt ihn mit den Schnitzeln. Dadurch
erzielt man aber nur eine mittlere Temperatur von 66,3° C im ersten und von 80°
C im zweiten Diffuseur. Will man aber schon im ersten Diffuseur die Temperatur von
80° C erreichen, so muß die vierfache Saftmenge über seine Schnitzelfüllung geführt
und zugleich die Saftgeschwindigkeit verdoppelt werden. Durch diese Arbeitsweise
werden aber die Schnitzel derart zusammengepreßt, daß ein schlechtes Drücken aller
Diffuseure die Folge ist. In dieser Weise arbeiten die Verfahren von Naudet und Melichar-Cerny.
Das Einschalten von großen Kalorisatoren ist nicht vorteilhaft, da dieselben eine zu
große Heizfläche erfordern und dann auch größere Safträume besitzen würden, die
schädlich wirken und vielleicht den durch die Anwärmung erzielten Vorteil wieder
aufheben könnten. Schaltet man jedoch einen Schnellstromvorwärmer in die Saftleitung
ein, und zwar dort, wo die höchste Anwärmung verlangt wird, dann wird das denkbar
Mögliche erzielt. Auch durch Dampfinjektoren und Kalorisatoren mit
Frischdampfbeheizung kann man die Temperatur sicher erreichen, doch ist diese
Arbeitsweise nicht wirtschaftlich und daher nicht empfehlenswert. Block arbeitet nun nach einer Arbeitsweise, welche
darin besteht, daß, um nachträgliche Verschlechterung des Saftes in den Diffuseuren
zu vermeiden, der Saft früher abgezogen wird, und zwar nicht vom letzten Diffuseur,
sondern von einem vorhergehenden. Dadurch erzielt man einen Saft mit höherer
Reinheit und frei von Pulpe, da er über eine Schnitzelfüllung filtriert ist und aus
einem Diffuseur stammt, in dem eine Temperatur herrscht, bei der das Eiweiß gerinnt.
Der Hauptvorteil des Verfahrens beruht aber auf dem ununterbrochenen Abziehen des
Saftes, zu welchem Zwecke zwei Saftleitungen angebracht sind. Die eine Leitung wird
an die oberen Köpfe der Kalorisatoren angebracht, die zweite an die Eintrittsstutzen
der Diffuseure. Der Saft wird nun z.B. dem dritten Diffuseur durch den Kopf seines
Kalorisators entnommen und einer Pumpe zugeführt, die ihn weiter durch den erwähnten
Schnellstromvorwärmer schickt. Hier wird der Saft durch Brüden vom ersten Körper auf
80–90° C erwärmt und geht zurück von oben auf den zweiten Diffuseur. Wie üblich
tritt der Saft unten aus, steigt im Kalorisator in die Höhe und wird nun geteilt.
Der eine Teil geht zum nächsten Kalorisator und maischt den ersten Diffuseur von
unten ein, der andere Teil geht direkt zu den Meßgefäßen. Das Einmaischen und
Abziehen findet also gleichzeitig statt, so daß die Diffusion eine ununterbrochene
wird und der Saft
mit gleichförmiger Geschwindigkeit dauernd zirkuliert. Durch diese Arbeitsweise
werden bedeutende Vorteile erzielt. Man gewinnt Zeit für das Abziehen des Saftes und
kann daher die Einmaischdauer verlängern. Langsames Einmaischen gestattet aber
besseres Entlüften, erleichtert das Drücken auf der Batterie und erhöht den
Diffusionseffekt. Die Schnitzel werden nicht aufgewirbelt, da der Saft gleichmäßig
alle Hohlräume durchdringt. Da das Maischen und Drücken gleichzeitig erfolgt, so
fallen auch die periodischen Druckschwankungen fort. Die ununterbrochene Arbeit, bei
der diese Druckschwankungen nicht vorkommen, ermöglicht auch einen geringeren
Saftabzug, wodurch als weiterer Vorteil weniger Wasser zu verdampfen ist. Die
Bedienung der umgebauten Batterie ist einfacher als bei der früheren Batterie.
Infolge des leichteren Drückens, des besseren Auslaugens und des geringen
Saftabzuges kann die tägliche Rübenverarbeitung leicht erhöht werden.
Bezüglich der eingangs hervorgehobenen Schnelldjffusion von
Köhler hebt RuhnkeDie Deutsche Zuckerindustrie 1907, 35, Jahrg.,
S. 1016. hervor, daß dieselbe unter allen neuen
Diffusionsverfahren, die eine möglichst hohe Anwärmung im ersten frisch mit
Schnitzeln gefüllten Diffuseur erstreben, entschieden den ersten Platz einnimmt, da
die Anlage ohne große Umbauten und Kosten verknüpft ist. Die anderen Verfahren
erfordern teilweise viel größere Kosten durch Anlage außerhalb liegender
Kalorisatoren, Pumpen, Zwischengefäße usw., erreichen jedoch nicht den Zweck in so
vollkommener Weise wie Köhler, da dieselben die alte
Einrichtung des Wegdrückens zum Meßgefäß von oben nach unten beibehalten. Wie jetzt
üblich, wird der Diffuseur von unten nach oben eingemaischt. Die Schnitzel haben
Temperaturen von 10 bis 15° C, der Einmaischsaft hat höchstens 70° C und wird im
Diffuseur abgekühlt, hat bei 70° C oben ungefähr 10 bis 15° C, unten ungefähr 70° C.
Da Schnitzel und Saft ungefähr gleiches Gewicht haben, so ergibt
\frac{70+15}{2}=42,5^{\circ}\mbox{ C}.
Beim Wegdrücken von oben nach unten wird zuerst der warme Saft abgedrückt und dann
werden durch den kalten Saft die Schnitzel wieder abgekühlt. Der Diffuseur wird nach
dem Wegdrücken höchstens eine Temperatur von
\frac{70+42,5}{2}=56,25^{\circ}\mbox{ C}
und selbst bei einem Saft von 80°C
\frac{80+15}{2}=47,5^{\circ}\mbox{ C}, bezw.
\frac{80+47,5}{2}=63,75^{\circ}\mbox{ C}
haben. Köhler wärmt nun den Saft
durch Benutzung von drei, eventuell mehr Kalorisatoren sofort auf 86° C und darüber
an, schickt durch Wegdrücken in der Einmaischeinrichtung nur den kalten Saft weg,
der zuerst ungefähr 10–15°C und am Schluß ungefähr 50° C hat. Es können deshalb
vorhandene Anwärmevorrichtungen, wie Brüdenvorwärmer, ruhig bestehen bleiben. Köhler schickt eben nur den kalten Saft weg und behält
den warmen Saft in dem Diffuseur und in der Batterie; er gebraucht dazu eine neue
Leitung zum Meßgefäß mit neuen Ventilen, sowie je ein fünftes Ventil mit Leitung zur
Verbindung von Kalorisator zum nächsten Diffuseur. Die Verwendung der gegebenen
Diffusions-Kalorisatoren hat gegenüber dem Einbau größerer, außerhalb der Batterie
Hegenden Kalorisatoren noch den Vorteil, daß die Kalorisatoren durch den stets
nachfolgenden dünneren Saft rein bleiben, während die anderen durch die Ablagerung
von Eiweißkörpern usw. Ansätze erhalten, die durch Reinigen entfernt werden
müssen. Die Arbeit geht in der Köhlerschen Batterie
tadellos. Die Vorteile dieser Arbeitsweise sind: Ein bis 3° Balling stärkerer Saft
von bis 2 v. H. höherer Reinheit bei gleicher Auslaugung, 4–5 Liter geringerer
Saftabzug, Verwendung niedrig gespannter Dämpfe zum Anwärmen, daher bessere
Ausbeuten und Kohlenersparnis, sofortige Abtötung der Erdbakterien, Herabdrückung
der unbestimmbaren Verluste auf ein Minimum, Koagulierung der Eiweißkörper in den
Schnitzeln und daher wertvollere Schnitzel. In Verbindung mit Rücknahme der Abwässer
in den Betrieb hat man es nach dem Verfahren von Köhler
auch in der Hand, je nach den Verhältnissen der Marktlage auf Zucker oder
Zuckerschnitzeln zu arbeiten.
GreinerZentralblatt
für die Zuckerindustrie 1907, 16. Jahrgang, S. 145. macht den
Vorschlag, die Konstruktion des Mehr-Körper-Apparates
auch für die Schnitzeltrocknung in Anwendung zu
bringen, von der Erwägung ausgehend, daß einerseits die Schnitzel-Dampftrocknung
eine dem Eindicken der Säfte ganz analoge Arbeit zu leisten hat und andererseits
diese Trocknung noch ganz und gar auf der primitiven Grundlage eines
Ein-Körper-Apparates, wie die Saftabdampfung vor mehr als 50 Jahren, steht. Die
Feuertrocknung ist hierzu nicht geeignet, ebensowenig wie im allgemeinen die
Heißlufttrocknung, weil bei beiden Trocknungen die Schnitzelabdämpfe mit den nicht
kondensierbaren Gasen vermischt werden. Die Schnitzeldampftrocknung dagegen
gestattet durchaus die vollkommene Umwandlung eines Ein-Körper-Apparates in einen
Mehr-Körper-Apparat. Der Umstand, daß die Schnitzeltrocknung gegenüber den
Fortschritten in der Verdampfung so weit zurückgeblieben ist, ist darin begründet,
daß man die Schnitzel nicht von einem Körper zum anderen übergehen lassen kann, wie
man den Saft von einem Körper zum anderen in geschlossenem, mit Ventil versehenen
Rohre fließen läßt. Die Schnitzeltrocknung im Mehr-Körper-Apparat kann demnach nicht
in der Weise geschehen, wie die Abdampfung der Säfte, sondern sie muß vielmehr so
vor sich gehen, daß ein Uebergang der Schnitzel aus einen Körper in den anderen
Körper ausgeschlossen bleibt. Die Schnitzel haben demnach, wie es auch jetzt im
Ein-Körper-Apparat geschieht, ihren Trocknungsprozeß in nur einem Körper zu
vollenden, in den sie naß eingeführt und aus dem sie trocken heraus genommen werden.
Das Wesen der ganzen Sache liegt nun einzig und allein in der Verwertung der Wärme
aus dem Dampfe des Naßgutes in dem einen Körper als Heizmittel für das Abdampfen von
Naßgut im folgenden Körper. Diese Idee hat Greiner in
den D. R. P. No. 188950 und 191142 niedergelegt. Die Arbeit mit dem Zwei-Körper
Apparat denkt sich Greiner in folgender Weise: Der
zweite Körper besteht aus einem Gefäß, in welches die nassen Schnitte in kurzen
Zwischenräumen fast kontinuierlich eingeschüttet werden, und zwar durch ein
Flügelkreuz hindurch, welches den Zweck hat, das Austreten der unter ganz geringem
Ueberdruck stehenden Schnitzelabdämpfe oder das Eindringen von Luft bei Anwendung
von Exhaustoren an dieser Stelle des Schnitzeleinwurfs zu verhindern. Das Abdampfen
und Trocknen wird sich unter einem kaum nennenswerten Ueber- oder Unterdruck, also
unter einer Temperatur von 100° C, abspielen. Die auf ein gewünschtes Trockenstadium
gebrachten Schnitzel werden aus dem unteren Teile des Gefäßes durch eine Schnecke
und irgend ein Verschlußorgan abgeleitet, fallen mit annähernd 100° C aus dem
Apparat und trocknen an der Luft noch etwas nach. Dieser zweite Körper unterscheidet
sich demnach durch nichts von demjenigen, welcher gegenwärtig als
Dampfschnitzeltrockner in irgend welcher Form bekannt ist. In diesem Körper, der der
letzte einer Reihe sein soll, kann auch Heißluft Anwendung finden, wenn keine
Kondensation folgen soll. Greiner setzt nun diesem
Körper einen Körper gleicher Art vor, der sich nur durch entsprechend kräftigere
Einzelteile deswegen von dem beschriebenen Körper unterscheiden wird, weil er als
„erster“ unter höherer Temperatur, also unter größerem Innendruck,
arbeiten soll. Er soll mit Heizdampf von etwa 140° C beschickt werden und soll
seinen Schnitzelabdampf als Heizdampf von etwa 120° C in die Heizkammer des
„zweiten“ Körpers abgeben. Damit ist der Zwei-Körper-Apparat ausgebaut.
Die Einfüll- und Auslaßvorrichtungen für das Naß- und Trockengut müssen sorgfältiger
und kräftiger gearbeitet sein, da sie gegen einen Druck von einer Atmosphäre
annähernd dicht halten müssen. Die diesem ersten Körper heißer entfallenden
Trockenschnitzel enthalten noch mehr Wärme als die anderen aus dem zweiten Körper,
um noch einen Teil des in ihnen vorhandenen Wassers abzudampfen. Die Schnitzeldämpfe
aus dem zweiten – allgemein aus dem letzten – Körper werden zur Anwärmung des
Naßgutes vor Einführung in die Trockenapparate benutzt. Wie stellen sich nun die
Unterschiede der Vorgänge bei der beschriebenen Schnitzeltrocknung und bei der
Säfteverdampfung? Bei der Schnitzeltrocknung ist die Füllung jedes einzelnen Körpers
mit demselben Naßgut, und ebenso die Entleerung jedes einzelnen Körpers von gleichem
Trockengut das Eigenartige, denn in der Säfteverdampfung fließt der abzudampfende
Saft nur in den ersten Körper der Reihe ein, durchströmt alle Körper, von Stufe zu
Stufe Wasser verlierend, und wird als Dicksaft nur dem letzten Körper entnommen. Bei
der Schnitzeltrocknung wird das Naßgut, welches annähernd kontinuierlich eingebracht
wird, in jedem Körper erst von einem gewissen Stadium der Vorwärmung auf seine
Kochtemperatur gebracht, wogegen der Saft in der Verdampfung im ersten Körper seine
Höchsttemperatur erhält, von der er stufenweise herabsinkt, während er dem letzten
Körper zufließt. Während die Dämpfeführung, das Wichtige, in beiden Fällen dieselbe
bleibt, unterscheiden sich die Dämpfe selbst offenbar wesentlich: die Dämpfe aus der
Schnitzeltrocknung werden den reinen Wasserdämpfen ähnlicher sein als die aus der
Verdampfung, und das macht sie, abgesehen von etwas den Schnitzeln beigemengter
Luft, sehr geeignet für die Kondensation, d.h. für die Abgabe der gebundenen Wärme
aus den Dämpfen. Die Bekanntschaft mit diesen hauptsächlichsten Unterschieden
zwischen Trocknung und Verdampfung zeigt nach der Ansicht Greiners den einzigen Weg schon im Zwei-Körper-Apparat die bei weitem
billigsten Schnitzel bester Beschaffenheit zu gewinnen. Während selbstverständlich
mit der Zahl der Körper der Preis der Trockenanlage wächst, vermindern sich die
Kosten für die Anlage der Heißdampfproduktion, der Kesselanlage und die Zahlen für
den Verbrauch an Heißdampf stellen sich folgendermaßen: 573 kg Naßschnitzel von 15
v. H. Trockensubstanz werden zu 100 kg Trockenschnitzel von 14 v. H. Wassergehalt
unter Aufwand von 522 kg Dampf im Ein-Körper, von 288 kg Dampf im
Zwei-Körper-Apparat. Für beide Fälle ist vorausgesetzt, daß die Naßschnitzel durch
Abdämpfe (ohne Kosten) bis auf etwa 80° C vorgewärmt worden sind. Mit günstigeren
Verhältnissen betreffs der Zusammensetzung der Naßschnitzel ergeben sich noch
entsprechend bessere Zahlen für den Verbrauchsdampf.
Die Beschreibung einer Schnittedarre, System Hornof, bei
welcher verdünnte Luft zur Verwendung kommt, gibt CernyOesterr.-ungar.
Zeitschr. für Zuckerindustrie und Landwirtschaft 1907, 36. Jahrgang, S.
652.. Dieses neue System verdünnt die Luft in der Darre, wie
dies die Natur des Dörrens verlangt, und zwar mittels einer Pumpe a (Fig. 1 u. 2), wobei wieder durch die Röhren b c fortwährend nur so viel Luft eingelassen wird, daß
die vorgeschriebene Luftleere erhalten bleibt.
Textabbildung Bd. 323, S. 410
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 323, S. 410
Fig. 2.
Bei dieser Darre bildet der Kasten d und die Isolierschicht e den sogen.
Rezipienten, aus welchem durch die Röhren q g die
gewöhnliche Pumpe a die Luft und die Dämpfe aussaugt.
Bevor die Darre in Betrieb gesetzt wird, muß im Kasten d bei geschlossenen Röhren b c die
vorgeschriebene Luftleere und Heiztemperatur durch Pumpe a und Heizkörper h erzeugt werden. Ist die
Darre einmal im Betrieb, so wird die Luftleere durch die mit Hähnen absperrbaren
Röhren b c reguliert, d.h. auf der vorgeschriebenen
Höhe erhalten. Die Rübenschnitte werden mittels Korbwagen i der Hängebahn abwechselnd in zwei Rümpfet gebracht. Dieselben sind oben
und unten mit je einem Schieber versehen, der bei der Beschickung immer so
geschlossen sein muß, damit keine falsche Luft in die Darre kommt. Jeder Rumpf wird
durch Zugstangen geschützt, wodurch die Schnitte in die Darre l befördert werden. Sie besteht aus einem vierkantigen,
oben pyramidal endigenden Blechkasten d, welcher in
einem walzenförmigen Kasten l mit einer Kuppel m eingebaut ist. In dem Blechkasten d sind in sechs Lagen die Schnecken n zu je vier gelagert, deren Wellen links durch Räder
angetrieben werden. Die Rübenschnitte kommen durch zwei Röhren o aus den zwei Rümpfen k
in die einzelnen obersten Schnecken n, und zwar immer
aus einer Röhre o in zwei Schnecken, wo das Gut zu dem
anderen Ende der Schnecken transportiert wird, worauf es durch vier Rümpfe p in die untere Lage n
herausfällt. In ähnlicher Weise wird das Gut durch alle Lagen mittels der einzelnen
Rümpfe befördert, wovon in jeder Lage vier sind, Die unbeweglichen Zylinder der
Schnecken sind mit Stirnblechen versehen; je niedriger sie stehen, desto kleiner ist
der Durchlaß für das Trockengut. Damit die Dämpfe aus dem Darrgut abgeleitet werden
können, sind die beiden oberen Zylinder oben der ganzen Länge nach in einer Breite
von 10–15 cm offen. Die unteren Zylinder sind aus gelochtem Blech hergestellt; aus
zwei Zylindern der untersten Lage wird das gedörrte Gut immer durch Röhren q zu dem Wagen r entführt,
in denen es beseitigt wird. Um das dem Gute ablaufende Wasser ableiten zu können –
wenn man nicht gepreßte Schnitte dörrt – hat man an jedem Rumpf k eine Glasröhre s
angeschlossen, in welche das Wasser aus der Röhre o
fließt, wenn der Hahn t offen bleibt. Sobald die Röhre
s voll ist, sperrt man den Hahn t und öffnet den Hahn u.
Nachdem das Wasser abgeflossen, wird der Hahn u wieder
geschlossen und der Hahn t geöffnet. Das Heizen erfolgt
von unten durch die Heizkörper h mit Rückdampf. Die
erwärmte Luft steigt empor und streicht durch die Zylinder im Kasten d, wobei die Temperatur von 75° C auf 25° C sinkt. Die
Heizluft wird mit den entstehenden Dämpfen im Kasten d
vermischt, wobei die Dämpfe durch die Pumpe a auf die
Weise entzogen werden, daß sie zuerst durch eine Röhre in die Isolierschicht e kommen und von dort dann durch die Röhren f g mittels der Pumpe a abgesaugt
werden. Gewählt wird eine Luftleere von 380–300 mm. Selbstverständlich müssen alle
Oeffnungen in den Rümpfen k im Kasten d, bei den Röhren, bei den Wagen r usw. gut verschlossen sein. Zur Sicherung gegen den
Ueberdruck befindet sich in der Kuppel das Sicherheitsventil w. Die im Kasten d erzielte Temperatur wird
in demselben durch die Isolierschicht e aufrecht
erhalten. Behufs Regulierung der Temperatur in der Darre sind sechs Lagen von
Heizschlangen und der Hut x vorgesehen. Die Zeit des
Darrens kann nach Belieben reguliert werden. Als Vorteile der Darre werden die
folgenden hingestellt: 1. Rationelle Heizung mit Rückdampf der Betriebsmaschine; 2.
die abziehenden Dämpfe isolieren die Trockenkammer d
nach außen, wodurch die Wärme ausgenutzt wird; 3. eine gute Luftbewegung im ganzen
Apparat gegen die Pumpe und dadurch schnelles Trocknen der Schnitte; 4. die
selbsttätige Arbeit, also die Unabhängigkeit von den Arbeitern; 5. wenn man die
nicht gepreßten Schnitte dörrt, bleiben mehr Nährstoffe in den Schnitten, obzwar das
Gut durch die Luftleere noch schneller als bisher fertig getrocknet sein wird.
Cerny bemerkt schließlich, daß der Apparat nach
entsprechender Einrichtung auch zum Dörren des Malzes benutzt werden kann. Es ist
die Konstruktion eines großen Modells geplant, mittels welchem Versuche an der
Versuchsstation für Brauindustrie in Wien durchgeführt werden sollen. Vorher sollen
die Versuche, um die nötigen Erfahrungen zu gewinnen, mit einem kleinen Modell
vorgenommen werden, in welchem auch Rübenschnitte gedörrt werden können.
Der Gedanke, den in großen Mengen abfallenden
Saturationsschlamm, der, wie er aus der Fabrik kommt, ein unhandliches
Produkt darstellt, zu trocknen, ist schon zu
verschiedenen Malen aufgetaucht, ohne jedoch, hauptsächlich der hohen Kosten wegen,
eine Verwirklichung gefunden zu haben. Das D. R. P. No. 116760 vom 31. August 1899,
unseres Wissens das einzige Patent, welches die Trocknung des Saturationsschlammes
zum Gegenstand hat, will diesen Zweck nicht durch Zufuhr von Wärme, sondern durch
Vermischung des Schlammes mit gebranntem Kalk erreichen, wodurch Wasser gebunden und
verdampft wird. KrajewskiGazeta cukrownicza 1907, S. 201 durch
Wochenschrift des Zentralvereins für Rübenzucker-Industrie in der
österr.-ung. Monarchie 1907, 45. Jahrgang, S. 522. hat nun die
Trocknung des Produktes durch eigens konstruierte Trockenvorrichtungen wieder
aufgegriffen. Zur bloßen Trocknung und Pulverisierung des Schlammes, (der dann als
Dünger Verwendung findet) verwendete Krajewski den
Hauptkanal der Essengase. Ueber diesen Kanal, welcher mit zwei Schiebern versehen
sein muß, werden 72 eiserne Glühröhren von flacher,
unten etwas erweiterter Form aufgestellt. Diese Röhren sind in Gruppen
zusammengestellt und jede Gruppe befindet sich auf einer eisernen Rinne, die mit
einem Schneckentransporteur für den getrockneten und zerkleinerten Schlamm versehen
ist. Ist der im unteren Teil des Rauchkanals angebrachte Schieber geschlossen, dann
sind die Essengase, deren Temperatur ungefähr 260° C beträgt, gezwungen, zwischen
den Glühröhren durchzugehen, um dann durch den zweiten, im oberen Teil des
Rauchkanals angebrachten und geöffneten Schieber in den Kamin zu entweichen. Das
Beschicken der Röhren mit nassem Schlamm geschieht von oben. Die Größe der
Trockenvorrichtung muß so bemessen sein, daß die ganze täglich erzeugte Menge an
Schlamm aufgearbeitet werden kann. Die Kosten der Trocknung von 1 Meterzentner
Schlamm berechnet Krajewski mit Berücksichtigung des
Preises des Schlammes, der Zufuhr und der Arbeitskosten auf 13 Kopeken! Soll der
Schlamm jedoch auf Kalk gebrannt werden, so wird die Trocknung in einem anderen
Ofen vorgenommen. Es ist dies ein Trockenofen, der aus einem Generator besteht, aus
welchem die Feuergase über den auf entsprechenden Einbauten ausgebreiteten Schlamm
geführt werden. Zur Aufnahme des Schlammes behufs Trocknung dienen acht Gruppen von
eisernen Röhren von flacher und unten erweiterter Form; jede Gruppe besteht aus acht
Glühröhren, die mit einer entsprechenden Transportschnecke für den getrockneten
Schlamm versehen sind. Der getrocknete und zerkleinerte Schlamm wird dann auf
entsprechend eingebauten Vorrichtungen im Ofen zu Kalk gebrannt. Die Kosten der
Trocknung in Verbindung mit dem Brennen des Kalkes stellen sich nach Abzug der
Kalkpreisdifferenz auf 24,14 Kopeken. Die Einrichtungskosten der Trockenvorrichtung
mit Verwendung der Essengase betragen nicht mehr als 2000 Rubel. Das Aufstellen des
Trockenofens würde sich für Zuckerfabriken empfehlen, die große Mengen von
Saturationsschlamm angehäuft haben, denn der Ofen könnte dann das ganze Jahr
hindurch in Tätigkeit sein und man würde den erhaltenen Kalk sowohl als Baukalk als
auch zu Düngezwecken verwenden können. Es erscheint auch nicht als aussichtslos, wie
Versuche ergeben haben, den Kalk zur Scheidung der Zuckersäfte zu verwenden.
Um die Kontrolle und Beobachtungen über den Gang der Verdickung der Säfte und über
die Temperatur in den Verdampfapparaten zu erleichtern und dabei eine rationellere
Arbeit auf der Verdampfstation zu erreichen, hat RubinskiZentralblatt für die
Zuckerindustrie 1907, 15. Jahrgang, S. 1384. einen Apparat zur Bestimmung der Dichte und Temperatur der Säfte
in den Verdampfapparaten konstruiert. Derselbe (Fig. 3) besteht aus dem viereckigen Gefäß A,
dem oberen Deckel B, den Gläsern D, dem Netzzylinder E und
dem Stutzen F mit dem Hahn G. Innerhalb des Apparates befindet sich das Aräometer V und das Thermometer T.
Der Apparat wird direkt mit dem Verdampfapparat verbunden. Die Flüssigkeit tritt
durch den Stutzen und den Hahn G ein, wobei eine große
Oeffnung im Stutzen und Hahn den Wechsel der Flüssigkeit beschleunigt. Das Niveau
des Saftes steht stets auf einer und derselben Höhe, wodurch eine genaue Bestimmung
der Dichte und der Temperatur des Saftes begünstigt wird. Der Apparat hat sich in
der Praxis bereits gut bewährt.
Textabbildung Bd. 323, S. 411
Fig. 3.
PokornyOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und
Landwirtschaft 1907, 36. Jahrgang, S. 405 und ebenda S. 418. hat
zwei sehr beachtenswerte Arbeiten „Bestimmung der Größe
der Luftpumpe für die Verdampfstation einer Zuckerfabrik“ und „Ueber Gegenstromkondensatoren in
Zuckerfabriken“ veröffentlicht, auf die wir hier jedoch nicht weiter
eingehen können, da ein kurzer Auszug nicht möglich erscheint. Hervorheben wollen
wir nur, daß nach Pokorny die Aufstellung von
Gegenstromkondensatoren folgende Vorteile hat: 1. Man benötigt nicht so große
Luftpumpen wie bei den Parallelstromkondensatoren, weil die Gase und Luft im
kälteren Zustande ihnen zugeführt werden. 2. Man spart an Injektionswasser, weil es
in ihnen besser zur Kühlung ausgenutzt wird, und 3. die Luftpumpen können sich nicht
mit Wasserstein vertragen, wenn das Injektionswasser hart ist.
Auch auf die kritischen Betrachtungen über die Erzeugung
und Verwendung des Dampfes im Betriebe der Zuckerfabriken, die HenningerOesterr.-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und Landwirtschaft
1907, 36. Jahrgang. S. 430. anstellt und wo er Mittel und Wege
zeigt, nach welchen man eine rationelle Produktion und Ausnutzung des Dampfes
erreichen kann, kann hier nur aufmerksam gemacht werden.
Dasselbe gilt von den Studien über die Druckverhältnisse der
diversen Verdampfstationen, die CuřinZeitschrift
für Zuckerindustrie in Böhmen 1907, 32. Jahrg., S. 31. angestellt
hat, und in welchen er den Beweis erbringen will, daß man auf Grund der
Druckverhältnisse einen klareren Einblick in die Arbeit der Verdampfstation und
deren einzelnen Glieder gewinnen kann als auf Grund der Temperaturen. Cuřin glaubt ferner, daß
seine Ausführungen auch zur Feststellung der Transmissionskoeffizienten, deren
Studium trotz fleißiger Untersuchungen und Arbeiten nur unbedeutend fortschreitet,
beitragen könnte.
(Schluß folgt.)