| Titel: | Entwicklung und gegenwärtiger Stand der modernen Hebezeugtechnik. | 
| Autor: | K. Drews | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 437 | 
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                        Entwicklung und gegenwärtiger Stand der modernen
                           								Hebezeugtechnik.
                        Von K. Drews, Oberlehrer an der
                           									Königl. höheren Maschinenbauschule in
                              									Posen.
                        (Schluß von S. 419 d. Bd.)
                        Entwicklung und gegenwärtiger Stand der modernen
                           								Hebezeugtechnik.
                        
                     
                        
                           Bremslüftmagnete. Diese dienen zum Lüften der
                              									Haltebremse. Sie finden bei fast allen elektrischen Hebezeugen Verwendung, nur bei
                              									Drehkranen mit Sperradbremsen, (S. 339) die beim Senken von Hand gelüftet werden und
                              									bei Drucklager- und Lastdruckbremsen können sie entbehrt werden.
                           Aber auch bei Hebezeugen mit letzteren Bremsen findet man sehr oft noch eine
                              									Magnetbremse auf der Motorwelle zum schnellen Stillsetzen des Motorankers.
                           Die Bremslüftmagnete werden vom Kontroller aus gesteuert und zwar müssen sie, da die
                              									Bremse für gewöhnlich durch ein Gewicht festgezogen ist, schon auf dem ersten
                              									Kontakt anspringen, um das Triebwerk freizugeben. Ebenso müssen sie, wenn der
                              									Antrieb des Motors aufhört, das Bremsgewicht fallen lassen, damit die Bremse die Last zum
                              									Stillstand bringt.
                           Die Wicklung eines Bremsmagneten für Gleichstrom kann nun mit dem Motoranker in Reihe
                              									oder parallel geschaltet werden. Man unterscheidet daher Hauptstrom- und
                              									Nebenschlußbremsmagnete. Bei ersteren erhalten die Spulen den Ankerstrom des Motors;
                              									da dieser aber je nach der Belastung stark veränderlich ist, so ist es auch die
                              									Zugkraft des Magneten. Seine Wicklung muß also so bemessen sein, daß er schon bei
                              									der kleinsten vorkommenden Stromstärke sicher anzieht, aber auch bei der größten
                              									auftretenden Stromstärke nicht leidet. Die Zugkraft eines Hauptstrommagneten wird
                              									daher schon bei mittleren Belastungen nicht voll ausgenutzt.
                           Die Wicklung eines Nebenschlußbremsmagneten besteht aus vielen dünnen Drahtwindungen,
                              									die parallel zum Motor geschaltet sind und daher an einer nahezu unveränderlichen
                              									Spannung liegen; die Zugkraft ist folglich bei allen Belastungen des Motors
                              									unveränderlich.
                           Die Nebenschlußbremsmagnete sind für bestimmte Spannungen gewickelt, sollen sie an
                              									höhere gelegt werden, so erhalten sie einen Vorschaltwiderstand, der die
                              									überschüssige Spannung abdrosselt. Infolge der vielen dünnen Drahtwindungen entsteht
                              									beim Ausschalten ein starker Induktionsstrom. Damit dieser die Wicklung nicht
                              									gefährdet, so wird parallel zu dieser ein Schutzwiderstand geschaltet, in dem der
                              									Induktionsstrom gefahrlos verläuft. Ein Hauptstrommagnet bedarf dieses Schutzes
                              									nicht, da seine Wicklung an einer nur geringen Spannung liegt und außerdem aus
                              									wenigen dicken Windungen besteht; seine Selbstinduktion ist daher nur gering. Er
                              									fällt beim Ausschalten auch schneller ab, da seine magnetische Remanenz kleiner als
                              									diejenige eines Nebenschlußmagneten ist.
                           Die Bremsmagnete sind in der Regel mit Luftdämpfung versehen zum Zweck eines sanften
                              									Abfallens des Bremsgewichtes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 437
                              Fig. 93.Hauptstrom-Bremsmagnet der Allgemeinen
                                 										Elektrizitäts-Gesellschaft.
                              
                           Fig. 93 zeigt einen Hauptstrommagneten der A. E. G. Der Anker greift unmittelbar an dem
                              									Bremsgestänge an. Die Siemens-Schuckertwerke führen
                              									auch noch sogenannte Kniehebelbremsmagnete, bei denen der Anker seine Zugkraft erst
                              									durch Kniehebelwirkung auf das Gestänge überträgt (D. p. J. 1906, S. 37, Fig. 18).
                              									Infolge dieser Anordnung übt der Magnet auf seinem ganzen Hube eine nahezu
                              									unveränderliche Zugkraft auf das Gestänge aus. Dieselbe Firma führt ihre
                              									Nebenschlußmagnete von 30–1000 kg/cm Hubarbeit aus; den Energieverbrauch hierfür
                              									gibt sie mit 125–500 Watt an. Für Drehstrom sind sowohl Bremslüftmagnete wie Motoren
                              									in
                           Für Drehstrom sind sowohl Bremslüftmagnete wie Motoren in Gebrauch, die parallel zum
                              									Motorfeld liegen.
                           Die A. E. G. empfiehlt erstere nur bis 300 kg/cm
                              									Hubarbeit, da bei größerer Arbeit der Anlaufstrom unerwünscht hoch ist. So beträgt
                              									z.B. für einen Bremslüftmagneten mit 600 kg/cm Hubarbeit der Siemens- Schuckertwerke beim Einschalten der scheinbare Wattverbrauch
                              									58000 (8000 wirkliche) Watt, bei angezogenem Kern nur 980 (260 wirkliche) Watt. Die
                              									Stromstärke berechnet sich dabei aus
                           
                              J=\frac{\mbox{scheinbarer
                                 										Wattverbrauch}}{\sqrt{3}\,\cdot\,\mbox{Spannung}}.
                              
                           Die Lüftmagnete leiden daher nicht so sehr durch längeres
                              									Unterstromstehen als durch häufiges Einschalten. Die Magnetpole müssen bei
                              									eingeschaltetem Strom stets gut anliegen, da sonst durch den hohen Leerlaufsstrom
                              									ein Verbrennen der Wicklungen zu befürchten ist. Bremslüftmotoren haben im
                              									allgemeinen kleinere Abmessungen als Magnete; außerdem ist ihr Anlaufstrom nicht
                              									größer als derjenige bei angezogenem Anker.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 437
                              Fig. 94.Drehstrom-Bremsmagnet der Allgemeinen
                                 										Elektrizitäts-Gesellschaft.
                              
                           Fig. 94 zeigt einen Drehstromlüftmagneten, Fig. 95 einen Drehstromlüftmotor der A. E. G. Ein kleiner Drehstrommotor treibt mittels
                              									Zahnradvorgelege eine Kurbel so an, daß diese um etwa 120° nach beiden Seiten
                              									ausschwingt; die Kurbel greift an dem Bremsgestänge an. Wird der Motor stromlos, so
                              									fällt die Kurbel ab und die Bremse wird durch ein Gewicht festgezogen. In ihren
                              									oberen Endlagen legt sich die Kurbel gegen eine Blattfeder. Außerdem ist ein in dem
                              									oberen Teil der Fig. 95 sichtbarer Luftpuffer
                              									angebracht, der verhindert, daß die Kurbel in ihren oberen Endlagen zu heftig gegen
                              									die Hubbegrenzung schlägt und daß die Kurbel beim Abfallen über ihre Mittellage
                              									hinauspendelt, wodurch die Bremse von neuem gelüftet werden könnte. Der Ausschlag
                              									der Kurbel nach beiden Seiten kann durch Umsteuern des Lüftmotors zugleich mit
                              									demjenigen des Arbeitsmotors bewirkt werden.
                           Für die Größe eines Bremsmagneten ist ebenso wie für den Arbeitsmotor die Art des
                              									Betriebes ob leicht, ob schwer maßgebend. Namentlich bei Nebenschlußmagneten kommt
                              									die Dauer des Einschaltens bezüglich der Erwärmung in Betracht; bei starker
                              									Erwärmung läßt seine Zukraft nach.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 437
                              Fig. 95.Drehstromlüftmotor der Allgemeinen
                                 										Elektrizitäts-Gesellschaft.
                              
                           Eine Vereinigung von Motor und Bremse ist von einigen englischen Firmen versucht
                              									worden. Bei einer solchen Ausführung von der Firma Dick,
                                 										Kerr & Co.E. T. Z. 1906. S. 275. besitzt der
                              									Lagerkörper des Motors auf der Kommutatorseite eine ringförmige Aussparung zur
                              									Aufnahme der Wicklung. Auf einer Verlängerung des Lagers sitzt achsial verschiebbar
                              									aber gegen Drehung gesichert ein Stahlgußring, der durch Federn in einen auf die
                              									Motorwelle aufgekeilten Hohlkegel hineingedrückt wird, und somit die Welle
                              									festbremst. Beim Anlassen erhält zuerst die Wicklung Strom, wodurch das
                              									Stahlgußstück als Anker eines Elektromagneten nach Ueberwindung der Federkraft nach
                              									links aus dem Hohlkegel gezogen und somit die Motorwelle freigegeben wird. Wird der
                              									Stromkreis unterbrochen, so drücken die Federn das Stahlgußstück wieder in die vorige Lage und die
                              									Welle wird gebremst. Bei einer anderen derartigen KonstruktionEngng. 1905 II, S. 10. nach
                              									Ausführungen der Firma L. Scott & Co., Norvick, ist auf der Motor welle, eine
                              									Backenbremse angeordnet, die für gewöhnlich durch eine Feder festgezogen ist. Die
                              									Bremsbacken sind je an einem doppelarmigen Hebel befestigt, dessen anderes Ende eine
                              									Gußstahlplatte trägt. Bei stromlosem Motor stehen diese Platten um einen geringen
                              									Abstand von dem Motorgehäuse ab. Der magnetische Kreis des Motorfeldes ist an den
                              									beiden wagerechten Polen durch Aussparungen an den Polschuhen unterbrochen. Diese
                              									Aussparungen werden durch die oben erwähnten Platten überbrückt, so daß die
                              									Kraftlinien gezwungen sind, den Weg durch diese Platten zu nehmen. Erhält nun der
                              									Motor Strom, so werden letztere von dem Gehäuse angezogen und die Bremse wird
                              									dadurch gelüftet. Bei Stromunterbrechung verschwindet auch der Magnetismus und die
                              									Feder zieht die Bremse fest, so daß der Motor still gesetzt wird. Die Bremse kann
                              									gegebenenfalls von Hand gelüftet werden.
                           Sicherheitsvorrichtungen. Diese finden namentlich gegen
                              									das Ueberfahren der Endstellungen, gegen Ueberlastung und Gefährdung der Stabilität
                              									von Auslegerkranen Verwendung.
                           Das Ueberfahren der äußersten Fahrstellungen oder das Zuhochziehen des Hakens läßt
                              									sich bei elektrischem Betriebe mittels selbsttätig wirkender End- oder Grenzschalter
                              									verhindern. Die Endschalter für die Fahrbewegungen werden meist direkt durch
                              									Anschläge oder Leitschienen von dem Kran bezw. von der Katze betätigt. Es wird dabei
                              									der Motorstromkreis unterbrochen. Die Betätigung der Endschalter muß eine bestimmte
                              									dem größten Nachlaufweg der bewegten Massen entsprechende Strecke vor der äußersten
                              									Fahrstellung stattfinden.
                           Der Endschalter für die Hubbewegung wird in der Regel nicht unmittelbar von der
                              									hochgehenden Last, sondern mittelbar durch eine Wandermutter auf einer mit Gewinde
                              									versehenen Verlängerung der Trommelwelle betätigt.
                           Ist ein Endschalter in Wirksamkeit getreten, so muß er wieder eingelegt werden, bevor
                              									mit dem Hebezeug weiter gearbeitet werden kann. Geschieht dieses Wiedereinschalten
                              									durch den Führer, so können leicht Schäden dadurch entstehen, daß der Führer den
                              									Kontrollerhebel nicht auf Nullstellung geführt hat, ehe er durch Einlegen des
                              									Endschalterhebels den Stromkreis wieder schließt. Ein heftiger Stromstoß, der bei
                              									gänzlich ausgeschalteten Widerständen einem Kurzschlusse gleichkäme, würde die Folge
                              									sein. Es ist daher meist die Anordnung getroffen, daß der Endschalter sich
                              									selbsttätig an der Ausschaltstelle wieder einlegt, wenn der Führer den Motor auf
                              									Rückfahrt umsteuert. Das bedingt indes für jeden Endschalter eine Zuleitung
                              									mehr.
                           Bei solchen Hebezeugen, wo der Führer seinen Platz in der Nähe der Hubwinde hat, kann
                              									man den Endschalter entbehren, indem der Kontrollerhebel selbst durch einen
                              									Kettenzug von der Wandermutter gegen Ende des Hubes in die Nullstellung gebracht und
                              									der Motor somit ausgeschaltet wird. Dies ist z.B. bei den Portalkranen der Firma Mohr & Federhaff in
                              									Mannheim der Fall.
                           Die Endschalter für Gleichstrom sind einpolig, d.h. es wird nur die eine der beiden
                              									Stromzuleitungen unterbrochen; für Drehstrom sind sie zweipolig. Die Unterbrechung
                              									des Stromkreises geschieht momentan durch eine kräftige Schnappfeder, so daß ein
                              									Verbrennen der Kontaktflächen nicht zu befürchten ist.
                              									Zudem ist bei Gleichstrom noch eine kräftig wirkende magnetische Funkenlöschung
                              									vorgesehen.
                           Bei sehr großen Stromstärken unterbricht der Endschalter den Betriebsstrom nicht
                              									unmittelbar; dies geschieht vielmehr, wie schon früher (S. 179 dieses
                              									Jahrganges) bei Besprechung der Gichtaufzüge erwähnt, durch ein Schütz; mittels des
                              									Endschalters wird nur der schwache Erregerstrom für die Spulen des Schützen
                              									unterbrochen.
                           Die Frage, ob und wann Endschalter zu verwenden sind, muß von Fall zu Fall
                              									entschieden werden, denn sie können auch den Betrieb, wenigstens bei Kranen, sehr
                              									wohl erschweren. Dies tritt namentlich dann ein, wenn öfter in den Endstellungen
                              									gearbeitet, d.h. der Hub und die Fahrbahnen möglichst weit ausgenutzt werden müssen.
                              									Bei der Hubbewegung liegen die Verhältnisse am ungünstigsten.
                           Der Nachlauf des Triebwerkes und der Last nach oben ist bekanntlich um so größer, je
                              									kleiner die Last ist. Der unbelastete Haken hat in der Regel einen Nachlauf von 2–3
                              									m, der allerdings durch verstärkte Bremsung auf einen sehr kleinen Betrag abgekürzt
                              									werden kann. Eigentlich müßte daher jede selbsttätige Hubbegrenzung außer der
                              									Abstellung des Motors, wobei natürlich die Haltebremse einfällt, auch jene
                              									Nachlaufbremsung bewirken, d.h. die Sicherheitsvorrichtung müßte sowohl den
                              									Motorstromkreis öffnen wie die Bremse kräftig anziehen.
                           Wo der Nachlauf durch Kurzschlußbremse (S. 339) abgekürzt wird, muß der
                              									Sicherheitsapparat den Kontrollerhebel in die Nachlaufstellung führen. Diese
                              									Anordnung findet man bei den Drehkranen von Mohr &
                              										Federhaff (S. 339). Durch eine Wandermutter auf der
                              									Trommelwelle und eine über Leitrollen geführte Kette wird hier der Kontrollerhebel
                              									an geeigneter Stelle in seine Nachlaufbremsstellung geführt, so daß selbst der
                              									unbelastete Haken nicht gegen den Ausleger schlägt; ein Endschalter ist nicht
                              									vorhanden.
                           Bei solchen Kranen, wo eine relative Bewegung zwischen Führer und Hubwinde
                              									stattfindet, also vornehmlich bei Laufkranen mit festem Führerstand, ist die
                              									Einwirkung der Hub- und Fahrbegrenzungen auf die Kontroller bezw. Bremshebel nicht
                              									gut durchzuführen, hier muß man sich mit Endschaltern, die nur den Stromkreis
                              									unterbrechen, begnügen.
                           Paßt man nun die Hubbegrenzung dem Nachlaufweg an, so geht dadurch ein beträchtlicher
                              									Teil des Hubes verloren. Man sieht ohne weiteres ein, daß dort, wo der Hub nach oben
                              									öfter sehr weit ausgenutzt werden muß, Endschalter unbequem sind und den Betrieb
                              									erschweren. Die Folge davon ist dann, daß die Sicherheitsvorrichtung abgekuppelt und
                              									unwirksam gemacht wird.
                           Manche Hebezeugfirmen sehen daher von Endschaltern ab und begnügen sich mit
                              									Lärmglocken und Signallampen, die den Führer rechtzeitig auf die Gefahr aufmerksam
                              									machen. Diese Einrichtung findet man z.B. bei dem elektrischen Laufkran von Ludwig Stuckenholz auf der Lütticher Weltausstellung
                              									(D. p. J. 1906, S. 18).
                           Nun hat die Elektrotechnik jedoch wieder Mittel und Wege gefunden, um trotz des
                              									Endausschalters das Arbeiten in den Endstellungen zu ermöglichen. Die A. E. G. ordnet in solchen Fällen einen sogen. Umgehungsschalter an. Dieser gleicht in seiner Bauart
                              									völlig einem Endschalter; er wird in der Regel von dem Kranführer mit dem Fuße
                              									betätigt. Ist ein Endschalter in Wirksamkeit getreten, und soll die Last noch weiter
                              									gehoben oder der Kran oder die Katze noch weiter gefahren werden, so drückt der
                              									Führer den Hebel des Umgehungsschalters nieder, wodurch der Motorstromkreis wieder
                              									geschlossen wird und geschlossen bleibt, so lange der Führer den Hebel niederdrückt
                              									oder der Endschalter nach Umsteuern des Motors wieder eingerückt wird.
                           Die Häufung solcher Apparate mit ihren Leitungen auf einem Kran bildet jedoch,
                              									abgesehen von den Anschaffungskosten, immer eine Komplikation und erhöht die
                              									Möglichkeit von Betriebsstörungen.
                           
                           So willkommen dem Konstrukteur die reichen Mittel, die ihm die Elektrotechnik in
                              									dieser Beziehung an die Hand gibt, sein mögen, so sollte er sich doch hüten, einen
                              									Kran unnötigerweise mit allerhand Sicherheitsvorrichtungen zu bepacken; man läßt
                              									sich ja auch nicht anseilen, wenn man eine Treppe heraufsteigt. Der Konstrukteur,
                              									der gleichzeitig den Betrieb genau kennt, wird ja solche Apparate nur da empfehlen,
                              									wo sie wirklich nötig sind; aber die Besteller oder deren technische Berater
                              									unterliegen, sofern sie mit dem Kranbau und Betrieb nicht sehr ver traut sind, gar
                              									leicht der Versuchung, solche Sicherheitsvorrichtungen im Uebermaß und auch dort zu
                              									verlangen, wo sie gar nicht nötig, vielfach hinderlich, zuweilen sogar schädlich
                              									sind. Ist es mir doch vor nicht langer Zeit begegnet, daß gelegentlich des Umbaues
                              									einer Krananlage der beratende Ingenieur außer den Endschaltern, die dort gar nicht
                              									am Platze waren, noch Rückschnellfedern für die direkt von Hand betätigten
                              									Kontroller verlangte; wenn dem Kranführer etwas zustieße, sollte der Kontrollerhebel
                              									von selbst in die Nullstellung gehen. Daß infolge der erhöhten körperlichen
                              									Anstrengung des Führers durch Spannen der Feder die Sicherheit des Betriebes nicht
                              									erhöht wird, dürfte leicht einzusehen sein; der gewollte Effekt schlägt also in sein
                              									Gegenteil um. Aber von jener Seite wurde noch weiter verlangt, daß der Führer seinen
                              									Platz in der Nähe der Hubwinde haben müsse, um die Motoren während des Betriebes
                              									beobachten zu können; das verlange die Betriebssicherheit.
                           Wollte man die Konsequenzen aus dieser Forderung ziehen, so könnte man ruhig einen
                              									dicken Strich durch den größten Teil der Errungenschaften des modernen Hebezeugbaues
                              									ziehen. Denn gerade die Fernsteuerung der Motoren ist ja mit der bedeutendste
                              									Vorteil des elektrischen Betriebes.
                           Ein Blick auf die in dieser Arbeit gebrachten Abbildungen zeigt zur Genüge, daß diese
                              									Forderung bei der übergroßen Mehrzahl der Hebezeuge nicht erfüllt ist, garnicht
                              									erfüllt werden kann, wollte man bedeutende Fortschritte nicht in Frage stellen. Aber
                              									selbst dort, wo der Führer in der Nähe der Winde steht, z.B. bei Drehkranen, ist
                              									jene Forderung ihrem Ziele nach nicht erfüllt, da von einer Beobachtung der Motoren
                              									keine Rede sein kann; denn der Führer hat seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit der
                              									Last und ihrem Wege zuzuwenden, außerdem kehrt er in den meisten Fällen der Winde
                              									den Rücken.
                           Die Lage des Führerstandes ist allerdings für die Betriebssicherheit eines Hebezeuges
                              									von außerordentlicher Wichtigkeit, aber nicht die Lage bezüglich der Winde sondern
                              									bezüglich der Last. Kann der Führer von seinem Platze aus die Last und die
                              									Fahrbahnen zu jeder Zeit bequem und ohne körperliche Anstrengung übersehen, so ist
                              									das Wesentlichste für die Betriebssicherheit getan; solide Konstruktion, exakt
                              									wirkende Steuerapparate und Bremsen natürlich vorausgesetzt. Dann erübrigen sich
                              									eigentlich Endschalter und ähnliche Sicherheitsvorrichtungen.
                           Erst dort, wo der Führer nicht mehr alle Bewegungen des Hebezeuges mit Sicherheit
                              									beobachten kann, z.B. bei Kranen mit großer Spannweite oder Ausladung, zumal im
                              									Freien, wo trübes Wetter oder Nebel seinen Gesichtskreis einschränken, treten
                              									selbsttätige Hub- und Fahrbegrenzungen als Sicherheitsvorrichtungen in ihr Recht.
                              									Sie bilden sogar einen integrierenden Bestandteil des Hebezeuges, sobald der Führer
                              									die Last oder die Fahrbahn nicht mehr beobachten kann, z.B. bei elektrischen
                              									Aufzügen jeder Art, sofern er die Maschine nicht an Hand eines Teufenzeigers
                              									steuert. Dann wird die Notausschaltung zur betriebsmäßigen.
                           Es bleiben nun noch die Mittel zur Sicherung der Stabilität von Auslegerkranen zu
                              									besprechen.
                           Die Stabilität kann einerseits durch zu große Lasten, andererseits durch
                              									Festsetzen des Hakens oder der Last, z.B. unter eine Schiffsluke gefährdet werden.
                              									Die Gefahr des Kippens liegt bei elektrischem Betriebe näher als bei Dampf- und
                              									hydraulischem Betriebe. Bei letzteren ist die größte Hakenbelastung durch den
                              									Kolbendruck bestimmt; dieser ist aber durch den Flüssigkeitsdruck begrenzt. Nehmen
                              									wir an, daß der Kolbendruck der doppelten Höchstlast das Gleichgewicht hält, so ist
                              									die Stabilität noch gewahrt, sofern mit zweifacher Sicherheit gerechnet worden
                              									ist.
                           Ein Elektromotor hingegen nimmt so lange Strom von einer der Ueberlastung
                              									entsprechenden Stärke auf, bis die Schmelzsicherung oder sogar die Isolation
                              									durchbrennt. Das geschieht gewöhnlich erst, wenn die Stromstärke auf das Vier- bis
                              									Fünffache der normalen angewachsen ist; dies entspricht aber dem vier- bis
                              									fünffachen Wert der Höchstlast.
                           Eine Ueberlastung des Hakens durch unzulässig große Lasten dürfte indes nicht so sehr
                              									zu befürchten sein, wie diejenige durch Festsetzen des Hakens; aber auch hier wird
                              									die Gefahr des Umkippens bei elektrischem Betriebe größer sein als bei den anderen
                              									Betriebsarten. Der hydraulische Betrieb ist hierbei wieder ungünstiger gestellt als
                              									der Dampfbetrieb. Es wird nämlich auf die Geschwindigkeit ankommen, die der Haken im
                              									Augenblick des Festsetzens besitzt, da hiervon die Intensität der Stoßwirkung, die
                              									sich durch die Rohrleitung fortpflanzt, abhängt. Allerdings bieten hiergegen die
                              									Sicherheitsventile Schutz.
                           Setzt sich bei einem elektrischen Kran der Haken fest, so kommt der Motor zum
                              									Stillstand, d.h. die elektromotorische Gegenkraft verschwindet und es besteht die
                              									Gleichung
                           E = J .
                                 										w.
                           Ist dabei der gesamte Anlaßwiderstand schon abgeschaltet, so
                              									bedeutet w den Widerstand von Anker- und Feldwicklung.
                              									Der Strom wächst dann nach früherem auf das Zwanzigfache des normalen Wertes an.
                              									Dieses Anwachsen geschieht ja nicht plötzlich aber doch in so kurzer Zeit, daß die
                              									Schmelzsicherungen, die den Motor vor zu großen Stromstärken schützen sollen, nicht
                              									folgen können, denn diese brauchen erfahrungsgemäß eine gewisse Zeit, sie sind also
                              									für diesen Fall viel zu träge. Wenngleich eine so große Stromstärke nur für ganz
                              									kurze Zeit andauern kann, so ist doch außer dem sicher auftretenden Verbrennen der
                              									Ankerwicklung und der Kontakte des Steuerapparates eine Gefahr für das Zugorgan, für
                              									das Triebwerk und auch für die Stabilität in bedrohlicher Weise nahegerückt. Der
                              									zwanzigfachen Stromstärke dürfte ungefähr die zwanzigfache Höchstlast entsprechen.
                              									Zugorgan und Triebwerkteile sind aber meist nur mit fünf- bis sechsfacher Sicherheit
                              									berechnet. Für die Stabilität eines Kranes findet man in der Regel eindreiviertel-
                              									bis zweifache Sicherheit. Mohr & Federhaff geben für ihre Portalkrane von 1500 kg
                              									Tragkraft an, daß sich erst bei 3500 kg am Haken die hinteren Räder der Drehscheibe
                              									von der Schiene abheben. Dieses Abheben tritt bei dem in D. p. J. 1907, S. 453
                              									besprochenen Portalkran von 4 t Tragkraft erst bei 8,2 t am Haken ein.
                           Die Stromunterbrechung wird hier immer der wirksamste Schutz sein, aber sie muß
                              									momentan erfolgen. Dieses momentane Ausschalten bei einer gewissen einstellbaren
                              									Stromstärke kann durch einen Maximalausschalter bewirkt
                              									werden. Man wird ihn so einstellen, daß er etwa bei einer Stromstärke anspricht, die
                              									nicht allzu weit über dem wirksamsten Anlaufstrom liegt. Das Zweieinviertelfache der
                              									normalen Stromstärke dürfte wohl den wirklichen Verhältnissen nahekommen.
                           
                           Durch den Maximalausschalter schützt man auch den Motor gegen die Folgen
                              									ungeschickten Steuerns. Denn geht der Führer beim Anlassen mit dem Kontrollerhebel
                              									zu schnell vorwärts, so fliegt eben der Automat heraus. Der Führer muß übrigens
                              									dahin instruiert werden, daß er, bevor er den Hebel des Automaten wieder einlegt,
                              									den Kontrollerhebel erst in Nullstellung zu führen hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 440
                              Fig. 96.Maximalausschalter der Allgem. Elektrizitäts-Gesellschaft.
                              
                           Fig. 96 zeigt einen einpoligen Maximalausschalter für
                              									Gleichstrom der A. E. G. für größere Stromstärken im
                              									geöffneten Zustande. Im geschlossenen Zustande liegt das in der Mitte des Bildes
                              									sichtbare Ringstück fest an den beiden oberen Kontaktstücken und vermittelt so den
                              									Stromschluß. Die links sichtbaren Spiralwindungen werden von dem Hauptstrom
                              									durchflössen und bilden einen Elektromagneten. Erreicht der Strom einen Wert, der
                              									nicht überschritten werden soll, so ziehen die Windungen einen Anker an, womit eine
                              									Klinke ausgelöst und die in der Mitte sichtbare Schraubenfeder freigegeben wird.
                              									Diese reißt nun das ringförmige Stromschlußstück momentan von den Kontakten ab. Eine
                              									wirksame Funkenlöschung sorgt für Unschädlichmachung des Abreißfunkens.
                           Die A. E. G. ordnet diese Apparate nicht im
                              									Ankerstromkreis des Hubmotors, sondern in der Stromzuleitung an; dadurch wird der
                              									Drehmotor zugleich gegen allzu große Stromaufnahme bei etwa auftretenden
                              									Hindernissen während des Schwenkens geschützt.
                           In neuerer Zeit baut die A. E. G. auch Maximal- und
                              									Minimalausschalter zusammen. Letzterer schaltet den Strom aus, wenn aus irgend
                              									welchen Gründen die Netzspannung um 50 v. H. ihres normalen Wertes gesunken ist. Man
                              									entlastet damit die Zentrale, bis die Spannung wieder gestiegen ist.
                           Maximalausschalter sind nicht nur bei Auslegerkranen sondern bei allen Kranen zu
                              									empfehlen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 440
                              Fig. 97.Schaltschrank für Krane der
                                 										Allgemeinen-Elektrizitäts-Gesellschaft.
                              
                           Sehr zweckmäßig für Krane erscheint mir auch der Schaltschrank der A. E. G. (Fig. 97).
                              									Hauptausschalter, Maximalausschalter, Sicherungen, etwaige Meßinstrumente sind in
                              									einem verschlossenen Kasten angeordnet, aus dem nur die Schalthebel seitlich
                              									herausragen. Die obere vorspringende Scheibe zeigt an, ob Spannung vorhanden
                              									ist.