Titel: | Beitrag zur Frage der selbsttätigen Sandaufbereitungsanlagen. |
Autor: | M. Buhle |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 450 |
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Beitrag zur Frage der selbsttätigen
Sandaufbereitungsanlagen.
Von Professor M. Buhle in
Dresden.
Beitrag zur Frage der selbsttätigen
Sandaufbereitungsanlagen.
Die sich täglich steigernden Forderungen im Gießereibetrieb haben ein immer
weiteres Fortschreiten und dadurch zugleich eine Vervollkommnung der bisher
bestehenden Sandaufbereitungsmaschinen sowie die Herstellung neuer Spezialmaschinen
bewirkt, die schließlich durch sinnreiche Verbindung zur selbsttätigen
Sandaufbereitung führten und (wie bereits bekannt) von der Badischen Maschinenfabrik Durlach schon seit etwa 7–8 Jahren in den
verschiedensten Größen und Ausführungen gebaut werden. Wenn auch mit den früheren
Spezialmaschinen die Beschaffenheit des Formsandes schon auf eine sehr hohe Stufe
gebracht worden war, so kam in den letzten Jahren besonders die Forderung hinzu, mit
wesentlichen Verbesserungen die Herstellung und Erzeugung größerer Mengen in
möglichst kurzer Zeit bei tunlichster Ersparnis an Arbeitskräften durch rein
mechanische (maschinelle) Arbeit zu erreichen.
Die selbsttätigen Sandaufbereitungen kann man im allgemeinen in drei Abteilungen
trennen:
1. Die Aufbereitung für den neuen frischen Sand;
2. die Aufbereitung des alten gebrauchten Sandes;
3. die Vermischung dieser beiden Sandsorten nebst etwaigen
Zusätzen und deren vollständige, formgerechte Zubereitung.
1. Aufbereitung des neuen
Sandes.
A. Das Trocknen.
Da der neue Sand vor dem Vermählen und Absieben vollkommen getrocknet werden muß,
wurde von der Badischen Maschinenfabrik anstelle
der früher üblichen Trocknung auf Trockenböden der rotierende Sandtrockenapparat
eingeführt, bei welchem der frische Sand in einem großen schmiedeeisernen
Zylinder durch eine große Anzahl schräg gestellter Schaufeln langsam bewegt und
durch die durch den Zylinder streichenden Feuergase vollkommen getrocknet wird,
so daß derselbe in diesem Zustande selbsttätig am hinteren Ende abfallen kann
und sodann durch einen Elevator oder sonstigen Transporteur den
Zerkleinerungsmaschinen zugeführt wird.
B. Das Mahlen und Absieben des
Sandes.
Der getrocknete neue Sand muß für die weitere Aufbereitung vollständig vermählen
und durch ein Feinsieb auf den gewünschten Feinheitsgrad abgesiebt werden. Diese
Behandlung wird durch zweierlei Maschinen bewirkt; in den meisten Fällen
geschieht es durch einen Kollergang mit angebautem Polygonsieb, welch letzteres
sehr leicht und rasch für verschiedene Sandsorten ausgewechselt werden kann, und
das so beschaffen ist, daß der ungesiebte, zu grobe Sand wieder selbsttätig
in den Kollergang zurückgelangt. Anstelle des Kollerganges werden auch
Kugelmühlen angewendet, welche ebenfalls stetig arbeiten und auswechselbare
Feinsiebe besitzen.
Der gemahlene und abgesiebte neue Sand kann nun entweder in Silos gesammelt und
durch geeignete regelbare Schiebevorrichtungen in bestimmten Mengen entnommen
werden, oder aber, er wird durch Schnecken oder ähnliche Fördermittel zur
weiteren Aufbereitung befördert.
2. Aufbereitung des alten gebrauchten
Sandes.
Der alte gebrauchte, zur Herstellung des Modellsandes benötigte Formsand wird in der
Regel von der Gießhalle aus unmittelbar in einen Elevator geschüttet und gelangt
zuerst nach einem Quetschwalzwerk, das die Sandknollen zerdrückt und dem Eisen und
sonstigen im Sand enthaltenen fremden Körpern freien Durchgang läßt. Dieser
zerriebene, alte Sand fällt alsdann auf eine elektromagnetische Walze, die in erster
Linie sämtliche im Sand enthaltenen Eisenteile vollkommen ausscheidet; sodann
gelangt dieser gereinigte („separierte“) Sand in ein größeres Polygonsieb,
das die Aufgabe hat, alle übrigen im Sand enthaltenen Fremdkörper zu entfernen und
den Sand in einer bestimmten Korngröße der weiteren Aufbereitung zuzuführen.
Der auf diese Weise vorbereitete alte gebrauchte Sand wird ebenfalls entweder in
Silos angesammelt, um nach Bedarf mittels regelbarer Entleerungsvorrichtungen aus
denselben entnommen zu werden, oder aber er gelangt (in den meisten Fällen)
unmittelbar zur weiteren Aufbereitung.
3. Vermischung der verschiedenen
Sandsorten und Zusätze, sowie vollständige Aufbereitung derselben zu
formgerechtem Modellsand.
Zur Vermischung des so vorbereiteten neuen und alten Formsandes, sowie der etwaigen
Zusätze hat die Badische Maschinenfabrik ein
Vormischwerk angeordnet, welches das Verbindungsglied zwischen den beiden
Aufbereitungen für alten und neuen Sand bildet.
Die sich in einem eisernen Trog drehenden kräftigen Mischmesser oder Mischflügel
bewirken eine innige Verbindung der verschiedensten Sandsorten und gleichzeitig die
Bewegung des Sandgemisches nach der Anfeuchtungsstelle, an der durch eine leicht zu
regelnde Brause die für den Formsand benötigte Feuchtigkeit erzielt wird. Um dem
Formsand die nötige Luftdurchlässigkeit und Lockerung zu geben, wird gleichzeitig in
diesem Vormischwerk durch eine besondere Vorrichtung der gemahlene Steinkohlenstaub
selbsttätig zugeführt; dieser Apparat ist so eingerichtet, daß der Kohlenstaub auf
das genaueste in dem gewünschten Mischungsverhältnis, das der betr. Formsand verlangt, zugebracht
wird.
Dieses nunmehr innig vorgemischte und angefeuchtete Sandgemenge fällt darauf
unmittelbar oder durch Vermittlung eines Elevators in eine Sandmischmaschine
(Desintegrator), in dem alsdann durch starke Schleuderwirkung mittels gegeneinander
rotierender Stiftenkörbe der Sand vollkommen vermischt und durchlüftet wird, so daß
der formgerechte Modellsand in der bereits bekannten Beschaffenheit abfällt und
entweder in Sandsilos angesammelt oder durch Elevatoren und andere Transporteure der
Gebrauchsstelle zugeführt wird.
Textabbildung Bd. 323, S. 450
a Einwurf, a1 rotierender
Trockenofen, b und f Elevatoren, c Kollergang, d Mischapparat, e Schüttelsieb, g
und h Sandmischmaschine, i Kugelmühle, k Ventilator, l Kohlenstaubtrichter, m
Bewässerung, n alter Sand, o aufbereiteter Sand, p geschleuderter Sand.
4. Beförderung des Sandes.
In Verbindung mit diesen selbsttätigen Sandaufbereitungen stehen meist auch die
Einrichtungen für den Sandtransport, da es gerade bei großen Anlagen von größter
Wichtigkeit ist, den zur Verarbeitung gelangenden und fertig bereiteten Sand auf
möglichst raschem und billig Wege zur Aufbereitungsanlage und von dort zur
Verbrauchsstelle zu befördern. In erster Linie handelt es sich um die Zuführung des
alten gebrauchten Sandes von der Gießhalle nach der Aufbereitung; dieselbe wird je
nach den örtlichen Verhältnissen und Entfernungen entweder oberirdisch durch
Hängebahnen und mit kippbaren Laufwagen, entweder für Hand- oder elektrischen Betrieb bewirkt.
Bei unterirdischem Betrieb unter Bodenhöhe werden auch Förderbänder, Schüttelrinnen
oder Schiebetransporteure angewendet, die in gemauerten Kanälen liegend mit
Gitterplatten abgedeckt werden, so daß an jeder beliebigen Stelle der alte Sand in
sie hineingeworfen werden kann.
Textabbildung Bd. 323, S. 451
a Fernbahn, b Normalgleis, c Sandlager. Fig. 4. Schnitt A–B Außenwand. Fig. 5.
Schnitt A–B Gießereiwand. Fig. 6. Erdgeschoß. Fig. 7. Obergeschoß.
Der Transport des fertig aufbereiteten Formsandes nach der Verbrauchsstelle,
insbesondere nach den Formmaschinen, ist zweckmäßig ebenfalls durch Hängebahnen mit
Hand- oder elektrischem Betrieb zu bewirken, indem durch einen Elevator die
Kippwagen nach Bedarf mit Sand gefüllt werden. Bei nicht zu großen Entfernungen
empfiehlt sich die Anbringung von hochliegenden Schiebetransporteuren, welche gleichfalls durch
ein Becherwerk beschickt werden und die den Sand durch von unten regelbare
Entleerungsöffnungen nach Bedarf vor jede Maschine abgeben.
Textabbildung Bd. 323, S. 452
Fig. 8.Schnitt C–C.
Textabbildung Bd. 323, S. 452
Fig. 9.Schnitt G–H.
Textabbildung Bd. 323, S. 452
Fig. 10.Schnitt E–F.
Aus Fig.
1–3 ist ersichtlich, daß der neue frische Sand bei a in den Drehtrockenofen a1 gegeben und am hinteren Ende desselben in
vollständig getrocknetem Zustande dem Elevator b
zugeführt wird. Durch diesen gelangt er zum Kollergang c; der von diesem gemahlene und abgesiebte Sand fällt in den Mischer d. Gleichzeitig fällt der auf dem Siebwerk e aufgeworfene alte gebrauchte Sand, gereinigt,
gelockert und gesiebt, sowie von Eisenteilen durch einen elektrischen Separator
gereinigt von der anderen Seite in diese Mischvorrichtung, in der nun das Gemisch
unter gleichzeitiger selbsttätiger Zuführung von Kohlenstaub mittels Trichter und
Verteilungswalze und unter entsprechender Anfeuchtung mittels Brause sehr innig
vermengt und durch Elevator f der Sandmischmaschine g zugeführt wird. Der von letzterer bestens gemischte,
„luftige“ (fertige) Modellsand kann dann seitwärts noch gelagert, oder
auch mittels Rollwagen gleich nach der Formerei gebracht werden. Für gröbere schwere
Gußstücke genügt der Sand vom Mischer allein schon vollkommen, und es wird in diesem
Falle die Ablaufrinne des Elevators f seitwärts
gestellt, damit der Sand unmittelbar in die Sandwagen fallen kann.
Die in dem Plan vorgesehene Kugelmühle i dient zum
Mahlen und Abziehen des erforderlichen Kohlenstaubes und etwaiger sonstiger
Zusatzstoffe.
Der Gesamtarbeitsbedarf der vorstehend geschilderten Anlage beträgt rd. 24 PS;
sämtliche Maschinen können von einer Transmission aus angetrieben werden. Dabei wird
die ganze Aufbereitung nur von zwei Leuten bedient, von welchen der eine den neuen
und der andere den alten gebrauchten Sand aufzugeben hat. Es gestattet diese
maschinelle Aufbereitung zu jeder Zeit die Herstellung jeder beliebigen Sandmischung
bei einer stündlichen Lieferung von rd. 3 bis 4 cbm tadellos
„separiertem“ formgerechten Sandes.
Textabbildung Bd. 323, S. 452
Fig. 11.
Textabbildung Bd. 323, S. 452
Fig. 12.
Fig. 4–10 veranschaulichen die recht bemerkenswerte
Anordnung einer sehr großen selbsttätigen Aufbereitung für rd. 12 bis 15 cbm/Std.;
sie besteht aus vier Abteilungen:
I. Gruppe: Aufbereitung des neuen, frischen Sandes.
II. u. III. Gruppe: Aufbereitung des Modellsandes,
IV. Gruppe: Aufbereitung für Lehm- und Kernmasse.
Der Elevator 1 fördert den frischen Sand in den
Trockenofen 2, von wo er durch die Schnecken 3 und den Elevator 4 in
das Polygonsieb 5 gelangt. Der feine Sand gelangt in die Schnecke 9, während das grobe Material durch den Ablauf 6 zum Kollergang 7 und von
da gemahlen durch Ablauf 8 zur Schnecke 3 und durch Elevator 4
wieder zum Sieb 5 gelangt. Die Transportschnecke 9 fördert den gemahlenen und gesiebten Sand durch den
Ablauf 10 zum Elevator 12,
welcher denselben nach Zusatz des nötigen Kohlenstaubes durch den
Kohlenstaubverteiler 11 emporhebt und durch den mit
Regulierklappe versehenen Ablauf 13 und die beiden
Mischrinnen 17 verteilt.
Der alte gebrauchte Sand gelangt durch die auf unterirdischen Gleissträngen laufenden
Kippwagen zu den Elevatoren 14, wird in den Walzwerken
(mit elektromagnetischen Separatoren) zerdrückt und von Eisenteilen befreit und
durch die Polygonsiebe 16 den Mischrinnen 17 zugeführt, von wo er mit frischem Sand und
Kohlenstaub innig gemengt zur Anfeuchtung in die Trommeln 18 und von da zur gründlichen Auflockerung und vollendeten Mischung in die
Desintegratoren 19 gelangt. Der gebrauchsfertige
Modellsand wird durch die Elevatoren 20 in die Behälter
21 gehoben und von hier in die zur Beschickung der
Formerei dienenden Kippwagen entleert. Zur Aufbereitung des Lehmes und der Kernmasse
dienen der Kollergang 22 und die Lehmknetmaschine 23.
Zur Bedienung der Anlage sind erforderlich: ein Mann zum Heizen des Trockenapparates
2 sowie zum Beschicken des Elevators 1 und des Kohlenstaubverteilers 11. Zum Transport des gebrauchten Sandes zu den Elevatoren werden vier
Mann mit vier Wagen benötigt, desgleichen zur Beförderung des fertigen Sandes
nach der Gießerei. Zur Bedienung der Lehmaufbereitung genügt ein Mann.
Zum Schluß sei noch kurz eingegangen auf eine größere, mit den neuesten
Spezialmaschinen und Apparaten ausgerüstete Aufbereitung, die in Fig. 11 und 12
dargestellt ist.
Der frische Sand wird in den Trockenapparat 1
aufgegeben, gelangt durch Elevator 2 nach dem
Kollergang 3; dann wird der gemahlene abgesiebte neue
Sand durch Schnecke 4 nach dem Mischer 5 befördert. Der alte gebrauchte Sand wird durch den am
Boden liegenden Schiebetransporteur 6 dem Elevator 7 zugeführt, der das Gut auf das Sandwalzwerk und den
darunter befindlichen Separator 8 befördert. Der von
Eisenteilen gereinigte Sand fällt sodann in das Polygonsieb 9 und von diesem in den Mischapparat und von Fremdkörpern gereinigt in den
Vormischapparat 5. Der Kohlenstaubverteiler 10 bewirkt die selbsttätige Zuführung des benötigten
Kohlenstaubes in bestimmtem Verhältnis; dann gelangt das Sandgemisch in den Mischer
5 durch die Anfeuchtungstrommel 11 in den Elevator 12 und
von diesem nach der Sandmischmaschine 13, von welcher
der fertig bereitete Modellsand nach unten abfällt.
Da in sehr vielen Fällen auch der sogen. Füllsand
aufbereitet und direkt zu den Formmaschinen befördert werden soll, so ist in
vorliegendem Plane die entsprechende Vorrichtung dafür getroffen. Dieser Füllsand,
der nur durch das Walzwerk und den Separator, sowie durch das große Polygonsieb in
den Vormischapparat hindurchgeht, wird durch den Elevator 12, der mit einer besonderen Ablaufrinne versehen ist, unmittelbar nach
dem hoch liegenden Schiebetransporteur 14 befördert und
von diesem nach den einzelnen Formmaschinen abgeleitet.