Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Autor: | Wr. |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 464 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Einphasenbahn.
Seit 1. Dezember 1907 ist die mit 15000 Volt Einphasenstrom betriebene Strecke
Seebach-Wettingen der Schweizerischen Bundesbahnen im Betrieb. Der Betriebsstrom
wird von einer eigenen Turboanlage in Form von 250 Volt-Drehstrom geliefert, bei 50
Perioden durch rotierende Umformer in Einphasenstrom von 700 Volt und 15 Perioden
umgewandelt, nachher mittels 200 K. V. A. Transformatoren auf 15000 Volt Spannung
gebracht wird. Die Fahrdrahtleitung ist in der ersten Streckenhälfte als seitlich
neben dem Gleis angeordnete Rutenleitung, in der
zweiten Hälfte als über dem Gleis angeordnete
Bügelleitung ausgeführt. Die Rutenleitung ist teils als Vielfachaufhängung, teils
als Einfachaufhängung ausgeführt und in Höhen von 4,5–5,4 m über Schienenoberkante
verlegt. Die Leitung wird von der Rute in den Stationen von unten, auf der Strecke
seitlich von innen, oder von oben bestrichen. Die Bügelleitung ist mittels
Hilfstragdraht aufgehängt. Die Rückleitung des Stromes erfolgt durch die Schienen.
Es stehen zwei von der Maschinenfabrik Oerlikon und
eine von den Siemens-Schuckertwerken gebaute Lokomotive
in Betrieb. Erstere besitzen je zwei 250 K. V. A. luftgekühlte Transformatoren für
15000/700 Volt Uebersetzung, deren Sekundärseite zwanzigfach unterteilt ist. Als
Stufenschaltapparate dienen Zellenschalter mit Spannungsregulator. Die beiden
Wechselstromkollektormotoren leisten bei 650 Min./Umdreh. je 250 PS
Fahrgeschwindigkeit bei 250 t Nettogewicht und 12‰ Steigung 40 km/Std. Die Siemens-Lokomotive hat zwei 500 KW-Transformatoren für
eine Uebersetzung von 15000/288 + 330 + 378 Volt (d.h. die Sekundärseite ist in drei
Teile von den genannten Spannungen zerlegt). Die künstlich mit Luftgekühlten vier
Wechselstrom-Reihenschlußmotoren leisten je 220 PS. Im vollen Ausbau wird die
Lokomotive mit sechs solcher Motoren ausgerüstet. Alle Lokomotiven sind mit dem
bekannten Oerlikon-Rutenstomabnehmer und mit
Bügelstromabnehmer ausgerüstet. [Schweizerische Elektrot. Zeitschr. V. Jahrg., S.
169–209.]
Hg.
Elektrische Antriebe für Eisenbahn-Mastsignale
sind auf der österreichischen Südbahn in Verwendung. Der
Betriebsstrom wird von den in den Stationen untergebrachten Speicherbatterien
geliefert, deren Pluspole mit einer der ganzen Blockstrecke entlang laufenden
gemeinsamen Speiseleitung verbunden sind, von welcher die einzelnen Anlegestellen
Strom erhalten. Die Stromrückleitung erfolgt durch die Erde. Jedes Blockwerk besteht
aus einem Relais nebst Walzenumschalter. Die ein- oder mehrarmigen Mastsignale
zeigen in der Ruhelage „Halt“. Die Stellung auf „Frei“ erfolgt auf den
Blockstellen der offenen Strecke selbsttätig durch den Zug, oder bei Abzweigungen
durch den Stationsbeamten mittels besonderen Signalstellhebel. Die Betätigung durch
den Zug erfolgt durch Ueberfahren eines in das Gleis eingebauten
Streckenstromschalters, welcher den Blockungsstrom auf den Walzenumschalter
wirken läßt. (Kohlfürst.) [Elektr. Kraftbetriebe
und Bahnen 1908, S. 252–257.]
Hg.
Eisenbeton-Schiffspanzer.
Der italienische Ingenieur Lorenzo d'Adda hat in einem
Vortrag in der Vereinigung italienischer Schiffbau- und Maschineningenieure in Genua
vorgeschlagen, bei den Schiffspanzerungen die teuren Stahlplatten durch Eisenbeton
zu ersetzen. Er stützt sich hierbei auf Erfahrungen, die er im japanisch-russischen
Kriege gesammelt hat. Hier hatten die Japaner Kasematten in Eisenbeton als Schutz
gegen russische Geschütze mit Erfolg gebaut.
Nach d'Adda soll die Außen- und Innenhaut der
Panzerschiffe wie bisher aus Eisen bestehen. Die
starken Panzerplatten und die hinter ihnen liegende starke Holzwand werden durch ein
dünnes Blech ersetzt. Der Raum zwischen dem äußeren und inneren Blechmantel wird
vollständig mit Beton ausgefüllt, dessen Einlagen aus Drahtnetzen und besonders
geformten Eisen bestehen.
Da die Stahlplatten ein spezifisches Gewicht von 8,1, die Eisenbetonkonstruktionen
ein solches von 2,4 haben, können letztere bei gleichem absoluten Gewicht 3,4 mal
stärker als erstere sein, so daß Wandstärken bis 1,5 m möglich werden. Da die
Eisenbetonpanzerung gewissermaßen aus einem Guß besteht, so ermöglicht sie durch
ihre große Masse eine schnellere Vernichtung der lebendigen Kraft der Geschosse. Bei
französischen Versuchen drangen die schwersten Geschosse nur 25 bis 30 cm tief in
den Beton ein.
Die Wasserdichtigkeit des Betons kann durch geeignete Mittel auch bei mageren Sorten
herbeigeführt werden. (Schäfer) [Zement und Beton 1908,
S. 244 ff.]
Dr.-Ing. P. Weiske.
Eine neue gegen Kentern und Untersinken geschützte
Schiffsform.
Die während des russisch-japanischen Seekrieges gemachten Erfahrungen haben gezeigt,
wie leicht ein durch Beschießen oder Zusammenstoß unterhalb der Wasserlinie
beschädigtes Schiff kentert und dem Untersinken preisgegeben ist.
General E. E. Goulaeff war bestrebt, eine
Schiffskonstruktion ausfindig zu machen, bei der die Gefahr des Kenterns auf ein
Mindestmaß beschränkt ist und hat seine Ergebnisse in der Sitzung der britischen
Schiffsbautechnischen Gesellschaft in ihren Grundzügen vorgetragen. Seinen
Ausführungen entnehmen wir Folgendes.
Der Schutz gegen die verhängnisvolle Wirkung von Beschädigungen (besonders durch
Torpedoschüsse) wird dadurch erzielt, daß die Schiffe weit breiter als bisher gebaut
werden, wobei ihre Länge entweder die gleiche bleibt oder sogar etwas vergrößert
wird. Infolge der größeren Schiffsbreite können beiderseitig je drei Reihen
wasserdichter Zellen in Längsanordnung vorgesehen werden, wodurch die bei
Beschädigungen des Schiffes unterhalb der Wasserlinie eintretende Wassermenge auf ein
Mindestmaß beschränkt wird.
Die Vergrößerung der Breite geschieht auf Kosten des Tiefganges, so daß das
Verhältnis B : D anstatt 2 : 3 (wie bei Schiffen von gewöhnlicher Form und
gewöhnlichen Verhältnissen) etwa 4 : 5 beträgt. Die Verdrängung ist ziemlich
dieselbe wie bei einem entsprechenden Schiff von gewöhnlicher Form. Die die
Sicherheit des Schiffes gewährleistenden dreifachen Zellenreihen laufen fast über
die ganze Länge des Schiffes. Wasserdichte oder sonstigen Schottentüren sind, so
weit wie möglich, vermieden und an ihrer Stelle nur ständig geschlossene
Kessel-Mannlöcher von möglichst kleinen Abmessungen vorgesehen, durch die der
Zutritt zu den Zellenabteilungen von oben aus hergestellt wird.
Da der Aktionsradius eines modernen Torpedos innerhalb eines Schiffes von der
Außenhaut nach innen gerechnet ungefähr 5,4 m beträgt, so nimmt Goulaeff für die Breite der Zellengänge gleichfalls
ungefähr 5,4 m, d.h. 1,8 m f. d. Zellenreihe an, Alle für die Existenz des Schiffes
wichtigen Teile, besonders die einer Explosionsgefahr ausgesetzten, wie Dampfkessel,
Pulvermagazine, Granaten-, Kugel- und Torpedovorratsräume usw., sind daher von der
Außenhaut des Schiffes mindestens 5,4 m nach innen zu entfernt, so daß sie gegen
Explosionen oder andere Eingriffe von außen her vollkommen geschützt sind. Bei
größeren Schiffen könnte man diese Schutzdistanz auf 6 m erhöhen.
Der Einwand, daß der Wasserwiderstand der Fortbewegung derartiger breiter Schiffe
gegenüber zu groß sein würde, wird durch die Ergebnisse der Froudeschen Untersuchungen an breiten flachen Schiffskörpern
entkräftet.
Versuche, die Goulaeff mit Modellen des russischen
Panzerschiffes „Retvisan“, das von gewöhnlicher Form und gewöhnlichen
Verhältnissen ist, und eines Panzerschiffes seiner eigenen Bauart, in einem
Versuchsbassin zu Petersburg angestellt hat, ergaben, daß die Verdrängung beider
Schiffe zwar die gleiche (14266 t) ist, daß die indizierte Maschinenleistung zur
Fortbewegung eines Schiffes von der Form des „Retvisan“ bei einer
Geschwindigkeit von 18 Knoten jedoch 23 600 PS beträgt, während sie bei dem Goulaeffschen Schiff bei ziemlich gleicher
Geschwindigkeit (18,42 Knoten) nur 19412 PS ausmacht. Dieser Unterschied zugunsten
des breiten Schiffes nimmt mit zunehmender Geschwindigkeit noch zu. Ferner
besitzt die neue Schiffsform den Vorteil besserer Wellenbildung.
Die neue Schiffsform würde sich auch für Handelsschiffe empfehlen, deren Sicherheit
bei Zusammenstößen ganz erheblich erhöhen und die Versicherungsprämie
dementsprechend vermindern. Auch die Strandungsgefahr würde durch die Anwendung der
neuen Schiffsbaumethode ganz bedeutend verringert werden. Als ein weiterer Vorteil
des Goulaeffschen Schiffes wäre auch dessen größeres
Transportvermögen für Schiffsladungen zu erwähnen. Schließlich ist noch zu bemerken,
daß das Stampfen eines Schiffes von Goulaeffscher Form
nicht in derselben Weise wie bei gewöhnlichen Schiffen erfolgt, sondern daß die
Querschwingungen sich ihrer Form nach mehr den Längsschwingungen nähern würden.
Dr. Alfred Gradenwitz.
Reflektoren für konstante Bodenbeleuchtung.
Zur Konstruktion von Reflektoren für konstante (gleichförmige) und in Erweiterung
dessen für beliebige Bodenbeleuchtung gibt E. W.
Weinbeer ein Verfahren an, das darauf beruht, daß jeweils der in irgend
einem Punkte der Bodenfläche durch direkte Strahlung erzeugten Beleuchtungsstärke
eine solche zweite durch Reflexion übergelagert wird, daß die Summe beider die
vorgeschriebene gleichförmige Beleuchtung ergibt. Dies wird dadurch erreicht, daß
vorerst die Bodenfläche in konzentrische Ringzonen eingeteilt und festgestellt wird,
wieviel Lichtstrom in die einzelnen Ringzonen durch direkte Strahlung der
Lichtquelle geworfen wird. Hieraus ergibt sich dann der Lichtstrom, der in die
gleichen Ringzonen durch Reflexion geleitet werden muß. Mit Hilfe dieser letzteren
Beträge, und nachdem man noch aus der vorgelegten Polarkurve der Lichtquelle die
Abhängigkeit des von der Lichtquelle ausgestrahlten Lichtstromes von den
Strahlungswinkeln festgestellt hat, lassen sich dann die Winkelgebiete berechnen,
aus denen der Lichtstrom in die entsprechenden Ringzonen durch Reflexion geworfen
werden muß. In diesen Winkelgebieten ist dann die Erzeugungskurve des Reflektors so
zu neigen, daß sie senkrecht auf dem Einfallslot, d.h. der Winkelhalbierenden
zwischen mittlerem, einfallendem und reflektiertem Strahl steht. Die Konstruktion
wird für eine Anzahl von typischen Polarkurvenformen durchgeführt.
[Elektrotechnischer Anzeiger 1908, S. 445 ff.]
Wr.