Titel: | Erwärmung von Motoren bei aussetzendem Betrieb. |
Autor: | Alexander Brückmann |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 487 |
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Erwärmung von Motoren bei aussetzendem
Betrieb.
Von Dipl.-Ing. Alexander Brückmann,
Frankfurt a. M.
(Fortsetzung von S. 475 d. Bd.)
Erwärmung von Motoren bei aussetzendem Betrieb.
Experimenteller Teil
II.1. Versuche am Hauptstrommotor.
Aussetzender Betrieb der Spulen. Das auf S. 475
beschriebene Diagramm ist in Fig. 18 für die Spulen
durchgeführt. Die aus ihm ermittelten Werte sind, da
\frac{T_a}{T_r}=1 ist, unmittelbar zu verwenden. Sie ergeben
sich wie aus Tab. 1 ersichtlich:
Tabelle 1.
Belastungin Amp.
15
18
20
22
24
26
28
30
\frac{a}{r}
∞
2,4
1,3
0,87
0,645
0,513
0,414
0,294
Textabbildung Bd. 323, S. 487
Fig. 18.Diagramm zum aussetzenden Betrieb für die Spulen.
Mit diesen Werten von \frac{a}{r} wurden für verschiedene
Arbeitszeiten Versuchsreihen aufgenommen und zwar unter Zugrundelegen der Werte Tab.
2:
Die durch die Versuche der beiden ersten Reihen für a =
1 Minute und a = 5 Minuten gemessenen Punkte fallen so
nahe an die Dauerlastkurve, daß eine tabellarische Zusammenstellung eine deutlichere
Uebersicht gibt, als eine zeichnerische, es ist daher von einer solchen Abstand
genommen. In Tab. 3 sind die Versuchsergebnisse zusammengestellt. Die erste Spalte
enthält die Versuchsdauer, nach deren Verlauf die Ablesung erfolgte. Die zweite
Spalte enthält die Mittelwerte des Widerstandes der Spulen in Ohm × 10– 3 bei Dauerlast, die folgenden Spalten die
Mittelwerte des Widerstandes der Spulen bei den angegebenen Belastungen in Ohm ×
10– 3 bei aussetzendem Betrieb.
Tabelle 2.
Belastungin Amp.
für a = 1 Minute r =
für a = 5 Min. r =
für a = 10 Min. r =
18
0' 25''
2' 5''
4' 10''
20
0' 46''
3' 50''
–
22
1' 9''
5' 45''
11' 30''
24
1' 33''
7' 45''
–
26
1' 57''
9' 45''
19' 30''
28
2' 25''
12' 6''
–
30
3' 24''
17' 0''
34' 0''
\frac{a}{T}
0,0133
0,0666
0,1333
Tabelle 3.
a = 1 Minute
Dauerdes Ver-suchs inStd.
u.Min.
Dauer-last
Amp. Belastungsstrom
18
20
22
24
26
28
30
000
615
620
615
620
620
618
617
619
015
649
653
650
652
651
650
651
645
030
668
674
675
675
670
673
678
668
045
688
692
690
693
690
690
692
683
100
705
705
700
708
702
704
705
690
115
717
717
714
717
714
720
718
719
130
724
726
710
727
724
730
728
715
145
732
734
734
734
730
732
738
725
200
739
738
734
739
739
740
741
734
215
745
–
–
–
745
747
744
739
230
750
–
–
–
747
752
746
742
245
754
–
–
–
–
–
–
748
300
756
–
–
–
–
–
–
752
für a = 5
Minuten
000
615
618
619
620
613
615
618
618
015
649
652
654
656
660
645
645!
650
030
668
672
675
670
688
672
671
683
045
688
692
689
692
694
694
694
687
100
705
705
709
708
699
706
710
692
115
717
718
725
716
706
716
726
718
130
724
727
728
735
719
731
745
720
145
732
736
738
–
734
736
738
717
200
739
739
748
–
750
741
732
735
215
745
–
750
–
744
751
731
740
230
750
–
759
–
746
758
744
726
245
754
–
–
–
749
762
754
751
300
756
–
–
–
758
765
757
745
Textabbildung Bd. 323, S. 488
Fig. 19.Thermometerablesungen (Spulen) aussetzender Betrieb II, a = 5
Minuten.
Zeit in Stunden und Minuten.
Textabbildung Bd. 323, S. 488
Fig. 20.Aussetzender Betrieb III Spulen, a = 10 Minuten.
Zeit in Stunden und Minuten.
Die in den Tabellen sich zeigenden Abweichungen sind wohl zum Teil Meßfehler. Zum
großen Teil jedoch sind sie dadurch begründet, daß die Messungen in den Pausen
vorgenommen sind, um gleichzeitig auch das Verhalten des Ankers untersuchen zu
können. Je nach der Größe der Periode a + r fallen daher die Messungen, die in Zeiträumen von je
15 Minuten erfolgten, in verschiedene Zeitpunkte der Pause, und man erhält am Anfang
der Pause einen hohen, gegen Schluß einen niedrigen Wert.
Für a = 5 Minuten und die Belastungen 26, 28 und 30 Amp.
sind in Fig. 19 die Thermometerablesungen an den
Spulen in Abhängigkeit von der Versuchszeit unter Zugrundelegung der auf S. 487
aufgeführten Werte von a und r dargestellt, und als ausgezogene Kurve die Thermometerablesung bei
Dauerlast (15 Amp.) aufgetragen, um zu zeigen, daß auch die Thermometermessungen des
aussetzenden Betriebes, die im allgemeinen nur zur vergleichsweisen Kontrolle
aufgenommen wurden, sich den Messungen bei Dauerlast anschließen.
Für die Versuchsreihe mit a = 10 Minuten wurden die
Zeitabschnitte von 15 Minuten für die Messungen aufgegeben und jedesmal am Anfang
und Ende einer Arbeitszeit gemessen. Die auf diese Weise erhaltenen Zickzackkurven
für die Belastungen von 18, 22, 26 und 30 Amp., die die tatsächlich eintretenden
Temperaturschwankungen mit großer Annäherung wiedergeben dürften, sind in Fig. 20 aufgetragen. Zugleich ist bei diesen Kurven,
wie überhaupt in der Folge, von einer Umrechnung der Widerstandswerte in
Temperaturgrade Abstand genommen, da diese proportional der Widerstandszunahme sind
und es sich in der vorliegenden Arbeit nicht um absolute Temperaturerhöhungen
handelt, sondern um relative, die auch durch die Widerstandszunahme angegeben
werden. Die Dauerlastkurve ist durch die stark gestrichelte Linie angegeben. Man
erkennt, daß die Kurven sich selbst bei der 100 v. H. betragenden Ueberlastung von
30 Amp. noch der Dauerlastkurve anpassen. Dieses Ergebnis entspricht den
Voraussetzungen, da im Diagramm (Fig. 18) zur
Ermittlung des Arbeitsverhältnisses die Temperaturgrade im Abstand der der normalen
Dauerlast entsprechenden Endtemperatur gezogen wurde.
Aussetzender Betrieb des Ankers. Neben diesen
Versuchen liefen gleichzeitig, wie oben erwähnt, die Versuche über die
Ankertemperatur her. Der Anker wurde also mit den gleichen Arbeitsverhältnissen
betrieben wie die Spulen und mußte bei der Annahme, daß die Abkühlungskurve das
Spiegelbild der Erwärmungskurve ist, die gleiche Endtemperatur wie bei Dauerlast
annehmen.
Textabbildung Bd. 323, S. 489
Fig. 21.Aussetzender Betrieb I Anker, a = 1 Minute.
Zeit in Stunden und Minuten.
Die Ergebnisse der Messungen sind in den Fig. 21,
22, 23
aufgetragen. Auch für den Anker wurden die Zeitabschnitte zwischen den Messungen zu
je 15 Minuten beibehalten. Infolge der kleinen Temperaturkonstanten Hegen die
Punkte, je nachdem die Messung im Anfang, in der Mitte oder gegen Ende der
Pause erfolgte, in verstärktem Maße über oder unter der mittleren Kurve. Da die
größeren Abweichungen eine übersichtliche Zusammenstellung der Messungen für alle
drei Versuchsreihen in Form von Kurven gestatten, ist von einer tabellarischen
Aufstellung Abstand genommen.
Die gestrichelte Kurve in Fig. 21, 22, 23 stellt die
mittlere Kurve der Erwärmung dar, die sich asymptotisch der gleichfalls
gestrichelten Graden der Endtemperatur nähert. Es zeigt sich, daß der Anker bei
allen drei Betriebsverhältnissen die gleiche Endtemperatur anstrebt, doch liegt
diese höher als die der normalen Dauerlast. Der Wert für die normale
Endtemperatur ist 51° C bezw. in Widerstandszunahme 0,113 Ω, der aus der Asymptote der Kurve sich ergebende Wert dagegen 0,176 Ω. Diese; scheinbare Abweichung ist durchaus begründet
und zwar durch folgendes:
Textabbildung Bd. 323, S. 490
Fig. 22.Aussetzender Betrieb II Anker, a = 5 Minuten.
Zeit in Stunden und Minuten.
Textabbildung Bd. 323, S. 490
Fig. 23.Aussetzender Betrieb III Anker, a = 10 Minuten.
Zeit in Stunden und Minuten.
In Fig. 24 ist das Diagramm für den Anker gezeichnet.
Es ist dabei das umgekehrte Verfahren angewandt, wie bei dem Diagramm für die
Spulen. Dort schnitten die Belastungsgeraden auf den Temperaturgeraden die
Arbeitsverhältnisse ab. Hier sind die Arbeitsverhältnisse gegeben. Wir projizieren
sie also auf die Belastungsgeraden und erhalten die Endtemperatur, und zwar, da das
einfache Diagramm nur für das Verhältnis \frac{T_a}{T_r}=1 gilt,
die Endtemperatur des dauerbelasteten Ankers, die jedoch, wie wir oben sahen, von
der des aussetzend betriebenen Ankers abweicht.
In der früher erhaltenen Gleichung 11 war das Verhältnis
\frac{T_a}{T_r} enthalten. Sie lautete allgemein
\frac{r}{a}=\frac{\tau_e-\tau}{\tau}\,\frac{T_r}{T_a}.
In dem Diagramm ist nun die Voraussetzung gemacht
\frac{T_a}{T_r}=1, wir erhalten also aus ihm Werte, die mit
\frac{T_a}{T_r} multipliziert sind, und müssen sie, wenn
dieser Quotient nicht gleich der Einheit ist, noch mit den betreffenden Wert
\frac{T_a}{T_r} dividieren.
Aus den Dauerversuchen für den Anker (Fig. 11, 12
Textabbildung Bd. 323, S. 490
Fig. 24.Diagramm zum aussetzenden Betrieb für den Anker.
und 13) ergab sich nun
ein Ta im Mittel zu 45
Minuten und Tr zu 70
Minuten, demnach
\frac{T_a}{T_r}=\frac{45}{70}=0,643.
Die Widerstandszunahme bei Dauerlast ist 0,113 Ω, die
aus den Messungen bei aussetzendem Betrieb erhaltene 0,176 Ω. Durch Division des Wertes 0,113 mit dem Quotienten der
Temperaturkonstanten ergibt sich die korrigierte Endtemperatur zu:
\frac{0,113}{0,643}=0,1758\,\Omega,
ein Wert, der mit dem durch Messung gefundenen
übereinstimmt.
Wir erkennen daraus, daß die Form der Abkühlungskurve einen wesentlichen Einfluß
auf den aussetzenden Betrieb hat, so daß die von Oelschläger berechneten Tabellen die Einschränkung erfahren müssen, daß
sie nur für den Fall \frac{T_a}{T_r}=1 anwendbar sind. In den
späteren Versuchen wird es sich zeigen, daß bei ruhenden Spulen, die allseitig von
Luft bespült sind, diese Annahme zulässig ist. Bei in Eisen eingebetteten und
bewegten Spulen ist jedoch stets eine Nachprüfung der Abkühlungskurve
erforderlich.
(Fortsetzung folgt.)