Titel: | Erwärmung von Motoren bei aussetzendem Betrieb. |
Autor: | Alexander Brückmann |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 506 |
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Erwärmung von Motoren bei aussetzendem
Betrieb.
Von Dipl.-Ing. Alexander Brückmann,
Frankfurt a. M.
(Fortsetzung von S. 491 d. Bd.)
Erwärmung von Motoren bei aussetzendem Betrieb.
2. Untersuchung eines
Asynchronmotors.
Um die Anwendbarkeit des Diagramms allgemein zu zeigen, sind noch zwei weitere
Maschinen untersucht. Es sind dies ein Asynchronmotor, der ebenso wie der
Gleichstromhauptschlußmotor häufig bei aussetzenden Betrieben Verwendung findet und
ein Transformator. Dieser ist sowohl luftgekühlt als auch gekapselt untersucht, um
den Einfluß der verminderten Ventilation auf den aussetzenden Betrieb zu zeigen. Der
Grund für die Wahl gerade dieser beiden Maschinen liegt einmal darin, daß es
Wechselstromapparate sind; es sollte gezeigt werden, daß auch auf solche das
Diagramm Anwendung finden kann. Außerdem mußte bei dem Asynchronmotor sowohl für das
Gehäuse wie auch für den Anker eine ähnliche Erscheinung eintreten wie beim
Gleichstromanker. Bei dem Transformator dagegen mußten ähnliche Ergebnisse wie für
die Spulen des Gleichstrommotors erhalten werden.
Textabbildung Bd. 323, S. 506
Fig. 25.Schaltungsanordnung für die Versuche am Asynchronmotor.
Schaltung. Die Schaltungsanordnung für die Messungen am
Asynchronmotor ist in Fig. 25 dargestellt Auch bei
diesen Versuchen wurde die Widerstandsmessung aus Spannung und Strom beibehalten.
Gehäuse und Anker konnten dreipolig abgeschaltet werden, worauf die
Gleichstromhilfsquelle für die Widerstandsmessungen an zwei Pole angelegt wurde. Die
Spannung am Anker wurde durch besondere auf zwei der Schleifringe aufgelegte
Spannungsbürsten abgenommen. Die Zeitdauer der durch die Messung erforderlichen
Unterbrechung betrug 30 bis 45 Sekunden einschließlich Anlassen, ein Wert, der die
Kurve nicht wesentlich beeinträchtigen kann. Die gleiche Schaltung diente später
unter Wegfall der dritten Leitung und Ersatz des Anlassers durch den
Belastungswiderstand für die Messungen am Einphasentransformator.
Der untersuchte Asynchronmotor hatte eine Leistung von 5 PS, Fabrikat der Gesellschaft für elektrische Industrie Karlsruhe, für
eine Spannung von 110 Volt, mit Phasenanker. Gehäuse und Anker sind in Stern
geschaltet.
Temperaturkurven bei Dauerlast. Die Ergebnisse der
Messungen für das Gehäuse (Feldspulen) sind für Dauerbetrieb bei den Belastungen 25,
30, 35, 40, 45 Amp. in Fig. 26 aufgetragen, und nach
dem bekannten Verfahren behandelt. Die Belastungskonstante Ta ermittelt sich zu 50 Minuten und ist, da die Umlaufszahl mit
zunehmender Last annähernd konstant bleibt, für alle Belastungen die gleiche zum
Unterschied vom Hauptstrommotor, der seine Umlaufszahl mit der Belastung ändert und
dadurch eine Aenderung der Belastungskonstante aufweist.
Aus den Messungen am Anker ergeben sich die in Fig.
27 aufgetragenen Kurven, die zu einer Belastungskonstante des Ankers von
45 Minuten führen.
Beide Gruppen von Kurven zeigen das gleiche Verhalten wie die des Gleichstromankers.
Bei beiden steigt im Anfang die Kurve steiler an als die theoretische und flacht
sich im weiteren Verlauf mehr ab. Das bedeutet eine anfangs geringere, mit
zunehmender Temperaturüberhöhung zunehmende Kühlung, die wie bei dem Anker des
Gleichstrommotors auf den Beitrag des die Spulen fast ganz umschließenden Eisens und
den für einen Wärmestrom durch die Isolationsschicht erforderlichen Temperaturabfall
zu erklären ist.
Abkühlungskurven. Die in Fig.
28 wiedergegebenen Abkühlungskurven bei ruhender Maschine ergeben für den
Anker eine Abkühlungskonstante von 70 Minuten, für das Gehäuse eine solche von 90
Minuten. Obwohl die Messungen wesentlich von der theoretischen Kurve abweichen,
(vgl. Bemerkung auf S. 457 u. 458) ist auch hier um den Wert der
Temperaturkonstanten zu ermitteln, die den Messungen sich am nächsten anschließende
theoretische Kurve gezeichnet.
Für das Gehäuse ist demnach:
\frac{T_a}{T_r}=\frac{50}{90}=0,556.
In Fig. 29 ist das einfache Diagramm für das Gehäuse
gezeichnet. Aus ihm erhalten wir die Werte des Arbeitsverhältnisses bei
\frac{T_a}{T_r}=1. Um die tatsächlichen Werte zu erhalten,
müssen wir die erhaltene Ruhezeit durch das Verhältnis 0,556 dividieren. In Tab. 4
sind die Werte zusammengestellt.
Tabelle 4.
Belastung in Amp.
28,5
32,1
37,5
46,0
bei \frac{T_a}{T_r}=1 wird
\frac{a}{r}
5
2
1
0,5
bei a =
Min.
5
3
3
3
wird r =
Sek.
60
90
180
360
korrigiert in Sek.
110
162
324
648
r =
Min./Sek.
1' 50''
2' 42''
5' 24''
10' 48''
Textabbildung Bd. 323, S. 507
Fig. 26.Asynchronmotor, Erwärmungskurven des Gehäuses abhängig v. d.
Belastung.
Zeit in Stunden und Minuten.
Textabbildung Bd. 323, S. 507
Fig. 27.Asynchronmotor, Erwärmungskurven des Ankers abhängig v. d.
Belastung.
Zeit in Stunden und Minuten.
Textabbildung Bd. 323, S. 507
Fig. 28.Asynchronmotor, Abkühlungskurven bei ruhender Maschine, a =
Anker, b = Gehäuse.
Zeit in Stunden und Minuten.
Aussetzender Betrieb. Für diese Werte sind in Fig. 30 die Versuchsergebnisse aufgetragen und zwar
für die höchste Belastung bei 46 Amp. wieder in Form der eintretenden gebrochenen
Kurve, während für die geringeren Belastungen der kürzeren Arbeitsperioden wegen
wieder die Messungen, die in Zeitabschnitten von je 15 Minuten erfolgten,
eingetragen sind.
Textabbildung Bd. 323, S. 508
Fig. 29.Asynchronmotor, Diagramm zum aussetzenden Betrieb für das
Gehäuse.
Zeit in Stunden und Minuten.
Textabbildung Bd. 323, S. 508
Fig. 30.Asynchronmotor, aussetzender Betrieb des Gehäuses.
Zeit in Stunden und Minuten.
Zu gleicher Zeit wurde das Verhalten des Ankers untersucht, Für ihn ist das
Diagramm in Fig. 31 gezeichnet, und zwar ebenso wie
bei dem Anker der Gleichstrommaschine nach dem umgekehrten Verfahren, indem die
Arbeitsverhältnisse auf die Belastungsgeraden projiziert sind, und dadurch die
Temperaturgerade gefunden ist. Es sind dazu, was einer Erwähnung kaum bedarf, die
tatsächlich verwandten Werte des Betriebsverhältnisses
\frac{a}{r}, also Zeile 3 und 6 der vorhergehenden Tabelle,
zu benutzen. Manerhält dann als Temperaturgerade eine Linie, die einer
Widerstandszunahme von 0,09 Ω entspricht.
Textabbildung Bd. 323, S. 508
Fig. 31.Asynchronmotor, Diagramm zum aussetzenden Betrieb für den
Anker.
Textabbildung Bd. 323, S. 508
Fig. 32.Asynchronmotor, aussetzender Betrieb des Ankers.
Zeit in Stunden und Minuten.
Das Verhältnis der Belastungs- zur Abkühlungskonstante ist:
\frac{T_a}{T_r}=\frac{45}{50}=0,643.
Damit ist die aus dem Diagramm ermittelte Widerstandszunahme
zu dividieren, um die sich tatsächlich einstellende zu erhalten.
\frac{0,09}{0,643}=0,14,
ein Wert, der dem durch die Messung erhaltenen entspricht. Die
zugehörigen Versuchsergebnisse sind in Fig. 32
aufgetragen und zeigen die Asymptote mit dem Wert 0,14 als
Widerstandszunahme.
Aus den vorbeschriebenen Versuchen am Asynchronmotor läßt sich erkennen, daß auch für
ihn das Diagramm zutreffende Werte ergibt. Während für die Spulen des
Hauptstrommotors das Verhältnis \frac{T_a}{T_r}=1 war, ist dieses
bei dem Asynchronmotor sowohl für das Gehäuse wie für den Anker kleiner als 1, muß
also bei der Anwendung der dem Diagramm entnommenen Werte berücksichtigt werden.
(Fortsetzung folgt.)