Titel: | Erwärmung von Motoren bei aussetzendem Betrieb. |
Autor: | Alexander Brückmann |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 523 |
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Erwärmung von Motoren bei aussetzendem
Betrieb.
Von Dipl.-Ing. Alexander Brückmann,
Frankfurt a. M.
(Fortsetzung von S. 509 d. Bd.)
Erwärmung von Motoren bei aussetzendem Betrieb.
3. Versuche am
Transformator.
Bei den bisher untersuchten Maschinen war durchgängig Ventilation durch Bewegung
vorhanden. Auch die ruhenden Spulen werden von der vom Anker kommenden Luft
bestrichen; allerdings ist diese Luft für sich schon erwärmt, und aus den
Ergebnissen an den Spulen des Gleichstrommotors erkennen wir, daß die vermehrte
Wärmeabgabe durch Konvektion der strömenden Luft, durch die der kleineren
Temperaturdifferenz entsprechend verminderte Wärmeabgabe durch Leitung ausgeglichen
werden kann.
Textabbildung Bd. 323, S. 523
Fig. 33.Zeit in Stunden und Minuten; Erwärmungs- und Abkühlungskurven des
luftgekühlten Transformators, Oberspannung.
Zum Schluß ist noch eine Maschine ohne jede Kühlung durch Bewegung untersucht. Es ist
dies ein Einphasentransformater der Firma Helios in
Köln, als Kerntransformator ausgebildet mit einer Leistung von 2 KW bei cos φ = 1, einem Uebersetzungsverhältnis 1 : 2 und einer
Oberspannung von 220 Volt. (Da die bisher bei Transformatoren üblichen Bezeichnungen
„Hochspannung“ und „Niederspannung“ nach den Vorschriften des
Verbandes deutscher Elektrotechniker bestimmte Spannungswerte bezeichnen, sind
sie im Folgenden durch die in der Praxis neuerdings angewandten Bezeichnungen
„Oberspannung“ bezw. „Unterspannung“ ersetzt.)
Der luftgekühlte Transformator. Zunächst wurde eine
Versuchsreihe mit möglichst guter Luftkühlung der Spulen aufgenommen. Dabei waren
die gelochten Schutzbleche entfernt.
Textabbildung Bd. 323, S. 523
Fig. 34.Zeit in Stunden und Minuten; Erwärmungs- und Abkühlungskurven des
luftgekühlten Transformators, Unterspannung.
Die Versuche, in den Fig. 33 und 34 wiedergegeben, zeigen eine im Verhältnis zur
Leistung der Maschine hohe Temperaturkonstante, die in der Hauptsache durch den um
den Betrag der Konvektion verminderten Kühlfaktor K
bedingt ist. Die Belastungskonstante der Oberspannung hat einen Wert Ta = 2 Std. 30 Min. Es
ist dies fast der doppelte Wert des bei dem Asynchronmotor von doppelter Leistung
beobachteten.
Die Abkühlungskurve in Fig. 33 ergibt einen Wert
Tr = 2 Std. 15 Min.
für die Oberspannung. Dieser Wert ist kleiner als der der Erwärmungskonstanten,
während er früher stets größer oder gleich war. Der Grund zu diesem abweichenden
Verhalten liegt wohl darin, daß nur die Punkte des steilen Teiles der Kurve zur
Bestimmung von Tr zu
benutzen waren, da dort die konstruierte Kurve durch die Punkte verläuft, während
sie im flachen Teil unter diesen liegt, also eine Vergrößerung der Konstanten
erforderlich wäre, um die Kurve auch im letzten Teil den Punkten sich anschließen zu
lassen.
Textabbildung Bd. 323, S. 524
Fig. 35.Diagramm zum aussetzenden Betrieb des Transformators,
Oberspannung Luftkühlung.
Obwohl das Verhältnis
\frac{T_a}{T_r}=\frac{150}{135}=1,11
von der Einheit abweicht, ist, um den oben erwähnten
Verhältnissen Rechnung zu tragen, den folgenden Untersuchungen die Voraussetzung
\frac{T_a}{T_r}=1 zugrunde gelegt.
Für die Unterspannung ergibt sich nach Fig. 34
eine Belastungskonstante Ta = 135 Minuten, eine Abkühlungskonstante Tr = 120 Minuten unter den gleichen
Erscheinungen wie bei der Oberspannung. Demnach:
\frac{T_a}{T_r}=\frac{135}{120}=1,12.
Da auch dieser Wert sich nur wenig von 1 unterscheidet, ist er aus dem gleichen
Grunde wie bei der Oberspannung der Einheit gleich angenommen worden.
In Fig. 35 ist das Diagramm für die Oberspannung
gezeichnet. Die Wahl der Belastungsgeraden erfolgte dabei nach einem bestimmten
Grundsatz. Die nähere Bezeichnung der Maschinen für aussetzenden Betrieb geschieht
zweckmäßig durch Angabe des Betriebsverhältnisses und des zugehörigen Ankerstromes
bezw. der Leistung. Im allgemeinen werden sich für das Betriebsverhältnis namentlich
ganze Zahlen oder deren reziproke Werte eignen. Wir erhalten dann den aussetzenden
Betrieb \frac{2}{1}, \frac{1}{1} und so fort.
Für Sonderfälle mit genau bekannten oder vorgeschriebenen Betriebsverhältnissen kann
statt dessen auch die genauere Bestimmung an die Stelle treten.
Von diesem Gesichtspunkt aus sind in dem Diagramm der Oberspannung folgende Werte von
\frac{a}{r} auf den Temperaturgeraden abgeteilt.
\frac{a}{r}\ \ \frac{3}{1}\ \ \frac{1}{1}\ \ \frac{1}{1,5}\ \
\frac{(2)}{(3)}\ \ \frac{1}{2\,1/3}\ \ \frac{(3)}{(7)}\ \ \frac{1}{3}.
Die dazu gehörigen Belastungen sind in Amp. der Unterspannung
ausgedrückt folgende:
26,5
32,5
36,5
41,6
45,6.
Damit wurde unter Zugrundelegen folgender Betriebszeiten in
Minuten
a =
15
10
10
9
5
––––––––––––––––––––––––––
r =
5
10
15
21
15
der aussetzende Betrieb durchgeführt.
Aussetzender Betrieb. Von den erhaltenen Kurven sind der
Uebersichtlichkeit wegen nur die für die drei höchsten Belastungen von 36,5, 41,5
und 45,6 Amp. in Fig. 36 für die Spulen der
Oberspannung aufgezeichnet. Die Kurvenschaar schließt sich der normalen
Dauerlastkurve an, wie zu erwarten war. Die Kurven für die Spulen der Unterspannung
sind in Fig. 37 gezeigt und genügen ebenfalls den
Bedingungen.
Der gekapselte Transformator. Der gleiche Transformator
wurde schließlich mit veränderter Ventilation untersucht. Durch diese wurde eine
Verschlechterung der Kühlung, d.h. eine Verminderung des Wärmeübergangsfaktors K erreicht.
Nach der Gleichung 2a war:
\frac{G\,s}{F\,K}=T.
Nach Eintreten des Beharrungszustandes wird die gesamte zugeführte Wärme nach außen
abgegeben. Demnach wird:
Q = τeFK . . . . . . . . . . 12)
Bei gleichem Q und vermindertem K, muß also τe umgekehrt proportional K wachsen. Durch
Einsetzen des Wertes FK in die Gleichung 2a erhalten
wir:
T=\frac{G\,s\,\tau_e}{Q}. . . . . . . . . .
13)
Da G und s konstante
Größen sind, und Q als gleichbleibend vorausgesetzt
wird, erhalten wir die Gleichung
T = Kτe . . . . . . . . . . 13a)
auch T wächst als
proportional.
Textabbildung Bd. 323, S. 525
Fig. 36.Aussetzender Betrieb des luftgekühlten Transformators,
Unterspannung; Zeit in Stunden und Minuten
In Fig. 38 sind zwei Kurven dargestellt, die sich nur
durch Veränderung des Faktors K unterscheiden. Wir
erkennen daraus, daß die Kurven mit der höheren Endtemperatur τ''e, d.h. vermindertem
K stets steiler verläuft als diejenige mit
niedrigem τ'e. Demnach wird das Dreieck des
aussetzenden Betriebes ABD (in Fig. 14) ungünstig beeinflußt. Die Seite AD wird steiler und damit bei gleicher Kathete DB die Kathete A B
kleiner, d.h. die Belastungszeit wird verringert.
Textabbildung Bd. 323, S. 525
Fig. 37.Aussetzender Betrieb des luftgekühlten Transformators,
Unterspannung; Zeit in Stunden und Minuten
Textabbildung Bd. 323, S. 525
Fig. 38.
Textabbildung Bd. 323, S. 525
Fig. 39.
Für Maschinen ist nun meist eine bestimmte Temperaturgrenze, die nicht
überschritten werden darf, gegeben. Jede Verminderung der Ventilation bedingt
notwendig eine steilere Parabel im Diagramm und damit steilere Belastungsgerade, die
auf den Temperaturgeraden mit normalem Abstand von der Abszissenachse kleinere Werte
für die Arbeitszeit a und größere Werte für die
Ruhezeit r bei gleichen Belastungen abschneiden, als
irgend eine tief erliegende. In Fig. 39 sind zwei
Parabeln OA und OB für
verschiedene K Belastungsgeraden und Temperaturgeraden
dargestellt. Für gleiche Belastung und Endtemperatur schneidet die Belastungsgerade
OD'' das kleine Arbeitsverhältnis
\frac{a''}{r''} und OD' das
große Verhältnis \frac{a'}{r'} auf den Temperaturgeraden ab.
Um den Einfluß des Kühlfaktors K zu zeigen, wurde der
gleiche Transformator wie oben, mit einer möglichst luft- und wärmedichten Kapselung
versehen. Er wurde mit einem Mantel aus zwei Lagen Preßspan von 2 mm Stärke umgeben.
Zur weiteren Verminderung der Wärmeleitung wurde eine isolierende Luftschicht durch
einen 4 mm großen Abstand der beiden Preßspanmäntel voneinander geschaffen.
Sämtliche übrigen Ventilationsöffnungen wurden sorgfältig abgedichtet. Ein
Thermometer zeigte die Temperatur der Luft im Innern des Mantels. Wie bei den
Versuchen zu erkennen war, erfolgte die Kühlung im wesentlichen nur noch an dem von
Luft bespülten oberen und unteren Querjoch. Die Lufttemperaturzunahme im
Mantelinnern verlief nahezu geradlinig, und die Außenseite des Mantels zeigte keine
nennenswerte Erwärmung.
Temperaturkurven. Durch diese Kapselung wurde gerade
eine Verminderung von K auf die Hälfte erreicht. In
Fig. 40 und 41
sind die Belastungskurven und die Kurven der Abkühlung für Ober- und Unterspannung
aufgezeichnet. Es ergibt sich daraus für die Oberspannung ein Ta = 5 Stunden und ein
Tr = 4 Stunden 30
Minuten. Für die Unterspannung wird Ta = 4 Stunden 30 Minuten und Tr = 4 Stunden.
Textabbildung Bd. 323, S. 526
Fig. 40.Zeit in Stunden und Minuten; Erwärmungs- und Abkühlungskurven des
gekapselten Transformators, Oberspannung.
Zum Vergleich zwischen dem luftgekühlten und dem gekapselten Transformator diene
Tabelle 5 für die Kurve von 20 Amp. in der Unterspannungsspule:
Alle Größen des luftgekühlten Transformators zeigen zu denen des gekapselten ein
Verhältnis von 1 : 2.
Tabelle 5.
Oberspannung
Unterspannung
T
a
T
r
W
e
T
a
T
r
W
e
Luftkühlung
150
135
0,15
135
120
0,475
Kapselung
300
270
0,30
270
240
0,950
Das Verhältnis von Belastungs- zu Abkühlungskonstante ist für die Oberspannung
\frac{T_a}{T_r}=\frac{300}{270}=1,11;
für die Unterspannung wird
\frac{T_a}{T_r}=\frac{270}{240}=1,12;
Textabbildung Bd. 323, S. 526
Fig. 41.Zeit in Stunden in Minuten; Erwärmungs- und Abkühlungskurven des
gekapselten Transformators, Unterspannung.
es hat sich also gegenüber dem luftgekühlten Transformator
nicht geändert.
(Schluß folgt.)