Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 526 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Zwillingszähler für Gasmaschinen.
Nach Angabe von J. Graham in Southport hat die Firma Schäffer & Budenberg
einen Zwillingszähler für Gasmaschinen gebaut, der einerseits die Anzahl
Verdichtungen, andererseits die Anzahl der Verpuffungen anzeigt. Er wird an den
Indikatorstutzen des Zylinders angeschraubt und enthält zwei kleine
Kolbenstifte, deren Grundflächen mit dem Maschinenzylinder in Verbindung stehen.
Durch Hebelübersetzungen drücken die Stifte gegen einstellbare Federn, die so
bemessen und eingestellt werden, daß die eine Feder schon bei der Verdichtung der
Ladung im Gasmaschinenzylinder, die andere Feder dagegen erst nach erfolgter
Verpuffung zusammengedrückt wird. Die Führungsstifte der Federn bringen in
üblicher Weise je einen Zähler in Bewegung. Der Apparat ist so eingerichtet, daß er
die Benutzung eines Indikators nicht verhindert, indem in der Mitte ein kleines Rohr
durchgeführt ist, das für gewöhnlich durch einen Pfropfen verschlossen ist, auf
welches aber ein Indikator aufgeschraubt werden kann.
Zur Aufhängung einer Uhr an den Zähler ist ein Haken vorgesehen, der sich zwecks
Kühlhaltung der Uhr am Ende einer langen Spirale befindet. [Engineering 1908, S.
851.]
Kv.
Gebirgslokomotiven.
Zur Beförderung von Expreßzügen hat die italienische Staatsbahn auf der Linie
Mailand–Rom für die Appeninenstrecke mit einer 25 km langen Steigung von 1/40 eine
eigenartig gebaute 5/7 gekuppelte Tenderlokomotive in den Dienst gestellt, bei der sich der
Wasserbehälter zwischen dem Rahmen, die Kohle auf dem Führerstand befindet. Die vier
Zylinder befinden sich außerhalb des Rahmens, und zwar je zwei an den Enden der
Lokomotive, die Hochdruckzylinder unter dem Führerstand. Der Dampf wird von diesen
längs des Lokomotivkessels zu den unter der Rauchkammer befindlichen
Niederdruckzylinder geführt und dabei noch überhitzt. Die Lokomotive hat viele
Vorteile für schweren und unregelmäßigen Zugverkehr, und ihre Gesamtkosten sind
geringer als die einer elektrischen Lokomotive.
Zu demselben Zwecke auf der gleichen Strecke kommen auch 5/5 gekuppelte
Vierzylinder-Verbundlokomotiven erbaut von J. A.
Maffei, München, zur Verwendung. Auch sie besitzen den Vorteil, daß sie
nicht gedreht werden brauchen. Das Wasser wird hierbei in einem besonderen Tender
mitgeführt und nicht auf der Lokomotive, damit deren Reibungsgewicht konstant
bleibt. Dieser Wassertender läuft vor oder hinter der Lokomotive. Da dieselbe auch
für Güterzüge Verwendung findet, so ist auf dem Tender ein Abteil für den Zugführer
angebracht. Damit fällt der Begleitwagen weg, was für Gebirgslinien eine willkommene
Ersparnis bildet. Der Kohlenbehälter befindet sich über der Feuerbüchse in der Höhe
mit dem Dache des Führerstandes. Die vier Zylinder besitzen nur zwei Kolbenschieber
zur Dampfsteuerung. Die Versuchsfahrten haben befriedigende Resultate ergeben, auf
Steigungen von 1/40 wurde mit einem Zuggewicht von 270 t eine Geschwindigkeit von 32
km erreicht. [The Engineer 1908, S. 485–486.]
W.
Einachsige Drehgestelle für Straßenbahnwagen.
Für die einachsigen Drehgestelle werden als Vorteile neben der vollen Ausnutzung des
Adhäsionsgewichtes die leichte Einstellbarkeit in den Krümmungen der große Radstand
und das sich hieraus ergebende ruhige Fahren des Wagens in den Krümmungen geltend
gemacht; außerdem wird angegeben, daß die Schienenabnutzung und der Verschleiß der
Radreifen, sowie der Stromverbrauch geringer Werden. Sofern es sich nun um
gekuppelte Drehgestelle handelt, treffen diese Behauptungen zum mindesten nicht
Vollständig zu, denn die radiale Einstellung des vorderen Drehgestells kann erst
erfolgen, wenn auch das hintere Drehgestell in die Krümmung eingelaufen ist, Demnach
erfolgt die Einstellung zu spät und die Drehgestelle verhalten sich nur wenig
günstiger wie Untergestelle mit festen Achsen. Bei den nicht gekuppelten einachsigen
Drehgestellen, zu deren Rückstellung Pendelstützen zwischen dem Boden des
Wagenkastens und dem Untergestell angeordnet sind, hat sich gezeigt, daß die
Einstellung der Drehgestelle nur erfolgt, wenn die Wagen mit einiger
Geschwindigkeit in die Krümmungen hineinfahren; bei langsamen Fahren besteht
Neigung zum Entgleisen. Ferner macht sich in den Krümmungen und auf der Geraden ein
Schlingern bemerkbar, welches vermutlich in noch stärkerem Maße auftreten wird, wenn
die Wälzungsbögen der Pendelstützen infolge der Abnutzung ihre Form geändert haben.
Ueber die Rückstellung der einachsigen Drehgestelle durch Gehänge ist ein
abschließendes Urteil noch nicht möglich, da die neueste Ausführung, welche von den
älteren abweicht, sich erst seit einigen Monaten im Betriebe befindet.
Bezüglich des Stromverbrauchs in Krümmungen muß eine Ersparnis anerkannt werden; da
jedoch die Krümmungen nur einen Bruchteil der Gesamtstreckenlänge ausmachen, darf
diese Ersparnis nicht zu hoch veranschlagt werden. Die ferner angeführte geringere
Schienenabnutzung, sowie der verminderte Verschleiß der Radreifen ist nur vorhanden,
wenn die Drehgestelle sich richtig einstellen. Diesen Vorteilen steht jedoch die
außerordentliche Gewichtsvermehrung gegenüber, die mit der Verwendung der
Drehgestelle verbunden ist. Für jede Achse beträgt diese etwa 1,5 t. Da dieses
Mehrgewicht dauernd mitgeführt werden muß, so erfordert es einen erheblichen
dauernden Mehrverbrauch an Strom. Außerdem wird größerer Verschleiß des Oberbaues
stattfinden, und auch die Unterhaltungs- und Erneuerungskosten werden größer werden
als die der leichteren festachsigen Wagen.
Hiernach kann von einer allgemeinen Einführung von Triebwagen mit einachsigen
Drehgestellen nicht die Rede sein. Ihre Verwendung ist vielmehr nur dann
empfehlenswert, wenn es sich um Bahnen in Städten mit engen, steilen Straßen
handelt, die zahlreiche Krümmungen mit einem Halbmesser von weniger als 15 m
besitzen; und zwar auch nur dann, wenn die Wagen für 21–24 Sitzplätze gebaut sind.
Kleinere Wagen können mit festachsigen Drehgestellen versehen werden, während
andererseits größere Wagen eine zu große Achsbelastung erhalten würden und daher mit
mehrachsigen Drehgestellen ausgeführt werden müssen. (Schiff.) [Deutsche Straßen- und Kleinbahnzeitung 1908, S. 521–523.]
Pr.
Unterpflasterbahnhof für Straßen- und Hochbahnen in New
York.
Für die Bahnen, welche die Williamsburgbrücke zwischen
New York und Brooklyn
benutzten, ist auf der New Yorker Seite unter dem
Pflaster der Zufahrtsrampe zur Brücke ein großer Bahnhof eingerichtet, und zwar sind
die beiden Straßenbahngleise durch acht hintereinanderliegende Schleifen miteinander
verbunden, die einen Krümmungsradius von etwa 33 m besitzen. Jeder Schleife
entspricht ein mit getrennten Aus- und Eingängen versehener Bahnsteig. Die die
Brücke benutzenden Linien werden auf diesen Schleifen so verteilt, daß jede etwa den
gleichen Verkehr zu wältigen hat. Der Betrieb soll in der bereits bei dem ähnlich
gebauten Bahnhof der Brooklyn-Brücke erprobten Weise
stattfinden, daß jeder ankommende Wagen zu Beginn seiner Schleife anhält, daß die
Fahrgäste den Wagen verlassen, der Wagen hierauf in der Schleife so weit wie möglich
vorrückt und dort neue Fahrgäste aufnimmt. An das Ankunftsgleis ist ein Ausziehgleis
zur Aufnahme beschädigter Wagen angeschlossen.
Für die Hochbahngleise ist der Bahnhof als Kopfstation gebaut, da es beabsichtigt
ist, das Gleispaar durch einen Tunnel an das die Brooklyn-Brücke benutzende Hochbahngleispaar anzuschließen und auf diese
Weise gleichfalls einen Schleifenbetrieb zu ermöglichen. Man schätzt die
Leistungsfähigkeit des Bahnhofes auf 400 Straßenbahnwagen und 30 Hochbahnzüge mit je
acht Wagen für die Stunde.
Am Eingange des Bahnhofes ist ein Stellwerksturm angebracht, von dem aus mit
Hilfe von sechs Hebeln drei einfache Weichen und acht Signale elektropneumatisch
gesteuert werden. Die nötige Druckluft wird durch zwei Motorkompressoren erzeugt.
Zur Entfernung des Regenwassers, welches in erster Linie durch die Einfahrtsrampe,
dann aber auch durch die Eingänge (Treppen) in den Bahnhof gelangt, ist eine 4½
PS-Zentrifugalpumpe an einer Sammelgrube angeordnet, zu der entsprechende Rinnen
führen. Die Lüftung des Bahnhofes wird durch zwei in besonderen Räumen
untergebrachte Saugventilatoren bewirkt, die jeder bei ihrer normalen
Geschwindigkeit von 200 Umdrehungen i. d. Minute rd. 1000 cbm Luft minutlich
ansaugen. Die Antriebsmotoren haben bei der angegebenen Drehzahl 20 PS zu leisten.
Die Herstellungskosten des Bahnhofes werden auf 5250000 M. geschätzt. [Street
Railway Journal 1908, I, S. 592 bis 596.]
Pr.
Nachwärmen.
Mit „Nachwärmen“ wird die Erscheinung bezeichnet, daß beim Auswalzen von
Metallen das heiße Walzgut sich höher erhitzt, sofern die in Wärme umgesetzte
Walzarbeit größer ist als der Wärmeverlust durch Strahlung (und Leitung). Sie
soll nach Schöpf praktisch ausnutzbar sein, wenn es
sich darum handelt, harte Stahlsorten auf feine Profile auszuwalzen, indem das
Material, um Verbrennen zu vermeiden, vor dem Walzen nicht sehr hoch erhitzt werden
darf, dabei aber zur Schonung der Walzen möglichst hohe Hitze erwünscht ist.
Erforderlich ist beschleunigstes Walzen durch Anwendung von „Selbststechern“.
Ein hiermit ausgerüstetes Drahtwalzwerk befindet sich im Bau. [Stahl u. Eisen 1908,
S. 1108.]
ε.
Berichtigung.
In dem Aufsatz „Entwicklung und gegenwärtiger Stand der modernen
Hebezeugtechnik“, ist auf S. 440 d. B. eine unrichtige Figur zum Abdruck
gebracht worden. Anstatt der Fig. 96 ist dort die
hier folgende zu setzen.
Textabbildung Bd. 323, S. 528