Titel: | Glasschmelz-Wannenöfen und das neue Siemens-Wannensystem und ihr Betrieb. |
Autor: | Hans Schnurpfeil |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 650 |
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Glasschmelz-Wannenöfen und das neue
Siemens-Wannensystem und ihr Betrieb.
Von Ingenieur Hans Schnurpfeil.
(Fortsetzung von S. 635 d. Bd.)
Glasschmelz-Wannenöfen und das neue Siemens-Wannensystem und ihr
Betrieb.
Die Neue Siemens-Wanne hat den Vorteil, in bezug
auf Hüttenraumbreite wesentlich an Terrain zu sparen, wie auch die Anlage zu
verbilligen, da durch die bequemere Unterbringung der Wanne und freie Lage
schadhafte Stellen
leichter zu reparieren sind. Die Lebensdauer derselben beträgt ungefähr 4–5 Jahre,
sofern die Wanne geschont wird, und das Glas einer solchen Wanne findet eine
vollkommenere Läuterung, das Produkt ist weit schöner als das mit der alten Siemensschen Konstruktion erzeugte. Noch mehr aber
würde die Neue Siemens-Wanne gewinnen und in bezug auf
technische Vollkommenheit das Höchste unter allen Wannensystemen leisten, wenn deren
Kammern, „Regeneratoren“
außen, nicht direkt unter dem Wannenbassin im Unterbau,
aufgestellt würden, was sich denkbar leicht und in recht günstiger Weise
bewerkstelligen läßt.
Die Herstellung des Wannenbodens geschieht durchgängig mit gutgebrannten
Schamotteplatten in den gewöhnlichen Dimensionen von 100 × 100 × 25 cm. Sie müssen
vor Gebrauch in der Wage abgerichtet und auch zugeschliffen werden, um zu weite
Fugenbildung zu vermeiden. Beim Legen dieser großen und schweren Steine ist darauf
zu achten, daß die Ecken und Kanten nicht abgeschlagen werden und sind Stemmeisen
nicht direkt an die scharfen, leicht abbrechenden Kanten zu führen, sondern es
müssen Brettchen untergehalten werden. Zur leichteren Handhabung bedient man sich
bei diesen Arbeiten eines eisernen Werkzeuges in ∟-Form, dessen kleinerer,
stabähnlicher Schenkel zum Heben, der längere, mit einem Griff versehene Schenkel
zum Handhaben benutzt wird. Statt dieser Bodenplatten wendet Lürmann rhombische Bodensteine an, die infolge ihrer Gestaltung eine
Verbindung aneinander gestatten, ohne das unliebsame, das „Auslöschen“ der
Wanne bedingende Heben der Steine herbeizuführen, was leicht erfolgen kann, wenn die
Bodensteine schon stark angegriffen oder zu klein sind, so daß das spezifisch
schwerere Glas die spezifisch leichteren Schamotteplatten an die Oberfläche drängt.
Es existiert noch eine Wannenbodenherstellung aus Schamottegewölben, welche kleinere
Kanäle überdecken, die von der Kühlluft durchzogen werden.
Textabbildung Bd. 323, S. 651
Maßstab 1 : 50.
Alle Wannen erfordern geeignete Bodenkühlung, die um so sachgemäßer gehalten werden
muß, je geringer die Glasstandshöhe ist. Das Leckwerden der Wanne findet am
häufigsten an der Arbeitsseite statt, wo das Glas am dünnflüssigsten ist, weniger im
Schmelzbassin, da durch das fortwährende Einlegen des kalten Gemenges sich auf dem
Boden die sogen. „Gemengebänke“, harte Krusten, bilden, die ein Durchfressen
des Glases verhüten. Die Höhe der Wannenbodenkühlung ist nicht unter 25 cm zu
wählen. Die Wannenbodenplatten werden auf Schamottepfeilern, die genau in die
Richtwage gebracht werden, gelegt, ähnlich wie Fig. 4 zeigt, oder auf
die Wände der Kanälchen (nach Fig. 5), die von den
Wannenbodensteinen bedeckt werden. Letztere Anordnung gestattet, jede
Bodensteinreihe und jede Seite für sich zu kühlen, jedoch ergibt sie ein größeres
Belegfeld der Platte. Jede Wannenbodenkühlung soll reichlich bemessen, und gut
regulierbar sein und ihre mit Schiebern ausgestattete Kanäle sollen sich in einem
Hauptkanal zusammen vereinigen, der in die Hauptesse mündet.
Derartige neue Siemens-Wannen findet man in der
Glasindustrie mit einem Inhalt von 35 bis 60 cbm Glas vertreten.
Gobbe-Wanne. In der Wannentafelglasindustrie hat die
„Gobbe-Wanne“ weite Verbreitung
gefunden. Das Bassin mit dem hinteren Einlegraum ist weit vorgestreckt und findet
das Läuterbecken sein Ende bei dem „Schwimmer“, „Brücke“, die zur
Abhaltung der ungeschmolzenen Rohstoffe dient und sich über das Querbassin legt. Von
hier aus fügt sich, hervortretend, in kreisrunder Form der Arbeitsraum an. Die
„Kammern“, „Regeneratoren“, laufen parallel mit dem Wannenbassin
auf den Seiten und ist die Wanne derart konstruiert und auf Gewölbebogen gesetzt,
daß sie über einen freien Raum unter dem Boden verfügt, in dem man sich bequem
bewegen kann. Zu diesem Vorteil gesellt sich noch der einer freien Bodenlage.
Die Brenner haben wechselnde Flamme. Entweder tritt sie aus dem einen seitlichen
Brennerpaar ein und zieht durch das andere gegenüberliegende Brennerpaar ab, oder es
findet die Flammenrichtung, je nach dem jedesmaligen Umwechseln umgekehrt statt. Das
Glas macht bis zur Entnahmestelle einen weiten Weg, wodurch es gut geläutert wird.
Bevor es in den Arbeitsraum, dem hydrostatischen Zuge folgend, übertritt, muß es
eine Brücke, die aus dem besten Schamotte- und Tonmaterial hergestellt ist,
passieren, wodurch Unreinigkeiten, ungeschmolzene Partikelchen usw. aufgehalten
werden und nicht, verunreinigend, in den Arbeitsraum gelangen können. Die Länge der
„Gobbe-Wanne“ wählt man etwa 16 m, die
Breite ungefähr 3 m. Aehnlich dieser Wannenkonstruktion ist die „Klattenhoffsche Tafelglaswanne“, nur länger,
etwa 24 m und etwas abweichend in der Form und Brennerkonstruktion, während die
„Regeneratoren“ dieselbe Anordnung besitzen und das ganze Bassin
gleichfalls der Leichtzugänglichkeit und Freilage halber auf Bogenstützen und
Mauergewölben ruht. Gobbe-Wannen sind mit einer
monatlichen Produktion von 30 bis 50000 qm Tafelglas im Betriebe, welche Leistung
der von drei oder vier Hafenöfen entspricht. Die Baukosten, einschl. der der
Gaserzeuger, dürften bei günstigen örtlichen Verhältnissen bei diesen
Tafelglaswannensystemen sich zwischen 38 bis 40000 M. als Minimum bewegen.
Henning & Wrede-Wannensystem. Die „Henning & Wrede-Wanne“ für Weißglas hat Aehnlichkeit mit
der Gobbe-Wanne; die Brenneraufstellung und
Kammernplazierung ist dieselbe, die Form ohne wesentliche Abänderung ebenfalls die
gleiche. Das Charakteristische bei diesen Wannen ist der „Verdeck“, der über
den Läuterraum führt, so daß das Glas mit der Flamme hier in gar keine Berührung
kommt. Auch der Arbeitsraum ist geschlossen und zwar sind Gewölbegürtel gespannt,
welche Platten tragen, die zur Abdeckung dienen. Die Glasmacher schöpfen das Glas
ohne Flamme; sollte es in dem Arbeitsbassin zu kalt werden, so legt man die
Verdeckplatten einfach ab. Der Vorteil, der aus den „Verdecken“ resultiert,
ist der einer reineren Glasqualität, jedoch wird derselbe bei weitem durch den
Nachteil aufgehoben, daß die Verdecke zu rasch und leicht herunterschmelzen. Jedoch
ist noch eines in seiner Art nicht zu unterschätzenden Vorteils zu gedenken, der in
der Verhütung des Gemengestaubes besteht. Jedem Wannenbetriebsleiter dürfte es zur
Genüge bekannt sein, welchen überaus schädlichen Einfluß auf die
„Regeneratoren“ der so lästige Gemengestaub ausübt. Diese Wannen besitzen
an der hintersten Stelle, der Einlegbühne, einen Mauervorsprung mit einem 25 cm
breiten und 1 m weiten Schacht, der außerhalb des eigentlichen Wannenbereiches
liegt. Dieser Schacht wird mit dem Gemenge voll beschickt und stets in der
Vollfüllung erhalten; der Vorzug, den diese Anordnung gewährt, ist der, daß es
nur draußen außerhalb des Wannenraumes stauben kann. Ist das Gemenge gefallen, d.h.
die untersten Schichten in Schmelzung übergegangen, so füllt man den Schacht wieder.
Der Wannenschmelzraum in den Abmessungen von 2,50 m Breite und ungefähr gleicher
Länge wird von einem größeren, gegenüberliegenden Brennerpaar beherrscht, während
der Läuterraum in gleicher Anordnung von zwei kleineren „Füchsen“ genügend
Flammenhitze erhält. Entweder treten Luft und Gas bei dem einen, auf der einen Seite
liegenden Brennerpaar ein und ziehen auf dem gegenüberstehenden Brennerpaar ab, oder
der Flammenwechsel bewegt sich umgekehrt je nach Stellung der Wechselapparate. Das
geschmolzene Glas muß, bevor es das Läuterbassin erreicht, vorerst drei Brücken,
sogen. „Schwimmer“ passieren, wodurch es eine vollkommenere Reinheit erlangt.
Diese schwimmenden Brücken, die im Vertikalschnitt ⊓-Form haben, sind etwa 1,70 m
lang, 30 cm breit und ebenso tief und stehen in einem Abstand von etwa 30 bis 35 cm
auseinander. Sie liegen quer in der Schmelzwanne gerade vor dem Läuterraum in
Mauereinfalzungen, um ein Fortschwimmen nicht zu gestatten. Das Einführen dieser
Brücken geschieht von den Wannenlängsseiten aus, die dem Brückenstand entsprechend
auf beiden Seiten je zwei „Einschieböffnungen“ von 40 × 50 cm besitzen, von
wo sie auch entfernt werden. Die Länge der ganzen Wanne beträgt etwa 7,50 m, für
Weißglas aber, wie die Praxis lehrt, zu kurz. Bei dieser Länge ist der Läuterprozeß
des Glases nicht ausreichend genug. Die Breite dieser Wanne beträgt 2,50 m, knickt
jedoch bei Bildung des Läuterraumes ein und ist etwa 2 m breit, während das
Arbeitsbassin rechteckartig, vorn geschweift auf 4 m Breite sich anschließt.
Die Kosten dieser Wanne wurden gleich hoch denjenigen der „alten oder neuen Siemens-Wanne“ zu stehen kommen; der Inhalt
solcher Wannen schwankt zwischen 23 bis 35 cbm Glas.
Klattenhoffsches Wannensystem zur Flaschenerzeugung.
Jetzt ist noch ein auch in der Glasindustrie verbreitetes Regenerativsystem zu
erwähnen, nämlich die „Klattenhoffsche
Flaschenwanne“. Dieselbe ähnelt der Siemens
dreiteiligen Flaschenglaswanne sehr, nur hat sie das Neue, die
„Regeneratoren“ außerhalb zu führen und sie schräg anzuordnen. Die
schräge Brennerlage hat seiner Zeit schon Siemens
gewählt. Die Außenanordnung der „Kammern“ ist recht praktisch, sie sind auf
diese Weise leicht zugänglich und auch ihre Anordnung ist derartig gehalten, daß die
aufführenden Brenner, speziell Gasfüchse nicht gezogen werden brauchen, sondern
infolge der winkligen, schmalen Gaskammern direkt in die Höhe steigen. Das
Unangenehme ist bei diesem Kammerwannensystem, daß die Schürer, denen man die
Arbeiten nach jeder Richtung hin erleichtern sollte, sich beim jedesmaligen
Umwechseln ins Souterrain begeben müssen. Solche Flaschenwannen sind mit einem
Fassungsvermögen von etwa 70 cbm Glas im Betriebe und könnten die Baukosten in
dieser Wannengröße etwa 35000 M. betragen, vorausgesetzt, daß die örtlichen
Verhältnisse günstig sind.
Nachdem die bekanntesten Regenerativ-Wannensysteme besprochen sind, denen allen die
Siemenssche Idee, wechselnde Flammenführung,
zugrunde liegt, möge nun eine andere Klasse von Wannen, die sogen.
Rekuperativ-Systeme erörtert werden, die in ihrer Gesamtanordnung grundverschieden
sind.
Nehse-Dralle-Wannensystem. Unter den Rekuperativ-Wannen
erfreut sich in erster Linie das Nehse-Dralle-System
einer gewissen Beliebtheit. Die Brenner sind an der Stirnseite angebracht. Die
Flamme tritt aus der Mitte der Brenneranordnung aus und zieht, zum Arbeitsraum in
gerader Richtung vorschießend und sich teilend, durch die beiden, seitlich des
Flammenaustrittbrenners liegenden Abzugslöcher in stets gleichbleibender Richtung
ab. Diese beiden Abzugslöcher stehen mit zwei Vertikalschächten in Verbindung, die
in je einen Lufterhitzungsapparat (Rekuperator) auslaufen. Diese Rekuperatoren
wiederum vereinigen sich in einem Längskanal, der schließlich durch den Essenkanal
mit dem Kamin verbunden ist. Die Rekuperatoren sind etwa 2 m lange, aus 6 cm starken
Falzplatten zusammengesetzte Schamottekästen von etwa 25 × 25 cm Querschnitt, durch
die die Abzugsflammenprodukte auf mehrmals zickzackartigem Wege streichen, ihre
Eigenwärme an sie in bestmöglichster Weise abgebend. Um diese Schamottekästen und
die durch sie gebildeten, etwa 8 cm breiten Zwischenräume in den beiden
Lufterhitzungsapparaten zirkuliert die durch den Luftkanal eintretende
atmosphärische Luft, welche die vom Abzüge zurückgelassene hohe Wärme absorbiert und
sich in genügender Weise vorerhitzt. Die nun auf dem weiteren, schlangenförmigen
Wegen sich immer höher erhitzende Luft vereinigt sich, dem Kaminzuge folgend, in
einem Längskanal, um dann, durch einen Vertikalschacht aufsteigend, mit dem Gase als
intensives Flammengemisch zusammenzutreffen.
Da hier nur Luft allein, nicht auch Gas, wie es bei dem Regenerativsystem der Fall
ist, vorerhitzt wird, so benötigt man zum Betriebe eine gute, viel Wärme
entwickelnde Kohle und ist es Vorbedingung, die Generatoren, um keinen
Temperaturverlust der Gase durch weite Wege herbeizuführen, recht nahe den Brennern
unterzubringen.
Die ganze Nehse-Dralle-Konstruktion ist einfach und hat
sich wohl bewährt. Als ins Gewicht fallender Unterbau wären nur die beiden
Lufterhitzungsräume zu nennen; der untere übrige Wannenteil liegt frei und ist
bequem zugänglich. Die Wannenkappe ruht hängend und ist man in der Lage, jederzeit
gut ausführbare Reparaturen vorzunehmen. Die Lebensdauer ist länger als bei den
Regenerativsystemen und beträgt, sofern die Wanne sachgemäß betrieben wird, fünf
auch sechs Jahre, worauf sich ein „Auslöschen“ notwendig macht.
Während des Betriebes verlangen die Rekuperatoren öftere Reinigung, die zweckmäßig
abwechselnd jeden Sonntag an einem der beiden Apparate vorzunehmen ist, denn in den
oberen Schamottekästen findet man oft eine fast fingerstarke Glasschicht, die mit
Krücken abgezogen werden muß, während in den unteren Rekuperatoren sich stark
Gemengestaub ansammelt, der mittels Stahlbürsten zu entfernen ist. Auch öfteres
Fegen der Gaskanäle macht sich notwendig. – Nehse-Dralle-Wannen findet man mit etwa 35–50 cbm Glasinhalt. Die Kosten
einschl. der Generatoren, schwanken zwischen 26 und 28000 M., sofern unter günstigen
Verhältnissen gebaut wird.
Lürmann-Wannensystem. Auch zu den
Rekuperativ-Wannensystemen gehörend, doch im Prinzip ganz anders, ist die Lürmann-Wanne, die hier und da mit guten Resultaten
arbeitet. Der Form nach ein Vier- oder Sechseck, beträgt ihr Fassungsvermögen etwa
50 cbm Glas. Man unterscheidet Lürmann-Wannen mit
diskontinuierlichem und kontinuierlichem Betriebe. Letztere Betriebsweise bedingt
zwei Wannen, eine höherstehende Schmelz- und eine niedrigerstehende Arbeitswanne,
wohin das geschmolzene Glas durch wassergekühlte Abstichformen geleitet wird. Der
Vorteil dieser kontinuierlichen Betriebsart ist der, daß man den Glasschmelzprozeß
besser an der Hand hat.
Die Flammenrichtung dieser Wanne ist konstant. Das Gas strömt auf dem kürzesten Wege
in die hinten am Schmelzraum, auf der einen Wannenstirnseite gelegenen Brenner, und
trifft mit der vorgewärmten, über ihm stehenden Luft zusammen, wo es sich zur Flamme
entfaltet. Die
Erhitzung der Verbrennungsluft erfolgt durch den einräumigen Rekuperator, der längs
unter der Wanne liegt. Die Luft tritt unten durch Kanälchen ein und zieht durch ein
Vertikalkanalsystem, das aus gewöhnlichen Schamottesteinen im Verband für sich in
ganz primitiver Weise aufgeführt wird. Hier erwärmt sich die Luft, sammelt sich über
dem Lufterhitzer, zieht in einen Querkanal der Wanne und steigt an den Wannenseiten
durch zwei Vertikalschächte in die Höhe zu den Brennern, „Füchsen“. Die
Flammengase werden durch Abzugslöcher, die an der anderen Stirnwand der Wanne, und
zwar an den Seiten angeordnet sind, vom Kamin abgesogen, steigen nieder und
durchziehen das einfach konstruierte Rekuperatorensystem, an dessen Wandungen ihre
Eigenwärme zur Vorerhitzung der Verbrennungsluft abgebend.
Ist an und für sich die Luft durch Rekuperatoren niemals so hoch erwärmt als durch
Regeneratoren, so zeigt doch die Vorwärmung bei dem Nehse-Dralle-System einen wesentlich höheren Grad als die des Lürmann-Systems. Dieser Nachteil wird jedoch dadurch
ausgeglichen, daß Lürmann die Gase durch Generatoren
besonderer Konstruktion überaus hoch erhitzt und mit ihnen auch eine weit höhere
Wirkung erzielt, als sie die Siemens-Generatoren
ergeben. Lürmanns-Feuerungssystem beruht auf dem
Entkokungsverfahren mittels der Wannenabhitze und nicht mit Hilfe der Eigenwärme und
ist man in der Lage, feinere Kohlen, „Gruskohlen“ statt der teueren
Stückkohlen zu verwenden. Die mechanisch eingeschütteten Kohlen gelangen zuerst in
den Entgasungsraum, der von der oben und unten durchziehenden Abhitze, einer Retorte
ähnlich, unter Luftabschluß erhitzt wird, werden hier verkokst und fallen
selbsttätig in den Vergasungsraum, wo sie vollständig vergast werden, ohne
Zurückbleiben der vielen Kokse, die man auf einer Gasanstalt in den Retorten sonst
erhält. Durch diese Methode enthält das Gas nicht nur einen um 30 v. H. höheren
Brennwert, es ist auch reiner und heißer und endlich sind die Schürer bei diesen
Generatoren weniger belästigt.
Die Abhitze der Lürmann-Wanne speist noch einen
Dampfkessel und tritt gut ausgenutzt in den Kamin über. Während des Betriebsganges
müssen die Rekuperatoren alle zwei Wochen von Flugasche und Gemengestaub, wie auch
die Züge unter den Retorten gründlich gereinigt werden. Vernachlässigt man diese
Arbeiten, so verhärten sich diese Ablagerungen krustenartig.
Der Betrieb der Lürmann-Wanne ist im großen ganzen
einfach, doch erfordert er infolge der maschinellen Anlage geschulteres Personal.
Das Wannenbassin ist aus gußeisernen, mit eingelassenen Röhren zur Wasserkühlung
ausgestatteten Platten zusammengesetzt. Zur Beschickung des Wannenschmelzraumes mit
Gemenge dient ein gußeiserner, wassergekühlter Trichter, der auf der Kappe
angeordnet und durch diese bis unter den Glasspiegel geführt ist. Mittels dieser
Vorrichtung wird das so schädliche „Stäuben“ mit den schweren Folgen für den
Wannenunterbau äußerst vorteilhaft vermieden. Die „Kuppe“ ruht auf
Eisenkonstruktion und ist die Lebensdauer dieser Wanne gleich der der Nehse-Dralle-Wanne. Die Kosten der Lürmann-Wanne dürften 32000 M. betragen.
Das Quennec-Wannensystem ist kein Rekuperativ-System,
besitzt aber wie dieses konstante Flammenführung. Quennec hat es versucht, eine Wanne zu konstruieren, deren Anlagekosten
einschließlich der Generatoren durch Fehlen eines größeren Unterbaues sich
auffallend niedrig stellen (auf etwa 18–20000 M.). Technische
Unvollkommenheiten dieser Wanne sind, daß den Generatoren ein Teil ihrer Wärme
zur Erhitzung der Verbrennungsluft entzogen, das Mauerwerk durch die Anordnung der
Luftkanäle gefährdet wird, Luft durch die Fugen in den Gaserzeugerraum treten kann,
wodurch das Gas bereits in den Generatoren brennt, und endlich daß die Brenner und
Wannenrückwand sich häufig wiederholenden Reparaturen unterworfen sind. Trotzdem ist
der Betrieb ein vorzüglicher zu nennen und ist auch der kleinere Fabrikant leicht in
der Lage, eine solche Wanne ohne großen Kostenaufwand zu errichten.
Da die Anordnung des Luftkanals in den Generatoren-Mauerungen die sonst so
verblüffend einfache Anlage ohne weitere Zweckerfüllung komplizierter macht und
schädigend wirkt, so ist es ratsam, dieselbe zu umgehen. Hierzu dient der hinten an
dem Arbeitsbassin gelegene Flammenabzug, der mit einem kleineren Kamin durch einen
Kanal in Verbindung steht, zur vollkommeneren und gleichmäßigeren Flammenverteilung
im Wannenraum. Das Gas strömt entgegengesetzt dem Abzüge aus zwei Vertikalschächten
auf dem allerkürzesten Wege in die Brenner, weil die beiden Gaserzeuger unmittelbar
an der Wannenstirnseite untergebracht sind, und ergeben die beiden Vertikalschächte
bereits die Generatorenmündungen. Hier empfängt jeder Gasstrom von unten, sowie von
oben durch breite Schlitze die erhitzte Verbrennungsluft und wird zur intensiven
Flamme. Die Brennerkonstruktion bewirkt eine innige Gas- und Luftmischung, da Luft
von zwei Seiten, unten und oben das Gas faßt.
Zur Vorwärmung tritt die Außenluft im Kellergeschoß unter dem Wannenboden ein,
durchströmt denselben, gleichzeitig als Bodenkühlung dienend, steigt noch zum Teil
als Brennerwandkühlung in die Höhe, um aus zwei Schlitzen herauszutreten.
Gleichzeitig strömt in einen Souterrainkanal weitere atmosphärische Luft ein,
durchfließt die Seitenkühlung an der Wanne, um dann durch zwei, an den Seiten des
Wannenbassins angebrachte Vertikalkanäle in die Höhe zu steigen, welche mit einer
doppelten „Kuppe“ in Verbindung stehen. Diese doppelte ½ Stein starke
„Kuppe“ umspannt bis zu den Kanälen an den Wannenseiten, wo sie dann
dicht abgemauert ist, die eigentliche „Kuppe“ in einem 12 cm hohen Raum, der
mit einem Netzsteinwerk gitterförmig ausgesetzt ist. Diesen Zwischenraum durchzieht
auf zickzackartigem Wege die Luft, welche sich hier ziemlich hoch auf etwa 800 bis
900° C erhitzt, und tritt aus zwei über den unteren Schlitzen korrespondierend
liegenden Längsöffnungen, wo sie mit dem Gase von oben zusammentrifft. Die Flamme
ist intensiv; wenn auch die Luft nicht überhoch temperiert ist, so bewegen sich doch
die Gase infolge der Zusammenschmelzung der Generatoren mit der Wanne recht heiß
entwickelt zu den „Füchsen“.
Die Abmessungen der Quennec-Wanne sind niedrig gehalten;
als Längsmaß gilt das von 6 bis 7 m, als Breitenmaß 3 m. Das Fassungsvermögen
beträgt etwa 18 bis 20 cbm und darüber. Die Konstruktion der Wanne, die der
Zugänglichkeit halber auf Gewölben ruht, ist höchst einfach, bedingt auch einen
recht einfachen Betrieb, zumal der ganze Bau ein geringes Kanalnetz besitzt.
Außer dem Quennec-Wannensystem bestehen noch andere
Wannenöfen mit gleichgerichteter Flammenführung. Sie sind aber nur dem Namen nach
bekannt oder haben in der Praxis nur beschränkte Anwendung gefunden.
(Fortsetzung folgt.)