Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Autor: | A. |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 654 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Dampfgeschwindigkeitsmesser.
Der neue, zugleich vorteilhaft als Belastungsmesser für Dampfkessel verwendbare
Dampfgeschwindigkeitsmesser, gebaut von der Firma Hallwachs & Co. G. m. b. H.
Mallstatt-Burbach, beruht auf der Bestimmung des Druckunterschiedes auf den beiden
Seiten eines in die Dampfleitung eingeschalteten Diaphragma. Die zu diesem Zwecke
verwendete Metallscheibe mit Bohrung von geringerem Durchmesser als die lichte
Rohrweite, welche zwischen zwei Flanschen der Dampfleitung eingeklemmt wird, trägt
am Umfang zwei diametral gegenüberliegende Rohranschlüsse, deren radiale Bohrungen
mit dem Raum auf der einen bezw. auf der anderen Seite der Scheibe durch je eine der
Achse parallele Bohrung in Verbindung stehen. An diese Rohre schließen sich hinter
je einem Hahn Kupferspiralen an, deren untere Enden mit je einem Schenkel eines
Quecksilbermanometers in Verbindung stehen, dessen Schenkel ungleiche
Bohrungsdurchmesser besitzen, um eine Vergrößerung der Ausschläge zu erzielen. Die
Kupferspiralen und die Verbindungsrohre sind zur Uebertragung der Dampfdrucke mit
Wasser gefüllt. Das engere Rohr ist mit einer Teilung versehen und mit Hilfe einer
Tafel kann man die dem Teilungswert entsprechende, stündlich das Diaphragma
durchfließende Dampfmenge in Kilogramm oder die Belastung des Kessels bezogen auf
einen Quadratmeter Heizfläche ablesen.
Zur selbsttätigen Aufzeichnung der Meßergebnisse sind in das enge Rohr des Manometers
Platinkontakte eingeschmolzen. Von ihnen führen Leitungen zu Elektromagneten, die in
Reihenfolge und Abstand den Kontakten entsprechend angeordnete Schreibstifte
steuern. Die Einrichtung wirkt in der Weise, daß durch das Quecksilber je nach dem
Ausschlage einer größeren oder kleineren Anzahl von Kontakten Strom zugeführt wird.
Infolgedessen drücken die zugehörigen Elektromagnete ihre Schreibstifte an ein durch
ein Uhrwerk bewegtes Papierband an und die Anzahl und Länge der Striche geben dann
ein Maß für die Dampfmenge und die Dauer des Verbrauches. Die Entfernung der nahe
der oberen Meßgrenze liegenden Platinkotakte voneinander ist hierbei so gewählt, daß
sie etwa 1 v. H. der normal zu messenden Dampfmenge entsprechen.
Versuche auf einer großen Kokerei im Saargebiete haben einen Unterschied von 1,3 v.
H. zwischen den durch Wassermessung ermittelten und den von dem Apparat
aufgezeichneten Werten ergeben. Sogar bei der Anordnung der Apparate in der
Dampfzuleitung einer Walzenzugmaschine wurden trotz des stark schwankenden
Dampfverbrauchs befriedigende Diagramme erhalten. Die Verwendung von mehreren
Apparaten vor den einzelnen Kesseln einer Batterie hat andererseits für die
Bedienung wertvolle Fingerzeige ergeben und Mängel in der Kesselspeisung, sowie in
der Beschickung des Rostes in mehreren Fällen aufgedeckt. Ferner zeigt der Apparat
eine Aenderung in der Dampfentnahme aus den Kesseln dem Heizer sofort an, so daß er
das Feuer entsprechend bedienen kann, während bei der bisher üblichen Beobachtung
des Kesselmanometers immer eine wesentliche Zeit verstrich, ehe sich die größere
oder geringere Dampfentnahme an dem Kesselmanometer überhaupt bemerkbar machte, (von Lossau.) [Elektrotechnische Zeitschr. 1908, S.
659–661.]
Pr.
Stoß Verbindung für Straßenbahnschienen.
Zwischen den vor 15 Jahren eingebauten und den zur Zeit hergestellten Schienen
besteht insofern ein wesentlicher Unterschied, als die Anlageflächen der Stoßlaschen
früher einen Winkel von 45° und jetzt einen solchen von nur 6° mit der Wagerechten
bilden. Infolgedessen kann nunmehr mittels der Befestigungsschrauben die zehnfache
Kraft ausgeübt werden, um die Laschen möglichst fest zwischen Schienenfuß und Kopf
einzupressen. Wesentlich für Straßenbahnen ist, daß ein Schienenstoß nach dem
Herstellen unbedingt fest bleibt, da die im Pflaster liegenden Schrauben nicht
zugängig sind und nach ihrer geringsten Lockerung eine rasch fortschreitende
Zerstörung des Stoßes stattfindet. Dann entstehen aber durch Auswechselung des
Stoßes, Wiederherstellung der Betonunterlage und durch die Pflasterarbeiten
bedeutende Kosten. Mit Rücksicht hierauf empfiehlt es sich nicht, die gewöhnlichen
Laschen zur Uebertragung senkrechter Kräfte von einer Schiene auf die benachbarte
heranzuziehen.
Vielfach ist die Schweißung der Schienenstöße vorgenommen worden und zwar nach dem
Falkschen Verfahren, dem Thermit-Verfahren oder auf
elektrischem Wege. Als Vorteil dieser Stöße wird hingestellt, daß das ganze Gleis
sowohl in bezug auf die Abnutzung als auch in bezug auf die elektrische
Leitfähigkeit einen stetigen Eisenweg bildet. Nun erstreckt sich die Schweißung
nicht über die ganze Stoßfläche, sondern es sind Lücken besonders am Schienenkopf
vorhanden; ferner werden bei allen Verfahren die Härte sowie andere Eigenschaften
des Schienenmaterials an den Enden verändert, so daß auch bei diesem Verfahren
Unstetigkeiten in dem Gleise an den Stößen vorhanden sind. Ueberdies ist beobachtet
worden, daß nach dreijährigem Betriebe die Stoßstellen zu Brüchen neigen. Ist ein
Bruch erfolgt, so bleibt nichts anderes übrig, als an den Stoßstellen ein 40 cm
langes Stück aus dem Gleise herauszuschneiden und ein entsprechend langes
Schienenstück einzusetzen, so daß man dann anstatt einer Stoßstelle deren zwei
hat.
Vielfach sind zur Uebertragung der senkrechten Kräfte die Schienenfüße an der
Stoßstelle durch unter denselben angeordnete Fußlaschen verbunden worden. Hierbei
hängt für die Haltbarkeit viel davon ab, wie fest die Fußlasche in der
Betonunterlage haftet. Zum gleichen Zwecke hat man ferner auch die Stoßlaschen so
ausgebildet, daß sie die Schienenfüße umfassen und hierdurch zur Uebertragung
senkrechter Kräfte besonders geeignet werden. (Gibbings.) [The Electrican 1908, S. 425–527.]
Pr.
Die Roma Civitta Castellana Einphasenbahn.
Durch die fruchtbare Gegend nördlich von Rom führt bis
zu dem Städtchen Civitta Castellana eine 51,5 km lange
Bahn, die von der französischen Westinghouse-Gesellschaft für den Betrieb mit Einphasenwechselstrom
eingerichtet wurde. Das Gleis besitzt Meterspur und zwar sind in den Städten
Rillenschienen von 23 kg/m, auf den Chausseen Vignolschienen von 19 kg/m verlegt. Zur
Stromrückleitung werden in den Städten beide Schienen benutzt, die außer den
kupfernen Verbindungen an den Stößen alle 50 m auch miteinander durch
Kupferleitungen verbunden sind. Auf der freien Strecke ist dagegen nur eine
Fahrschiene mit Verbindungen an den Stößen versehen.
Der Betriebsstrom wird den Fahrzeugen mit zwei verschiedenen Spannungen zugeführt: In
der Stadt wird Wechselstrom von 6000 Volt, auf dem übrigen Teile der Strecke Strom
von 6600 Volt verwendet. Die Hochspannungsfahrleitung, welche aus einem Kupferdraht
von 50 qmm
Querschnitt besteht, wird von Klemmen getragen, die an ein Flacheisen angenietet
sind; letzteres ist unter Zwischenschaltung von zwei hintereinander liegenden
Isolatoren mit den Enden an einem Auslegermast befestigt. Um bei Drahtbrüchen, die
erfahrungsgemäß in den weitaus meisten Fällen unmittelbar neben der Aufhängeklemme
eintreten, ein Herabfallen des Fahrdrahtes zu verhindern, ist über das Flacheisen
ein Hilfsdraht gelegt, der zu beiden Seiten der Aufhängeklemme in 70 cm Abstand an
dem Fahrdraht befestigt ist. Als weitere Sicherheitsmaßregel bei Drahtbrüchen ist in
der Stromzuführung zur Fahrleitung ein selbsttätiger Ausschalter angeordnet, der
durch Ruhestrom überwacht wird. Der zugehörige Stromkreis wird durch die Fahrleitung
und ein an deren Ende angeschlossenen, zum Kraftwerk zurückführenden Leitungsdraht
gebildet, so daß durch einen Bruch im Fahrdraht der Ruhestrom unterbrochen und der
Ausschachter ausgelöst wird.
Die Zuführung des Stromes zum Fahrzeug geschieht durch einen Scherenstromabnehmer,
dessen Schleifstück aus Aluminium mit Rillen zur Aufnahme von Schmiermaterial
besteht. Auf dem Dache des Fahrzeuges ist ferner ein Schalter angebracht, der an den
Uebergangsstellen von einer Spannung auf die andere durch einen an einem
Leitungsmast sitzenden Arm gesteuert wird und den Stromabnehmer an die
entsprechenden Klemmen eines Transformators anschließt.
Bisher sind für den Personenverkehr sieben Motorwagen, sowie mehrere Anhänger und für
den Güterverkehr zwei Lokomotiven beschafft worden. Die 7 m langen Motorwagen für 18
Sitz- und 20 Stehplätze besitzen zweiachsige Untergestelle, und sind je mit zwei 40
PS-Einphasen-Serienmotoren für 260 Volt Spannung und 25 Perioden ausgerüstet. Das
Gewicht des besetzten Motorwagens beträgt etwa 12 t, das des Anhängewagens von
gleichem Fassungsraum 8 t. Die Motoren verleihen einem aus Motor- und Anhängewagen
bestehenden Zuge eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/Std., wobei die mit der Uebersetzung 14
: 76 die Laufräder antreibenden Motoren eine minutliche Drehzahl von 630 besitzen.
Die mit vier Motoren ausgerüsteten Lokomotiven sind mit Zugsteuerung versehen. Zum
Bremsen dient die Westinghouse-Luftdruckbremse mit
Motorkompressor.
Mit Rücksicht auf die gute Entwicklung des Verkehrs ist eine Verlängerung um 40 km
bis nach Viterbo geplant. [Electric Railway Journal
1908, II, S. 150–152.]
Pr.
Schnellzuglokomotiven.
Die Great Central Railway hat für ihren
Schnellzugverkehr ⅖ gekuppelte Dreizylinder-Verbundlokomotiven in den Dienst
gestellt, bei denen der innenliegende Hochdruckzylinder 480 mm, die beiden
außenliegenden Niederdruckzylinder 535 mm Durchm. und 660 mm Hub haben. Der
Hochdruckzylinder besitzt Kolbenschieber und arbeitet auf die vordere Treibachse,
die Niederdruckzylinder arbeiten auf die hintere Treibachse. Dadurch erhält man
einen befriedigenden Massenausgleich der rotierenden und der hin- und hergehenden
Triebwerksmassen. Das Dienstgewicht ist 71 t, das Reibungsgewicht 37 t. Die
Rostfläche beträgt 2,4, die Heizfläche 180 qm.
Beim Anfahren tritt sowohl in den Hochdruckzylinder als auch in die
Niederdruckzylinder Frischdampf ein (Kesselspannung Hat). Die Dampfspannung wird für
letztere auf 3,5 at gedrosselt. Soll mit Halbverbundwirkung gefahren werden, dann
kann vom Führerstand aus die Feder im Drosselventil so verstellt werden, daß Dampf
von 3,5 bis 10,5 at in die Niederdruckzylinder eintritt. Diese neuen Lokomotiven der
Altantic Type dienen für den schnellen Expreßdienst dieser
Eisenbahngesellschaft, abwechselnd mit den zahlreichen Dreizylinderlokomotiven
derselben Bauart ohne Verbundwirkung.
Versuchsfahrten ergaben, daß der Kohlenverbrauch um 0,56 bis 0,77 kg für die Meile
kleiner war, als bei Lokomotiven ohne Verbundwirkung. Bei den Versuchsfahrten war
das Wagengewicht 150 t auf Steigungen von 1 : 176. Durchschnittsgeschwindigkeit war
96 km i. d. Stunde, doch wurden auch 132 km Geschwindigkeit im Gefälle erreicht. Die
häufig gehörte Behauptung, daß mit Verbundlokomotiven keine sehr großen
Geschwindigkeiten erhalten werden können, ist somit für Lokomotiven dieser Bauart
hinfällig. Dier Versuchsfahrten ergaben ferner, daß die Verbundlokomotiven auf
Steigungen, die Lokomotiven mit Einfachexpansion im Gefälle im Vorteil waren. [The
Engineer 1908, S. 417.]
W.
Der Turbinendampfer „Ben-My-Chree“.
Der vor kurzem bei Vickers Sons and Maxim, Ltd. in
Barrow in Furneß gebaute und in den regelmäßigen Dienst zwischen Liverpool und
Douglas auf der Insel Man eingestellte Turbinendampfer „Ben-My-Chree“ hat auf
seiner Probefahrt eine Geschwindigkeit von 25,5 Knoten erreicht und hat damit alle
bis daher mit Dampfern dieser Klasse erzielten Leistungen übertroffen. Die Anzahl
Umdrehungen der Turbinen betrug dabei 480 i. d. Minute, der Dampfdruck 11 at. Von
größerer Wichtigkeit ist noch, daß die für die Probefahrt gewährleistete
Geschwindigkeit von 24 Knoten bis jetzt auf fast jeder Reise im regelmäßigen Verkehr
übertroffen wurde. Die ganze Strecke wird dabei in etwas weniger als drei Stunden
zurückgelegt. Die höchste mittlere Geschwindigkeit auf einer solchen Reise hat 24,75
Knoten betragen, die Dauer der Reise in dem Falle 2 Stunden 16 Minuten.
Die in der Mitte angeordnete Hochdruckturbine und die beiden Niederdruckturbinen
treiben drei mit je einer Schraube versehene Wellen. Die Länge über alles des
Schiffes beträgt rd. 114 m, die Breite 14 m, der Tiefgang 3,65 m und die
Wasserverdrängung 2920 t, wobei es für 2700 Passagiere Raum bietet. Zum bequemen
Anlegen ist sowohl ein Vorder- wie ein Hinterruder angebracht. Die
Rückwärtsgeschwindigkeit wurde bei der Probefahrt auf 17 Knoten festgestellt.
Im Gegensatz zur üblichen Anordnung sind die Salons der I. Klasse im Sonderschiff
untergebracht. [Engineering 1908, II, S. 200, 203 und Tafel]
Ky.
Die Entstehung des Erdöls.
Auf Grund seiner eigenen zwanzigjährigen Arbeiten und im Einklang mit den Ergebnissen
mehrerer anderer Forscher ist C. Engler (Karlsruhe) zu
folgender Ansicht über die Entstehung des Erdöls gelangt:
Das Erdöl ist aus pflanzlichen und tierischen Resten, insbesondere von
Kleinlebewesen, entstanden. Zunächst wurden durch Fäulnis die stickstoffhaltigen
Bestandteile (Eiweißstoffe) und der Zellstoff zerstört, dann die übrigbleibenden
Fettkörper (z.B. Cholesterin) aufgespalten und schließlich unter hohem Druck die
Kohlenwasserstoffe gebildet, aus denen sich das Petroleum zusammensetzt.
Gelegentlich mag auch Erdöl aus Metallkarbiden (auf „vulkanischem“ Wege)
erzeugt sein; aber obwohl es experimentell gelungen ist, aus Azetylen und
Wasserstoff eine dem kaukasischen Erdöl ähnliche Flüssigkeit zu gewinnen, so spricht
gegen diese rein anorganische Bildungsweise die Gegenwart optisch aktiver
Bestandteile im natürlichen Erdöl. [Zeitschrift f. angewandte Chemie 1908 21, S. 1585–1597.]
A.