Titel: | Glasschmelz-Wannenöfen und das neue Siemens-Wannensystem und ihr Betrieb. |
Autor: | Hans Schnurpfeil |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 698 |
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Glasschmelz-Wannenöfen und das neue
Siemens-Wannensystem und ihr Betrieb.
Von Ingenieur Hans Schnurpfeil.
(Fortsetzung von S. 680 d. Bd.)
Glasschmelz-Wannenöfen und das neue Siemens-Wannensystem und ihr
Betrieb.
III. Anlagekosten und
Betriebsresultate der Neuen Siemens-Wanne.
Es ist eine unbestrittene Tatsache, daß bei den Ofenbauten oft ganz unsinnige
Ausgaben gemacht werden. So findet man oft ganz zwecklose Maueraufführungen aus
feuerfester Schamotte, wo rotes Ziegelmauerwerk vollauf genügt hätte. Ebenso läßt
sich manchmal viel an den Eisenkonstruktionen für die Glasöfen sparen.
Verschönerungen an den Eisenkonstruktionen, wodurch diese nur verteuert werden, sind
in der Tat zwecklos; sie sollen nur gediegen und sorgfältig gearbeitet sein und den
Ansprüchen genügen.
Baukosten. Die Kosten einer Flaschenglaswanne mit einer
Jahresproduktion von etwa 6 Mill. Flaschen würden sich nach dem neuen Siemens-System, wenn wir normale, günstige
Bauverhältnisse in Betracht ziehen, wie folgt stellen:
1.
Ausschachtungen, 800 cbm je 0,50 M.
400, – M.
2.
Schamottesteine für die Kammerwände,12000 Stck. = 43200
kg v. H. 3,60 M.
1555,20 „
3.
Schamottesteine f. d. Kanalnetz, Unter-kammern,
Wechselanlage 16000 Stck.= 57600 kg, v. H. kg 2,40 M
1382,40 „
4.
Schamottesteine f. d. Kammergürtel,1200 Stck. = 4320 kg,
v. H. kg 2,40 M.
103,68 „
5.
Schamottesteine f. d. Kammerwölbung,3200 Stck. = 11520
kg, v. H. kg 3,60 M.
414,72 „
6.
Schamottesteine f. d. Brenner, 10000 Stck.= 37000 kg, v.
H. kg 5,10 M
1887, – „
7.
Schamottesteine f. d. Bodenstützen,1800 Stck. = 6480 kg,
v. H. kg 2,40 M.
155,52 „
8.
Schamottesteine als Kammerpflaster,5500 Stck. = 19800
kg, v. H. kg 2,40 M.
475,20 „
9.
Dinaskuppensteine, 10000 Stck. =35000 kg, v. H. kg 4,30
M
1505, – „
10.
Regeneratorenfüllsteine, 7500 Stck. =27750 kg, v. H. kg
5,10 M
1415,25 „
11.
Formsteine f. d. Ofenumfassung, 600 ×500 × 250 mm, 330
Stck. = 46250 kg,v. H. kg 7,25 M
3353,13 „
12.
Bodensteine, 900 × 900 × 250 mm,70 Stck. = 29230 kg, v.
H. kg 7,25 M.
2119,18 „
13.
Formsteine für die exponierten Brenner-steilen, 660 ×
300 × 200 mm, 60 Stck.= 3996 kg, v. H. kg 7,25 M
289,71 „
14.
Dinasmörtel, 4200 kg, v. H. kg 2, – M
84, – „
15.
Schamottemörtel, 42000 kg, v. H. kg1, – M.
420, – „
16.
Mauerziegel (rot), 60000 Stck., v. T.25, – M.
1500, – „
17.
Kalkmörtel, 30000 kg, v. T. kg 4,50 M.
135, – „
18.
Eisenkonstruktionen, Verankerung derKuppe, etwa 14000
kg, v. H. kg 20, – M.
2800, – „
19.
Eisenteile, wie Gaswechsel, Luftwechsel,Reguliertrommel,
Essenschieber, etwa2000 kg, v. H. kg 35, – M.
700, – „
20.
Eisenteile f. 6 Gaserzeuger, wie Füll-trichter,
Stoßlöcher, Rostenstäbe, Rost-balken usw., etwa 15000 kg, v. H.
kg16,50 M.
2475, – „
21.
Rüstholz, Bretter zu Verschalungen
500, – „
22.
Arbeitslöhne f. 50 Tage, 12 Maurer und 20
Handlanger
5000, – „
23.
Normalfrachtauslagen f. etwa 40 Wagg.f. d. Waggon 55, –
M.
2200, – „
–––––––––
30869,99 M.
Für eine Wanne mit einer Jahresleistung von 6 Mill. Flaschen rechnet man ungefähr 16
Kühlöfen und stellt sich der Kostenaufwand derselben wie folgt:
1.
Schamottesteine, 10000 Stck. = 36000 kg,v. H. kg 2,40
M.
864, – M.
2.
Mauerziegel (rot), 60000 Stck., v. T.25, – M.
1500, – „
3.
Eisenteile, wie Verankerung, Eintragstürenusw.
800, – „
4.
Erdaushub, 80 cbm, à 0,50 M.
40, – „
5.
Arbeitslöhne f. 8 Maurer und 12 Hand-langer
1200, – „
––––––––
Zusammen
4404, – M.
Außer diesen Nebenöfen benötigt eine solche Wanne noch zwei Schiffchentemperöfen, die
zugleich zum Brennen der Wannenkränze dienen. Die Herstellungskosten dieser
Nebenöfen beziffern sich zusammen auf folgende Summen:
1.
Schamottesteine, 4000 Stck. = 14400 kg,v. H. kg 2,40
M.
345,60 M.
2.
Gewöhnliche Mauerziegel, 20000 Stck.,v. T. 25, –
M.
500, – „
3.
Eisenteile, wie Verankerung usw.
300, – „
4.
Erdaushub, 30 cbm à 0,50 M.
15, – „
5.
Arbeitslöhne f. 6 Maurer und 8 Handlanger
280, – „
–––––––––
Zusammen
1440,60 M.
Fassen wir vorstehende Endsummen zusammen, so stellt sich der Gesamtkostenaufwand für
eine Flaschenglaswanne mit einer Jahresproduktion von 6 Millionen Flaschen einschl.
6 Generatoren, 16 Kühlöfen und zwei Schiffchenbrennöfen auf
a)
30869,99
M.
b)
4404,–
„
c)
1440,60
„
––––––––––––
Zusammen
36714,59
M.
Brennstoffaufwand. In vielen Glashütten klagt man über
den hohen Brennstoffverbrauch im Vergleich zu dem anderer Betriebe. Zu beachten ist
zur Erklärung Folgendes: Abgesehen davon, daß die Nebenöfen, wie Kühlöfen manchmal
übertrieben viel mit Brennstoff gespeist werden, ist es bekannte Tatsache, daß ein
erst aufgetemperter oder der Endkampagne entgegengehender Ofen allgemein mehr
Brennstoff als ein gut ausgehitzter noch nicht schadhafter Ofen benötigt. Außerdem
verursachen unsachgemäß konstruierte Brenner oder der Brennstoffart nicht angepaßte
Gaserzeuger ebenfalls höheren. Kohlenverbrauch. Häufig liegt die Ursache für
letzteren auch in einer vernachlässigten Aufbewahrung der Brennmaterialien. Für
Kohlen empfehlen sich geeignete verschließbare Schuppen, die in der Nähe der
Generatoren liegen und bequem zugänglich sein sollen. Die Lagerung der Kohlen soll
so getroffen werden, daß niemals die grubenfrische Kohle auf die alte zu liegen
kommt. Es findet hierbei eine Erwärmung der unteren Kohle statt, die Folge ist dann
eine allmähliche Verwitterung, die eine Reduktion des Kohlenstoffes und
Wasserstoffes im Gefolge hat, wodurch die Kohle an Brennwert verliert. Auf dem
Transport feucht gewordene Kohlen sollen besonders trocken gelagert werden;
Schwefelkies enthaltende feuchte Kohlen sind leicht zum Zersetzen geneigt. Das
Generatorenplateau soll, wie schon an anderer Stelle gesagt, sauber abgepflastert
sein, damit nicht die Kohle auf das bloße Erdreich geschüttet wird. Dies sind alles
Momente, die bei der Lagerung der Kohlen zu berücksichtigen sind, will man nicht
ihren Brennwert vermindern.
Aehnlich verhält es sich mit den Hölzern; grünes oder frisch geschlagenes Holz soll
grundsätzlich nicht in den Generatoren verfeuert werden. Man wird sonst trotz
erhöhten Brennstoffverbrauchs nur unvollkommene Temperaturen erzielen. Nichts ist
einfacher als einen Trockenprozeß in den Glashütten durchzuführen, um so mehr, als
jeder Raum in einer Glasfabrik über freie, ungebundene Wärme verfügt, die zur
Trocknung des Holzes herangezogen werden kann. Durch vollkommen trockenes Holz kan
man unglaublich große Mengen Brennstoff sparen. Von weiterem Einfluß auf den
Brennstoffaufwand ist die Größe der Holzstücke. Das Holz kommt gewöhnlich in
Meterscheiten zur Verwendung, die auf bestimmte Längen geschnitten werden.
Irrtümlicherweise findet man die Ansicht vertreten, daß größere Holzscheite an
Brennstoff sparen; dies ist aber nicht zutreffend. Obwohl kleinere Scheite den
Generatorraum voller ausfüllen und auch anscheinend einen höheren
Brennstoffverbrauch zur Folge haben, so ist doch die Gasausbeute bei kurz
geschnittenem Holz stets reicher und das Gas intensiver. Lange Holzscheite bilden in
der Generatorlagerung Hohlräume, welche eine genügende Gluthöhe nur schwerlich
ermöglichen und das Gas entwickelt sich zu wild, zu kalt und zu kohlensäurereich, so
daß keine genügende Schmelztemperatur damit zu erzielen ist. Was hier bezüglich des
Holzes gesagt wurde, gilt auch für den Torf, dessen Güte um so höher ist, je dichter
und trockener seine Massebestandteile sind.
Für Glasfabriken ist es vorteilhaft, Hölzer von hohem Raumgewicht als Brennstoff zu
verwenden. Bekanntlich sind spezifisch schwerere auf trockenem, bergigem Terrain
entstandene Hölzer sparsamer zu feuern als solche, die auf einem feuchten, warmen
und zarten Boden gewachsen sind. Genau so verhält es sich mit dem Torf für
Glashütten; spezifisch schwerer, also dichter, trockener, fester und wenig Asche
bildender Torf ist das brennstoffsparsamste Material unter den verschiedenen
Torfarten. Von den Kohlenmaterialien eignet sich zum Glasschmelzen diejenige
Kohlengattung am besten, die neben hoher Heizkraft eine lange und reine Flamme,
sowie viel Gas liefert.
In nachstehender Tabelle ist der Brennstoffaufwand verschiedener Wannenöfen
wiedergegeben worden und sind die Ziffern unmittelbar der Praxis entlehnt.
Soweit die Brennstoffsparsamkeit in Betracht kommt, arbeiten die Neuen Siemens-Wannen und Nehse-Dralle-Wannen am günstigsten. Wiewohl bei keinem anderen System eine
so vollkommene Flammenausnutzung und Brennstoffökonomie als gerade beim
Regenerativ-Siemens-Ofen stattfindet, hat Verfasser
doch bemerkt, daß der Rekuperativ-Nehse-Ofen, der nicht so hohe Temperaturen als das
Regenerativofensystem hervorbringen kann, allgemein etwas brennstoffsparsamer
arbeitet, sofern seine Brenner, Gaserzeuger und Brennstoff sachgemäß der Anlage
angepaßt werden. Da die Nehse-Dralle- und Guennec-Wannen nur eine Erhitzung der Verbrennungsluft,
nicht wie es beim Siemens-System der Fall ist, auch
eine Vorwärmung des Gases zulassen, so ist bei allen Oefen mit
Bezeichung der Oefen
cbmInhalt
Monatsglas-produktion
Art des Brennstoffes
Brennstoffaufwandin kg.
Kosten
Durch-schnitts-preis f. 1
kg.Brennstoff
monatlich
für 1 kg. geschmolzenesGlas
1. Alte Siemens-Wanne
35
187500 kg
Englische Steinkohle
187000
1,00
1,80
1,8
2. Alte Siemens-Wanne
35
187500 „
Westfälische „
195000
1,04
1,87
1,8
3. Alte Siemens-Wanne
45
300000 „
Böhmische Braunkohle
402000
1,34
1,54
1,15
4. Neue Siemens-Wanne (m. frei.
Flammentf.)
45
300000 „
„ „
390000
1,30
1,50
1,15
5. Neue Siemens-Wanne (m. frei.
Flammentf.)
40
240000 „
Schlesische Steinkohle
265000
1,10
1,87
1,70
6. Neße-Dralle-Wanne
35
185000 „
Westfälische „
191000
1,03
1,85
1,80
7. Guennec-Wanne
20
115000 „
„ „
121000
1,05
1,89
1,80
Rekuperativfeuerung gebotene Bedingung, die Generatoren in
direkte Nähe des Hauptofens zu legen und eine kalorienreiche, recht heiße Gase
entwickelnde Kohle zu verwenden, um nach Möglichkeit einer Abkühlung des Gases zu
steuern. Im anderen Falle hat man erhöhten Brennstoffverbrauch zu gewärtigen.
Die Kosten für 1 kg geschmolzenes Glas schwanken untereinander und sind die
Unterschiede nicht nur allein auf die verschieden teueren Kohlenarten
zurückzuführen, sondern auch auf die verschiedenen Kohlenmengen. Das Glas läßt sich
in Holz- oder Torfgegenden um ⅓ Pfg. f. d. Kilogramm durchschnittlich verbilligen,
wenn man dem Kohlenbezug Holz oder Torf aus der nächsten Umgebung vorzieht. Gar oft
sind die Fabrikanten für fremden Bezug, indem sie das in der Nähe sich vorfindende
Holz oder Torf unbeachtet lassen. Nebenbei ist das mit Holz- oder Torfgas
geschmolzene Glas schöner und reiner im Glänze als das mit Kohlengasfeuerung
erzeugte. Schließlich erfordert der mit Holz oder Torf gespeiste Generator eine
nicht so umständliche Bedienung wie dies bei den Kohlengaserzeugern der Fall ist und
wo die Schürer besonders bei schlackenden Kohlenarten eine angestrengte Tätigkeit
haben.
Die Brennstoffmengen, die in der vorhergehenden Tabelle angeführt sind, verstehen
sich lediglich auf die Wannenöfen ohne die Nebenfeuerungsanlagen. Eine Wanne mit
einer Jahresleistung von ungefähr sechs Millionen Flaschen benötigt täglich etwa
11000 kg schlesische Steinkohle, indem knapp 2000 kg Kohle auf die im Betriebe
befindlichen Kühlöfen entfallen. Für die Gesamtfeuerungsanlage einer Wanne mit einer
Jahresproduktion von sechs Millionen Flaschen kann man einen
Jahres-Steinkohlenaufwand von 400 Waggons zu 10000 kg schlesischer Marke rechnen,
wovon für die Schmelzwanne allein 325 Waggons, für die Kühlöfen 70 Waggons und für
die Temperöfen 5 Waggons jährlich in Betracht kommen.
Wannenbetrieb. Zur Erzielung eines gut
durchgeschmolzenen und reinen Glaserzeugnisses muß beim Wannenbetrieb ganz besondere
Sorgfalt verwendet werden, da man in einem Wannenofen den Glasschmelzvorgang nicht
so in der Hand hat wie beim Glashafenofen. Während beim letzteren die inhaltskleinen
Schmelzgefäße nach einer verfehlten Schmelze mühelos und ohne größere Verluste
entleert werden können, man nennt diesen Arbeitsprozeß in der Hüttensprache
„ausfermen“, so ist dies bei einer Wanne mit ihrem gewaltigen Becken
unmöglich. Daher sucht man, das in der Wanne geschmolzene Glas nach Möglichkeit
weitest zu raffinieren und dies um so mehr, als ohnehin das Wannenglas weit dem
Hafenofenglas nachsteht. Feinere Gläser kann der Wannenofen nicht erzeugen; er ist
besonders auf gewöhnliche Ware eingerichtet, soweit Massenartikel in Frage kommen.
Allerdings bemüht man sich, auch Weiß- und Weißpreßglas in dem Wannenbassin zu
schmelzen; wenn auch diese Versuche bisher nur wenig befriedigende Resultate
ergaben, indem die Farbe des Glases unbeständig blieb, so kann man doch durch
geeignete Läuterung des Glases ein dauerhaftes Erzeugnis erzielen. Von dem guten
Gelingen der Schmelze und Läuterung hängt die Güte des Glases ab. Ist das Glas
schlecht durchgeschmolzen und ungenügend geläutert, so verliert es an
Dauerhaftigkeit und Ansehen; es gibt in den Kühlungen viel Bruch und die auch
wirklich gut gekühlte Ware wird nur gering bezahlt, wenn sie teilweise ihren Glanz
und Farbaussehen eingebüßt hat.
Wenn auch der Schmelzvorgang in einer Wanne als vollkommen angesehen werden darf, so
ist doch ihre Läuterung gewöhnlich nur eine ungenügende. Durch eine gewisse
Wannenlänge wird der Läuterprozeß auf natürlichem Wege befördert; je länger der Weg
ist, den das geschmolzene Glas nach der Arbeitswannenrichtung einschlägt, desto
reiner, vollkommener durchgeschmolzen und geläutert, sowie spezifisch schwerer und
glanzvoller ist es. Ein sachgemäß lang angelegtes Wannenbecken bietet bereits Gewähr
für ein schönes, taugliches und brauchbares Glas. Dem Läutervorgang des Glases in
der Wanne kommt man durch geeignete Läuterapparate und Raffinierschiffchen zu Hilfe.
Solche Läuter- und Glasraffinierkörper sind die „Glaskränze“, auch
„Glasringe“ benannt, und die „Glasschiffchen“.
Textabbildung Bd. 323, S. 700
Maßstab 1 : 40. Fig. 15. Vertikalschnitt; Fig. 16. Horizontalschnitt; Fig. 17.
Vertikalschnitt; Fig. 18. Horizontalschnitt.
Auf Fig. 15
und 16 ist
im Vertikalschnitt und Draufsicht ein solcher „Wannenring“ oder
„Glaskranz“ wiedergegeben. Sie haben vollständige Aehnlichkeit mit den
Glaskränzen für Hafenöfen, nur sind sie größer. Ihr Durchmesser und ihre Wandstärke
ist umfangreicher und ganz besonders ist ihre Tiefe reichlich bemessen. Letztere
beträgt 250 mm; um ungefähr 220 mm tauchen diese Kränze in die Glasmasse und wird
das an der Oberfläche sich befindliche Glas gezwungen infolge der tiefen Kränze auch
tiefer zu tauchen und sich inniger zu läutern. Für Wannen mit Flaschenglaserzeugung
genügen die „Glaskränze“, die zugleich als Läuter- und Arbeitsringe dienen,
indem man aus ihrer inneren Kranzfläche auch das Glas zur Verarbeitung schöpft. Beim
Schiffchenbetrieb kann man diese Kränze umgehen, sofern man Flaschenglas schmilzt.
Für feineres Wannenglas jedoch empfehlen sich sowohl Läuterringe, als auch
Arbeitsschiffchen, um die Reinigung des Glases vollkommener zu gestalten.
Auf Fig. 17
und 18 ist
im Vertikal-, sowie Horizontalschnitt ein Glasraffinier-Schiffchen in gangbarer
Größe dargestellt; jedoch richtet sich letztere ausschließlich nach dem Umfang des
herzustellenden Glaskörpers. Das Raffinierschiffchen (Fig. 17 und 18) besitzt
zwei Räume, den Läuterraum a und den Arbeitsraum b. Das geschmolzene Glas steigt von der Tiefe durch den
Schlitz c auf, passiert den Brückensteg d, indem unreine Stoffe abgehalten werden. In dem Raum
a findet noch einmal eine Schmelzung des flüssigen
Glases statt, indem es erneut der Hitze ausgesetzt wird; das gut durchgeschmolzene,
spezifisch schwerer werdende Glas sinkt unter, strömt durch die Oeffnung e in den Schiffchenarbeitsraum, von wo es zum Gebrauche
entnommen wird. An der Stirn besitzt das Schiffchen zwei Nasen f, die zu nahes Anlegen desselben an die
Arbeitswannenbrüstung verhindern sollen, um das Arbeiten der Glasbläser nicht zu
erschweren Hier und da findet man die Schiffchenherstellung auch derart, daß der
Glaseintrittschlitz, wie auf den Fig. 17 und 18
punktiert, höher liegt und der Steg d fehlt. Letztere
Anordnung ist insofern unpraktisch, als das flüssige Glas gleich zum Arbeitsraum
gelenkt wird, wodurch die Läuterung unvollkommener ausfällt. Nebenbei befindet sich
in den höheren Schichten stets ein weniger gütefähiges Glas, während das aus den
tieferen mittleren Schichten reiner und spezifisch schwerer ist.
Infolge des Ausarbeitens des Glases durch die Glasmacher mit ihren Pfeifen entsteht
ein hydrostatischer Druck nach den Arbeitsstätten hin und hat das geschmolzene Glas
den Drang, sich von der Schmelzwanne zur Arbeitswanne zu bewegen. Durch diese
drückende Glasmasse werden die Glaskränze und Schiffchen ebenfalls dicht zusammen
und an die Glasentnahmestellen gedrängt, indem sie ein inniges Kettennetz bilden.
Dasselbe muß nun das geschmolzene Rohglas mit seinen reichlichen Gemengeknoten
passieren- Der Vorgang spielt sich wie folgt ab: Der Glasfluß, der sich nach vorn
drängt, wird durch die Glaskränze aufgehalten und, da er doch die Neigung besitzt,
zu den Arbeitswerkstellen zu gelangen, muß er unter die tiefen Glaskränze tauchen,
indem die leichteren Gemengeknoten oben bleiben und noch einmal schmelzen. Durch
diesen Tauchprozeß gelangt der Glasfluß, welcher eine gleiche Partie an die
Oberfläche drängt, in die innere Ringfläche, wird erneut der Flammenhitze
ausgesetzt, inniger durchgeschmolzen, mithin spezifisch schwerer, sinkt unter und
drückt leichtere Glaspartien zur vollkommeneren Schmelzung nach oben. In dieser Art
bewegt sich das Glas zu der Arbeitswanne, es erscheint, taucht unter, kommt wieder
zum Vorschein, bis es vollkommen geläutert, alle Unreinigkeiten hinter sich lassend,
in das Arbeitsbecken gebrauchsfertig tritt. Dieses sich stetig wiederholende Spiel
der schlängelnden Glasbewegung wirkt auch der Stagnation mit ihrer Entglasung
entgegen und ist nur dringend geraten, sofern man feineres Wannenglas erzeugen will,
soviel als nur irgend möglich aus arbeiten zu lassen, damit keine alten
Glasreste übrig bleiben, die gern einen graugrünlich dunkelen Stich annehmen. Ein
solcher Mißfarbton kann auch durch die bestwirkenden Entfärbungsmittel, wie
Nickeloxyd, Kobaldoxyd und Selen, nicht beseitigt werden. Allerdings sind zur
Erzeugung eines reinen Glases auch reine Rohstoffe erforderlich und, um bessere
Wannengläser glanzvoller und für die Verarbeitung geschmeidiger zu machen, empfiehlt
sich auf 100 kg Sand ein Zusatz von 3 kg Salpeter und ¼ kg Antimonoxyd.
Wannen mit Schiffchenbetrieb können ruhig 1 m kürzer als mit Ringbetrieb sein; jedoch
erfordert Schiffchenbetrieb einen ungefähr 200 mm höheren Glasstand. Für jede
Arbeitswerkstelle ist so ein Glasreinigungsschiffchen bestimmt. Nebenbei rechnet man
noch zwei Reserveschiffchen und Reservekränze für den Fall, daß die Läutergefäße
unbrauchbar werden sollten und reißen. Man belegt gern das Wannenbecken zwei Drittel
seiner Oberfläche mit den Ringen und kann man bei einer größeren Weißglaswanne deren
Füllung mit 50 – 60 Kränzen von 600 mm äußeren Durchmesser und 12 Schiffchen
rechnen. Eine Flaschenwanne mit ausschließlichem Ringbetrieb benötigt ungefähr 70
Glaskränze.
Alle 4 – 6 Wochen werden die Ringe und Schiffchen aus der Wanne durch entsprechend
große Oeffnungen entfernt und durch neue ersetzt. Die Ringe und Schiffchen länger in
dem Wannenbecken zu belassen, ist unvorteilhaft, da sie mit der Zeit merklich stark
schwinden und Ihre Schamotteabsonderungen das Glas Verunreinigungen, indem es
„knotig“, „steinig“, „windig“, „fadig“ wird, welche
Erscheinungen auf unaufgelöste Tonpartikelchen zurückzuführen sind. Sofern man zur
Schmelzung Glaubersalz (schwefelsaures Natron) verwendet, sind mit Rücksicht auf die
sich bildende ätzende „Glasgalle“ die Läutergefäße im Betriebe früher zu
entfernen als die, die nur mit Sodaglas (kohlensaurem Natron) in Berührung
kommen.
Bemerkt sei hier, daß die Glaskränze und Schiffchen gleich wie die Häfen für die
Glasfabrikation aus den besten Rohstoffen, wie den hochfeuerfestesten Tonen und
Schamotten hergestellt sein müssen und daß ihre Erzeugung mit derselben peinlichen
Sorgfalt und Umsicht zu geschehen hat wie die der Glasschmelzgefäße.
Eine praktische und ausführliche Anleitung über Hafen-, Schiffchen-,
Glasring-Fabrikation, Auftempern der Läutergefäße, Einsetzen und Auswechseln
derselben, sowie Kostenberechnung usw. findet der Leser in meinem Werke: „Die
Tonindustrie im Glashüttenbetriebe“.
Zur andauernden, geregelten Glasschmelzung und zum sachgemäßen Ofenbetriebe ist eine
stete Kontrolle, durch den Betriebsbeamten unerläßlich notwendig. Mit dem Brennstoff
sollen öfter Verbrauchsversuche unternommen werden.
(Schluß folgt.)