Titel: | Versuche an Pumpen-Ringventilen. |
Autor: | L. Klein |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 785 |
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Versuche an Pumpen-Ringventilen.Vergl. von demselben Verfasser: D. p. J. 1907, S.
353 u. f. D. p. J. 1908, S. 289 u. f. Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1905, S.
485, 618 u. f.
Von Prof. L. Klein,
Hannover.
Versuche an Pumpen-Ringventilen.
Durch die früher veröffentlichten VersucheVergl. von demselben Verfasser: D. p. J. 1907, S. 353 u. f. D. p. J.
1908, S. 289 u. f. Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1905, S. 485, 618 u.
f. habe ich die Ausfluß- und Druckziffern für zwei
Pumpen-Ringventile bestimmt. Die Versuche sind an einem dritten solchen Ventil
fortgesetzt worden, worüber im folgenden berichtet werden soll.
Textabbildung Bd. 323, S. 785
Die Einrichtung, die Durchführung der Federeichung und der Versuche selbst waren so
geblieben, wie früher in dieser ZeitschriftVergl. von demselben Verfasser: D. p. J. 1907, S. 353 u. f. D. p. J.
1908, S. 289 u. f. Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1905, S. 485, 618 u.
f. beschrieben.
Das untersuchte Ventil Fig. 1 und 2 hat die
gleichen Hauptabmessungen wie das Ventil S. 290 Fig. 2, nur sind die
Sitzflächen nicht eben, sondern unter 45° kegelförmig abgeschrägt. Der mittlere
Ringdurchmesser ist wieder 158 mm; zur Belastung und Führung dient die auf S. 290
Fig. 4
abgebildete Feder F1.
Von dem früherVergl. von demselben
Verfasser: D. p. J. 1907, S. 353 u. f. D. p. J. 1908, S. 289 u. f. Zeitschr.
d. Ver. deutsch. Ing. 1905, S. 485, 618 u. f. untersuchten Ventil
mit kegelförmigen Sitzflächen unterscheidet es sich durch die größere Ringbreite: 30
auf 24 mm gegenüber 22 auf 16 mm und durch einen etwas kleineren Durchmesser:
158 mm gegenüber 166 mm.
Das zu untersuchende Ventil wurde nun, nachdem die Feder eingebaut war, mit dieser
zusammen in dem Ventilkasten unter Wasser gesetzt, und sodann der Ventilring durch
Gewichte, welche an einer über eine Rolle gelegten Schnur wirkten, angehoben; dabei
wurde die Größe der Belastung B kg und der zugehörige
Schreibstifthub \frakfamily{H} m gemessen. Die Ergebnisse sind in
Fig. 3 eingetragen, sie lassen sich
zusammenfassen zu:
B=14,57\mbox{ kg}+200\,\frakfamily{H}\,\pm\,±0,03\mbox{ kg}
oder für den Aufwärtsgang des Ventils zu:
B=14,6\mbox{ kg}+200\,\frakfamily{H}.
An Stelle des Schreibstifthubes den im Verhältnis von L1 : L2 = 263: 55 (s. Fig. 2) kleineren
Ventilhub f) m eingeführt, ergibt
B=14,6\mbox{ kg}+957\frakfamily{h}.
Textabbildung Bd. 323, S. 785
Fig. 3.Eichung der Ventilbelastung. Ventilbelastung B.
Wie bei den früheren Versuchen, so ließ ich auch diesmal die Pumpe der Reihe nach mit
verschiedenen Geschwindigkeiten laufen, wobei für jede Umdrehungszahl der Ventilhub,
sowie der Unterschied des Drukkes ober- und unterhalb des Ventiles in Diagrammen
(Fig.
4–17) aufgezeichnet wurden.
Für die Auswertung wird aus den früherD. p. J.
1907, S. 387. angegebenen Gründen der Zustand zur Zeit der
Kolbenhubmitte zugrunde gelegt. Die Diagramme ergeben hierfür die in Tab. 1
eingeschriebenen Werte von \frakfamily{H} m Schreibstifthub und
h'u – h'o mm
Druckunterschied, welch letzterer mit Hilfe der Federkonstanten des
Differenz-Indikators:D. p. J, S. 291 d.
B.
54,6 mm = 1 at = 10 m WS,
in m Wassersäule umgerechnet worden ist.
Zur Bestimmung des ganzen im Ventil aufgewendeten Druckes müssen noch die
Energiebeträge \frac{{v^2}_u}{2\,g} und
\frac{{v^2}_0}{2\,g} berücksichtigt werden, welche den
Geschwindigkeiten vo
bezw. vo an den
Meßstellen unter- bezw. oberhalb des Ventils entsprechen. vu und vo sind wieder aus den Querschnitten an den genannten
Stellen unter der Annahme errechnet, daß alle Teile derselben mit gleicher
Geschwindigkeit durchströmt werden.D. p. J, S.
307 d. Bd. Es ist also wieder:
Textabbildung Bd. 323, S. 786
Ventilerhebungsdiagramme. Druckunterschied im Ventil.
Der ganze Druckaufwand im Ventil:
h_u-h_0=h'_u-h'_0+\left(\frac{{v^2}_u}{2\,g}-\frac{{v^2}_0}{2\,g}\right)\mbox{
in m WS}
und der Ventilhub:
\frakfamily{h}=\frac{L_2}{L_1}\,\frakfamily{H}=\frac{55}{263}\,\frakfamily{H}=0,209\,\frakfamily{H}.
Diese Größen sind in Tab. 1 eingetragen und in Fig.
18 in ihrer Abhängigkeit von der minutlichen Umdrehungszahl
dargestellt.
Um auch einen Ventilhub kleiner als 1 mm zu erhalten, obwohl die Antriebsverhältnisse
der Pumpe nicht gestatteten weniger als 30 minutl. Umdreh. zu machen, ist bei den
Versuchen 50 – 54 der Plungerhub auf 0,150 m eingestellt worden, während er bei den
andern Versuchen 0,299 m betrug. Die entsprechenden Versuchspunkte sind daher auch
bei
n=\frac{150}{299}\,\cdot\,33,8=17
eingetragen, trotzdem die Pumpe mit n
= 33,8 lief.
Die Kurven sind in Fig. 18 so eingezeichnet, daß sie
bei stetigem Verlauf möglichst nahe an allen
Versuchspunkten vorbeigehen, auf welche Weise man die Versuchsungenauigkeiten
möglichst ausschaltet. Die diesen Kurven entsprechenden Werte für
\frakfamily{h} = ½, 1, 2, 3, 4 und 5 mm sind die Mittelwerte
aus den Versuchen und sind neben den eigentlichen Versuchspunkten in der Tab. 1 der
weiteren Ausrechnung zugrunde gelegt. Für Ventilhübe kleiner als 0,8 mm sind die
Kurven nur strichpunktiert, wodurch zum Ausdruck gebracht werden soll, daß ihr
Verlauf in dieser Gegend nicht gesichert ist. Es ist zu vermuten, daß in der Nähe
des Ventilschlusses die Verhältnisse sich ändern.
Die Druckziffer x:
Vergleichen wir das Produkt aus dem spezifischen Druckaufwand im Ventil und der
Ventilunterfläche
= (hu
– ho)f γ
mit dem Druck B, den das Wasser
gegen die ganze Ventilunterfläche ausübt, so zeigt sich wieder, daß:
(hu –
ho)f γ > B,
daß also wieder:
(hu –
ho)f γ = x B,
worin die Druckziffer x größer
als 1,
x=\frac{(h_u-h_0)\,f\,\cdot\,\gamma}{B}.
Dabei ist γ das Gewicht der Volumeinheit Wasser
also = 1000 kg, und f die Ventilunterfläche.
Textabbildung Bd. 323, S. 787
Fig. 18.Druckaufwand im Ventil und Ventilhub bei verschiedenen minutl.
Umdrehungen.
Bei der Ausrechnung tritt die Frage auf, was ist als Ventilunterfläche einzuführen?
Die auf 24 mm abgeschrägte, oder die ganze 30 mm breite Ringfläche? Aus früher
angegebenen GründenD. p. J. 1907, S.
386. halte ich es für richtiger, die abgeschrägte
Ringfläche, also die freie Sitzfläche (b = 24 mm) der
Berechnung zugrunde zu legen. Der Vollständigkeit halber ist x aber auch für die 30 mm breite Ringfläche bestimmt und eingetragen
worden.
Aus dem Durchmesser (= 0,158 m) und der Breite des Ventilrings ergibt sich nun:
f30 =
0,158 π ∙ 0,030 = 0,0149 m2
x_{30}=14,9\,\frac{h_u-h_0}{B}
f24 =
0,158 π ∙ 0,024 = 0,0119 m2
x_{24}=11,9\,\frac{h_u-h_0}{B}
Die Ausflußziffer μ:
Diese ist der QurtientD. p. J., S. 289 d.
Bd. von der aus den Ventilspalten ausströmenden, also der vom
Kolben herangedrückten Wassermenge
\left(=\frac{\pi\,\frakfamily{D}^2}{4}\,\frac{s\,\pi\,n}{60}\,d\,t\right)
und derjenigen, welche unter dem Ueberdruck hu
– ho aus den
Ventilspalten (2\,\pi\,D\,\frakfamily{h}\,sin\,45^{\circ}) ohne
Querschnittsverengung und ohne Geschwindigkeitsverluste herauskommen könnte.
\mu=\frac{\frac{\pi\,\frakfamily{D}^2}{4}\,\frac{s\,\pi\,n}{60}\,d\,t}{2\,\pi\,D\,\frakfamily{h}\,\sin\,45^{\circ}\,\sqrt{2\,g\,(h_u-h_0)\,d\,t}}
D. p. J., S. 308 d. Bd.
KolbendurchmesserKolbenhubVentildurchmesser
\frakfamily{D}
s
D
===
0,1246 m0,299 m0,158 m
eingesetzt ergibt:
\mu=0,0000614\,\frac{n}{\frakfamily{h}\,\sqrt{h_u-h_0}}.
Für die einzelnen Versuche sind die Werte für x und μ. ausgerechnet und in Tab. 1 sowie in Fig. 19 eingetragen.
Tabelle 1.
Versuchsergebnisse mit dem
Pumpenringventil (Fig. 1).
Durchmesser = 0,158 m, Ringbreite 0,030 m auf 0,024 m
abgeschrägt; Sitzflächen unter 45°. Führung und Belastung durch eine Feder;
B=14,57+957\frakfamily{h}\,\pm\,0,93 kg; Maßstab der
Indikatorfeder 54,6 mm = 1 at; Versuchszeit: 15. und 21. April 1908.
Nr.desVersuchs
Minutl.Undre-hungs-zahln
Schreib-stifthub\frakfamily{H}m
Ventil-hub\frakfamily{h}m
Ventil-belastungB kg
Druckunterschiedaus dem Diagrammh'u – h'0 in
Wasser-geschwindigkeit
\frac{{v^2}_u}{2\,g}-\frac{{v^2}_0}{2\,g}
Druck-aufwandin Ventil(hu – ho)m W.
S.
Druckziffer
Aus-fluß-zifferμ
mm
m Wasser-säule
unterVentilvu m/Sek.
überVentilvo m/Sek.
k
24
k
30
43 – 4546 – 49
98,685,6
0,02320,0200
0,0050,00490,00420,004
19,419,218,618,4
9,59,3
1,741,70
1,771,54
0,520,46
0,1460,110
1,881,891,811,80
1,151,171,161,16
1,441,471,451,46
0,900,910,930,91
39 – 4236 – 3833 – 55
65,156,844,3
0,01580,01410,0113
0,00330,0030,00300,0024
17,817,417,416,9
9,19,09,0
1,671,651,65
1,171,020,80
0,350,300,24
0,0640,0480,030
1,731,721,701,68
1,161,171,161,18
1,451,471,461,48
0,910,910,900,88
30 – 3250 – 54
31,433,8Bei den Versuchen 50 – 54 war der
Kolbenhub der Pumpe nur halb so groß wie bei den anderen
Versuchen.
0,00780,0046
0,0020,00170,0010,0010,0005
16,516,215,515,515,1
8,58,2
1,561,50
0,570,30
0,170,09
0,0150,004
1,631,581,501,511,40
1,171,161,151,161,11
1,471,451,431,451,39
0,900,920,860,850,78
Es liegt nahe, einen Vergleich zu ziehen mit dem früheren Ventil,D. p. J., S. 290, Fig. 2 d.
Bd. welches sich von dem jetzt untersuchten nur dadurch
unterscheidet, daß es anstatt der abgeschrägten, zwei ebene Sitzflächen hat. Zu
diesem Zweck sind die damals gefundenen Werte in Fig.
19 gestrichelt eingetragen. Man sieht, daß x
und μ für das kegelförmig abgeschrägte Ventil erheblich
größer sind, das heißt: Bei gleichem Druckaufwand (hu – h0) im Ventil ist der Wasserdruck auf den Ventilring,
also auch dessen Belastung
B=\frac{1}{x}\,(h_u-h_0)\,f\,\gamma
bei den ebenen Sitzflächen größer
als bei den abgeschrägten.
Textabbildung Bd. 323, S. 788
Fig. 19.Druck- und Ausflußziffer eines kegelförmig abgeschrägten
Pumpen-Ringventils. Ventilhub. Durchm. = 158 mm, Ringbreite = 30 auf 24 mm. Die
gestrichelten Linien entsprechen einem ebenen Ring. Durchm. – 158 mm, Ringbreite
30 mm.
Der Unterschied von μ zeigt an, daß die Umsetzung von
Druck in Geschwindigkeit, und die Ausnutzung des Austrittsspaltes bei dem
kegelförmig abgeschrägten Ventil wesentlich günstiger sind als bei dem
flachsitzigen. Der Unterschied bei 3 – 5 mm Ventilhub ist beispielsweise so groß
(0,90 gegen 0,73 bis 0,63), daß die Verringerung des nutzbaren Hubes infolge der
kegelförmigen Sitzfläche auf \frakfamily{h}\,sin\,a durch den
größeren Wert von μ ausgeglichen wird, und sich der
kegelförmig abgeschrägte Ventilring nicht höher zu heben braucht als der ebene, um
dieselbe Wassermenge durchzulassen.
Dies gilt natürlich nur für solche Ventile, welche den untersuchten ähnlich sind, und
als solche kann man alle betrachten, welche gleiche
Ringbreiten, aber verschiedene Durchmesser haben. Mehrringige Ventile werden andere
Werte ergeben; vermutlich wird sich der Unterschied bei solchen noch mehr zu
ungunsten der ebenen Sitzflächen verschieben.
Auf eine anschauliche Darstellung des Wasserdruckes auf den Ventilring will ich noch
eingehen:
Wie ich schon früherZeitschr. d. Ver.
deutsch. Ing. 1905, S. 620, Fig.
5. hervorgehoben, wird der spezifische Wasserdruck auf die
Ventilplatte von ihrer Mitte nach dem Rande zu abnehmen, so daß der mittlere Druck
kleiner als hu
– h0 sein wird. Mit
Benutzung von x wird: mittlerer spez. Wasserdruck
=\frac{1}{x}\,(h_u-h_0)\,\gamma, denn dieser mit der Fläche
multipliziert ergibt den ganzen Wasserdruck:
B=\left[\frac{1}{x}\,(h_u-h_0)\right]\,f\,\gamma.
Doch kann man sich auch, wie Prof. Lindner, Karlsruhe,
vorschlägt,Zeitschr. d. Ver.
deutsch. Ing. 1908, S. 1393. den ganzen Druck hu
– ho auf eine
verkleinerte Fläche fx
wirkend denken, so daß
B = (hu
– ho ) fx
∙ γ
wird, fx ergibt sich zu:
B=(h_u-h_0)\,f_x\,\gamma=\frac{1}{x}\,(h_u-h_0)\,f\,\gamma
f_x=\frac{1}{x}\,f.
Bei den Ringventilen wird die Ringbreite, auf welche man sich den ganzen Wasserdruck
wirkend denken kann:
b_x=\frac{1}{x}\,\cdot\,b.
In den Fig.
20–22 habe ich nun für die drei bisher untersuchten Ringventile zu den
einzelnen Ventilhüben diese gedachte Ringbreite &x aufgetragen und erhalte so in der Breite der schraffierten Fläche ein
anschauliches Bild für die Größe des Wasserdruckes auf die Ventilplatte in deren
einzelnen Stellungen.
Textabbildung Bd. 323, S. 788
Die Breite der schraffierten Fläche gibt ein Maß für den Wasserdruck auf das
Ventil an der betr. Stelle.
Ich hoffe durch diese Arbeit wieder etwas zur Erkenntnis der Wasserwirkung in
Pumpenventilen beizutragen.
Wie die gefundenen Werte von μ und x zur Ventilberechnung benutzt werden können, habe ich
früherD. p. J. 1907, S.
388. gezeigt.