Titel: | Neuerungen an Papiermaschinen. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 806 |
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Neuerungen an Papiermaschinen.
Von Professor Alfred Haussner,
Brunn.
(Schluß von S. 7 79 d. Bd.)
Neuerungen an Papiermaschinen.
d) Rund- und
Mehr-Siebmaschinen.
Das runde, meist unvermeidlich verhältnismäßig langsam sich drehende Sieb dieser
Maschinen charakterisiert nach wie vor dieselben. Anstrengungen werden fortwährend
gemacht, um eine günstige Lösung für die Aufgabe zu finden, bessere
Faserverfilzung auch bei der Rundsiebmaschine zu erreichen.
Schöne Gedanken zeigen die Füllnerschen (D. R. P.
151696, 151697 und 151856), welche eine neue Zusammenstellung für Rundsiebmaschinen
betreffen (Fig. 42). Füllner versucht insbesondere schnellere Drehung des Rundsiebes dadurch zu
ermöglichen, daß er den Stoffstrom zwingt, in dünner Schicht gleichgerichtet und mit
ungefähr derselben Geschwindigkeit, wie das Drehsieb zu kreisen, dadurch zwischen
Stoff und dem papierbildenden Sieb auf eine gewisse Strecke die Relativbewegung
auszuschalten und ruhiges Absetzen der Fasern zu erreichen, ohne daß die Fasern vom
Sieb abgespült werden. Hierfür ist um den Siebzylinder a eine fast konzentrische Wand c gelegt in
geringem Abstande vom ersteren. Die nach der ganzen Troglänge laufende Wand c ist links, wo bei d der
Stoff herankommt, höher als rechts gehalten, um dadurch zwischen linker und rechter
Seite ein auspichendes Gefälle zu gewinnen, welches den Stoff zwischen a und c zwingt, längs des
Siebes zu fließen und, weil dieses sich dreht, relativ gegenüber dem Siebe a zu ruhen, ruhig den Stoff abzusetzen. Auch in anderer
Weise noch wird der Stoff im Troge b beeinflußt.
Unterhalb d ist in demselben eine wagerechte Wand e eingebaut, welche zwei Räume schafft, die nur über
die tiefer liegende, obere rechte Kante von c hinweg
miteinander in Verbindung stehen. Das für das Strömen der Zeugmasse längs a erforderliche Gefälle wird durch eine Pumpe erhalten,
welche unten bei u1
Stoff absaugt und über der Wand e bei u2 wieder ausstößt.
Durch Erhöhen oder Erniedrigen des Achten oder linken Endes der Wand c mit Stäben x ist das
Gefälle nach Bedarf regelbar.
Textabbildung Bd. 323, S. 807
Fig. 42.
Während des Strömens der Zeugmasse längs a wird, wie bei
gewöhnlichen Rundsiebmaschinen, auf das Sieb eine Faserschicht abgesetzt, das Wasser
ins Innere von a gedrückt und durch die an den
Stirnseiten angebrachten Kanäle z abgeleitet. Die auf
a entstandene Stoffschicht wird rechts
herausgehoben, gegen die Gautschwalze k geführt und
dort in bekannter Weise abgenommen. Dabei ist k durch
die im Innern der Siebtrommel a liegende Walze i gut gestützt, so daß auch bei schärferem Druck
(Entwässerung) der Walze k das Rundsieb nicht
beschädigt wird. Immerhin könnte durch die oberhalb der schief abwärts ragenden Wand
g einigermaßen abgegrenzte Stoffmenge, welche nicht
die erwähnte, mit dem Rundsieb gleichgerichtete Geschwindigkeit besitzt, Stoff
abgespült Werden. Dies soll der im Siebinnern angeordnete Saugraum f verhindern, der gegen das Sieb mit Streifen
abgedichtet ist und so ermöglicht aus dem Innern beständig Luft abzusaugen,
hierdurch die Fasern an dem Siebe festhaltend. Die ungefähr dreieckige, ziemlich
ruhige Stoffmenge oberhalb der Wand g kann auch benutzt
werden, um nach dort statthabender Beifügung von Farbe oder anderen Stoffen die
Papierschicht auf a einseitig zu färben, bezw. zu
imprägnieren.
Gedreht wird der Siebzylinder von der durch Schrauben stellbaren Walze i aus, welche ihn durch Reibung mitnimmt, wobei er
durch die Leitwalzen h gestützt wird. Dabei besteht der
Siebzylinder in bekannter Weise aus einem engmaschigen Sieb. Um ihn ist aber das
endlose Sieb l geführt, welches hinter der Gautschwalze
die Stoffbahn verläßt und in bekannter Weise um Spann- und Leitwalzen, sowie vorüber
an Spritzrohren gegen das Rundsieb zurückkehrt. Dieses wird gegen die Trogwände
durch Manschetten abgedichtet, welche an den Ringflanschen des Rundsiebes befestigt
sind und daher mit diesem sich drehen.
Wie erwähnt, sind Bemühungen zu verzeichnen, welche bessere Faserverfilzung am
Rundsieb erstreben. Schon DebieD. p. J. 1894, Bd. 294, S. 55. hat eine Rüttelung erdacht, die jedoch
nicht durchzudringen vermochte. Neuestens versucht J. R.
Kennet (amerikan. Pat. 777345) die Aufgabe dadurch zu lösen, daß er den
Siebzylinder mit der Gautschwalze und dem aufliegenden Filz in der Richtung der
Zylinderachse also quer zum Filzlauf hin und her bewegt. Hierfür wird eine Lagerung
der betreffenden Teile in einer Art Rahmen gewählt, welcher von einem Exzenter aus
gerüttelt wird. R. Binns (amerikan. Pat. 785704) leitet
den Stoff in verhältnismäßig geringer Höhe in der Nähe der Abnehmwalze an das Sieb
und zwar parallel zur Achse, wodurch er sich im Verein mit der Drehung des Siebes
Kreuz- und Querlegen der Fasern erhofft. Ob aber die kurze Berührung von Stoff und
Sieb zur Papierbildung überhaupt ausreicht, erscheint wohl mehr als zweifelhaft.
E. Hockel versucht die Faserverkreuzung nach D. R. P.
160854 dadurch zu erreichen, daß er den das Rundsieb umgebenden Trog durch eine
Querwand in zwei Abteilungen trennt, in welche von entgegengesetzten Seiten der
Stoff zugeleitet wird, somit die Fasern im Stoffstrom verschieden gerichtet werden.
F. Türk kehrt (französ. Pat. 337739) die Richtung
des Stoffstromes um, bevor der Stoff an das Rundsieb gelangt, und hofft hiervon eine
Verbesserung des Papiers. H. Parker schlägt in seinen
amerikan. Pat. 693354, 693895, 693897, 748645 und 770307 verschiedene Verbesserungen
durch saugende oder drückende Wirkung von Luftströmen vor, die in Abteilungen des
Siebzylinders zur Wirkung gelangen, welche durch radial gerichtete Scheidewände
geschaffen werden, wobei aber auch diese Wände gekrümmt werden können, um auf das
eingesaugte Wasser schöpfschaufelartig zu wirken. Die aus dem Innern des
Siebzylinders drückend, blasend wirkenden Luftströme sollen zum leichten Abheben der
Papierbahn wesentlich beitragen. Daß sie für die zarte, schwächliche Papierschicht
jedenfalls recht bedenklich werden können, sei nicht verhehlt. Im amerikan. Pat.
748645 nimmt Parker kleine Vorpreßwalzen vor der
Gautschwalze zu Hilfe, um allmählige sanfte Entwässerung, befördert durch die
Saugwirkung im Innern des Rundsiebes, zu erzielen. Wenn auch dadurch die ganze
Einrichtung merklich verwickelter wird, so kann die Wirkung immerhin eine gute sein,
besser als bei dem VorschlageVon Dupont, französ. Pat. 351778.
knapp vor der Gautschwalze einen Egoutteur wirken zu lassen, welcher in der noch so
welchen Stoffbahn kaum bleibende Erfolge erreichen wird.
B. Fletcher strebt die Vergleichmäßigung (amerikan. Pat.
735080) in der Papierbahn durch gleichmäßige Höhe des Stoffs im Troge zu erreichen,
indem er durch einen Schwimmer den Abfluß mehr oder weniger öffnet. G. L. Hodge (amerikan. Pat. 710456) versucht die Fasern
durch einen Stoffmischer durcheinander zu bringen. G.
Ehrhart (amerikan. Pat. 703775) wendet beständigen Stoffumlauf im Trog mit einer Pumpe an,
um die Fasern kreuz und quer zu legen. Das Verfahren erinnert prinzipiell ungemein
an die beschriebene Füllnersche Ausführung.
Begreiflicherweise ist das Rundsieb in seinem Aufbau von größter Bedeutung. C. Kurtz-Hähnle (D. R. P. 140001) formt das Untersieb
für den Siebzylinder aus gewölbten und gelochten Blechstreifen, welche gegen das
Siebinnere umgebogen und an den solcherart radial einwärts ragenden Teilen
miteinander verschraubt sind. Ph. Nebrich (D. R. P.
126849) spannt die mittleren Siebteile durch gespaltene Ringe, welche durch
Schraubenschlösser erweitert oder verengt werden können. Auch Bestrebungen, ein
eigentliches Rundsieb zu vermeiden, finden sich, wie ja auch schon bei der früher
besprochenen Füllner-Maschine ebenfalls eine solche
Lösung sich angedeutet findet. Die süddeutsche Asbest-Industrie-Akt.-Ges. wendet (D. R. P. 137785) ein um den
Siebzylinder laufendes endloses Sieb zur Papierbildung an, welches gegen eine hoch
gelegte Leitwalze geführt ist, wo die Papierbahn wie gewöhnlich abgegautscht wird.
G. Hockel (D. R. P. 160181) führt ein endloses
Flachsieb um Leitwalzen abwärts, wagrecht und aufwärts im Stofftrog an Stelle des
Rundsiebes und leitet wie bei diesem aus dem durch das Flachsieb abgegrenzten
Innenraum das eingedrungene Wasser ab. K.. E. Rogers
(amerikan. Pat. 786996) wählt nur ein feststehendes, parallelepipedisches Untersieb
im Stofftrog, um welches aber auch ein endloses Flachsieb geleitet wird, das die
sich bildende Stoffbahn zur weiteren Behandlung nach außen führt.
Wird die Rundsiebmaschine für die Erzeugung begrenzter Pappelängen gebraucht, so ist
bekanntlich die Formatwalze von besonderer Bedeutung,
um welche sich der Stoff in dünnen Lagen wickelt, in diesen zusammengegautscht wird
und einen Zylinder liefert, welcher, aufgeschnitten, die Pappebogen ergibt, deren
Länge dann dem Umfang der Formatwalze entspricht. Diese fällt als solche
selbstverständlich weg, dient nicht in dieser Art, wenn man Schabstoff erzeugt, wie
etwa bei Rohholzschliff. W. Franke (D. R. P. 142356)
verbindet mit der gewöhnlichen Rundsiebmaschine eine Einrichtung zur Gewinnung von
Schabstoff, wobei dieser periodisch durch an sich auch bekannte selbsthätige Wagen
in bestimmten Mengen abgewogen und in ein Mischgefäß abgeworfen wird, in welchem die
gewünschte, für einen bestimmten Konzentrationsgrad erforderliche Wassermenge sich
mit dem Schliff zu vereinigen hat, um dadurch gleichmäßigen Holländereintrag und
gleichmäßiges Papier zu erzielen. Weil dieses doch nur minderwertig ausfallen kann,
wegen der Anwesenheit des Holzschliffs, erscheint das selbsthätige Abwägen doch hier
etwas zu weitgehend.
Neuestens werden Formatwalzen sehr vollkommener Art mit Kupferüberzug nach dem
bekannten Elmore-Verfahren hergestellt und sehr
empfohlen. Insbesondere sind bisher nicht leicht zu erreichende Abmessungen nach
diesem Verfahren verhältnismäßig unschwer zu gewinnen. Teuer fallen sie aber
jedenfalls aus. Beachtenswert ist deshalb ein Vorschlag von Wapler (D. R. P. 137580), wonach als Formatwalze ein ziemlich dünnwandiger
Zylindermantel zwischen zwei zusammenarbeitenden Preßwalzen, übergeschoben über die
Ober- und aufruhend auf der Unterpreßwalze, benutzt wird, wobei größere derartige
Format-Zylindermäntel von innen durch Leitwalzen gestützt werden, wodurch auch das
Rundlaufen gesichert wird.Man vergleiche
hierzu die in mancher Richtung als Umkehrung des Waplerschen Vorschlages zu betrachtende Anordnung des Füllnerschen Rundsiebes (Fig. 42).
O. Hammer (D. R. P. 148017) möchte die Formatwalze
geeignet zur Erzielung von Prägungen machen, welche sonst in die bereits abgenommene
Pappe in eigenen Pressen angebracht werden. Man hat bisher aber mit der
Ausführung dieses Gedankens nicht viel Freude erlebt. Hammer schreibt dies dem Luftgehalt der auf der Formatwalze entstehenden
Pappeschicht zu. Um diesen zu vermindern und dadurch die Prägung unmittelbar auf der
Formatwalze in der noch sehr welchen Stoffmasse zu ermöglichen, versieht Hammer die Formatwalze unterhalb der aufgelegten,
luftdurchlässigen Prägeform mit Luftabzugsöffnungen.
Das Aufschneiden der genügend dicken Pappe auf der Formatwalze wird häufig von Hand,
manchmal aber auch mechanisch besorgt, nachdem ein Klingelzeichen auf den
gewünschten Zustand aufmerksam gemacht hat. Hierfür sind einige neue Vorschläge zu
verzeichnen. O. Mietaschk läßt auf der sich bildenden
Pappeschicht eine Fühlrolle an einem Hebelende aufruhen (D. R. P. 149446), um je
nach der Einstellung ein elektrisches Läutwerk, aber auch einen Registrierapparat zu
betätigen, durch welchen die Leistung der Pappemaschine Bogen für Bogen
aufgezeichnet und jederzeit kontrollierbar wird. Um sicherer auf allseits gleiche
Dicke der Pappe zu kommen, läßt A. H. Thompson
(amerikan. Patent 746404) in der Nähe der beiden Ränder Fühlrollen wirken, welche
die Signalglocke beeinflussen.
L. Atwood schneidet die Pappeschichte auf der
Formatwalze durch ein schwingendes Messer auf, welches durch eine Feder dann gegen
die Formatwalze gedrängt wird, wenn ein Gesperre ausgelöst worden ist, dies
geschieht aber nach einer bestimmten Anzahl von Umdrehungen der Formatwalze dadurch,
daß die Achse des Sperrades in geeigneter Uebersetzung von der Achse der Formatwalze
gedreht wird. Der selbsttätig abgetrennte Pappebogen wird dann durch ein selbsttätig
bewegtes Abführtuch auf einen Tisch gelegt. J Schreiber
legt das Messer in die Umfläche der Formatwalze (D. R. P. 154324). Damit aber die
zarten Stoffschichten während des Wickelns nicht beschädigt werden, ist das Messer
größtenteils in den Formatwalzenkörper versenkt und dreht sich, durch geeignete
Verbindungen veranlaßt, erst dann gegen außen, wenn eine bestimmte Dicke der Pappe
erreicht ist. Es erinnert die Vorrichtung darnach an gewisse Apparate in der
Textilindustrie, die sogen. Pelzreißer, bei denen ein Faserpelz, um einen Zylinder
liegend, auch nach Erreichen einer erwünschten Dicke selbsttätig aufgerissen wird.
O. Dittmar stellt um eine Achse, parallel zu jener
der Formatwalze drehbar, ein schwingendes Messer mit Stellschraube und Gegengewicht
so ein (D. R. P. 162805), daß die Entfernung der Messerschneide der Pappenstärke
entspricht. Ist diese genügend angewachsen, so nimmt die Pappe selbst das Messer mit
und drängt es in die Pappeschicht, wodurch diese glatt durchschnitten wird.
A. Purkert (D. R. P. 161385) wickelt die von der
Formatwalze abgetrennten Pappebogen auf Haspelwalzen und übergibt sie durch diese an
einen Hefttisch derart, daß aufeinanderfolgende Pappebogen stumpf zusammenstoßen
leicht geheftet und so in zusammenhängendem Zuge, etwa zu den Trockenzylindern
weiter wandern können. Endlose Pappebahnen werden oft
mit Mehrsieb-Zylindermaschinen erzeugt, wie in vorangegangenen Berichten schon
wiederholt berührt worden ist. Will man nun, ohne die Stoffdichte zu ändern,
verschieden starke Pappen auf derselben Mehrsiebmaschine erzeugen, so läßt man etwa
einzelne Zylinder leer laufen, bezw. man läßt in einzelne Tröge keinen Stoff. Um
diesen Wechsel zu erleichtern, wird von Paul Priem,
bezw. der Maschinenfabrik Voith, nach amerikan. Pat.
748983 jeder auszuschaltende Zylinder oder Trog mit Hilfe von Zahnrädergetrieben
nach Bedarf gehoben oder gesenkt, um an oder von dem gemeinsamen Filz für sämtliche
Stoffbahnen zu kommen.
Eigentümlich ist es, daß die durch den Filz auf der Bahn hervorgerufene Marke sich
schwer beseitigen läßt, während die durch das Sieb hervorgebrachte leicht
verschwindet.
Vielleicht ist auf diesen Umstand der Vorschlag von J D.
Tompkins (amerikan. Pat. 742259) zurückzuführen, wonach die Filze durch
Gummitücher ersetzt werden sollen. Die Maschinenbau- und
Metalltuchfabrik Akt.-Ges. in Raguhn geht zu dem erwähnten Zweck so vor,
daß sie die von mehreren Rundsieben kommenden und schon vereinigten Bahnen vor den
Vorpressen und der ersten Naßpresse durch ein endloses Untersieb stützt, welches mit
dem Papier durch die erwähnten Naßpressen läuft, so daß auf einer Seite die leicht
verschwindende Siebmarke sich ergibt, damit aber auch eine Pappe, welche wenigstens
einseitig ziemlich glatt ausfälltGanz ähnlich
ist Zweck und Lösung nach amerikan. Pat. 727538 von C. F. Frye..
Th. W. Mc. Farland rechnet allerdings wieder auf die
durch Filze veranlaßte rauhere Oberfläche, indem er (amerikan. Pat. 782354)
einerseits die einzelnen, auf eine Formatwalze laufenden Papierschichten durch
einige an die Umfläche verteilte, schwach angedrückte Preßwalzen aneinander drückt,
aber das Zusammengautschen dadurch fördert, daß er jenen Andruckwalzen rauhe
Filzüberzüge gibt. A. Outerson wünscht insbesondere für
Druckpapier das Papier gleich rauh auf beiden Seiten. Hierfür erzeugt er ein
Doppelpapier, für welches (amerikan. Pat. 704 572 und 726980) die beiden, von je
einem Langsiebe kommenden Bahnen zwischen zwei Naßfilze, welche endlos über Leit-
und Spannwalzen geführt sind, zusammenlaufen und mit diesen gemeinsam durch
Naßpressen gehen. Erkens (D. R. P. 165705) ordnet zwei
Langsiebe übereinander an und verlängert das obere Sieb im endlosen Zuge so weit,
daß es mit einer Leitwalze an die obere Gautschwalze der unteren Siebpartie
gelangt.
R. Binns will endlose Pappen für die Erzeugung von
Garnspulen so gewinnen, daß die Papperänder verstärkt werden (amerikan. Pat.
775511). Hierfür werden einzelne der Rundsiebe mit undurchlässigen Mantelteilen in
der Längenmitte versehen. Dort setzt sich kein Stoff an, wodurch dann in weiterer
Folge der beabsichtigte Zweck immerhin erreicht werden kann.
Die manchmal gewünschten, sehr dicken Pappen dachen bei dem Versuch sie auf
Rundsieb-Pappenmaschinen zu erzeugen, insofern Schwierigkeiten, als sehr dicke und
Wasserreiche Stoffschichten leicht unter dem Pressendruck zerquetscht werden.
Entwässert man aber vorher die Pappeschichten bis auf etwa 35 – 50 v. H.
Wassergehalt, so ist wohl die Gefahr, die Papiermasse zu zerquetschen, nicht mehr so
groß, aber dafür gautschen die Schichten nicht mehr ordentlich zusammen. Deshalb
streut H. D. Loria nach einem englischen PatentVergl. z.B. Papierzeitung 1905, S.
1846. auf die einzelnen Lagen bevor sie in die Presse treten, ein
Klebmittel, etwa Mehl oder Leimpulver, und stellt dadurch doch eigentlich schon eine
geklebte Pappe her. Aehnliches schlägt E. Le Fevre
(amerikan. Pat. 760635) für die Verbindung von Gewebe mit Papier vor.
e) Geschwindigkeit und Betrieb von
Papiermaschinen,
Schon im Vorangeschickten ist manches hierher gehörige im unmittelbaren Zusammenhang
mit gewissen teilen der Papiermaschinen angegeben worden. Einiges sei hier am
Schlusse der Besprechung der Papiermaschinen zusammenfassend gesagt. Der Antrieb der Papiermaschinen durch Dampf oder elektrische
Energie im Vergleich der Vor- und Nachteile des einen gegenüber dem anderen
System ist heute eigentlich noch immer ein Gegenstand des Kampfes. Vielfach wird dem
elektrischen Antriebe die ungemein einfache, platzsparende Einrichtung mit Recht
gunstig hervorgehoben. Andererseits wird aber auf die Notwendigkeit weitgehender
Regulierbarkeit in den Geschwindigkeiten hingewiesen, nachdem ja Geschwindigkeiten
zwischen 30 und 180 m i. d. Minute heute vorkommen. Feine, schmierige Stoffe
müssen langsam, rösche Stoffe können schnell gearbeitet werden. Entschließt man sich
nicht zur Spezialisierung in der Fabrikation, so daß also nur gleichartige, oder
doch in ihren Eigenschaften nicht sehr verschiedene Papiere auf einer bestimmten
Maschine erzeugt werden, so bleibt nichts anderes übrig, als tatsächlich auf die
Möglichkeit weitgehenden, auch fein abzustufenden Geschwindigkeitswechsels bedacht
zu sein. Elektromotoren gestatten dies bis zu einem gewissen Grade auch, aber
einerseits nur Geschwindigkeiten in bestimmten Werten, ohne allmählige Uebergänge,
andererseits ist es erforderlich, stets so viel Strom zuzuführen, als für den
raschesten Gang benötigt wird und für geringere Geschwindigkeiten den Ueberschuß in
eingeschalteten Widerständen zu vernichten.
Die Dampfmaschine hingegen ist heute so durchgebildet, daß sie sehr feine
Geschwindigkeitsabstufungen gestattet und zwar so, daß fast proportional zur
Leistung der Dampfverbrauch sinkt oder fällt. Hierzu kommt noch die Möglichkeit, die
Trockenzylinder, wie bereits erwähnt, mit dem Abdampf zu heizen, diesen also
vorteilhaft auszunutzen und dadurch den ganzen Betrieb wirtschaftlich ungemein
günstig zu gestalten. Bei einer für Abdampfheizung meist nötigen großen Zahl von
TrockenzylindernAmerikanische
Papiermaschinen z.B. der Bagley & Sewall
Company in Watertown haben bis zu 40 Trockenzylinder, ja unter
Umständen noch mehr, bei Durchmessern, die einen Meter stark überschreiten.
Eine Handwerksregel sagt, daß eine Maschine von 2,5 m Breite soviel engl.
Tonnen (900 kg) Papier in 24 Stunden liefern kann, wie sie Trockenzylinder
hat. ist auch ungemein schonende Behandlung des Papieres in der
heiklen Trockenpartie, vorsichtiges Trocknen mit verhältnismäßig kleinem
Temperaturgefälle möglich.
Textabbildung Bd. 323, S. 809
Fig. 43.
Interessant und mit Rücksicht auf die heutige große Länge der Papiermaschinen, dann
den verschiedenen Verhältnissen beim Ein- und beim Ausgang der Papiermaschinen nur
zu billigen, ist die Trennung zur Kraftlieferung. Eine
Maschine mit unveränderlicher, oder nur wenig veränderlicher Geschwindigkeit
betreibt die Stoffbütten, Knotenfänger, Pumpen und dergl. Eine zweite, fein
regelbare Maschine ist für die übrigen Teile der Papiermaschine vorgesehen. Gewiß
ist es heute möglich sehr vollkommen arbeitende Vorgelege zu gebrauchen, wie den
schon erwähnten Reeves-Regler (Fig. 43), wobei ein zwischen die Scheiben b und b1 passender, seitlich schief gegen die Breite
angearbeiteter Gliederriemen r die Arbeit von Achse x auf x1 überträgt und durch Nähern oder Entfernen der
Scheiben b, bezw. b'
innerhalb gewisser Grenzen jede Geschwindigkeitsänderung zu erreichen ist, aber
vielfach wird doch die bequeme Regelung der Kraftquelle selbst, wie dies bei der
Dampfmaschine zutrifft, bevorzugt.
Interessant ist der Wettbewerb zwischen Seil- und elektrischem Betrieb. Die Amerikan Manufacturing Co. in New York hat sich erboten
bei einem Verbrauch von mehr als 500 PS Seiltransmissionen zu einem Viertel des Preises zu liefern,
der von irgend einer leistungsfähigen elektrischen Gesellschaft für Generatoren und
Uebertragung derselben Kraft gefordert wird. Ja sogar in Fällen, wo die elektrische
Energie aus entfernten, also für diese sehr günstig liegenden Kraftquellen
zugeleitet wird, will jene Gesellschaft die Kraftverteilung in der Fabrik für den
halben Preis einer elektrischen Einrichtung liefern. Gar nicht zu wundern ist es
darnach, daß mancherorts, es sei nur die große schwedische Papierfabrik in Klippan
genannt, der elektrische, bereits eingebaute Antrieb abgeschafft und Dampfmaschinen
eingestellt werden.
Möge man aber welche Antriebsart immer wählen, so gebietet die Natur des Papiers
insbesondere in dem noch welchen Zustand auf der Papiermaschine zwischen den
Pressen und dergl. für den Schnellbetrieb geeignete Spezialisierung. Hand in Hand
muß damit gehen die denkbar sorgfältigste Ausführung der Einzelteile der Maschine
und sorgfältigster Zusammenbau. Ohne Sorgfalt nach jeder Richtung ist von rascher
Arbeit, tunlichster Vermeidung von Störungen im Betriebe gerade bei der
Papiermaschine keine Rede. Ein Zeichen hierfür ist z.B. das D. R. P. 164186, worin
S. Milne sogar für Führungswalzen in
Papiermaschinen empfiehlt eine Reibungskupplung mit der unmittelbar angetriebenen
Welle der Walze anzuwenden, um den Umfang derselben leicht anpaßbar an die
Geschwindigkeit der geführten Papierbahn zu machen.