Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 14 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Verringerung des Wagengewichtes bei elektrischen
Bahnen.
Während man seit langem bestrebt ist, den Wirkungsgrad der Umsetzung von Kohle in
mechanische sowie in elektrische Energie zu verbessern, hat bisher noch niemand auf
den geringen Wirkungsgrad von Bahnen, insbesondere von elektrischen Bahnen
hingewiesen. Die Beschleunigung eines 33 t schweren Wagens mit 60 Fahrgästen im
Gewicht von rund 4 t auf eine Geschwindigkeit von 50 km/Std., sowie die Beförderung
über einen Weg von 800 m Länge erfordern ohne Leitungsverluste etwa 1420
Wattstunden. Für die 60 Fahrgäste selbst sind hiervon nur 102 Wattstunden
aufzuwenden, so daß sich ein Wirkungsgrad von 7,2 v.H. ergibt. Der weitaus größte
Teil, nämlich 820 Wattstunden, oder 58 v.H. werden zur Beschleunigung des
Wagengewichtes verbraucht Etwa 28 v.H. gehen in den Motoren und Widerständen
verloren und der Rest wird durch Lagerreibung sowie durch die Ueberwindung des
Schienen- und Luftwiderstandes aufgezehrt. Der größte Teil der Verluste in den
Motoren und Widerständen entspricht der Größe des Wagengewichtes. Schienen und
Lagerreibung stehen zwar nicht ganz, doch nahezu in demselben Verhältnis zu diesem
Gewicht. Nur der Luftwiderstand ist von dem Wagengewicht unabhängig.
Zur Verbesserung des Wirkungsgrades einer elektrischen Bahn stehen somit folgende
Möglichkeiten offen: 1) Verbesserung des Wirkungsgrades der Motoren sowie des
Anlassens, 2) Verringerung der Lagerreibung, 3) Verringerung des
Schienenwiderstandes, 4) Verringerung des Luftwiderstandes, 5) Energierückgewinnung
beim Bremsen, 6) Verringerung des Wagengewichtes. Durch die unter 1–4 aufgeführten
Maßnahmen ist eine Verbesserung nur in geringem Betrage erzielbar. Mittels der
Stromrückgewinnung beim Bremsen können unter günstigen Verhältnissen etwa 25 v.H.
Energie gespart werden; aber anscheinend nur unter Aufwendung eines größeren
Gewichtes der elektrischen Ausrüstung, so daß diesem Gewinn als Verlust ein größerer
Energieaufwand beim Beschleunigen gegenüber stehen würde. Dagegen ergibt die
Verringerung des Wagengewichtes eine wesentliche Energieersparnis ohne entsprechende
Nachteile. Denn der Energieaufwand würde nahezu im Verhältnis der
Gewichtsverringerung zurückgehen, da das Eigengewicht der Fahrgäste im Vergleich zum
Wagengewicht sehr klein ist. Beträgt doch bei geschlossenen Straßenbahnwagen das
tote Gewicht für einen Fahrgast etwa 0,54 t. Bei offenen Wagen ist dieser Wert
allerdings geringer, erreicht aber noch lange nicht die bei Automobilen erzielten
Werte, wo er bis auf 0,1 t herabgeht.
Anscheinend ist es nun nicht möglich, von den durch langjährige Erfahrung erprobten
Konstruktionen der Wagen abzugehen. Dem muß jedoch entgegengehalten werden, daß
bisher das Gewicht gar nicht berücksichtigt und seine Wichtigkeit noch gar nicht
geschätzt wurde. Im übrigen hat sich bei den neuesten vollständig aus Stahl
hergestellten Wagen die überraschende Tatsache ergeben, daß bei gleichem
Gewichtsaufwand eine wesentlich kräftigere Bauart erzielt werden konnte. Jedoch auch
bei diesen Wagen ist noch zu sehr die Bauart der Holzwagen nachgeahmt und kein
Versuch zur Gewichtsverringerung gemacht worden. Hierfür standen aber folgende Wege
offen:
Der Boden und die Seitenwände könnten nach den bei Brückenkonstruktionen gesammelten
Erfahrungen unter Berücksichtigung aller in Betracht kommender Kräfte berechnet und
entsprechend gebaut werden. Die übliche Dachkonstruktion mit Aufbau müßte als unnütz
schwer verlassen und die Fenster müßten so angeordnet werden, daß die Festigkeit der
Seitenwände möglichst wenig verringert wird. Konstruktionsteile, welche für die
Festigkeit des Wagens nicht in Betracht kommen, sollten so schwach wie möglich
bemessen werden. Ebenso wären die innere Einrichtung und die Beschläge mit
besonderer Rücksicht auf das Gewicht zu entwerfen. Schließlich wären soviel wie
möglich die neuen Stahlsorten von besonders hoher Festigkeit zu verwenden. Die
Untergestelle sollten ohne Verringerung der nötigen Festigkeit so leicht wie
möglich, die Achsen hohl, sowie aus besonders gutem Stahl und die Räder mit
besonderer Rücksicht auf ihre Beanspruchung ausgeführt werden. Auch an dem
Motorgewicht könnte gespart und dieses besonders durch Verwendung künstlicher
Lüftung verringert werden.
Selbstverständlich wären hiermit höhere Kosten verbunden und es ist festzustellen, ob
diese aufgewendet werden könnten. Geht man von einer Ueberlandbahn aus mit
zahlreichen Haltestellen, ungünstigen Steigungsverhältnissen und einer mittleren
Geschwindigkeit von 32 km/Std., so muß man mit einem Wattstundenverbrauch von 62 im
Fahrzeug und etwa 78 an den Sammelschienen des Kraftwerkes rechnen. Wird die Bahn
mit 33 t schweren Wagen (einschließlich der Ausrüstung) für 60 Sitzplätze betrieben
und nimmt man ferner an, daß der Wagen im Mittel mit 30 Fahrgästen von je 70 kg
Gewicht täglich 240 km zurückzulegen hat, so ergibt sich in einem Jahre ein
Energieverbrauch von 264000 Kilowattstunden.
Sofern es möglich ist, das Wagengewicht auf die Hälfte zu verringern, wird der
Energieverbrauch allerdings nicht in demselben Verhältnis herabgehen. Immerhin
dürfte es sehr ungünstig gerechnet sein, wenn der. Wattstundenverbrauch alsdann mit
86 für den Tonnenkilometer angenommen wird. Der jährliche Energieverbrauch ergibt
sich unter Berücksichtigung dieses höheren Betrages zu 153700 Kilowattstunden. Bei
einem Preise von 4,1 Pfennig für die Kilowattstunde betragen dann die Stromkosten
für den schwereren Wagen 10800, für den leichteren 6300 M. Kapitalisiert man die
Ersparnis von 4500 M., so ergibt sich, daß der leichtere Wagen 45000 M. mehr kosten
könnte, ohne daß die Betriebsunkosten vermehrt würden. Nun läßt sich aber fraglos
der leichtere Wagen für einen bedeutend geringeren Mehrpreis herstellen, so daß
durch seine Verwendung wesentliche Ersparnisse erzielt werden. Im übrigen werden
auch die Kosten für die Gleisunterhaltung, die Erneuerung der Bremsklötze, sowie der
Verschleiß von Zahnrädern und Laufrädern bei Verwendung der leichteren Wagen
wesentlich geringer werden.
Die Höhe der Ersparnisse wird allerdings von verschiedenen Umständen abhängig sein.
Sie wird bei häufigem Anhalten und hoher mittlerer Geschwindigkeit, wie
beispielsweise bei Hoch- und Untergrundbahnen, sowie beim Vorhandensein großer
Steigungen größer sein als bei seltnerem Anhalten und ebener Strecke. Bei jeder Art
von elektrischer Personenbeförderung wird sie jedoch einen wesentlichen Betrag
ausmachen. (Ayres.) (Electric Railway Journal 1908 Bd.
II S. 393–394.)
Pr.
Schienenverbindungen.
Ueber sogenannte „plastische“ Schienenverbindungen, bei denen zur elektrischen
Verbindung der Fahrschienen untereinander ein Aluminiumamalgam verwendet ist,
welches zwischen Schiene und Lasche in einem Korkring untergebracht ist, werden von
der Paterson (N.J.) Railway nach zehnjährigem Betriebe sehr günstige
Ergebnisse mitgeteilt. Die kürzlich einer Messung unterzogenen Schienenstöße ergaben
eine Leitfähigkeit von drei Vierteln einer entsprechenden Schienenlänge ohne Stoß.
Die Besichtigung nach Losnahme der Laschen zeigte, daß die Kontaktstellen sauber und
glänzend waren, der Kork sich im guten Zustande befand und daß das Amalgam noch
plastisch war.
Auch in Bloomfield waren 12 Jahre alte plastische Schienenverbindungen, die zu den
ersten gehören, welche überhaupt in der Weise ausgeführt wurden, noch in sehr gutem
Zustande. Von 580 nachgeprüften Schienenverbindungen hatten nur 10 einen größeren
Spannungsabfall als 0,075 Volt bei 125 Amp., ein Betrag, der bei dieser Anlage als
zulässig erachtet wird. (Electric Railway Journal 1908, Band II, S. 484).
Pr.
Die Peltonradanlage des Elektrizitätswerkes der Stadt
Nordhausen.
Zur Ausnutzung der Energie des aus großer Höhe von einer Talsperre hergeleiteten
Trinkwassers ist am Fuße der Druckleitung eine Peltonturbine aufgestellt worden,
welche insbesondere auch das Straßenbahnnetz der Stadt Nordhausen zu speisen
bestimmt ist, und zu diesem Zweck mit zwei Dynamomaschinen von je 41 Ampère und 650
Volt gekuppelt ist.
Die Peltonturbine, die eine Wassermenge von 100 l in der Sekunde verbraucht und bei
165 m nutzbarem Gefälle mit 750 Umdrehungen in der Minute betrieben wird, zeichnet
sich durch eine neuartige, durch die gerade bei dieser Anlage vorliegenden
Betriebsbedingungen geschaffene Reguliervorrichtung aus. Während nämlich von Seiten
der Stadt Nordhausen das größte Gewicht darauf gelegt werden mußte, die
Wasserleitung, welche an sich schon Pressungen bis zu 20 kg/qcm auszuhalten hat, vor
gefahrbringenden Druckschwankungen zu schützen, welche bei plötzlichen Aenderungen
der Wasserentnahme unvermeidlich gewesen wären, forderte anderseits die
Gesellschaft, welche die Wasserkraft gepachtet hat, eine möglichst weitgehende
Anpassungsfähigkeit der Turbine an den jeweiligen, stark wechselnden
Strombedarf und außerdem einen sparsamen Verbrauch des Talsperrenvorrates. Die
erstgenannte Bedingung hätte man wohl durch möglichste Vermeidung von Aenderungen in
der Wasserentnahme und durch langsame Durchführung der unvermeidlichen Aenderungen
erfüllen können, wenn dies den Forderungen der elektrischen Maschinen nicht geradezu
widersprochen hätte. Um beide Teile zu befriedigen, mußte daher die Vereinigung von
zwei Arten von Reguliervorrichtungen gewählt werden, von welchen die eine
ausschließlich für die Geschwindigkeits-Regulierung der Turbine, die andere
ausschließlich für das Sparen des Kraftwassers bestimmt ist. – Die hierfür von der
Maschinenfabrik Briegleb, Hansen & Co.
ausgeführte Düsenkonstruktion ist in Fig. 1 und 2 dargestellt. – Die Verringerung der Strahldicke
erfolgt in der bereits früher bekannten Weise durch rechts und links von der
Düsenöffnung liegende, rechteckige Kolben a, a, welche
nach außen als runde Stangen fortgesetzt und mit Hilfe von Lederstulpen hier
abgedichtet sind.
Textabbildung Bd. 324, S. 14
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 324, S. 14
Fig. 2.
Vor der Düsenmündung befinden sich die ebenfalls schon früher
verwendeten Schneiden s, s, welche bei der Entlastung
der Turbine durch den Regulator soweit in den Düsenstrahl hineingerückt werben, als
zum Abtrennen und seitlichen Ablenken des augenblicklich überschüssigen Kraftwassers
erforderlich ist. Während aber die Zeit für einen vollen Hub der Schneiden s zum Zwecke der Erzielung einer empfindlichen, genauen
Regulierung auf höchstens 2 Sekunden bemessen ist, also den Anforderungen des
elektrischen Betriebes vollkommen entspricht, kann die Zeit, welche verstreicht bis
die Kolben a den voll geöffneten Düsenquerschnitt ganz
geschlossen haben, auf 2 Minuten und noch mehr ausgedehnt werden, sodaß der Abschluß
oder das Wiederöffnen der Druckleitung tatsächlich keine gefährlichen Druckstöße
erzeugen kann. Beide Reguliervorrichtungen werden von Druckwasserzylindern
angetrieben, deren Steuerkolben in der üblichen Weise von dem Fliehkraftregulator
betätigt werden. Während aber die Zuleitung vom Steuergehäuse des auf die Schneiden
s wirkenden Zylinders sehr kurz und weit gehalten
sind, um eine fast augenblickliche Wirkung, jeder Verstellung des Steuerkolbens zu
erzielen, ist gerade das Entgegengesetzte bei dem anderen Zylinder ausgeführt,
welcher die Kolben a betätigt. Nicht nur, daß die
genannte Zuleitung vom Steuergehäuse zum Druckwasserzylinder fast 6 m lang ist und
nur 2 bis 3 mm lichte Weite aufweist, ist sie auch noch mit einem Drosselhahn
versehen, durch welchen der Eintritt der Druckflüssigkeit in den Zylinder noch
weiter verzögert werden kann. Die Wirkung dieser beiden Reguliervorrichtungen ist
somit derart geregelt, daß bei jeder Aenderung der Belastung durch den
Fliehkraftregulator wohl beide Steuerkolben der Servomotoren so verstellt werden, daß etwa 2
Sekunden später bereits die Schneiden s der neuen
Belastung entsprechend eingestellt sind, während die im Interesse des sparsamen
Wasserverbrauches erforderliche Veränderung des Düsenquerschnittes erst in etwa 2
Minuten beendet ist, um schädliche Ueberdrücke in der Rohrleitung zu vermeiden. (Pfarr.) (Zeitschr. d. Vereines deutscher Ingenieure,
1908, S. 1224 bis 1229.)
H.
Zahnräder für schweren elektrischen Betrieb.
Die hohen Beanspruchungen, denen die Zahnradvorgelege bei schwerem elektrischen
Betriebe ausgesetzt sind, haben eine große Abnutzung zur Folge, so daß der Ersatz
dieser Zahnräder einen wesentlichen Anteil an den Betriebskosten ausmacht. Zur
Verringerung dieser Kosten liefert die General Electric
Company große zweiteilige Zahnräder, bei denen eine Bandage aus
geschmiedetem Stahl, in die die Zähne eingeschnitten sind, mit einem Druck von 200 t
auf ein Gußstahlrad aufgepreßt ist. Derartige Räder sind seit drei Jahren bei
zahlreichen Bahnen in Amerika in Verwendung.
Neuerdings fertigt die genannte Gesellschaft auch ein besonderes kleines Zahnrad für
die Vorgelege an, das sie aus einem Stahl hergestellt hat, dessen Zusammensetzung
leider nicht mitgeteilt wird, und bei dessen Härtung sie darauf besonders achtet,
daß weder ein Verziehen noch innere Spannungen durch ungleiche Abkühlungen auftreten
können. Während bisher drei kleine Zahnräder zusammen dieselbe Lebensdauer hatten
wie ein großes Zahnrad, nutzt das neue kleine Zahnrad sich genau ebenso schnell wie
das große ab. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß dies auch eine Vergrößerung der
Lebensdauer des großen Zahnrades zur Folge hat, da bisher bei dem Zusammenarbeiten
mit den abgenutzten kleinen Zahnrädern kurz vor dem Auswechseln und durch das
Einlaufen mit den neuen Zahnrädern ein vergrößerter Verschleiß verbunden war.
(Electric Railway Journal 1908, B. 11, S. 483.)
Pr.
Elektrische Schleppschiffahrt auf Kanälen.
Zur Feststellung der Kraft, welche nötig ist Schleppzüge aus 1–4 Booten mit
verschiedenen Geschwindigkeiten zu befördern, und zum Vergleich der Arbeitsweise von
Schlepplokomotiven, die in der üblichen Weise mit vier Rädern auf einem Schienenpaar
und solchen, die auf einem einzigen entsprechend gelagerten Doppel-T-Eisen laufen,
sind auf dem Lehigh-Kanal in Pensilvanien Versuche angestellt worden, die zugleich
über die günstigste Geschwindigkeit, die vorteilhafteste Länge des Schleppseiles und
den Energieverbrauch Aufschluß geben sollten. Hierzu war auf etwa 3,1 km Länge neben
dem Kanal mit Schienen von 20 kg/m Gewicht ein Gleis von 1065 mm Spurweite verlegt.
Die Gleislage war jedoch uneben und schlecht. Die zu den Versuchen verwendeten
vierrädrigen Lokomotiven wogen betriebsfertig 7,25 t. Die Radsätze, deren Entfernung
voneinander 1120 mm betrug und die Laufräder von 710 mm Durchmesser besaßen, wurden
durch zwei 28 PS Gleichstrommotoren mittels einfacher Zahnradvorgelege mit der
Uebersetzung 69 zu 15 angetrieben. Die Spannung an dem zur Stromzuführung dienenden
Fahrdraht betrug normal 500 Volt; sie konnte geändert werden, um verschiedene
Fahrgeschwindigkeiten zu erhalten.
Neben einem weiteren 3,1 km langen Stück des Kanals ist ein 250 mm hoher
Doppel-T-Träger von 37,5 kg/m Gewicht in Abständen von 5,5 m auf 1200 mm hohen, im
Boden einbetonierten Stützen gelagert. Die auf diesem Gleise neben zwei
amerikanischen Lokomotiven vorhandene französische Lokomotive, die wegen ihrer
besseren Bauart und Herstellung allein zu den Versuchen verwendet wurde, besaß einen
25 PS gekapselten Motor, der mit der Uebersetzung 3,4 zu 1 die beiden 1065 mm
voneinander entfernten Laufräder von 286 mm Durchmesser antrieb. Den Laufrädern
gegenüber waren Druckrollen angeordnet, die auf der Unterseite der Fahrschiene
liefen und mittels einer Hebelübersetzung mit dem 4,7 fachen des am Schleppseil
wirkenden Zuges an die Fahrschiene angepreßt wurden. Zu den Versuchen wurde ferner
eine ähnlich gebaute 1,56 t schwere Lokomotive verwendet, die mit einem 15 PS-Motor
ausgerüstet war und gleichfalls aus Frankreich stammte. Für diese Maschine war ein
besonderes 365 m langes, aus einem 180 mm hohen Doppel-T-Eisen bestehendes Gleis
hergestellt.
Zu den Versuchen wurden vier Boote von 26,5 m Länge, 3,2 m Breite und 1,53 m Tiefgang
verwendet, die beladen etwa 137 t und leer etwa 24 t wogen. Das Schleppseil war bei
den Versuchen etwa 60 m lang. An 2 Booten war die sogenannte Erie-Steuerung angebracht. Bei dieser Anordnung ist ein Punkt in der
Spitze des Fahrzeuges mittels je eines Seiles mit zwei etwa 1,3 m voneinder
entfernten Punkten am Heck des vorderen Fahrzeugs verbunden. Außerdem laufen von
zwei etwa 2 m hinter der Spitze liegenden Punkten am Fahrzeugrande parallel zwei
Seile zu dem vorderen Fahrzeug, auf dem sie über Rollen zu einer mitschiffs
angeordneten Winde mit doppelten Trommeln und gemeinsamen Antriebe führen. Je
nachdem das eine Seil auf eine Trommel auf- und von der anderen Trommel abgewickelt
wird, findet eine Schrägstellung des hinteren Bootes statt, so daß es als
Steuerruder für das vordere wirkt. Durch diese Anordnung wird eine Ersparnis an
Zugkraft in Höhe von etwa 8 v.H. erzielt.
Als angenäherter Wert für die in der Fahrrichtung durch das Seil auszuübende Zugkraft
ergab sich angenähert der Wert 2,6 v2p für beladene Boote und für leere Boote
3,87 v2p, wo v die Geschwindigkeit in km i.d. Std. und p das Gesamtgewicht sind. Der eingetauchte Teil des
Bootes hat hierbei einen Querschnitt von 5 qm, während der mittlere Querschnitt des
Kanals etwa 41 qm beträgt. Der Wirkungsgrad der Lokomotiven wurde bei einer Zugkraft
von 450 kg von der vierrädrigeren Lokomotive zu 80 v.H., bei der
Einschienen-Lokomotive zu 73 v.H. ermittelt; bei einer Zugkraft von 1350 kg waren
diese Zahlen 84 und 77,5. Zur Verringerung der Verluste bei den
Einschienen-Lokomotiven wird vorgeschlagen: Vergrößerung der Laufräder sowie des
Radstandes, Verkleinerung des Spiels zwischen den Spurkränzen, Verbesserung der
Anordnung der Lager sowie deren Schmierung und Fortfall der Spurkränze für die
Druckrollen. Ferner ist ein möglichst günstiger Angriffspunkt für das Zugseil zu
ermitteln, damit die Spurkranzreibung so klein wie möglich wird.
Bezüglich der Geschwindigkeit wurde folgendes festgestellt: Einzelne Boote können
sowohl leer, als auch beladen mit mehr als 8 km i.d. Std. geschleppt werden; es
empfiehlt sich jedoch nicht über diesen Wert hinaus zu gehen. Bei zwei Booten
beträgt die Geschwindigkeitsgrenze etwa 6,5 km i.d. Std. und vier Boote können im
beladenen Zustande mit 5 km i.d. Std. geschleppt werden. Vier unbeladene Boote zu
schleppen, erwies sich als unvorteilhaft. Möglicherweise können jedoch die
aufgetretenen Schwierigkeiten I durch eine zweckmäßigere Steuerung behoben werden.
Die Ergebnisse der Versuche sind seitens der Verfasser überdies durch Schaulinien
und Tabellen belegt. (Stillwell und Putnam.) (The Electrician 1908 Seite 638–641.)
Pr.
Die Härte zäher Metalle.
Zur Ermittelung der Wirkung der Kaltbearbeitung und des Zusammenhanges zwischen
Härte, Streckgrenze und Kohäsionskräften zäher Metalle sind von K. Kürth Härtebestimmungen an reinem Kupfer und Nickel
nach dem Brinellschen Kugeldruckverfahren ausgeführt
worden. Die beabsichtigten Zustände der Kaltbearbeitung- wurden derart erzeugt, daß
die bei 900 C° ausgeglühten Materialien zu Zugproben hergerichtet und bei bestimmten
Zugkräften, die größer waren als die ursprüngliche Streckgrenze der Materialien, bis
zum Erreichen eines Dauerzustandes belastet wurden. Nach Bauschinger wird nun die Streckgrenze eines zähen Stoffes bis zu der
Spannung verschoben, mit der derselbe über die Streckgrenze hinaus belastet war. Die
neue Spannungsdehnungskurve schließt sich aber der Kurve für das ausgeglühte
Material an, wenn die Spannungen auf den ursprünglichen Querschnitt bezogen und
dieselbe Dehnungsgeschwindigkeit angewendet werden. Aus dem Vergleich der
neugefundenen Streckgrenze mit der des ursprünglichen Materials kann man also auf
den Grad der Bearbeitung, die das untersuchte Material gegenüber dem ausgeglühten
erfahren hat, schließen. Bei den vorliegenden Versuchen wurden nun für jeden durch
die voraufgehende Ueberlastung systematisch erzielten Zustand die neue Streckgrenze
mittels Martern-Kennedy Apparat und die Härtekurve
P = f(d)
ermittelt, letztere, indem für wachsende Kugeldrucke die Eindrücke bestimmt
wurden.
Für die Berührung zweier Stoffe besteht nach Rasch die
Beziehung zwischen dem Druck P und dem Durchmesser d des Eindruckes P = a.
dn. Die Formel für die Härte
\frac{H=P}{\frac{\pi}{4}\,d^2} lautet dann
H=\frac{\pi}{4}\,a\,.\,d^{n-2}=\frac{\pi}{4}\,a^{\frac{2}{n}}\,\rho^{\frac{n-2}{n}}.
Aus den Versuchen hat sich ergeben, daß n bei reinen,
zähen Metallen nur von ihrem augenblicklichen Zustand abhängt; ferner daß die
Streckgrenze kein Maß für die Härte bildet, sondern daß die Aenderung der
Streckgrenze eines zähen Metalles der Aenderung seiner Härte proportional ist, unter
der Voraussetzung geometrisch ähnlicher Eindrücke.
Die „innere Energie“ d.h. derjenige Teil der beim Streckvorgang nicht in
Reibungswärme, sondern latent in Kohäsionsenergie umgewandelten äußeren Arbeit ist
nach Hort (Z.d.V.d.I., 1906, S. 1831) dem Verhältnis
der Zunahmen von Elastizitätsgrenze und Dehnung proportional. Hieraus wird
geschlossen, daß die innere Energie auch dem Verhältnis der Zunahmen von Härte und
Dehnung proportional sei, d.h. die Härte ändert sich in demselben Maße wie die
innere Energie.
Ferner wird angenommen, daß der elektrische Leitungswiderstand und die
Aufnahmefähigkeit für Magnetismus in derselben Beziehung zur Streckgrenze stehen wie
die Härte, und sich ähnlich ändern wie die innere Energie, woraus dann gefolgert
wird, daß sämtliche Kohäsionseigenschaften sich ebenso verhalten, wie die „innere
Energie.“ (Z.d.V.d.S., 1908, S. 1560 bis 1566.)
Fk.