Titel: | Deutsche Verladevorrichtungen für Kohlen und Erz. |
Autor: | K. Drews |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 55 |
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Deutsche Verladevorrichtungen für Kohlen und
Erz.
Von Ingenieur K. Drews,
Posen.
(Schluß von S. 35 d. Bd.)
Deutsche Verladevorrichtungen für Kohlen und Erz.
Man hat auch in einigen Fällen das Aufklappen des Auslegers durch eine
Horizontalbewegung- ersetzt.
Textabbildung Bd. 324, S. 55
Verladebrücke mit horizontal verschiebbarem Ausleger von Bleichert & Co.
für die deutsche Seeverkehrs-A.-G. in Nordenhain.
So zeigen z.B. die Fig.
16–18 eine
Verladebrücke der Firma Adolf Bleichert & Co. in
Leipzig für die Deutsche Seeverkehrs-Aktiengesellschaft in Nordenham. Der
wasserseitige Ausleger ist bis zu der Vorderstütze einziehbar. Seine Fahrschienen
für die Laufkatze schließen sich mittels Schleppzungen an die Schienen auf dem
Brückenträger an. Die Brüke kann sich nach Fig. 18 um einen
gewissen Winkel mit der landseitigen Stütze als Drehpunkt schräg stellen. Bei
kürzerer Fahrbahn ordnet Bleichert auch den ganzen
Fahrbahnträger einziehbar an.
Einen anderen Ausweg, um mit dem Ausleger unter der Takelage bequem weg- und an den
Schiffsmasten vorbeizukommen, zeigen die Fig. 19 und 20D.R.P. 201 575., die einen
Verladekran der Firma Adolf Bleichert & Co. für das
Gaswerk Grasbrook in Hamburg darstellen. Der Kran hat nach Art des Huntschen Umladers einen geneigten Fahrbahnträger, der
mittels der beiden Lenker a und b mit dem fahrbaren Portal verbunden ist. Fig. 19 zeigt die
Stellung des Auslegers während des Betriebes; der Lenker b ruht dabei auf dem Stützengerüst.
Fig. 20 dagegen zeigt
den Kran mit eingezogenem Ausleger. Das Umladen aus Seeschiffen in Leichter wird
nach Fig. 19 durch
die Schurre S vermittelt. Die stündliche Leistung
eines solchen Kranes beträgt 75 t, kann aber auf 100 t und mehr gesteigert
werden.
Textabbildung Bd. 324, S. 55
Fig. 19 u. 20. Kohlenverladekran mit schwingendem Ausleger von Bleichert &
Co. für das Gaswerk Grasbrook in Hamburg.
Im Anschluß an die Besprechung amerikanischer und deutscher Verladevorrichtungen möge
hier noch eine solche aus England stammende, der Temperley-Transporter, auf den schon im vorigen
Jahrgange dieser
Zeitschrift S. 769 hingewiesen wurde, Erwähnung finden.
Da diese Verlade Vorrichtung jedoch schon im Jahrgange 1907 dieser Zeitschrift eine
längere Besprechung erfahren hatte, der auch eine Anzahl von Bildern und Skizzen
beigegeben war, so kann ich mich hier darauf beschränken, nochmals kurz die
besonderen Merkmale dieser Transportvorrichtung hervorzuheben.
Waren die vorbeschriebenen amerikanischen und deutschen Transportmittel recht
eigentlich Sonder-Hebe- und Transportvorrichtungen zur Handhabung von Kohle und Erz,
so ist der Temperley-Transporter bezüglich seines
Verwendungszweckes universeller; er wird beim Umladensowohl von Stückgütern wie von
Massengütern benutzt Das drückt sich schon in der Gerüstkonstruktion aus. Bei den
amerikanischen Verladevorrichtungen bemerkt man ganz bestimmte immer wiederkehrende
Typen; der Temperley-Transporter zeigt jedoch in der
Gerüstkonstruktion die allerverschiedensten Ausführungsformen. Das Bleibende bei ihm
ist jedoch die Fahrbahn für die Laufkatze, ein I-Träger, auf dessen unteren
Flanschen die Katze läuft. Bei leichteren Ausführungen wird dieser Träger mittels
Drahtseilen an einer festen Säule, an einem Bockgerüst, an einer Wand, an
Schiffsmasten usw. aufgehängt.
Textabbildung Bd. 324, S. 56
Fig. 21. Seilführung eines Temperley-Transporters.
Die Gerüstkonstruktion erweitert sich zur fahrbaren Verladebrücke, wenn der Temperley-Transporter größere Lagerplätze zu bedienen
hat; er gleicht dann einer Brownschen
Verladevorrichtungs. D. P. J. 1908, Bd.
323, S. 789.. Der obengenannte Bericht im Jahrgange 1907 dieser
Zeitschrift zeigt eine Anzahl sehr verschiedener Gerüstkonstruktionen.
Das Bemerkenswerteste am Temperley-Transporter ist wohl
die Laufkatze. Sie besteht aus einem schmiedeeisernen Rahmen, 4 Laufrädern, einer
Seilrolle und einem Hebel- und Klinkenmechanismus. Alle Bewegungen, Heben und Senken
der Last sowie Katzefahren werden durch ein Seil bewirkt, das wie bei den
einfacheren Ausführungen der Huntschen und Brownschen
Verlade Vorrichtungen gleichzeitig Hub- und Fahrseil ist. Da die Fahrbahn gewöhnlich
nur eine solche Neigung besitzt, daß die Katze mit dem leeren Fördergefäß von selbst
nach der Ladestelle zurückläuft, so muß die Katze während des Hebens und Senkens der
Last mit der Fahrbahn verriegelt werden. Dies geschieht durch einen sehr
sinnreichen, selbsttätigen Klinkenmechanismus an der Laufkatze. Um ohne Versetzen
von Anschlägen an möglichst vielen Stellen der Fahrbahn das Heben und Senken
bewirken zu können, sind auf der ganzen Länge des Fahrbahnträgers an dessen
Unterflanschen in zweckmäßigen Abständen kleine Böcke mit kammartigen Aussparungen
angeordnet, in die eine an der Katze befindliche Klinke einhakt, wenn jene
verriegelt werden soll. Um das Seil während des Katzefahrens zu entlasten und um die
Seil- und Rollenwiderstände zu vermindern, stützt sich die Last, ganz hochgezogen,
wie bei den Brownschen Laufkatzen, an dem Katzenrahmen
ab.
Fig. 21 zeigt die Seilführung eines
Temperley-Transporters für die Schachtarbeiten beim Bau der Pariser Untergrundbahn.
Da die Fahrbahn (Länge 52 m) keine Neigung hat, so mußte für den Rücklauf der Katze
ein besonderes Fahrseil angeordnet werden. Das eine Ende dieses Seiles greift am
Katzenrahmen an, während das andere über einen 6rolligen Flaschenzug zu einem
Festpunkt geführt ist. An dem Flaschenzug hängt ein Gegengewicht, das beim Hinlauf
der Katze (in Fig. 21 nach rechts) gehoben wird.
Beim Rücklauf wird die Windentrommel freigegeben und das niedergehende Gegengewicht
zieht die Katze zurück.
Die Antriebsmaschinen der Temperley-Transporter sind
einfache Winden für Dampf- oder elektrischen Betrieb ohne Umsteuerung. Das Halten
der Last, das Regulieren der Senk- und Fahrgeschwindigkeit beim Rücklauf geschieht
mittels einer Bandbremse. Ein Arbeitsspiel geht, wie folgt, vor sich. Zum Heben der
Last läßt der Maschinist die Winde laufen. Die Hubbewegung wird dadurch begrenzt,
daß sich ein Bund am Zugorgan oder die Zapfen der losen Rolle, wenn diese vorhanden
ist, in die Wangen der Katze einhängen, wobei diese zugleich entriegelt wird. Die
Hubbewegung geht jetzt durch den nicht unterbrochenen Seilzug in die Fahrbewegung
über. Die Klinken an der Katze gleiten während der Fahrt über die Feststellböcke an
dem Fahrbahnträger weg. Will der Maschinist an einer dieser Feststellvorrichtungen
halten, so läßt er die Katze zuerst ein Stück darüber weglaufen, stoppt die Winde
und läßt die Katze dann rückwärts laufen, wobei sie sich von selbst am nächsten
Anschlag festriegelt und zugleich die Last zum Senken freigibt.
Die Fahrbewegung geht nun unmittelbar in die Senkbewegung über. Diese wird durch die
Bremse geregelt; die Trommel ist dabei von der Antriebsmaschine losgekuppelt. Zum
Heben des leeren Fördergefäßes werden beide wieder gekuppelt. Nach Einhaken des
Lastträgers in die Katze wird diese wieder entriegelt und läuft nun selbsttätig
zurück, nachdem der Maschinist die Trommel durch Abkuppeln für den Rücklauf
freigegeben hat. An der Ladestelle läßt der Maschinist die Katze wieder ein Stück
über die betreffende Stelle weglaufen, holt sie dann zurück, wobei sie sich
festriegelt und das Fördergefäß zum Senken freigibt. In dem Augenblick, wo der
Katzenriegel einklinkt, muß auch der Maschinist durch Loskuppeln der Trommel oder
Abstellen der Antriebsmaschine die Winde für den Rücktrieb der Last freigeben.
Bei der Handhabung von Massengütern wird ein Fördergefäß mit selbsttätiger Entleerung
aus beliebiger Höhe benutzt, D. P. J. 1907, S. 562, Fig.
3. Das Fördergefäß ist ein zylindrischer Kübel, dessen Schwerpunkt in
leerem Zustande unter seinem Aufhängepunkte, in gefülltem jedoch über diesem liegt,
so daß der volle Kübel von selbst kippen würde. Verhindert wird er daran durch einen
Schnepper, der zum Zwecke des Kippens ausgelöst wird. Der Auslösmechanismus befindet
sich an der Unterflasche und wird von deren losen Rolle betätigt. Will der
Maschinist den Kübel zum Kippen bringen, so läßt er ihn zunächst bis auf die
geeignete Höhe herab und hebt ihn dann um ein! Weniges wieder an, wodurch der
Auslösmechanismus in
Tätigkeit gesetzt wird. Ist der Kübel entleert, so richtet er sich von selbst wieder
auf und der Schnepper fällt ein. Das Senken des leeren und das Heben des vollen
Kübels beinflußt den Auslösmechanismus nicht, da er sich nun nicht im Bereich der
losen Rolle befindet.