Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 61 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Schwimmdrehkranevon 100, bezw. 60 t
Tragfähigkeit
für den Hafen von Buenos Ayres sind auf der Werft Gusto der Firma A.F.
Smulders in Schiedam, Holland, fertiggestellt und haben die Seereise in
vollständig montiertem Zustand unter eigenem Dampfe gemacht. In Hinsicht auf den
beschränkten Hafenraum sind beide Krane drehbar ausgeführt, um schwere Lasten aus
den Schiffen unmittelbar auf die Kaie absetzen zu können, wenn die Krane zwischen
dem Schiffe und dem Kai liegen. Die Krane sollen außerdem beim Aufräumen von Wracken
Verwendung finden.
Die Schiffskörper haben 47, bezw. 40 m Länge, beide 17 m Breite, eine größte
Raumtiefe von 4, bezw. 3,6 m. Der 100-t Kran ist mit zwei Dampfkesseln von je 100 qm
Heizfläche und 8 at versehen, deren Dampf zwei je auf eine Schraubenwelle wirkende
Verbundmaschine von 380 × 760 mm und 500 mm Hub zugeführt wird. Bei der
Probefahrt gaben die zusammen etwa 550 PS indizierenden Maschinen dem Schiffe eine
Geschwindigkeit von fast 15 km i.d. Std. Der Kran ist als Drehkran gebaut, und läuft
mittels acht in Paaren angeordneten und in Schwinghebeln gelegenen Rädern auf einer
gußstählernen Laufbahn. Die Kranwinde wird von einer stehenden Verbundmaschine (300
× 600 mm und 350 mm Hub) angetrieben, deren Frisch- und Abdampf durch den
hohlen Königzapfen des Kranes zugeführt wird. Außer dem Haupthaken ist ein
Hilfshaken für 201 Nutzlast mit eigener Seiltrommel vorgesehen. Heben und Drehen
kann gleichzeitig stattfinden.
Um der Vorschrift, daß das Schiff beim Heben und Drehen der Höchstlast leicht
wagerecht zu halten sei, zu genügen, wurde ein 250 t schweres auf acht Rädern
laufendes Gegengewicht angeordnet, aus einer mit Eisenbahnschienen gefüllten Kiste
aus Stahlblech bestehend, deren Inhalt in Hinsicht auf die Seereise mit Sand eingewaschen
wurde. Die Bewegung des Gegengewichtes wird von einer Zwillingsdampfmaschine von 180
mm Zylinderdurchmesser und 200 mm Hub erzielt, deren Dampf ebenfalls durch die
Kranmittellinie zu- und abgeführt wird. Beim Krandrehen bleibt das Gegengewicht
innerhalb der Schiffsgrenzen und seine Maschine wird selbsttätig angehalten, sobald
sein äußerster Stand erreicht ist.
Alle Bedienungshebel, sowohl für die Winde wie für das Gegengewicht sind an einer
Stelle zusammengebracht.
Die Ausladung beträgt 16.65 m, die Hubhöhe über dem Wasserspiegel rd. 22 m; bei der
Erprobung wurde bei der Höchstlast eine Hubgeschwindigkeit von 1,52 m i.d. Min.
erreicht, während eine vollständige Drehung 2 Min. 55 Sek. erforderte.
Der 60 t Kran ist dem großen Kran in der Hauptsache ähnlich, auch was Hubhöhe und
Ausladung betrifft. (Dekker und Weve.) (De Ingenieur 1908. S. 871–875).
Ky.
Der neue Daimler-Kraftwagenmotor.
Auf der jüngsten Vergnügungskraftwagen-Ausstellung in London wurde von der Daimler-Gesellschaft ein Motor vorgeführt, dessen
Konstruktion erhebliche Abweichung vom hergebrachten zeigt. Die als
„ventillos“ bezeichnete Maschine entspricht diesem Namen insofern, als
die Ventile gewöhnlicher Bauart fehlen und durch eine gleiche Anzahl Schieber
besonderer Anordnung ersetzt sind.
Der Zylinder ist in der üblichen Weise mit einem angegossenen Kühlmantel versehen,
ist aber auf größerem Durchmesser wie der Kolben ausgebohrt. In dem so gebildeten
ringförmigen Raum befinden sich zwei Schieber, die mittels kurzer Stangen von einer
den Kurbelraum durchsetzenden Steuerwelle hin und her bewegt werden. Die
ringförmigen Schieber sind nach oben über einen gewissen Abstand über den Kolbenlauf
hinaus verlängert, während der Zylinderdeckel kolbenartig in den Zylinder hineinragt
und hier gegen die Schieber mittels Kolbenringe gasdicht abschließt.
Die Ein- und Auslaßöffnungen in der Zylinderwand werden von den Oeffnungen in den
auf- und abgehenden Schiebern entsprechend freigegeben. Der Arbeitskolben läuft also
im innern Schieber, und das richtige Arbeiten des Motors wird in hohem Maße davon
abhängen, ob die Schieber dicht halten. Außer der geringen Anzahl beweglicher Teile
des Motors und dem Wegfallen des Ventilgeräusches wird als Vorteil die große
Schieberöffnung und die bequeme Anordnung der Rohre angegeben, da man bei letzteren
nicht auf gute Zugänglichkeit sich bewegender Steuerteile zu achten hat.
Der Motor wird in vier Größen in den folgenden Abmessungen ausgeführt:
PS
22
38
48
57
Anzahl Zylinder
4
4
4
6
Durchmesser
mm
96
124
140
124
Hub
„
130
130
150
130
(Engineering 1908, II, S. 681.)
Ky.
Neuere Brikettierungs- und Aufbereitungsanlagen für Eisenerze
in Schweden.
Zu den neueren Brikettierungsanlagen für Kiesabbrände gehört das
purpleore-Brikettwerk der Helsingborgs Kopparverks
Aktiebolag bei Helsingborg an der Westküste Südschwedens. Die zur
Verarbeitung gelangenden Kiese werden auf den Sulitjelma-Kiesgruben im nördlichen
Norwegen gewonnen, gelangen in besonderen Kiesdampfern an die Südküste Norwegens
und werden hier in Papierfabriken abgeröstet und hierbei von dem größten Teil
ihres Schwefelgehaltes befreit. Die Kiesabbrände werden in Küstendampfern den oben
erwähnten Helsingborger Kupferwerken zugeführt, hier
zur Gewinnung ihres Silber- und Kupfergehaltes mit gemahlenem Steinsalz in
mehrbödigen Fortschaufelungsöfen Gröndalscher Bauart
chlorierend geröstet, sodann mit Wasser ausgelaugt, und das Silber nach Claudets Verfahren mit Jodkalium ausgefällt. Nach
abermaliger Auslaugung mit Wasser wird das Kupfer mittels alter Eisenteile als
Zement mit einem Gehalt von 80% Cu gefällt, das in
Doppelflammöfen auf Raffinatkupfer mit über 99,97 % Cu
verschmolzen wird. An Kupfer werden rund 2000 t im Jahr erzeugt.
Das sog. purple ore (Purpurerz), nämlich der mulmige, aus Eisenoxyd zum größten Teil
bestehende Rückstand der Kupferauslaugung wird bis zur Lufttrockene in Schuppen
gelagert. Es enthält in der Regel 61% Fe, 0,15 bis
0,20% Cu, 0,23% S und
0,01% P. Sodann gelangt das purple ore in die
Brikettpressen des Brikettwerkes, das hauptsächlich aus 3 Sutcliffe-Pressen, 3 älteren Dorstener
Pressen und 3 Gröndalschen Doppelbrennöfen mit 2 Bildschen Generatoren besteht. Die Sutcliffe-Pressen haben sich im Betriebe besser als die
Dorstener Pressen bewährt. Sie dienen auch
andernorts zur Erzeugung von Kalksandsteinen, Betonsteinen, Kohlen- und Erzbriketts.
Ihrer Bauart nach ist die Sutcliffe-Presse eine
Kniehebel-Druckpresse mit wagerechtem, umsetzbaren Formtisch. Sie weist also eine
Aehnlichkeit teils mit der Tigler-, teils mit der Couffinhal-Presse auf. Der Formtisch enthält 8 bis 10
Formen, die zur Herstellung von purple ore-Briketts quadratischen Querschnitt haben
und mit gehärteten Stahlplatten ausgefüttert sind. Die Bereitung von Erzbriketts
erfolgt in einer Pressung mit 150,000 kg für jeden Stein. Die Preßvorrichtung wird
beständig durch kaltes Wasser gekühlt. Die fertigen Steine oder Briketts werden nach
Umsetzen des Formtisches von Hand entfernt. Diese Sutcliffe-Presse ist neuerdings dadurch wesentlich verbessert worden, daß
die Steine gleichzeitig von oben und von unten gepreßt werden. Eine größere und
stärkere Ausführung der einfachen Sutcliffe-Presse ist
die Duplex-Emperor-Presse, mit der immer zwei Steine
gleichzeitig hergestellt werden können. Eine einfache Sutcliffe-Presse liefert täglich bei etwa 9stündigem Betriebe gegen 13,000
Steine zu je 4 kg = 52,000 kg; die Duplex-Presse
leistet etwa das Doppelte. Zur Bedienung sind bei der Aufgabe 1 Mann, für die
Abnahme der Rohbriketts vom Formtisch, ihr Verladen in die Brikettwagen und ihre
Beförderung in den Brennofen 4 Mann erforderlich. Die Sutcliffe-Pressen haben sich erheblich besser als die Dorstener Fallpressen bewährt, da sie bei dreifacher
Leistung weniger Reparaturen erfordern und die Briketts dichter werden mit
schärferen Kanten.
Die Rohbriketts werden auf Wagen eine Stunde lang in die 3 Gröndalschen Doppelöfen gebracht, die ihre Heizgase von 2 Bildschen Generatoren erhalten. In einem Ofen werden
täglich 75 t durchgesetzt. Die fertigen Briketts sind scharfkantig, rißfrei, dicht
und fest, dabei porös; ihr Eisengehalt beträgt 62 bis 63% bei 0,19% Cu, 0,06% S und 0,01% P. Der Eisengehalt des purple ore hat sich durch die
Brikettierung also um 1 bis 2% angereichert, der Schwefelgehalt aber um rund 0,2%
vermindert.
An Löhnen entfielen auf 1 t Briketts 0,49 Mk., an Kohlenkosten 1,43 Mk. Der Absatz
der Briketts ist auf England beschränkt. Der Verkaufspreis betrug 1906 22 s (= 22,44
Mk.), die Fracht 5 s (= 5,10 Mk.) für 1 t Briketts.
Mit einer im April 1907 errichteten Anlage von magnetischen Erzscheidern wird
der Eisengehalt armer Magneteisenerze in Vintjen, Provinz Dalarne, von 32% Fe auf 62% Fe
angereichert. Der Erzscheider arbeitet mit festen Elektromagneten und einer
kreisenden Trommel mit sekundärem Magneten, wobei die Trommel ganz innerhalb des
magnetischen Feldes angeordnet ist. Hierdurch wird der Nachteil anderer Systeme
vermieden, der darin besteht, daß die Trommel sehr groß sein muß, um ein größeres
magnetisches Feld und eine höhere Leistung zu erzielen. Die kurze konische Trommel
dreht sich um eine wagerechte Achse und besteht aus einem unmagnetischen Stoff. An
ihrer Innenseite sind durch Zement voneinander getrennte Eisenstücke angeordnet,
während außerhalb der Trommel 3 Elektromagnete so aufgestellt sind, daß sie nur auf
den unteren Trommelumfang wirken. Die äußeren Magnete haben gleichnamige Pole. Die
an der Trommelinnenseite befestigten Eisenstücke werden bei Drehung der Trommel an
den Elektromagneten vorbeigeführt und hierbei zu sekundären Magneten induziert. Das
in die Trommel aufgegebene, fein zerteilte Roherz wird, soweit es aus
Magneteisenerzteilchen besteht, von diesem sekundären Magneten angezogen und bei der
Drehung der Trommel mit emporgehoben. Sobald die an der Innenseite der Trommel
befestigten Eisenstücke von den beiden äußersten der am unteren Umfang der Trommel
angeordneten Magneten gleich weit entfernt sind, tritt Polwechsel ein, und die bei
der Trommeldrehung mit emporgehobenen Erzteilchen fallen herab, und zwar auf ein in
die Trommel hineinragendes Blech, von dem sie durch die Wasserstrahlen einer
Rohrbrause auf ein endloses Transportband gespült werden. Die unhaltigen,
unmagnetischen Bestandteile wandern unbeeinflußt aus der Trommel ab. Der Apparat
erzielt die oben angegebene Anreicherung mit einem Stromverbrauch von 10 Amp bei 110
Volt. Dieser Magnetseparator soll demnächst auch in den Aufbereitungsanlagen der Lesjöfors Actiebolag bei Längsbanshyttan zur Anwendung
kommen. Der fertige Magneteisenerzschlich soll aber nicht durch Brikettierung,
sondern durch das Peterssonsche Sinterungsverfahren zur
Verschmelzung im Hochofen geeignet gemacht werden. Dieses Verfahren besteht darin,
daß der oben aufgegebene Erzschlich durch mehrere untereinander liegende Abteilungen
eines durch Hochofengichtgas geheizten Röstofens rollt und hierbei zumeist zu
Klumpen zusammensintert. Ein zu Dalsbruk in Finnland seit 1905 betriebener Ofen hat
sich bestens bewährt. Die Kosten des Aufgebens und Röstens für 1000 kg gebrannten
Produktes betrugen 2,63 Mk. (Glückauf, 1908, S. 1453.)
J.
Instandsetzung beschädigter Bauwerke durch
Zementeinpressung.
Der nördliche Pfeiler der westlichen Eisenbahndrehbrücke über den
Kaiser-Wilhelm-Kanal bei Rendsburg war durch den Anprall eines Erzdampfers so schwer
beschädigt worden, daß der massive Pfeiler etwa 3 m unter Wasser in zwei Hälften
geteilt und das obere etwa 400 cbm Mauerwerk enthaltende Pfeilerstück rund 40 cm auf
dem Pfeilerstumpf verschoben war. Hierbei entstanden Fugen von 10 bis 15 cm Weite.
Um eine längere Außerbetriebsetzung der Brücke und die großen Kosten des Abreißens
und der Wiederherstellung des Brückenpfeilers zu vermeiden, wurde nach dem Verfahren
von Wolfsholz in die Fugen unter Ueberdruck
Zementmörtel bis zur vollständigen Dichtung eingepreßt. Hier wurde diese Dichtung
zum ersten Male unter Wasser vorgenommen. Zunächst wurde die Steinpackung
zwischen Pfeiler und Ufer beseitigt, um die Risse freizulegen. Dann wurden 9
schmiedeeiserne Einspritzröhren in die Risse eingeführt und durch halbringförmige
Holzscheiben in die Fugen eingedichtet. Die Fugen wurden nach Möglichkeit durch
Holzkeile geschlossen. Ueber diese wurde ein starkes, 1½ m hohes Segeltuchband um
den Pfeiler herumgelegt und durch zwei starke Zugbänder an das Mauerwerk stark
angepreßt. Der Saum des Segeltuches umschloß ein mit Werg umwickeltes Drahtseil.
Durch Streben und Latten wurde eine weitere Verstärkung und Aussteifung der
Abdichtung erzielt. Der Ueberdruck im Luftkompressor betrug 8 bis 10 at. Von hier
wurde durch Luftschläuche ein Druck von 4 at auf die drei je 70 l Mörtel haltenden
Mörtelkessel übertragen, von denen aus die Einspritzröhren durch Auswurfschläuche
gespritzt wurden. Die an einem Tage in den Pfeiler eingepreßte Mörtelmenge von 15
cbm genügte, um den Segeltuchverband von innen straff aufzutreiben, so daß die
Arbeit eingestellt werden. konnte. Der Mörtel bestand aus 1 Teil Zement und 1 Teil
Sand. Das Abbinden des Mörtel wurde durch im Kanal aufgehängte Mörtelkästen geprüft.
Nach 5 Wochen war der Mörtel soweit abgebunden, daß der Eisenbahnbetrieb wieder
aufgenommen werden konnte. Die Wiederherstellungsarbeiten kosteten nur 13000 Mk.
An Stelle der üblichen Abdeckung des Gewölberückens des Tunnelmauerwerkes mit
Asphalt-Isolierplatten und Ziegelflachschicht, die leicht durch nachdrückendes
Gesteinsmauerwerk. beschädigt werden können, wird eine Abdichtung durch
Zementeinspritzung empfohlen. Hierbei wird das Tunnelgewölbe im Schutz dünner
Eisenbleche auf dem Gewölberücken gemauert, durch die eine Ableitung des aus dem
Gestein kommenden Wassers ermöglicht wird. Die Hohlräume zwischen den Eisenblechen
und dem Gebirge werden mit dem Fortschreiten des Baues durch Steine und Geröll
ausgefüllt. Dann werden durch das Mauerwerk und das Schutzblech hindurch Bohrlöcher
getrieben und durch diese Zementmörtel in die Hinterfüllung unter hohem Druck
eingepreßt. Hierdurch entsteht ein sämtliche Hohlräume bis tief in das Gebirge
hinein ausfüllender tragfähiger und wasserdichter Betongürtel um das
Tunnelmauerwerk. Zur Beseitigung von Undichtigkeiten läßt sich das Verfahren in
alten Tunnels nachträglich anwenden. (Wolfsholz.)
(Zement u. Beton 1908 S. 508 u.S. 602).
Dr.-Ing. P. Weiske.
Betonsenkwalzen.
In Oesterreich sind seit 1903 Betonsenkwalzen nach System Feuerlöscher zur Sicherung von Grund- und Stauwehren, von Uferschutzbauten
und Brückenpfeilern selbst in reißendem Wasser mit großem Erfolge verwendet worden.
Die Herstellung der Senkwalzen erfolgt in zylindrischen, zweiteiligen Formen, deren
Enden zigarrenförmig zugespitzt sind. Diese Formen werden mit Eisendrähten von 5 mm
in der Längs- und Querrichtung, darüber mit einem Drahtnetz von 4 cm
Maschenweite und mit einer Lage von Jute ausgekleidet. Dann wird Beton eingestampft,
die Jute zusammengenäht und durch die angezogenen Drähte fest verschnürt. Diese
Senkwalzen werden ins Wasser geworfen, solange der Beton noch nicht abgebunden ist,
so daß sich die noch frischen Walzen allen Unebenheiten des Ufers und der Sohle
anpassen können. Nach dem Einwerfen in das Wasser ist dieses durch das Auslaugen der
Jute etwas getrübt, aber schnell klärt es sich, und man sieht die Senkwalzen
unbeweglich nebeneinander liegen. Senkwalzen von 1 bis 1,10 m kosten 30
bis 35 Mk. für das Meter Länge. (Schellenberger.)
(Mitteilungen über Zement etc. der Deutschen Bauzeitung 1908, S. 88).
Dr.-Ing. P. Weiske.
Eisenbeton-Bohlwerk.
Bei Spandau wird ein Durchstich durch die Götelwiesen zur Geradelegung- eines Teiles
der Havel hergestellt. Die Ufer sind mit Eisenbeton-Spundbohlen verkleidet. Letztere
sind 6,6 m lang, 0,8 m breit und 0,16 m dick, unten keilförmig zugespitzt und an den
Seiten mit Nut und Feder versehen. Ihre Eiseneinlagen bestehen aus 8 Längseisen von
16 mm , die in Abständen von 50 cm durch Bügel von 6 mm verbunden
sind. Mit dem dahinterliegenden Boden sind die Bohlen in 2,40 m Abstand durch 7 m
lange eiserne Anker von je 35 mm und eine Ankerplatte von 1 qm Fläche
verbunden. Anker und Ankerplatte sind mit Beton umhüllt. Die Anker greifen durch die
Spundwand hindurch und sind von derselben durch einen mit 4 Rundeisen von 16 mm
bewehrten Eisenbetonholm von 35.45 cm Querschnitt verbunden. Die Köpfe der
Bohlen sind durch einen Eisenbetonholm von 35.35 cm Querschnitt verbunden und
abgedeckt. Zum Schutz gegen Stöße der Schiffe und zum Einsetzen der Stakstangen der
Schiffer sind zwischen den Holmen an der Spundwand durchlaufende Eichenholzbohlen
befestigt und vor der Spundwand in Abständen von 15 m 40 cm starke kieferne
Holzpfähle eingerammt. Die Bohlen sind an Ort und Stelle in einer Mischung von 1 T.
Zement, 2½ T. Elbkies und 2½ T. Elbkiesschotter von 3–4 cm Korngroße hergestellt.
Die durch Erd- und Wasserdruck auf Biegung beanspruchten Bohlen erleiden im
ungünstigsten Falle 39,6 kg/qcm Betondruck- und 1130 kg/qcm Eisenzugspannung.
Bei der Bauausführung wurden zunächst in 72 m Abstand voneinander die beiden
Bohlenreihen eingerammt. Dann wurde der Durchstich ausgebaggert und das Ufergelände
um 1,5 m erhöht, so daß die Spundbohlen 2,30 bis 2,50 m weit im Boden stecken bei
einer Höhe des Kanalbettes von 4,0 bis 4,2 m.
(Zement u. Beton 1908, S. 568 mit Ergänzungen aus den Mitteilungen über Zement etc.
der Deutschen Bauzeitung 1908, S. 91 ff. und 93 ff.)
Dr.-Ing. P. Weiske.
Ueber Grundlagen der technologischen Mechanik.
In dieser vorläufigen Mitteilung zeigt der Verfasser theoretisch und experimentell
(an vergleichenden Zug-, Druck- und Zug-Torsionsproben), daß die Zug-, Druck- und
Torsionsdiagramme des gleichen Materials in gegenseitiger Beziehung stehen und aus
der sogenannten „Fließkurve,“ welche die Beziehung zwischen innerer Reibung
und spezifischer Schiebung ausdrückt, ableitbar sind. Auch die technologische
Qualität eines Materials wird durch diese Fließkurve charakterisiert: „Je höher
der Reginn der „Fließkurve“ liegt, um so härter ist das ursprüngliche
Material, je steiler dieselbe verläuft, eine um so itensivere, kalte Härtung
erfährt es mit wachsender Deformation und einen um so bedeutenderen
Deformationswiderstand setzt es seiner weiteren Kaltbearbeitung entgegen, je
später diese Kurve ihren Kulminationspunkt erreicht, um so „schmeidiger“
wird es sein.“ (Ludwik.) [Oesterr.
Wochenschrift f.d. öffentl. Baudienst, 1908, No. 42, S. 762.]
A.L.
Mikrographische Zementuntersuchungen.
Die mikrographische Zementuntersuchung hat sich als ein brauchbares Hilfsmittel für
die praktische Zementuntersuchung erwiesen, da es möglich ist, einen Portlandzement
von einem Eisenportlandzement mikrographisch zu unterscheiden, ferner aber auch die
Abbinde- und Erhärtungsvorgänge zu klären. Die Herstellung eines Zementschliffes
bietet keine besonderen Schwierigkeiten. Besondere Sorgfalt erfordert nur die
schließliche Entwicklung des Zementgefüges durch Polieren auf einer Tuchscheibe, was
zur Erhaltung klarer Gefügebilder unbedingt nötig ist.
Bei der Untersuchung des Portlandzementes im auffallenden Lichte wurde festgestellt,
daß jeder normal beschaffene Portlandzement, unabhängig von der Dauer der Erhärtung,
aus zwei Gefügebestandteilen, einem primären und einem sekundären besteht, von denen
letzterer mit dem Alter auf Kosten der ersteren zunimmt. Durch Aetzungen ließ sich
der primäre Gefügebestandteil teilweise in Kristallaggregate auflösen. Die einzelnen
Kristalle hatten einen 4- oder 6seitigen Umriß und sind hiernach zu urteilen Alite
Törnebohms. Als sehr geeignetes Aetzmittel erwies sich alkoholische Salzsäure.
Besonders kennzeichnend ist für den Portlandzement die Flußsäureätzung.
Eisenportlandzement ist im Schliff an den Schlackenresten meist leicht zu erkennen.
Einen weiteren Anhaltspunkt für die Anwesenheit von Schlacke erhält man durch
Behandlung mit Wasser; der Schliff erscheint in kurzer Zeit bis auf die
Schlackenreste mit flockigen Niederschlägen überzogen. In zweifelhaften Fällen
gewährt eine sichere Entscheidung die Flußsäure-Reaktion; die unveränderten
Schlackenreste sind an prachtvollen Interferenzfarben zu erkennen, die auf den
oberflächlichen Angriff der Schlacke durch Fluorwasserstoffsäure zurückzuführen
sind. Durch Vergleich der Interferenzbilder für bekannte Mischungen mit denen für zu
untersuchende Zemente ist es gelungen, noch 1 bis 2% Schlacke mit Sicherheit
nachzuweisen. Unsicher wird die Bestimmung, wenn die äußerst feinkörnige Schlacke
mehr oder weniger vollständig hydratisiert ist. Um ferner den Beweis zu erbringen,
daß die in den Portlandzementschliffen festgestellten Kristallbildungen tatsächlich
Alite sind, wurden Zementschliffe bis auf 200° im elektrischen Ofen nach Heräus eine Stunde lang erhitzt. Die Alitegruppen
traten deutlich hervor. Wären die Kristalle Kalkhydrat gewesen, so wären sie
zerstört worden. (Stern, Stahl und Eisen, 1908, S. 1542
bis 1546.)
J.
Reinigung des Eisessigs von Ameisensäure.
Die dem Eisessig beigemengte Ameisensäure kann man, wie P.
Pikos mitteilt, anstatt sie durch Permanganatlösung oder festes
Kaliumdichromat zu zerstören, durch metallisches Rhodium katalytisch in Kohlensäure und Wasterstoff zersetzen. Dieser
Prozeß wird vor der letzten Rektifikation ausgeführt. 30 g Rhodium reichen für einen
2000 l Kolonnenapparat beliebig lange Zeit aus. [Chemiker-Zeitung 1908, S.
906–907.]
A.