Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 324, Jahrgang 1909, S. 109 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Elektrischer Meßwagen für Schienenstöße.
Findet bei elektrischen Bahnen, wie dies zumeist der Fall ist, die Stromrückleitung
durch die Fahrschinen statt, so ist neben der mechanischen eine sorgfältige
elektrische Verbindung der Schienenstöße nötig, die durch Messung geprüft werden
muß; ferner ist man gezwungen, auch während des Betriebes den elektrischen
Widerstand der Schienenstöße zu überwachen. Zur raschen Vornahme derartiger
Messungen haben sich die städtischen Straßenbahnen in Wien in Verbindung mit den österreichischen Siemens-Schuckertwerken einen
besonderen Meßwagen gebaut, dessen Räder unter Verwendung von hölzernen Einlagen mit
von der Achse und somit vom Wagen isolierten Spurkränzen versehen sind. Im Innern
des Wagens befindet sich ein aus der Fahrleitung über einen auf dem Dache des
Fahrzeuges sitzenden Bügelstromabnehmer gespeister Gleichstrommotor für 500 Volt
Spannung, der einen Gleichstromerzeuger für 5 Volt Spannung und 200–300 Amp.
antreibt. Ferner sind zwei Präzisionsinstrumente für Strom- und Spannungsmessung und
die erforderlichen Nebenapparate vorhanden.
Zu der Messung wird der Wagen von einem Motorwagen über die Strecke geschleppt und
aus dem Stromerzeuger auf dem Fahrzeuge unter Vermittelung der beiden isolierten
Radkränze derselben Wagenseite einen Strom von rund 200 Amp. durch das zwischen
diesen Radkränzen befindliche Schienenstück von 2,1 m Länge geschickt. Zwischen den
beiden Radkränzen schleifen in etwa 1 m Entfernung auf den Fahrschienen als Kontakte
dienende Stahlfederbürsten, an die der Spannungsmesser im Fahrzeug angeschlossen
ist. Jeder Schienenstoß, der während der Fahrt zwischen die Räder und die Kontakte
gelangt, ergibt, falls sein Widerstand höher als der der Fahrschienen ist, ein
Sinken der Stromstärke des Stromerzeugers. Bei besonders schlechten Stößen geht der
Strom, bis auf 80 Amp. zurück; ferner steigt entsprechend der Spannungsabfall
zwischen den Kontakten. Da bei gewöhnlicher Fahrt die Zeit, in welcher sich ein
Schienenstoß zwischen den beiden Meßkontakten befindet, nur 1 bis 1½ Sek. beträgt,
so ist die Messung nur roh. Man muß daher, wenn der Ausschlag der Meßinstrumente
außergewöhnlich groß ist und auf einen schadhaften Stoß schliessen läßt, mit dem
Wagen zurückfahren und den Stoß genau nachmessen. Je nach der Schienen-lange und je
nachdem, wie oft mit Rücksicht auf eine mangelhafte Schienenverbindung ein Anhalten
nötig ist, können in einer Stunde mit dem Meßwagen 2–3 km Schiene oder, da immer nur
eine Schiene gemessen wird, 1–1,5 km Gleis geprüft werden.
Bei den Messungen hat sich herausgestellt, daß es vorteilhafter sein würde, wenn der
Meßwagen mit eigenen Antriebsmotoren ausgerüstet und die als Meßkontakte benutzten
Stahlfederbürsten, möglichst 2 m voneinander entfernt wären. (Spangler.)
(Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen 1908 S. 568–570).
Pr.
Zur Bremsung von Wagen mit einem Führerstand.
Bekanntlich ist es sowohl zur Vermeidung von Unfällen als auch zur Erzielung einer
hohen mittleren Fahrgeschwindigkeit vorteilhaft, eine möglichst wirksame Bremse zu
besitzen. Nun kann zwar eine beliebig hohe Bremskraft durch Hebelübersetzungen oder
Bemessung der Luftdruckbremszylinder erzielt werden; die Steigerung derselben über
ein gewisses Maß empfiehlt sich jedoch nicht, da mit abnehmender Fahrgeschwindigkeit
sich die Reibung zwischen Bremsklotz und Rad vergrößert und infolgedessen ein
Feststellen der Räder zu befürchten ist, Tritt das letztere ein, so gleitet das
Fahrzeug auf den festgestellten Rädern und der Bremsweg wird wesentlich verlängert.
Dieses Feststellen ist besonders bei den hinteren Rädern eines Fahrzeuges zu
befürchten, da infolge der hohen Lage des Fahrzeugsschwerpunktes beim Bremsen die
vorderen Räder stärker belastet und die hinteren Räder entlastet werden. Da je nach
der Fahrrichtung jede Achse beim Bremsen zeitweise entlastet werden kann, hat man im
allgemeinen bei Geschwindigkeiten bis zu 32 km/Std. nicht mehr als 95 v.H. der
Achsbelastung als Bremsdruck gewählt.
Hat ein Wagen jedoch nur einen Führerstand, so daß auch für die Bremsung nur eine
Fahrrichtung in Betracht kommt, so kann der Bremsdruck auf die vordere bezw. die
vorderen Achsen wesentlich gesteigert werden. Bei den entsprechenden Versuchen der
Denver City Tramway Company wurde bei einem
vierachsigen Wagen von etwa 17 t Gewicht mit vier Motoren der Bremsdruck der
vordersten Achse erst auf 107 v.H., dann auf 124, 133 und 166 v.H. gesteigert,
nachdem jedesmal das Fahrzeug einen Monat lang befriedigende Betriebsergebnisse
geliefert hatte. Schließlich wurde nach einer weiteren Betriebszeit von drei Monaten
der Bremsdruck auf 193 v.H. gesteigert Die zweite und dritte Achse wurden hierbei
mit 117 v.H. und die vierte Achse mit 96 v.H. abgebremst. Für Notbremsungen war das
Fahrzeug mit einem Zusatzbremszylinder ausgerüstet, der die Bremskraft um 45 v.H.
steigerte, so daß die erste Achse mit 280 v.H., die zweite und dritte Achse mit je
170 v. H, und die vierte Achse mit 148 v.H. abgebremst wurden. Da auch bei den
Notbremsungen niemals ein Gleiten der Räder beobachtet wurde, so muß geschlossen
werden, daß mit den angegebenen Werten noch nicht die äußerste Grenze erreicht ist.
Mit Rücksicht auf die Beanspruchung des Untergestelles, sowie darauf, daß der
Kolbenweg des Bremszylinders bereits vollständig ausgenutzt war, konnte eine weitere
Steigerung nicht vorgenommen werden. Allerdings hätte bei den Versuchen die zweite
Achse noch um etwa 50 v.H. stärker abgebremst werden können, Man nahm jedoch davon
Abstand, um eine einfachere Hebelanordnung zu behalten. Durch die kräftige Bremsung
der vorderen Achsen wurde die mittlere Bremskraft bei diesem Fahrzeuge auf 131 v.H.
für Betriebsbremsungen und 190 v.H. für Notbremsungen gesteigert. Bei einem 20 t
schweren Wagen mit vier Motoren, sowie bei 13,4 t schweren vierachsigen Wagen mit
zwei Motoren wurde auf dieselbe Weise eine Steigerung der mittleren Bremskraft auf
128 v.H. und 107 v.H. erzielt.
Ueber das Sandstreuen beim Bremsen äußert sich der Verfasser dahin, daß es bei nassen
Schienen zwar wesentlich ist, daß sich jedoch mit Luftdrucksandstreuern nur
schwierig befriedigende Ergebnisse erzielen lassen, da das Anstellen derselben bei
jeder Bremsung in zu geringen Zwischenräumen erfolgt und daher einen zu großen zum
wesentlichen Teil unnötigen Sandverbrauch ergibt. Ueberdies ist jeder
Druckluftsandstreuer zu verwerfen, der unmittelbar aus dem Hauptluftbehälter
gespeist wird, da hierdurch eine Verringerung des zur Bremsung zur Verfügung
stehenden Luftdruckes die Folge ist. Dieser Nachteil kann nur dadurch behoben
werden, daß die Betriebsluft für den Sandstreuer einem getrennten Behälter entnommen
wird. (Macaloney) (Electric Railway Journal 1903 Bd. II
S. 587–588.)
Pr.
Der Edison-Akkumulators. D. P. J. 1904, S. 476..
Bei dem von der Deutschen Edison-Akkumulatoren-Company G.m.b.
H., Berlin, gebauten Edison-Akkumulator ist
die Zelle ausschließlich aus stark vernickeltem Eisenblech sowohl für den Trog, als
auch für die Träger der aktiven Masse hergestellt. Als Isoliermittel für die
Elektroden wird Hartgummi, als Elektrolyt 21prozentige, chemisch reine Kalilauge
verwandt, die bei Verdampfung durch destilliertes Wasser ergänzt werden kann. Die
äußere Zellenform ist rechteckig. Die Trogwände sind gewellt, die Nähte geschweißt.
Zur Aufnahme der aktiven Masse dienen im Zellen-innern eiserne Gitter, in die aus
dünnem, perforierten Stahlblech hergestellte, mit der Masse versehene Taschen
eingelegt werden. Diese Masse besteht bei den positiven Platten hauptsächlich aus
Nickeloxyd, bei den negativen aus einer Mischung von Eisen- und Quecksilberoxyd. Die
Taschen werden unter hohem hydraulischen Druck in die Platten eingesetzt und
unverrückbar befestigt. Die Platten werden durch eingeschobene dünne
Hartgummistäbchen von quadratischem Querschnitt in dem erforderlichen Abstand
gehalten, der, von Tasche zu Tasche gemessen, nur etwa I mm beträgt. Die
Raumausnutzung ist daher eine sehr günstige. Zwei positive wechseln mit einer
negativen Platte ab. Die Stromzuführung erfolgt durch zwei die Platten überragende
Polbolzen, die mittels Stopfbüchsen und Weichgummiringen gegen den Trog abgedichtet
sind. Die Füllöffnung des Troges ist durch eine mit Weichgummi abgedichtete Klappe
geschlossen, die gleichzeitig als Ventil ausgebildet ist, um den bei der Ladung
entwickelten Gasen Austritt zu gestatten. Die Ladedauer einer Edisonzelle beträgt
bei der normalen Ladestromstärke etwa 3¾ Stunden. Die Zellenspannung am Ende der
Ladung beträgt 1,8 V, die freie Spannung 1,6 V. Bei Entladung von 10 Stunden Dauer
rechnet man mit einer mittleren Spannung von 1,25 V. Die Zellenspannung beim
Edison-Akkumulator ist also niedriger als beim Bleiakkumulator. Bei unbenutztem
Stehen entladen sich die Akkumulatoren um 1 bis 2% für den Tag. Je nach dem
Gebrauchszweck werden sie in offenen oder geschlossenen Traggestellen in Gruppen von
zwei bis zehn Stück zusammengebaut. Ihr Vorzug besteht in der Abwesenheit von Säure-
oder anderen übelriechenden Dämpfen, sowie der Unempfindlichkeit gegen
Erschütterungen. Sie eignen sich daher besonders für den Elektromobilbetrieb. Das
Gewicht einer Edisonbatterie für ein Lastautomobil von 2 t Nutzlast beträgt rund 575
kg bei einem Anschaffungspreis von 2980 M. Bei Personenfahrzeugen entspricht die
Lebensdauer der Batterie rund 45000 Wagenkilometern, bei Lastwagen rund 30000 km.
Für die Amortisation der Batterie ist bei Lastfahrzeugen 9 Pf., bei
Personenfahrzeugen 6 Pf. pro Wagenkilometer zu rechnen. Die Ladestromkosten stellen
sich bei Selbsterzeugung des Stromes und einem Satz von 5 Pf./KW-Stunde für 75 km
täglicher Fahrstrecke bei Personenfahrzeugen auf 2 Pf. pro Wagenkilometer, bei
Lastwagen mit 2 t Nutzlast und 50 km pro Tag Fahrstrecke auf 3 Pf. pro
Wagenkilometer. (Elektrotechnische Zeitschrift, XXIX. Jahrgang, Heft 44, Seite
1061.)
J.
Weir's „Uniflux“ Kondensator.
Für die elektrische Zentrale in Wood-Lane der Kensington and
Notting Hill Electric Lighting Company hat die Firma G. and J. Weir in Glasgow zwei Kondensator-Sätze
zum Anschluß an je eine Oerlikon-Turbine von 2000
PS konstruiert, bei dem die Kondensatoren ohne Umführungswände entworfen sind, wo
der Dampf also in gerader Linie von der Eintrittserweiterung zum Auslaßstutzen
fließt. Der Kondensator mit 282 qm Kühlfläche hat den Querschnitt eines
gleichschenklichen Dreiecks, dessen einer Schenkel wagerecht liegt und die
Bodenlinie bildet. Der Dampf wird in eine die ganze kürzere Dreieckseite umfassende
Erweiterung zugeführt, während der Auslaß für das Kondensat sich nahe der
gegenüberliegenden Dreieckspitze befindet.
Die vertikalen, mittels Renolds Kette elektrisch
angetriebenen Zwillings-Trockenluftpumpen haben 45 6 mm Zylinderdurchmesser und 127
mm Hub. Anzahl Umdreh. 180 i.d. Min. Sie sind ohne Kühlmantel ausgeführt und werden
durch Wassereinspritzung gekühlt. Die Wasserpumpe ist mit der Luftpumpe auf der
gleichen Grundplatte aufgestellt und wird mittels einer zweiten Renolds Kette vom gleichen Motor (10 PS)
angetrieben.
Die folgenden Zahlen geben Werte aus dem regelmäßigen Betrieb.
Vakuum im Auslaßrohr
712 mm bei 762 mm Luftdruck
Einlaß Umlaufwasser
24° C.
Auslaß „
35° C.
Kraftverbrauch Luft- und Wasserpumpe
6 PS
„ Umlaufwasserpumpe
55 PS
Dampfkondensiert i.d. St. f.d. qm Kühlfläche 14,4
kg.
Der scheinbar hohe Kraftverbrauch der Umlaufwasserpumpe rührt daher, daß sie das
Wasser auf die rund 9,5 m hohen Kühltürme schaffen muß. Nach Abzug dieser Leistung
bleiben 18,1 PS oder 0,9 v.H. der Turbinenleistung für den Umlauf-Kraftverbrauch
übrig, im Ganzen für die Kondensator-Hilfsmaschinen 24 PS oder 1,2 v.H. der
Normalleistung. (Engineering 1908, II., S. 765–766).
Ky.
Beton-Eisensäulen.
Die aus Gründen der Feuersicherheit häufig bewirkte Einbetonierung eiserner Säulen
steigert auch deren Festigkeit. In Betracht kommt jedoch nur der von den
Eisenprofilen eingeschlossene Betonkern, während der übrige Teil des Betons „die
Kruste“ als tragender Bauteil unzuverlässig ist. v.
Emperger hat im Anschluß an seine Versuche über die erforderliche Anzahl
der Verbindungslaschen der Eisensäulen die Bruchlast ausbetonierter Säulen
festgestellt, deren Bruchlast ohne Beton vorher ermittelt war. Die Säulen wurden mit
ihren bei dieser Prüfung erhaltenen Ausbiegungen mit einer Betonmischung 1: 3
ausgestampft und nach 7 Wochen geprüft. Obgleich sich bei Säulen ohne Ausbiegungen
größere Festigkeiten hätten nachweisen lassen, sollte durch diese Versuche noch
nachgewiesen werden, daß kleine Schäden, die bei der Montage einer Säule
unvermeidlich sind, durch die Ausbetonierung unschädlich gemacht werden. Der
tragende quadratische Säulenquerschnitt wurde von 4 Winkeleisen von 6 cm
Schenkellänge gebildet, deren Ecken einen Abstand von 20 cm hatten. Der Beton hatte
eine Druckfestigkeit von im Mittel 208 kg/qcm. Die Steigerung der Bruchlast nach 7
Wochen beträgt über 100 v.H.
Nimmt man an, daß der erzielte Ueberschuß der Bruchlast von dem zwischen den
Profileisen eingeklemmten Betonkern aufgenommen wird, so beträgt seine
durchschnittliche Bruchbeanspruchung 212 kg/qcm. Der Beton wird also unabhängig von
der Länge der Eisensäule bis zu seiner Bruchfestigkeit ausgenutzt.
Tabelle.
Länge
Eisen-quer-schnitt
Beton-quer-schnitt
Querverband
Bruchlast
ZunahmederBruchlast
Fläche
Entfer-nung
ohneBeton
mitBeton
m
qcm
qcm
mm
cm
t
t
t
v.H.
2,1
31,6
368,4
60,6
20
75
155
80
107
2,1
31,6
368,4
60,6
20
60
155
95
158
2,65
27,4
372,1
120,6
50
65
125
60
92
3,15
27,4
372,1
120,6
100
58
154,3
96,3
166
3,60
27,4
372,1
120,6
50
65
125,5
60,5
93
i.M.
123
v. Emperger schlägt vor, in derartigen Beton-Eisensäulen
den Betonkern mit mindestens 25 kg/qcm, das Eisen mit 800 kg/qcm zu beanspruchen,
(v. Emperger.) [Beton u. Eisen 1908, St. 266
ff.]
Dr.-Ing. P. Weiske.
Betonpfahlgründung.
Bei der Betonpfahlgründung nach System Raymond werden
konische Blechrohre in den Boden eingetrieben und mit Beton ausgefüllt. Die
Pfahlköpfe werden durch eine Betonplatte verbunden, auf der sich das aufgehende
Mauerwerk aufsetzt.
Der besondere Vorzug der Bauweise ist die konische Form der Pfähle, bei der die
Belastung viel gleichmäßiger am Pfahlumfange auf den Baugrund übertragen wird als
bei prismatischen Pfählen.
Wenn ein konischer Pfahl eine harte Bodenschicht nahe an der Oberfläche durchdringt
und sein unteres Ende in weniger festem Boden sitzt, so wird die Tragfähigkeit des
festeren Bodens besser ausgenutzt als beim prismatischen Pfahl. 7,5 m lange konische
Pfähle erweisen sich ebenso tragfähig als 12 m lange prismatische; 6 m lange Pfähle
von 50 cm oberem und 15 cm unterem Durchmesser übertrafen nur schwach sich
verjüngende 10,5 m lange Pfähle. (Burchartz.) [Beton u.
Eisen 1908, St. 257 ff]
Dr.-Ing. P. Weiske.
Kontinuirliche Träger mit elastisch verbundenen
Stützen.
Bei der Berechnung von über mehreren Stützen fortlaufenden Eisenbetonbalken wird
gewöhnlich angenommen, daß die Balken auf den Stützen frei auflagern, obgleich die
Balken mit den Stützen durch den Zusammenhang des Betons und der Eiseneinlagen
elastisch verbunden sind.
Genel hat den Einfluß dieser elastischen Verbindung auf
die Trägermomente bei senkrechter Belastung der Träger mit 1 bis 5 Oeffnungen
gleicher Feldweite und für Träger mit 3 Oeffnungen und Feldweiten mit dem Verhältnis
0,8 : 1,0 : 0,8 bzw. 0,8 : 1,0 : 1,0 untersucht. Es werden bei einem Tragsystem
unterschieden: 1. obere Träger (belastet), 2. Stützen, 3. untere Träger oder
Verbindungen der Stützenfüße (unbelastet). Auf die oberen Träger wirken die
Biegungsmomente aus der Belastung, wobei die Trägerenden als frei aufliegend
angenommen werden, und die Stützmomente je zweier benachbarter Stützen. Auf die
Stützen wirken die Stützmomente am oberen und unteren Ende derselben und auf die
unteren Träger die an den Säulenfüßen vorhandenen Stützmomente. Nach diesen Momenten
lassen sich für jede Schnittstelle eines Stabes die Momentengleichungen
aufstellen und daher die für die Berechnung der unbekannten Stützmomente
wichtigen Gleichungen aus der Elastizitätslehre:
A=\int\,\frac{M^2}{2\,E\,J}\,ds= Minimum bzw.
\int\,\frac{M}{E\,J}\,\frac{d\,M}{d\,x}\cdot\,ds=0
ermitteln. Hierbei wird der Elastizitätsmodul E und das Trägheitsmoment J innerhalb einer Stablänge als konstant angenommen. Die genauere
Untersuchung zeigt, daß der Einfluß der Lagerung der Stützenfüße auf die
Trägermomente nur von geringem Einfluß ist. Ein von dieser Lagerung abhängiger
Koeffizient a ist für Gelenke am Säulenfuß 1,0, für
feste Einspannung des Säulenfußes 0,75.
Die am oberen Träger auftretenden Momente lassen sich als Funktionen des
Ausdruckes
\alpha\,\frac{h}{l}\,\frac{J_l}{J_h}
berechnen.
Hierbei ist h die Stützenhöhe, l die Feldweite, Jl das Trägheitsmoment innerhalb des Trägerfeldes und Jh das Trägheitsmoment
der Stütze.
Genel drückt die Trägermomente in der Form
M=C\,\left(\frac{p}{g}\right)\,\frac{l^2}{8}
aus, so daß man ohne weiteres die Verkleinerung des
„einfachen“ Biegungsmantels
\left(M=p\,\frac{l^2}{8}\right bzw.
g\,\frac{l^2}{8} für Nutzlast oder Eigengewicht)
durch die Einspannung der Trägerenden erkennen kann.
Die Ergebnisse sind in 7 Tabellen zusammengestellt. (Genel).
(Beton u. Eisen 1908 S. 317 ff.)
Dr.-Ing. P. Weiske.
Der Schwedische Staat als Eigentümer von Wasserkräften.
Der Schwedische Staat, welcher seit jeher Eigentümer von zahlreichen großen und
kleinen Wasserfällen war, hat vor kurzem für einen Betrag von 4,25 Millionen Mark
Wasserfälle angekauft, die den elektrischen Strom zum Betriebe der Staatsbahnen
liefern sollen. Während aber der Ausbau und die Ausnutzung der Wasserkräfte durch
den Staat bis in die jüngste Zeit ungleich langsamer fortschritten als bei privaten
Anlagen, sind die Arbeiten bei der Verwertung der Trollhättan-Fälle von dem hierzu
eigens geschaffenen Amt so schnell gefördert worden, daß das Kraftwerk
voraussichtlich im Jahre 1910 eröffnet werden wird. Für die Verwaltung dieses
Kraftwerkes wird das im Jahre 1907 geschaffene Wasserfallamt zu einer Behörde
erweitert, welcher die Leitung aller staatlichen Kanal- und Wasserkraftbauten
zufallen soll. Um die Leistungsfähigkeit des Trollhättan-Kraftwerkes, welches
vorläufig für 76000 PS geplant ist, zu vergrößern, hat der Staat einige kleinere
Wasserfälle in der Nähe des Väuern-Sees angekauft und wird außerdem vorgeschlagen,
die Papiermühlen, die unterhalb Lilla Edet liegen, sowie die Vargön-Fabriken am
Göta-Fluß oberhalb Trollhättan mit ihren Wasserfällen anzukaufen. Einen großen
Einfluß auf die Entwicklung dieses Kraftwerkes wird ferner die Regulierung des
Göta-Flusses und des Väuern-Sees ausüben, dessen Abfluß ursprünglich mit Rücksicht
auf den großen Kraftverbrauch der benachbarten Fabriken bei Tage auf 700 cbm und bei
Nacht auf 300 cbm in der Sekunde festgesetzt worden war. Verschiedene Befürchtungen,
die bezüglich der auch bei Nacht arbeitenden Werke und bezüglich des Verkehres
im Kanal geäußert worden sind, haben zur Folge gehabt, daß die Wassermenge während
14 Stunden auf 510 cbm und während der verbleibenden 10 Nachtstunden auf 200 cbm
i.d. Sekunde bemessen werden wird, eine Einteilung, welche, abgesehen von der
Wasserkraft des Väuern-Sees, eine Vermehrung der Leistungsfähigkeit des
Trollhättan-Werkes um 32000 PS zur Folge haben würde. Die Regulierung des
Göta-Flußes übt aber einen Einfluß auf alle höher gelegenen Wasserkraftanlagen, so
daß der Staat genötigt sein wird, die V argön-Fälle anzukaufen, die er ebenfalls für
seine Zwecke nutzbar machen könnte. Der Ankauf dieser Anlagen, sowie der
Inlandpapierfabriken wird gegenwärtig vom Staat eifrig- betrieben. Die durch die
Regulierung des Göta-Flusses nutzbar zu machende Wasserkraft wird auf 180000
Turbinenpferdestärken veranschlagt. (Zeitschr. d. österr. Ingenieur- u.
Archit.-Vereines, 1908, S. 714–715.)
H.
Die Wasserkräfte des Staates New-York.
Abgesehen von den ungeheuren Wasserkräften des Niagara- und des St. Lorenz-Stromes
könnte etwa eine Million PS an den Wasserläufen im Gebiete des Staates New-York
verfügbar gemacht werden. Eine sehr ungünstige Berechnung, bei welcher angenommen
wird, daß 55% dieser Wasserkraft wegen der großen Schwankungen zwischen dem höchsten
und niedrigsten Wasserstand unberücksichtigt bleiben müssen, ergibt schon, daß die
ungenutzten Wasserkräfte einen jährlichen Verlust von etwa 25 Millionen Mark
darstellen, wozu noch die Hochwasser- und sonstigen Flußschäden zu rechnen sind. Der
Bericht befürwortet daher auf das dringendste die umfassende Ausnutzung der
Wasserkräfte durch den Staat, insbesondere die Anlage von Talsperren, indem er
darauf hinweist, daß der Ausbau der Wasserkräfte durch Private oder kleinere
Körperschaften den Zweck nicht so fördern können, weil diese nur solche Anlagen in
Angriff nehmen würden, bei welchen ein Gewinn zu erwarten ist. Für die Anlage von
Talsperren zur Aufspeicherung der Hochwässer und zu ihrer Verwertung für
Kraftwerke kommen zunächst der Sacandaga-Fluß in der Nähe von Conklingville sowie
der Genesee-Fluß in der Nähe von Portage in Frage. Im ersteren Falle handelt es sich
um ein Staubecken von etwa 100 qkm Fläche und über 500 Millionen cbm Wasserinhalt,
welches imstande wäre, 50000 PS zu erzeugen, das ist mehr,, als die Wasserkraftwerke
von Lowell, Lawrence und Holyoke zusammengenommen. Die Talsperre am Genesee-Fluß würde einen
gekrümmten Damm von etwa 400 m Länge an der Krone und 54 m Breite an der Sohle
erfordern und ein Staubecken von 1,6 km mittlerer Breite, 38 qkm Oberfläche und 500
Millionen cbm Wasserinhalt ergeben, welcher bei einer jährlichen mittleren
Wasserabgabe von 16,8 cbm in der Sekunde ermöglichen würde, mit Hilfe eines Tunnels
von 4,8 km Länge und 6 m Durchmesser fortlaufend 32000 PS zu erzeugen. (The
Engineering Record 1908, II., S. 149.)
H.
Das Verhalten der Eisenelektrode im alkalischen
Sammler.
Bei der Entladung beträgt das Potential der Eisenelektrode in 17prozentiger Kalilauge
(bezogen auf 10prozentiges Zinkamalgam in der gleichen Kalilauge als
Vergleichselektrode) im ersten Augenblick 0,4 Volt, verbleibt darauf längere Zeit
bei 0,45 Volt, steigt dann allmählich auf etwa 0,6 Volt und schnellt schließlich auf
1,2 Volt hinauf. Das Anfangspotential ist das einer Eisen-Wasserstoffverbindung; diese geht bei der Entladung in reines Eisen
über, das sich seinerseits bei weiterer Entladung in das Eisenoxydhydrat Fe2O3.2H2O umzuwandeln scheint. Das Schlußpotential ist das des
gasförmigen Sauerstoffs.
Die Kapazität der ersten Stufe (Entladung von Eisenwasserstoff zu Eisen) beträgt 40
v.H. der Gesamtkapazität. Die Elektrode zeigt starke Selbstentladung. Bei der
Entladung wird Wasser von der Elektrode aufgenommen. Der Temperaturkoeffizient des
Eisen-Nickelakkumulators ist außerordentlich klein. Göttinger Dissertation von O. Faust (1908).
A.